Brösel, Brösel, Brösel ….. Boom!



Heute versuche ich mal eine wichtige Wahrheit kompakt zu vermitteln und bediene mich dabei eines längeren Artikels, den ich vor einem Jahr im Premium-Berech geschrieben habe - dort dann ausführlicher mit mehr Beispielen und Herleitungen.

Die Frage die dieser Artikel beantwortet ist recht einfach. Sie lautet:
Wann wird es bei einer Aktie, einem ETF oder einem Index gefährlich?

Und das ist immens wichtig zu verstehen, weil wir es in unseren Denkstrukturen nämlich instinktiv falsch machen. Unser "Affenhirn" lässt uns bei Höchstständen Angst haben, weil die vermeintliche Fallhöhe ja so hoch sei. Und lässt uns nach vielen, bröselnden Abgabetagen - dann wenn das Gummiband schon gespannt ist - eher die Chancen sehen, weil das Asset ja schon "so billig geworden" sei.

Diese Chancen sind auch theoretisch da, es besteht aber eben das Risiko, dass das Gummiband reisst und das ist dann das *Boom* am Ende des Bröseln. Weswegen wir solche Rebounds auch erst dann spielen sollten, wenn die Kurse scbon wieder steigen und nicht im Vorfeld blind darauf wetten.

Schon oft aber habe ich den Mitgliedern erklärt und immer wieder gezeigt, dass ein Markt oder eine Aktie die langsam und schwach abwärts bröselt, erhebliche Risiken eines großen Einbruches generiert, Risiken die dagegen bei Höchstständen schlicht nicht vorhanden sind.

Dabei garantiert ein Bröseln keineswegs den folgenden Absturz. Es schafft aber die Voraussetzung dafür, dass die Gefahr eines solchen Absturzes real und relevant wird!

Ich will Ihnen das kurz anhand des Charts des "Black Monday" von 1987 zeigen, das das Gesagte eindrucksvoll unterstreicht. Mit diesem "Black Monday" bin ich damals mit ca. 25 Jahren an die Börse gekommen, nun sind es bald 35 Jahre, die ich mich an der Börse tummele.

Denn auch vor dem Black Monday ging ein markantes Bröseln voraus und wenn im Nachhinein der Black Monday so dargestellt wird, also ob der zweistellige Einbruch aus "heiterem Himmel" und unvorhersehbar kam, dann ist das einfach kompletter Quatsch.

Für Techniker war der wichtige Bruch der Unterstützung am 14. und 15.10.1987 - vor nun 33 Jahren - leicht zu sehen, der ein massives Warnsignal generierte. Und das abstrakte Risiko des Bröselns in dieser Phase, hat das Risiko auch schon indiziert und das ist dann halt so ein Fall, in dem das Gummiband dann mal gerissen ist:

Ich könnte nun hierzu viele weitere Beispiele bringen, schauen sie zum Beispiel mal auf das Chart von General Electric (GE) von 2017 bis 2019 und beantworten sich die Frage, wann das Bröseln klar sichtbar wurde und was dann folgte.

Hier im freien Bereich will ich es bei der Kernaussage belassen. Nehmen sie meine Worte ernst oder lassen sie es bleiben, ihre Wahl und ihre Konsequenzen, die daraus erwachsen.

Merken wir uns:

Ein Asset auf frischem Allzeithoch ist eher nicht bzw kaum gefährlich. Nichts bricht auf Index-Ebene einfach aus dem Nichts über Nacht markant ein, ohne dass irgend jemand etwas ahnt oder weiss. Es mag diese Fälle geben, das ist dann aber der Fall wo uns ala Majestix der "Himmel auf den Kopf fällt" und der ist so selten, dass er als Restrisiko einfach akzeptiert werden muss. Bei Einzelaktien gibt es so etwas eher, ist aber auch eine seltene Ausnahme.

Gerade in den starken Fällen, hat der gemeine Anleger aber aufgrund des psychologischen Ankereffektes Höhenangst und verbaut sich damit die Chance, wirklich starke Aktien im Depot zu haben.

Eine Aktie, die aber schon Schwäche zeigt und beständig abwärts bröselt, die *ist* gefährlich. Natürlich kann das trotzdem einfach eine normale Korrektur sein und irgendwann in eine Bodenbildung übergehen, die dann dreht. Das wird auch in der Mehrzahl der Fälle so ablaufen.

Gerade in den schwachen Fällen, bekommt der gemeine Anleger aber aufgrund des psychologischen Ankereffektes Gier, weil die Aktie vermeintlich "so billig" aussieht und riskiert damit, in einen echten Absturz zu geraten.

Denn wenn etwas so beständig bröselt wie 1987, dann ist das abstrakte Risiko deutlich, dass der Aktie oder dem Index ein markanter Einbruch noch bevorsteht - der Beispiele gibt es tausendfach. Erneut, das garantiert nicht *dass* es passiert, es erhöht aber massiv das Risiko. Wenn sie alkoholisiert Auto fahren, garantiert das auch keinen Unfall, es erhöht aber das Risiko erheblich.

Auch das ist übrigens ein Grund, warum wir nicht in fallende Messer greifen sollten, egal wie "billig" sich etwa anfühlt. Erst wenn die Kurse schon steigen oder eine belastbare Bodenbildung existiert, das Bröseln also aufgehört hat, erst dann wird eine Aktie für kluge Anleger wieder für eine Rebound-Spekulation interessant. Erst dann!

Man könnte diese Weisheit auch anders formulieren:

Stärke gebiert Stärke und Schwäche gebiert Schwäche.

Wer starke Aktien kauft, die beständig nach oben klettern, hat eine weit höhere Chance die kommenden Monate ins Plus zu laufen, als jemand der eine "Gurke" kauft, die beständig abwärts bröselt.

Sie können das auch in der aktuellen Rally seit dem Covid-Tief im März sehen. Schon im April war Tech stark und ist losgelaufen, die Charts waren schnell wieder auf Allzeithochs. Öl und Fluggesellschaften dagegen waren schwach und sind es immer noch. Wer ist also besser gefahren? Natürlich wer Stärke gekauft hat!

Sicher gibt es auch die Ausnahmen, aber die bestätigen die Regel. Trends dauern eben länger als wir oft glauben und sollten daher unser Freund sein. Ignore at your own risk!

Haben sie also keine Angst vor starken Aktien, die korrigieren auch mal, kommen dann aber in der Regel wieder.
Fürchten sie sich dagegen vor schwachen Aktien, die beständig bröseln! Die sind wirklich gefährlich!

Ihr Michael Schulte (Hari)

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2 Gedanken zu „Brösel, Brösel, Brösel ….. Boom!“

  1. Alles kann irgendwann riskant sein, jede Regel hat eine Ausnahme, es geht aber um Wahrscheinlichkeiten. Denn dass es ein Allzeithoch war, weiss man erst hinterher. Auch bei FSLY hat die Regel lange funktioniert, wobei FSLY sowieso kein gutes Beispiel ist, weil da eben kein klarer Trend existiert, die Voraussetzung also gar nicht da ist. FSLY schaukelt seit Monaten.

    Oder mit anderen Worten, jedes Chart dreht beim Allzeithoch, weil dass es ein Allzeithoch war, sich ja erst ergibt, nachdem das Chart da gedreht hat. Also eine eher sinnlose, selbstbezügliche Aussage, so ungefähr wie die „Überraschung“, dass wir auf einem gut fürs Leben geeigneten Planeten leben, wäre es anders, würden wir diese Frage aber nicht beantworten können -> Anthropisches Prinzip in der Astronomie.

    Die reale Frage ist, wie wahrscheinlich ist das Drehen an einem beliebigen Punkt eines starken, steigenden Trends und wie wahrscheinlich das Fallen an einem beliebigen Punkt eines fallenden Trends. Darum geht es!

    Man schaue beispielhaft mal auf JKS. Fast jeder der Tage könnte ein Hoch sein und wenn das zwangsläufig irgendwann auch mal ein Hoch ist, kann man auch hinterher „siehste“ sagen. Was aber einfach sinnlos ist, weil der Punkt ist eben, dass im Verhältnis 10zu1 Stärke eben *keine* Wende generiert.

    Abgesehen davon geht es bei Trends nicht um Einzeltage, einen Einbruch zu Zahlen haben auch die besten Aktien. Es geht eher um Wocherkerzen und echte langfristige Trends ala DHR und TMO, die sind eben eine Bank.

    Der Kernpunkt ist, dass wir Entscheidungen in Unsicherheit aufgrund von statistischen Wahrscheinlichkeiten treffen müssen und „after the fact“ Aussagen dabei wertlos sind. Hinterher ist man immer klüger….

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