„Greife nicht ins fallende Messer“: Der DAX am Vorabend von Richtungsentscheidungen

Ein Gastartikel von Tokay

Update aus aktuellem Anlaß zu Börsenregeln reloaded III

Wir nähern uns einer entscheidenden Woche und nehmen daher noch einmal den DAX in Augenschein. Wir erinnern uns: Die Aufwärtsentwicklung seit Jahresanfang (Strecke AB) wurde Ende März gebrochen. Der seither bestehende Abwärtstrend (Strecke BEF) bleibt weiterhin intakt.

Die Abwärtstrendlinien BEF bzw..DF wurden zu Anfang Juni unterschritten. Somit wurde die 200-Tage-Linie unterschritten sowie der kurzfristige Abwärtstrend bestätigt; die Hochpunkte der Abwärtsbewegung wurden immer kleiner. Auch der Pufferbereich der 200-Tage-Linie wurde unterschritten, was ebenfalls negativ zu werten war, doch wurde diese wieder überschritten(Bewegung GH). Die Bären konnten somit vorerst noch nicht weiter ins Lager der Bullen eindringen. Freitag Abend wurde mit dem DAX-Schlusskurs von 6229,41 sogar die Abwärtstrendlinie BEF touchiert.

Möglicherweise kommt es nächste Woche zu einer monetär induzierten Überschreitung dieser Abwärtstrendlinie, wenn sich die heutige Entwicklung fortsetzt. Die Notenbanken der Welt scheinen entschlossen, das „fallende Messer“ nicht Realität werden zu lassen. Am wahrscheinlichsten aus heutiger Sicht ist es, dass diese Erholung sich verflüchtigt und eine Rückkehr in den Bärenmarktmodus entlang des Bereichs 6000 bis 6100 erfolgt. Es müssten Anschlusskäufe stattfinden, die den DAX in den Bereich 6400 bis 6500(etwa auf der Höhe der Strecke CE) tragen, um eine Trendumkehr bzw. sogar eine Sommerrally zu bewirken, die allerdings nach jetzigem Stand recht unerwartet käme, was dafür spräche. Eine ebenfalls geringere Wahrscheinlichkeit hat das Unterschreiten des kurzfristigen Tiefs von 5950, doch könnte hierdurch eine Bewegung Richtung 5500 Punkte ausgelöst werden. Dies könnte dann passieren, wenn sich aus den „Grexit“-Szenarien etwa aufgrund einer Regierungsübernahme in Griechenland durch die Syriza-Partei eine Eigendynamik entwickelt.

Tokay

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Aktuelles Update zu: Börsenregeln reloaded III – Never Catch A Falling Knife !

Ein Gastartikel von Tokay

Aktuelles Update zu: Börsenregeln reloaded III - Never Catch A Falling Knife !

Nachdem wir uns nun einer entscheidenden Phase nähern, hier eine neue Trendanalyse. Ich habe das Diagramm etwas vergrößert, um für die Einschätzung der nächsten Tage und Wochen etwas Raum zu lassen. Die Entwicklung des DAX der vergangenen Wochen und Monate wurde durch folgende Merkmale bestimmt:

  • Wir haben nach wie vor einen insgesamt rückläufigen gleitenden 200-Tage Durchschnitt(gelbe Linie). Für eine Baisse wäre es, wie wir gesehen haben, eher typisch, wenn ein langfristig positiver Trend durch einen kurzfristig sehr negativen Trend gebrochen würde.
  • Vom 24. November 2011 bis zum 16. März 2012 hatten wir einen positiven Trend.(Strecke AB) Dieser positive Trend wurde anschließend gebrochen.
  • In der Folge hatten wir einen negativen Trend(Strecke BCD). Dieser negative Trend wurde nach dem 27. April verstärkt(Strecke CE), da die anschließenden Topps immer schwächer ausfielen. In der vergangenen Woche fiel auf, dass der Anstieg vom Dienstag nicht bestätigt wurde. Es kam damit zur Ausbildung eines weiteren abgeschwächten Topps im kurzfristig negativen Trend.

Punkt E ist der Schnittpunkt zwischen dem linearisierten 200-Tage-Durchschnitt und dem zuletzt beobachteten kurzfristigen Trend. Dieser Schnittpunkt spielt eine kritische Rolle. Wird er unterschritten, steigt die Wahrscheinlichkeit einer beschleunigten Abwärtsdynamik deutlich und wir hätten damit im März das Ende einer Bärenmarktrallye erlebt. Dies ist deswegen so, weil zum einen das Unterschreiten des 200-Tage-Durchschnitts schon per se ein starkes Signal darstellt. Zum zweiten würde ein solches Ereignis, sofern es innerhalb der nächsten zwei Wochen passierte, die Abwärtsdynamik des Kurzfristtrends bestätigen.

Positiv wäre zu sehen, wenn die kurzfristig negativen Trends BCD bzw. CE gebrochen werden könnten. Dazwischen bewegt man sich im analytischen Niemandsland, in dem man nur schwer beurteilen kann, wohin die Reise geht. Es ist aber klar, dass ein Verlassen dieses Bereichs in die eine oder andere Richtung ein starkes Signal wäre. Eine Maßnahme, die ein solches Signal auslösen könnte, wäre aus heutiger Sicht naheliegenderweise das griechische Ausscheiden aus dem Euro(„Grexit“). Es ist aber auch denkbar, dass etwa eine Maßnahme der EZB stabilisierende Wirkungen auf die Märkte auslösen könnte.

Tokay

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Börsenregeln reloaded III – Never Catch A Falling Knife !

Ein Gastartikel von Tokay

Börsenregeln reloaded III - Never Catch A Falling Knife !

Seit dem Frühjahr gibt es Befürchtungen bei den Börsenbeobachtern über bevorstehende Kurskorrekturen. Diese Mutmaßungen sind weitgehend eingetroffen. Auch wenn der Satz „Sell in May“ der längerfristigen Betrachtung nicht standhält, in diesem Jahr hat er sich leider bewahrheitet. Der DAX ist im Frühjahr über die 7.000er Marke geklettert und befindet sich seither im Sinkflug. Wird dieser Rückgang weiter gehen und gar in einem Crash enden? Oder handelt es sich nur um eine vorübergehende Konsolidierung? Können einem hier die alten Börsenregeln weiterhelfen?

Eine sehr alte Börsenstrategie ist die sogenannte Dow-Theory, die von Charles Dow, dem Begründer des „Dow Jones Index“ wie auch des „Wall Street Journals“ erdacht wurde. Demnach kauft man, sehr grob gesprochen, den Markt, wenn der Dow Jones Index seinen 200-Tage-Durchschnitt nach oben kreuzt und man verkauft ihn, wenn der Dow Jones unter diese Linie fällt.

Im folgenden Diagramm sehen wir die entsprechenden Entwicklungen im DAX seit 1991. Wir handhaben diese Regel von Dow ein wenig restriktiver und bauen noch einen Sicherheitspuffer ein, um die Anzahl der Fehlsignale zu verkleinern.Wir verkaufen also erst dann wenn der DAX den 200-Tage Durchschnitt abzüglich 2 Prozent dieses Durchschnittes unterschreitet(dargestellt durch die gelbe Linie). Umgekehrt würde erst dann gekauft werden, wenn der DAX höher steigt als der 200-Tage-Durchschnitt plus 2 Prozent vom gleitenden Durchschnitt(Überschreiten der grünen Linie). Innerhalb des Korridors entstünde keine Aktivität.

Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich:

  • In den 90er Jahren, aber auch während der Hausse 2003-2007 gab es sehr oft Fehlsignale. Verkaufte man den DAX, dann begann er kurz danach zu steigen und man musste zu höheren Kursen wieder einsteigen um die danach einsetzende Hausse nicht zu verpassen. Somit hieß es: The trend is your friend.
  • In trendlosen Zeiten(sie sind häufiger, als man glaubt), auch und gerade in den 90er Jahren, z.B. 1994 oder 1998, führte diese Regel dazu, dass man verkauft hätte und die Kurse weder nennenswert gestiegen oder gefallen wären. Die passende Börsenregel dazu: Hin und her macht Taschen leer.
  • Ein durchgreifender Wechsel passierte in den 200ern, denn dreimal, nämlich in 2000, 2008 und in 2011 hätte das Befolgen dieser Regel dazu geführt, dass einem schwere Verluste erspart geblieben wären. Somit also: Greife nicht ins fallende Messer!

