Werfen wir heute, zum Beginn des neuen Jahres, mal einen Blick auf einen der meist verprügelten Sektoren des vergangenen Jahres - die Goldminen. Hier beispielhaft am grossen US ETF "GDX", in dem sich auch "Big Money" tummelt.
Aus reiner Reversal-Logik könnte man nun argumentieren, dass das, was letztes Jahr so schlecht lief, alleine deswegen nun in 2014 gute Chancen hat. Dergleichen Argumente liest man auch verschiedentlich.
Diese Logik ist auch nicht völlig falsch, als Timing-Instrument aber eher ungeeignet. Sicher wird auch bei den Goldminen irgendwann eine "Mean Reversion" einsetzen und der Sektor wird wieder signifikant anziehen. Und dann sind schnell grosse Gewinne drin. Das Konzept der "Mean Reversion" ist universell und funktioniert an den Märkten immer wieder. Nur muss dieser Zeitpunkt nicht jetzt sein, nur weil das Jahr gewechselt hat. Vielleicht erlebt der Sektor auch erst erneut neue Tiefststände, bevor dann in der zweiten Jahreshälfte die Wende einsetzt. Wie gesagt, als Timing-Instrument ist die "Mean Reversion" eher ungeeignet, ein Gummiband kann sich in der Regel weiter dehnen, als wir alle ahnen.
Fundamental ist diese Wende durchaus "in Arbeit", weil praktisch alle Minen nun ihren Fokus auf Kosten und Profitabilität legen, unrentable Projekte zurück schneiden und so den Goldpreis deutlich senken, ab dem die Minen-Operationen profitabel sind. Wenn also irgendwann der Goldpreis auch mitspielt, wird das zu schnell steigenden Gewinnen im Sektor führen und die Kurse werden eine Rally durchlaufen.
Nur ist der Zeitpunkt ungewiss und nur weil der Sektor in 2013 verprügelt wurde, muss dieser Zeitpunkt nicht jetzt sein - er kann es aber durchaus. Gold hat ja nun auch die Chance einen Doppelboden auszubilden, aber auch beim Goldpreis steht der Beweis noch aus und ein erneuter Abtaucher bis 1000 USD ist noch nicht vom Tisch.
Insofern macht es mal wieder viel mehr Sinn - als Spekulationen nachzuhängen, die sowieso zu nichts führen - einfach auf die Price-Action im "Hier und Jetzt" zu schauen und zu hören, was uns der Markt gerade sagen will.
Schauen wir dabei auf das langfristige Chart mit Wochenkerzen des GDX, sehen wir den brutalen Abwärtstrend, den man auf zweifache Art und Weise zeichnen kann. Dieser Abwärtstrend ist nicht gebrochen, was klar indiziert, das es zu früh ist, eine Wende im Sektor auszurufen.
Allerdings zeigt der Verlauf auch, dass wir gute Chancen haben nun bald einen Boden auszubilden. Der Volumenanstieg spricht eine deutliche Sprache, hier liefert sich grosses Geld nun ein Duell. Und während in den frühen Phasen des Absturzes niemand dagegen gehalten hat -das war eher wie ein langsames Ausbluten - tobt nun ein massiver Kampf der Bullen und Bären unter der Decke und es findet scheinbar eine Distribution statt, mit guter Wahrscheinlichkeit von den schwachen zu starken Händen, die nun akkumulieren.
Insofern ist das eine potentiell interessante Entwicklung, mit grossem Potential, aber noch ist es zu früh, die Signale auf Grün zu setzen. Noch hat der Abwärtstrend den Sektor im Griff.
Schauen wir dagegen auf das mittelfristige Chart mit Tageskerzen, sehen wir deutlich, was wir zuletzt auch bei den Kursen der Einzelaktien wie Barrick Gold (WKN: 870450) fühlen konnten. Es scheint seit Anfang Dezember eine Stabilisierung statt zu finden, die das Potential zur Bodenbildung hat - aber erneut: dieser Beweis ist noch nicht angetreten !
Vielmehr sehen wir auch hier den mittelfristigen Abwärtstrend, sehen aber auch, wie kurz der GDX davor ist, diesen das erste Mal hinter sich zu lassen. Und wir sehen da noch ein Gap vom Jahresanfang 2014 lauern, das noch nicht geschlossen ist und vielleicht noch wird, bevor die Entscheidung so oder so eintreten kann.
Wenn der GDX aber diesen Abwärtstrend nimmt, bestehen gute Chancen für eine schnelle Bewegung bis in den Bereich von 25 USD - womit sich dann auch die Frage des langfristigen Abwärtstrends stellen würde.
Fazit aus meiner Sicht:
Wer mit einem Zeithorizont von Jahren operiert und ebenso tiefe Taschen wie dicke Nerven hat, kann auf diesen Niveaus vielleicht anfangen, die Goldminen langsam zu akkumulieren. Man sollte sich dann aber im Klaren darüber sein, das der Sektor schnell noch einmal eine weitere Abwärtsstufe von 20% generieren kann, bevor dann wirklich eine Wende ansteht.
Wer - wie die meisten Anleger - eher im Zeithorizont Monate unterwegs ist, weil er Jahre in der Regel sowieso nicht durchhält, hat in der aktuellen Lage (noch) keinen zwingenden Grund in den Sektor einzusteigen. Denn noch zeigt der Trend klar abwärts. Allerdings könnte der Grund schnell geliefert werden, weswegen es schon heute Sinn macht, auf den Sektor ein aufmerksames Auge zu werfen.
Bedenken Sie in diesem Zusammenhang bitte erneut, dass die Fixierung auf die ersten Prozent eines neues Trend und der Versuch den Boden exakt zu treffen, bei längerfristigen Anlagen sowieso vergeudete Energie ist. Die ersten paar Prozent zu verpassen, weil man ruhig abwartet bis die Signale wirklich auf Grün stehen, sind gar kein Problem. Viel wichtiger für den Erfolg ist dann, wenn der Trend etabliert ist, auch wirklich ruhig und dauerhaft dabei zu bleiben. Und die gleichen Mechanismen, die manche Anleger hektisch veranlassen, den vermeintlich "perfekten Tiefpunkt" treffen zu wollen, treiben diese Anleger dann wieder viel zu früh aus einer Position heraus, die gerade erst den grossen Schwung nach oben aufnimmt.
Wenn Sie kein kurzfristiger Trader sind, bleiben Sie also gelassen, die Goldminen laufen Ihnen nicht weg. Wenn dieser Wurm irgendwann wirklich dreht, wird auch der neue Trend eher wieder Monate und Jahre andauern, es gibt keinen Grund für Hektik oder Torschlusspanik. Lassen Sie statt dessen den Sektor selber beweisen, dass er nun wirklich zur Wende ansetzen will, dann ist es immer noch früh genug einen Zeh ins Wasser zu stellen.
Ihr Hari
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1 Gedanke zu „Wird es Zeit, die Goldminen, den GDX oder Barrick Gold in den Blick zu nehmen ?“