Marktupdate US Arbeitsmarktdaten – 06.04.12 – Red Alert !

Mr. Market arbeitet auch am Karfreitag und deshalb am heutigen Feiertag ein kurzes Update zu den US Arbeitsmarktdaten, weil das nun für die kommenden Wochen und Monate ein ganz entscheidender Moment ist.

Die Arbeitsmarktdaten fielen heute mit nur 120k neu geschaffenen Stellen deutlich schlechter aus als erwartet (200) und waren auch deutlich schlechter als in den Vormonaten !

Der Konsens der sich aktuell auf der "Street" bildet ist, dass die sehr guten Daten der Vormonate aufgrund des warmen Winters einen Vorzieheffekt hatten und es um die Beschäftigung und Konjunktur in den US lange nicht so gut steht, wie zuletzt angenommen.

Im S&P 500 Future Handel fiel der Index heute um ca. 1,5%, erreichte im Tief 1376 und schloss bei 1380. Überträgt man das auf den DAX hätten wir wohl heute schon die 6600-6650 gesehen, falls die Börsen heute auf gewesen wären.

So schauen wir nun mit grosser Spannung auf die asiatischen und amerikanischen Börsen am Ostermontag. Denn nun stehen wir eindeutig am Scheideweg. Wir dürfen im S&P 500 auf keinen Fall die 1390 verlieren, sonst öffnen wir die Büchse der Pandora.

Ich habe Ihnen zur Veranschaulichung das aktuelle Chart des S&P 500 Futures mitgebracht, inklusive des heutigen Absturzes. Ich denke man muss kein Raketenwissenschaftler sein um zu sehen, wie wichtig die 1390 für den Markt ist. Und die Topping-Formation ist ja auch offensichtlich.

Sollten wir die 1390 nicht spätestens am Dienstag zurück erobern können, öffnet das die Tür für einen ausgiebige Korrektur, die den DAX dann mit hoher Wahrscheinlichkeit bis 6400 drückt, wenn nicht tiefer. Denn wenn gleichzeitig zum Abkippen der US Märkte die Euro-Krise rund um Spanien und Frankreich (Wahl) weiter köcheln sollte, kann der DAX auch schnell mal bis 6200 oder tiefer abgeben, da sollten wir uns keiner Illusion hingeben.

Aber noch ist Polen nicht verloren, denn Mr. Market ist ja ein ziemlich psychotischer Geselle mit dem Hang zum Drogenkonsum und letztlich entscheidet die Dosis der Droge "billiges Geld" über sein Wohlbefinden. So könnten diese schwachen Arbeitsmarktdaten zu dem schizoiden Swing führen, das aufgrund der Daten ein neues QE3 Programm der FED nun wieder wahrscheinlicher geworden ist. Und das würde bei Mr. Market alle anderen Befindlichkeiten überdecken und wir könnten am Montag wieder in die Range oberhalb 1390 drehen - gerade weil die Arbeitsmarktdaten schwach waren.

Aber letztlich ist das nur Spekulation, wir sollten uns nach dem einzigen unbestechlichen Kriterium richten das wir zur Verfügung haben - dem Preis.

Gelingt es dem S&P 500 am Ostermontag also im Lichte dieser Arbeitsmarktdaten wieder die 1390 zurück zu erobern - aus welchen verqueren Überlegungen auch immer - ist weiter alles in Ordnung und die derzeitige Korrektur im DAX könnte dann bald auslaufen. Gelingt das dem S&P 500 aber nicht und drehen wir am Ostermontag weiter nach unten, ist das dann möglicherweise ein ganz grundlegendes Signal mit Wirkung für das ganze 2. Quartal.

Die FED wird bestimmt wieder intervenieren und es nicht zu einem völligen Absturz im Wahljahr kommen lassen. Aber wahrscheinlich noch nicht in der April-Sitzung und nicht nur aufgrund einmaliger Daten. Die nächste Sitzung ist aber dann erst wieder im Juni und bis dahin hätte Mr. Market jede Menge Zeit sich zu ängstigen und an den Nägeln zu kauen. Und eine solche Phase muss man nicht unbedingt mit einem Aktiendepot an den Märkten erleben.

Mein grundsätzliches Bild, das ich schon vorletzte Woche kommuniziert hatte - nun raus aus dem Markt und im Hochsommer wieder rein - scheint also nun endgültig im Bereich des Möglichen angekommen zu sein.

Richten Sie sich für Montag und Dienstag also schon auf gewaltige Volatilität ein, und nehmen Sie ernst, was der Markt Ihnen am Montag und Dienstag sagt. Wenn da jetzt keine Stärke kommt, hat das Bedeutung über den Tag hinaus. Deshalb gilt ab Montag wohl: Red Alert - All Hands to Battlestations !

5 Gedanken zu „Marktupdate US Arbeitsmarktdaten – 06.04.12 – Red Alert !“

  1. Von einem solchen Absturz müssten dann aber doch Goldminenbetreiber wie Barrick Gold relativ unbetroffen bleiben oder sogar steigen, wenn ich das richtig verstanden habe. Denn QE3 bedeutet letztlich Geldentwertung und das dürfte dann den Goldpreis beflügeln. Warum sagst du denn trotzdem ‚Man muss nicht am Markt sein‘?

  2. @ Ramsi,

    ich habe gesagt, man muss nicht im Markt sein, wenn wir wegkippen. Wenn wir die 1390 halten ist alles in Ordnung. Und wir werden nur dann wegkippen, wenn die Hoffnung /Überzeugung an ein QE3 nicht stark genug ist. Und damit fällt auch die Unterstützung für Gold weg.

    Darüber hinaus, nimm mal alleine den Chart der Goldminen. Dieser sagt, die Minen sind nun in einen Bärenmarkt eingetreten und befinden sich im freien Fall. Schau auf den 3-5 Jahre Chart des GDX als den bekanntesten ETF. Bitte mach das wirklich mal und ziehe Deine eigenen Schlüsse ! Was Du siehst ist eine gewaltige Topbildung und ein eindeutiger Abwärtstrend. Das sagt die reine Price-Action.

    Jetzt ist aber das Thema Gold nicht so simpel und der Goldpreis ist ja massiv von Nachrichten abhängig und es gilt: Eurokrise Reloaded = Gold hoch. Ebenso QE 3 = Gold hoch. Insofern ist eine Prognose zum Goldpreis rein aus Chartsicht sehr wackelig. Aber falls der Aktienmarkt wegkippen sollte, werden sich die Minen dem nicht entziehen können, denn zur Hälfte sind das Aktien und nicht Gold. Und zwar genauer gesagt eine Margen-Operation auf Gold.

    Es gibt hier zu viele Parameter die sich überlagern und ich bin nicht in der Lage eine klare Aussage zu machen, wie es mit den Minen und Gold weitergeht. Aber eines ist für mich ganz sicher: nur weil die Minen nun schon weit gefallen sind, bedeutet es nicht, dass sie nicht noch viel, viel weiter fallen können. Denk an Arch Coal und schaue Dir wirklich mal selber genau den GDX an ! (Oder alternativ den NYSE ARCA Gold Bugs Index – HUI)

  3. Die Schnelligkeit wie aus „leichten Verlusten“ und „erwarteter Korrektur bei dünnen Umsätzen“ ein Absturz des DAX um mehrere 100 Punkte auf Niveaus von Anfang diesen Jahres werden kann, erstaunt mich als Amateur.

    Ein einziger Datenpunkt wie die Zahl von 120.000 neu geschaffener Stellen im März wie von staatlicher Stelle gemeldet wird reicht aus, um Milliarden EUR an Börsenkapitalisierung in Rauch aufgehen zu lassen. Gleichzeitig meldet die private ADP, daß die Zahl der privat Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im März laut ADP-Arbeitsmarktbericht um 209.000 gestiegen ist, erwartet wurde ein Anstieg um 205.000. Die beiden Werte liegen über 50 % auseinander.

    Die Allianz SE hat zum Beispiel 7 % an Kurswert verloren. Gleichwohl scheint eine Unterstützung bei 85 EUR angesichts der Indikation von Dow und DAX (ca. 6.667 = -100 Punkte oder -1,6 %) damit wohl Makulatur. Weitere 3 % Kurssturz bei der Allianz Aktie auf 82-83 EUR sind damit wohl am Dienstag zu erwarten.
    Zeitgleich gibt es positive Nachrichten zum Unternehmen sowie eine Anaysteneinschätzung, die die Allianz bei 104 EUR Kursziel sehen.

    Einige Finanzwerte, wie z.B. die Banco Santander notieren derzeit so stark im Minus wie zuletzt im November des Vorjahres, als es noch keinen einzigen 3-JahresFinanzmarkttender der EZB gab, der es indirekt ermöglicht die schwächelnden Peripheristaaten wieder ausreichend zu finanzieren.

    Mr. Market schein wirklich ein schizoider Geselle zu sein.

    Ist das ganze Setup der seit Wochen landauf und landab ausgerufenen wirtschaftlichen Erholung, Eindämmung der EUR-Schuldenkrise, Entspannung am Interbankenmarkt, positiver Banken-Stresstest, mangelnde Alternativen zu Aktien, etc. pp denn auf einmal hinfällig?

    Ehrlich gesagt hat mich die Nachricht über das Allzeithochs des Dow Jones seit 2007 schon dazu veranlasst über ein Ende der Aufwärtsrally nachzudenken. Diesen Gedanken hatte ich schon bei 12.800 Punkten im Dow, der durch den weiteren Anstieg widerlegt wurde. Nun eine weitere Chance short zu gehen?

    Ist eine Abschächung des Dow Jones auf den Ausgangspunkt der Rally seit Anfang des Jahres realistisch?

    Beim Wert Alcoa sieht man eine Seitwärtsbewegung seit Januar, die wieder beim Ausgangswert angelangt ist.

  4. Hallo Dehler25,

    Ein paar zusammenhanglose Gedanken zu Deinem Kommentar:

    1) Ja Mr. Market ist definitiv ein Psychopath und zwar konkret ein manisch depressiver. Er schwankt also zwischen Euphorie und Verzweiflung, ein gesundes Mittelmaß zu finden ist für ihn schwer. Daher neigen die Kurse zu Übertreibungen in beide Richtungen.

    2) Das Setup der Erholung ist schon richtig, es ist aber die Gegenwart. Und dafür interessiert sich Mr. Market überhaupt nicht – er riecht die Zukunft. Und es sind keineswegs nur die einen Daten die die Reaktion auslösen. Die Zeichen sind schon seit 2 Wochen an der Wand und ich habe hier darauf hingewiesen. Das geht aber schnell in allgemeiner Euphorie unter. Auch der erste Schnee kommt ja immer „überraschend“ 🙂

    Wir haben es hier eher mit typisch menschlicher Psychologie zu tun. Wir Menschen haben eine Art „Tunnelblick“, der es uns erlaubt einer einmal gefundenen „Wahrheit“ länger zu folgen, weil wir gegenteilige Signale konsequent wegfiltern. Und wir werten die nahe Vergangenheit instinktiv immer höher, als das was länger zurück liegt. Für unser evolutionäres Überleben war das eine gute Eigenschaft, für die Börsen ist es hinderlich. Deshalb ist auch jeder Schnee nach einem langen schönen Herbst wieder so „überraschend“.

    3) Es ist ja keineswegs sicher, das es Dienstag runter geht, ich hoffe ich habe das hinlänglich klar gemacht. Es ist nun aber so im Bereich des Möglichen, das man dumm wäre, das Szenario einfach zu ignorieren.

    4) Nach langen Anstiegen ist es völlig normal, das ungefähr 50% des Anstiegs in einer plötzlichen Aufwallung von Zweifel wieder abgegeben werden. Das wären im Dax ca. 6400 und die wären völlig normal und keinerlei Grund für Erstaunen – außer für Laien, die Mr. Markets (Irr)Wegen noch nicht lange genug folgen – oder für Volkswirte, die an jederzeit effiziente Märkte glauben 😉

    5) Ich bin weiter optimistisch zur Großwetterlage und rechne im Jahresverlauf weiter mit deutlich höheren Kursen. Trotzdem spricht viel dafür, dass wir nun eine temporäre Wiederkehr der alten Geister und Ängste erleben. Ich werde diese Ängste nutzen, um gute Aktien zu guten Kursen zu akkumulieren.

    6) Wenn diese Ängste wiederkommen sollten, ist das keine Frage von ein paar Tagen. Die seit 2 Wochen vorlaufende Schwäche der Banken signalisiert mir, das wir hier eher über eine Phase reden, die Wochen und vielleicht wenige Monate andauern kann.

    7) Trotz aller klugen Spekulation ist es immer noch am Besten, sich vom Markt den Weg weisen zu lassen. Und deshalb es ist es nun kriegsentscheidend, wie der Markt am Montag und Dienstag auf die Zahlen reagiert. Das ist der erste echte Test, ob dieser Bulle noch Saft in den Lenden hat und das Ergebnis dieses Tests werde zumindest ich kurzfristig sehr ernst nehmen.

  5. Auch mir erscheint es so, als dass da die Marktpsychologie wieder mal über allem Fundamentalen (z.B. KGV´s) dominiert. Eine einzige Zahl wird wohl nicht in der Lage sein, einen Gesamttrend zu kippen. Aber sie wird wohl dafür sorgen, dass die Nervosität noch weiter steigt. Bei all denen, die auf viel zu schnell gemachten (Buch)Gewinnen seit Anfang des Jahres sitzen und bei denen, die bereits seit Monaten wissen, dass es abwärts gehen muss, weil die Märkte eigentlich nicht so schnell steigen können (und sie nicht dabei waren)! Und wenn die Zahlen über den Erwartungen gelegen wären? Dann hätten sich auch Gründe für einen „Abverkauf am Montag in USA“ finden lassen, weil es der Wirtschaft schon besser als erwartet geht und damit der Geldhahn endgültig zu bleibt.

    Ein Höchststand in einem Index oder einer Aktie ist aus meiner Sicht kein Grund zu verkaufen. Wenn der Trend und das Umfeld stimmt sollte man das Gegenteil machen; sonst kommt man nie zu einer Apple, einer Qualcomm, einer Priceline, einer Gerry Weber, einer YUM!, einer Swedish Match…… Und sollte es tatsächlich zu einer psychotischen Massenreaktion kommen, so denke ich, dass diese von relativ kurzfristiger Dauer sein wird und der langfristige Aufwärtstrend des S&P500 nicht gebrochen wird – erst dann wirds richtig kritisch. Sollte es zu Chaos kommen – wieso nicht kühlen Kopf behalten und die Aktien abfischen, die seit Monaten niemand mehr haben will und die historisch billig sind. Hari macht seit einiger Zeit auf viele davon aufmerksam.

    Aber – Hari sei Dank – vorsichtshalber habe ich auch meine größten Positionen zwischenzeitlich mit TSL abgesichert – und Kauforder für Hecla Mining und Randgold jeweils 10% unterhalb des jetzigen Kurses eingestellt.

    Schau mer mal was passiert.

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