17:30 Uhr
Mitten im Handel möchte ich ein paar lose Gedanken zum Markt mit Ihnen teilen. Da morgen in den US "Independence Day" ist, dürfte der Handel zum Abend hin austrocknen und nichts Bedeutendes mehr passieren. Vorbehaltlich grosser Überraschungen, bleibt das heute daher der einzige Artikel des Tages.
1) Der Markt ist sehr stark und hat im S&P500 Future im Hoch die 1374 erreicht. Das gestern die 1362 zum Handelsschluss gehalten wurden, war also das erwartet positive Signal.
2) Relativ noch stärker ist der DAX, der aber wie erwartet Schwierigkeiten hatte die 6550 schnell zu überwinden, zum Handelsschluss ist es dann gelungen. Warum können Sie in meinem Artikel von gestern -> hier <- nachlesen.
3) In Anbetracht der relativen Stärke des DAX und des morgigen Fehlens von Einflüssen der Wallstreet, kann man morgen tendentiell mit einem ruhigen, aber erneut latent positiven Tag rechnen.
4) Der Rohstoffsektor ist heute "On Fire", egal ob Öl, Kupfer, Uran, Gold, Silber oder Agrar. Ich hatte in den vergangenen Tagen diverse Artikel und Meinungen verlinkt, die für eine grundlegende Wende im Rohstoffsektor sprechen. Dieses Szenario scheint nun möglicherweise einzutreten. Viele Aktien haben nun klare Wendeformationen ausgebildet. Ich rate dazu, sich selber mal einige Charts der bekannten Titel des Sektors zu Gemüte zu führen.
5) In Anbetracht der Geschwindigkeit, mit der die Rally nach oben läuft - bis 1400 fehlen im S&P500 gerade mal noch gut 2% - wird die Luft aber auch schon bald wieder dünn. Bedenken Sie, dass am 10.07.12 das BVG entscheidet und ich habe ja auch diverse Artikel verlinkt, die zeigen, dass nicht nur in Deutschland, sondern auch in Finnland und den Niederlanden die innenpolitische Luft für die fröhliche Geldschleuder nach Südeuropa nun dünn wird. Jegliche "Überraschung" aus dieser Ecke, hat das Potential die Rally auch schnell wieder zu beenden.
6) Ich werde daher in Sektoren mit extremem Nachholpotential - wie eben einigen Rohstofftiteln und selektiven Aktien aus Deutschland wie Leoni (WKN 540888) - durchaus weiter auf dem Gaspedal bleiben. Zu übergrosser Euphorie und einem wilden "nachhechten" nach den weglaufenden Kursen besteht aber bei S&P500 1370 in meinen Augen keine zwingende Notwendigkeit mehr.
7) Als Potential nach oben für diesen Sommer sehe ich im S&P500 durchaus noch neue Jahreshöchststände oberhalb 1420 als möglich an. Das wäre von heute noch ca. 4-5%. Viel mehr nach oben würde mich im breiten Index ehrlich gesagt überraschen. Im DAX und MDAX steckt etwas mehr Potential, das muss man aber selektiv sehen, nicht jede Aktie ist aktuell kaufenswert, besonders nicht im DAX.
8) Da vermutlich Fragen kommen, hier eine kleine Auswahl von weniger bekannten USA & Kanada Aktien im Rohstoffsektor, die ich persönlich nun prinzipiell für interessant erachte. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient nur dazu Ideen zu generieren. Die allseits bekannten Barrick, Rio Tinto, Cameco & Co. sowie europäische Titel ala K+S habe ich bewusst weggelassen, die dürfte jeder kennen. Ob die individuellen Aktien wirklich konkret kaufenswert sind und wenn ja warum, wann und zu welchem Kurs, müssen Sie selber heraus finden. 😉 Alle dieser Aktien sind aber zumindest auf meiner Watchlist, einige auch im Depot. Wenn Sie eine Meinung zu diesen Aktien haben, würden sich die anderen Leser sicher freuen, diese hier zu hören.
