Kurzkommentar – 13.11.12 – Von Geduld, Frust und der Jagd beim Trading

Der Markt bröselt zum Handelsstart in Deutschland weiter langsam vor sich hin. Trading ist halt nicht einfach. Zwei Monate sind nun vergangen, seit wir im September den Höhepunkt der Sommerrally erlebt haben.

Ich verstehe genau wie nervig und anstrengend das sein kann. Jeden Tag geht es hin und her und am Ende ist wieder ein kleines bischen weniger im Depot. In diesen Phasen steigt die Frustration, ich merke es auch bei meinen Lesern. Die Fragen "ob das Sinn macht" kommen auf. Und ebenso die Versuche mit grossen Prognosen den Nebel der Unsicherheit zu lüften. So als ob man Mr. Market zu etwas zwingen könnte, weil es ja "sein muss".

Auch ich kann nichts zur Klarheit beitragen, wie denn auch, wir folgen alle demütig Mr. Market in seinem unermesslichen Ratschluss.

Was ich aber kann ist, Ihnen dabei zu helfen sich klar zu machen, dass das was wir gerade erleben ganz normal ist. Es gibt immer wieder diese Phasen, wo man am liebsten genervt in den Tisch beissen möchte. Es gibt die Phasen in denen es jeden Tag bröselt. Mr. Market lullt uns so ein. Er sorgt dafür, dass wir uns abwenden und die Lust verlieren. Und unsere Positionen aufgeben. Und dann - genau dann wenn wir nicht mehr hinschauen - setzt er zum grossen Sprung an. Und glauben Sie mir, dieser Sprung wird auch nach dieser Phase kommen. Ob nach oben oder unten, weiss nur der Wind, aber der Sprung wird kommen.

Ich weiss das hilft Ihnen jetzt nicht so viel. Schauen Sie mit mir doch daher mal auf einen Chart:

Es ist der Chart der Goldminen (GDX) vom Frühsommer. Da hatten wir im Mai dieses Jahrestief, nach dem der GDX zu einer beeindruckenden Rally ansetzte als keiner mehr damit rechnete. Und dann, als die normalen Anleger aufmerksam wurden - Anfang Juni - begann er zu bröseln. Und zu bröseln. Und zu bröseln. Nerven zerfetzend schwang und bröselte der GDX bis fast zum Tief vom Mai herunter. Das dauerte fast 2 Monate und strapazierte die Nerven aller Investierten bis zum zerreissen.

Und dann - Ende Juli - begann ein dynamischer Anstieg um über 30% innerhalb weniger Wochen ! Und das Bröseln war vergessen.

Will ich damit implizieren, dass es bei den Goldminen nun wieder so abläuft ? Nein, ich impliziere gar nichts. Jedes Mal ist anders. Und es geht auch nicht um die Goldminen, die sind nur ein Beispiel, sondern um Mr. Market generell.

Ich will nur klar machen, dass der Markt diese nervigen Phasen immer hat. Es ist normal, also entspannen wir uns besser. Das Dümmste was wir in diesen Phasen machen können, ist hektisch jeden Tag rein und raus zu springen, ausser wir verdienen unsere Brötchen mit Daytrading. Wir müssen uns klar machen, was für Positionen wir haben und warum. Und wir müssen klare Grenzen definieren, bei deren Überschreiten wir automatisch die Notbremse ziehen. Ebenso wie klare Indikatoren, die uns zu einer Erhöhung unseres Engagements verführen könnten.

Und dann müssen wir geduldig warten und trotzdem wachsam bleiben. Ich weiss, das ist nervig. Aber unsere Chance wird kommen ! Aber nur, wenn wir wachsam bleiben !

Ich habe hier schon mehrfach Trading mit der Jagd verglichen und das nicht ohne Grund. Und ich meine echte Jagd zum Nahrungserwerb, nicht die inszenierten Abschussorgigen heutiger Bauchträger in Fühungsfunktionen. Der gute Jäger hat die Spuren gelesen und ist sich sicher, dass das Wild bald vorbei kommen wird. Und er wartet. Und wird dabei hungriger, durstiger, müder. Aber er wartet im Vertrauen auf seine Fähigkeiten als Fährtenleser. Und dann, wenn der Frust am höchsten ist, bricht das Wild aus dem Unterholz .... oder er muss weiter hungern und Fährten lesen. Und auf den nächsten Tag hoffen ....

Ich wünsche einen schönen Tag

Ihr Hari

* Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- und unsere Gedanken zur -> Fairness <- ! *

Vom Irrsinn des IFRS – oder warum der Buchwert alleine kaum Aussagekraft mehr hat.

Heute möchte ich mit Ihnen mal wieder ein grundsätzliches Thema besprechen. Und zwar in Form eines persönlichen und höchst subjektiven Kommentars zum Thema IFRS.

Ausgelöst durch einen der zahllosen Artikel, in denen dem privaten Anleger mal wieder das KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) als einfaches Mittel angedient wurde um "Value-Aktien" nach Graham und Buffet zu finden, habe ich mich dazu despektierlich geäussert und den Versuch so ein Thema auf das KBV zu reduzieren als "Plattheit" gebranntmarkt.

In diesem Artikel möchte ich genauer erläutern was ich damit meine. Und warum Sie sich nach meiner Erfahrung keinen Gefallen damit tun, Ihre Anlageentscheidungen alleine nach solchen trivialen Kennziffern zu treffen. Wenn mir die Welt so stark vereinfacht dargeboten wird, ist für mich eher sofort die Frage, "warum" man mir das so darlegt und welche Interessen die Beteiligten haben könnten.

Noch vor 15 Jahren, war die Welt der Bilanzierung in Ordnung. In Deutschland galt das HGB, das die Tendenz hatte, in den Bilanzen stille Reserven - also eine Sicherheitsmarge - aufzubauen. Kaufte man damals ein anderes Unternehmen oder Rechte oder oder, wurde der Aufwand als "Kosten" verbucht oder aktiviert und das Wirtschaftsgut langsam abgeschrieben. Irgendwann war das Wirtschaftsgut in der Bilanz bei Null angekommen, hatte aber immer noch einen realen Gegenwert. Manchmal war dieser Gegenwert sogar gestiegen.

Diese stillen Reserven schlummerten unerkannt in den Bilanzen und wurden erst dann gehoben, wenn das Wirtschaftsgut zum Beispiel verkauft wurde, wenn es also durch einen Preis einen "Wert" bekam. Das war auch im Wesentlichen die Bilanz-Welt, in der Benjamin Graham (der diesem Blog seinen Namen gab und dessen Schüler Warren Buffet war) seine berühmte "Value-Strategie" entwickelte, wie in seinem Buch "The intelligent Investor" ausgeführt. Sicher waren die Bilanzierungsregeln auch damals in den USA anders als das HGB, aber auch in den US war die Bilanzierung damals viel mehr vom Sicherheitsgedanken geprägt als heute.

