Das Desaster bei K+S

Update Stand 16:40 Uhr

Auch die US amerikanischen Mitbewerber Potash (WKN: 878149) und Mosaic (WKN: A1JFWK) werden mit mehr als 20% Minus geschlachtet. Und K+S äussert sich in einer offiziellen Pressemitteilung und kann die kolportierten Preise -> nicht nachvollziehen <-.

Man kann also mit Fug und Recht feststellen, dass die gesamte Branche auf dem falschen Fuss erwischt wurde. Und was die Vorstände von K+S, Potash und Co. als Brancheninsider nicht ahnen, kann auch ein Anleger nicht ahnen. Es gibt also keinen Grund sich selber einen Vorwurf zu machen.

Gewinner dieses Gemetzels sind mit Sicherheit das Management von Uralkali. Denn die Russen sind in Geschäftsfragen bestimmt nicht dumm und verfolgen damit eine Strategie. Gemutmasst wird, dass es eine "Abschreckungsstrategie" ist, um andere (die grossen Rohstoffkonzerne) vom Eintritt in den Markt abzuhalten. Vielleicht ist die Strategie sogar noch brutaler und sie dient dazu, andere teurer produzierende Marktteilnehmer wie K+S aus dem Markt zu drängen. Vielleicht hat das Uralkali Management aber jetzt nur einfach eine riesige Menge Geld mit Shorts gemacht. Keiner weiss was, aber die Vermutungen springen natürlich bei so etwas ins Kraut.

Gewinner sind auch ein paar Grossbanken und Hedgefonds, die bestimmt massiv Short waren. Ich wiederhole das früher am Tag gesagte: der Abverkauf des Ausbruches über 27€ am gestrigen Nachmittag war schon sehr merkwürdig. Ebenso wie der konzertierte Einschlag Punkt 9 Uhr im Xetra. Eine langsam in den Markt diffundierende Nachricht löst andere Bewegungen aus und ist schon vorbörslich sichtbar. Da hat jemand schon vorher was gewusst, was der Rest des Marktes inklusive der Unternehmensführung bei K+S nicht wusste.

Irgendjemand hat also mit diesem Ding heute eine Hucke voll Geld gewonnen. Die normalen Anleger gehörten mit Sicherheit nicht dazu. Und dieser Einschlag wird das Vertrauen des Marktes in das Segment für lange, lange Zeit schädigen. Selbst wenn Morgen das Dementi aus Russland kommt, ist ein massiver Schaden für das Segment nun also real vorhanden.

Mit diesem Statement schliesse ich das Thema für heute ab. Ein DAX Wert mit Minus 20% und mehr. Das sieht man nicht alle Tage !

Update Stand 10:50 Uhr

Überall im Markt dürften jetzt die Köpfe rauchen und sich die eine entscheidende Frage gestellt werden:

Löst sich da jetzt eine Art stillschweigendes Preiskartell auf und rauscht der Kalipreis nun ins Bodenlose ?

Oder sind die Sorgen übertrieben, denn eigentlich dürfte durch die Auflösung eines Handelskonsortiums dessen Kraft (und damit Wettbewerbspotential) eher sinken als steigen.

Faktum ist auf jeden Fall, dass eine sehr bedeutende Unterstützung nun gerissen wurde und das K+S keineswegs eine Garantie auf Kurse oberhalb 20€ hat, sondern erst Ende des letzten Jahrzehnts in diese Regionen vorgestossen ist. Diesen Sachverhalt verdeutlicht Ihnen eindrucksvoll das Langfristchart auf Basis von Monatskerzen:

K+S monatlich 30.07.13

Wenn sich hier also ein Preiskrieg um den Kalipreis entwickeln sollte, ist alles möglich, auch Dinge, die wir uns heute nicht vorstellen können. Eine sich schnell legende Angst dagegen, würden wir daran erkennen, dass der K+S Preis rasch wieder zur 25€ Zone zurück schnappt.

Wenn das nicht passiert, ist nun grosse Vorsicht geboten - der heutige Tag hat das Potential, die Grosswetterlage im Kali-Segment nachhaltig zu verändern, ob wir wollen oder nicht.