Es ist offensichtlich, dass diese unterschiedlichen Entwicklungen mit den jeweiligen Bedingungen im Börsenumfeld zusammenhängen. So waren z.B. die Einbrüche 1998 nach der Asien-Krise nur von kurzer Dauer, da das Makroumfeld in den westlichen Ländern nach wie vor eindeutig positiv geprägt war. Eine Verkaufsentscheidung, die anhand der Dow Theory getroffen wurde, wäre demnach eine Fehlentscheidung gewesen.Die 2000er Jahre hingegen waren gekennzeichnet von der Korrektur der ins unermessliche gestiegenen Erwartungen der Investoren gegen Ende der 90er Jahre. Und in 2011wurden die Märkte von der Eurokrise dominiert, welche die Risikoabschläge insbesondere für den Finanzsektor dramatisch ansteigen ließ.

Betrachten wir anhand der besonders einprägsamen Jahre 2000 und 2011, wie sich damals das „fallende Messer“ abgespielt hat:

Hier sehen wir den DAX-Verlauf von Mitte März 2000 bis Mitte September 2000, als die Untergrenze des 200-Tage-Durchschnitts unterschritten und somit das Verkaufssignal ausgelöst wurde. Der DAX korrigierte damals bereits seit einem halben Jahr(Strecke AB). Der gleitende Durchschnitt, also die orangefarbene Linie plus dem Pufferbereich stieg jedoch bis dahin noch an. Bei Punkt C, also am 13. September 2000, unterschritt der DAX die gelbe Linie, somit also die Untergrenze des 200-Tage-Durchschnitts. Die Baisse, die danach entstand, kam erst im Frühjahr 2002 zum Stillstand. Was auffällt, ist die stark divergierende Entwicklung der Kurse kurz vor diesem Einbruch. Der kurzfristige Trend war bis dahin negativ, der langfristige Trend des DAX aber positiv, welch letzterer damit gebrochen wurde.

Recht ähnlich war die Entwicklung im August 2011, als sich die Eurokrise zuspitzte:

Die Entwicklung verlief hier zunächst gleichförmig,wurde dann durch die Reaktor-katastrophe von Fukushima jäh unterbrochen. Jedoch nicht abgebrochen, wie sich zeigte: Zwar wurde die 200-Tage-Linie knapp unterschritten, nicht jedoch die Signallinie! Man wäre also trotz der Katastrophe im Markt geblieben. Hätte man dennoch verkauft, so wäre kurz darauf ein Kaufsignal geliefert worden, als der DAX die grüne Linie überschritt. Man kann dies so interpretieren, daß aus Marktsicht die fundamentalen Bedingungen nach wie vor intakt waren.

Und nun kam es im August 2011 zum Aufeinandertreffen(Punkt B) zwischen der Halbjahres-Trendlinie(Strecke AB) und dem 200-Tage-Durchschnitt. Das Unterschreiten von Punkt B mochte noch nicht zum Auslösen eines Verkaufssignals führen, dies war aber spätestens am 02. August 2011 der Fall, als die gelbe Linie unterschritten wurde. Auch hier hatten wir eine auffällige Divergenz zwischen kurzfristig rückläufiger Trendlinie und der längerfristig wirkenden 200-Tage-Linie, aus der sich eine negative Dynamik entwickelte.

Der Nachteil dieser einfachen Methode liegt darin, dass man einen Teil des Rückgangs hinnehmen muss, da man nur schwer abschätzen kann, ob er von Dauer ist. Ihr Vorteil liegt darin, dass bei Abwärtsbewegungen mit großer Dynamik das Kapital weitgehend gesichert werden kann. Dies gilt, wenn die Kurse weiter fallen, aber auch dann, wenn sie wieder ansteigen, denn dann kann man nach der gleichen Methode wieder in den Markt einsteigen, hat aber die vorhergehenden Verluste vermieden.

Und nun werden sich die Leser sicher fragen, ob man mit dieser Analyse die Entwicklung der kommenden Wochen und Monate abschätzen kann? Hier ist sie:

Hier haben wir nun eine umgekehrte Gemengelage: Denn wir hatten im vergangene Jahr eine deutlich positive Entwicklung(Strecke AB), im wesentlichen bedingt durch verringerte Risikoabschläge und durch positive Gewinnüberraschungen. Aufgrund der Eurokrise des Sommers 2011, welche nun wieder erneut aufgeflackert ist, haben wir einen längerfristig negativen Trend. An Punkt B, den wir noch nicht erreicht haben, begänne die Entwicklung kritisch zu werden. Sollte auch noch die gelbe Toleranzlinie nach unten durchschritten werden, dann wäre dies höchste Alarmstufe. Somit ist die Entscheidung über die kommende Entwicklung zwar noch nicht gefallen, aber sie steht wohl in Kürze bevor. Daraus folgt, dass die kommenden Handelstage und -wochen mit größter Aufmerksamkeit beobachtet werden müssen. Dies gilt insbesondere auch für Nachrichten bezüglich der Eurokrise, bei der möglicherweise grundlegende Weichenstellungen kurz bevor stehen.

Tokay

Gastkommentar: Wie mir mein Ego mal wieder im Weg stand

Ein Gastkommentar von "Ramsi"

Um nochmal auf die Sache mit dem Ego als größtem Feind des erfolgreichen Börsenhandels zurückzukommen:

Hari hatte mir gesagt, ich solle nochmal versuchen, mein Fehlverhalten, dass zur Teilabgabe der dicken Gewinne der letzten Monate geführt hatte, aufzubröseln. Natürlich ist das jetzt schon wieder etwas her, aber vielleicht gelingt es mir, das möglichst genau zu beschreiben.

Die Talfahrt hat in etwa an dem Punkt begonnen, als ich meine kurzfristige Strategie in der starken Aufwärtsbewegung des Dax als voll aufgegangen angesehen hatte. Der Index war bei 7.000 Punkten angekommen und es war mein persönlicher nächster Schritt auf kurze Sicht, erst einmal Risiko herauszunehmen und eventuell zu günstigeren Kursen wieder einzusteigen.

Genau das hatte ich zunächst auch gemacht. In der Folge blinzelte der Dax einmal kurz über die 7.000 (ich glaube ca. 7100), um dort den vorläufigen Höchststand zu markieren.

An besagtem Abend hatte Hari in etwa gesagt, dass die Möglichkeit eines weiteren erbarmungslosen Anstiegs ohne Rücksetzer eindeutig besteht, und man gegebenenfalls reagieren müsse (Weg des maximalen Schmerzes). Die Formulierung eines möglichen Szenarios seitens Hari (und er betonte noch, es sei lediglich „möglich“) hatte bei mir eine emotionale Reaktion ausgelöst, von der ich geglaubt hatte, mich ihrer durch Erfahrung und Lernfortschritt bereits entledigt zu haben. Ich fühlte eine Art Torschlusspanik – die Angst, weitere schnelle Kursgewinne zu verpassen. In der Folge bin ich natürlich wieder aufgesprungen und habe mich in eine Strömung geworfen, in der ich mich eigentlich nicht „wohl fühlte“. Warum fühlte ich mich nicht wohl?

1. Mir persönlich widerstrebt es, Papiere zu höheren Kursen als des letzten Verkaufskurses wieder zurückzukaufen. Das mag in vielen Situationen vielleicht durchaus rational und logisch sein, aber ist ein solcher Schritt gerechtfertigt, wenn ich mich persönlich nicht so recht damit anfreunden kann?

2. Ich hatte mir eindeutig auf kurze Sicht das Ziel gesetzt, bei der runden Marke von 7.000 auszusteigen und auf Gewinnmitnahmen zu spekulieren. Dadurch, dass ich keinen eindeutigen Schub über 7.000 abgewartet hatte, der ein solches Szenario negiert hätte, habe ich bewusst (mal wieder) meinen eigenen „Masterplan“ verraten (der im Übrigen sogar aufgegangen wäre).

3. Es hatte sich eine Gier in mir breit gemacht. Ich wollte hohe Gewinne und zwar sofort. Die schöne Zeit des schnellen Anstiegs hatte mich ungeduldig und hungrig nach höherem Depotwert gemacht. Natürlich ist Gier ein ganz mieser Begleiter an der Börse und obwohl mir vermutlich zumindest im Unterbewusstsein klar war, dass ich gerade eine Raffzahn-Reaktion an der Börse umsetze, war es natürlich bequemer, dieses Warnsignal einfach zu ignorieren.