Dann begann aber der Siegeszug der IFRS (International Financial Reporting Standards). Eigentlich ein richtiger Gedanke, die Rechnungslegungsvorschriften weltweit zu vereinfachen und damit vergleichbar zu machen. Ich zitiere mal einen Satz aus dem WiWo Artikel zum "grossen Bilanz Bluff", den ich Ihnen unten verlinkt habe: "Die 15-köpfige Gruppe ist privat organisiert. Sponsoren der Gruppe sind nahezu alle wichtigen internationalen Konzerne, Banken und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die Europäische Union winkt deren Beschlüsse regelmäßig durch und gibt sie weiter in die Hauptstädte von Berlin bis Rom, wo sie in nationales Recht umgewandelt werden."

Meine Lebenserfahrung gebietet anzunehmen, dass es die Interessen der genannten Spieler sind, die indirekt Einfluss auf die Bilanzierungsregeln nehmen. Und das selbst, wenn man den 15 Personen individuelle Untadeligkeit und das Bemühen um Unabhängigkeit attestiert, was ich hiermit gerne annehme. Denn jeder Mensch ist durch sein Arbeitsumfeld geprägt, auch wenn er sich persönlich um Unabhängigkeit bemüht. Lässt man Bilanzstandards von den genannten Gruppen erarbeiten, wird man andere bekommen, als wenn das Standardisierungsgremium zum Beispiel aus den Finanzchefs von Mittelständlern besteht. Bezeichnend für die deutsche Politik ist übrigens, dass sie dieses so entscheidende Thema aus meiner Sicht mal wieder völlig verschlafen hat.

Und die Interessen der grossen Spieler sind für mich naheliegend. Indem man stille Reserven hebt, in dem man die Bilanzen aufbläht, erzeugt man höhere Kurse an Börsen (= mehr Boni) weil die Kennziffern wie zB KBV besser aussehen, erhöht man das Volumen der Mandate, erzeugt neue Beratungsfelder für Banken und Wirtschaftsprüfer und gibt dem Management Spielraum, sich die Bilanz nach Gusto zu bauen. Es entspricht meiner Lebenserfahrung anzunehmen, dass diese Interessen auch in die Entscheidungsprozesse einfliessen.

Das Schlüsselprinzip das seit IFRS dabei eingesetzt wird und das es vorher nicht gab, ist dabei das "Fair Value Measurement“. Theoretisch ein richtiger Gedanke, statt das stille Reserven wie oben in den Bilanzen schlummern und diese defensiv aufgebaut sind, sollen alle Bilanzpositionen mit ihrem aktuellen "fairen Wert" bewertet werden. Das Problem ist nur, wer legt denn fest wenn es keinen echten Marktwert gibt, was die Regel ist ? Wer hat die Kompetenz zu entscheiden, ob eine Investition zB in eine innovative Technologie diesen oder jenen "fairen" Wert hat ? Womit wir beim massiven Spielraum sind der nun entstanden ist und der die modernen Bilanzen eher zu einem Pudding macht, den man verzweifelt versucht an die Wand zu nageln.

Es übersteigt den Umfang eines solchen Artikels, hier auf alle Aspekte einzugehen. Ich will Ihnen mit diesen Worten auch nur ein Problembewusstsein schaffen. Und dazu braucht es Beispiele.

Nehmen wir also mal beispielhaft Daimler und die Brennstoffzelle. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass Daimler in das Thema schon mehr als 1 Milliarde Entwicklungskosten hinein gesteckt haben soll. Ich weiss nicht ob das stimmt und ich will vorausschicken, das ich keinerlei Ahnung habe wie Daimler das Thema bilanziert. Und ich will mit den folgenden Worten auch keine Behauptungen über die Bilanz bei Daimler aufstellen. Ich will Ihnen nur an einem Beispiel das jeder kennt ("Daimler" und "Brennstoffzelle") klar machen, was IFRS potentiell bedeutet.

Daimler hat also massive Investitionen in die Brennstoffzelle gesteckt, um in der Zukunft damit Geschäft zu machen. In der alten Welt des HGB wäre das ganz einfach gewesen. All die Investitionen in die Brennstoffzelle, all die Millionen an Entwicklerstunden, die gekauften Maschinen, Patente und Rechte, wären Kosten bzw aktivierbare Wirtschaftsgüter gewesen. Wirtschaftsgüter wie zb eine Testanlage wären bis auf Null abgeschrieben worden. Bilanziell wären also all diese Aktivitäten irgendwann nichts mehr "wert" gewesen, bis dann der Moment eintritt, an dem man mit der Brennstoffzelle Umsatz macht, Kunden gewinnt etc. So einfach, so defensiv, so konservativ.

Heute, im IFRS, darf man aber Entwicklungsaufwand aktivieren. Und muss den Wert dieser "virtuellen Wirtschaftsgüter" nicht zwingend auf Null abschreiben. Nein, man muss für die Bilanz bestimmen, was der "Fair Value" dieser Aktiva ist. Und bläht die Bilanz entsprechend auf, was bedeutet das KBV sieht optisch attraktiver aus. Nur wer entscheidet was die Investitionen in die Brennstoffzelle Wert sind ? Nach welchen Kriterien ?

Viel schlimmer, kann das überhaupt jemand kompetent entscheiden ? Ich behaupte ganz frech: NEIN ! Denn die entscheidende Frage wird sein, ob sich die Brennstoffzelle am Markt gegen die alternativen Antriebsformen durchsetzen kann. Und das hängt von unzähligen, auch politischen, Parametern ab und kann niemand vorher sehen. Und deshalb kann auch niemand seriös den "Fair Value" bestimmen.

Im Endeffekt masst sich IFRS damit ganz arrogant an, via Bilanz die Zukunft vorher sehen zu können. Klar, theoretisch soll es der aktuelle "Fair Value" der Gegenwart sein, nur ist der nicht zu bestimmen ohne Annahmen zur Zukunft zu machen. Das ist in meinen Augen die traurige Realität. Und Realität ist für mich auch, dass sich damit das Management der Konzerne nach meiner Erfahrung mehr oder weniger selber in die Bilanzen schreiben kann, was es will. Oder glauben Sie ein durchschnittlicher Wirtschaftsprüfer kann eine ernsthafte Diskussion mit dem Entwicklungsvorstand bestehen, welchen aktuellen Wert frische Innovationen in einem innovativen Spezialthema haben ? Sicher haben die Wirtschaftsprüfer "Krücken" zur Bewertung in ihrer Methodik, es sind und bleiben aber Krücken und am Ende entscheidet das Management.