Update Stand 10:15 Uhr

Die Anzeichen verdichten sich, dass tatsächlich Uralkali die Ursache ist. Es wird kolportiert, dass Uralkali das Handelskonsortium BPC verlassen will, was Angst vor stärkerem Wettbewerb und damit Preisdruck beim weltweiten Kalipreis erzeugt.

Trotzdem halte ich das bestenfalls für die Hälfte der Geschichte, wenn überhaupt. Denn derartige Risiken, Sorgen und Ängste um den Kalipreis kennt der Markt zu genüge und das rechtfertigt nicht die Vernichtung von bis zu 18% innerhalb von Minuten bei einem DAX-Wert, auch nicht wenn K+S ohne Frage besonders am Kalipreis hängt.

Augenfällig ist einfach, wie schon gestern Nachmittag diese merkwürdige Wende vom Ausbruch bei 27,5€ ohne Nachricht eintrat und wie die Aktion heute ab 9 Uhr konzertiert durchgezogen wurde.

Denn wenn der Markt gleichzeitig und in Breite diese Nachricht heute Nacht mitbekommen hätte, hätte man das auch schon in den vorbörslichen Kursen vor 9 Uhr gemerkt, einfach weil die Marktteilnehmer sich zu positionieren versuchen.

Was wir aber erlebt haben ist ein Einschlag im Xetra ab 9 Uhr zum Handelsstart. Das sieht für mich so aus, als ob sich grosses Geld diesen Trade zurecht gelegt hatte, sich bis zur Halskrause mit Shorts vollgeladen hat und sich nun die Hände reibt. Die ganzen Stops die absehbar unter 25€ lagen, haben das Spiel für "Big Money" dann erleichtert.

Ohne aber das schon gestern Informationen an wenige Marktteilnehmern geflossen sind, wäre dieser konzertierte Ablauf nach meiner Einschätzung nicht möglich gewesen. Wir werden es aber wohl nie erfahren, wie diese Information aus Uralkali heraus und vor allem wohin gesickert ist.

Stand 09:20 Uhr

Wir hatten Stand 08:58 Uhr vorbörslich noch Kurse über 26€. Gleichzeitig auch Stand 09.15 Uhr keinerlei Aussagen oder Adhocs des Unternehmens.

Und dann einen Absturz um teilweise 18% bei einem DAX-Wert. Schauen Sie auf das Chart:

K+S 30.07.13

Das hatte sich gestern schon angedeutet, denn der Abverkauf am Nachmittag war nach dem überzeugenden Ausbruch sehr merkwürdig und für mich ohne Erklärung, da wusste wohl jemand etwas.

Heute werden nun Aussagen der russischen Uralkali als Ursache herum gereicht, nach denen der Kalipreis deutlich weiter fallen könnte, als vom Markt erwartet. Das würde das Ergebnis von K+S natürlich hart treffen.

Zusammen mit der Menge an Stops die da unter 25€ lagen, dürfte das die Bewegung verstärkt haben.

Trotzdem ist eine Bewegung von 18% bei einem DAX-Wert aufgrund ungeprüfter Prognosen! eines russischen Mitbewerbers sehr merkwürdig. Selbst für den dünnen Sommerhandel. Und ich bin nicht sicher, ob da nicht mehr dahinter ist.

Auf jeden Fall wurde auch ich davon - wie wahrscheinlich fast alle - auf dem falschen Fuss erwischt. Diejenigen die das gestern Nachmittag schon gerochen haben - oder Insiderinformationen hatten - haben mit Sicherheit aber ein riesen Geschäft gemacht und lachen sich jetzt ins Fäustchen. Und das diese Information schon gestern an einige Stellen durchgestochen wurde ist höchst wahrscheinlich, zu augenfällig war die Wende am Nachmittag.

Das könnte auch der Grund für diese übertrieben starke Bewegung sein. Denn bei aller Liebe, die kolportierte Nachricht rechtfertigt keine 18% Minus ! Aber es dürften sich eine Reihe von Hedgefonds und Grossbanken bis zur Halskrause mit Shorts vollgeladen haben, nachdem sie diese Information aus Russland hatten. Der Aufbau der Shortpositionen verstärkt den Absturz dann, ebenso wie das Covern von Shorts zu einem Short-Squeeze führen kann. Und das erklärt auch, warum die vorbörslichen Indikatoren den Braten nicht riechen konnte. Diese Hedgefonds sind ab 9 Uhr in den echten Markt hinein gegangen, während hier in Deutschland praktisch niemand das Thema auf dem Radar hatte.

Im Laufe des Tages mehr zum unerfreulichen Thema.

*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***

Diskutiere diesen Beitrag im Forum

4 Gedanken zu „Das Desaster bei K+S“

  1. Hallo Hari,

    Das ist schon ein krasser Absturz , gemutmast wird, dass der Preis von Kali unter 300$ fallen könnte.
    Natürlich sind das keine gute Nachrichten für K+S, aber ich denke ein DAX Unternehmen sollte eine funktionierende Risiko-Abteilung haben, die Preisschwankungsrisiken absichern sollten.

    Worüber ich mir noch mehr den Kopf zerbreche, ist der „Spielplatz“ auf der sich im Moment sehr viele Kleinanleger, Semiprofesionelle und Trader austoben.

    Ich denke, die Hedgefonds hatten noch nie so einfach mit shorts Geld zu verdienen wie im Moment. Es ist zwar richtig, dass Dank des Internets viele Anleger Informationen sich einfacher und schneller besorgen können und diese dann umsetzen können als früher, aber umso mehr ist der Kleinanleger auch transparenter.

    Durch die verschiedenen Blogs, die zur Aufklärung vom Aktienhandel dienen bzw. versuchen eine Aktienkultur in Deutschland aufzubauen, haben es auch die großen Haifische einfacher, das Sentiment unter den „Goldfischen“ zu messen.
    Wie auch bei Dir im Blog wurden in zahlreichen anderen Blogs auf verschiedene Art und Weise über einen möglichen Rebound bei K+S spekuliert und mögliche Einstiegsszenarien vorgestellt.
    Eigentlich könnte jeder Bankmitarbeiter sich das Orderbuch näher anschauen können , dass Sentiment auf dem „Spielplatz“ sich anschauen können, und mit ein bisschen InsiderInfo große Positionen gegen die Masse setzen können.

    die Situation könnte man auch wie beim Pokerspiel (zu 4) vorstellen, indem bei den 3 Teilnehmer die Hälfte der Karten offen auf dem Tisch liegt und bei nur einem alle Karten zugedeckt sind.

    Was ich damit sagen möchte ist, dass das Internet das Denken und Handeln des einzelnen Privatanlegers noch transparenter gemacht hat und für die großen es noch einfacher sein könnte , viel abzufischen.

  2. Musti, Deine Überlegung ist im Kern richtig. Aber durch die Blogs entsteht dadurch keine Verschärfung.

    Denn dieses Wissen haben die Grossbanken schon heute. Das ist doch genau das Problem, wenn man seinen Stop zB in den Systemen einer Grossbank eingibt. Selbstverständlich können gelgehaarten Jungs in den Handelsräumen jederzeit sehen, wie die Menge der Anleger aufgestellt ist und daraus automatische Schlüsse ziehen. Und eine Grossbank hat genügend Kunden, um daraus statistisch signifikante Schlüsse auf den Gesamtmarkt zu ziehen.

    Da die Grossbanken das Wissen also sowieso haben und zwar schon in elektronischer Form, die sie nur in ihre Algos speisen müssen, gibt es keinerlei Grund mühsam zu Fuss endlose Blogs in aller Welt abzuklappern und auszuwerten. Denn dafür müssten Menschen die Artikel lesen und in einen Kontext stellen, meines Wissen gibt es so eine Überwachung nicht und es gibt auch keinen Grund es zu tun, wenn man die Daten sowieso schon perfekt hat.

    Gelöst werden kann das nur in einem Trennbankensystem. Das predige ich ja schon lange. Die integrierten Grossbanken können aber problemlos gegen ihre eigenen Kunden wetten, in dem sie deren Verhalten auswerten. Traurig aber wahr.

Schreibe einen Kommentar