Marktupdate US Arbeitsmarktdaten – 06.04.12 – Red Alert !

Mr. Market arbeitet auch am Karfreitag und deshalb am heutigen Feiertag ein kurzes Update zu den US Arbeitsmarktdaten, weil das nun für die kommenden Wochen und Monate ein ganz entscheidender Moment ist.

Die Arbeitsmarktdaten fielen heute mit nur 120k neu geschaffenen Stellen deutlich schlechter aus als erwartet (200) und waren auch deutlich schlechter als in den Vormonaten !

Der Konsens der sich aktuell auf der "Street" bildet ist, dass die sehr guten Daten der Vormonate aufgrund des warmen Winters einen Vorzieheffekt hatten und es um die Beschäftigung und Konjunktur in den US lange nicht so gut steht, wie zuletzt angenommen.

Im S&P 500 Future Handel fiel der Index heute um ca. 1,5%, erreichte im Tief 1376 und schloss bei 1380. Überträgt man das auf den DAX hätten wir wohl heute schon die 6600-6650 gesehen, falls die Börsen heute auf gewesen wären.

So schauen wir nun mit grosser Spannung auf die asiatischen und amerikanischen Börsen am Ostermontag. Denn nun stehen wir eindeutig am Scheideweg. Wir dürfen im S&P 500 auf keinen Fall die 1390 verlieren, sonst öffnen wir die Büchse der Pandora.

Ich habe Ihnen zur Veranschaulichung das aktuelle Chart des S&P 500 Futures mitgebracht, inklusive des heutigen Absturzes. Ich denke man muss kein Raketenwissenschaftler sein um zu sehen, wie wichtig die 1390 für den Markt ist. Und die Topping-Formation ist ja auch offensichtlich.

Sollten wir die 1390 nicht spätestens am Dienstag zurück erobern können, öffnet das die Tür für einen ausgiebige Korrektur, die den DAX dann mit hoher Wahrscheinlichkeit bis 6400 drückt, wenn nicht tiefer. Denn wenn gleichzeitig zum Abkippen der US Märkte die Euro-Krise rund um Spanien und Frankreich (Wahl) weiter köcheln sollte, kann der DAX auch schnell mal bis 6200 oder tiefer abgeben, da sollten wir uns keiner Illusion hingeben.

Aber noch ist Polen nicht verloren, denn Mr. Market ist ja ein ziemlich psychotischer Geselle mit dem Hang zum Drogenkonsum und letztlich entscheidet die Dosis der Droge "billiges Geld" über sein Wohlbefinden. So könnten diese schwachen Arbeitsmarktdaten zu dem schizoiden Swing führen, das aufgrund der Daten ein neues QE3 Programm der FED nun wieder wahrscheinlicher geworden ist. Und das würde bei Mr. Market alle anderen Befindlichkeiten überdecken und wir könnten am Montag wieder in die Range oberhalb 1390 drehen - gerade weil die Arbeitsmarktdaten schwach waren.

Aber letztlich ist das nur Spekulation, wir sollten uns nach dem einzigen unbestechlichen Kriterium richten das wir zur Verfügung haben - dem Preis.

Gelingt es dem S&P 500 am Ostermontag also im Lichte dieser Arbeitsmarktdaten wieder die 1390 zurück zu erobern - aus welchen verqueren Überlegungen auch immer - ist weiter alles in Ordnung und die derzeitige Korrektur im DAX könnte dann bald auslaufen. Gelingt das dem S&P 500 aber nicht und drehen wir am Ostermontag weiter nach unten, ist das dann möglicherweise ein ganz grundlegendes Signal mit Wirkung für das ganze 2. Quartal.

Die FED wird bestimmt wieder intervenieren und es nicht zu einem völligen Absturz im Wahljahr kommen lassen. Aber wahrscheinlich noch nicht in der April-Sitzung und nicht nur aufgrund einmaliger Daten. Die nächste Sitzung ist aber dann erst wieder im Juni und bis dahin hätte Mr. Market jede Menge Zeit sich zu ängstigen und an den Nägeln zu kauen. Und eine solche Phase muss man nicht unbedingt mit einem Aktiendepot an den Märkten erleben.

Mein grundsätzliches Bild, das ich schon vorletzte Woche kommuniziert hatte - nun raus aus dem Markt und im Hochsommer wieder rein - scheint also nun endgültig im Bereich des Möglichen angekommen zu sein.

Richten Sie sich für Montag und Dienstag also schon auf gewaltige Volatilität ein, und nehmen Sie ernst, was der Markt Ihnen am Montag und Dienstag sagt. Wenn da jetzt keine Stärke kommt, hat das Bedeutung über den Tag hinaus. Deshalb gilt ab Montag wohl: Red Alert - All Hands to Battlestations !

Hari´s Märkte am Abend – 05.04.12 – Wochenabschluss – Im Rückwärtsgang

22 Uhr - Handelsschluss

Der heutige Tag hat sich weitgehend wie gestern erwartet entwickelt. Zunächst war der DAX mal wieder ein leblose Hülle, ohne jedes Eigenleben. Niemand traute sich zu positionieren. Für Shorts schien es zu spät und für Longs reichte der Mut des Marktes nicht. So wurde einfach abgewartet, was die Leitbörse Wallstreet macht und als die nach der Eröffnung um 15.30 Uhr zum "Gap-Fill" bei S&P500 1399 ansetzte, kam auch endlich Leben in den DAX.

Und "Schwupps" ging es bis knapp unter 6800 hoch - so einfach ist das, wenn der grosse Meister Wallstreet mit den Fingern schnippt und das kleine Hündchen DAX dann brav sein Männchen macht.

Ansonsten war das heute eine ganz normale verhaltene Gegenbewegung, wie sie nach so einem Absturz nur normal ist. Sie war weder so schwach, das man daraus einen weiteren unmittelbaren Absturz ableiten könnte, noch so stark, dass man es als positives Signal interpretieren müsste.

Und es gibt nach wie vor Zeichen, dass diese Abwärtsbewegung noch nicht zu Ende ist und die Märkte im Rückwärtsgang bleiben.