Das ist nur ein Beispiel. Und um es noch einmal zu erwähnen, ich weiss nicht wie Daimler das real bilanziert, das ist nur ein theoretisches Gedankenszenario um einen Punkt klar zu machen. Und es ist auch keine Problematik von Daimler, sondern vor diesen Fragen stehen mit IFRS alle Unternehmen mit signifikanten Entwicklungsaufwendungen, egal aus welcher Branche. Aber von dieser Art "Bewertungen" nach "Fair Value" werden die Bilanzen der Konzerne seit IFRS bestimmt. Und es ist beileibe nicht nur das Thema aktivierter Entwicklungsleistungen um das es hier geht, weitere Stichworte sind der Goodwill bei Firmenkäufen, die Bilanzierung von Pensionsverpflichtungen usw. usw..

Warum wohl weist Microsoft plötzlich, von einer Sekunde auf die andere einen Quartalsverlust aus und schreibt 6 Milliarden auf eine Akquisition ab ? Womit die Bilanz um diese 6 Milliarden verkürzt wird. Hat sich die Welt in dieser Sekunde so verändert ? War die Bilanz vor 3 Monaten also richtig ? Lesen Sie -> hier <-. Und warum wundern sich Redakteure, das der Markt dabei nicht mal zuckt ? Ganz einfach, weil die Redakteure den (Un)Sinn des IFRS nicht verstehen und noch denken, Bilanzen hätten Aussagekraft. Big Money weiss es aber und zuckt deshalb nicht einmal über die Abschreibung. Die Profis im Markt wissen : "sowieso Bullshit" und kümmern sich um die bedeutenden Dinge.

Am schlimmsten sind in diesem Zusammenhang übrigens nicht die Bilanzen von IT Unternehmen, sondern die von Banken. Da hier fast keine "realen" Güter dahinter stehen, bestehen die Bilanzen aus Bewertungen, der Bewertungen, der Bewertungen, der Bewertungen. Natürlich alles "Fair Value". 😉 Erfahrene Bilanzspezialisten, die bei einem Industrieunternehmen durchaus noch sinnvolle Schlüsse aus der Bilanz ziehen können, streichen bei Bankbilanzen die Segel. Denn die wissen, das sie *nicht* wissen, eben gerade weil sie kompetent sind. Um so absurder wird es dann, wenn man im Web von Laien "fundamentale Analysen" zu Banken anhand der klassischen Bilanzkennziffern liest. Da kann man in meinen Augen auch gleich wie im Mittelalter das Gekröse eines Frosches untersuchen, das läst ähnlich kompetente Rückschlüsse zu. 😉 Bank-Bilanzen sind einfach eine "Black-Box", die selbst für Insider extrem schwer zu durchdringen sind.

Faktum ist, dass man aufgrund dieser durch IFRS aufgeblähten Unternehmensbilanzen die Kennziffern wie KBV gar nicht mehr mit der Vergangenheit vergleichen kann. Wer Ihnen also erzählt, dass das KBV des DAX im historischen Massstab billig sei, ist nicht ernst zu nehmen. Die Bilanzen sind nicht vergleichbar und keiner kann Ihnen genau sagen, wie aufgebläht sie nun im Vergleich zu den 90er Jahren sind.

Und dann lächeln Sie Personen von Magazinen an und und implizieren, dass Sie ja nur das KBV und die Dividende anschauen müssen, um sich wie Graham und Buffet zu fühlen. Wenn Geldanlage so einfach wäre, wären wir alle Multimillionäre. Komisch nur, dass wir es nicht sind. 😉

Sage ich damit, dass eine Kennziffer wie das KBV gar keine Aussagekraft mehr hat ? Nein, wenn man das Geschäft des Unternehmens versteht, wenn man die Substanz der wesentlichen Bilanzpositionen einschätzen kann und wenn man weiss, wie "aggressiv" das Management bilanziert, dann hat eine Bilanzanalyse immer noch gute Aussagekraft. Das ist das was ein Buffet macht und mehr. Machen Sie das ? Können Sie das ? Wenn nein, lassen Sie sich nicht von den grossen Vereinfachungen blenden.

So weit meine hoffentlich deutliche und zugegeben spitzzüngige Rede zum Thema. Wie gesagt, ich wollte damit nicht in die Details der Bilanzierung einsteigen, sondern Ihnen nur eine sehr grundsätzliche Problematik klar machen.

Im Folgenden habe ich daher für Sie noch zwei Links um das Thema zu vertiefen. Gerade den ersten Link "Der grosse Bilanz Bluff" möchte ich Ihnen dringend zum intensiven Studium empfehlen. Danach sind Sie hoffentlich kuriert und können nur noch bitter lachen, wenn Ihnen einer mal wieder etwas vom KBV als entscheidendem Kriterium erzählt und dafür dann noch der arme Warren Buffet ungefragt als Testimonial benutzt wird.

-> Der grosse Bilanz Bluff <-

-> DAX Pensionen teure Versprechen <-

Ich hoffe ich konnte Ihren Horizont ein wenig erweitern. Und ich bedauere, dass ich Ihnen keine "einfachen" Lösungen anbieten kann. Das muss ich anderen überlassen.

Ihr Hari

* Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- und unsere Gedanken zur -> Fairness <- ! *

Marktupdate – 07.09.12 – Gewinnmitnahmen zum Wochenende

13:45 Uhr

Da war er gestern, der grosse Trendtag. Und es war eine beeindruckende Rally, die heute bestätigt wurde. Wie von mir erwartet, hat sich die Chartstruktur des S&P500 eher als Bullenflagge herausgestellt und nicht als Doppeltop.

Prinzipiell haben wir damit die Tür für weitere Gewinne aufgestossen und auch absolute Höchststände in beiden Indizes sind nun im Laufe des Herbst im Bereich des Möglichen. Alles Notwendige dazu habe ich den letzten Tagen schon gesagt.

Deshalb nun nur ein sehr kurzfristiger Blick in die Zukunft. Vor dem Wochenende ist es nun sehr wahrscheinlich, dass wir heute noch Gewinnmitnahmen sehen. In der ersten Handelsstunde der Wallstreet ist ein weiterer Schub möglich, der den S&P500 über 1440 schauen lassen könnte. Der DAX könnte noch einmal über 7250 schauen. Dann - irgendwann um 16-17 Uhr - würde ich aber mit den Höchstständen des Tages rechnen und mich auf Gewinnmitnahmen zum Wochenende einstellen. In dem Zusammenhang ist auch bemerkenswert, dass wir heute einen POMO Sell Operation Tag mit 7-8 Milliarden USD haben.

Wenn Sie bisher noch nicht ausreichend an der Rally teil hatten, ist heute Nachmittag also wohl nicht der beste Tag um noch aufzuspringen. Ich rechne nun mit Konsolidierung bis in die nächste Woche und erst nach BVG und FED dürfte der nächste grosse Schub auf der Agenda stehen. Beachten Sie auch, dass am Sonntag jede Menge wichtige Wirtschaftsdaten aus China kommen, die den Markt am Montag beeinflussen dürften.

