Zum Thema Merkel und Sinn – Von getroffenen Hunden und Weltökonomen

Die Reaktion Frau Merkels auf den Brandbrief der 170 Ökonomen zur Euro-Krise ist so bemerkenswert, dass ich dazu am späten Abend noch einen Kommentar los werden muss.

Zunächst lesen Sie vielleicht noch einmal -> hier <- in der FAZ oder -> hier <- in der Süddeutschen, was Frau Merkel und ein gewisser Herr Rösler dazu zu sagen hatten.

Mir gehen dazu sofort mehrere Gedanken durch den Kopf:

(1)
Dass Frau Merkel das Thema nicht totschweigt, sondern sofort und hart reagiert, zeigt mir, dass Sie erhebliche Gefahr wittert. Das erste Mal wurde zum Thema ein richtiger Treffer gelandet, denn "getroffene Hunde bellen" wie das Sprichwort sagt.

(2)
Ihre in der FAZ zitierte Reaktion, die für mich mehr oder weniger unverhohlen als "Ihr habt keine Ahnung - lest und versteht doch erst einmal" zu interpretieren ist, ist in Anbetracht der langen Liste namhafter Personen die sich dem Aufruf angeschlossen haben, für mich an Arroganz kaum zu überbieten. Auch ich fühle mich angesprochen, da ich die Lage im wesentlichen wie die 170 Unterzeichner sehe und empfinde diese Worte unserer Bundeskanzlerin als Beleidigung meiner Intelligenz. Übrigens auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat den Gipfel kritisiert, der hat halt auch nicht richtig gelesen. 😉

Und Frau Merkel ist klug genug zu wissen, wie diese Worte wirken. Also muss Sie ein wichtigeres Ziel verfolgen, wenn Sie sich bewusst grosse Teile der Intelligenz des Landes zum Feinde macht. Man kann die Wirkung in den Leserforen der FAZ schon jetzt merken, wenn ich da durch die Kommentare scanne, fühle ich mich in der Vehemenz der Empörung an die Reaktionen auf Guttenberg erinnert. So macht man sich Feinde. In meinen Augen ist der Kampf um die breite, schweigende Masse der Wähler nun eröffnet und die Verachtung von Teilen der Intelligenz ist ein Preis den Frau Merkel vielleicht zu zahlen bereit ist, wenn man bei Otto Normalverbraucher den Eindruck des "Mutti hat alles im Griff" aufrecht erhalten will. So weit meine Therorie. Sicher ist aber, dass hier schon jetzt mit grossem Einsatz gespielt wird.

(3)
Die inhaltliche Argumentation von Merkel, dass beim Gipfel ja gar nichts beschlossen wurde was die Haftung ausweitet, ist für mich persönlich so offensichtliche Verschleierung des wahren Konflikts, dass ich das nur wieder in dem Kontext von (2) erklären kann. Selbstverständlich wurden Dinge wie die direkte Finanzierung der spanischen Banken durch den ESM nur in Aussicht gestellt und von Bedingungen abhängig gemacht. Das ist selbst für Klein-Fritzchen zu erkennen. Aber das damit gerade im politischen Raum eine Kette von Verpflichtungen und Erwartungen ausgelöst wird, ist ja wohl offensichtlich. Oder worüber haben sich Italien und Spanien eigentlich gefreut und worüber sind die Märkte eigentlich nach oben gelaufen und die Anleihen-Renditen der Länder nach unten ? Alles Idioten halt, sollen mal lesen was beschlossen wurde. 😉 Das glaubt die intelligente Frau Merkel doch selber nicht, solche Sätze dienen nach meiner Ansicht anderen Adressaten, siehe (2).

(4)
Unser Herr Rösler war wie erwartet dabei besonders lustig. Der in der FAZ zitierte Satz "Die Ökonomen kritisieren mit der Bankenunion etwas, das es noch gar nicht gibt" ist für mich so verquer, dass er schon wieder lustig ist. Warum o grosser "Weltökonom" Philipp Rösler, regt sich die Bundesregierung dann eigentlich über das iranische Atomprogramm auf, es gibt doch noch gar keine Atombombe ? Der Mann ist nach meiner Ansicht in jeder Hinsicht völlig überfordert. Und sich über etwas zu sorgen, bevor es eintritt, weil man die Folgen absehen kann, zeichnet intelligente Menschen aus.

(5)
Achja und einen weiteren "Weltökonomen" haben wir neben Rösler: der finanzpolitische Sprecher der Grünen Gerhard Schick wird im -> Spiegel <- mit den ebenso arroganten wie bezeichnenden Worten zitiert: "Ich hoffe, dass sich die Deutschen nicht von diesen Stammtisch-Ökonomen kirre machen lassen, die jetzt Politik machen wollen". Aha, diese 170 sind also Stammtisch-Ökonomen, das ist das Niveau der Argumente. Interessant.