(1) Der S&P500 konnte die 1400er Marke nicht halten und rutschte im späten Handel wieder darunter, es fehlte an Kaufbereitschaft.
(2) Die schwer verprügelten Rohstoffwerte drehten nach kurzer Stärke am Vormittag wieder ins Minus.
(3) Die Goldminen gaben weiter deutlich ab, selbst als der Goldpreis um 1% im Plus war.
(4) Die europäischen Banken gaben weiter ab.

In Summe spricht also einiges dafür, dass die bisherigen Trends unverändert erhalten bleiben und es deshalb weiter runter geht. Und es war wohl richtig, die heutige kleine Stärke zu nutzen, um die Defensive weiter auszubauen.

Aber bei allen Signalen, steht uns ja nun eine "Wildcard" ins Haus, die das Spiel verändern könnte - die Arbeitsmarktdaten die in den USA am morgigen Karfreitag bekannt gegeben werden. Die Reaktion der US Börsen sehen wir dann am Ostermontag. Und der DAX wird erst wieder am Dienstag nach Ostern aktiv.

Ich habe absolut keine Vorahnung wie das ausgeht, bei den Daten rechne ich mit verhalten positiven Daten, wie Mr. Market das aber dann interpretiert ist völlig unklar. Denn Mr. Market hat da eine schwer nachvollziehbare schizoide Logik. So wären zu gute Daten wahrscheinlich schlecht, weil dann die Hoffnung auf die nächste Runde billigen FED-Geldes wohl schwindet.

In solchen Phasen der Unklarheit macht es aber Sinn, sich das grosse Bild in Erinnerung zu rufen, und das lautet:

(1) Die US Börsen sind immer noch in einem etablierten Aufwärtstrend. Es gibt die obigen Signale die zur Vorsicht mahnen, mehr aber nicht.
(2) Sollten die US Börsen aber doch wegkippen, dürfte das im DAX ein Schlachtfest verursachen, da sollte man sich keiner Illusion hingeben.
(3) Der DAX ist in einem kurzfristigen Abwärtstrend, daran hat auch die kleine Stärke heute nichts geändert.
(4) In der Zone DAX 6600-6650 liegt eine erste Unterstützung für den DAX und es ist gut möglich, dass wir diese demnächst mal testen.
(5) Nach oben sehe ich in Anbetracht der überverkauften Lage kurzfristige Chancen bis ca. 6900, mit mehr rechne ich nicht.

Ich habe Ihnen heute den DAX Chart mit der abfallenden Trendlinie aus einer etwas anderen Perspektive mitgebracht. Darin habe ich zwei mögliche Szenarien eingezeichnet, die aufgrund der derzeitigen Marktlage nicht unlogisch wären.

Im besseren Szenario laufen wir am Dienstag erst einmal Richtung 6900 hoch, um danach die 6600 im DAX zu testen und von dort wieder nachhaltig nach oben zu drehen. Im schlechteren Szenario laufen wir am Dienstag direkt weiter nach unten, wonach die 6600 nicht halten und wir bis 6400 abtauchen.

Ich betone ausdrücklich, beide Szenarien sind keine Prognosen meinerseits, vielleicht laufen wir ab Dienstag ja wie ein Strich nach oben Richtung 7200. Oder wir kippen nach den Arbeitsmarktdaten am Montag in den US Indizes ab und eröffnen am Dienstag im DAX bei 6500. Vieles ist möglich, aber nicht alles wahrscheinlich. Und beide skizzierten Szenarien haben in Anbetracht der aktuellen Marktlage eine gewisse Logik und sind in meinen Augen wahrscheinlicher als der oben genannte Strich hoch bis 7200 oder der sofortige brutale Absturz. Insofern möchte ich Sie mit diesem Chart auf diese möglichen Szenarien aufmerksam machen und hier wiederholen: etwas mehr Defensive kann nach meiner Ansicht im Moment nicht schaden.

Schauen wir uns nun einmal an, welche hier schon besprochenen deutsche Aktien heute Nachmittag stärker als der breite Markt ansprangen. Denn das ist in so Korrekturen immer ein gutes Indiz für die Titel, die später beim Wiederanstieg die stärkste Bewegung haben werden. Aixtron (WKN A0WMPJ) war dabei, ebenso Salzgitter (620200), Rheinmetall (WKN 703000), Krones (WKN 633500) und ST Microelectronics (WKN 893438). Des weiteren Wacker Chemie (WKN WCH888) und Stada (WKN 725180). Bei einigen Titeln wie Salzgitter, ST Micro oder Wacker ist das kein Zeichen relativer Stärke, sondern nur das Abbild vorheriger brutaler Schwäche. Es zeigt aber, das diese Titel nun scheinbar auf Niveaus notieren, bei denen wieder deutliches Kaufinteresse in den Markt kommt.

Achja und etwas Verstörendes ist mir heute aufgefallen, das erneut zeigt, wie traurig es um die Aktienkultur in Deutschland bestellt ist.

Bei Finanznachrichten.de habe ich heute Nachmittag gesehen, welcher Artikel die höchste Klick-Zahl hatte. Es war, man glaubt es kaum:
"Q-Cells Kaufempfehlung" mit 4000 Lesern. Zum Vergleich, wenn man Artikel über hoch interessante Weltkonzerne mit tollem Geschäftsmodell einstellt, die über die bekannten Commerzbank & Co. hinaus gehen, bekommen solche Artikel Klickzahlen von ein paar Hundert, wenn es hoch kommt.

Natürlich weiss ich auch, dass nicht jeder der klickt auch gleich bei Q-Cells mitzockt. Ich habe ja auch geklickt, weil ich "was soll das denn ?" gedacht habe. So wird es sicher auch anderen gegangen sein. Aber 4000 versus wenige 100 zeigt trotzdem, wo der Schwerpunkt der Interessen der "Anleger" liegt und das ist verstörend genug.

Denn es gibt in meinen Augen wohl kaum eine sinnlosere Aktie, als sich nun um die insolvente Q-Cells noch Gedanken zu machen. Und wer glaubt, er hätte beim fröhlichen Raten wie das Insolvenzverfahren weitergeht irgend einen Vorteil gegenüber den Insidern, der sollte in meinen Augen sowieso wegen erwiesener Selbstüberschätzung besser nicht an den Aktienmarkt gelassen werden - ausser natürlich er hat Kontakte in den Gläubigerausschuss oder zum Insolvenzverwalter, aber wer hat das schon ?

