Gastkommentar – DAX im Herbstnebel

Ein Gastartikel von Tokay

DAX im Herbstnebel – Richtung...ja, wohin eigentlich?

Seit unserer letzten Betrachtung nach der Sommerpause hat sich im DAX unterm Strich nicht sehr viel getan. Die Kurse bewegen sich im Nebel, im Herbstnebel sozusagen; sie wissen nicht so richtig, wo sie eigentlich hin sollen. Dies könnte an einer Ausgangssituation liegen, die durch gegensätzliche Bedingungen geprägt ist.

  • Zum einen haben wir einen Newsflow in Bezug auf eine langsam, aber sicher schlechter werdende Geschäftslage der Unternehmen. Haben wir Tage, die geprägt sind durch solche Meldungen, dann bewegen sich die Kurse nach unten. Im Zuge der Eurokrise hat sich das inländische Geschäftsklima deutlich abgekühlt. Leider geht es der Außenwelt ebenfalls nicht besser; mal kommen trübe Meldungen aus den USA, mal aus dem Euroraum, mal aus China. Das kommt mit dazu. Und die Gewinne zumal der Exportindustrie leiden nun mal, wenn die Nachfrage in den großen Wirtschaftsräumen schwächelt.
  • Auf der anderen Seite stößt man in immer mehr Anlagereports auf die Empfehlung, sein Kapital doch auch in Aktien anzulegen, zum Beispiel in dividendenstarken bzw. in günstig bewerteten Titeln. Dahinter steht die Überlegung, dass aufgrund der tiefen Zinsen bzw. der hohen Kurse am Zinsmarkt bei Schuldtiteln nicht viel zu holen ist und aufgrund der höheren Inflation der Kapitalerhalt nicht gesichert ist. Das macht Aktien vergleichsweise attraktiv. Außerdem hat die EZB angekündigt, im Falle eines Falles Staatsanleihen im Rahmen der OMT-Transaktionen aufzukaufen . Wenn auch sehr umstritten, dürfte dies doch die Befürchtungen reduziert haben, dass es zu einem Crash kommt.

Schauen wir uns dazu das Chart an:

Wir befinden uns seit Ende Juni in einem Aufwärtstrend, er wird von unten begrenzt durch die Linie ABC und von oben durch die Linie DEF. Anfang September lief der DAX in Richtung der unteren Begrenzung des Aufwärtstrends. Die OMT-Ankündigung von Mario Draghi verhinderte, dass er zum Erliegen kam. Der Anstieg fand seine Begrenzung etwa bei Punkt G; er läuft seitdem an den an der Spitze eines Dreiecks liegenden Punkt H heran und stößt dort heute, Freitag Abend, auf Punkt I, eine weitere untere Begrenzung des mittelfristigen Aufwärtstrends.

Wie wird sich diese Divergenz auflösen? Wird sie sich überhaupt auflösen? Die Kursausschläge waren zuletzt nicht besonders stark, sie wurden allerdings nach oben hin geringer, so dass die Schwäche nicht mehr so aggressiv gekauft wurde wie im zeitlichen Umfeld der EZB-Ankündigungen. Es ist gut möglich, dass erst dann wieder Bewegung in den Markt kommt, wenn etwa die spanische Regierung sich dazu entschließt, unter den Schirm des ESM zu schlüpfen. Dies dürfte vor den bevorstehenden spanischen Regionalwahlen allerdings kaum passieren. Solange ein starkes Signal ausbleibt, dürfte der Markt labil bleiben.

Tokay

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2 Gedanken zu „Gastkommentar – DAX im Herbstnebel“

  1. Hallo Tokay,
    Sehr interessanter Artikel.

    Ist wahrscheinlich offensichtlich aber trotzdem noch meine persönlichen Gedanken:
    1.Wenn man sich im Tageschart den sp500 ansieht, kann ein zulaufendes Dreieck interpretieren (gezeigt in meinem Artikel), was mittlerweile nach unten hin aufgelöst wurde. Der Aufwärtstrend ist nun kurzzeitig gebrochen.
    2.Der Single moving average 38 wurde nach unten durchbrochen und der Chart liegt nun auf Höhe des sma50 (genug für eine Unterstützung?).
    3.Zudem gab es eine Divergenz zwischen der Chartformation und dem rsi sowie dem slow stochastik. während der Chart höhere Tiefs markierte, sind die letzten zwei aufeinander folgenden tiefs bei den indikatoren jeweils tiefer ( letzten zwei Wochen). Mal sehen ob der sp500 trotz der signale wirklich nach oben dreht und den Dax mit reißt, denn die sma200 Unterstützung bzw. Das naechste fibonacci retracement vom sp500 sind noch ein Stückchen tiefer.
    In werde gerne von einem besseren Szenario überstimmt 🙂

    Zum Schluss auch nochmal eine frage: gibt es für zulaufende Dreiecke eine statistische Berechnung wo der nächste Zielkurs liegen könnte, je nachdem ob es sich nah oben oder unten aufgelöst hat?

  2. @Jacky,

    dein Punkt mit den Divergenzen ist absolut richtig. Was mich allerdings etwas stutzig macht, ist, daß es im S&P 500 kaum Tagesschwankungen im Markt gibt. Würden wir jedoch tatsächlich vor einer nachhaltigen Trendwende stehen, dann müssten wir einen nervösen Markt vor uns haben. Tatsächlich aber ist das Marktgeschehen sehr ruhig. Bisher hält es sich von der Nachrichtenlage her gesehen es sich ja ziemlich die Waage – daher der „Herbstnebel“. Es wird interessant sein zu sehen, was nächste Woche an fundamentals reinkommt.Dann wird man weiter sehen.

    Eine statistische Berechnung für Zielkurse wird sich im allgemeinen am Primärtrend der Richtung orientieren, zu der sich der Kurs hin auflöst. Ich selber bin kein großer Freund davon, aber das ist wohl Geschmackssache.

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