Was sind die CME Micro E-Mini Futures?



"Futures" sind ja nur für Profis, denken noch viele Anleger, was sich aber nun spätestens mit der Einführung der CME Micro E-Mini Futures geändert hat.

In der Community haben wir das Thema schon längst ausführlich besprochen, viele Mitglieder handeln diese mittlerweile auch, vor allem über einen der größten, internationalen Broker Interactive Brokers und seine "Introducing Brokers" wie Lynx oder Captrader. Ob Ihr Broker Ihnen einen Zugang zu derart professionellen Mitteln bietet, müssen Sie selber überprüfen, ich mache hier keine Broker-Empfehlungen und kassiere auch keine Provisionen für Links.

Ich will aber auch die Leser im freien Bereich darüber aufklären, was es mit den Micro-Futures auf sich hat, vielleicht ist es ja dann auch etwas für Sie. Und Wissen schadet sowieso nie.

Allerdings muss ich nun einen Wermutstropfen in den ansonsten sehr schmackhaften Wein herein kippen, denn unser geliebter Finanzminister Olaf Scholz, wird -> mit seiner neuesten Steuer-Idee <- ab 2021 wohl auch den Handel mit Futures für Privatanleger erheblich behindern bis unmöglich machen.

Ist ja auch viel "besser", wenn die "dummen" Anleger, die ihr Geld nicht wie er auf dem Girokonto liegen haben, dafür teure und intransparente Zertifikate und sonstige Derivate der Finanzindustrie nutzen. Nach meinem Eindruck scheinen ihm Derivate ja auch bei seiner sogenannten "Finanztransaktionssteuer" sehr am Herzen zu liegen, im Gegensatz zu direkten Investments der Bürger in Produktivkapital. Wer hier Sarkasmus findet, darf ihn behalten.

Aber lassen wir diese steuerlichen Fragezeichen mal beiseite, die gibt es im derzeitigen politischen Klima bei vielen Anlageklassen und wie oben schon gesagt, Wissen hat für sich alleine Wert, ob man es dann einsetzt, ist ja noch eine andere Frage.

Ich behandele das Thema hier in Form eines Q+A, das nicht theoretisiert, sondern (hoffentlich) von praxisrelevanten Fragen aus der Sicht eines normalen Anlegers ausgeht:

Frage 1: Warum handelt man nicht den Index direkt?

Die Antwort ist ganz einfach, vermutlich aber trotzdem nicht jedem klar: Einen Index kann man nicht direkt handeln! Weder den DAX noch den S&P500, noch einen anderen Index.

Denn ein Index ist ein Index, der sich aus Einzelaktien errechnet und daher kann es für einen Index gar keinen Handel an einer Börse geben. Gehandelt werden die Einzelaktien und der Index daraus automatisch errechnet.

Wenn Sie einen Index handeln und im Depot halten wollen, brauchen Sie also immer einen Intermediär, der Ihnen ein Handelsvehikel an die Hand gibt, das den Index so gut wie möglich abbildet. Zum Beispiel einen DAX-ETF oder einen CFD oder ein Zertifikat.

In all diesen Fällen, ist man dann aber von dem Intermediär (Emittenten) abhängig, mit allen bekannten Risiken und Problemen in Form von Handelsaussetzungen.

Frage 2: Was sind Futures denn anderes als so ein Handelsvehikel?

Die Geschichte von Futures und ihre immense volkswirtschaftliche Bedeutung, können Sie woanders in Ruhe nachlesen, wenn es sie interessiert. Es sind Termingeschäfte, die ihre Anfänge im Agrarbereich schon im Altertum hatten, ein Bauer der noch Geld braucht um überhaupt zu ernten, will vielleicht seine Ernte schon vorher verkaufen, um das benötigte Kapital für die Ernte überhaupt zu besitzen.

Mit "Zocken" haben Futures (und auch Optionen) also ursprünglich wenig zu tun, mit volkswirtschaftlich sinnvollen Absicherungsgeschäften dagegen eine Menge und das ist auch heute noch so - auch bei kompetenten Privatpersonen und auch, wenn das den Horizont mancher Politiker übersteigt.