Statt auf Q-Cells zu wetten, wäre das Geld im Kasino wahrscheinlich sinnvoller aufgehoben. Denn im Kasino weiss man wenigstens, dass die Bank nur ca. 2% bekommt und das wars dann auch, der Rest ist Zufall. Bei Q-Cells ist man aber in den Fängen eines Verfahrens, das einen ohne Vorwarnung von rechts nach links werfen wird. Und wenn mal eine Nachricht kommt, haben alle Insider und Profis die schon lange im Kurs verarbeitet, lange bevor Otto Normalzocker da auch nur zucken kann.

Angst und Gier sind halt nach wie vor die entscheidenden Treiber an den Märkten und das wird sich wohl nie ändern. Insofern ist die Frage berechtigt, warum ich hier überhaupt so predige, wenn sich diese Form von naiver Gier nie ändern wird. Die Antwort ist, weil ich mit diesem Blog den Lesern dabei helfen will, ihre Gier auf Wetten zu richten, die eine weit höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als ein Zock auf das Insovenzverfahren bei Q-Cells haben. Denn "Greed is good" um Gordon Gekko zu zitieren. Will man aber wie Gekko reich werden, sollte man besser wissen wo man seine Gier von der Leine lässt und wo nicht.

Statt auf Q-Cells zu wetten, nehme man eine beliebige Aktie die sich in einem starken Aufwärts-Trend befindet. Dann warte man auf eine Korrektur zum Trend und warte auf den Moment, an dem die Oszillatoren wie RSI & Co. ins negative Extrem kippen. Wenn man genau in dem Moment diese trendfolgende Long-Wette eingeht, hat man statistisch eine Erfolgschance von über 50%. Das ist auch keine Sicherheit, aber besser als zu raten. Im Kasino sind es nur 48%. Und bei Q-Cells vielleicht mit Glück 30%, wenn man kein Insider des Insolvenzverfahrens ist. Warum also 4000 Klicks auf diesen Artikel ?

Soweit mein Versuch, eine bestimmte Spezies von "Anlegern" vor sich selber zu schützen, es wird wohl nichts nützen, aber das musste ich trotzdem loswerden.

Vergessen Sie bitte nicht, dass am Ostermontag in Europa die meisten Börsen geschlossen, in Asien und Amerika der Handel aber überwiegend im vollen Gange ist. Am Ostermontag dürfte der US Markt dann auch die US Arbeitsmarktdaten von Karfreitag verarbeiten, so das DAX-Anleger am Dienstag so oder so vor vollendeten Tatsachen stehen dürften.

Hier auf Mr-Market.de werde ich Ihnen am Ostermontag zum Handelsschluss ein kurzes Marktupdate zur Verfügung stellen. Richtig weiter geht es dann ab kommenden Dienstag.

Ich wünsche Ihnen schöne Osterfeiertage !

Ihr Hari

In Sachen Urheberrecht: Ein Wort zu den „Piraten“

Ein paar Worte in eigener Sache zum Urheberrecht.

Ich denke wir alle beobachten fasziniert den Aufstieg einer Partei, die selber noch gar nicht so richtig weiss, was sie will.

Aus meiner Sicht haben die "Piraten" das Glück, dass sie für viele Wähler der Katalysator sind, um ihren berechtigten Frust mit dem Parteiensystem auszudrücken. Nur das erklärt für mich den plötzlichen Stimmenschwall, ohne das die Wähler wirklich wissen, was sie da wählen. Es ist eine Art Protestabstimmung der Nichtwähler und mit den Altparteien Frustrierten. Statt nicht zur Wahl zu gehen, kann man jetzt den Piraten die Stimme geben.

Auch ich spüre das und empfinde jede Menge Sympathie dafür, dass sich hier eine unverbrauchte neue Kraft entwickelt. Insofern wünsche ich mir sehr, dass sich diese Bewegung weiter entwickelt und zu einer echten Partei wird.

"Endlich mal moderne, junge Leute, die an etwas anderes als Öko und Umverteilung denken und die Zukunft aktiv gestalten wollen" - so ungefähr könnte man wohl die Reaktion vieler zusammen fassen.

Trotzdem gibt es da ein ernsthaftes Problem mit der Partei. Denn wie die Grünen mit dem Öko Thema, haben die Piraten in meinen Augen ein Kernthema, sozusagen die DNS der Partei. Und das ist die Abschaffung des Urheberrechtes - der Parteiname existiert ja nicht aus Zufall.

Das derzeitige Urheberrecht hat sicher seine Macken und ich bin in einigen Teilen kein Freund davon - ganz besonders weil es zu einer Plattform für Abmahn-Kartelle geworden ist. Das ist aber nicht das Problem des Urheberrechtes perse, sondern nur seiner derzeitigen Ausgestaltung im Detail.

Aber eine defacto Abschaffung wie sie den "Piraten" scheinbar vorschwebt, ist in meinen Augen ideologischer Blödsinn und wird zu einer Verarmung der Kultur führen - es wird die Welt nicht offener machen, sondern eine Kultur des Verbergens und der Geheimhaltung fördern.

Denn wenn ich befürchten muss, dass mir jede gute Idee sofort geklaut werden kann, werde ich alles dafür tun, diese Idee vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Gerne wird von den Apolegeten dieser Gratis-Kultur dann angeführt, dass das Urheberecht ja erst jüngeren Datums sei und es das früher gar nicht gab. Stimmt - und ist trotzdem völlig falsch. Denn es wird dabei völlig verkannt, dass es früher eben auch noch keine Aufzeichnungsgeräte, keine Kopierer und keine Digitalisierung gab. Mozart brauchte kein Urheberrecht, wer nicht an seine Noten kam, wie wollte der denn seine Symphonien nachspielen ? Hätte jeder Hanswurst Mozarts Musik nachspielen und verhunzen können, wäre auch ein Mozart wohl "not amused" gewesen.