Soweit die Reaktion der Politik, die ich sehr bemerkenswert finde. Ich betone ausdrücklich, dass man selbstverständlich ganz seriös die Lage anders sehen kann als diese 170 Ökonomen. Und einige seriöse Personen tun das auch. Das ist zu respektieren, aber um die inhaltliche Frage wer hier richtig liegt, geht es mir hier doch gar nicht.

Ich seziere hier nur die Reaktionen der Politik und die zeigen mir : Massiver Wirkungstreffer , wie man im Boxen sagt !

Und die Reaktionen zeigen mir noch etwas. Es wird extrem spannend bei uns. Ich glaube wir bekommen die spannendste politische Zeit seit der Gründung der Bundesrepublik, mit unabsehbaren Konsequenzen für uns und unsere Kinder und Enkelkinder. Schnallen Sie sich lieber an !

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28 Gedanken zu „Zum Thema Merkel und Sinn – Von getroffenen Hunden und Weltökonomen“

  1. …deshalb hab ich dafür gestimmt, dass man die politik garnichtmehr behandeln soll, das deprimiert doch nur (siehe link von hans)

    ich verstehe zwar euer argument, mit dem „politischen markt“, auf der anderen seite denke ich mir: man sieht in der regel eh an der price action in welche richtung es geht (oder nicht, wenn nur seitwärts)
    außerdem drehen sich die politiker ja ohnehin wie fahnen im wind, weshalb ich mich auch nicht in mittelfristigen prognosen versuchen wollte

  2. @ hari

    fühl dich bitte nicht angegriffen, deine analysen der politischen situation sind ungehört und ungelesen (immer neue perspektiven für mich), also sehr erfrischend!
    ich bin vlt. einfach nur zu pessimistisch eingestellt…

  3. @ Hans, diese Umfrage beruht natürlich auf Daten vor dem Gipfel. Es wird spannend sein zu sehen, ob sich das jetzt ändert. Wenn ich die Tonlage und Vehemenz in Foren als Massstab nehme, ist die Veränderung gerade in vollem Gange.

    Und das Kernproblem, dass was Merkel noch stützt, ist die Tatsache, dass es keine bürgerliche politische Alternative gibt, an der sich dieser Unmut festmachen könnte. Denn SPD und Grüne sind ja noch mehr auf „Vergemeinschaftungs-Linie“ als die CDU. Würde es diese Alternative gebe, dürfte die locker 30% bekommen, weil sie auch viele Nichtwähler wieder an die Urnen bringt.

    Und daran wird auch wie in einem Brennglas die ganze Tragik des schwachbrüstigen politischen Personals der FDP deutlich. Die Partei hat da eigentlich einen Elfmeter liegen, den man nur noch verwandeln müsste um die eigenen Wähler – die vor allem die Sicht der Familienunternehmer teilen – glücklich zu machen. Es ist aber niemand mit dem Format und dem Mumm da, diesen Elfmeter zu verwandeln.

  4. @ hari

    leider sind die (wirklich) politisch interessierten personen ein eingeschränkter personenkreis (gerade wenn du nach foreneinträgen gehst, denke ich ist das eine sehr schlechte „overall“-stichprobe),
    genauso wie die wirklich denkenden übrigens – dazu hab ich mal nen tollen satz gelesen „meistens glauben wir nur, dass wir nachdenken, während wir uns in wahrheit nur erinnerungen widmen“ (wie ich gerade *g)

    ab wann denke ich selbsständig und bis wohin erinnere ich mich bloß an etwas was andere gesagt haben/glauben (und haben diese selbst nachgedacht – oder haben sie sich auch selbst belogen?)

    – ich weiß ich denke schon wieder so negativ (oder glaube ich das nur? ;)), obwohl ich ja wollte, dass wir uns positiverem widmen; also: ich bin überzeugt davon dass deine einschätzung stimmt, und die meinungen aus den foren sich verbreiten werden, und die mehrheit der wahlberechtigten wird die (politische) welt zu ändern!

  5. Das Problem ist, dass es wohl Empörung in einer breiten Bevölkerungsschicht gibt aber keine Organisation oder Bewegung, in der sich diese Empörung nennenswert kanalisieren würde. Wenn sich dies nicht ändert, wird es nach dem Motte von Helmut Kohl laufen:

    Die Hunde bellen aber die Karawane zieht weiter…

  6. In der genannten ARD-Infratest-Umfrage erwarten 85% der Befragten ein weitere Verschlimmerung der Eurokrise.

    Gleichzeitig ist eine große Mehrheit der Meinung, Frau Merkel mache ihre Sache gut.

