Trump und die Börsenreaktion

Der Sieg Trumps und seine börsentechnischen Folgen, sind hier bei uns einerseits keine massive Überraschung und doch so wie sie heute nun real ablaufen, irgendwie schon.

Dass die Unterstützung für Trump höher ist, als es bei den Umfragen angegeben wird und ein Sieg daher nach wie vor möglich war, war uns recht klar. Die Menschen die Trump wählen, wurden medial als "White Trash" in die Ecke gestellt und deswegen lügt man vor den Mikrofonen lieber und rächt sich dann in der Wahlkabine.

Dass die Demoskopen diesen - seit dem Brexit gut bekannten - Umstand, aber erneut nicht sinnvoll in ihr Zahlenwerk einbauen konnten, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten und stellt der derzeitigen Demoskopie ein vernichtendes Zeugnis aus.

Da die letzten Tage fast jeder vor einem erneuten Brexit-Effekt bei den Umfragen gewarnt hat, habe ich noch gestern argumentiert, dass die demoskopischen Institute das doch bestimmt schon kompensiert haben und eine Überraschung eher in die Gegenrichtung kommen sollte.

So kann man sich irren, diese Inkompetenz der Branche, habe ich mir ebenso nicht vorstellen können wie der Markt, der gestern schon Clintons Sieg zu feiern versuchte. Man darf ja wie beim Brexit mal einen Fehler machen. Daraus aber nichts zu lernen und diesen in grösserem Umfang zu wiederholen, ist für die Demoskopen und Medien nur noch peinlich.

Gerechnet habem wir bei einem Sieg Trumps auch mit einer scharfen Unsicherheitsreaktion, die uns schnell um 5% nach unten bringt und die 2.000er Marke im S&P500 testet. Und danach war ein Rebound auf dem Radar, wenn klar wird, wofür Trump steht. Denn nein, dass Trump der Untergang der Börsenwelt sei, war hier nie unsere Erwartung.

Im frühen Handel hatten wir heute die 5% Minus und der S&P500 Future ging bis 2.032 nach unten. Alles im Plan also sozusagen. Auch die Sektoren, die unter Trump nun zu favorisieren sind, hatten wir richtig auf dem Radar, schon im Vorfeld in den letzten Tagen und Wochen, aber auch heute früh.

Dass der Rebound dann heute aber so schnell und schon vor Eröffnung der Wallstreet kommt, hatten wir so aber nicht auf dem Radar und überrascht und dürfte mit dem überraschend moderaten und konzilianten Ton zusammen hängen, den Trump nun bei seiner Siegesrede angeschlagen hat, der grosse Ängste um Handelskriege erst einmal dämpft.

Wo stehen wir nun als Anleger?

Hier im freien Bereich nun 7 klare Grundaussagen. Dass wir uns mit dem Thema in der Community weit intensiver befassen, sehen Sie schon an der Vielzahl der heutigen Artikel und der Kommentare:

(1)

Das grosse Nachdenken, was Trump bedeutet und was nicht, hat gerade erst begonnen. Er hat auch bei Trump und seiner Mannschaft selber begonnen, denn der Kandidat hatte ja gar kein voll durchdachtes Wahlprogramm. Vieles muss sich da nun erst finden und was Trump selber noch nicht weiss, kann der Markt auch nicht einpreisen.

Der heutige, schnelle Rebound, hat also viel mit technischem Verhalten zu tun, weil viele vom Brexit als Muster ausgehen und sich nicht zu spät einkaufen wollen. Auch war das Sentiment vor der Wahl eher bärisch und bot guten Raum für eine Erleichterungsrally, wie ich hier ja auch im Vorfeld argumentiert habe.

Das wars also noch nicht und der Rebound sollte nicht überbewertet werden. Das Nachdenken geht jetzt erst los und wir sollten den Rebound als Chance begreifen, nun die Umschichtungen vorzunehmen, die in der neuen Welt des Donald Trump nun nötig sind. Vor uns liegt eine Phase erhöhter Unsicherheit und hoher Volatilität, da sich die politischen Grundlagen radikal verändern.

(2)

Klar ist zum Beispiel, dass Trump ein grosses Konjunktur und Infrastruktur-Programm fahren wird und somit die US Binnenkonjunktur und alle Unternehmen die davon abhängen, eher profitieren werden. Alle US Unternehmen, die davon profitieren, sind ein klarer Kauf. Das gilt auch für europäische Unternehmen mit amerikanischen Töchtern.

(3)

Klar ist auch, dass der freie Welthandel unter Druck gerät und sich protektionistische Tendenzen weiter verstärken. Und damit kommen die grossen Exportnationen wie China oder eben Deutschland unter Druck. Der mittelfristige Ausblick für Exportwerte in Deutschland, ist heute sehr viel schlechter geworden.

(4)

Klar ist auch, dass der -> Aerospace & Defense Sektor <-., zu den Gewinnern gehören wird und auf keinen Fall einen Nachteil durch die Trump-Administration hat. Hier ist Schwäche weiterhin eine Kaufgelegenheit.

(5)

Klar ist auch, dass "Big Healthcare" zu den grossen Gewinnern gehört, da diese Aktien das ganze Jahr 2016 unter der von Clinton ausgehenden Rhetorik erwzungener Preisregulierung gelitten haben. Hier ist heute durch die Bank alles deutlich im Plus.

(6)

Klar erscheint auch, dass Yellen als FED-Chefin Geschichte ist, sie wird entweder selber zurück treten oder spätestens am Ende ihrer Amtszeit in einem guten Jahr ausgetauscht. Auch das wirft Fragezeichen auf, denn einerseits hat Trump die Niedrigzinspolitik kritisiert, andererseits wird er sie brauchen, um seine Konjunkturprogramme finanzieren zu können.

(7)

Klar ist auch, dass Trump, um bei seinen Wählern seine Versprechungen einzulösen, die Druckerpresse braucht. Und das wird den Dollar mittelfristig schwächen und Gold tendentiell helfen.

So weit hier im freien Bereich, ein paar erste - eher offensichtliche - Tendenzen.

Wichtig ist zu verstehen, dass der Markt Trump heute *noch nicht* eingepreist hat. Der Markt kann das gar nicht, weil keiner genau weiss, wofür Trump nun in Realität steht.

Heute haben wir nur einen initialen Schreck und ein reflexartiges Kaufen gesehen, auf das die Märkte seit Jahren konditioniert sind und das auch beim Brexit wieder profitabel war.

Die Zeit, in der Trump eingepreist wird, die kommt jetzt erst, wenn Stück für Stück klarer wird, wofür seine Administration stehen wird.

Dass wir uns bei Aktien, die von Trumps Programmen potentiell profitieren - so wir sie schon erahnen können - nun aber wohler fühlen, als bei Werten, die potentiell mit hohen Importzöllen überzogen werden, dürfte klar sein.

Ihr Hari

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2 Gedanken zu „Trump und die Börsenreaktion“

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