Es kam also, was kommen musste. Ich feuerte meine komplette Liquidität in prozyklische Werte, mit denen ich mich bereits in der Vergangenheit etwas auseinandergesetzt hatte, und hatte die Möglichkeit eines Rücksetzers und der daraus resultierenden Chancen und Gefahren gar nicht mehr auf meinem geistigen Monitor. Außerdem befand ich mich in der Klausurphase für mein Studium, also in einer Zeit, die vernünftigen Wertpapierhandel in einem derart kurzen Zeitfenster per sé schon einmal nicht zulässt.

Haris Empfehlung, bei vollem Terminkalender den Handel liegen zu lassen, musste ich für die Vervollständigung meiner Idiotie natürlich auch abstempeln. Der Glaube, aufgrund eines einzelnen großen Erfolgserlebnisses hätte ich die Börsenweisheit jetzt mit großen Schöpfkellen gefressen, ist typisch für mein Ego. Meine Arroganz habe ich mit mehr als 18% Depotperformance bezahlt.

Ich bin jetzt immerhin 4 Jahre dabei. Das ist im Vergleich zu Anderen nur ein Moment, man könnte aber glauben eine gewisse analytische Herangehensweise müsse nun erkennbar sein. Wenn ich aber konkret darüber nachdenke, mit welcher Geschwindigkeit und ohne Vorwarnung sich eine Zockermentalität in mir breit machte, dann frage ich mich, ob es für mich überhaupt jemals möglich ist, die nötige Abgeklärtheit zu entwickeln, um in diesem Geschäft konstant erfolgreich zu sein.

Was habe ich für mich aus dieser kostspieligen Erfahrung jetzt mitgenommen?

1. „If you developed a plan, stick to it until you are proven wrong“. Ich glaube, der Satz stand mal im Kirk Report. Wenn man seinen Plan plötzlich aufgrund von Kursbewegungen abändert (gerade als Anfänger), ist das vermutlich nicht selten eine ganz miese und nicht auf analytischem Kalkül beruhende Entscheidung.

2. Ich lasse vorzugsweise eine gute Chance liegen, als kurze Zeit später die Scherben aufzusammeln. Die Börse spuckt ständig Chancen aus und wenn meine innere oder äußere Situation die Aktivität nicht erlaubt, konserviere ich lieber mein Kapital. Von dem Gedanken, dass diese Chance vor mir die letzte für eine lange Zeit sein wird, muss ich mich endlich lösen.

3. Emotionen sind mein ständiger Begleiter an der Börse und wenn ich es nicht schaffe, mich von ihnen zu trennen, sodass sie mir nicht mehr gefährlich werden können, muss ich Wege finden, ihr Risikopotential für mein Depot zu minimieren.

4. Ich darf mich nicht der Versuchung hingeben, nur Signale zu verarbeiten, die meine bereits ausgeführte Handlung rechtfertigen und alle Argumente, die gegen ein weiteres Engagement sprechen, auszublenden.

5. Ich muss lernen, dass der Markt mir sagt, was Sache ist aber nicht umgekehrt. WENN meine Strategie vom Markt widerlegt wird, DANN muss ich mich auch von ihr trennen und mich mit den roten Zahlen auseinandersetzen, anstatt mich selbst mit Hoffnungen aufzublähen.

6. „Risiko entsteht dann, wenn Anleger nicht wissen, was sie tun.“ – Warren Buffett

Ramsi

Börsenregeln reloaded II: Don´t fight the Fed !

Ein Gastartikel von Tokay

Börsenregeln reloaded II: Don´t fight the Fed !

Heute möchte ich meine Serie fortsetzen mit einem, wie ich finde, mindestens ebenso aktuellen Thema wie beim letzten Mal. Es geht um die Regel: „Don't fight the fed“.

Die „Fed“ - das war bei uns früher die Bundesbank und ist heute die Europäische Zentralbank/EZB. Nach dieser Regel soll man nicht gegen die Zentralbank, heutzutage also somit nicht gegen die EZB spekulieren, sondern mit ihr. Ein Aktieninvestor, der diese Regel beherzigen wollte, müsste somit Aktien kaufen, wenn die EZB ihren Leitzins senkt, und Aktien verkaufen, wenn sie ihn erhöht. Warum sollte er das tun? Wenn die Zentralbank die Zinsen erhöht, dann steigen im allgemeinen auch die Anlagezinsen. Der Investor könnte dann sein Kapital auf einem Geldmarktkonto parken und einen Zins vereinnahmen. Außerdem hat eine solche Maßnahme direkten Einfluss auf die Kreditpolitik der Geschäftsbanken und damit auf die allgemeine Wirtschaftstätigkeit.

Die wichtigste Steuerungsgröße früher unter der Bundesbank und heute unter der EZB waren bzw. sind Offenmarktgeschäfte. Über einen sogenannten Mengentender teilt die Zentralbank den Geschäftsbanken mit, zu welchem Zins sie bereit sind, Zentralbankgeld bereitzustellen bzw. anzukaufen. Die Geschäftsbanken teilen dann der EZB mit, welchen Betrag sie zu kaufen bzw. verkaufen bereit sind. Daraufhin kauft bzw. verkauft die Zentralbank Wertpapiere von den Geschäftsbanken und teilt den Geschäftsbanken nach einem festgelegten Verfahren zu den vereinbarten Konditionen Zentralbankgeld zu. Man nannte diese Geschäfte zu Bundesbankzeiten auch Wertpapierpensionsgeschäfte, da die Geschäftsbanken Wertpapiere bei der Bundesbank sozusagen „in Pension“ gaben. Zeitweise hat man auch mit Zinstendern gearbeitet, bei denen dann die Zentralbankgeldmenge fixiert wurde. Seit 2008 ist die EZB wieder zum Mengentender zurückgekehrt. Der Leitzins der EZB ist der sogenannte Zinssatz für Hauptfinanzierungsgeschäfte(main refinancing operations); er liegt derzeit bei 1,0 Prozent.

Wir haben also unsere Fälle wie folgt konstruiert:

Wir nehmen an, es hätte schon in 1959 den DAX gegeben und man hätte eine „DAX-Aktie“ im Verhältnis 1 DAX-Punkt zu 1 € kaufen können. Weiter nehmen wir an, das Depotkonto wäre nicht verzinst worden und es wären keine Depotgebühren berechnet worden.

Im Fall 1 haben wir einen Investor, der am 31.12.1959 den Gegenwert von 100.000 € auf seinem Anlagekonto gehabt habe. Dann hätte dieser Investor beobachtet, ob die Bundesbank sich in einer Phase der Zinssenkungen befunden hat. Am Ende des ersten Monats, an dem dies der Fall gewesen wäre, hätte er dann von seinem Anlagebetrag so viele DAX-Aktien wie möglich gekauft. Er hätte weiterhin beobachtet, wann die Bundesbank bzw. dann später die EZB begonnen hat, ihren Leitzins zu senken. Am Ende der ersten Monats, an dem dies der Fall war, hätte er er seinen Aktienbestand wieder verkauft. Bei einem Verkauf wäre der erlöste Betrag auf das Depotkonto verbucht und dieser Betrag bei Eintreten der Kaufbedingungen erneut investiert worden. Für jede Transaktion wären 0,5 % der Kaufsumme fällig geworden. Derartige Operationen hätte er dann bis Ende 2011 durchgeführt.

Fall 2 wäre genau gleich wie der Erste, aber hier wären keine Transaktionskosten fällig geworden.

Im Fall 3 hätte dieser Investor zum selben Zeitpunkt einmalig für 100.000 € DAX-Aktien gekauft und bis Ende 2011 behalten.

Nachfolgend sind die Monate dargestellt, an deren Ende der Investor einen Kauf bzw. Verkauf getätigt hätte. Zum Ende eines grün unterlegten Monats hätte er gekauft, zum Ende eines rot unterlegten Monats hätte er verkauft.Der Beginn der ersten Zinssenkungsphase in diesem Zeitraum fand demnach im November 1960 statt. Der fiktive DAX stand am Ende dieses Monats bei 538,4 Punkten. Somit hätte der Investor zu Ende dieses Monats eine „DAX-Aktie“ für €538,40 gekauft. Die Bundesbank senkte in der Folgezeit den Diskontsatz solange, bis sie ihn im Januar 1965 wieder erhöhte. Somit hätte der Investor diese „DAX-Aktie“ zu einem Kurs von € 489,00 wieder verkauft. Dieser Logik folgend, hätte er folgende Operationen bis Ende 2011 durchgeführt.