Für uns hier ist einfach wichtig, dass diese Terminkontrakte einem echten Handel unterliegen, der Preis ergibt sich an einer Terminbörse frei zwischen Angebot und Nachfrage freier Marktteilnehmer.

Das ist der *zentrale* Unterschied, zu allen anderen oben genannten Instrumenten von ETF bis Zertifikat. Futures haben *echten* Handel und sind nicht von Emittenten abhängig. Damit fallen auch keine Kosten an, die ein Intermediär für sich vereinnahmen will, deswegen bietet er diese Vehikel wie ETFs, CFDs oder Zertifikate ja an.

Futures werden an einer offiziellen Terminbörse gehandelt, in Europa ist das zum Beispiel die -> Eurex <- und für die hier besprochenen Micro E-Mini Futures die -> CME <-, die größte Terminbörse der Welt in Chicago.

Die Kurse der Futures weichen daher vom Index ab, aber in der Regel nicht so weit, dass man sich darüber Gedanken machen muss. Wer also einen Index im Future statt im Index selber verfolgt, wird sich irgendwann mal wundern, dass beispielsweise der SPX im Future bei 3.009 ist und im Index nur bei 3.001, am relativen Gewinn und Verlust ändert das aber nichts, was wirklich Relevanz hätte.

Frage 3: Warum handeln Privatpersonen dann in der Regel keine Futures?

Der Kontraktwert des regulären S&P500 Futures ist 250, was bedeutet, dass ein Indexpunkt 250$ wert ist.

Was wiederum bedeutet, dass die kleinste Einheit die Sie handeln können - nämlich 1x S&P500 Future - einen Kapitaleinsatz von 250 x (aktueller Kurs) = 250 x 3.000 = 750.000$ bedeutet!

750K als kleinste Einheit, das dürfte Privatleute überfordern, von Bill Gates vielleicht abgesehen. Futures waren also bisher in der Regel etwas für das große Geld.

Wenn also eine Privatperson schreibt, sie würde "SPX Futures" handeln, ist diese zumindest vielfacher Multimillionär oder will sich wichtig machen oder drückt sich nicht richtig aus. Was diese dann real handelt, ist eher eine Ableitung vom echten Future, eine Ableitung für Kleinanleger.

Frage 4: Was sind dann E-Mini und Micro E-Mini Futures?

Die CME hatte erkannt, dass diese Grössen zu viele semiprofessionelle Kunden ausschliessen und in Folge die E-Mini Futures kreiert, die einen Kontraktwert von 50 haben, was 50*3.000=150.000$ als kleinste Einheit beim SPX Future bedeutet.

Das war ein wichtiger Schritt und hat diese Futures wesentlich populärer gemacht. Mittlerweile haben die E-Minis höheres Volumen als die originalen Futures selber. Allerdings ist das als kleinste Einheit immer noch zu viel für praktisch jede Privatperson.

Selbst eher vermögende Privatpersonen können die E-Minis beispielsweise zum Hedging nur begrenzt nutzen, weil 150.000$ Schritte für eine feingliedrige Hedging-Technik immer noch zu grob und unpräzise sind.

Auch das hat die CME nun erkannt und die -> Micro E-Mini Futures <- kreiert, die nur noch einen Kontraktwert von 5 haben. Sich ansonsten aber wie die E-Minis verhalten.

Damit ist die kleinste Einheit beim SPX nun nur noch 5 * 3.000 = 15.000$ und damit sind diese nun für viele aktve und mündige Anleger ein sinnvolles Instrument geworden. Man kann die Größen nun passend und punktgenau den gewünschten Volumina anpassen, ohne signifikant ein "Over-" oder "Under-Hedging" zu haben.

Frage 5: Welche Micro E-Mini Futures gibt es bei der CME?

Leider im Moment nur für S&P500, Dow , Nasdaq100 und Russell 2000. Es wäre schön, wenn es mehr würden.