An meiner grundsätzlich bullischen Lageeinschätzung ändert das nichts. Kurzfristig dürfte nun aber der Kuchen erst einmal verspeist sein und eine Korrektur bzw Konsolidierung keine Überraschung. Sollte diese Konsolidierung ausbleiben und wir weiter hochschieben, wäre das ein so extrem bullisches Signal, das selbst ich Optimist dann überrascht wäre.

Ich wünsche Ihnen eine gutes Händchen,

Ihr Hari

PS: Am Samstag Abend erscheint dann wieder ein Grundsatzartikel von Tokay zur Lage, schauen Sie mal am Wochenende rein.

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Marktupdate – 06.09.12 – Draghi liefert – Der DAX feiert

15:50 Uhr

Draghi hat geliefert, ein "unlimitiertes" Bond-Ankaufprogramm ist auf dem Weg. Es gab eine Gegenstimme, die vermutlich vom Bundesbank-Präsidenten kam.

Lassen wir heute mal beiseite, wie ich inhaltlich darüber denke, der Markt liebt es. Kein Wunder bei der Liquidität und vor allem den Aussichten, dass sich Italien und Spanien so finanzieren können. Wobei finanzieren ? Naja, die EZB, in deren Rat Spanier und Italiener sitzen druckt Geld, mit dem sie spanische und italienische Staatsanleihen kauft. Ergo deren Schulden und Staatsprojekte finanziert.

Genau genommen, finanziert sich die Politik so selbst, ähnlich den Alchemisten des Mittelalters. Kann das dauerhaft funktionieren ? In meinen Augen nur, wenn man die Grundrechenarten abschafft und eine neue Mathematik einführt. Kann das bis Jahresende zu einer erheblichen Entspannung führen ? Definitiv ja ! Und deshalb legt Mr. Market eine Rally hin, was interessiert ihn schon was in 2013 und 2014 passiert ?

Aber halt, was rede ich, ich wollte ja meine inhaltliche Meinung beiseite lassen. Schauen wir mal lieber auf den Markt. Über die Alchemisten des 21. Jahrhunderts wird dann die Geschichte urteilen.

Faszinierend ist zu sehen, wie Mr. Market schon vor Draghis Rede die Neuigkeiten eingepreist hatte. Seit gestern waren ja die Details des Programms auch schon an der Wallstreet bekannt. Insofern gibt es für heute Intraday zwei mögliche Szenarien:

Einerseits könnte das ein Trendtag werden, an dem wir immer weiter hochschieben und möglicherweise heute schon Jahres-Höchststände im S&P500 erreichen. Gut möglich ist aber auch, dass nach der initialen Begeisterung die Käufe auslaufen, denn nun liegt erst einmal alles auf den Tisch. Und sich die Gedanken ab 16.30 - 17 Uhr auf nächste Woche richten, in der das BVG ebenso ansteht, wie erneut die FED. In letzterem Szenario würden wir gerade - so gegen 16-16.30 Uhr - die Höchststände des Tages erleben. Ein Szenario, dem ich durchaus relevante Wahrscheinlichkeit beimesse.

Schauen wir weiter in die Zukunft, glaube ich nicht, dass das BVG eine echte Hürde darstellen wird. Wie schon mehrfach geschrieben, wäre ich verwundert, wenn das Bundesfinanzministerium und das Kanzleramt keinen Zwischenstand der Diskussionen im BVG erhalten. Und Schäuble zuversichtliche Äusserungen der letzten Tage sind für mich daher richtungsweisend.

Und was die FED angeht, bin ich auch überzeugt, dass sie entweder liefert oder schon längst im "Stealth-Modus" druckt. Die Notenbanken machen Ernst, ich habe diesen Eindruck schon im Juli geschrieben und damit begründet, warum ich der Sommer-Rally Bedeutung beigemessen habe, als fast alle anderen noch in der Schleife der Euro-Krisen-Ängste gefangen waren.

Und es zeigt erneut, warum es besser ist dem Markt zu folgen, als sich einzubilden, eine höhere Weisheit zu besitzen. Denn jetzt können wir nachlesen, warum Mr. Market seit Mitte Juli nach oben zu laufen begonnen hat. Die Schwarmintelligenz Markt hatte schon längst gerochen, dass die Notenbanken einen Game-Changer im Köcher haben.

Und auch heute halte ich mein gestern skizziertes Szenario der grossen Herbst-Rally, bis zu Allzeithöchstständen, nach wie vor für gut möglich. Nicht sicher, aber gut möglich - im Gegensatz zu den Gedankenstrukturen, die nach wie vor in den Köpfen der meisten privaten Anleger vorherrschen. Schauen Sie doch noch mal nach, was Mitte Juli an anderer Stelle zu dieser Rally alles so geschrieben wurde. Viele versuchen ja ihr Geld damit zu verdienen, dass sie hinterher immer so tun, als ob sie vorher alles schon gewusst hätten. Nachlesen öffnet da manchmal die Augen und lässt die Fassade einstürzen. Das Schöne am Internet ist ja, man kann nachlesen. Und Sie kennen als regelmässige Leser ja schon einige der "Pappenheimer", die ich da auf dem "Kieker" habe.

Und noch etwas, niemand sollte denken, dass man sich gegen Notenbanken stellen sollte, die weltweit aufs Gaspedal treten. Auch China dürfte bald vor einer neuen Runde des Stimulus stehen. Was das bedeutet ? Nachbrenner für die Liquiditätsrally.

Und Griechenland ? Griechenland who ? Who cares, wenn die EZB unlimitiert Staatsanleihen aufkauft. Griechenland ist megaout für Mr. Market, wurde ja auch mal Zeit. Die Zeit in der wir uns die Fensterreden griechischer Paralamentssitzungen angetan haben, ist wohl vorbei. Ich bin der Letzte, der darüber unglücklich ist.

Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen.

Ihr Hari

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Marktupdate – 20.08.12 – DAX und S&P500: Neue Chance für die Bären

17:00 Uhr

Heute nur ein kurzer Hinweis, die allgemeine Lage ist unverändert.

Am morgigen Dienstag bekommen die Bären eine erneute Chance im S&P500 und damit natürlich im späten Handel auch im DAX.

Denn der S&P500 steckt nun in einer starken Wiederstandszone rund um die alten Jahreshochs im Bereich 1415 bis 1422. Alleine deshalb spricht viel dafür, dass wir nun erst einmal etwas Konsolidierung sehen und nicht sofort zu neuen Höchstständen laufen.

Hinzu kommt aber, dass Morgen mit 7-8 Milliarden USD eine grosse POMO Sell Operation der FED ansteht. Es wird spannend zu sehen sein, wie der Markt in Anbetracht der Rally der vergangenen Wochen nun damit umgeht. Und es wäre extrem bullisch zu werten, wenn er einfach seitwärts läuft oder nur wenig nachgibt.

Auf jeden Fall haben die Bären wohl Morgen Nachmittag eine neue Chance. Schauen wir mal, ob sie diesmal ihre Krallen zeigen können. Denn seit Anfang Juli machen mir die Bären eher einen kastrierten Eindruck und es gibt aktuell auch nichts, das konkreten Anlass gibt von einer Veränderung dieser Situation zu sprechen.

In diesem Sinne habe ich heute meine Long-Positionen teilweise abgesichert. Und dabei habe ich als grosse Ausnahme auch mal Put-Optionsscheine als Hedge genutzt. Eigentlich halte ich von diesen Derivaten ja wenig, wie Sie als regelmässige Leser wissen. Denn man begibt sich hilflos in die Hände des Market Makers, der einen schnell mal um ein Prozent nach Gusto erleichtern kann. Aber keine Regel ohne Ausnahme.

Und diese Ausnahme ist heute, da wir es mit einer sehr niedrigen Volatilität zu tun haben. Ich gehe aber jede Wette ein, dass die Volatilität ab September wieder steigt, selbst wenn der Markt nicht zu fallen beginnt, dürfte das der Fall sein und es zu grösseren Swings kommen. In dieser Sondersituation können Put-Optionsscheine für mich Sinn machen, da diese durch die geringe Vola nun sehr billig sind und auch Chancen bei einer Seitwärtsbewegung bieten.

Schön wäre es natürlich, wenn es Finanzprodukte gäbe, mit denen man direkt auf eine steigende Vola setzen könnte. Alle die es derzeit gibt, funktionieren aber nach meiner Erfahrung nicht, weil die inneren Kosten viel zu hoch sind. Letztlich ist es auch kein Wunder. Die Wette, dass die Volatilität innerhalb der nächsten 2 Monate wieder auf höhere Werte steigt als aktuell, ist ja fast ein "Sure-Play". Und weil das so ist, wettet keine Bank gegen einen bzw nimmt so hohe innere Gebühren, das es nicht mehr lohnt. Put-Optionsschein sind ein (Um-)Weg, von einer steigenden Volatilität zu profitieren und gleichzeitig sein Long-Depot teilweise zu hedgen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg !

Ihr Hari

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Aufbau eines Trades – 31.07.12 – Am Beispiel Silber

15:30 Uhr

Heute möchte ich Sie auf die Kursentwicklung bei Silber (XAGUSD) in USD aufmerksam machen. Denn dort könnte sich möglicherweise nun eine interessante Chance für einen lukrativen Trade entwickeln. Und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um den weniger erfahrenen Lesern an diesem Beispiel zu zeigen, wie ein durchdachter Trade am Beispiel Silber aufgebaut sein könnte.

Das Silber von möglichen Notenbank-Aktionen profitieren sollte, dürfte wohl offensichtlich sein. Für den folgenden Trade interessieren mich aber derartige Überlegungen weniger, sondern ich betrachte ihn ausschliesslich aus Sicht der Chart- und Markttechnik.

Schauen wir uns Silber mal im Tageschart an:

Sie sehen die massive Konsolidierung, die Silber seit den Höchstständen im Frühjahr 2011 durchlebt. Sie sehen aber auch, dass Silber immer wieder bei ca. 26 USD nach oben drehte. Hier liegt eine ganz starke Unterstützung, die sich als idealer Stop bei einem Trade anbietet.

Sie sehen auch das fallende Dreieck, dass bei Silber nun bald zur Entscheidung führen sollte. Grundsätzliche sind fallende Dreiecke weitgehend neutral was die Richtung des Ausbruchs angeht. Allerdings ist ein Ausbruch typischerweise mit Dynamik in die eingeschlagene Richtung verbunden.

Insofern stellt sich die Frage, ob Silber nun nach unten durch die 26 USD durchfällt, worauf Silber durchaus 20 USD durchschlagen könnte. Oder ob Silber nach oben aus dem Dreieck ausbricht, worauf Silber mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens die Region um 35 USD erreichen dürfte.

Ehrlich, ich weiss es nicht und habe nur eine leichte Präferenz für eine Bewegung nach oben, die sich aus den finanzpolitischen Rahmenbedingungen (Notenbankaktionen) speist. Eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit rechne ich aber dem Szenario zu, dass Silber die obere Begrenzung des Dreiecks testet, die mit der 200-Tage-Linie bei etwas über 30 USD zusammen trifft. Diesen Punkt habe ich im Chart mit einem grünen Punkt markiert und der wäre immerhin immer noch ca. 10% vom aktuellen Kurs entfernt.

Unterstützt wird diese Sicht von der relativen Stärke, die sich nun im Silberkurs aufbaut und im RSI leicht zu sehen ist. Aber auch ein Blick auf das Stundenchart ist interessant:

Nachdem der Kurs über viele Tage oberhalb 26 USD immer wieder nach oben drehte, hat sich nun ein klarer Aufwärtstrend heraus gebildet. Aktuell sieht es nach einer leichten Korrektur aus, die bis knapp unter 28 USD führen könnte, den Punkt den ich mit einem roten Stern markiert habe.

Das aber könnte mit etwas Glück eine interessante Kaufgelegenheit sein, um eine Bewegung nach oben, zumindest bis zur 200-Tage-Linie bei gut 30 USD, mitzunehmen.

Wenn man diesen Trade längerfristig eingehen will, könnte man seinen Stop bei ca. 25,9 USD hinlegen und auf eine Bewegung bis 35 USD und darüber hinaus bis Jahresende wetten.

Wenn man den Trade kurzfristig eingehen will, könnte man seinen Stop unter das Tief von gestern bei ca. 27,5 USD legen und auf eine kurzfristige Bewegung bis zur 200-Tage-Linie oberhalb 30 USD wetten.

In jedem Fall steht hier eine klar definierte Kurs-Chance, einem klar definierten Kurs-Risiko gegenüber. Und das ist schon mal eine wichtige Voraussetzung für einen sauberen Trade. Und mit der 26 USD Marke gibt es eine harte Grenze für eine Notbremse, die von hoher Güte und Aussagekraft ist und weniger als 10% Verlust nach unten bedeutet.

Ob Silber nun tatsächlich zum Sprung nach oben ansetzt, dürfte entscheidend von der FED am Mittwoch und der EZB am Donnerstag abhängen. Ob so ein Trade wirklich aufgeht ist ebenso unklar, Sicherheit gibt es an der Börse nicht. Betrachtet man aber die Wahrscheinlichkeit, sehe ich eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Kurs nun den Bereich um 30 USD testen wird. Und betrachte ich Chance und Risiko der Bewegung von einer absoluten Perspektive, sehe ich ein Risiko nach unten bis 26 USD von aktuell ca. 8%, dem aber eine grössere Chance nach oben bis ca. 35 USD oder 25% gegenüber steht.

