Als ich hier im freien Bereich -> im Mai <- das letzte Mal einen kurzen Blick auf die allgemeine Marktlage geworfen habe - etwas was ich im Premium-Bereich praktisch täglich mache - habe ich Ihnen dabei Sätze wie folgt geschrieben:
Nun hat der S&P500 zum dritten Mal die Trendlinie und 200-Tage-Linie erfolgreich getestet und ist wieder unter Volumen nach oben abgeprallt. Das sieht gar nicht so schlecht aus:
Und im ganz großen Bild bleibt es dabei, wir sind in einer Seitwärts-Bewegung im ersten Halbjahr, die im zweiten Halbjahr dann gut S&P500 3.000 erreichen könnte. Das alles aber eingebettet in eine ganz normale, größere Konsolidierung, die die immensen Gewinne seit Anfang 2016 erst verarbeiten muss, bevor es weiter hoch gehen kann.
Das ist mehr oder weniger das Bild, das ich seit Jahresanfang vertrete. Und was hat es nun gebracht, den ganzen Säuen hinterher zu laufen, die die Bären seit Jahrenanfang durchs Anlagedorf treiben? All den "tollen", medial so wunderbar klickbaren Geschichten, warum der Markt gerade jetzt zusammen brechen "muss"?
Ich sage es erneut, der Markt muss gar nichts und ein Trend ist ein Trend. Das nennt man eine ruhige Hand.
Und wissen Sie was, das war nicht nur richtig, ich könnte es Ihnen auch heute wieder schreiben. 😉
Seit Mai wurde dann eine ganze Reihe weiterer "Säue" durchs Anlagedorf getrieben, mit denen medial begründet wurde, warum der Markt nun drehen "muss" - irgendwas muss man ja auch schreiben.
Wenn ich jetzt eine Liste machen müsste, würde es mir leichter fallen und wäre kürzer aufzuschreiben, worum sich der Markt noch *nicht* gesorgt hat, denn es war fast alles vertreten, von geopolitischen Sorgen über Handelskonflikte, politische Sorgen bis zu Konjunktursorgen.
Wie ist aber ein Markt zu werten, der das alles abschütteln kann? Sie ahnen es, eher stark, nicht schwach!
Und es ist ja keineswegs so, dass zum Beispiel der Handelkonflikt ohne Auswirkungen wäre, schauen Sie hier, wie es den chinesischen Markt in 2018 zerlegt hat, dargestellt am ETF ASHR:
Das Thema ist also wichtig, nur aus Sicht des Marktes eben für die US Industrie bisher noch keine wirkliche Gefahr.
Die letzte mediale Sau, die derzeit noch nachklingt, war dann die Sorge um eine inverse Zinsstrukturkurve, die ein recht guter Indikator für eine kommende Rezession ist.
Ich habe hier einen -> alten Link aus 2005 <-, der nicht nur ganz gut erklärt worum es da geht, sondern an dem Sie auch das Datum genau wahrnehmen sollten.
Denn Ende 2005 wurde die Zinsstrukturkurve in den US damals invers - etwas was heute noch gar nicht der Fall ist, es wird derzeit nur darüber spekuliert. Dann dauerte es aber noch 2 Jahre bis Ende 2007, bis eine Rezession Realität wurde und 2008 in das Lehman-Desaster überging.
Wir haben heute eine solche Situation aber noch gar nicht und es ist unklar, ob sie überhaupt eintritt. Dann haben wir 2018 gerade in Sachen Anleihenzinsen sowieso eine historisch einmalige, von den Notenbanken "manipulierte" Situation, bei der keiner sicher sagen kann, ob die Signale der Zinsstruktur noch die gleiche Gültigkeit haben. Und selbst wenn man das alles bejaht, haben wir von nun an vielleicht noch 2 Jahre lang Kursanstiege, wie zwischen 2005 und 2007.
Was hilft uns diese Diskussion also dabei, die richtige Anlage-Entscheidung für die kommenden Monate zu treffen? Sie ahnen es: Nichts. Nur für Klicks ist das Thema derzeit gut.
Wir sollten in bewährter Manier also lieber schauen, was der Markt macht, der praktisch alle Nachrichten und Spekulationen verarbeitet, auch und gerade die aktuelle Wirtschaftsdaten und auch die Vorlauf-Indikatoren.
Hier ist das aktuelle Bild des Leitindex S&P500, den letzten Artikel zur Lage im Mai mit den obigen Kommentaren habe ich markiert:
Meine spöttischen Worte von Mai, hatten also kein so schlechtes Timing. Wenn Sie die geschlängelte Kurve in Blau sehen, ist das übrigens keine konkrete Projektion des Verlaufs.
Es soll nur symbolisieren, dass wir vielleicht bis in den Herbst eine Fortsetzung der volatilen Seitwärtsphase haben - einen bald kommenden Einbruch im August bzw September durchaus eingeschlossen - die Chancen dann aber gut sind, zum Jahresende im Sinne des blauen Sterns die 3.000 im S&P500 zu erreichen.
Und ob wir dann in 2019 eine Rezession und größere Korrektur bekommen, das weiss ich nicht und mache mir auch keine Gedanken um ungelegte Eier. Viel wichtiger ist im Hier und Jetzt dieses Sommers, die Aufstellung für die kommenden Monate richtig hinzubekommen, alles weitere ergibt sich dann. Wer jetzt über 2019 spekulieren will, kann das gerne tun, Geld verdient wird so am Markt aber eher nicht.
Weit unklarer und wackeliger ist übrigens die Lage im DAX als im S&P500. Hier kann man sich ebenso eine große SKS als Wendeformation und Vorbote einiger Schmerzen vorstellen, wie auch ein weiteres Seitwärtsgeschaukel bis zum Jahresende:
Es nützt nichts, die Auflösung erraten zu wollen, wichtiger ist zu erkennen, dass die Lage im DAX aktuell indifferent ist, während sie in den US Indizes mittelfristig weiterhin eher bullischen Charakter hat - wohl wissend, dass auch dort kurzfristig die Korrekturgefahr steigt.
Was kann ich mir nun also in den Herbst hinein vorstellen?
Der August und September sind durchaus kritische Monate, in denen der Markt gerne mal einen Einbruch vollführt, ich erinnere nur an den 24.08.15 mit dem markanten ETF-Flash-Crash.
Ich kann mir gut vorstellen, dass auch dieses Jahr noch ein entsprechender Aufreger und Einbruch im Spätsommer bzw Frühherbst vor uns liegt, ähnlich wie für den S&P500 eingezeichnet. Und nach diesem "Aufreger", ist dann der Weg zu S&P500 3.000 frei.
Ich sehe also keinen Grund, gerade jetzt über den August große Risiken einzugehen, das kann durchaus schmerzhaft werden. Grund den Markt generell in Frage zu stellen, sehe ich aber ebenso (noch) nicht. Die Chance, im S&P500 zum Jahresende höher zu stehen als heute, erscheint mir immer noch gut.
Damit verabschiede ich mich auch im freien Bereich in den Ferienmodus des August, in dem es im Blog nur sporadische Updates geben wird. Ab Anfang September geht es hier wieder mit voller Energie Richtung Herbst und Jahresende.
Ihr Michael Schulte (Hari)
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