Da es Futures sind, werden diese jeweils quartalsweise am dritten Freitag im März, Juni, September und Dezember zum Kassakurs des jeweiligen Index bar abgerechnet.

Die meisten Trader machen einen "Rollover" in den neuen Contract am zweiten Donnerstag von März, Juni, September und Dezember.

Frage 6: Was sind die Vorteile der Micro E-Mini Futures beim Index-Handel gegenüber ETFs, CFDs und Zertifikaten?

Praktisch alles was wichtig ist. Die Micro E-Mini Futures bieten unter anderem

  1. Handelbar 5 Tage die Woche je 23 Stunden. Das Risiko großer Overnight-Gaps, die eine Stop-Strategie zerstören, ist also sehr gering.
  2. Wegen der Größe der Terminkontrakte, haben diese in der Regel geringere Gebühren als bei den anderen Varianten. In der Regel sind die Transaktionsgebühren kleiner als 1 Basispunkt und Managementgebühren gibt es keine. Bei IB sind es beispielsweise -> gemäß deren Website <- 0,32-0,47$ pro Contract all in.
  3. Massive Liquidität, die jederzeit - solange die CME keinen Handelsstop hat - große, handelbare Volumina garantiert.
  4. Wegen der Liquidität sehr kleine Spreads, die man im realen Handel fast vernachlässigen kann.
  5. Keinerlei Abhängigkeit zu "gierigen" Intermediären. Echter Handel an echten Börsen, keine fragwürdigen "gestellten Kurse".

Mit dem MES (Micro E-Mini Future des S&P500) kaufen Sie also den Index-Future im Volumen von 15.000$ für Kosten von Pi-mal-Daumen 0,4$. Teuer geht anders. 😛

Frage 7: Was sind die Nachteile der Micro E-Mini Futures beim Index-Handel gegenüber ETFs, CFDs und Zertifikaten?

Ich kenne praktisch keine.

Privatleute mit wenig Erfahrung müssen sich aber klar machen, dass sie einen E-Mini Future nicht einfach halten können, sondern ihn alle drei Monate wie oben erklärt in den nächsten Kontrakt "rollen" müssen.

Das ist nichts Geheimnisvolles, es bedeutet nur, dass Sie den auslaufenden Kontrakt verkaufen und sich in gleicher Höhe in den neuen Kontrakt einkaufen.

Sollten Sie das vergessen, wird der alte Kontrakt halt gegen Cash abgerechnet und wenn sie das nicht merken, weil sie es vergessen und nicht ins Depot schauen, stehen Sie ohne Position mit viel Cash da. Je nach Broker wird der Rollvorgang auch für Sie automatisch erledigt, weswegen Sie sich in den Fällen dann gar keine Gedanken machen müssen, den Vorgang an sich sollten Sie aber verstehen.

Wenn man das als "Nachteil" sehen will, kann man diese Futures auch wie oben gesagt nur mit professionellen Brokern handeln. Nicht jede "Wald-und-Wiesen" Direktbank bietet das, es lässt sich für die ja auch nichts daran verdienen, ETFs, CFDs und Zertifikate sind da für die viel attraktiver. 😉

Fazit:

Diese neuen Micro E-Mini Futures sind nun für viele, professionell agierende Privatanleger zum primären Vehikel für taktisches Trading geworden. Die Vorteile zu allen anderen Varianten, auch CFDs, überwiegen nach meiner Ansicht deutlich und die Granularität ist nun für viele klein genug.

Eigentlich müsste eine Regierung solche Techniken fördern und nicht behindern, weil die Bürger damit an seriösen Terminbörsen, in echtem, regulierten Handel mit bewährten Techniken handeln, die schon uralt sind. In dem man diese Techniken aber behindert, drängt man den Bürger in weit teurere und intransparente Derivate, an denen vor allem die Emittenten verdienen.

Wer ein ausreichend großes Depot hat, das mit dieser Granularität von 15.000$ als kleinster Einheit umgehen kann und diese Indizes sowieso aktiv handeln will, dem kann man eine Beschäftigung mit dem Instrument nur ans Herzen legen.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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