In Summe also ein gutes Beispiel für einen Trade den man in meinen Augen machen kann (aber nicht muss). Ich hoffe es hilft den unerfahrenen Lesern, ihre Aktivitäten an der Börse in Zukunft ebenso sauber zu durchdenken und mit definierten Chancen und Risiken zu hinterlegen.

Zu einem sicheren Gewinn wird dieser Silber-Trade genau so wenig führen, wie jede andere Wette an den Märkten. Alles ist ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Aber dieses Beispiel ist zumindest eine sauber durchdachte Strategie und damit erfolgsträchtiger, als Adhoc-Aktionen aus einem rein emotionalen Momentum heraus, ohne Chancen und Risiken wirklich durchdacht zu haben.

Ich wünsche viel Erfolg !

Ihr Hari

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Die goldenen Regeln für Geldgeschäfte

Ich habe mal vor ca. 2 Jahren für eine Freundin, die sich von Banken den üblichen Provisions-Müll aufschwatzen liess, eine Art Selbstverpflichtung geschrieben, mit der sie sich in Zukunft selber zur Disziplin rufen kann.

Jetzt ist der Inhalt für die meisten der Leser hier selbstverständlich, weil sie (hoffentlich ;-)) schon über die Phase hinaus sind, in der sie noch daran glaubten, dass es in den Marmorpalästen der Banken und Versicherungen primär um ihre Interessen geht.

Nun bin ich aber wieder über den alten Text gestolpert und finde ihn immer noch so treffend, dass ich ihn hier veröffentlichen will. Vielleicht haben Sie ja auch Verwandte und Bekannte, denen diese Regeln zu besseren Geldgeschäften verhelfen könnten. 😉

Wenn ja, geben Sie Ihnen diesen Link zu Mr-Market.de !

------------------------------------------------------------------------------------

Hari´s 5+1 goldene Regeln zu Geldgeschäften

1. Alles hat eine Nacht Zeit !

Ich werde bei Vorschlägen zur Geldanlage NIE direkt beim ersten Gespräch zustimmen. Ich werde mir den Vorschlag ganz genau anhören, detailliert nachfragen und dann den Vorschlag entweder direkt ablehnen oder antworten : "Ich denke darüber nach und melde mich dann Morgen bei Ihnen". Kein Geldgeschäft ist so dringend, dass es nicht eine Nacht und einen Tag Zeit hätte.

2. Ich mache nur was ich verstehe !

Ich werde NUR Geldanlagen tätigen, die ich auch wirklich verstanden habe. Denn kein Geldgeschäft ist so kompliziert, dass man es nicht erklären könnte, wenn man es selber verstanden hat. Und wenn sich das auch noch so toll und kompliziert anhört und wenn der Gesprächspartner auch noch so kompetent wirkt und mit Fachbegriffen um sich wirft : Solange ich nicht alles wirklich verstanden habe, tätige ich kein Geldgeschäft !

3. Nur faule Ware muss intensiv beworben werden !

Ich habe verstanden, dass gute Geldanlagen keine Werbung brauchen - die verkaufen sich unter den Profis von alleine. Je mehr aber etwas beworben wird und je angestrengter ein Dritter eine Sache empfiehlt, desto wahrscheinlicher ist die Geldanlage schlecht. Wirklich gute Tips gibt es manchmal von kompetenten Freunden, wenn sich aber ein Fremder mit Anlage-Tips aufdrängt, hat er einen Grund dafür und das kostet mich in der Regel Geld !

4. Es gibt immer Risiken !

Ich habe verstanden, dass JEDE Geldanlage, selbst eine Staatsanleihe, Risiken in sich birgt. Je höher die Risiken desto höher der potentielle Ertrag. Hohe Erträge ohne Risiko gibt es nicht und wenn das einer behauptet, verbirgt er etwas und will betrügen, denn kein Fremder hat etwas zu verschenken. Deshalb werde ich mich zu jeder Anlage umfassend zu den Risiken informieren.

5. Die Welt ändert sich jeden Tag, wer erfolgreich sein will muss sich anpassen !

Ich habe verstanden, dass eine gestern richtige Geldanlage schon Morgen aufgrund geänderter Rahmenbedingungen nicht mehr empfehlenswert sein kann. Ich habe verstanden, dass es KEINE Anlagen gibt, die man einfach hinlegen und vergessen kann - das ist ein Gerücht. Ich werde deshalb zumindest einmal im Jahr, alle meine Geldanlagen und Versicherungen durchsehen und prüfen ob diese immer noch in Ordnung sind.

5+1. Strafe muss sein !

Wenn ich mich selber dabei ertappe, dass ich gegen eine der Regeln oben verstosse, spende ich zur Strafe 100€ für einen guten Zweck.

-------------------------------------------------------------------------------------

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Grundlagenwissen : Was bedeutet Short Interest für die Trading-Strategie ?

Heute möchte ich Ihnen einen Einstieg in ein Thema vermitteln, dass für die Bewertung einer konkreten Trading-Situation wichtige Hinweise geben kann.

Es geht um die Short-Interest Quote, das bedeutet die Anzahl der Marktteilnehmer, die gezielt auf fallende Kurs bei einem konkreten Titel wetten. Je höher die Quote, desto mehr gehen also von fallenden Kursen aus.

Wie immer in solchen Blog-Artikeln ist es unmöglich, das Thema vollständig aufzurollen. Mit den folgenden Zeilen will ich Ihnen daher auch nur einen Anstoss geben, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Woher bekommt man die Daten ?

In den US kein Problem, sogar kostenlos kann man verschiedentlich an diese wichtigen Daten kommen. Zuletzt hatte der "Bespoke" Dienst eine aktuelle Übersicht über das Short-Interest bei den verschiedenen Sektoren des Marktes, dargestellt über ETFs, sehen Sie -> hier <-.

In meinen hilfreichen Links finden Sie -> hier <- aber auch eine (weitgehend kostenpflichtige) Datenbank, in der Sie gezielt nach der Short-Quote für einzelne Aktien suchen können.

Wie so oft im Aktien-Entwicklungsland Deutschland, ist mir aber für deutsche Aktien etwas Entsprechendes nicht bekannt. Wer hier einen Tip hat wie man leicht an die Short-Quoten kommt, könnte mir eine Freude machen.

Was bedeutet nun eine hohe Shortquote für das Trading und welche Schlussfolgerungen muss man daraus ziehen ?

Das ist die entscheidende Frage und wie immer gibt es keine simple Antwort, sondern auch hier gilt : es hängt davon ab ! 😉

Zunächst einmal ist wichtig festzustellen, dass hohe Shortquoten in der Regel ein Abbild des Verhaltens von Profis und Semiprofis, also des sogenannten "Smart Money" sind. Otto Normalanleger, bösartig auch "Dumb Money" genannt, bringt im Bereich Short in der Regel nicht genügend Gewicht auf das Spielfeld. Insofern bedeutet ein hohes Short-Interest zunächst einmal, dass Teile des Smart Money von demnächst fallenden Kursen bei dem Titel ausgehen. Das alleine ist schon eine sehr wichtige Information !