    Die Eurokrise ist etwas, dass es vorher noch nie gab und die Verunsicherung ist daher sehr groß. Auch die Fachwelt ist sehr gespalten, auch wenn 170 Ökonomen eine Hausnummer sind, und zahlreiche hochkarätige Leute darunter sind.

    Auch ist die ökonomische Beurteilung der Krise die eine Sache, die politische wiederum eine andere. Aus Sicht eines Staatsbürgers halte ich die Herausbildung eines Konsenses für wichtig, der von den großen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird. Davon konnte bislang nur wenig die Rede sein, da die Volksvertreter nun bezüglich Euro-Rettung schon mehrmals vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Der bestehende Konsens dient eher der gesamtpolitischen Schadensbegrenzung. Daraus erwächst aber keine Konzeption für die Zukunft – eine große Schwäche der Merkel’schen Eurorettungspolitik, vielleicht sogar die entscheidende.

    Es muss endlich eine Diskussion darüber in Gang kommen, was das Volk will. Eine Volksabstimmung ist wünschenswert.

  7. Die schlechte Stimmung auf dem Stahlmarkt scheint Salzgitter nicht mehr besonders zu treffen, vielleicht bildet sich hier bald ein Boden, wir werden sehen.

  8. So ist es Tokay, und deshalb ist dieser Aufruf der 170 in meinen Augen ein grosser Schritt. Denn genau das, was ihm aus klar sichtbaren Motiven vorgeworfen wird (Stammtisch), ist es, was ihn auszeichnet. Endlich einmal formuliert die Ökonomenzunft so klar und deutlich, dass es auch Otto Normalverbraucher erreichen könnte. Würde hier differenziert argumentiert, hätte es schlicht keine Wirkung. Ich bin nicht erstaunt, dass sich die Politik das wünscht.

    Wir haben nun also die Chance, dass sich diese Diskussion endlich in breiteren Schichten entwickelt. Und es ist halt traurigerweise so, dass diese Diskussion der Politik aufgezwungen werden muss. Denn CDU/FDP/SPD/Grüne sind wie „Blockparteien“ im Willen vereint ein technokratisches Europa von oben herab über die Bevölkerung zu stülpen, weil sie tatsächlich der irrigen wie höchst anmassenden Ansicht sind, dass sie besser als die Bevölkerung wüssten, was für die Bevölkerung gut ist.

    Und spätestens wenn die Mächtigen eine solche Haltung gegenüber der Bevölkerung entwickeln, sollte Demokratie dafür sorgen, dass sie alle miteinander weggespült werden. Denn dieser Habitus zeichnet diktatorisches Gedankengut aus und ist zutiefst undemokratisch.

    Insofern ja, eine Volksabstimmung muss her. Nur leider gibt das das Grundgesetz nicht her. Insofern ist die einzige „Volksabstimmung“ die kommende Bundestagswahl. Und wie Z88 schon sagt, fehlt es da bisher an der bürgerlichen Alternative, an der sich die Gegner dieses technokratischen „Europas der Eliten“ ohne echte demokratische Legitimation festmachen können.

    Und weil die Machtpolitiker in den Parteizentralen das verstehen, müssen wir davon ausgehen dass absolut jede neue Organsition die wie ein Champignon den Kopf heraus streckt, mit Macht und Verve rasiert wird. Da wird dann alles herausgeholt, was im Instrumentenkasten des Populismus und der Propaganda vorhanden ist, Nazivorwürfe eingeschlossen.

    Denn eines ist jedem in den Parteizentralen völlig klar, würde sich eine neue bürgerliche Partei etablieren können, die die Sicht der 170 mit Macht vertritt, würde es das Parteiensystem und die ganze Republik komplett unkrempeln und die jetzige Parteienlandschaft wohl zerfetzen.

    Und ich würde dann mit Verve für ein gemeinsames Europa streiten, aber ein Europa der Bürger – nach dem urdemokratischen Prinzip 1 Mensch = 1 Stimme. Und gegen ein Europa der Technokraten wie wir es haben.

  9. PS: absolut bezeichnend ist für mich dazu die Reaktion Schäubles, die gerade herein kommt und -> hier <- nachgelesen werden kann.

    Er „weiss“ also, dass der Euro um jeden Preis verteidigt werden muss und wer das anders sieht handelt unverantwortlich und empörend. Wir wollen noch einmal festhalten, dass er damit nicht nur 170 hoch kompetente Bürger abwatscht, sondern nebenbei auch den Bundesbankpräsidenten, der parallel nahezu exakt die gleiche Position wie die 170 einnimmt. Er ist also sozusagen auf „göttlicher Mission“, weil ihm eine höhere Muse offensichtlich eine Eingebung gegeben hat. Denn seinen wirklichen Souverän, die Bürger, will er lieber nicht fragen, ob sie seine Haltung teilen. Dem muss man das immer wieder „mühsam erklären“, auf gut Deutsch, der ist zu doof die höhere Wahrheit zu erkennen, von der Schäuble erleuchtet wurde. Und wenn man den Souverän fragen würde, könnte das Ergebnis ja dummerweise auch „empörend“ sein.

    Nach seinen eigenen Worten ist also seine „Aufgabe“ den Euro zu verteidigen und nicht das was wirklich seine Aufgabe ist, ein Volksvertreter zu sein. Achtung vor dem demokratischen Souverän sieht in meinen Augen anders aus. Die europäische Politelite hat eine Eigendynamik entwickelt, die für mich höchst undemokratisch ist.

  10. „Und die Reaktionen zeigen mir noch etwas. Es wird extrem spannend bei uns. Ich glaube wir bekommen die spannendste politische Zeit seit der Gründung der Bundesrepublik, mit unabsehbaren Konsequenzen für uns und unsere Kinder und Enkelkinder. Schnallen Sie sich lieber an !“

    Sehe ich genauso! Allerdings ist es meiner Meinung nach in dieser Deutlichkeit noch nicht in den Medien angekommen (SZ, Spiegel, Zeit etc). Ich bin gespannt ob das in den nächster Zeit noch kommen wird.
    Was mich persönlich wirklich besorgt, ist die Gleichgültigkeit in meinem Bekanntenkreis (vornehmlich Studenten, zum größten Teil der Wirtschaftswissenschaften), gegenüber diesen Themen. Ich kann etwa an einer Hand abzählen, wer wirklich bereit ist, sich mit der Eurokrise und den möglichen politschen Folgen auseinanderzusetzen. Den meisten ist die Bedeutung dieses Themas für unser zukünftiges Deutschland wohl einfach nicht bewußt, bzw. die beschlossenen „Lösungen“ werden als alternativlos hingenommen.

    Der Appell von Sinn und Kollegen findet meine Zustimmung. Auch die, von Hari bereits angesprochene, „einfache“ Sprache, in der er verfasst ist, ist in meinen Augen die richtige Art und Weise. Dieses als Stammtischpalaver oder unwissenschaftlich abzutun ist einfach der falsche Weg der Verfechter des ESM, ich hoffe damit komme sie nicht durch.

    Es wird wohl schon an einer Gegenreaktion auf Sinn & Co aus der Wissenschaft gearbeitet. -> Spiegel <-

  11. @ Hari, #4
    „@ Hans, diese Umfrage beruht natürlich auf Daten vor dem Gipfel. Es wird spannend sein zu sehen, ob sich das jetzt ändert. “

    Nein, die Umfrage wurde NACH EU-Gipfel u. Abstimmung in Bundes-Tag/-Rat gemacht!
    Am Fuß der webseite steht:

    „Untersuchungsanlage:
    Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
    Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
    Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)

    Fallzahl: 1.004 Befragte
    Erhebungszeitraum: 02. bis 03. Juli 2012

    Fallzahl Sonntagsfrage: 1504 Befragte
    Erhebungszeitraum: 02. bis 04. Juli 2012“

    Das heißt, auch wenn die überwiegende Mehrheit eine Verschlimmerung der Krise befürchtet, die meisten machen sich nicht klar, was die Merkel schon für Dammbrüche gegen die Schuldnerflut zuließ, der Anfang war 10.05.10 und zuletzt 28.06.12 als bisheriger tragischer Klimax.

    @ CDO, #2
    Ich bin dafür, dass hier weiterhin polit. Themen angesprochen werden, auch wenn die Situation ÄUSSERST deprimierend ist. Hari wird trotzdem (hoffentlich) Zeit finden, das Börsengeschehen zu analysieren.