Wie wir sehen, trat meistens der Effekt ein, den man erwarten würde, aber nicht immer. So senkte die EZB den Zinssatz für Hauptfinanzierungsgeschäfte im Mai 2001 von 4,75 Prozent auf 4,5 Prozent. Die Börsenkurse stiegen in der Folge aber nicht, sondern gingen erst einmal deutlich nach unten, ehe es im Frühjahr 2003 während des Irakkrieges wieder zu einem Anstieg kam. Die längste Phase der Zinssenkungen gab es in den neunziger Jahren; im September 1992 senkte die Bundesbank den Diskontsatz von 8,75 auf 8,25 Prozent. Dieser Prozess kam erst gegen Ende der Neunziger Jahre zum Ende, als der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte von der EZB von 2,5 auf 3,0 Prozent erhöht wurde.

Hier ist der Betrag, der aus den 100.000 € geworden wäre: sowie die Jahresrendite über den untersuchten Zeitraum:

Die Jahresrenditen sähen so aus:

Damit hätte der Investor mit der Strategie „Don't fight the fed“ eine Überrendite erzielt. Diese Überrendite wäre durch die mit den Transaktionen verbundenen Kosten nur unwesentlich gemildert worden. Der Zinseszinseffekt hätte sich in diesem Fall zugunsten des Anlegers ausgewirkt. Sie wäre in Wahrheit sogar noch deutlich größer ausgefallen, denn natürlich hätte ein Investor den erlösten Betrag auf einem Tagesgeldkonto geparkt. Die Strategie, sich an der Zinspolitik der heimischen Notenbank zu orientieren, hätte also langfristig funktioniert.

Berechnet man das geometrische Mittel über die Phase der Zinssenkungen sowie über die Phase der Zinsanstiege, dann ergeben sich folgende Werte:

Eine Zinssenkung bewirkt also im längerfristigen Mittel einen Anstieg der Aktienkurse auf Jahressicht um fast 10 Prozent, eine Leitzinserhöhung lässt diese hingegen um gut 3 Prozent sinken. Außerdem dauert eine Zinssenkungsphase ungefähr doppelt so lange wie eine Phase der Zinserhöhungen; im Durchschnitt hatten wir also eine Zykluslänge von etwa fünf bis sechs Jahren. Auch daran sieht man, dass es sich im Allgemeinen lohnt, mit Zinssenkungen im Rücken anzulegen, und es bei Zinsanstiegen schwerer hat.

Wenn man wissen möchte, in welchem Zeitraum sich eine zinspolitische Maßnahme ausgewirkt hat, dann sieht man folgendes:

Spätestens ein Jahr nach dem Beginn einer Phase der Leitzinssenkungen kommt es also im allgemeinen zu einer sehr deutlichen Aufwärtsentwicklung der Aktienkurse. Außerdem steht nach sechs und nach zwölf Monaten der Index im allgemeinen nach Zinssenkungen deutlich höher als bei Zinsanstiegen. Anders sieht es nach drei Monaten aus: Beginnende Zinserhöhungen haben noch nicht sofort ungünstigere Auswirkungen auf die Märkte als beginnende Zinssenkungen. Genauso wenig haben in der Vergangenheit Zinssenkungen bereits nach einem Quartal positive Auswirkungen an den Aktienmärkten gehabt.

Dies hängt sehr wahrscheinlich mit der Wirkungsweise von Leitzinsänderungen zusammen. Denn das Ziel sowohl der Bundesbank als auch heute der EZB ist in erster Linie die Gewährleistung der Preisstabilität. Der Leitzins wird im allgemeinen dann erhöht bzw. gesenkt, wenn das Preisniveau in Gefahr bzw. nicht mehr von der Notenbank in Gefahr gesehen wird. Wenn aber das Preisniveau nicht mehr in Gefahr ist, dann hat sich bereits länger vorher die Geschäftstätigkeit zurückentwickelt. Bis eine Veränderung der Leitzinsen in der Realwirtschaft ankommt, vergeht ebenfalls einige Zeit.

Man erkennt allerdings auch, dass sich die Mechanismen seit dem Beginn der Finanzkrise 2008 in ihrer Wirkungsweise verändert haben. So hat die EZB seither den Geschäftsbanken in bisher ungekanntem Ausmaß Liquidität zur Verfügung gestellt, da das Interbankengeschäft andernfalls vollständig zum Erliegen gekommen wäre. Der im April 2011 eingeleitete Zinserhöhungszyklus wurde im November bedingt durch die Eurokrise schon wieder abgebrochen. Die Geldmarktzinsen werden seither wieder niedrig gehalten, um eine erneute Verschärfung der Eurokrise zu verhindern. Das Problem ist hierbei die gravierende Verschuldungssituation von Staat und Privatsektor in den Euro-Peripheriestaaten. Auch wenn die Erhaltung der Preisstabilität natürlich weiterhin das vorrangige Ziel der EZB ist, so geht es ihr doch auch darum, den Euroraum vor dem Absturz zu bewahren.

Wird man die Formel „Don't fight the fed“ in naher Zukunft gewinnbringend für seine Anlagen nutzen können? Ich fürchte nein. Denn die Zinsen befinden sich bereits auf rekordtiefem Stand; eine weitere Senkung ist nur denkbar bei noch weiterer Verschärfung der europäischen Situation. Eher muss man befürchten, dass die monetäre Expansion irgendwann ihren Niederschlag in der Realwirtschaft finden könnte und die EZB sich hierdurch veranlasst sehen könnte, gegenzusteuern, was die Märkte eher dämpfen würde. Und so muss man als Anleger vor allem zum einen darauf hoffen, dass die Weltwirtschaft wieder in ein ruhigeres Fahrwasser gerät, das es den Unternehmen ermöglicht, ihre Erträge kontinuierlich zu steigern. Zum anderen könnte ein intelligenteres Management der Eurokrise als bisher dafür sorgen, dass die Risikoabschläge auf dem Aktienmarkt geringer werden. Die Notenbanken alleine, wenngleich sie Hauptakteure sind, können dies nicht bewirken.

Tokay

Börsenregeln Reloaded: Sell in May and go away?

Ein Gastartikel von Tokay

Börsenregeln reloaded: Sell in May and go away?

Ich möchte hier in lockerer Folge einige der alten Börsenregeln untersuchen und danach fragen, ob diese Regeln noch relevant oder jemals relevant gewesen sind. Den Anfang mache ich aus gegebenem Anlass mit der Regel :“ Sell in May and go away“.

Derzeit gibt es in der Finanzmarktberichterstattung ein Raunen, dass am Aktienmarkt eine Konsolidierung bevorstehe. Der Markt ist seit Jahresanfang über alle Maßen gut gelaufen und so ist dies in der Tat keine abwegige Vermutung.Und dann gibt es ja auch noch die alte Regel „Sell in May and go away“. Man weiß nicht genau, wie die Regel entstanden ist. Vielleicht deswegen: Sind die Marktteilnehmer im Frühling aus irgendwelchen Gründen euphorisch, dann würde es Sinn machen, zu verkaufen, solange diese Euphorie anhält. Vielleicht haben sie eine Dividende vereinnahmt, dann macht es vielleicht Sinn, zu verkaufen, nachdem die Zahlung erfolgt ist und niemand mehr auf seine Dividende wartet – Dividenden können einen erklecklichen Betrag ausmachen. Vielleicht möchte mancher auch nur den Kopf frei haben für den Sommer, für die Urlaubsreise, für schöne Erlebnisse und sich nicht bei sonnigem Sommerwetter mit der Börse beschäftigen müssen.

Wie dem auch sei, sollte es wirklich eine solche Gesetzmäßigkeit geben, dann wäre es unter Umständen sinnvoll seine Aktienbestände im Mai zu verkaufen und ein paar Monate später wieder zu vermeintlich günstigeren Kursen zu kaufen. Es gibt ja die Methode des sogenannten „Formula Investing“, mit der manche versuchen, sich bestimmte (vermeintliche) Marktgegebenheiten zunutze zu machen.

Um herauszufinden, ob eine solche Anomalie hier vorliegt, habe ich drei Beispielfälle konstruiert und getestet. Dazu nehmen wir an, es hätte schon in 1959 den DAX gegeben und dass man eine „DAX-Aktie“ im Verhältnis 1 DAX-Punkt zu 1 € hätte kaufen können. Weiter nehmen wir an, das Depotkonto wäre nicht verzinst worden und es wären keine Depotgebühren berechnet worden.

Im Fall 1 haben wir einen Investor, der am 31.12.1959 den Gegenwert von 100.000 € auf seinem Anlagekonto hatte. Dann hätte dieser Investor mit diesen 100.000 € so viele Aktien wie möglich gekauft und Ende Mai 1960 zum geltenden DAX-Stand wieder verkauft. Ende August 1960 hätte er zum dann geltenden DAX-Stand wieder gekauft. Die gleiche Operation hätte er in allen Folgejahren durchgeführt. Für jede Transaktion wären 0,5 % der Kaufsumme fällig geworden.

Fall 2 wäre genau gleich wie der Erste, aber hier wären keine Transaktionskosten fällig geworden.

Im Fall 3 hätte dieser Investor zum selben Zeitpunkt einmalig für 100.000 € DAX-Aktien gekauft und bis Ende 2011 behalten.

Und so sieht das Ergebnis aus:


Bezieht man die Transaktionskosten mit ein, so hätte der Investor im ersten Fall eine Jahresrendite von 2,8 % erwirtschaftet. Wären keine Transaktionskosten angefallen, dann hätte diese Rate bei 4,4 % per annum gelegen.. Hätte der Investor die „DAX-Aktie“ erworben und einfach nur behalten, dann hätte er per Jahresende 2011 einen Zuwachs von 5,2 % zu verzeichnen gehabt.

Diese Zahlen sind beeindruckend. Denn sie zeigen mehrerlei:

  • Nämlich zum einen, dass der Zinseszinseffekt unerbittlich wirksam ist. Das Fälligwerden von Spesen bei jeder Transaktion führt nämlich dazu, dass dieser Zinseszinseffekt nachhaltig abgebremst wird.
  • Zum zweiten entsteht eine Art negativer Cost-Average-Effekt: Sofern die Kurse bis August steigen, können nur noch kleinere Stückzahlen gekauft werden und der spätere Wertzuwachs wird durch die verringerte Positionsgröße vermindert. Gibt es im darauffolgenden Jahr einen Kursrückgang, dann muss diese geringer gewordene Stückzahl zu einem geringeren Kurs verkauft werden.
  • Weiterhin entsteht ein Effekt, den man vom „Money Management“ her kennt. Ein Kursrückgang von z.B. 20 Prozent muss erst wieder durch einen neuerlichen Anstieg um 25 Prozent aufgefangen werden.

Das Markttiming durch „Sell in May“ kann alle diese Effekte bei weitem nicht kompensieren.

Der Vorsprung von „Buy and Hold“ zeigt sich durchgängig, besonders aber während der langen Hausse 1982-2000. In diesem Zeitraum stiegen die Kurse sehr oft durchgehend. Wer hier also nach der Methode „Sell in May“ verkaufte, der musste nicht nur Transaktionsgebühren bezahlen, die im Zinseszinseffekt zum Tragen kamen und somit für das spätere Investment fehlten. Sondern ihm entgingen auch noch Kursanstiege, die in der gleichen Zeit stattfanden (Stichwort „Sommerrallye“). Ein Vorteil durch „Sell in May“ entstand nur dann, wenn ab dem Sommer tatsächlich ein scharfer Kursrückgang erfolgte, den man sich durch den vorzeitigen Ausstieg ersparte. Im vergangenen Jahr 2011 war dies auf spektakuläre Weise der Fall. Aber es scheint nicht sehr oft so gewesen zu sein.

Vergleichen wir einmal die verschiedenen Kapitalkurven. Einmal die Kapitalkurve mit „Sell in May“ inklusive Transaktionskosten gegenüber Buy and Hold, und das zweite mal „Sell in May“ ohne Kosten versus „Buy and Hold“:


Es zeigt sich also, dass „Sell in May“ nicht die geeignete Methode ist, um langfristig besser abzuschneiden als der Markt. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass die Jahresrenditen beider Methoden sehr stark schwanken und unser Ergebnis nur eine Momentaufnahme ist – allerdings eine, die nicht eben besonders stark für „Sell in May“ spricht. Zwar ist die Anzahl der Jahre, in denen die Zuwächse von August bis Mai höher sind, deutlich in der Überzahl – doch dies verhilft dieser Methode nicht zu einem durchschlagenden Effekt. Es mag allerdings sein, dass kurzfristig agierende Investoren mit der Methode sehr wohl erfolgreich sein können. Jedoch ist das Risiko sehr hoch, dass das ausgerechnet in jenem Jahr nicht der Fall ist, in dem gerade investiert wird.

Wer „Sell in May“ praktizieren möchte, kann das gerne tun – aber er/sie sollte dies nicht damit begründen, dass der Mai generell ein besonders günstiger Monat wäre. Außer man möchte den Sommer unbeschwert genießen und sich nicht über Börsenkurse den Kopf zerbrechen...In den allermeisten Fällen, und wir erfahren es auf „Mr-Market“ jeden Börsentag aufs neue, werden andere Gründe für die Kursentwicklung ausschlaggebend sein.

Die Börsenregel lautet übrigens vollständig: „Sell in May and go away, stay away till St.Leger's Day“ (Anmerkung dazu: St.Leger ist in England das erste Pferderennen im September).

Tokay

Gastkommentar – DAX, S&P 500 & Co. im langjährigen Vergleich – von „Johann“

Redaktionelle Anmerkung von Hari:

Im folgenden finden Sie einen Diskussionsbeitrag unsere neues Mitglieds "Johann", den ich hier als Gastkommentar einstelle und über den ich mich sehr freue. Ich freue mich besonders, weil sich hier jemand viel Arbeit gemacht hat und ganz bewusst mutig etwas zur Diskussion stellt, mit dem Ziel die Meinung und das Feedback der anderen Blog-Leser zu bekommen. Mutig deshalb, weil man ja auch immer Gefahr läuft etwas missverstanden zu haben und sich so der Öffentlichkeit zu stellen braucht Mut.

In diesem Sinne freue ich mich auf Ihr Feedback !

Vorab von mir noch eine Anmerkung, die ich "Johann" schon im Vorfeld habe zukommen lassen: Der hier verwendete DAX ist ein Performance-Index, in dem alle jemals aufgelaufenen Dividenden aufkummuliert wurden und im DAX-Stand enthalten sind. Die hier verwendeten S&P 500 und Eurostoxx sind dagegen Kurs-Indizes ohne Ausschüttungen, die also exakt die aktuelle Marktkapitalisierung der enthaltenen Aktien (nach Gewichtung) darstellen.

Die Folge davon ist, dass der DAX im Vergleich stärker aussieht als er ist, weil er bei einer mittleren Ausschüttungsquote von ca. 2% jedes Jahr um diesen Wert besser aussieht, als er tatsächlich besser gelaufen ist. Umgedreht, bei einem Vergleich mit einer langfristigen Verzinsung, ist der DAX aber die richtige Betrachtung, weil dann gehören die Ausschüttungen zwingend dazu. Der S&P 500 erzielt also eine höhere jährliche Rendite, als es der reine Kursverlauf des Kurs-Index impliziert.

Diese Ungleichgewichte sollte man bei der Bewertung im Auge haben, das sollte uns aber nicht davon abhalten, interessante Ansichten aus dieser Analyse zu ziehen.

Ich werde mich mit weiteren Kommentaren oder Wertungen zu diesem Beitrag nun ganz bewusst zurück halten und wünsche Ihnen viel Spass beim lesen !

Ihr Hari

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Von "Johann"

Angeregt durch einen Kommentar von Hari ”Vom Marktkonsens in DAX und S&P 500“ habe ich mir DAX und S&P 500 mal genauer angesehen. Habe dazu einen Indexvergleich (bei der comdirect) angestellt und mir den Kurs vom S&P 500 (schwarz) anzeigen lassen und folgende Werte zum Vergleich hinzugefügt: DAX (rot), EuroStoxx50 (grün), 5% Zinsen pro Jahr (untere Linie), 8%Zinsen pro Jahr (mittlere Linie) und 10% Zinsen pro Jahr (obere Linie). Als Zeitraum habe ich abschließend 07.03. 1987 bis 07.03.2015! gewählt (25 Jahre bis heute). Das Ergebnis ist ziemlich interessant – vielleicht nicht für einen Profi (oder Volkswirtschaftler); aber mich (als Ingenieur und analytisch denkenden Mensch) hat es sehr nachdenklich gemacht.