Da das "Smart Money" aus Marktteilnehmern besteht, die in der Regel mehr wissen als der Durchschnitt, kann man auch davon ausgehen, dass die Aktie konkrete "Mängel" hat, die diese Short-Attacke auslösen. Selbst wenn im veröffentlichten Bereich noch alles rosig aussieht, können massiv anziehende Short-Quoten also ein Indiz dafür sein, dass etwas faul mit dem Titel ist.

Insofern ist ein plötzlich stark anziehendes Short-Interest in der Regel ein sehr ernst zu nehmendes Signal. Besonders, wenn das bei Titeln passiert, die Anzeichen einer Topbildung zeigen oder nahe an den Höchstständen notieren. Dann kann ich nur zu äusserster Vorsicht raten und es zahlt sich dann in der Regel nicht mehr aus, eine solche Aktie noch weiter zu halten.

Es gibt allerdings auch seltenere Fälle, bei denen das Short-Interest ein Kontraindikator sein kann. Typischerweise korrelieren diese aber mit Situationen, wo der Titel schon massiv korrigiert hat und damit auch markttechnisch "überverkauft" ist. Wenn hier die "Shorties" weiter nachlegen, besteht eine relevante Wahrscheinlichkeit, dass eine kleine, überraschend positive Nachricht nun zu einer Short-Covering-Rally (Short Squeeze) führt, weil die Short-Seller eindecken müssen.

Fazit: Stark ansteigendes Short-Interest bei Titeln nahe den Höchstständen ist ein bedeutendes Warnsignal, dem ich aus Erfahrung fast immer folge. Nach einem schon erfolgten Absturz ist die Beurteilung eines hohen Short-Interest dagegen diffiziler und nicht mehr so eindeutig. Dann kann (aber nicht muss) der hohe Short-Interest auch ein Kontraindikator sein. Nach meiner Erfahrung hat in diesen Phasen die Entwicklung des Short-Interest (also Anstieg oder Abfall) mehr Aussagekraft, als die absolute Höhe.

Für die Leser, die sich die Grundlagen der Marktanalyse und Markttechnik schon erarbeitet haben, sind die Short-Interest-Quoten aber eine sinnvolle Ergänzung einer konkreten Situations-Analyse.

In diesem Sinne wünsche ich viel Erfolg,

Ihr Hari

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Umfrage: Die Aktie, die garantiert am 30.09.12 höher steht.

Liebe Leser von Mr-Market.de

Ich möchte heute einmal eine ebenso ungewöhnliche wie spannende Umfrage starten. Ich bitte Sie uns allen die Aktie zu nennen, bei der Sie sich am sichersten sind, das diese nach dem Sommer (am 30.09.12) höher steht als heute am 13.07.12. Es geht also nicht darum, welche Aktie potentiell die höchsten Gewinne produziert, sondern bei welcher die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass man einen Trade am 30.09.12 mit Erfolg im Positiven abschliessen kann.

Stellen Sie sich also vor, Sie haben eine grosse Summe Geld bekommen, die Sie bis 30.09.12 anlegen dürfen. Und Sie haben nur einen "alles oder nichts" Schuss frei, bei welcher Aktie Sie das Geld anlegen. Welche würde das sein ?

Sie werden sich fragen was das soll ? Wirklich verstehen werden Sie das erst am 30.09.12, denn dann schauen wir uns die Ergebnisse im Rückblick an. Meine Erfahrung ist nämlich, dass es unerhört lehrreich ist, im Nachhinein noch einmal zu sehen, was, wie und warum man vor 3 Monaten dachte.

Deswegen habe ich auch den 3 Monats Zeitraum gewählt, genügend Zeit um Raum für Bewegung zu lassen und gleichzeitig nah genug an der Gegenwart, damit man noch weiss, wie man am 13.07.12 über den Markt und Aktien gedacht hat.

Meine Bitte an Sie ist also: Stellen Sie hier einen Kommentar ein, in dem Sie den Titel mit WKN nennen, der in Ihren Augen am wahrscheinlichsten am 30.09.12 höher steht als heute. Zugelassen sind nur Aktien weltweit. Eine kurze Begründung im Kommentar wäre nett, ist aber nicht zwingend. Doppelnennungen sind natürlich zulässig.

Ich werde die genannten Titel hier in den Artikel übertragen und so Zug um Zug eine Tabelle der Vorschläge erstellen. So bekommen wir eine höchst spannende Liste der "aussichtsreichsten Aktien" aus Sicht der Mr. Market Community.

Und bitte zögern Sie nicht, weil Sie Angst haben falsch zu liegen, bei Nennung nur einer Aktie ist die Chance immer sehr hoch, das man falsch liegt. Auch mir kann das selbstverständlich passieren, denn niemand kennt die Zukunft und selbst die beste Aktie der Welt kann plötzlich überraschende Nachrichten generieren, die alles auf den Kopf stellen. Und wenn man bei so einem Call falsch liegt, ist das kein Makel und sagt nichts über die eigenen Fähigkeiten aus, jeder liegt mal falsch und wenn es zufällig in diesem Fall ist, hat man halt Pech gehabt.

Es geht hier also nicht um individuelles "richtig" oder "falsch" liegen, es geht um ein Stimmungsbild der Favoriten. Und in 3 Monaten geht es um unsere gemeinsame Reflektion, was aus dem Stimmungsbild geworden ist und warum.

Schluss dieser Umfrage ist Sonntag Abend 15.07.12. Dann ist die Liste hier im Blog endgültig. In diesem Sinne freue ich mich auf Ihre Favoriten !

-----------

Nach dieser Vorrede muss ich natürlich mit meinem Favoriten für den "sichersten Gewinn" loslegen. Meine Antwort ist nicht überraschend: Apple (WKN 865985). Die Gründe dafür habe ich schon in Artikeln und Kurznachrichten in "Hari´s Tips" aufgezeigt. Und nun sind Sie dran !

-----------

Und hier ist sie nun, die Liste der "Top Aktien der Mr-Market Community" mit Schlusskursen an der Hauptbörse (Brief) vom 13.07.12, Stand 15.07.12 22:00 :

3D Systems (WKN 888346) - 33,02 USD
Tesla Motors (WKN A1CX3T) - 34,25 USD
Apple (WKN 865985) - 604,97 USD
BASF (WKN BASF11) - 55,96 €
Coca-Cola (WKN 850663) 77,28 USD
Total (WKN 850727) - 36,04 €
SAP (WKN 716460) - 48,90 €
BMW (WKN 519000) - 57,77 €
Salzgitter (WKN 620200) - 30,16 €
Deutsche Post (WKN 555200) - 14,34 €
Boeing (WKN 850471) - 73,51 USD
Sanofi (WKN 920657) - 60,74 €
Wells Fargo (WKN 857949) - 33,91 USD
Daimler (WKN 710000) - 36,39 €
Altria Group (WKN 200417) - 35,62 USD
Commerzbank (WKN 803200) - 1,24 €
Deutsche Bank (WKN 514000) - 25,60 €
Peabody Energy (WKN 675266) - 22,51 USD
Gesco (WKN A1K020) - 64,97 €
Merck & Co. (WKN A0YD8Q) - 43,47 USD
Berkshire Hathaway B (WKN: A0YJQ2) - 84,48 USD
Qiagen (WKN 901626) - 13,74 €
Volkswagen VZ. (WKN 766403) - 137,10 €
Kraft Foods (WKN 655910) - 39,71 USD
Andritz (WKN 632305) - 41,6 €
Sandridge Energy (WKN A0M1JP) - 6,41 USD
SGL Carbon (WKN: 723520) - 32,68 €
Pfizer (WKN 852009) - 22,81 USD
Dialog Semiconductor (WKN 927200) – 15,57 €
McDonald’s (WKN 856958) - 92,29 USD
Elringklinger (WKN 785602) - 20,79 €
Aareal Bank (WKN 540811) - 13,25 €
Royal Dutch Shell (WKN A0D94M) - 28,04 €
Barrick Gold (WKN 870450) - 34,84 USD
Biogen Idec (WKN 789617) - 144,61 USD

Referenz Schlusskurse 13.07.12 DAX 6557,10 S&P500 1356,33

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

Was bleibt ? Kurze Gedanken zum Euro-Drama

Ein paar Gedanken meinerseits zum Euro-Drama

Der ehemalige Regierungssprecher Ulrich Wilhelm hat eine in meinen Augen treffende Analyse zum Euro-Dilemma geschrieben, die viele wichtige Aspekte trifft. Ich empfehle den Artikel sehr zur Lektüre.

-> Gebt Souveränität ab <-

So sehr ich persönlich mir ein wirklich vereintes, demokratisches Euro mit dem urdemokratischen Prinzip "Ein Bürger eine Stimme" wünschen würde, so sicher bin ich aber auch, dass diese echte politische Union in der weit überwiegenden Mehrheit der Euro-Länder nicht gewollt und derzeit nicht durchsetzbar ist.

Schon gar nicht nach dem obigen urdemokratischen Prinzip, das Deutschland 80 Millionen Stimmen geben und kleinere Länder marginalisieren würde. Aber so ist echte Demokratie nun mal, es hätte nichts mit Demokratie zu tun, wenn Ihre und meine Stimme bei den entscheidenden Fragen der Union weiterhin weniger wert wäre, als die eines Luxemburgers zum Beispiel.

Ulrich Wilhelm sieht diesen Mangel an Bereitschaft ebenso. Und er sieht auch, dass eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit nicht vorhanden ist, die zwingende Grundvoraussetzung eines gemeinsamen Staatswesens ist. Es hat in all den Jahrzehnten keine wirkliche Integration über die Ländergrenzen hinweg gegeben. Was wissen wir ausser Urlaubszielen denn wirklich über Portugal, Irland, Polen oder Finnland ? Nicht viel ! Interessiert es uns was in den Ländern passiert ? In der Regel Nein !

Dabei wäre, wenn überhaupt, in Deutschland wohl noch mit am leichtesten eine Mehrheit für eine politische Union zu erzielen. Denn hier in Deutschland ist die Zustimmung zum Gedanken der echten Union am höchsten. Aber auch diese Zustimmung sinkt nun mit jedem Monat, den das Drama fortschreitet.

Zu allem Überfluss fehlt uns auch noch Zeit, denn die Fehlkonstruktion des Euros lässt die Schere der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Ländern immer weiter aufgehen. Ohne das Mittel des Wechselkurses, werden die wettbewerbsschwachen Länder immer weiter zurück fallen. Und selbst wenn Deutschland nun alles vorhandene Geld dorthin kippen würde, würde das nichts ändern. Denn die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit liegen auch in kulturellen und strukturellen Ursachen begründet, die man nicht einfach so mit einem Fingerschnippen ändern kann, in Demokratien schon gar nicht. Solche Änderungen dauern eher eine Generation.

So erstrebenswert das Ziel einer tieferen Union also ist, so unrealistisch erscheint mir seine Durchsetzung mit Blick auf die nächsten Jahre. Insofern haben Ulrich Wilhelms im Ziel richtigen Worte schon etwas von Romantik. Wenn überhaupt wäre es realistisch nur in einem kleinen Kerneuropa vorstellbar, dass dann offen für die Nachzügler bleiben müsste. Aber selbst wenn nun in einer Handvoll Ländern in den nächsten 12 Monaten Volksabstimmungen über eine neue gemeinsame Verfassung erfolgreich wären - was schon eine äusserst optimistische Vorstellung ist - wäre es immer noch das Ende des Euro. Denn das Dilemma der Wettbewerbsfähigkeit der Peripherie bleibt bestehen, es würde durch so ein Kerneuropa sogar noch evidenter.

So haben wir also eine Alternative die wir nicht können (Die Union) und eine andere die wir nicht wollen (Das Ende des Euro).

Hat irgend jemand noch eine ernstzunehmende Alternative ? Wenn nein, warum machen wir uns dann weiter etwas vor ?

Was bleibt ....

... ist nur Schadensbegrenzung: den Euro so schnell wie möglich geordnet auflösen, solange wir das noch in Freundschaft mit unseren Nachbarn können. Oder im schlimmsten Fall als Deutschland austreten und damit das Ende herbeiführen, wobei das der mit Abstand schlechtere Weg gegenüber einer gemeinschaftlichen Auflösung im Konsens wäre.

All das Gerede um die schlimmen Folgen eines Endes des Euros ist völlig irrelevant und trübt nur den Blick für das Wesentliche, denn die Folgen kommen so oder so. Wir haben nur die Wahl, ob wir diesen schwierigen Schritt in einem geplanten, geordneten und koordinierten Prozess durchstehen, oder ob es zu einem ungeordneten Chaos kommt, weil uns die Realitäten überrollen. Letzteres würde tatsächlich in die Katastrophe führen.

Der Euro in der heutigen Form ist aber für mich schon Geschichte, die Politik will es nur noch nicht wahrhaben. Je schneller sie es merkt, desto erträglicher wird der Schaden und der Schmerz sein. Und deswegen streite ich dafür, dass die Politik endlich merkt, dass der Euro so nicht zu halten ist. Nicht weil ich gegen Europa oder eine gemeinsame Währung bin, sondern weil ich wenigstens Freundschaft, offene Grenzen und den gemeinsamen Wirtschaftsraum erhalten will.

Ich wünschte wirklich, ich könnte hier mehr Optimismus verbreiten. Aber so klar und hart sehe ich die Lage.

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **