Die Börse im Sommer 2016

Mit dem Beginn des Juni, liegt auch der "Börsensommer" vor uns, der die Monate Juni, Juli und August umfasst und in der Regel von geringeren Volumina geprägt ist.

Dieses Jahr, müssen wir damit aber wohl bis Ende Juni warten, denn mit der EZB am 02.06., der FED am 15.06. und der Abstimmung über den "Brexit" am 23.06., liegen noch drei Termine vor uns, bevor der Markt dann die Chance hat zur "Sommeruhe" zu finden.

Damit stellt sich uns natürlich die Frage, was von diesem Börsensommer zu erwarten ist?

In meinen Artikel -> Sommerstarre statt Sell in May <- vom 02.05., hatte ich schon eine klare Erwartung formuliert, die Erwartung einer breiten Range im Leitindex S&P500, bei der weder nach oben, noch nach unten, besonders viel gehen dürfte.

Diese Sicht auf den Markt, hat uns im abgelaufenen Mai gute Dienst getan, denn genau dieses Schwanken zwischen den Begrenzungen haben wir nun erlebt.

Heute, einen Monat später, will ich Ihnen aber nicht verhehlen, dass die "Sommerstarre" immer noch eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, mein Sicht auf den Markt aber deutlich positiver geworden ist, als vor einem Monat.

Wesentlichen Einfluss darauf hatte das Marktverhalten, insbesonders der Donnerstag vor einer guten Woche am 19.05., als der S&P500 genau in dem Moment wieder mit Macht nach oben gedreht ist, als er gerade eine "Schulter-Kopf-Schulter" Formation nach unten zu triggern schien:

S&P500 2016

Im Premium Bereich habe ich gestern schon gezeigt, was damals 2009 nach genau so einer Situation passiert ist:

S&P500 2009

Nun haben wir definitiv nicht 2009, aber es ist schon eine valide Regel am Markt, dass Fehlausbrüche zu einer starken Bewegung in die Gegenrichtung führen.

Und insofern hat der US Markt hier Potential zu neuen Hochs zu laufen. Besonders auffällig war auch die gelassene Stärke, mit der der Markt am Ende der letzten Woche auf die klar zur Zinserhöhung deutenden Aussagen von -> Janet Yellen und James Bullard <- von der FED reagiert hat.

Und auch das Sentiment ist in den US nun recht negativ und skeptisch. Auf diesen Umstand, hatte ich schon in den neuen -> Hari Notizen <- hingewiesen.

Aus der Entwicklung der letzten beiden Wochen, muss man also einfach mitnehmen, dass die Bären scheinbar nicht genügend Kraft haben, um den Markt nach unten zu drücken und dieser mit einer Zinserhöhung scheinbar seinen Frieden gemacht hat.

Die Risiken rund um die genannten Termine im Juni sind natürlich trotzdem da und wenn der Brexit entgegen meiner Erwartung doch kommt, wird alles ganz anders sein und auch ein massiver Einbruch ist denkbar. Aber bei Abwägung von Chancen und Risiken, schafft die aktuelle Entwicklung in Summe eher Chancen nach oben, womit zwei mögliche Szenarien für den Börsensommer nun im Vordergrund stehen:

S&P500 30.05.16 2

Hauptszenario ist immer noch die Nummer (2), in der der Markt über den Sommer in der Range bleibt, sich zum Jahresende, dann aber noch einmal zu marginalen Hochs aufschwingt. Wenn wir weiter in dem Szenario sein sollten, ist der S&P500 nun bald reif, um wieder zu drehen und in der Range nach unten zu laufen.

Das sehr bullische Szenario (1), ist nun aber wahrscheinlicher geworden und hat sich als Konkurrent sozusagen an das Hauptszenario heran gerobbt. Danach haben wir eine nun über ein Jahr dauernde Seitwärts-Konsolidierung des Bullen-Marktes hinter uns, die nun nach oben aufgelöst wird. Der Measured Move dieser Bewegung läge dann bei knapp unter 2.400!

Eines ist ganz klar, diese sehr bullische Auflösung, haben nur die Wenigsten ernsthaft auf der Rechnung. Mit einem baldigen "Crash", rechnen dagegen viel mehr. Erfahrene Anleger sollten unbedingt wissen, dass aufgrund der Reflexivität genau diese Erwartungen im Markt dafür sprechen, dass eher "der Weg des maximalen Schmerzes" beschritten wird und der zeigt für viele Unterinvestierte eben nach oben.

Das bärische Szenario (3), in dem die alte grosse Topbildung doch noch initiiert wird, ist natürlich weiterhin denkbar. Das aktuelle Marktgeschehen liefert aber wenig Futter, um das zu einem realistischen Szenario zu machen. Der Markt hatte in der vorletzten Woche den grossen "Elfmeter", um die SKS im S&P500 nach unten in Bewegung zu setzen. Was daraus geworden ist, haben wir gesehen und auch das ist eine Botschaft. Das bärische Szenario, ist also nun klar das am wenigsten Wahrscheinliche der Drei.

In Summe bleibt mein Blick auf die (Früh-) Sommer-Starre erhalten. Mein Respekt vor den Bullen ist aber in den letzten beiden Wochen deutlich gewachsen und wenn die Notenbanken und der Brexit mitspielen, scheint diesem Markt durchaus eine Überraschung nach oben zuzutrauen zu sein.

Ihr Hari

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2 Gedanken zu „Die Börse im Sommer 2016“

  1. Hallo Hari
    Ich liebe ihre sehr nüchtern-analytischen Artikel. Besonders gefällt mir, dass hier mit etwas Abstand und Gelassenheit mit dem Blick aufs Große-Ganze analysiert wird. Mir ist auch aufgefallen, dass sich der S&P nach oben bewegt hat, obwohl es eigentlich Gründe/Anlässe genug gegeben hätte, nach unten abzutauchen:
    1. war da die Charttechnik, die mit der SKS eine perfekte Gelegenheit geboten hat.
    2. BörsenGurus haben reihenweise Publik gemacht, wie schlecht sie die Zukunft sehen (Soros, Duckenmiller, etc).
    3. Eine -für FED-Verhältnisse- ziemlich lautstark hinausposaunte Ankündigung der Zinserhöhung, mit einer wohl folgenden weiteren Dollar-Aufwertung
    4. Eine sich fundamental eintrübende Lage, reihenweise Umsatz- und Gewinnrückgänge bei den Unternehmenszahlen.
    5. Die weiterhin bestehende Brexit-Unsicherheit

    Aber nein, der Markt ging nach oben. Erstaunlich, aber das muss man so erstmal zur Kenntnis nehmen. Ich wollte eigentlich einen Betrag mittelfristig short anlegen (als Absicherung bestehender Positionen), angesichts der luftigen Bewertung und Risiken. Da warte ich im Moment vielleicht erst nochmal ein wenig ab…

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