24% Performance in 2016 und andere nette Geschichten

Wenn Sie sowieso regelmässig im freien Bereich mitlesen, gilt der folgende Satz für Sie nicht. Wenn Sie hier aber nun zum ersten Mal sind und gerade wegen der Überschrift diesen Artikel lesen wollen, dann habe ich Sie nun "erwischt". 😉

Denn der Sinn dieses Artikels ist Ihnen klar zu machen, wie wertlos öffentliche Performance-Aussagen sind und dass seriöse Kommentatoren sich davon fern halten und diese nicht brauchen. Ob ich persönlich im Jahr 2016 "über alles" wirklich 24% Performance hatte, überlasse ich Ihrer Phantasie - vielleicht, vielleicht auch nicht, es ist auch völlig egal. 😉

Warum aber sind öffentliche Performance-Aussagen unsinnig?

Der Fondsmanager

Nun es gibt einen transparenten Fall, in dem diese öffentlichen Aussagen real und ernst zu nehmen sind. Und das ist, wenn der Autor einen öffentlichen, regulierten Fonds betreibt - also Fondsmanager ist. Dann sind Performance-Aussagen nicht nur legitim, sondern auch zutreffend und daher relevant. Wie es um die Performance der Fondsmanager steht, wissen wir. Nur eine Minderheit ist in der Lage, den Markt immer wieder - und nicht nur als Einjahresfliege - hinter sich zu lassen.

Dass das so ist, hat gute Gründe, die aber hier nicht Thema sein sollen. Fakt ist aber, die Minderheit die das schafft, beweist damit grosse eigene Qualität und hat unseren Respekt verdient. Denn das zu schaffen ist mit realem Geld Dritter und unter dem Korsett der ganzen regulativen Grenzen *weit schwieriger*, als Otto Normalanleger glaubt, dem medial an jeder Strassenecke, wie auf der Hamburger Herbertstraße, verlockende Aussagen zur Performance zugerufen werden. Was von denen zu halten ist, soll hier nun Thema sein.

Die Behauptung

Gerade wenn Seiten im Aufbau sind und sich jemand medial Reputation erwerben will, finden wir diese Performance-Behauptungen. Aber auch bei bestehenden Diensten, die um neue Leser oder Mitglieder heischen, gehört die Behauptung zur gandiosen Performance zum festen Ritual.

Dass eine einfache Behauptung, weil von aussen nicht überprüfbar, einen Wert von Null hat, sollte jedem eingängig sein. Nehmen Sie meine Behauptung in der Überschrift um den Punkt zu machen. Ob es am Ende wirklich 24, oder nicht 14 oder 34 oder ganz etwas Anderes waren, ist völlig offen und für niemanden zu überprüfen. Und deshalb ist die Behauptung schlicht: Bullshit!

Anders herum wird ein Schuh daraus. Wenn jemand trotz dieser offensichtlichen Unüberprüfbarkeit, trotzdem an prominenter Stelle solche medialen Aussagen macht, muss man sich die "Cui Bono" Frage stellen. Was will der also von uns?

Die formal korrekte Behauptung

Nun gibt es ja aber auch mediale Angebote, in denen die dargestellten Zahlen tatsächlich real sind. Die genannte Performance wurde also erzielt. Und was sagt uns das? Leider auch herzlich wenig, es ist auch Blödsinn, damit medial zu werben.

Denn ganz entscheidend bei einer Performance-Betrachtung sind die Umstände. Es ist ein Unterschied von Tag und Nacht, ob jemand in seinem Depot zum Beispiel eine zweistellige Millionensumme langfristig bewegt, es also richtig um etwas geht wie bei einem Fondsmanager, oder ob jemand mit ein oder zwei Aktien und etwas Spielgeld nur "herum" spielt. Im ersten Fall ist es eminent schwer, langfristig immer wieder den Markt zu schlagen und Ausweis grosser Kompetenz, dieses Dickschiff erfolgreich durch die Gezeiten zu steuern. Im letzteren Fall schafft das jeder "Affe" mal in einem Jahr, um dann im Folgejahr alles zu verspielen.

Es gibt zum Beispiel ganz konkret Fälle, in denen die 2008er Performance medial ins Schaufenster gestellt wird, die vielleicht auch korrekt ist, dabei aber verschwiegen wird, dass man mangels Kapital gar nicht im Markt war und nur mit einer oder zwei Aktien glücklich herum gespielt hat, die zufällig halt konträr zum Markt liefen. xy% Performance in 2008 heisst es dann in so Fällen, ist formal sogar wahr, aber trotzdem eher irrelevant und irreführend.

Auch die formal korrekte Behauptung, kann also Unfug sein und sollte von uns gefliessentlich ignoriert werden. Auch hier stellt sich die "was soll das?" Frage mit aller Macht, wenn jemand mit so Behauptungen operiert. Und da man von aussen nie wissen kann, was frei erfunden und was zumindest formal korrekt ist, kann man alle diese Aussagen pauschal als irrelevant ignorieren und bestenfalls als Kontraindikator nutzen.

Das Musterdepot

Wer intelligenter ist, weiss um die berechtige Skepsis der Leser bei Behauptungen und versucht daher seine Behauptung mit einer belastbaren Grundlage zu untermalen. Leider ist auch das in vielen Fällen keine belastbare Aussage. Der Grund ist, dass die Manipulationsmöglichkeiten zu hoch sind und natürlich auch genutzt werden. Auch hier hilft also die "Cui Bono" Frage und was der, der mit so Musterdepot-Performance wirbt, uns eigentlich verkaufen will.

Das Problem bei Musterdepots ist nämlich der Zeitverzug zwischen dem Handel im realen Depot und der Kommunikation darüber. Nun könnte man ja laienhaft glauben, das sei ja nicht so schlimm, das ist aber ein Irrtum. Gerade eine Stunde an den richtigen Momenten des Jahres, macht über das Jahr den Unterschied von 20% und mehr Performance aus.

Immer dann, wenn singuläre Events anstehen, wie zB Quartalszahlen oder eine Wahl oder oder, wird es besonders lustig. Nehmen wir die Quartalszahlen und nehmen wir an, man würde ein Musterdepot führen und hätte Facebook im Auge, die diesen Mittwoch Zahlen liefern. Und nehmen wir an, Facebook würde überraschend und dann nachbörslich um 5% steigen.

Um 22:20 Uhr diesen Mittwoch, würde man dann im Musterdepot einen Trade einstellen, nachdem man um 21:55 Uhr kurz vor Handelsschluss Facebook gekauft hat. in Wirklichkeit hat man abgewartet, wie die Zahlen ausgehen und hat dann den Kauf oder Verkauf je nach Ausgang ein paar Minuten rückdatiert. Alleine diese Verzögerung, macht 10% Unterschied, je nachdem wie das Ergebnis ausfällt.

Ich mache mit Ihnen also theoretisch eine Wette um viel Geld. Wenn Sie mir einen Zeitverzug zwischen Trade und Kommunikation an Sie von 30-60 Minuten zubilligen - und das braucht man einfach um alles anzupassen und Infos raus zu jagen - dann garantiere ich Ihnen mit Leichtigkeit im Laufe eines Jahres den Markt um 20% und mehr zu "schlagen". 😉

Sie sehen, Musterdepots als "Beweis" für Performance sind weitgehend wertlos. Wer zu sehr darauf herum reitet und das medial ausschlachtet, muss sich auch der "Cui Bono" Frage stellen. Damit behaupte ich ja nicht, dass alle Musterdepots nur Schall und Rauch und manipulierter Mist seien, es gibt bestimmt auch realistische dazwischen. Die aber aus dem Meer an geschönten Zahlen heraus zu filtern, ist kaum möglich, und eine darauf basierende, beworbene Performance ist eher Marketing.

Social Trading und das anthropisches Prinzip

Nun gehen ja einige noch einen Schritt weiter, sie haben sozusagen einen "öffentlichen Fonds" im "Social Trading". Das ist dann ja wohl "transparent" und darauf basierende Performance-Aussagen belastbar, oder? Tut mit leid, leider bestenfalls jain.

Und das liegt nicht nur daran, dass auch beim Social Trading je nach Plattform Spielereien bei der Darstellung möglich sind und nicht überall echtes Geld dahinter steckt, das will ich hier aber nicht näher thematisieren. Thema soll hier nur die Tatsache sein, dass zwischen "Social Trading" und den beteiligten Market Makern gemeinsame wirtschaftliche Interessen existieren und damit eine Motivation, nur die guten Beispiele in den medialen Vordergrund zu heben.

Und damit kommen wir zum Anthropischen Prinzip aus der Kosmologie, das besagt, dass die Erde nur deshalb so perfekt für Leben geeignet ist und der Mond so vergleichsweise gross in unserer Nähe ist, weil wir hier sind und genau das beobachten. Wären die Verhältnisse im zufällig würfelnden Universums also nicht so ideal für die Entwicklung von Leben gewesen, würden wir hier nicht darüber sinieren, warum die Welt so perfekt "gemacht" ist.

Übertragen auf Geldanlage und Social Trading, will ich das Prinzip an einem Beispiel klar machen. Denn ich bin theoretisch immer in der Lage, in jedem Fall mit einer tollen Depot-Performance für die kommenden Monate werben zu können.

Wie geht das? Ganz einfach. Ich eröffne theoretisch drei Depots. Eines setzt ganz aggressiv auf fallende Kurse, profitiert also von einer herben Korrektur. Eines setzt ganz agressiv auf steigende Kurse, profitiert also von einem bullischen Ausbruch. Und eines setzt auf eine Seitwärtsrange und erzielt mit Derivaten wie zb Inlinern genau für so eine Range eine besondere Performance.

Zwei der drei Depots werden diesen Sommer ins Minus rutschen. Über die rede ich dann nicht. Eines wird massiv den Markt schlagen. Über das rede ich immer wieder, das taucht dann in Vergleichsstatistiken auf und wird mediale Aufmerksamkeit bekommen.

Ich gewinne also immer, so funktioniert das Spiel der medialen Aufmerksamkeit, das so viele der "Gurus" mit ihrer -> Prognosiritis <- immer wieder spielen. Der mediale gesagte Unsinn wird schnell vergessen, die Sau des Erfolges, wird aber endlos durch die Strassen getrieben. Sie wissen ja, "hat den Crash von soundso vorher gesagt." Das vorher 10x der Crash falsch vorher gesagt wurde, interessiert keinen mehr und wird vergessen. 😛

Nun höre ich aber gleich welche rufen, da gibt es ja aber auch Social Trading Depots, die über Jahre gute Zahlen liefern! Stimmt, ist schon besser, sagt aber auch nicht unbedingt etwas Belastbares aus. Wir haben seit 2009, seit nun mehr als 8 Jahren, einen Bullenmarkt. Ein Markt, der seit Jahren störrisch immer wieder ähnlich funktioniert. Die gleiche, zufällig erfolgreiche Strategie, kann also durchaus über mehrere Jahre funktionieren. Das sagt alleine aber noch wenig über die Kompetenz des Depot-Inhabers aus. Wenn der Markt sich ändert, ändert sich alles.

Um das klar zu stellen: Natürlich gibt es auch richtig gute Social-Trader, die wirklich was drauf haben. Die gibt es, ebenso wie es richtig gute Fondsmanager und richtig gute Autoren zu Finanzthemen gibt. An der medial ins Schaufenster gestellten Performance, kann man diese aber nicht so einfach vom oft vorkommenden Aufschneider unterscheiden und das ist der Punkt dieses Artikels. Wenn man so will, sitzt man da als unbedarfter Leser einer Aufmerksamkeitsverzerrung auf, weil die positiven Depots eben in den Vordergrund gehoben werden.

Seit x Jahren erfolgreich am Markt.

Womit wir beim letzten "tollen" Argument sind. Dem "seit x Jahren keine Verluste" Argument. "The big Short" ist nun eben seit über 8 Jahren vorbei und mehr und mehr Menschen strömen nun in den Finanzmarkt, die nichts anderes mehr kennen, als immer steigende Kurse. Damit dann als Kompetenz-Ausweis zu argumentieren, wie toll man eine Sache im Griffe hätte, ist zu kurz gesprungen.

Ich sage es mal klar und deutlich. Ein Anleger der noch keine schwere Krise durchlebt hat wie 2000 oder 2008, ist immer noch ein "Anlage-Jüngling" und sollte sich nicht überschätzen und schon gar nicht mit seiner Performance zu Klappern beginnen. Denn es sind diese Phasen, die die "Jungs von den Männern" trennen und am Ende so eines Bärenmarktes, hat immer eine Bereinigung bei den Anlegern statt gefunden. Ganz viele sind dann raus, weil sie dem Markt und dem Druck der Psychologie des "tiefer geht immer" nicht gewachsen waren. Je länger dann der neue Bullenmarkt aber andauert, desto mehr kommen wieder und halten sich für die "grossen Helden" - bis zum nächsten Tag des jüngsten Gerichts. Rinse and Repeat. 😉

Und weil das so ist, stellen wir hier bei Mr-Market auch keine Performance-Behauptungen auf. Denn wie oben nachgewiesen, wären sie weitgehend wertlos und manipulierbar, selbst wenn sie auf einem "Musterdepot" beruhen würden.

Ich will hier auch bewusst keine Mitglieder haben, die sich von so einem Marketing-BlaBla noch animieren und "anfixen" lassen. Wer solchen rein medialen Performance-Behauptungen noch hinterher rennt, ist schlicht noch nicht reif für eigenen Erfolg und die ganze Komplexität des Marktgeschehens. Denn Börsenerfolg ist immer individuell, wie auch Ihre persönlichen Rahmenbedingungen individuell sind. Der gemeinsame Nenner sind aber die Grundlagen und Techniken und diese sind hier Thema.

Die Kompetenz von Menschen in einer Sache erkannt man, wenn man ihnen länger folgt und ihre Worte immer wieder mit dem abgleicht, was dann am Markt real passiert ist. Machen Sie das bitte, dann können Sie ein Urteil fällen. Das kostet aber Zeit und Aufmerksamkeit. Mit der wilden "Herum-Klickeritis" des Internets ist das nicht kompatibel. Dauerhaft erfolgreiche Anleger mit "Klickeritis", kenne ich aber persönlich nicht.

Ihr Hari

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