In allen Aufwärtsbewegungen kommt es beim DAX zu massiven Übertreibungen im Vergleich zum S&P500. Selbst der EuroStoxx toppt den S&P Anfang 2000. Zudem schaffen es EuroStoxx und S&P in diesem Vergleich über einen sehr langen Zeitraum annähernd parallel zu laufen – siehe 2002 bis Anfang 2009 (also 7 Jahre!) Exakt parallelen Verlauf schafft DAX mit S&P nur zwischen Mitte 2002 bis Anfang 2005 – immerhin 3 Jahre). Dann plötzlich trennt sich der DAX von S&P im Jahr 2005, um genau 4 Jahre später „im Crash 2008/2009“ fast wieder auf S&P und EuroStoxx zurückzufinden. Danach trennt sich der EuroStoxx Anfang 2010 deutlich vom S&P500 und fällt ab Mitte 2011 sogar unter die “langfristige 5%-Verzinsung“! (ist das schon die Auswirkung von Griechenland oder zeigt sich bereits eine generelle Schwäche von Europe?). Der DAX hingegen entscheidet sich für die entgegengesetzte Richtung und strebt an, wieder auf die „8%-Verzinsung“ (mit einer kleinen Übertreibung) zurück zu finden.

Es sieht insgesamt also so aus, als würde sich der DAX über diesen langen Zeitraum auf eine ca. 8%-Verzinsung einpendeln (Zufall?, Normalität? Gesundes Wachstum?), wobei sehr starke Entfernungen von dieser 8%-Verzinsung (insbesondere über die 10%-Verzinsung hinaus) mit “sehr heftigen Rückschlägen” früher oder später “bestraft” werden. Weiterhin sieht man, dass aufgrund des gewählten Betrachtungszeitraums die Werte auf der y-Achse (die Steigerung in Prozent) exakt den DAX-Stand repräsentieren (2mal an den 800%, entspricht 8.000 Punkten gescheitert).

Ich frage mich nun schon ein wenig, ob die auf diese Weise produzierte Grafik einen “Blick in die Glaskugel” erlaubt, und habe diesen dennoch mal gewagt („Voraussagen soll man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft.“ – Mark Twain) und 2 Szenarien entwickelt. Wir befinden uns am Beginn eines Bullenmarkts (1) bzw. am Beginn eines Bärenmarkts (2) (dies würde auch sehr gut zur Einschätzung von Hari passen, der seit einiger Zeit davon ausgeht, dass „in Kürze“ eine heftige Bewegung einsetzen würde, wobei die Richtung offen wäre).

Wenden wir uns zuerst mal Szenario 1 zu, welches den beginnenden Bullenmarkt beschreiben könnte. Um diesbezüglich ein Szenario entwickeln zu können, habe ich mir den Anstieg des DAX von Ende 1996 bis Anfang 2000 betrachtet. Die Steigung „dieser Geraden“ habe ich herangezogen und diese Steigung einer Geraden in den Tiefpunkt des DAX in 20111 gelegt. Sollte es zu einer Wiederholung der Hausse zwischen 1994 bis 2000 kommen, so erkennt man, dass wir wahrscheinlich zu schnell nach oben gegangen sind. Vorausgesetzt, wir befinden uns im Szenario 1 könnten wir selbst einen Rückschlag des DAX bis auf ca. 6400 entspannt beobachten; denn etwa Mitte 2013 steht der erfolgreiche Test von 8.000 an, um 2014 dann die 10.000 zu erreichen. Übertreibungen und Euphorie könnten natürlich dafür sorgen, dass die 10.000 schon vorher „kurz berührt“ werden. Unter der Voraussetzung, dass die Parallelität der Bewegungen von S&P und EuroStoxx noch Gültigkeit hat, habe ich mit der gleichen Steigung die Aufwärtsgeraden für S&P und EuroStox eingetragen. Dies würde bedeuten, dass S&P Ende 2013/Anfang 2014 bei etwa 2.600 stehen könnte und dann zufälliger Weise“ exakt die 8%-Verzinsungslinie wieder gefunden hätte. Zu diesem Zeitpunkt wäre dann auch die Differenz zum DAX fast wieder aufgehoben!

In diesem Szenario würde auch der EuroStoxx(exakt die gleiche Steigung der Geraden wie bei DAX und S&P) mit knapp 1 Jahr Verspätung die 8%-Verzinsungslinie wieder treffen.

Szenario 2 sieht übel aus und für mich bzgl. EuroStoxx schwer erklärbar.

Eingetragen habe ich eine Gerade für den DAX, die exakt die gleiche (negative) Steigung hat, wie das Maximum Anfang 2000 bis zum MinimumAnfang 2003. Sollten wir also in einen Bärenmarkt einsteigen, könnte es bis zu einem Rückgang gehen, wobei das Minimum erst in Mitte 2013 erreicht werden könnte. Unter der Voraussetzung, dass der Aufschlag auf der 5%-Verzinsungslinie stoppt (die hat übrigens schon 2mal für den S&P gehalten!!) hätten wir gleichzeitig das Minimum des Crashs von Anfang 2009 erreicht (Zufall?), welches bei ungefähr 3.700 liegen würde (kein schöner Gedanke!). Dieses Szenario hätte aufgrund der Betrachtung der Vergangenheit allerdings nur Sinn, wenn dann auch S&P sowie EuroStoxx sich wieder zusammenfinden würden. Für den S&P würde dieses Szenario nur einen relativ kleinen Rücksetzer bedeuten, dessen Minimum sich beim Tiefststand Mitte 2010 einfinden würde! Damit aber auch der EuroStoxx sich wieder „beim Rest“ einfindet, müsste dieser allerdings steigen. Für mich eigentlich nicht erklärlich, wenn gleichzeitig der DAX „einen Niedergang erlebt“. Aber wie immer Szenario 2 genau ausgehen würde – sollte es nur annähernd so verlaufen, hätten wir nach fast 30 Jahren eine Verzinsung der Aktienmärkte von gerade einmal ungefähren 5 % durchlitten.

Ich hoffe mal für Szenario 1! Das wären zwar nur 3% Unterschied!! – aber diese hätten erhebliche Auswirkungen über knapp 30 Jahre!!

Ach ja – was man auch sehr schön sieht. Altmeister Kostolany hätte tatsächlich einmal recht gehabt. 1991 Aktien kaufen, dann schlafen und 7 Jahre später aufwachen und in Mitte 1998 alles verkaufen - wäre genial gewesen. 14 Jahre später (zu 1998) sind wir noch immer keinen Schritt weitergekommen! Ansonsten zeigt der Verlauf: wer zulange schläft wacht möglicherweise mit einem Alptraum auf.

In diesem Sinne freue ich mich auf viele Kommentare und eine rege Diskussion.

Viele Grüße
Johannes

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Nachtrag vom 10.03.12

Hallo Zusammen,

erstmals vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und die nette Aufnahme des Ingenieurs in Eurem Kreis. Ich habe ´ne Menge gelernt und so mancher Zusammenhang war mir bislang nicht so klar. Was ich mitgenommen habe: funktioniert die Welt „einigermaßen normal“ können wir von einer mittleren jährlichen Verzinsung von ca. 8% bei Aktien ausgehen; entscheidend ist aber immer der Bezugspunkt ab dem man rechnet und logisch: je länger der Betrachtungszeitraum, desto klarer wird das Bild der Vergangenheit (nicht das der Zukunft!) und desto sicherer werden die 8% Verzinsung.

Und auch der Unterschied zwischen DAX und S&P ist mir klar geworden. Und daher möchte ich jetzt den S&P 500 verwenden, um vielleicht noch mehr aus dem Thema (mit Hilfe des Lineals) „rauszukitzeln“. Habe mir also den S&P 500 ab dem Jahr 1970 betrachtet und eine logarithmische Darstellung gewählt; dann wird die jährliche Verzinsung zu einer Geraden. In der Abbildung erkennt man den Verlauf und die obere durchgezogene Gerade ist die Gerade der ab dem 01.01.1970 berechneten 8%-Verzinsung. Die gestrichelten Geraden sind Parallelverschiebungen von dieser und ich habe versucht, die untere Begrenzung auf die größten Rückgänge zu legen. Schaut man sich den Verlauf noch genauer an, erkennt man sehr gut weitere Tops und Dows, die sich (exakt! – gibt’s dafür eine Begründung??) zwischen den gestrichelten grünen Linien befinden.

