Heute möchte ich Ihnen einen Einstieg in ein Thema vermitteln, dass für die Bewertung einer konkreten Trading-Situation wichtige Hinweise geben kann.
Es geht um die Short-Interest Quote, das bedeutet die Anzahl der Marktteilnehmer, die gezielt auf fallende Kurs bei einem konkreten Titel wetten. Je höher die Quote, desto mehr gehen also von fallenden Kursen aus.
Wie immer in solchen Blog-Artikeln ist es unmöglich, das Thema vollständig aufzurollen. Mit den folgenden Zeilen will ich Ihnen daher auch nur einen Anstoss geben, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Woher bekommt man die Daten ?
In den US kein Problem, sogar kostenlos kann man verschiedentlich an diese wichtigen Daten kommen. Zuletzt hatte der "Bespoke" Dienst eine aktuelle Übersicht über das Short-Interest bei den verschiedenen Sektoren des Marktes, dargestellt über ETFs, sehen Sie -> hier <-.
In meinen hilfreichen Links finden Sie -> hier <- aber auch eine (weitgehend kostenpflichtige) Datenbank, in der Sie gezielt nach der Short-Quote für einzelne Aktien suchen können.
Wie so oft im Aktien-Entwicklungsland Deutschland, ist mir aber für deutsche Aktien etwas Entsprechendes nicht bekannt. Wer hier einen Tip hat wie man leicht an die Short-Quoten kommt, könnte mir eine Freude machen.
Was bedeutet nun eine hohe Shortquote für das Trading und welche Schlussfolgerungen muss man daraus ziehen ?
Das ist die entscheidende Frage und wie immer gibt es keine simple Antwort, sondern auch hier gilt : es hängt davon ab ! 😉
Zunächst einmal ist wichtig festzustellen, dass hohe Shortquoten in der Regel ein Abbild des Verhaltens von Profis und Semiprofis, also des sogenannten "Smart Money" sind. Otto Normalanleger, bösartig auch "Dumb Money" genannt, bringt im Bereich Short in der Regel nicht genügend Gewicht auf das Spielfeld. Insofern bedeutet ein hohes Short-Interest zunächst einmal, dass Teile des Smart Money von demnächst fallenden Kursen bei dem Titel ausgehen. Das alleine ist schon eine sehr wichtige Information !
Da das "Smart Money" aus Marktteilnehmern besteht, die in der Regel mehr wissen als der Durchschnitt, kann man auch davon ausgehen, dass die Aktie konkrete "Mängel" hat, die diese Short-Attacke auslösen. Selbst wenn im veröffentlichten Bereich noch alles rosig aussieht, können massiv anziehende Short-Quoten also ein Indiz dafür sein, dass etwas faul mit dem Titel ist.
Insofern ist ein plötzlich stark anziehendes Short-Interest in der Regel ein sehr ernst zu nehmendes Signal. Besonders, wenn das bei Titeln passiert, die Anzeichen einer Topbildung zeigen oder nahe an den Höchstständen notieren. Dann kann ich nur zu äusserster Vorsicht raten und es zahlt sich dann in der Regel nicht mehr aus, eine solche Aktie noch weiter zu halten.
Es gibt allerdings auch seltenere Fälle, bei denen das Short-Interest ein Kontraindikator sein kann. Typischerweise korrelieren diese aber mit Situationen, wo der Titel schon massiv korrigiert hat und damit auch markttechnisch "überverkauft" ist. Wenn hier die "Shorties" weiter nachlegen, besteht eine relevante Wahrscheinlichkeit, dass eine kleine, überraschend positive Nachricht nun zu einer Short-Covering-Rally (Short Squeeze) führt, weil die Short-Seller eindecken müssen.
Fazit: Stark ansteigendes Short-Interest bei Titeln nahe den Höchstständen ist ein bedeutendes Warnsignal, dem ich aus Erfahrung fast immer folge. Nach einem schon erfolgten Absturz ist die Beurteilung eines hohen Short-Interest dagegen diffiziler und nicht mehr so eindeutig. Dann kann (aber nicht muss) der hohe Short-Interest auch ein Kontraindikator sein. Nach meiner Erfahrung hat in diesen Phasen die Entwicklung des Short-Interest (also Anstieg oder Abfall) mehr Aussagekraft, als die absolute Höhe.
Für die Leser, die sich die Grundlagen der Marktanalyse und Markttechnik schon erarbeitet haben, sind die Short-Interest-Quoten aber eine sinnvolle Ergänzung einer konkreten Situations-Analyse.
In diesem Sinne wünsche ich viel Erfolg,
Ihr Hari
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Hey leute!
ich brauch hilfe…
ich versuche seit ich das gelesen habe zu verstehen was da steht. irgendwie machts nicht klick. mein stand ist:
Punkt 1:
zuerst dachte ich dadurch „wahnsinn, das muss ja ein kontraindikator sein“ … aber halt! das ist ja nicht der gesamte markt für die underlyings, sondern nur ein kleiner ausschnitt, es gibt dann noch die einzelenen aktien, futures, optionen auf diese, und futures auf indizes in denen sie enthalten sind und cfds nicht zu vergessen … also bedeutet das mal viel weniger als ich dachte (nicht der gesamte markt ist 300% geshortet) und am allerwenigsten, dass es ein kontraindikator wäre
außerdem:
Punkt 2:
300% short auf einen ETF heißt, das jeder anteil 3x verborgt und verkauft wurde (wobei es ja dann auch 300% gekauft wurde, gibt ja immer ne gegenpartei, diese 300% käufer hätten den ETF zwar gerade nicht aber wohl nen vertrag ihn später wieder zu bekommen)
also sagt diese zahl am ende nicht nur aus, dass der fonds zu wenig anteile für die derzeitige(!!) nachfrage ausgegeben hat?
Punkt 3:
und zuletzt, was ich (vielleicht – ich durchblick das ja wie gesagt nicht) am interessantesten finde:
das SI Ratio, wenn es hoch ist, heißt das:
eine seite (short/long – welche auch immer) wird bei durchschnittl. volumen lange brauchen seine positionen aufzulösen
…das volumen wird sich zwar wahrscheinlich bei schneller bewegung in eine richtung eher erhöhen, aber wenn das SI Ratio bei 80 tagen steht und sich dann vervierfachen würde, bräuchte man, wenn man pech hat immer noch 1 monat – horrorvorstellung
das nennt man dann wohl „limit-up/down“
also bitte anregungen/hilfestellung/gedankenentwirrung zu den jeweiligen punkten, wäre nett und ausdrücklich bitte NICHT vom hari, der hat urlaub! 😉
Hallo Hari, zu deinen gestrigen Äußerungen möchte ich sagen, dass ich ab jetzt meine Prognosen nur noch in mein Tradertagebuch schreiben werde, wenn das hier nicht gut ankommt. Meine Prognosen bzw. was vllt. fälschlicherweise als Glaube bezeichnet wird, beruht auf dem, was ich über deh Markt lese und herleite. Bei Leoni hatte ich geschrieben, dass ich mich auf die Unternehmensentwicklung und das Zahlenwerk berufe, wonach die Firma langfristig interessant wirkt. Ich kann mir nur vorstellen, dass man nicht mehr an die nach dem ersten Quartal bestätigten Erwartungen für das Jahr glaubt.
@ Dan, Danke für Deine Erklärung – aber dann musst Du Dich unbedingt fragen, was prinzipielle Unternehmensentwicklung und Zahlenwerk mit dem Kursverlauf „morgen“, also innerhalb der nächsten 24 Stunden, zu tun haben. Aus meiner Erfahrung absolut gar nichts ! Jeder Indikator hat immer einen Zeithorizont in dem er relevant ist.
Hari,
in diesem Zusammenhang mal eine Frage zu Klöckner. Wurde die Aktie auch geshortet und hätte man das irgendwo einsehen können (und hätte es was genützt?). Es sah nach meiner Beurteilung so aus (hoffe, ich lieg nicht völlig daneben), dass seit Anfang Juni relativ ordentliche Versuche einer Bodenbildung einsetzten. Auch das Hin- und Herlaufen in der Range von 7,2 – 8,4 hielt ich aus meiner Sicht nicht für besonders beunruhigend. Geringfügig positiv sah ich sogar die Situation, dass die Tiefs am 14.6. und 28.6. einen immer noch ansteigenden MACD (12, 26) zeigten (und ich erinnere mich an einen Deiner Beiträge „zur bullischen Divergenz in einzelnen Indikatoren). Aber egal; selbst wenn ich mir die richtigen Gedanken gemacht hätte (?), so denke ich, dass Mr. Market heute ein Urteil gesprochen hat. Dies dürfte umso schlimmer sein, als dass Arcelor im Plus steht und somit (so interpretiere ich das ?) nicht die Stahlbrache an sich ein Problem hat sondern einzig und allein Klöckner?
@ Johann,
ich habe den Durchbruch nach unten bei Klöckner heute einfach nur gesehen, ohne mich damit intensiv zu beschäftigen. Zum Thema Short habe ich ja schon geschrieben, dass ich im Aktien-Entwicklungsland-Deutschland selber nach der Info suche. Allgemeine Infos kannst Du aus der -> Put/Call Quote <- ableiten. Aber diese Info speziell für Einzelaktien hätte ich in D auch gerne.
Was Deine Sicht auf Klöckner der letzten Wochen angeht, halt ich die für grundlegend valide. Die 7,2 hätten die Untergrenze einer Stabilisierung sein können. Konjunktiv halt. Die heutige Bewegung zerschlägt dieses Szenario.
Mehr als diese oberflächlichen Aussagen habe ich im Moment nicht zu bieten -> Urlaub 😉
Johann, die News heute Morgen ist meiner Meinung nach dafür verantwortlich:
„HSBC stuft Klöckner von Overweight auf Neutral ab, Kursziel sinkt von €14 auf €8.“
Hallo Hari, ich konzentriere mich mal wieder etwas mehr auf Fragestellungen. Was sagt dir die heutige Schwäche vom DAX? Können das die schwachen Vorgaben vom Nikkei sein, obwohl der Dow, Nasdaq und der S&P ganz gut geschlossen haben? In den letzten Tagen war der DAX bei schwachen Vorgaben trotzdem stark. Nun ist er bei starken Vorgaben eher schwach. Ist die 6600 für die Chartanalytiker wirklich so entscheidend? Ich habe insbesondere wegen dem starken S&P auf ein problemloses Knacken der 6600 gesetzt.
Ich weiß nicht, ob das hier schon ausgiebig diskutiert wurde. Momentan kann ich leider nicht alles lesen.
Ich stelle mir angesichts der Marktrichtung doch die Frage, woher diese ganze Euphorie kommt. Kein substanzielles Problem der Eurozone wurde gelöst. Die US Wirtchaft hinkt weiterhin. Lediglich China performt im Moment noch „wie erwartet“.
Da Bernanke gestern deutlich gemacht hat, dass das Pulver noch trocken gehalten wird, ist die Hoffnung auf schnelle Drogen für den Markt wohl dahin. Warum also trotzdem noch weiter diese Aufwärtsbewegung?
@ dan
geduld ist eine tugend (dax @ 6660) …
Hallo, jetzt setzt sich scheinbar doch die allgemeine Marktstärke duch, die aus Amerika vorgegeben wird. Hallo Ramsi, ich teile deine Skepsis. Wir könnten uns eine Luftblase aufbauen, wenn die Eurokrise verstärkt zurückkehrt. Auf der anderen Seite betrachte ich die prozentualen Verluste bei manchen Titeln wie z.B. Daimler und BMW seit März und vergleiche diese mit den weltweiten Absatzzahlen und den Wachstumserwartungen für dieses Jahr. Die Abschschwächung der Realwirtschaft steht doch da in keinem Verhältnis zum fallenden Aktienkurs, oder?
Also hälst du den Run bloß für ein „Catch-up“an internationale Verhältnisse?
Um ehrlich zu sein ja. Zumindest wäre es momentan doch sonst nicht nachvollziehbar, dass wir so bullisch sind, oder? Ich denke, dass aber auch viele Hoffnungen auf geldpolitische Maßnahmen abzielen. Die momentan schwächelnde Weltwirtschaft und die Eurokrise haben doch eine Anlegerverunsicherung hervorgerufen, die uns seit März extrem runter gebracht hatten.
Ich hoffe aber das Hari heute Abend mal einen umfassenderen Artikel zur Marktlage verfasst, in dem deine Frage mit aufgearbeitet wird.
Nur mal so am Rande, der Chart von Daimler sieht momentan doch sehr sauber aus, oder? Das letzte Hoch bei knapp über 37€ wurde übertroffen. Der Doppelboden ist allerdings nicht sauber gewesen, hat das eine Bedeutung? Ein Kommentar von einem Charttechniker würde mir hier weiterhelfen
Hallo Ihr beiden, der wohl bedeutendste Faktor für den heutigen Anstieg ist, daß „QE3“ sprich das quantitative Easing immer näher rückt. Was das heißt? Nun, dass die US-Notenbank direkt Staatsanleihen aufkaufen und dem Markt direkt Liquidität zufließen lassen würde. Und jetzt überlegt Euch mal, was das für den bedeuten würde.
@Dan: Deinem „unsauberen“ Doppelboden würde ich keine sonderliche Bedeutung beimessen. Weitaus wichtiger ist, daß die kurzfristigen gleitenden Durchschnitte nach oben gedreht haben. Will heißen: Zuletzt war die Nachfrage nach Daimler Aktien schlicht größer als das Angebot. Zudem war der Kurs zuletzt ziemlich „ausgebombt“.
Wichtig ist aber auch, daß gerade Daimler eine derjenigen Aktien ist, die eng mit dem DAX korreliert sind. Reagiert also der DAX auf Veränderungen der Nachrichtenlage, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß Daimler in Richtung und Ausmaß ähnlich reagiert.
Tokay, warum aber hat den Markt diese Erkenntnis bezüglich Q3 gerade heute erschlichen? Gab es dafür irgendeine indikative Ursache deiner Meinung nach? Oder war das einfach ein Anstieg à la „Irgendwann muss er ja kommen…“?
@Ramsi, soweit ich gesehen habe, war der DAX-Anstieg verbunden mit vergleichsweise geringen Volumina. D.h. auf der Käuferseite gab es nicht viele Orders, auf der Verkäuferseite aber relativ noch weniger.
Ansonsten eben positive Nachrichten aus den indexbildenden Unternehmen. Dann gab es aus den USA einige positive Zahlen etwa bei den Bauten.
Aber ich denke vor allem, daß allgemein die Hoffnung sehr groß ist, daß seitens der Fed bzw. der EZB und anderer großer Zentralbanken weitere Liquidität bereitgestellt wird. Diese Hoffnung vor allem war es, die heute gekauft wurde. Denn der DAX ging durch die Bank hoch, es gab keinen DAX-Wert, der heute rückläufig war.