Marktupdate – 11.09.12 – Vor dem ESM Entscheid des BVG

17:50 Uhr

DAX 7300 ! Selbst mich als klaren Bullen, der diese Rally seit Mitte Juni beschworen hat als noch niemand daran glaubte, beeindruckt nun die Stärke des Marktes. DAX 7300 vor dem ESM Entscheid sind mehr als ich erwartet habe.

Der Markt sagt damit ganz klar, dass er nicht mit einem Problem rechnet. Ich übrigens auch nicht, ich gehe auch von einem erneuten "Ja, aber" des BVG aus, wobei der Markt mit dem "aber" wahrscheinlich gut leben kann. Allerdings muss man ganz klar feststellen, dass ich mich mit meiner Einschätzung im Marktkonsens bewege. Das bedeutet, kommt es doch anders, dürfte es an der Börse heftig rappeln ! Eine Absicherung für höhere Volatilität ist nun also durchaus erwägenswert. Ich selber bin diese nun eingegangen. Sie kostet mich im weiteren Aufstieg ein bischen Performance, lässt mich aber beruhigter weiter auf das bullische Gaspedal treten.

Am Donnerstag um 18.30 Uhr kommt dann übrigens die FED, bzw. um 20.15 Uhr dann Ben Bernanke in der Pressekonferenz. Auch hier hat der Markt positive Erwartungen. Allerdings kommt es äusserst selten vor, dass Mr. Market mit seiner Schwarmintelligenz so falsch liegt, dass er eine derart überzeugende Rally wie aktuell ohne Grund zündet. Wahrscheinlich weiss Mr. Market einfach wieder mehr und es geht weiter nach oben. Mein Szenario der grossen Herbstrally, bis zu historischen Höchstständen in den Indizes, ist immer noch voll aktiv und nach meiner Ansicht weit wahrscheinlicher als ein plötzlicher Absturz.

Ich bleibe also bullisch und versuche vom Trend mitzunehmen was ich kann. Absicherung ist nun sehr sinnvoll, sich gegen den klaren Trend zu stellen und Net Short aufgestellt zu sein - weil man sich einbildet klüger als Mr. Market zu sein - ist dagegen in meinen Augen, wie immer, grobe Dummheit. The Trend is your friend - until it ends.

So weit so kurz für heute, wir sprechen uns morgen nach dem BVG Urteil wieder.

Ihr Hari

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Das Dilemma des Bundesverfassungsgerichts und warum es die Politik verschuldet hat.

Am morgigen Dienstag verhandelt das BVG über diverse Eingaben gegen den Fiskalpakt und den ESM. Dieses ist aber noch nicht die Verhandlung in der Hauptsache, hier geht es nur um die Frage, ob eine Ausfertigung des Gesetzes bis zur Verhandlung in der Hauptsache ausgesetzt werden muss. Eine Entscheidung wird basierend auf der Verhandlung dann wohl in den kommenden Tagen folgen, ein genauer Termin ist nicht bekannt.

Diese Entscheidung hat gewaltige Implikationen, denn letztlich entscheidet das BVG damit über sich selber, über seine zukünftige Relevanz und die Zukunft unseres Verfassungsstaates.

Dabei steckt das BVG nun in einem gewaltigen Dilemma, aus dem ich persönlich keinen einfachen Ausweg sehe.

Auf der einen Seite ist selbst Laien klar, dass der ESM und der Fiskalpakt in der beschlossenen Form nicht so einfach schulterzuckend durchgewunken werden kann. Zu eindeutig ist es, dass für den deutschen Souverän entscheidende Fragen - wie zb das Budgetrecht - im Umfang von hunderten Milliarden an eine internationale Organisation abgetreten würden, ohne Mitspracherecht des deutschen Souveräns. Das dieser Sachverhalt für unsere bestehende Verfassung zumindest grenzwertig ist, ist völlig klar. Wobei die Verfassung gegen solche Änderungen ja prinzipiell nichts hat, sie müsste dann aber geändert werden und das ist bisher nicht passiert.

Auf der anderen Seite dürften dem BVG die Konsequenzen eines vorläufigen Stops von Fiskalpakt und ESM auch klar sein. Nach einem Stop dürfte das Chaos an den Märkten ausbrechen. Der Markt würde sofort den Zerfall der Eurozone einpreisen. Die Anleihenrenditen der Peripherie würden wohl durch die Decke gehen und Geld würde massiv nach Deutschland fliessen, um sich für den Wechsel in eine zukünftige D-Mark zu positionieren. Das, was man bisher als Horrorszenarien zum ungeordneten Zusammenbruch des Euros formuliert hat, dürfte sich teilweise nach so einer Entscheidung schon in Bewegung setzen. Und Deutschland stünde weltweit als Sündenbock da, mit dramatischen politischen Konsequenzen, die uns erheblich schaden könnten.

Dieses Dilemma ist richtig übel und die morgige Entscheidung daher von historischer Bedeutung ! Und da Teile der Politik das begreifen, versuchen sie auf das BVG Druck auszuüben. Dass das BVG in der Falle steckt, entnehme ich auch den Gerüchten, dass schon Szenarien in die Richtung "Zustimmung unter Vorbehalt" diskutiert worden sein sollen. Das BVG kann nach meiner Einschätzung in der Sache eigentlich nicht ohne Einschränkungen zustimmen, kann aber aus Sicht des Gemeinwohls auch nicht einfach ablehnen.

Wenn man so will, wird das BVG durch die normative Kraft des Faktischen gerade in seiner Entscheidungsfreiheit beschnitten.

Und so wird das BVG nach meiner Erwartung mit hoher Wahrscheinlichkeit nach einer Lösung suchen, die einerseits ESM und Fiskalpakt sofort handlungsfähig macht und wird gleichzeitig an Stellen seinen "mahnenden Finger" erheben, wo die Konsequenzen nicht so dramatisch sind.

Damit dürften die Märkte dann leben können und die europäische Politik auch. Ich selber wäre aber enttäuscht, denn ich wünsche mir jetzt die Zäsur - auch um den Preis von Chaos an den Märkten. Denn ich bin überzeugt, wenn wir auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen, wird das Chaos am Ende nur viel grösser. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung und die ist völlig konträr zu der Sicht unserer Polit-"Elite" in Berlin.

Wrklich schuldig an diesem fatalen Dilemma ist aber für mich unsere Politik, und zwar parteiübergreifend von Kohl über Schröder bis Merkel. Unser Bundespräsident hat vor kurzem angemahnt, Frau Merkel möge Ihre Politik besser erklären. So recht er in der Sache hat, so geht es in diesem Fall für mich doch am Kern des Problems vorbei. Denn entscheidend zu erklären ist nicht nur die technokratische Politik ala ESM und Fiskalpakt, das interessiert sowieso nur eine Minderheit.

Zu erklären wäre vor allem das strategische Ziel, das die Politik verfolgt !

Und das unausgesprochene Ziel, dass unsere Politik in meinen Augen seit Kohl verfolgt, ist Deutschland in einem europäischen Staatenbund/Bundesstaat aufgehen zu lassen. Wenn ich damit richtig liege, wäre das Ziel unserer Polit-Elite von CDU bis SPD also letztlich, die bestehende Verfassung irgendwann zu ersetzen. Stimmen, die das einen "kalten Staatsstreich" nennen, sind also vielleicht nicht völlig überdreht, sondern haben in meinen Augen durchaus einen wahren Kern, auch wenn sie übertrieben sind, weil die Politik tatsächlich nur in "guter Absicht" agiert und sich die Politik auf diesem Wege bisher auf einen zumindest vermuteten Grundkonsens der Bevölkerung stützen konnte.

Jetzt habe ich persönlich ja gar nichts gegen das Ziel und grosse Teile der Bevölkerung wahrscheinlich auch nicht. Trotzdem ist es für mich ein Skandal, dass diese entscheidende Frage unseres Staatswesens der Bevölkerung noch nie ernsthaft zur Entscheidung vorgelegt wurde ! Die Vermutung liegt nahe, dass die Politik nicht zu unrecht davon ausgeht, das eine derart klar gestellte Frage negativ beantwortet würde.

Wenn sich aber eine "Polit-Elite" anmasst, selber besser zu wissen was für das Volk gut ist, kann man einen solchen Staat nach meinem Verständnis nicht mehr uneingeschränkt Demokratie nennen !

Und es ist im übrigen für mich auch nicht "demokratisch", den Weg solange zu beschreiten, bis er nicht mehr umkehrbar ist und dann am Ende, wenn das Kind unumkehrbar längst im Brunnen liegt, eine Volksabstimmung als Fassade durchzuführen. Demokratisch wäre es, dem Volk die Entscheidung im Vorfeld zu überlassen, in welchem Staat es in Zukunft leben will !

Und nur durch dieses Versäumnis steht das BVG nun vor einem schwer lösbaren Dilemma. Wäre diese Frage schon vom Souverän beantwortet worden, hätte es die Klagen gegen ESM und Fiskalpakt wohl nie gegeben. Die Politik hat in den letzten 20 Jahren letztlich an der Ablösung unserer Verfassung durch einen übergeordneten europäischen Staatenbund/Bundesstaat gearbeitet. Und da solche Entwicklungen nie nur an einem Beschluss hängen, hat sie den Zeitpunkt verpasst, an dem der Souverän schon längst hätte gefragt werden müssen, ob er diesen Weg überhaupt beschreiten will und wie weit er gehen will. Dieses Versäumnis hat nach meiner Einschätzung letztlich eine Verfassungskrise herbeigeführt und das BVG nun in ein kaum lösbares Dilemma gebracht.

Was wir daher nun zwingend brauchen sind keine Diskussionen um technokratische Lösungsszenarien, sondern eine Volksabstimmung über den weiteren Weg des deutschen Staatswesens in einem Europa der Zukunft !

Erst diese Volksabstimmung, würde technokratische Lösungen in die beschlossene Richtung wieder demokratisch legitimieren und damit denen überlassen, die es dann angeht: den Fachleuten und dem kleinen Kreis der interessierten Öffentlichkeit.

So weit meine Meinung zum Thema. Wie wird jetzt der Markt darüber denken ?

Ich halte die Situation am morgigen Dienstag und den folgenden Tagen bis zur Bekanntgabe der Entscheidung für höchst riskant. Denn was ich aus der Kommunikation an der Wallstreet entnehme, ist die Bedeutung und die potentiellen Konsequenzen dieser Entscheidung noch nicht wirklich durchgedrungen. Was auch kein Wunder ist, ein Verfassungsgericht mit derartiger Macht einfach der Regierung in den Arm fallen zu können, ist in der angelsächsischen Welt eher unbekannt. Und was man selber nicht kennt, schätzt man halt oft auch falsch ein. Bei uns ist es auch nur entstanden, weil die Verfassungsväter um jeden Preis einen neuen Hitler verhindern wollten.

Zwar wird es am morgigen Dienstag wohl voraussichtlich noch keine Entscheidung geben, aber schon der Verlauf der Verhandlung dürfte sehr kritisch verfolgt werden. Und irgenwann, an einem der Tage danach, wird dann das Urteil über uns und den Markt kommen.

Auch wenn ich wie oben geschrieben mit höherer Wahrscheinlichkeit von einem "Kompromiss-Entscheid" ausgehe, mit dem der Markt gut leben kann, dürfte ein harter Stop, oder sogar eine Forderung wie ich sie oben aufstelle - die Legitimierung der Politik überhaupt erst herzustellen - zu erheblichen Marktturbulenzen führen.

Ein Stop des Fiskalpaktes und des ESM ist auf jeden Fall nicht eingepreist, darüber sollte sich keiner einer Illusion hingeben. Insofern warne ich vor zu grosser Gelassenheit vor den kommenden Tagen. Wie gesagt, ich rechne nicht mit so einer Entscheidung, wahrscheinlich ist etwas anderes. Wenn Sie aber kommt, hat sie das Potential für erhebliche Verwerfungen an den Märkten zu sorgen, stellen Sie sich also besser entsprechend auf !

Ich wünsche uns allen gute Entscheidungen in diesem historischen Moment !

Ihr Hari

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Was bleibt ? Kurze Gedanken zum Euro-Drama

Ein paar Gedanken meinerseits zum Euro-Drama

Der ehemalige Regierungssprecher Ulrich Wilhelm hat eine in meinen Augen treffende Analyse zum Euro-Dilemma geschrieben, die viele wichtige Aspekte trifft. Ich empfehle den Artikel sehr zur Lektüre.

-> Gebt Souveränität ab <-

So sehr ich persönlich mir ein wirklich vereintes, demokratisches Euro mit dem urdemokratischen Prinzip "Ein Bürger eine Stimme" wünschen würde, so sicher bin ich aber auch, dass diese echte politische Union in der weit überwiegenden Mehrheit der Euro-Länder nicht gewollt und derzeit nicht durchsetzbar ist.

Schon gar nicht nach dem obigen urdemokratischen Prinzip, das Deutschland 80 Millionen Stimmen geben und kleinere Länder marginalisieren würde. Aber so ist echte Demokratie nun mal, es hätte nichts mit Demokratie zu tun, wenn Ihre und meine Stimme bei den entscheidenden Fragen der Union weiterhin weniger wert wäre, als die eines Luxemburgers zum Beispiel.

Ulrich Wilhelm sieht diesen Mangel an Bereitschaft ebenso. Und er sieht auch, dass eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit nicht vorhanden ist, die zwingende Grundvoraussetzung eines gemeinsamen Staatswesens ist. Es hat in all den Jahrzehnten keine wirkliche Integration über die Ländergrenzen hinweg gegeben. Was wissen wir ausser Urlaubszielen denn wirklich über Portugal, Irland, Polen oder Finnland ? Nicht viel ! Interessiert es uns was in den Ländern passiert ? In der Regel Nein !

Dabei wäre, wenn überhaupt, in Deutschland wohl noch mit am leichtesten eine Mehrheit für eine politische Union zu erzielen. Denn hier in Deutschland ist die Zustimmung zum Gedanken der echten Union am höchsten. Aber auch diese Zustimmung sinkt nun mit jedem Monat, den das Drama fortschreitet.

Zu allem Überfluss fehlt uns auch noch Zeit, denn die Fehlkonstruktion des Euros lässt die Schere der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Ländern immer weiter aufgehen. Ohne das Mittel des Wechselkurses, werden die wettbewerbsschwachen Länder immer weiter zurück fallen. Und selbst wenn Deutschland nun alles vorhandene Geld dorthin kippen würde, würde das nichts ändern. Denn die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit liegen auch in kulturellen und strukturellen Ursachen begründet, die man nicht einfach so mit einem Fingerschnippen ändern kann, in Demokratien schon gar nicht. Solche Änderungen dauern eher eine Generation.

So erstrebenswert das Ziel einer tieferen Union also ist, so unrealistisch erscheint mir seine Durchsetzung mit Blick auf die nächsten Jahre. Insofern haben Ulrich Wilhelms im Ziel richtigen Worte schon etwas von Romantik. Wenn überhaupt wäre es realistisch nur in einem kleinen Kerneuropa vorstellbar, dass dann offen für die Nachzügler bleiben müsste. Aber selbst wenn nun in einer Handvoll Ländern in den nächsten 12 Monaten Volksabstimmungen über eine neue gemeinsame Verfassung erfolgreich wären - was schon eine äusserst optimistische Vorstellung ist - wäre es immer noch das Ende des Euro. Denn das Dilemma der Wettbewerbsfähigkeit der Peripherie bleibt bestehen, es würde durch so ein Kerneuropa sogar noch evidenter.

So haben wir also eine Alternative die wir nicht können (Die Union) und eine andere die wir nicht wollen (Das Ende des Euro).

Hat irgend jemand noch eine ernstzunehmende Alternative ? Wenn nein, warum machen wir uns dann weiter etwas vor ?

Was bleibt ....

... ist nur Schadensbegrenzung: den Euro so schnell wie möglich geordnet auflösen, solange wir das noch in Freundschaft mit unseren Nachbarn können. Oder im schlimmsten Fall als Deutschland austreten und damit das Ende herbeiführen, wobei das der mit Abstand schlechtere Weg gegenüber einer gemeinschaftlichen Auflösung im Konsens wäre.

All das Gerede um die schlimmen Folgen eines Endes des Euros ist völlig irrelevant und trübt nur den Blick für das Wesentliche, denn die Folgen kommen so oder so. Wir haben nur die Wahl, ob wir diesen schwierigen Schritt in einem geplanten, geordneten und koordinierten Prozess durchstehen, oder ob es zu einem ungeordneten Chaos kommt, weil uns die Realitäten überrollen. Letzteres würde tatsächlich in die Katastrophe führen.

Der Euro in der heutigen Form ist aber für mich schon Geschichte, die Politik will es nur noch nicht wahrhaben. Je schneller sie es merkt, desto erträglicher wird der Schaden und der Schmerz sein. Und deswegen streite ich dafür, dass die Politik endlich merkt, dass der Euro so nicht zu halten ist. Nicht weil ich gegen Europa oder eine gemeinsame Währung bin, sondern weil ich wenigstens Freundschaft, offene Grenzen und den gemeinsamen Wirtschaftsraum erhalten will.

Ich wünschte wirklich, ich könnte hier mehr Optimismus verbreiten. Aber so klar und hart sehe ich die Lage.

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Zum Thema Merkel und Sinn – Von getroffenen Hunden und Weltökonomen

Die Reaktion Frau Merkels auf den Brandbrief der 170 Ökonomen zur Euro-Krise ist so bemerkenswert, dass ich dazu am späten Abend noch einen Kommentar los werden muss.

Zunächst lesen Sie vielleicht noch einmal -> hier <- in der FAZ oder -> hier <- in der Süddeutschen, was Frau Merkel und ein gewisser Herr Rösler dazu zu sagen hatten.

Mir gehen dazu sofort mehrere Gedanken durch den Kopf:

(1)
Dass Frau Merkel das Thema nicht totschweigt, sondern sofort und hart reagiert, zeigt mir, dass Sie erhebliche Gefahr wittert. Das erste Mal wurde zum Thema ein richtiger Treffer gelandet, denn "getroffene Hunde bellen" wie das Sprichwort sagt.

(2)
Ihre in der FAZ zitierte Reaktion, die für mich mehr oder weniger unverhohlen als "Ihr habt keine Ahnung - lest und versteht doch erst einmal" zu interpretieren ist, ist in Anbetracht der langen Liste namhafter Personen die sich dem Aufruf angeschlossen haben, für mich an Arroganz kaum zu überbieten. Auch ich fühle mich angesprochen, da ich die Lage im wesentlichen wie die 170 Unterzeichner sehe und empfinde diese Worte unserer Bundeskanzlerin als Beleidigung meiner Intelligenz. Übrigens auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat den Gipfel kritisiert, der hat halt auch nicht richtig gelesen. 😉

Und Frau Merkel ist klug genug zu wissen, wie diese Worte wirken. Also muss Sie ein wichtigeres Ziel verfolgen, wenn Sie sich bewusst grosse Teile der Intelligenz des Landes zum Feinde macht. Man kann die Wirkung in den Leserforen der FAZ schon jetzt merken, wenn ich da durch die Kommentare scanne, fühle ich mich in der Vehemenz der Empörung an die Reaktionen auf Guttenberg erinnert. So macht man sich Feinde. In meinen Augen ist der Kampf um die breite, schweigende Masse der Wähler nun eröffnet und die Verachtung von Teilen der Intelligenz ist ein Preis den Frau Merkel vielleicht zu zahlen bereit ist, wenn man bei Otto Normalverbraucher den Eindruck des "Mutti hat alles im Griff" aufrecht erhalten will. So weit meine Therorie. Sicher ist aber, dass hier schon jetzt mit grossem Einsatz gespielt wird.

(3)
Die inhaltliche Argumentation von Merkel, dass beim Gipfel ja gar nichts beschlossen wurde was die Haftung ausweitet, ist für mich persönlich so offensichtliche Verschleierung des wahren Konflikts, dass ich das nur wieder in dem Kontext von (2) erklären kann. Selbstverständlich wurden Dinge wie die direkte Finanzierung der spanischen Banken durch den ESM nur in Aussicht gestellt und von Bedingungen abhängig gemacht. Das ist selbst für Klein-Fritzchen zu erkennen. Aber das damit gerade im politischen Raum eine Kette von Verpflichtungen und Erwartungen ausgelöst wird, ist ja wohl offensichtlich. Oder worüber haben sich Italien und Spanien eigentlich gefreut und worüber sind die Märkte eigentlich nach oben gelaufen und die Anleihen-Renditen der Länder nach unten ? Alles Idioten halt, sollen mal lesen was beschlossen wurde. 😉 Das glaubt die intelligente Frau Merkel doch selber nicht, solche Sätze dienen nach meiner Ansicht anderen Adressaten, siehe (2).

(4)
Unser Herr Rösler war wie erwartet dabei besonders lustig. Der in der FAZ zitierte Satz "Die Ökonomen kritisieren mit der Bankenunion etwas, das es noch gar nicht gibt" ist für mich so verquer, dass er schon wieder lustig ist. Warum o grosser "Weltökonom" Philipp Rösler, regt sich die Bundesregierung dann eigentlich über das iranische Atomprogramm auf, es gibt doch noch gar keine Atombombe ? Der Mann ist nach meiner Ansicht in jeder Hinsicht völlig überfordert. Und sich über etwas zu sorgen, bevor es eintritt, weil man die Folgen absehen kann, zeichnet intelligente Menschen aus.

(5)
Achja und einen weiteren "Weltökonomen" haben wir neben Rösler: der finanzpolitische Sprecher der Grünen Gerhard Schick wird im -> Spiegel <- mit den ebenso arroganten wie bezeichnenden Worten zitiert: "Ich hoffe, dass sich die Deutschen nicht von diesen Stammtisch-Ökonomen kirre machen lassen, die jetzt Politik machen wollen". Aha, diese 170 sind also Stammtisch-Ökonomen, das ist das Niveau der Argumente. Interessant.

Soweit die Reaktion der Politik, die ich sehr bemerkenswert finde. Ich betone ausdrücklich, dass man selbstverständlich ganz seriös die Lage anders sehen kann als diese 170 Ökonomen. Und einige seriöse Personen tun das auch. Das ist zu respektieren, aber um die inhaltliche Frage wer hier richtig liegt, geht es mir hier doch gar nicht.

Ich seziere hier nur die Reaktionen der Politik und die zeigen mir : Massiver Wirkungstreffer , wie man im Boxen sagt !

Und die Reaktionen zeigen mir noch etwas. Es wird extrem spannend bei uns. Ich glaube wir bekommen die spannendste politische Zeit seit der Gründung der Bundesrepublik, mit unabsehbaren Konsequenzen für uns und unsere Kinder und Enkelkinder. Schnallen Sie sich lieber an !

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Ein historischer Tag – Das Ende Deutschlands, wie wir es kennen.

Vorsicht, hier kommen sehr subjektive, persönliche und harte Worte.

Markieren Sie sich den heutigen 29.06.12 im Kalender, es bestehen gute Chancen, dass das ein historischer Tag ist. Denn heute in den frühen Morgenstunden wurde nach meiner Ansicht das Ende des Deutschlands eingeleitet, wie wir es kennen.

Sie finden das übertrieben ? Ich nicht, denn die entscheidenden Wendepunkte der Geschichte sind nicht die Tage, an denen etwas mit Pomp offiziell verkündet wird, was sich schon lange vorher entwickelte. Nein, es sind die Tage, an denen die Parteien unter Aufbietung aller Kräfte miteinander ringen und sich endgültig zeigt, wer die grösseren Kräfte, den grösseren Mut besitzt und wer zurück zieht.

Im amerikanischen nennt man solche Tage einen "Inflection Point", einen Begriff aus der Mathematik, der mit dem deutschen "Wendepunkt" zwar eine Näherung, aber keine perfekte Entsprechung hat.

Der zweite Weltkrieg wurde militärisch auch nicht im Mai 1945 entschieden, als die Kapitulation bekannt gegeben wurde. Nein, nicht einmal Anfang 1943 in Stalingrad. Der zweite Weltkrieg wurde im Oktober 1941 vor Moskau entschieden, das war der "Inflection Point". Was danach kam, waren nur noch qualvolle Jahre bis zum unvermeidlichen Ende.

Aber zurück zur Gegenwart. Erinnern wir uns, mit welcher Bugwelle die Parteien in den EU-Gipfel gegangen sind ? Monti redete vom "Euro der zum Teufel geht" und warf damit alles an Erpressungspotential in die Waagschale, was er zu bieten hatte. Und Merkel machte den "nicht in meinem Leben" Satz zur gemeinsamen Haftung. Dieser Gipfel, das war der Höhepunkt des Ringens der beiden Positionen. Noch nie war die Spannung so gross und das Klima in der EU so giftig. Das war der Tag, an dem sich eine Seite durchsetzen würde, der Inflection Point.

Und zurückgezogen, verloren, das hat unsere Regierung und damit wir als Deutsche. Dinge, die man vorher kategorisch ausgeschlossen hatte - wie eine direkte Kapitalisierung spanischer Banken durch EFSF und ESM - wurden durchgewunken. Damit finanzieren deutsche Arbeitsnehmer mit ihren Steuergeldern nun direkt spanische Zombi-Sparkassen ohne einen Hauch von Einfluss zu haben. Und damit hat die spanische Regierung weder Not noch Interesse daran, sich dort weiter hart zu engagieren. Und Italien darf nun Gelder aus dem ESM entnehmen, ohne das die "bösen" schwarzen Herren aus der Troika kommen.

Es ist wie im orientalischen Basar, wenn der Basarhändler spürt, dass der Kunde nicht wirklich bereit ist ohne Ware aus dem Laden zu gehen und die Tür zu schliessen, hat man ganz schlechte Karten was den Preis angeht. Und so ist es auch hier, mit Deutschlands Staatsräson, die Eurozone um jeden Preis zu "retten", haben wir uns erpressbar gemacht und sind nun erpresst worden.

Ich schreibe lieber nicht, was ich über die sich im Wind drehende Merkel & Co., und noch schlimmer über die Hollande die Füsse leckende SPD-Troika denke, die Deutschlands Position mutwillig geschwächt hat. Man muss sich das mal vorstellen, Monti konnte Deutschland mit Verweigerung der Zustimmung zu Wachstumspakt und Transaktionssteuer erpressen, obwohl beide Punkte gar nicht im originären Interesse unserer Regierung gelegen haben. Das ist ein echter Witz ! Diese beiden Punkte wurden aber seitens unserer Opposition zur Bedingung der Zustimmung zum ESM gemacht. So spielt man perfekt mit Italien und Frankreich über Bande - Pfui Spinne !

Aber wie auch immer, meine Wut und Abscheu ist mein persönliches Problem. Was in den nächsten Jahren hier passiert, betrifft uns aber alle. Wenn die deutschen Bürger diesen Weg nicht wollen, haben sie nun nur noch eine kleine Chance, sie müssten bei der nächsten Bundestagswahl anderen Parteien als den vorhandenen zu einer Mehrheit verhelfen, was unrealistisch ist. Auf das von Ex-Politikern durchsetzte BVG würde ich nicht setzen.

Da ich daran nicht glaube, kann ich dem hart arbeitenden deutschen Arbeitnehmer nur raten: Lasst es sein, geniesst das Leben, es lohnt sich nicht, sich abzurackern ! Denn es reicht ja nicht, dass ein durchschnittlicher Facharbeiter beim "Daimler" schon heute im Grenzsteuersatz ankommt und von seiner Lohnerhöhung gleich die Hälfte einkassiert wird. Es reicht auch nicht, dass dieser Facharbeiter ein geringeres Durchschnittsvermögen als zum Beispiel Belgier und Italiener besitzt und im letzten Jahrzehnt reale Wohlstandsverluste hingenommen hat, nur um noch härter zu rackern. Nein, nun finanziert er damit auch noch die Fehlspekulationen spanischer Banken.

Ich bin heute übrigens aus Kroatien zurück gekommen. Ich habe in Kroatien nagelneue Infrastruktur vorgefunden, alles perfekt. Dann bin ich in Slowenien auf perfekten, nagelneuen Autobahnen gefahren. Dann habe ich in Österreich die hervorragend gewarteten Autobahnen und Tunnel genossen. Und dann kam ich nach Deutschland auf die A8 München-Salzburg und holperte im dichten Verkehr über alte Betonplatten aus "Adolfs Zeiten", ohne Seitenstreifen, mit verrosteten und verbogenen Leitplanken. Mehr muss man dazu wohl nicht sagen.

Die südlichen Länder der Euro-Zone haben gewonnen, das ist nun klar. Der 29.06.12 ist ein historische Tag. Die Schuldner zwingen den Gläubigern ihren Willen auf. Man kann jedem Deutschen nun nur noch mit Sarkasmus raten, sich diesen Lebensstil selber anzueignen, selber Schulden aufzunehmen und das Leben im Hier und Jetzt in vollen Zügen zu geniessen. Wenn wir dann Morgen unsere Schulden nicht mehr bedienen können, werden wir schon einen Dummen finden, bei dem wir sie abladen können.

Das Europa mit so einer Haltung im Wettbewerb mit aufstrebenden Volkswirtschaften wie China nicht mithalten kann, sollte offensichtlich sein. Aber darüber macht man sich keine Gedanken, wenn man das Leben im Hier und Jetzt geniesst. Nach uns die Sintflut !

Ihr Hari

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Strategieupdate – 14.06.12 – Vor der Woche der Entscheidung

10.30 Uhr

Der Markt schwankt aktuell ohne Richtung hin und her. Kein Wunder in Anbetracht der richtungsweisenden Ereignisse, die uns in Form der Griechenland Wahl und der FED Sitzung am kommenden Mittwoch erwarten.

Die Bedeutung der Griechenland-Wahl brauche ich hier nun bestimmt nicht mehr zu erklären, die besondere Bedeutung der FED Sitzung ist aber dadurch begründet, dass es die letzte Sitzung sein wird, in der die FED vor der Präsidentenwahl im November noch Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung nehmen kann.

Natürlich gibt es auch im Herbst noch Sitzungen, aber da jede Massnahme Zeit braucht, bis sie sich am Markt wirklich auswirkt, schliesst sich das vernünftige Zeitfenster für neue Massnahmen in diesem Sommer. Historisch hat die FED eher den aktuellen Präsidenten gestützt, schon alleine weil das Schicksal des FED-Präsidenten oft mit dem Wahlschicksal des Präsidenten verknüpft war.

Deshalb lautet die Erwartung des Marktes an nächsten Mittwoch: "Jetzt oder Nie !". Wenn Bernanke noch liefern will, dann jetzt !

Vor diesem Hintergrund ist es völlig normal, dass der Markt diese Woche nun nicht mehr in der Lage ist eine klare Richtung einzuschlagen und richtungslos hin- und her schwingt. Ich kann daher nur davor warnen, auf diese aktuellen Bewegungen zu viel zu geben und es lohnt sich auch nicht, sich mit einzelnen Aktien zu beschäftigen. Wir müssen einfach das Wochenende abwarten und bis dahin die Füsse still halten. Ich halte aktuell auch etwas mehr Abstand von der Börse und geniesse heute und morgen lieber die Sonne, die nächste Woche wird sicher noch intensiv und aufregend genug.

Um aber mit der "richtigen" Aufstellung in diese entscheidende Woche zu gehen, will ich hier mal rational die aus meiner Sicht wesentlichen Faktoren mit Ihnen durchgehen.

(1) Bewertung:

Erinnern wir uns, als die weltweiten Aufträge im Zuge der Lehman-Krise innerhalb von Wochen zusammen brachen, notierte der DAX bei 3600. Und er wäre wohl noch um einiges tiefer gefallen, wenn die FED damals nicht massiv die Geldschleusen geöffnet hätte. Erinnern wir uns weiter, als letzten Herbst die Eurokrise schon einmal gespielt wurde, notierte der DAX bei 5000.

Daraus lässt sich leicht ableiten, dass bei einem DAX Stand von aktuell 6100 ein ernsthaftes Problem der Weltkonjunktur noch nicht eingepreist ist !

Lassen Sie sich deshalb auch nicht von dem Gerede von "attraktiv bewerteten" Aktien den Blick vernebeln. Sicher sehen viele konjunkturabhängige Aktien auf Basis der KGVs und der Buchwerte aktuell attraktiv bewertet aus. Das waren sie aber im Sommer 2008 teilweise auch schon wieder. Das liegt nur daran, dass die Weltkonjunktur aktuell ganz gut läuft und die Gewinne vieler Firmen (siehe deutsche Autobauer) auf Rekordniveau notieren, was die KGVs niedrig aussehen lässt.

Das ist aber Schnee von gestern und interessiert nicht mehr. Mr. Market schaut nach vorne und interessiert nur, wie sich die Weltkonjunktur in Folge der Ereignisse der kommenden Woche entwickeln wird. Und wenn die Weltkonjunktur abreissen sollte, was in Folge einer ernsten Eskalation der Eurokrise sicher passieren würde, schmelzen die Gewinne der konjunkturabhängigen Firmen wie der Schnee in der Sommersonne ! Insofern sind die extrem niedrigen KGVs gerade einiger deutscher Exportwerte möglicherweise eher eine Problembeschreibung als eine Einladung bei vermeintlichen "Schnäppchen" zuzugreifen.

Auch vor einer Überbewertung des Buchwertes möchte ich warnen, der von einigen selbst ernannten "Value-Päpsten" ja gerne zur Monstranz aufgeblasen wird. Wieviel das Gerede wert ist, konnten wir ja zuletzt bei Praktiker beobachten, die schon bei einem Kurs von 6€ unter Buchwert notierten, was sie aber nicht daran hinderte bis 1€ zu fallen. Der Buchwert war mal eine ganz wichtige und verlässliche Grösse, vor den Änderungen der Bilanzierungsregeln ala IFRS. Mit IFRS steckt in den Bilanzen vieler Konzerne aber nun jede Menge "Goodwill" aus M&A Massnahmen. Wenn jetzt die Börsen zusammen brechen, muss auch dieser Goodwill irgendwann nach dem Prinzip "Mark to Market" marktgerecht aufgelöst werden. Und dann kann ein nominaler Buchwert mal schnell um einen zweistelligen Prozent-Wert zusammen klappen. Ich will den Buchwert damit nicht als nutzlos erklären, er ist immer noch ein wichtiges Bewertungskriterium, ich warne nur davor, ihn überzubewerten !

Fassen wir also zusammen: im Bereich der Bewertung haben die Börsen bei einer Eskalation der Krise für die kommenden Monate massives Potential nach unten. Und dieses absolute Potential ist höher, als das kurzfristige Potential nach oben, wenn sich die Krise verziehen sollte. Das ist aber keinerlei Aussage über die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses - siehe nächster Punkt.

(2) Wahrscheinlichkeit einer Eskalation:

Erstens haben wir eine FED, die ganz klar kommuniziert hat, dass sie sofort und massiv in den Markt geht, sobald sich die Lage der US Konjunktur deutlich verschlechtert. Dieser "Bernanke Put" stützt den Markt nach unten ab.

Zweitens haben wir eine politische Führung in der Europäische Union und eine EZB, deren Existenz vom Überleben der bestehenden Strukturen abhängen. Man sollte sich keiner Illusion hingeben, wenn es ans "Eingemachte" geht - und da sind wir noch nicht - werden diese Institutionen "um sich schlagen". Dann werde auch Verträge nicht mehr zählen und es wird alles Denkbare getan um die aktuelle Struktur zu stützen, über das Bezahlen der Rechnung können sich dann andere Gedanken machen. Diese Institutionen haben durchaus noch Feuerkraft, weswegen auch von dieser Stelle, wie bei der FED, der Markt nach unten gestützt ist.

Drittens geht der Markt in Sachen Griechenland wohl realistisch von einem Szenario aus, dass die radikalen Linken gewinnen, es aber in Folge nicht zu einem sofortigen Austritt, sondern zu wochenlangem Geschacher in Brüssel kommt. Nur bei einem sofortigen Austritt Griechenlands aus dem Euro, dürfte es zu einem kurzfristigen Rückgang aus Unsicherheit kommen, der aber nach meiner Erwartung dann schnell einer Erleichterung weicht und die Kurse eher nach oben katapultieren sollte. Umgedreht sollte es bei einem Sieg der Nea Demokratia wohl am Montag zu einer Erleichterungsrally kommen. Aufgrund dieser Erwartungen ist das kurzfristige Abwärtspotential aus der Griechenland-Wahl nach meiner Ansicht wohl überschaubar.

Viertens geht der Markt in Sachen FED Sitzung eher von neuen Massnahmen aus und hat da hohe Erwartungen an Bernanke. Das birgt ein gewisses Enttäuschungspotential, unter anderem auch bei Gold, dass sich aber frühestens am Mittwoch realieren sollte.

(3) Marktechnik

Vergisst man all die obigen Rahmenbedingungen und schaut nur auf die Charts und die Markttechnik, drängt sich der Eindruck eines Marktes auf, der nun wieder nach oben will. Ich habe das zuletzt anhand des S&P500 -> hier <- dargestellt. Rein technisch gesehen hat sich die Kraft der Bären nun etwas erschöpft und wenn wir nun ohne obige politische Rahmenbedingungen wären, würde ich anhand der Marktechnik eher zu weiter steigenden Kursen und einem Test der Jahreshöchststände im Verlauf des 3. Quartals tendieren.

Und ein weiterer Faktor der aus der Marktpsychologie kommt ist bedeutend. Alle diese Risiken und Sorgen oben sind dem Markt bekannt und mehr oder minder eingepreist. Wir sterben aber in der Regel nicht aufgrund von Ereignissen, um die wir uns intensiv Sorgen machen. Wir sterben aufgrund von Ereignissen, die wir uns nicht vorstellen konnten ! Es spricht also viel dafür, dass das gesamte Szenario rund um den Euro ausreichend ausgelutscht ist, viel mehr Sorgen sollte man sich um die dunklen Risiken machen, die unerkannt um die Ecke lauern. Insofern bin ich sicher, dass wir in den nächsten Monaten einige Überraschungen erleben werden.

So könnte zum Beispiel der -> Fiscal Cliff <- der in den US zum Jahresende droht, das Augenmerk des Marktes ganz plötzlich und unerwartet weg von Europa verschieben. Machen Sie sich also auf ein paar Überraschungen gefasst: Das was alle erwarten, tritt selten ein !

So weit meine ganz persönliche Sicht auf die aktuelle Lage, was bedeutet das nun als:

Fazit für die nächsten 3 Monate:

Wir haben in meinen Augen ein aysmetrisches Risiko im Markt:

-> Auf der einen Seite eine weit höhere Wahrscheinlichkeit steigender Kurse aufgrund einer Deeskalation der Krise, deren Kurs-Potential in den Indizes aber beschränkt ist und im Bereich von maximal 20% nach oben liegen dürfte.

-> Auf der anderen Seite eine weit geringere Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eskalation der Krise, deren Kurs-Potential in den Indizes aber hoch ist und durchaus 50% nach unten von den heutigen Indexständen ausmachen könnte.

Wie stellt man sich in Anbetracht dieser Lage auf ?

Darauf müssen Sie Ihre eigene Antwort finden, denn diese Frage hat auch mit Ihrer Anlagestrategie, Ihrer Risikotoleranz und Ihrer Liquidität zu tun. Ich kann Ihnen aber sagen, wie ich in die kommende Woche gehe:

Ich habe aktuell:

  • Einen Grundstock an Aktien aus der Kategorie "Wertaufbewahrungscontainer", also Titel wie Unilever, Johnson&Johnson, Roche aber auch Tech-Schwergewichte wie Apple.
  • Ein paar selektive Longs in ausgewählten Segmenten mit positiven Trends wie zb den Goldminen - mit Stops abgesichert.
  • Ein paar Shorts als Hedge - auch mit Stops abgesichert.
  • Jede Menge (mehr als 50%) Cash.

So gehe ich in die kommende Woche und warte ab, welche Trends sich etablieren. Und auf diese Trends werde ich dann massiv aufsatteln, denn "The Trend is your Friend !"

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser Analyse helfen und wünschen Ihnen das richtige Händchen bei Ihren Entscheidungen !

Ihr Hari

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Das Beste für Griechenland – ein Kommentar aus tiefstem Herzen

Mr. Market macht ganz ruhig weiter, wo er letzte Woche aufgehört hat. Diese Ruhe am Markt will ich daher nutzen, um Ihnen hier meine ebenso harte, wie klare persönliche Meinung zum Thema Griechland darzustellen.

Die folgenden Zeilen sind also bewusst höchst subjektiv und in "Klartext" formuliert:

Man sollte meinen, jedem müsste klar sein, dass Griechenland einfach Pleite ist und egal wie hoch der Schuldenschnitt ausfällt nicht wieder auf die Füsse kommt. Ich gehe sogar noch weiter, selbst wenn es einen 100%igen Schuldenschnitt gäbe, würde Griechenland das nicht zu einem Neuanfang nutzen können. Worüber wird dann eigentlich in Brüssel und Athen überhaupt verhandelt, frage ich mich ?

Denn das Griechenland des Jahres 2012 ist für mich ein "Failed State", in dem es an den einfachsten Grundvoraussetzungen fehlt um wieder auf die Beine zu kommen. Korruption, Vetternwirtschaft, Lokalfürsten in den Behörden und der Mangel an Durchgriff der oberen Behörden bilden eine fatale Mischung mit einem Mangel an Zivilgesellschaft, an Gemeinwohl-Denken bei den Bürgern, die lieber ihr eigenes Schäflein ins Trockene bringen, als sich gemeinsam für das Gemeinwohl zu engagieren. Jeder Euro der in dieses kaputte und schon längst gescheiterte System gesteckt wird, ist in meinen Augen sinnlos vergeudet. Da wäre es besser, man würde sich aus den Euroscheinen ein paar Zigarren drehen und die anzünden, dann hätte man wenigsten etwas davon.

Wen es interessiert, der schaue mal -> hier <- auf den Korruptionsindex von Transparency International, in dem Griechenland Mühe hat, sich von Burkina Faso abzusetzen. Und dabei zeigt der Index noch ein zu positives Bild, denn wenn ein von Korruption geplagtes Land wenigstens eine funktionsfähige Administration hat, dann muss man zwar ein paar Leute schmieren, kann sich dann aber darauf verlassen, dass das Anliegen auch abgewickelt wird. In Griechenland fehlt beides, Transparenz und eine funktionsfähige Verwaltung. Das Ergebnis kann nur ein Desaster sein ! Und wer glaubt, dass ich hier übertreibe, der sei daran erinnert, dass selbst die OECD die öffentlich sicher eher diplomatisch schön färbt, zu einem harten Ergebnis kommt, das Sie -> hier <- nachlesen können

Deswegen bin ich überzeugt: Das Beste für Griechenland und Europa wäre jetzt die totale Pleite. So schlimm das kurzfristig ist, es birgt die Chance, dass das Land mit einem Schlag korrupte Beamte, vollgefressene Lokalfürsten und in mittelalterlichen "Zünften" abgeschottete Berufe los werden kann. Denn die Griechen sind genauso Menschen wir wir und haben ebenso wie wir einen Sinn für Anstand und Fleiss. In jedem Land gibt es die "Faulen" und "Korrupten", das ist keineswegs ein rein griechisches Problem, die sind in Deutschland genau so vorhanden. Der Unterschied ist, in Griechenland sitzen diese Leute scheinbar zu oft an den Schalthebeln des Systems. Und gegen so ein verrottetes System kann man sich als normaler Bürger nicht wehren, nur irgendwie durchmogeln, egal wie viel Anstand man selber hat. Auch in Deutschland gab es ja schon Zeiten, in denen "Durchmogeln" das einzige war, was ein aufrechter Bürger noch tun konnte. Und so lange ist das gar nicht her. Insofern sollte man Respekt vor dem einzelnen griechischen Bürger haben und nicht alle über einen Kamm scheeren, nur weil sie das Pech hatten in einem kaputten System aufgewachsen zu sein.

Das kaputte System in Griechenland aber, das muss in meinen Augen weggeschwemmt werden, damit auf den Trümmern etwas Neues entstehen kann. Und dieses System hat auch unsere Solidarität nicht verdient, der aufrechte griechische Bürger aber sehr wohl ! Jeder Rettungsversuch aus Europa sichert aber nur das Überleben der alten Eliten, die dem Land den jetzigen Zustand eingebrockt haben. Griechenland braucht deshalb in meinen Augen eher eine Revolution als eine Rettung. Einen echten Neuanfang zum Wohle Griechenlands und Europas. Und eine richtige Pleite mit revolutionärem Umsturz würde dabei helfen, weil nur so die alten Fürsten vom Thron gestossen werden.

Und wir Deutsche sollten uns deshalb auch nicht von indiskutablen Nazi-Vergleichen abschrecken lassen, mit denen die helfende Hand dann auch noch gebissen wird. Wir sollten trotzdem versuchen das Richtige für Griechenland zu tun. Derartige Propaganda verbreiten eben nicht "die Griechen" per se, sondern genau Teile der Nomenklatura an den Schalthebeln und Fleischtöpfen. Und das aus gutem Grund. Denn wenn man einen externen Sündenbock aufbaut, wird so der Blick von den eigenen dreckigen Händen abgelenkt. Das "Haltet den Dieb" Prinzip ist halt universell. Insofern ist diese Propaganda in meinen Augen nichts weiter als kalte innenpolitische Machtstrategie und sollte von uns einfach ignoriert werden. Ein Grund mehr aber, diese ganze Klasse nun mit einer grossen Flut wegzuschwemmen.

Das Positive ist, aus Sicht von Europa ist Griechenland in seinem Elend ein Einzelfall. Kein anderes Land liegt vergleichbar in Scherben, soweit ich das überblicken kann. Schauen wir zum Beispiel auf den nächsten Wackelkandidaten Portugal, dann finden wir da eine funktionsfähige Administration, Menschen denen das Wohl des Landes am Herzen liegt und eine breite Bereitschaft der Bevölkerung, notwendige Änderungen anzugehen. Griechenland und Portugal trennen in meinen Augen Welten und für Portugal kann man deswegen durchaus hoffnungsvoll sein. Wenn das Land die nächsten Monate übersteht, geht es auch wieder aufwärts.

In Griechenland aber ist in meinen Augen nun: Game Over ! Macht bitte endlich das mit Strom aus der Eurokasse gespeiste Kunst-Licht aus, damit der engagierte Teil der griechischen Bevölkerung sich dann nach kurzer aber finsterer Nacht, voll Hoffnung auf die Morgendämmerung eines neuen Staates freuen kann !

Und das wäre sinnvoll eingesetztes Steuergeld: den Griechen in dieser Morgendämmerung beim Aufbau eines neues Staates zu helfen. Das wäre gelebte Solidarität, die weit sinnvoller ist, als Zigarren aus Euro-Scheinen zu rauchen ! Griechenland braucht einen Neuanfang und einen Marshall-Plan, keine Rettung !