Was man nun rückwirkend sehr gut erkennt, ist die lange Phase des Aufstiegs von1982 bis 2000 (die 18 Jahre hat ja auch Tribun bereits erwähnt). Was ich aber im Rückblick in dieser Darstellung besonders interessant finde: es sieht fast so aus, als wäre der S&P Anfang 1996 erst mal an der oberen Begrenzung abgeprallt und noch im gleichen Jahr hat er einen erneuten „Angriff“ gestartet, der dann Ende 1996 erfolgreich war. Nach einem kurzen Rücksetzer im ersten Quartal 1997 („Mr. Market wusste wohl, dass er eigentlich den Pfad der Tugend und Bescheidenheit nicht hätte verlassen sollen – nur innerhalb der Begrenzungen darf er sich auch mal mit ein paar mehr Prozent Steigung austoben)) gab es kein Halten mehr bis Mitte 1998. Der Crash (war das damals nicht Russland) hat „ihn“ aber auch nicht zur Vernunft gebracht und unter die „obere Begrenzung“ zurück geführt.

Erst Mitte 2002 war „der Ausflug beendet“ und man befand sich wieder im „grünen Bereich“ – Mission 8% lief also wieder völlig normal weiter. Und eigentlich sieht es so aus, als hätte es noch länger so weitergehen können: wäre da 2008 nicht dieses außerordentliche Ereignis passiert – und so wie die „Massenhysterie in den 90-Jahren“ den S&P über die Obere Begrenzung gehievt hatte, so schleuderte die „Massenpanik“ 2008/Anfang 2009 den S&P unter die untere Begrenzung. Und jetzt…. Eigentlich sieht nicht besonders bedrohlich aus.

Was mich jetzt als „neugierigen Ingenieur“ noch interessierte, war: kann ich Wiederholungen von bedeutenden Ereignissen „im Chart“ finden. Aus diesem Grund habe ich den Tiefpunkt im Jahr 1982 (als der große Aufstieg begann) mit dem Top verbunden, das erstmals die obere grüne Begrenzung erreichte (das war der Höchststand im Crashjahr 1987). Diese Gerade habe ich dann kopiert und daher mit exakt gleicher Länge und Steigung in das Jahr Anfang 1995 geschoben. Dies deshalb, weil hier stark auffällig die Phase beginnt, in der sich „Mr. Market entscheidet“ das Wachstum zu beschleunigen „und auszubüchsen“. Und wo das Ende dieser Geraden endet, kann ja jeder sehen.

Ob das Zufall ist oder ob Volkswirtschaften auch Gesetze wie die Naturwissenschaften haben, weiß ich nicht. Sollte es jedoch kein Zufall sein, müsste man „das Spielchen“ ja nochmal wiederholen können. Nächstmöglicher Ansatzpunkt wäre „im Chart“ der Tiefststand Anfang 2009. Ich hab es gewagt…. Naja, würde irgendwie zur Situation seit Anfang 2009 passen – es sieht fast so aus, als würde sich Mr. Market anschicken, wieder in den grünen Bereich zu laufen. Und falls es doch kein „Volkswirtschaftsgesetz“ gibt – vielleicht haben wir Glück und „das Verschieben einer Geraden klappt ein drittes Mal“.

Ach ja – wenn wir jetzt besser als die 8% sein wollen, müssten wir vielleicht nur noch ein paar Aktien finden, die seit langer Zeit in einem z.B. 20%-Verzinsungskanal liegen und sich zudem gerade „im grünen Bereich“ befinden.
2 hab ich (aufgrund meines eigenen Kommentars hier) schon entdeckt. Aber wie so oft: hinterher sind wir alle schlauer.

Viele Grüße
Johann

Marktupdate: Wie weit hoch geht es noch im DAX ?

Erinnern Sie sich an die erste Regel die ich Ihnen vor kurzem zu einem Runaway-Move genannt hatte ?

Sie lautete: -> Die Bewegung dauert länger als man sich vorstellen kann !

Heute habe ich für Sie ein paar harte Daten und Fakten, die das eindrücklich untermauern. Denn einer der kostenpflichtigen Dienste die ich regelmässig nutze ist Jason Goepfert´s -> Sentimentrader.com <-, in dem Marktdaten und Analysen der Behavioral Finance so aufbereitet werden, dass man daraus einen Vorteil für seine eigenen Aktivitäten ziehen kann.

Jason Goepfert hat sich die Mühe gemacht, durch die Marktdaten zurück bis 1929 zu gehen und alle Marktsituationen im S&P 500 zu identifizieren, die mit dem heutigen "Runaway-Move" identisch sind. Er nennt das "Creeper Trend" und meint damit das gleiche was ich "Runaway Move" nenne, nämlich einen Markt der immer weiter steigt und steigt ohne je richtig zu korrigieren - und das obwohl die technischen Oszillatoren alle "Korrektur" rufen. Er hat sei 1929 genau 13 nahezu zu heute identische Situationen erfasst.

Diese Analyse liefert beeindruckende Daten. Nimmt man alle ähnlichen Bewegungen der Märkte seit 1929, war die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt 6 Monate später höher steht bei sensationellen 92% - also in 12 von 13 Fällen ! Und der mittlere Gewinn betrug 9,2% !

Natürlich ist das nur Statistik und auch 8% können eintreten und vielleicht ist diesmal wirklich alles anders. Aber solche harten Fakten und Daten bei seinen Entscheidungen zu berücksichtigen ist nach meiner Erfahrung allemal erfolgsträchtiger, als nur seinem Bauch zu folgen. Denn der Bauch liegt zu oft falsch weil er mit der "Meute" fühlt, wie jeder erfahrene Trader und Anleger weiss.

Hier also nun die Analyse von Jason Goepfert. Ich bedanke mich bei Jason, dass ich die Daten hier veröffentlichen darf:

----------------------------------------------------------------------------

"Creeper" Trend

We started looking at the market's impressive momentum back in December. The studies were compelling, suggesting that the kind of price action we were seeing would most likely lead to further gains.

The effective time frame for those studies was 1-3 months, and it's definitely safe to say that so far the momentum has continued. We're seeing a "creeper" uptrend similar to what we've seen a few other times since the 2009 bottom.

Let's go back and look for other times the market has performed similarly.

What we're looking for are those times when the market was at a multi-month extreme, but not at multi-year highs. These gives us intermediate highs that aren't necessarily comparable to times when the market was making all-time highs.

Also, the S&P 500 had to have gone at least a month, 21 trading days, without suffering more than a -0.6% loss, as it has done this time. Actually, it has gone 27 days, but we're only requiring 21 here.

The results are impressive.

In the shorter-term, the S&P's returns were good, but between 3-6 months, they were fantastic. Losses were rare, and average returns were 2 to 3 times greater than random.

Equally impressive is that it took a median of 224 days - nearly a year - before the S&P put in a 3-month high, meaning a peak that wasn't exceeded for at least the next 3 months. And in the voyage to put in that peak, the S&P managed to tack on an average of another 25%.

The poorest performer among them took another 40 days, and +4.2%, before peaking.

This obviously conflicts with much of the sentiment data we've been discussing for the past few weeks. Given the persistence of this trend, we'd continue to hold off on bets against it until there is solid evidence that the momentum has cracked.

Source: Sentimentrader.com

Move On ! – Charles E. Kirk – wahre Worte zum Markt

Der von mir sehr geschätzte amerikanische Blogger und Trader Charles E. Kirk hat letzten Freitag im kostenpflichtigen Teil seines

-> The Kirk Report <-

einen wie ich finde schönen Artikel veröffentlicht, in dem er sich an die richtet, die jetzt an der Seitenlinie stehen und mit ihrem Schicksal hadern.
Ich teile seine Worte vollständig und finde es sehr lesenswert, auch wenn die Wahrheit manchmal schmerzt.

Charles war so freundlich mir zu erlauben, den Artikel hier erneut zu veröffentlichen.
Wenn Sie der englischen Sprache mächtig sind, kann ich die Lektüre nur empfehlen.

Und denken Sie daran: die Vergangenheit können Sie nicht mehr ändern, die Zukunft aber schon !