    Zum Schluss in eigner Sache:
    Meinen Nick „DerZyniker“ habe ich so gewählt, weil das meine Stimmungslage wiedergibt, die sich schon seit 2-3 Jahren in Bezug auf die BRD, und im allg. auf die EU, eingestellt hat, und die sich aufgrund der jüngsten Entwicklungen noch vertieft hat.
    Kurzum: Bin der Meinung, dass D den point-of-no-return längst überschritten hat. D geht den Bach runter und wird sich nie wieder erholen, und die meisten anderen europ. Staaten werden den Weg mitgehen. Leute, die sich in Forn wie diesem zusammenfinden, können nur noch versuchen, in der verbleibenden Zeit mit relativen ökonomischen Freiheiten einen hinreichenden Wohlstand anzuhäufen, um sich bei passender Gelegenheit aus diesem Land für immer abzusetzen. Wohin? Nun, die Frage muss jeder für sich selbst beantworten, hängt ja auch von der persönl. Situation und Kontakten ab.
    Soweit zu meinem Nick, der zugegeben etwas ungünstig gewählt ist in Bezug auf Anrede und Deklination. Deshalb könnt ihr mich auch mit meinem Lieblingsvornamen

    Arnold

    anreden. 🙂 Einen schönen Tag

  12. @Dan

    „Die schlechte Stimmung auf dem Stahlmarkt scheint Salzgitter nicht mehr besonders zu treffen, vielleicht bildet sich hier bald ein Boden, wir werden sehen.“

    Ich möchte diesen lebendig geführten Thread nicht unnötig verwässern, sondern nur eine Meinung bzw. Sichtweise von mir hier kundtun; idealerweise müsste Dan’s Einwurf und meine Antwort zu dem Wert bei der allgemeinen Besprechung dieser Aktie zu finden sein und nicht hier bei diesem Thema 😉 .

    Nun zu meiner Sicht: um von einer grundlegenden Bodenbildung zu sprechen ist es von meiner Warte aus gesehen noch ein wenig verfrüht (wobei Deine Zeilen, Dan, sicherlich als Konjunktiv verstanden werden soll).

    Sieht man sich die Preisbewegung mit dem gestrigen Tagesschluss an (32,225€) an, dann die heutige Tageseröffnung bei ca. 31,80€ , so lagen wir heute Früh doch deutlich im Minus, erst danach gab es ein schönes intraday-reversal bis zum stand 32,30€ (10:23 Uhr) und somit kurzzeitig über den gestrigen Tagesschluss (zumindest dieses Gap wurde intraday lehrbuchmässig wieder geschlossen) , seitdem fällt der Kurs wieder und wir liegen wieder unter den gestrigen Schlußkurs (12:15 Uhr). Sollten wir heute unter das gestrige Tief von 31,905 schließen, sind weitere Anschlussverkäufe nicht auszuschließen, erst wenn das diesjährige Tief vom 28.06. bei 30,905€ verteidigt werden kann, dürfte zumindest die Chance einer Bodenbildung gegeben sein; für mich würde sich erst bei einer nachhaltigen Stabilisierung im Bereich 33,40 bzw. 34,18€ (die letzte mehrmonatige verlaufende Unterstützungslinie) der Chartverlauf aufhellen, wobei es durchaus denkbar wäre, dass nur das gap vom (26.06. auf) 27.06. gefillt werden soll; erst in diesem Bereich könnte man von einer Bodenbildung ausgehen (falls keine weitere Hiobsbotschaften seitens des Unternehmens hinzukommen).

    @all: -als relativer Blogneuling möchte ich mich hier nicht als Allwissenden darstellen, auch ich bin nicht frei von Irrtümern – bitte korrigiert mich ruhig, wenn ich völlig daneben liege, das stört mich keineswegs 😉 , auch ich bin bemüht weiter dazu zu lernen, sonst wäre ich nicht in diesem wissensstarken Blog gelandet – und das meine ich ganz ehrlich.

    Gruß
    Pascal

    P.S. @ Hari – zu dem Thema „Gap“ werde ich heute noch ein paar wenige Zeilen zu Deinem gestrigen Post schreiben – wenn Du gestattest 🙂

  13. „Der Mann ist nach meiner Ansicht in jeder Hinsicht völlig überfordert.“

    Das sehe ich schon seit sehr, sehr langer Zeit ganz genauso. Für mich wirkt Rösler irgendwie wie ein Kind, wenn er vor der Kamera steht und versucht, eloquent und qualifiziert zu wirken. Ein Trauerspiel für die Partei und den Wirtschaftsliberalismus…

  14. @ Arnold oder DerZyniker, jetzt verstehe ich den Nick wirklich 😉

    So sehr ich die Diagnose teile, so wenig bin ich aber im Moment fatalistisch. Im Gegenteil, der richtige Kampf hat gerade erst begonnen.

    Denn in meinen Augen reichen schon sehr geringe Veränderungen, um bei unserer Demokratie einen „Reload“ im Sinne Demokratie 2.0 zu erreichen.

    Wir brauchen mehr direkte Interaktion mit dem Bürger, Stichwort Schweizer Modell. Und wir brauchen eine bürgerliche Partei im Parlament, die Abseits des derzeitigen Parteienkartells genau diesen Gedanken transportiert.

    Sollte das zur Bundestagswahl gelingen, wird unsere Republik eine andere sein und auch unsere Position in Europa wird sich drastisch ändern. Vieles was jetzt vergeigt wird, lässt sich durchaus zurück drehen – wo Gestaltungswille ist, da ist auch ein Weg.

    Und zum ersten Mal gibt es ja nun auch eine Kraft, die freien Wähler, die das Potential haben die Rolle auszufüllen. Immerhin sitzen Ihre Vertreter ja nun schon bei Will & Co. rum. 😉

    Damit es keine Missverständnisse gibt, ich bin weder Mitglied dieser Partei, noch habe ich vor es zu werden. Bisher waren mir die immer etwas zu kommunalpolitisch, man könnte auch böse „muffig“ sagen. Und Parteiarbeit in „Gremien“ ist für mich Freigeist sowieso eher eine Beschreibung des Vorhofs zur Hölle. 😉

    Aber die „Freien Wähler“ sind in meinen Augen seriöse, engagierte und wählbare Menschen aus unserer Mitte – im tiefsten Sinne bürgerlich mit einem Hang zur Basisdemokratie. Alles Beschreibungen, die man auch mit Schweizern verbinden würde. Und deshalb haben Sie in meinen Augen die Sympathie derjeniegen verdient, die an den „Blockparteien“ in Berlin verzweifeln. Das ist auch der Grund warum Seehofer nun so zickig wird, in Bayern sitzen die freien Wähler schon im Landtag und der CSU massiv im Nacken.

    Womit wir bei uns sind. Bei den Rechtsanwälten, Ingenieuren, Unternehmern, Journalisten usw. usw.. Wir – nicht Sonntagsredner wie ein Grass – sind die wahre Kraft dieses Landes. Und wenn wir wollen, können wir es auch verändern. Dafür müssen wir aber raus und reden. Im stillen Kämmerlein kann man die Welt nicht ändern. Es liegt an uns die breite Masse aufzuwecken, wer soll es denn sonst machen ? Wofür haben wir denn sonst von Hegel, Popper und anderen gelesen, unsere Ausbildung sollte ja für etwas gut sein !

    Wir müssen die „virtuelle Mistgabel“ rausholen, wenn wir was verändern wollen. Dann ist Veränderung auch möglich. Und ich tue das ja auch – in diesem Blog, in dem ich schon hunderte, wenn nicht tausende Menschen erreiche und auch in journalistischen Linksammlungen wie -> hier <- auftauche.

    Insofern kann ich an alle nur appellieren, statt Zynismus und Fatalismus nun die virtuelle Mistgabel rauszuholen ! Es ist noch nicht zu spät und es ist unser Land und das unserer Kinder !

    Und wenn wir jetzt in einem kleinen Dorf auf einem Marktplatz stehen würden, wäre ich nun auf einen Bollerwagen geklettert und hätte während meiner Rede genau diese Mistgabel erhoben !

  15. @Arnold

    Danke fuer die Richtigstellung, wenigstens einer hat den Artikel bis zu Ende gelesen 😀 Ich hatte schon kurz nach der Ueberschrift keine Lust mehr, du verstehst mich sicher … 😉

    Deine etwas fatalistische Sicht, wie Hari sie nannte, teile ich durchaus. Der ein oder andere, der hier mitlist und -schreibt, tut dies bereits von ausserhalb. Der eine kaempft halt noch, der andere resigniert aber schon…

  16. @ Dan und Pascal,

    kurz zum Thema Salzgitter. In meinen Augen kann man es sich beim Thema noch einfacher machen. Sich ernsthaft detaillierte Gedanken zu einer Bodenbildung zu machen, macht nach meiner Ansicht erst dann Sinn, wenn der Titel es zum ersten Mal schafft im Tageschart ein höheres Hoch UND ein höheres Tief zu generieren.

    Die Chance dazu war Ende Juni da und wurde katastrophal vergeigt. Insofern ist der Abwärtstrend intakt und Gedanken zur Trendumkehr verfrüht. Lasst Euch einfach vom Markt sagen, wann es so weit ist, detailliert über den Titel nachzudenken. Ein höheres Hoch und höheres Tief im Tageschart ist dafür ein guter Indikator.

  17. @Hari – danke für Deine ergänzenden Worte; für mich ist Salzgitter in der augenblicklichen „Verfassung“ ebenfalls noch kein Kaufkandidat, denn mit dem 27.06. ist der Wert auch „angeschlagen“ und für mich erst bei „attraktiveren Kursen“ erstrebenswert – der heutige Tag zeigt ja auch, dass ich (Momentan zumindest) nicht so falsch liege mit meiner Einschätzung, oder ?

    „Ein höheres Hoch und höheres Tief im Tageschart ist dafür ein guter Indikator.“ — auf welcher Zeitebene stützt Du hierbei Deine Beobachtung – Stundenchart ??

  18. Jau – unglaublich, da steht’s ja schwarz auf weiß 😮 — ich dachte Du wärst vom Intraday (Tageschart) ausgegangen 🙂

  19. Die Längenbezeichnung bei Kerzencharts bezieht sich immer auf die Zeitspanne einer Kerze. Anders wäre es auch völlig unlogisch, weil wie „breit“ man ein Chart am Bildschirm aufmacht – also über welchen Zeitraum – ist ja nicht fix sondern aleine von Deiner Hand und Deiner Maus abhängig 😉

    Tageschart heisst also: 1 Kerze = 1 Tag, wieviele Tage Du dann anzeigst ist von der Breite Deines Bildschirms und der Auflösung begrenzt. Stunden- oder Minutenchart entsprechend.

    Wenn Du bei Salzgitter auf das Tageschart schaust, siehst Du ganz klar, dass ein höheres Hoch UND höheres Tief seit Monaten fehlt.

  20. „Wenn Du bei Salzgitter auf das Tageschart schaust, siehst Du ganz klar, dass ein höheres Hoch UND höheres Tief seit Monaten fehlt.“

    … absolut einverstanden – ich habe das Gegenteil auch nicht behauptet 🙂

    Diese Technik verwende ich selbstverständlich auch 😉

  21. Hallo Hari,

    erstmal danke für deine ausführliche Antwort (#18) auf meine Stellungnahme.

    Deine Energie, die du einsetzt, um den Weg Deutschlands in den Sozialismus abzuwenden, ist höchst anerkennenswert.
    Dennoch meine ich: „der Zug ist abgefahren“. Ich habe keinerlei Hoffnung auf Besserung mehr. Leider!

    Du beschreibst die derzeitige „Eliten“-Diktatur korrekterweise als Blockparteien-System, aber es besteht ein entscheidender Unterschied zwischen DDR 1.0 und BRDDR 2.0:
    In der DDR hätten die Blockparteien bei wirklich freien und geheimen Wahlen keine Chance gehabt!
    In unserer Demokratur dagegen werden die Blockparteien immer wiedergewählt – allein mit wechselnden Mehrheiten.

    Du nennst die Schweiz als leuchtendes Beispiel von direkter Demokratie, da geh ich völlig konform.
    In Bezug auf D ist dies leider (!) irrelevant: In D haben freiheitliche Gedanken und liberale Staatsprinzipien keine Tradition, das sieht man am Verlauf der ersten bürgerl. Revolution 1848 und den folgenden Jahrzehnten, von den 20er u. 30er Jahren ganz zu schweigen. Selbst das GG wurde unter Aufsicht der Alliierten entwickelt, aber NIE dem dtsch. Volk zur Abstimmung vorgelegt. Kaiser, Alliierte und deutsche Polit-„Eliten“ hatten immer ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Volk, das angeblich zur Selbstbestimmung nicht reif war/ist.

    Deshalb wird es hier NIE „schweizer Verhältnisse“ geben.

    Im Gegenteil: Hier hat der liberale Gedanke der Selbstbestimmung und Selbstverantwortung (wie in USA und CH traditionell fest verankert) keine Chance, dagegen herrscht bei der Mehrheit der Bevölkerung ein Sicherheits- und Gerechtigkeitsdenken vor, das wie in der DDR eine starke Staatshörigkeit bedingt.

    In Stuttgart wird ein Bahnhofneubau mit dem „Argument“ verhindert, weil der Lebensraum eines bis dato unbekannten Käfers bedroht ist. Man will Kernkraftwerke lieber gestern als heute stilllegen, aber neue Hochspannungsleitungen zum Transport ökologisch-politisch-korrekten Stroms verhindern, weil Menschen unter den Leitungen durch herabfallende Kabel (sic!) verletzt werden könnten.

    Die Mehrheit ist durch öko-grüne und sozial-gerechte Propaganda, insbesondere transportiert durch die Funkmedien, derart Pawlow-mäßig konditioniert und polit-korrekt eingenordet, dass D mittlerweile reformunfähig ist. Auch wenn sich langsam ein dumpfes Unwohlsein bezügl. Eurokrise, Inflation und Haftung für die PIGS breitmacht – der Euro an sich und die europäische Einigung (wie weitgehend auch immer) werden nicht in Frage gestellt – da sind die Skandinavier schon weiter.

    Zum Schluss noch ein Hinweis auf eine erschreckende Ironie der Geschichte, die ich auf der Seite http://www.fortunanetz.de fand, s. Blogeintrag vom 02.07.2012, „Vertrag der Schande“, dort heißt es:

    „Am 28.6.1919 unterzeichnete Außenminister Müller (SPD) den „Versailler Friedensvertrag“, wenn auch unter Protest. Zuvor, am 23.6.1919 stimmte der Reichstag mit 257 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Vertrages. Diese Annahme erfolgte im Angesicht der britischen Seeblockade, die in dem wirtschaftlich und politisch darnieder liegenden Deutschen Reich zu Hungersnöten geführt hätte, wenn Deutschland diesen „Friedensvertrag“ nicht unterzeichnet hätte.

    Am 3.10.2010 zahlte Deutschland die letzte Rate an Zahlungen, welche die Siegermächte aus diesen vertraglichen Verpflichtungen heraus von Deutschland forderten.
    …“

    Also AUF DEN TAG GENAU jährt sich zum 93. Male ein 2. VERSAILLE, nur diesmal werden wir länger als „nur“ 91 Jahre „Reparaturleistungen“ an unsere europäischen Oppresseure zu leisten haben.

    Dennoch, ein angenehmes Wochenende wünscht
    Arnold

  22. @ Arnold,

    da ist Wahres dran was den Hang des Deutschen zum Obrigkeitsdenken angeht, auch wenn ich persönlich Teile Deiner Rede selber vielleicht nicht so zugespitzt formulieren würde. Der Mangel für Selbstbestimmung und Selbstverantwortung zu stehen, regt mich auf jeden Fall auch permanent auf. Und das hat ohne Frage viel mit der „deutschen Seele“ zu tun.

    Eines des Pro-Europa Argumente war für mich daher auch immer, durch Europa die Deutschen aus dieser Mentalität zu befreien. Finnen, Dänen, Niederländer, Schweizer, Norweger usw usw sind uns im vielen so ähnlich, haben aber an dieser entscheidenden Stelle viel mehr Freiheitsdrang als der Durchschnittsdeutsche. Übrigens, um ein anderes Hintergrundthema noch einmal anzusprechen, das ich im Blog schon thematisiert hatte: wie sind alle diese Länder religiös geprägt ? Eben …. protestantisch/calvinistisch und nicht katholisch. Ich behaupte die Zäsur der Reformation wirkt kulturell als Trennlinie in Europa weit tiefer nach, als die meisten ahnen und beeinflusst vor allem die Wirtschaftssysteme der Länder.

    An einer Stelle wiederspreche ich aber, die (Block-)Parteien werden nur immer wiedergewählt, weil sich keine Alternative im Parlament etabliert. Denn in Wirklichkeit sind die steigenden Nichtwähler doch die, die „anders“ wählen. Wenn man bedenkt, dass zu Zeiten als die Parteien der BRD im Volk noch angesehen waren, bei Bundestagswahlen bis zu 90% Beteiligung drin waren, haben wir doch schon heute hohe zweistellige Prozentsätze für eine „neue Partei“, die das durch Verweigerung bei der Wahl ausdrücken. Und das diese Partei nicht existiert, da müssen wir uns schon an die eigene Nase fassen. Wenn es so ein leeres Konstrukt wie die Piraten schaffen kann, machen wir ja wohl was falsch, oder ?

    Ich bin sicher, sobald endlich mal eine wirklich freiheitlich denkende demokratische Partei im Parlament sitzt, wird sich das Land verändern. Dafür muss aber wohl erst einmal dieses ausgebrannte Etwas mit den drei Pünktchen verschwinden, damit die Sympathisanten des echten Liberalismus loslassen und sich ihre Stimmen an einer sinnvolleren Stelle sammeln können. Letztlich blockiert dieser 3 Punkte Haufen den notwendigen Wechsel, die Hoffnung auf Reform von innen habe ich bei der Partei aufgegeben. Aber das Potential von Selbstverantwortung und Liberalismus ist allemal 20% im Land und an einer Partei mit dem Gewicht würde keiner dauerhaft vorbeikommen.

    Aber ich will diese Diskussion gar nicht weiterführen, weil ich denke aus meiner Warte ist alles gesagt und dann gleiten wir hier wirklich ins reine Politisieren ab. Damit will ich die Diskussion aber auch nicht abwürgen, wenn sie andere weiterführen wollen gerne, sondern nur sagen, ich habe da nichts mehr hinzufügen.

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