DAX-Betrachtung: Money for nothing

DAX-Betrachtung: Money for nothing

Ein Gastkommentar von Tokay

„Money for nothing“ war der Titel eines Songs von den Dire Straits aus den 80er Jahren. Der Titel kommt einem heute wieder in den Sinn. Einmal denkt man dabei möglicherweise an die mageren Zinsen, die man bekommt, wenn man Anleihen kauft. Zum anderen an die mageren Aktienrenditen, die seit Jahresanfang zu erzielen sind. Mark Knopfler hatte damals sicherlich anderes im Sinn, als er vom „Money for nothing“ sang. Heutzutage bekommt Wolfgang Schäuble „money for nothing“, was ganz erstaunlich ist. Noch am Jahresanfang hatten die Auguren unisono steigende Zinsen vorhergesagt. Eingetreten ist wieder einmal das Gegenteil. Zu einem Run auf Aktien hat das in diesem Jahr trotzdem noch nicht geführt. Aber das muss ja nicht so bleiben.

Schauen wir uns den DAX seit Anfang 2011 an. Diese Grafik habe ich an dieser Stelle schon einige Male gezeigt. Wir sehen, dass die Aufwärtsentwicklung nach wie vor intakt ist.Wir sehen aber auch, dass die obere Begrenzungslinie DE nun schon einige Male touchiert wurde. Und wir sehen, dass die untere und die obere Begrenzungslinie immer näher zusammenrücken. Die Entscheidung darüber, wie es weiter gehen wird, fällt also im Herbst. Denn eine dieser beiden Linien wird sehr wahrscheinlich gebrochen werden, und zwar nachhaltig. Welche von beiden es sein wird, wissen wir nicht. Noch nicht.

Grafik I

Schauen wir uns im weiteren den DAX-Verlauf des letzten halben Jahres an: Der Jahresanfang sehr volatil. Dann ein Aufwärtstrend ABC, auch er volatil. Dieser Aufwärtstrend wurde soeben gebrochen, aber dieser Bruch muß nicht notwendigerweise von Dauer sein, doch zu nachhaltig sollte er auch nicht verletzt werden, denn dann hätten wir eine Korrektur vielleicht über die nächsten Wochen und Monate zu gewärtigen. Wir befinden uns also an einem heiklen Punkt.

Grafik II

Bis Jahresende sollte einem dennoch nicht übermäßig bange sein. Solange Zinsen und Inflationserwartungen tief bleiben, bleibt das Risikopotential gering. Die Turbulenzen um die portugiesische Großbank Santo Spirito zeigen einem freilich, dass es ganz schnell wieder Richtung Krise gehen kann. Die Schwerfälligkeit, mit der die Erholung in der Eurozone voranschreitet, ist ein Hinweis darauf, dass die offizielle Krisenpolitik in ihrer Wirkung bislang begrenzt geblieben ist. In den südeuropäischen Firmen ist sie bislang noch nicht angekommen. Und so lange die Banken Staatsanleihen kaufen, anstatt Kredite auszureichen, wird das auch so schnell nicht passieren. Auch auf diesem Gebiet ist man in den USA wieder einmal viel weiter. Die Leistungen der deutschen Exportindustrie in allen Ehren, aber sie wird mit der derzeitigen Eurokurspolitik quasi subventioniert. Machte man es wie die Amerikaner, die Japaner, die Engländer, dann würde die deutsche Industrie noch stärker profitieren als ohnehin schon. Und das würde die Kluft zwischen Deutschland und dem Rest der Eurozone weiter vertiefen.

Abschließend noch ein Blick auf die Fußball-WM. Statistiker haben ausgerechnet, dass die deutsche Mannschaft die stärkste Leistung erbracht hat, die jemals ein Nationalteam bei einer Weltmeisterschaft erbracht hat(www.eloratings.net). „The Mannschaft“ zeigte dabei eine ungeheure mentale Stärke, mit der sie die équipe tricolore, die selecao und die albiceleste in die Knie zwang. Hundert Jahre nach dem schicksalhaften Sommer des Jahres 1914 fürchtet man die Deutschen aber nicht mehr, sondern gönnt ihnen ihren Erfolg. Das ist so, weil Deutschland ein weltoffenes Land geworden ist und diese Weltoffenheit von der deutschen Mannschaft verkörpert wird. Weltoffenheit ist eine gute Voraussetzung für die Zukunft im allgemeinen. Mentale Stärke ist eine gute Voraussetzung für Börsenerfolg. “Money for nothing“ gibt es nicht.

Tokay

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7 Gedanken zu „DAX-Betrachtung: Money for nothing“

  1. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es jetzt tatsächlich in den Korrekturmodus geht, hat zugenommen. Die Nachrichtenlage ist einfach zu schlecht.

  2. Heute ein starker DAX, aber mit diesem einen Tag ist der kurzfristige Abwärtstrend natürlich noch nicht gebrochen. Die 9800 müssten dazu nachhaltig geknackt werden.

  3. Also jetzt geht es doch so langsam, aber sicher in den Korrekturmodus. Natürlich kann diese Bewegung jederzeit invalide werden, aber dazu müsste die Gegenbewegung doch ziemlich deutlich ausfallen, und es sieht nicht so aus, dass die derzeitige Nachrichtenlage das hergibt.

  4. Ich würde dem Dax noch 150-200 Punkte nach unten geben, die er aber nicht zwingend nehmen muß. Es stimmt zwar, dass das Sentiment und die geopolitische Nachrichtenlage insgesamt den Bären eine gewisse Dauernahrung gibt; und es stimmt zwar, dass die Zittrigen das Parkett noch nicht verlassen haben – sprich: dass weitere Sell-offs um 1-2% im Dax jederzeit möglich sind – aber noch spricht wenig dafür, dass der Aufwärtstrend insgesamt gebrochen sein dürfte.
    Auch wenn es vielleicht noch zu früh ist – und abhängig von der Zeitebene, die gehandelt wird – würde ich mich allmählich für den Index wieder auf die Call-Seite stellen. Vorsicht ist allerdings angesagt.

  5. Und nun haben wir fast die 9400 Punkte erreicht. Gleichzeitig wurde die 200-Tage-Linie leicht gebrochen, was durchaus ernstzunehmen ist, auch wenn diese Linie noch weiterhin ansteigt.

    Die Abwärtsbewegung wäre erst dann zu Ende, wenn in den kommenden Handelstagen die 9500er Linie deutlich überschritten würde. In allen andern Phasen haben wir eine Fortsetzung der Korrektur mit dem gegenwärtigen Zielniveau von 8500 Punkten auf Sicht von zwei Monaten.

    Da die fundamentalökonomische Datenkonstellation aber insgesamt nicht beunruhigend ist, kann man das noch immer als Korrekturbewegung innerhalb der übergeordneten Aufwärtsbewegung interpretieren.

  6. Und bitte heute auch mal die Fussball-Elo-Liste(www.eloratings.net) anschauen! Die deutsche Mannschaft erreicht dort ein All-Time-High von 2.200 Punkten und knackt damit die Rekordmarke der Ungarn von 1954 mit 2.166 Punkten!

    Ein neues All-Time-High wurde bereits nach dem Brasilien-Spiel erreicht mit einem Zugewinn von 80 Punkten. Davor waren es 2.100 Punkte, was bereits ein Spitzenwert war.

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