Jetzt wird von einigen Piraten ja durchaus differenziert argumentiert und um die Gratis-Kultur geht es bei den Ideen der Piraten eigentlich auch gar nicht, eher um freien Wissenszugang für alle. Aber das Ergebnis, so wie es dann von den Millionen ausgelegt wird die einfach "machen", statt die ziselierten Begründungen von Partei-Programmen zu lesen, das lautet dann: "Ich kann kopieren und damit machen was ich will". Da nennt man die "Normative Kraft des Faktischen" - etwas worüber einige der engagierten jungen Leute mal nachdenken sollten.

Und ja, ich weiss, von den "Piraten" wird auch angeführt, Sie wollten das Urheberecht ja gar nicht abschaffen und geistiges Eigentum sei ihnen wichtig - sie wollten ja nur die freie Vervielfältigung und Nutzung ala "Creative Commons" im privaten Rahmen erlauben - "Open Access" ist da das Zauberwort. Aber auch das ist am Thema vorbei und kommt im Endeffekt aufs Gleiche hinaus.

Denn wenn jetzt jeder ganz legal und gegen meinen Willen meine Artikel hier kopieren und im Web nutzen könnte, ist das Urheberrecht nur noch eine leere Hülle ohne Wert und damit defacto abgeschafft. Und was ist, wenn ich eben nicht will, dass Unbekannte kostenlos "Open Access" auf die Produkte meines Geistes haben ? Wenn sogar meine wirtschaftliche Existenz von diesen Produkten meines Geistes abhängt, wie bei Fotographen, Künstlern und freien Journalisten ? Wenn andere gegen meinen Willen über die Verwendung der Ergebnisse meiner eigenen Arbeit entscheiden können, nenne ich das eine Diktatur - die Diktatur der bräsigen, konsumierenden, passiven Masse.

Ich kann deswegen mit Bestimmtheit sagen:
Sollte sich die Idee durchsetzen das Urheberrecht defacto abzuschaffen, wird es Mr-Market in dieser Form nicht mehr geben.
Dann verschwindet die Seite hinter einer dicken Mauer oder wird ganz eingestellt.

Und ich bin ganz sicher, das wird für den meisten wirklich qualifizierten Content im Web gelten. Er verschwindet einfach aus dem öffentlichen Sichtbereich.

Was dann weiter fröhlich und frei ausgetauscht werden kann, sind die "spannenden" und sinnfreien Ergüsse via Facebook und Co. über die Farbe der zuletzt gekauften Hose, die Marotten des Freundes, neuestes Rabatte bei Groupon und was man gestern gegessen hat. Originärer, innovativer Content wird aber aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwinden. Wenn dieses intellektuelle Futter den "Piraten" genügt, sollen sie glücklich damit werden.

Schon heute ärgern wir Blogger uns doch über die unzähligen "Brain-Sucker" unter den Lesern, die sich zwar unseren Content sehr gerne "reinpfeifen", aber "als Dank" dann noch nicht einmal bereit sind einen winzigen Klick zu machen oder sonstwie einen Finger zu krümmen. Wieviele Seiten kenne ich, bei denen die Betreiber versuchen ihre Kosten zum Beispiel über Klicks auf Amazon-Banner und ähnliches teilweise herein zu holen. Und trotz entsprechender Bitten an die Leser, wer klickt ? Kaum jemand !

Kann mir einer der "Piraten" mal erklären, warum man sein Engagement weiterführen sollte, wenn man dann noch nicht einmal sein geistiges Eigentum mehr schützen kann ?

Hari´s Märkte am Abend – 04.04.12 – DAX im Abwärtstrend

22 Uhr - Handelsschluss

Autsch, das war kein schöner Tag - ausser für Permabären. Während sich die Verluste der US Indizes mit einem knappen Prozent noch im Rahmen hielten, wurde der DAX ebenso wie der gesamte Rohstoffsektor erneut zerlegt.

In dem Zusammenhang, sollten wir uns die Definition eines Abwärtstrend erneut in Erinnerung rufen: Immer tiefere Tiefs und tiefere Hochs. Und nun schauen Sie sich mal den DAX im Stunden-Chart seit Anfang März an. Ich habe noch ein Szenario hinzugefügt, wie der DAX ganz grob weiterlaufen könnte, falls der Trend nach unten nun erst einmal erhalten bleibt.

Noch Fragen ? Ich denke das Bild erklärt sich von selbst. Schwierig ist es auch nicht, das zu erkennen - viel schwieriger ist es für die meisten Anleger, das psychologisch zu akzeptieren und daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Und jetzt stelle ich den DAX mal in der gleichen Skalierung dem wichtigsten Index, dem S&P 500 gegenüber - der Chart ist von 21.30 Uhr:

Eindrucksvoll oder ? Besser als im direkten Vergleich kann man die brutale Schwäche des DAX wohl nicht deutlich machen. Von Abwärtstrend im S&P 500 keine Spur, eher eine Seitwärtsbewegung mit steigenden Tiefs.

Was lernen wir also daraus ?

1. Der "First of Month Jumper" vom 02.04.12 war im DAX eine Bullenfalle und mein Artikel vom 27.03.12 unter der Überschrift "Vom Aufhören, wenn es am Schönsten ist" hatte ein gutes Timing.

2. Der Presse-Contra-Indikator mit DAX 8000 und DAX 10000 auf den Titelblättern, hat mal wieder sein perfektes Timing bewiesen.

3. Warnzeichen gab es im DAX genug, erinnern Sie sich an das Thema der Schwäche der Banken ? Oder die 2 merkwürdigen, massiven Abstürze mitten im Handel in den letzten Tagen ? Die Zeichen waren an der Wand und haben wir hier besprochen. Klarer als die letzten Tage sind die Zeichen nie und immer hat man Zweifel und immer gibt es auch widerstreitende Signale, das ist ganz normal. Niemand sollte sich einbilden, das das beim nächsten Mal eindeutiger oder einfacher wird.

4. Die Warnzeichen ernst zu nehmen und danach dann auch zu agieren, das ist die wirklich schwierige Aufgabe für uns, an der nun bestimmt einige gescheitert sind. Und selbst ich, der ich schon letzte Woche wie hier kommuniziert abgebaut hatte und nur noch mit kleinem Geld auf den letzten Schub gelauert hatte, hätte im Nachhinein noch aggressiver abbauen müssen. Aber hinterher ist man halt immer klüger.

5. In den US Indizes ist die Welt noch in Ordnung. Der aktuelle Absturz findet primär in Europa und im Bereich der Rohstoffaktien statt - nicht aber in den USA. Und das spricht bisher dagegen, dass wir es hier mit einer schweren Krise zu tun haben - solange es der US Wirtschaft gut geht, kann es dem Rest der Welt nicht schlecht gehen.

Wie geht es jetzt weiter, das dürfte Ihre drängende Frage sein.

Mittelfristig ist damit mein 60% Szenario aus der Umfrage vom 28.03.12 voll aktiv. Das heisst volatile Swings im DAX in der Zone zwischen 6600 und 7100 mit einer Tendenz nach unten. Unterstützungen im DAX liegen im Bereich um 6600 und 6400.

Kurzfristig bestehen gute Chancen, das es morgen eine Gegenbewegung geben könnte, denn wir sind nun ziemlich überverkauft und haben in den US Indizes schon leicht gedreht. Bleibt das Prinzip des Abwärtstrend aber im DAX intakt, sollte diese Bewegung irgendwo oberhalb 6900 auslaufen, wenn sie die 6900 überhaupt noch erreicht.

Ansonstens gibt es heute in Anbetracht des Offensichtlichen nicht viel zu sagen. Es lohnt sich heute auch nicht, über einzelne Aktien zu reden, es war ein Blutbad und das ist wohl offensichtlich. Das war mal wieder so ein Tag an dem man sich nirgendwo verstecken konnte, weil wirklich alles abverkauft wurde - selbst Apple (WKN 865985) war heute im Minus, wenn auch mit nur einem Prozent Minus noch zu den stabileren Aktien gehörend.

Ich möchte Sie am heutigen Tag nur noch einmal daran erinnern, dass man mit "Hoffen" kein Geld verdienen kann, sondern nur arm wird. Jetzt ist also scheinbar die Zeit erst einmal Risiko heraus zu nehmen, ich habe das schon getan und wer nun noch voll investiert ist, tut in meinen Augen gut daran, nun einen Gang zurück zu schalten. Ich habe zwar heute im Handelssystem ein paar Titel taktisch in die Schwäche hinein gekauft, werde diese aber Morgen wieder abgeben, das ist ein kurzfristiger Trade. Und sollte Morgen ein starker Tag werden, was ich mir gut vorstellen kann, werde ich den Tag nutzen, um meine Defensive weiter zu verstärken.

Denken Sie bitte daran, Trends dauern in diesem Markt immer länger als man denkt. Das gilt ausdrücklich auch für Abwärtstrends !

Allerdings dürfen wir bei allem Reden über Risikoreduktion auch das mittelfristige Bild nicht vergessen. Dieser kurzfristige Abwärtstrend im DAX ist bisher nur eine Episode in einem übergeordneten Aufwärtstrend ! Und ich glaube an diesen Aufwärtstrend und an höhere Kurse im zweiten Halbjahr. Sollte der DAX die 6600er Zone erreichen, werde ich aus heutiger Sicht zukaufen. Und sollte der DAX bis 6400 herunter gehen, werde ich wohl erneut zukaufen !

Insofern gibt es heute keinen Grund für Verzweiflung, in dieser Phase liegen grosse Chancen begründet. Und statt sich über die Fehler zu grämen, die man vielleicht gerade gemacht hat, gilt es nun nach vorne zu schauen und die nächsten Chancen besser zu ergreifen. Und glauben Sie mir, diese Chancen liegen schon um die nächste Ecke herum für Sie bereit !

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

PS: Einen guten Witz zur Nacht habe ich noch: Unter allen hier regelmässig besprochenen Aktien gab es eine, die heute im Plus schloss - Sie werden es nicht glauben - es war ... Fanfare ... Arch Coal (WKN 908011) !

Hari´s Märkte am Abend – 03.04.12 – Der Markt als Zappelphilipp

22 Uhr - Handelsschluss

Eigentlich war heute ein sehr bewegter Tag an den Börsen. Durch diverse Aktivitäten und einige Telefonate im Zusammenhang mit den Blog-Awards hatte ich aber so viel Ablenkung, dass ich nicht so richtig zum Schreiben gekommen bin.

Unerfreulich war heute wieder die Entwicklung im DAX. Hielt er sich lange im normalen Bereich oberhalb 7000, wurde zum Handelsende dann wieder massiv abverkauft und das erneut weit stärker als die verhaltene Bewegung im S&P500. 100 Punkte in kurzer Zeit sind schon eine Hausnummer und damit wiederholte sich das Erlebnis von gestern Vormittag erneut. Und erneut war der DAX damit wesentlich schwächer als die US Indizes und langsam ist das für mich kein Zufall mehr.

Denn ebenso unerfreulich ist in Europa die erneute Schwäche der Banken, da frisst sich gerade etwas sehr Unschönes in den Markt, dessen Quelle durchaus in Spanien verortet werden könnte. Das ist in meinen Augen auch der Grund warum die Commerzbank (WKN 803200) nicht "in die Puschen" kommt. Nicht Unternehmsnachrichten, sondern die Schwäche des gesamten europäischen Bankensektors scheint mir die Ursache. Mein Gefühl, dass wir demnächst eine neue Iteration der Euro-Krise erleben, bekommt dadurch neue Nahrung - vielleicht ja endgültig ausgelöst durch die Wahl in Frankreich und befeuert durch Spaniens Probleme.

Der iShares EuroStoxx Banks (WKN 628930) spricht eine deutliche Sprache. Noch vor 2 Wochen sah es so aus, als ob die Kurse der Banken nun nachhaltig nach oben drehen würden. Aber davon kann nun keine Rede mehr sein, der Kurs des ETF steht nun kurz davor wieder in Richtung Tiefststände abzukippen. Wenn man berücksichtigt, wieviel Milliarden die EZB auf die Banken geworfen hat und wie risikolos damit Gewinne gemacht werden können, ist diese Entwicklung in meinen Augen verheerend und lässt nichts Gutes ahnen. Noch besteht die Chance, dass der ETF nun einfach wieder nach oben dreht, aber viel Zeit bleibt den Bankaktien nicht mehr um zu zeigen, dass die Euro-Krise wirklich vorbei ist.

Ebenfalls unschön war, was dann an der Wallstreet um 20 Uhr passierte. Da erschienen die FED Minutes der letzten Sitzung, aus denen hervor ging, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anschlusstimulus geringer wird, weil sich immer weniger der Mitglieder in Anbetracht einer anziehenden Konjunktur dafür aussprechen.

Eigentlich könnte man ja meinen, das Mr. Market das gut findet, denn eine anziehende Konjunktur ist doch etwas Feines. Aber ein echter Drogensüchtiger will halt einfach nur billiges Geld und das rückt nun in weitere Ferne. Im Juni läuft das bisherige Ankaufprogramm für Anleihen der FED aus und der Markt hofft nun zitternd und bibbernd auf den nächsten Schuss.

Konsequent wurden dann auch die Rohstoffe und vor allem der Edelmetallsektor in Grund und Boden verkauft, ich muss gestehen mich beginnt dieses Gezappel des Edelmetall-Marktes zunehmend zu nerven, denn kein Setup scheint da im Moment länger als 48 Stunden zu halten. Auch das sind Signale des Marktes, die es mir nahelegen demnächst auf die Seitenlinie zu treten und sich das Schauspiel in Mai und Juni entspannt von aussen anzuschauen.

Ich halte den letzten Schub Richtung 1450 im S&P500 aber immer noch für möglich und warte daher noch ab. Denn gegen Handelschluss wurden die US Märkte dann wieder hoch gekauft und 0,4% Minus im S&P sind nun wirklich nicht der Rede wert, wenn man den DAX dagegen sieht.

Bei aller Zappelei des Marktes fühle ich mich daher im Moment in amerikanischen Aktien trotzdem deutlich wohler als im DAX, denn die US Indizes sind nach wie vor in einem klaren Aufwärtstrend und agieren zumindest einigermassen nachvollziehbar.

Trotz der heutigen Schwäche des Marktes zeigte Rheinmetall (WKN 703000) grosse Stärke und schloss um 1,5% höher. Rheinmetall steht kurz vor einem Ausbruch aus der Konsolidierungszone, die bei ungefähr 47€ einen Deckel hat. Sollte das gelingen, sind Kurse um 55€ das nächste Ziel. Auch fundamental sieht Rheinmetall, wie hier ja mehrfach schon erwähnt, in meinen Augen sehr gut aus. Sollte der Ausbruch aber nun nicht gelingen - denn dafür bräuchte es wohl einen unterstützenden Gesamtmarkt - dürfte Rheinmetall in der Konsolidierungszone wohl zunächst wieder an die unteren Begrenzung im Bereich 42€ zurückfallen. Insofern scheint nun eine Entscheidung bevor zu stehen, so oder so.

Bei Tesla Motors (WKN A1CX3T) ist definitiv etwas in Bewegung. Nach kurzen Konsolidierungen springt der Kurs immer wieder in Schüben nach oben, so auch heute um 4%. Der Ausbruch nach oben ist bei Tesla bestätigt und ich wäre gar nicht überrascht, wenn wir in nicht zu ferner Zukunft da auch 50 USD auf der Kurstafel sehen. Aber Vorsicht, die Aktie ist völlig von Unternehmensnachrichten getrieben und eine schlechte Nachricht kann den Kurs auch mal eben um 20% nach unten abstürzen lassen ! Wie immer stehen grossen Chancen halt auch grosse Risiken gegenüber.


Source: Finviz.com

Denn auch wenn es uns die Finanzindustrie manchmal anders verkaufen will: es gibt eben keinen hohen Renditen ohne ebenso hohes Risiko ! Halt ich vergass, das stimmt gar nicht allgemein. Das gilt nur für uns dumme Bürger, Banken dürfen sich dagegen risikolos Geld zum Minizins bei der EZB leihen und es dann in alles hinein stecken, was eine etwas höhere Rendite abwirft und so nahezu garantierte Gewinne machen. Und wenn sie selbst dabei versagen sollten, werden sie trotzdem "gerettet". Aber Banken sind ja auch "systemrelevant", wir nicht.

Schade eigentlich, wie bekommt man eigentlich eine Banklizenz ? Ich würde mir auch gerne bei der EZB "für umme" ein paar Milliarden leihen und den Markt damit mal so richtig in Wallung versetzen. Hari´s "Shock and Awe" Anlagepolitik, das wäre doch mal was anderes. 😉 Und den Zugang zu meinem Portfolio 50 Millisekunden vor allen anderen, verkaufe ich dann gegen 1 Million pro Tag und dürfte mich trotzdem vor Bewerbungen von HFT-Jüngern kaum retten können. Man darf ja mal träumen 😉

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

Von Finanzblogs und Preisverleihungen

Heute erreichte mich die erfreuliche Nachricht, dass Mr-Market.de Finanzblog beim Smava Finance Blog of the Year 2012 Award den 3. Platz erreicht hat !

smava Finance Blog of the Year

Ich danke allen Lesern herzlich, die an der Abstimmung teilgenommen haben. Und das unabhängig davon, für wen Sie gestimmt haben. Denn dabei sein ist alles und solche Awards können uns Bloggern ohne Verlagsapparat im Hintergrund sehr helfen, den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Und ich gratuliere Christian Drastil und Lars Röhrig herzlich zu Ihrem Erfolg ! Aber auch viele andere Blogs aus der Selektion der Smava Jury hatten eine Auszeichnung verdient und ich verneige mich in Hochachtung vor dem altruistischen Engagement, das viele Blogbetreiber hier jeden Tag wieder aufs Neue zeigen !

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Eine weitere erfreuliche Nachricht bekam ich gestern. Mr-Market wurde im Rahmen des Comdirect Finanzblog Award 2012 durch die Jury in den Kreis der 11 deutschsprachigen Finanzblogs aufgenommen, die für einen Preis nominiert wurden !

Hier ist die Liste der von der Jury Nominierten:

Dirk Elsner: Blick Log

Martin Brosy: Börsenpoint

Ulrich Voß: Die wunderbare Welt der Wirtschaft

FAZ: Fazit - das Wirtschaftsblog

Finanzjournalisten: Blogspot.com

Finews.ch - Treffpunkt der Finanzwelt

Handelsblatt: Handelsblog

Ulrich W. Hanke: Hankes Börsen Bibliothek

Michael Schulte: Mr-Market

Tagesanzeiger.ch: Never Mind the Markets

Arne Kuster: Wirtschaftswurm

Interessant sind in diesem Zusammenhang die verschiedenen Ansätze der Juroren, denn da fallen zwischen Smava und Comdirect schon deutliche Unterschiede auf.

Die Jury des Smava Awards hat nach meiner Einschätzung tendentiell "freie" Finanzblogs ausgewählt, die typischerweise von engagierten Einzelkämpfern oder kleineren Gruppen auf eigene Rechnung betrieben werden.

Die Jury des Comdirect Awards scheint für mich dagegen eher medienwissenschaftlich an das Thema heran gegangen zu sein, denn bei den 11 Nominierten finden sich:

1. Blogs engagierter Einzelkämpfer wie Dirk Elsners "Blick Log".

2. Professionelle Plattformen wie "Finews.ch", nach Selbstdarstellung "Das Intranet der Schweizer Finanzbranche".

3. Ableger der grossen Medien wie FAZ und Handelsblatt, die eine Plattform für Blogger zur Verfügung stellen.

Insofern erscheint mir die Auswahl der Comdirect Jury medienwissenschaftlich als ein guter Überblick über die verschiedenen Formen, in denen heutzutage qualifizierte Meinung und Informationen zu Finanzthemen der Öffentlichkeit angedient werden. Und die Breite zeigt auch, welch positive Entwicklung die Finanzblog-Szene im letzten Jahr genommen hat. Ob diese Breite eine Vergleichbarkeit und Reihenfolge im Rahmen eines Awards einfacher macht, ist aber sicherlich kontrovers diskutierbar. Glücklicherweise muss ich diese Frage nicht beantworten, das obliegt der qualifizierten Jury, die im Gegensatz zum Smava Award hier das letzte Wort hat.

Aber wie auch immer, jeder Ansatz der Auswahl hat seine völlige Berechtigung und ich freue mich daher um so mehr, dass Mr-Market.de bei beiden Ansätzen in den engen Kreis der Auserwählten gekommen ist.

Mein Dank gilt nochmals Smava und der Comdirect als Initiatoren dieser Awards, denn für Einzelkämpfer ohne die Infrastruktur der Verlage im Rücken, bedeuten diese Awards eine grossartige Gelegenheit, die Reichweite zu vergrössern !

Hari´s Märkte am Abend – 02.04.12 – Von Algos und Mustern

22 Uhr - Handelsschluss

Da war er, der am Freitag antizipierte "Jumper" am ersten Tag des Monats bzw Quartals.

Sehr merkwürdig war aber, was heute Vormittag passiert ist. Nachdem der DAX sich bis 7020 hoch gerobbt hatte und der "First of Month Jumper" voll im Gange war, wurde der Index urplötzlich und ohne Nachricht um 100 Punkte nach unten gedrückt. Hinterher gab es dann allerlei hilflose Erklärungsversuche, von Spanien war zum Beispiel die Rede. Mich überzeugt das aber alles nicht, denn während des Absturzes waren Euro und Gold stabil und bei neuen Nachrichten rund um die Euro-Zone hätte man dort einen Ausschlag gesehen. Ich halte also nicht viel von der Spanien Theorie.

Ich bin eher überzeugt, dass hier grosse Adressen auf den Verkaufsknopf gedrückt haben und die Kurse über 7000 genutzt haben, um Positionen abzubauen, was dann zu sofortigen Anschlussverkäufen führte. Alles in allem ist das aber kein gutes Zeichen für den DAX, derartiges Marktverhalten mit so merkwürdigen Einschlägen hatten wir mehrfach letzten Herbst, in 2012 aber bisher noch nicht.

Was dann am Nachmittag an der Wallstreet begann, dürfte aber denen nicht gefallen haben, die am Vormittag abgegeben haben. Mir aber um so mehr. Ich möchte Ihnen daher im folgenden den aktuellen Kursverlauf des S&P500 aus 3 Perspektiven zeigen und hoffe Ihnen damit ein klareres Gefühl für die Lage zu verschaffen und nebenbei auch noch hilfreiches Wissen zum Thema Chartmuster weiter zu geben.

Der US Markt schob also hoch und zwar ganz präzise bis zum Ziel bei 1420 einer Cup&Handle Formation. Wirklich faszinierend, wie im S&P500 die Algos immer exakt auf die technischen Zielmarken laufen. Deshalb habe ich das Muster für Sie auch mal in einem Chart eingezeichnet.

Bei Cup&Handle wie bei Head&Shoulder Formationen, liegt die technische Zielmarke immer beim Doppelten der Entfernung des Hoch/Tiefs von der Nackenlinie. Das der Markt genau diese Marken abarbeitet und dann in eine Seitwärtsbewegung (Stand 21 Uhr) übergeht, liegt nicht daran, dass die Kurse geheimnisvollen Kräften unterworfen sind, sondern ist schlicht selbsterfüllende Prophezeihung. Die von Menschen auf diese Muster programmierten Algos erkennen das Muster, berechnen das Ziel und traden bis dahin. Sehen Sie selbst im 10 Minuten Chart:

Faszinierend oder ? Und das passiert im S&P500 öfter genau so berechenbar. Eigentlich ist das ein Treppenwitz der Geschichte. Diese Chartmuster wie Cup&Handle sind aus typischen, wiederholbaren, massenpsychologischen Mustern des Verhaltens von Menschen hervorgegangen. Und nun sorgen gerade die eigentlich völlig unemotionalen und rationalen Maschinen in Form der Algos dafür, dass diese Muster umso stärker und zuverlässiger werden - eben weil die Algorithmen von Menschen programmiert wurden.

Übrigens möchte ich die Gelegenheit nutzen, um an dieser Stelle mit einem Missverständnis aufräumen. Algos und HFT (High Frequency Trading) sind zwei verschiedene Dinge. Es gibt Schnittmengen und natürlich geht HFT ohne Algorithmen gar nicht, aber wir reden da von unterschiedlichen Schwerpunkten. Als Algos bezeichne ich algorithmische Programme, die letztlich auch nichts anderes machen, als ein menschlicher Trader vor dem Schirm. Sie kaufen und verkaufen nach programmierten Mustern, nur halt ohne Menschen. HFT dagegen bezeichnet automatisierte Transaktionen, bei denen in Sekunden Millionen Trades über die Leitung geschickt werden, eben nicht um gezielt etwas zu kaufen und vielleicht in 2 Stunden wieder mit Gewinn zu verkaufen, sondern weil sozusagen die Frequenz selber ihren Wert hat, zum Beispiel um millionenfach winzigste Spreads zu schliessen.

Ich weiss, dass ist eine sehr oberflächliche Charakterisierung und in Wirklichkeit gibt es noch nicht einmal zwei Kategorien, sondern es ist ein fliessender Übergang vom einen ins andere mit diversen Zwischenstufen. Ich will jetzt aber hier keinen theoretischen Exkurs in HFT machen, zumal ich da auch vieles nicht weiss und auch für mich vieles noch eine "BlackBox" ist. Ich will Ihnen nur klar machen, wenn hier von Algos die Rede ist, dann sind damit automatisierte Handels-Programme gemeint, die letztlich nichts anderes machen, was ein menschlicher Trader theoretisch auch machen könnte. HFT ist dagegen für einen Menschen unmöglich und eine ganz andere Geschichte, darüber rede ich hier nicht. HFT ist für mich eher ein Grundrauschen im Markt, dessen Effekte ich als Mensch nur dann bemerken kann, wenn der Markt mal wieder in Crash-Modus geht.

Zurück zum S&P500. Das Schöne am heutigen Geschehen und an dieser abgearbeiteten Cup&Handle Formation ist, dass damit die potentielle bärische Schulter-Kopf-Schulter Formation völlig negiert wurde und nicht mehr relevant ist. Ich habe Ihnen hier im 30 Minuten-Chart des S&P500 mitgebracht, was hätte passieren können, wenn sich heute die rechte Schulter geformt hätte.

Aber hätte, würde, könnte, das ist Schnee von gestern, oder genauer gesagt von vor ein paar Stunden 😉

Bleibt die Frage, was dieser Tag heute für den weiteren Kursverlauf im Monat April bedeutet. Für den amerikanischen Markt bedeutet das, dass der bullishe Trend (der letzten November begann) ganz eindeutig völlig intakt ist. Das folgende 8 Stunden Chart des S&P500 zeigt den Trend eindrucksvoll ! Und dieser Trend ist weiter unser "Friend".

Wie immer ist die Bestätigung der heutigen Bewegung wichtig, um zu beweisen, dass wir uns wirklich von den alten Hochs weg bewegen. Die kleine Schwäche zum Handelsschluss wirft da ja für Morgen ein kleines Fragezeichen in den Ring. Aber wenn wir Morgen weiter hochschieben, kann man im S&P wohl schon über Kursziele im Bereich 1440-1450 nachdenken. Im DAX sollte das dann auch zu Höchstständen für 2012 - oberhalb 7200 - führen. Allerdings irritieren mich solche Bewegungen wie heute Morgen im DAX schon. In Europa ist möglicherweise wieder irgend etwas Unerfreuliches im Gange und ich fühle mich im Moment mal wieder in den US Indizes wohler - zumindest agieren diese berechenbarer als aktuell der DAX.

Mein 30% Szenario letzter Woche - die Annahme, dass wir in der ersten April-Hälfte bis zur Quartalssaison in einem letzten Schub noch einmal richtig hochlaufen - hat mit dem heutigen Tag eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit bekommen. Schön wärs, wenn es so käme, dann könnte ich mal endlich guten Gewissens und mit schönen Gewinnen weitgehend aus dem Markt gehen.

Aufällig war heute auch, dass die Rohstoffaktien endlich mal anzogen. Nicht nur Gold erreichte wieder 1680 USD, sondern auch alles von Barrick Gold (WKN 870450), über Freeport McMoran (WKN 896476), bis Rio Tinto (WKN 852147), war deutlich im Plus. Hier wirkten sich sicher die brauchbaren Daten aus China aus. Und auch für Gold gab es aus Indien gute Nachrichten, wo ja eine Steuererhöhung zuletzt für Verunsicherung bei einem der grössten Absatzmärkte sorgte. Darüber hinaus könnte es sein, dass im Bereich Rohstoffe auch eine Neupositionierung zum neuen Quartal eine Rolle spielte. Sollte sich diese Stärke in den kommenden Tagen bestätigen, könnten hier also etwas deutlich in Bewegung geraten, nachzuholen hat der Sektor ja jede Menge gegenüber den Industrieaktien.

Noch ein wichtiger Hinweis für die nächsten Tage: Diese Ostern bekommen wir ein besonders spannendes Setup, das für grosse Volatilität am Mittwoch, Donnerstag und Ostermontag gut ist. Denn gerade am Karfreitag, am dem alle wichtigen Börsen geschlossen haben, erscheint mit den US Arbeitsmarktdaten der wichtigste Indikator des Monats.

Da am Mittwoch um 14.15 Uhr mit den "ADP Non-Farm Arbeitsplätzen" und am Donnerstag um 14.30 Uhr mit den "Anträgen auf Arbeitslosenhilfe" jeweils US Daten erscheinen, die einen Rückschluss auf die Arbeitsmarktdaten von Freitag erlauben, werden diese Daten sicher von Big Money zur Positionierung über das lange Oster-Wochenende genutzt - heftige Swings sind da an beiden Tagen fast garantiert !

Bitte vergessen Sie auch nicht, das am Ostermontag zwar die meisten europäischen Börsen geschlossen sind, nicht aber die asiatischen und auch nicht die Wallstreet ! Wer also keinen direkten Zugang zur Wallstreet hat, könnte bei überraschenden Arbeitsmarktdaten am Freitag dann eine grosse Bewegung Ostermontag verpassen und müsste sich dann am Dienstag Morgen - wenn hier die Börsen wieder aufmachen - mit den vollendeten Tatsachen abfinden.

Es ist also sicher eine gute Idee, sein Depot mit obigem Wissen im Hinterkopf für Ostern vorzubereiten.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari