Die Ruhe, die der Markt an den Tag legt, ist einfach unwirklich. Sicher, es gab auch in der Vergangenheit sehr ruhige Phasen, in denen der Markt nur hochgeschoben hat. Die 90er Jahre mit der Friedensdividende nach dem Fall des eisernen Vorhangs, waren so ein Beispiel.
Aber dieses Mal ist es anders und extremer, schauen Sie mal in diesen Artikel und auf das Chart von LPL Financial: -> Calm before the storm? <-
Wir sehen darin den langfristigen Verlauf des SP500 und parallel die Tage mit weniger als 0,5% Bewegung hintereinander. Das Ergebnis ist beeindruckend, wir leben in einer historisch unvergleichlich ruhigen Phase an den Märkten und das gleichzeitig in einer Zeit voller massiver geopolitischer Risiken. Sehr merkwürdig.
Nun ist die Auswahl der Parameter auch ein wenig Zahlenspielerei um den Punkt heraus zu arbeiten, hätte man statt 0,5% das Doppelte genommen, wäre die Differenz der aktuellen Phase wohl nicht mehr so extrem gewesen. Der gemachte Punkt ist aber trotzdem valide, der Markt hat derzeit einen unwirklichen, artifiziellen Charakter. Dabei wäre eine echte Korrektur schon lange überfällig und auch aktuell kann man wieder denken, dass eine Korrektur sich nun mit einem "Doppeltop" im SP500 in Bewegung setzen könnte.
Und diese unwirkliche Ruhe hat Gründe, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, auch mit der Dominanz der passiven Investmentvehikel wie den ETFs und den Algos zu tun haben. Im Artikel -> Cyberdyne Systems und ob das noch ein menschlicher Markt nach alten Regeln ist <-, habe ich das hier schon thematisiert.
Und im Artikel bei Tichy -> Algos, ETFs, Robo Adviser und ein Truthahn-Leben <- habe ich den Zusammenhang heraus gearbeitet, insofern soll die Ursachensuche hier auch nicht mehr Thema sein.
Ich will statt dessen hier und heute eine Warnung aussprechen, die sich vor allem an die Vielzahl der Marktteilnehmer richtet, die deutlich weniger als 10 Jahre im Markt aktiv sind. Durch den Einfluss der Notenbanken, liegt eben der letzte grosse Einbruch nun 9 Jahre zurück und wer das nicht erlebt hat und insbesondere erst ab 2013 im Markt aktiv wurde, bildet sich nun wahrscheinlich ungeheuer viel auf seine Gewinne ein und geht auch fest davon aus, dass das immer so weiter geht.
Den Schmerz, den Druck, die Panik und die Verzweiflung, die ein Absturz von 60% auslöst, können diese Anleger sich gar nicht vorstellen, wie denn auch. Das sind theoretische Worte aus ferner Vergangenheit, ausgesprochen von "alten Säcken" wie mir.
Erfahrene Anleger dagegen, die das schon einmal erlebt haben, sind in so unwirklich ruhigen Phasen wie aktuell eher nervös. Das schafft auch eigene Probleme, weil man sie dann zu schnell und leicht von einem Crash-Propheten aus dem Konzept bringen lässt und zu früh verkauft. So laufen diese Anleger Gefahr, zu früh auszusteigen.
So werden die einen selbstgefällig in die nächste Krise rennen und zu spät aufwachen und die anderen sind zu früh nervös und verpassen grosse Teile eines Bullenmarktes.
Woran wir sehen, dass es für langfristig orientierte Anleger, die aktiver als stures "Buy and Hold" seien wollen, eine Grundregel gibt. Und das ist die konsequente Trendfolge, die hält einen nämlich bisher *im* Markt und das ist gut so.
Gleichzeitig aber die ebenso harte Disziplin, bei einem Trendbruch konsequent und ohne zu Zögern auszusteigen. Das verhindert nämlich, beim nächsten 60% Krisen-Event wieder bis ganz nach unten dabei zu sein und dann erst im Punkt des maximalen Schmerzes und der medialen Untergangsszenarien zu verkaufen.
*DAS* ist heute mal eine ganze einfache, fast triviale Wahrheit. Aber sie ist eminent wichtig.
Ihr Hari
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