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Move On

Friday, February 3, 2012 at 2:48 PM

The market doesn’t know your emotions or care about your portfolio. The market is moving on. And so should you.” – Terry Savage

One of the most challenging aspects of trading is learning to understand and appreciate that our constant desire to be right and smart in the markets will always cloud our judgment and too often work against us at the most inconvenient times.

In this current bull stampede, there are unfortunately too many traders and investors who are short or sidelined and now in desperate need for the market to move lower. How do I know this happening? This past week alone I received dozens of emails from those who expressed utter confusion and disappointment in why I’m not paying much attention to a number of bearish factors (i.e. low volume, overbought conditions, VIX readings, earnings/data not surpassing expectations, Baltic Dry Index, poor February seasonality, etc.)

My reply in every single case was the following: “The price action remains positively firm and our job is to be aligned with the price action as long as it remains that way. While that doesn’t mean we ignore the risks or think this market is somehow has magically become invincible, we have to constantly align our positions in the direction that offers the great probability for profit. In this environment that means you stay opportunistically bullish until we see that change. And, don’t worry – I’ll be here to help you see that change as soon as it happens.”

The challenge, as all of us will learn soon or later, is that Mr. Market doesn’t listen or care about anyone’s else opinion but his very own. This is especially true when we are wrong and not following his hidden and often very confusing agenda. Mr. Market often acts like a rebellious teenager and does exactly what he wants to do, when he wants to do it, and at the same time pays no respect for anyone who disagrees with him or believe he should act logically or within reason. In fact, a recent tendency is for the market to do exactly the opposite of tendencies we’ve seen so many times before. This is why you must place so much importance on what the market is actually doing rather than what you think it should do.

In truth, we’ve all been there, haven’t we? I know I have. In fact, more times I can even recall or really care to admit. I have also wasted and missed far too many opportunities by devoting precious time and energy looking for reasons to justify mistakes I have already made hoping that somehow that will make it better or help me to overcome my disappointment in my bottom line performance. Unfortunately, that never works and, even worse, only increases the pain and lengthens period of poor performance. This is not good especially if you are trying to make a living from trading!

While I know many of you don’t want it, here is some free advice for those who were positioned wrong for the past few weeks and who are significantly under performing so far this year. Your job right now is not to spend a moment longer asserting you were just early (which is the equivalent of being wrong in this game) but rather own up to the mistake and then figure out why the mistake was made. After you do that, it is just as important to figure out what lessons there are to be learned so you don’t repeat the same mistake again. In simple, ask yourself this – what could you have done differently or better to have profited more since this rally began? That’s the question to ask right now. Once you have your answer, then move on.

In my experience, that’s what winners do that losers do not. And, since we all desire to be winners, that’s what you need to do right now to get back on track especially if your among the many who have been left in the dust in this bull stampede!

Charles E. Kirk
-> The Kirk Report <-

Gastkommentar – Das “Big Picture” des Marktes – von „Tokay“

Liebe Leser,

wenn ich umfangreiche Kommentare von Ihnen sehe, die vom Inhalt her auch ein Artikel sein könnten und für alle interessant sind, werde ich Sie möglicherweise ansprechen, ob Sie den Kommentar nicht als Artikel veröffentlichen wollen. So geschehen heute bei "Tokay" und hier finden Sie also nun den ersten von einem Leser geschriebenen Artikel auf Mr-Market. Diese Artikel sind später dann in der Kategorie "Gastkommentare" aufzufinden, der Autor erscheint jeweils oben in der Titelzeile und ist so eindeutig zu erkennen.

Natürlich sind auch Sie herzlich eingeladen, von sich aus mit einem Vorschlag für eine Veröffentlichung an mich heran zu treten.

Viel Spass beim lesen wünscht Ihr Hari

------------------------------------------------------------

Hallo zusammen, Hallo Hari,

ich hab mich “vorsichtshalber” auch bei Deinem Blog angemeldet, weil mich die ganzen Diskussionen/Beiträge natürlich schon interessieren, diese aus meiner Sicht auch ein recht gutes Niveau haben und ich hoffe, daß das auch weiterhin so sein wird und nicht etwa in “Schlammschlachten” ausartet.

Jetzt zu Deinem gestrigen Eintrag zur Markteinschätzung bzw. zum “Big Picture”, meine Sichtweise ist recht ähnlich. Ich sehe den Markt an einem Indifferenzpunkt, wo die Seitwärtsbewegung die seit dem Herbst 2011 stattfindet, möglicherweise endet und andererseits ein neuer Bullenmarkt im Entstehen begriffen ist. Man weiß es nicht so genau(wie immer erst hinterher…;-))

Wenn man so die Jahresausblicke der Banken liest, so ist der Grundtenor ein verhalten optimistischer. Dies ist zunächst etwas paradox, denn die Gewinnerwartungen für 2012 werden eher nach unten korrigiert werden müssen, und Zinssenkungspotential besteht auch kaum welches. Diese beiden Faktoren sind ja üblicherweise die Haupttreiber der Entwicklung am Aktienmarkt.

Auf der anderen Seite waren die Risikoprämien bedingt durch die weiterhin andauende Eurokrise in 2011 historisch sehr hoch. Für 2011/2012 errechnet sich ein aktuelles DAX-KGV von ca. 10, somit eine Gewinnrendite von 10%. Der historische Durchschnitt liegt wohl bei etwa 15 bzw. 6,5 %. Somit wäre unter sonst gleichbleibenden Umständen ein höhere Bewertung gerechtfertigt. Die ungünstigen Einflüße bei Unternehmensgewinnen und Zinsen würden dies nur abschwächen, aber nicht umkehren. Da die Politik der EZB in nächster Zeit weiterhin expansiv sein wird(wenn man Herrn Draghi Glauben schenken darf), hält sich das Zinserhöhungsrisiko doch sehr in Grenzen. Es besteht außerdem die Aussicht, daß die Mini-Rezession in 2012 die deutschen Unternehmen nicht so schwer trifft wie befürchtet und die Lage in den BRIC-Staaten sich zügig bessern wird. Wenn China mit knapp 9 % eine Wachstumsabflachung zu verzeichnen hat, so ist das etwas, womit die deutschen Exporteure wohl gut leben können. Ein DAX-Ziel von 6500-7000 wäre damit keineswegs illusorisch.

Risiken wären andereseits insbesondere dann vorhanden, wenn es mit der Eurokrise nicht vorangeht, insbesondere bei Griechenland. Jedoch bei Spanien und Italien ist deutliche Besserung eingetreten, in Italien insbesondere, seit dem dort nicht mehr “Bunga-Bunga”das Hauptthema ist. Auch die Situation im persischen Golf könnte sich noch zuspitzen und die Kurse nach unten drücken. Das ist zwar nicht auszuschließen, aber auch nicht besonders wahrscheinlich, denn da würde sich der Iran letztlich ins eigene Fleisch schneiden(oder womit will man dort seine ausländischen Rechnungen bezahlen, wenn nicht mit Öl?).

Und was könnte das konkret bedeuten? Nun, eine Reihe von Titeln ist in den letzten Wochen sehr gut(zu gut?) gelaufen. Vielleicht steckt momentan bei einigen Aktien etwas zu viel Euphorie drin. Dennoch könnte man meinen, daß der Markt im Prinzip nach oben will, und Rücksetzer dann eher eine Gelegenheit wären, zuzukaufen. Außerdem ist generell, und dies kommt in dem DAX-KGV von 10 ja zum Ausdruck, die allgemeine Risikoscheu noch immer sehr hoch. Ein Kursanstieg auf lange Sicht wäre so gesehen eigentlich nichts anderes als eine Normalisierung der Verhältnisse. Ob man dies jetzt ausnutzt und sogleich verkauft oder den positiven Trend laufen lässt – ich weiß auch nicht, was das bessere ist. Aber nachdem jetzt die letzten 12 Monate so bescheiden gelaufen ist, wäre es vielleicht etwas voreilig, bei der ersten Aufhellung gleich wieder zu verkaufen. Sollte diese Aufhellung allerdings nicht von Dauer sein, und das muß man ja immerhin trotz allem als Möglichkeit in Betracht ziehen, dann muß man überlegen, die Euphoriegewinne glattzustellen. Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn diesbezüglich etwas Unsischerheit herrscht, denn ansonsten wären ja wieder alle in großem Stil auf der Käuferseite.

Allen ein schönes Wochenende,
Tokay