Apache (WKN 857530) - Öl und Gas
Devon Energy (WKN 925345) - Öl und Gas
Cliffs Natural Resources (WKN A0RBDY) - Eisen, Stahl und Kohle
Arch Coal (WKN 908011) - Kohle 😉
Freeport McMoran (WKN 896476) - Kupfer
Bunge (WKN 726269) - Agrar
Mosaic (WKN A1JFWK) - Dünger
Silver Wheaton (WKN A0DPA9) - Silber
Hecla Mining (WKN 854693) - Silber
Iamgold (WKN 899657) - Gold
Yamana Gold (WKN 357818) - Gold
Ich wünsche Ihnen immer gute (Anlage-) Entscheidungen !
Ihr Hari
** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **
Und Silvercrest, die heute auch sehr stark ist 😉
@ Deathproof,
Silvercrest ist mir mit ca. 160 Millionen USD MarketCap viel zu klein und Explorer fasse ich als Einzelaktien sowieso nicht an, weil man da gegenüber den Insidern immer am Katzentisch sitzt.
Bitte missverstehe das nicht, das ist keine negative Aussage zu Silvercrest, ich habe zur Aktie keine Meinung. Das sagt nur, dass Silvercrest nicht in mein persönliches „Beuteschema“ passt, aus den Gründen die ich -> hier <- ausführlich erläutert habe.
zum S&P500 –> interessant dieser Artikel vom „Nomura-Bär“ Bob Janjuah, dessen Prognose ein möglicher Rückgang ab dem Indexstand 1400 Ende Juli/Anfang August beinhaltet: -> Zero Hedge <-
Viel fehlt ja nicht mehr an Punkten bis dahin, und zum Glück steht ja Europa Dank des gelungenen Euro-Gipfels vom 28.06. nicht mehr so sehr im Focus des Weltgeschehens, da darf man wieder ein Auge auf amerikanische Probleme werfen 😉
Abgesehen von meiner ironischen Anmerkung, könnte durchaus bei 1400 oder kurz darüber ein Widerstand lauern, nur wenn 1422,38 nachhaltig genommen wird, müsste man die Lage neu beurteilen
@Pascal, danke fuer den Link. Der kurze Artikel deckt sich mit meinem mittelfristigen baerischen Sentiment. Eigentlich wollte ich schon laengst Baer sein, aber der 28.06.2012 hat das Vorhaben auf Wochensicht erstmal verschoben. Price Action ist halt gerade up, und dann wird der dieser Move auch noch mit ein paar positiven Strohhalmen, sprich nicht allzu grottenschlechte Wirtschaftsdaten und Eurohoffnung, augepeppt. Ein naechster Fallstrick fuer den Baeren lauert noch hinter der EZB Fassade, vielleicht hat Merkel sich ihr Geschenk ja von Draghi bezahlen lassen? 😉
Ich kann mir vorstellen, dass der S&P500 sich noch ein ganzes Stueck weiter hochschraubt. In meinen Augen eine Ubertreibungsphase, sehr exponiert fuer ein ploetzliches Abtauchen. Mittelfristig erwarte ich eine Risk-off Phase, wie Bob Janjuah es beschreibt. Das heisst aber nicht, dass es risikoarm ist, sich gegen den Trend eine baerische Position aufzubauen!
Die 6.600 im FDAX wurden jetzt annähernd erreicht. Aufgrund der Dynamik der Aufwärtsbewegung und der Marktbereite ist die Wahrscheinlichkeit für einen noch höheren Indexstand nach m.M. recht hoch. Zwischenzeitliche negative Divergenzen auf den unteren Zeitebenen von 5 bis 15 Minuten wurden negiert, was für Trendstärke spricht.
Inzwischen bilden sich jedoch auch erste negative Divergenzen im Stundenchart und die Handelsspanne reduziert sich. Das spricht dafür, dass der Markt sich auf eine Zwischenkorrrektur – evtl. nach einer letzten Aufwärtswelle – vorbereitet. Wenn jetzt entsprechende Aktienkäufe vorgesehen sind, sollte das berücksichtigt werden. Wenn man nicht grundsätzlich eine Korrektur abwarten möchte empfiehlt es sich, zunächst nur eine Teilposition zu kaufen und diese in der nächsten Korrektur weiter gestaffelt aufzustocken. Aber das hängt natürlich vom persönlichen Risiko- und Moneymanagement ab 🙂
@Pascal
Ich halte mittelfristige Ausblicke, wie die in dem Artikel von Zero Hedge, für sehr spekulativ. Wir haben ein extrem unsicheres Börsenumfeld, das von unklaren, wechselseitigen konjunkturellen sowie politischen Einflüssen geprägt ist und zusätzlich noch hohe Währungsunsicherheiten beinhaltet. Ein Cocktail, der für mittel- oder langfristige Anlageentscheidungen sehr riskant ist.
Wir haben gesehen, dass einzelne Entscheidungen die markstseitige Großwetterlage von heute auf morgen ändern können. Um in diesem Umfeld keine Verluste und – besser noch – Gewinne einzufahren, ist es nach m. M. unerlässlich zu lernen, die Sprache des Marktes selber zu verstehen. Und das völlig ohne (Vor-)Urteile bzgl. bestimmter Richtungen. Man muss jetzt nicht zum Daytrader werden aber dennoch akzeptieren, dass für Gewinne an den Börsen derzeit ein etwas kurzfristigerer Anlagehorizont und intensivere Beobachtung der Märkte erforderlich sind.
Letztendlich ist nur der Markt selber die einzig zuverlässige Größe, und er sagt einem früher oder später immer, welche Richtung er einschlagen möchte. Wenn auch hin und wieder nicht so ganz geradlinig 😉 .
Kann ich nur unterstreichen was Z88 sagt.
Abgesehen davon ist Zero Hedge eine tolle Plattform, aber dort findet sich neben Klugem auch jede Menge Unfug mit massivem Bias. Und es ist immer schwer, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Bei „Wahrsagern“ die immer nur in eine Richtung reden, bin ich sowieso extrem skeptisch. Ein ganz schlimmes Beispiel ist dafür in meinen Augen dieser US Milliardär Ken Fisher, der in Focus-Money eine Kolumne hat und mit Grüner-Fisher in Deutschland ja auch wirtschaftliche Interessen hat.
Der Mann hat in meinen Augen eine ganz simple Masche, er sagt immer das gleiche: kauft Aktien, alles wird gut – ich bin bullisch. Nur die Begründungen dafür variieren. 😉
Und diese Masche funktioniert perfekt. Erstens weil die Leute sowieso lieber Positives lesen wollen und zweitens weil die Börsen vom Zeitstrahl her sowieso in 70% der Fälle steigen – einfach weil Abstürze immer schneller gehen als Anstiege.
Damit hat Fisher fast immer recht (nein was ist er doch für ein toller Börsenkenner ;-)) und bedient exakt die Bedürfnisse der Leser. Und deshalb ist er erfolgreich, er gibt dem Affen Zucker.
Das Fisher auch im Frühjahr 2008 den gleichen Mist erzählt hat und seine Leser damit voll in das Desaster schickte, das ist schnell vergessen. Es ist einfach toll, Guru zu sein – man hat immer recht und wenn nicht, vergessen die Leute es schnell weil siehe vorne, ein Guru hat ja immer recht. 😉
Übrigens, diese bärischen Chefstrategen halten sich viele Banken ganz bewusst als Contrarian zu ihrem eigentlichen Geschäft, weil sie dann immer darauf verweisen können, sie hätten das ja auch gesagt. Das sind aber eher Schaufensterpuppen, die repräsentieren nicht die Ansichten, mit denen die Banken wirklich ihr Rad drehen.
Die Berufs- und Permabaeren kriegen halt immer gut ihr Fett weg 🙂 Kann man auch gut an den China-Baeren sehen. Die sind teilweise seit Jahren dabei vom Absturz zu reden. Aber so richtig krachen will es im S&P500 und DAX wegen China nicht, deswegen wird der China Absturz nach wie vor kontrovers diskutiert. Auf der anderen Seite haben die China-Baeren oft etwas speziellere Vehikel, mit denen sie gegen China wetten und erfolgreich sind. Weniger speziell sind dabei chin Aktien, spezieller schon chin CDS.
Es ist halt immer die Frage, wie man selbst die Lage gerade bewertet. Je nachdem, durch welche Brille man guckt, fallen Bullen- oder Baeren-Meinungen halt auf mehr oder weniger fruchtbaren Boden. Allerdings wuerde ich, wie Z88 richtigerweise anmahnt, nicht gegen den Trend irgendwelche Positionen aufbauen. Fuer solche fundamental motivierten Anlagestrategien fehlt mir einfach der Durchblick und der finanzielle Atem.
@Hans
@Z88
@Hari
… uups, da wurde mein Kurzbeitrag womöglich falsch aufgefasst. Ich werde mich zukünftig bemühen klarer formulierte Zeilen zu posten. Ich habe die Reaktion der hier registrierten user eindeutig unterschätzt ´-) – die Fachkompetenz finde ich in dem Blog höchst erfreulich !!
Was ich ausdrücken wollte war lediglich, dass m.M.n. Bei 1400, bzw. kurz darüber eine wichtige Zone liegt und diese ganz genau im Auge behalten werden sollte um nicht sorglos in eine mögliche Bullenfalle zu laufen – ich denke das Big Money dieses Level auch betrachtet und wie schnell ein kurzer dynamischer Abverkauf durch GS eingeläutet wurde hat man jüngst Intraday gesehen und was womöglich daraus resultieren könnte wären wasserfallartige Abschwünge wie in Herbst 2008 bzw. August 2011 wenn noch zufällig schlechte Nachrichten hinzukommen. M.a.W. … ich wollte eigentlich nur ein Hinweis zu dieser Marke liefern, da wir nicht mehr sehr weit hiervon entfernt sind.
Ansonsten ist der Trend beim S&P500 seit dem 10.03.2009 noch eindeutig im Aufwärtsmodus (steigende Hochs/steigende Tiefs), erst WENN diese verlassen werden, DANN muss ein Umdenken erfolgen !!
Den Markt jetzt schon aggresiv zu shorten halte ich für verfrüht (Don’t fight the Fed). Erst wenn den Zentralbanken das Pulver ausgeht … , aber ob das so schnell und jemals passiert ?? … und selbst dann dürfte es schwer sein zum richtigen Zeitpunkt zu shorten (ich für meinen Teil versuche höchstens die Aktienquote zu reduzieren und Liquidität aufzubauen, evtl. ETF-shorts im Rahmen der Spekulationssteuer kurzfristig einzubauen).
Was uns das Leben im Trading tagtäglich erschwert sind die vielen Meinungen links und rechts des Investmentweges, welche auf uns einprasseln und uns gelegentlich vom Einhalten des selbst gesteckten Investmentplans (falls vorhanden) abhält, und das kann leider sehr teuer werden.
Deswegen versuche ich nicht darauf zu achten was in der einschlägigen Presse publiziert wird – dies ist jedoch auch ein Lernprozess gewesen. Man soll sich ruhig fremde Meinungen anhören (bzw. lesen), aber sich nicht von diesen in Beschlag nehmen lassen ! (eine weitere Verhaltensregel von mir 😉 )
@Hari, um nur einen weiteren „Heilsbringer“ zu nennen wäre der „Daueroptimist“ Heiko Thieme, ein begnadeter Selbstdarsteller und Selbstvermarkter sicherlich den meisten Lesern bekannt; solchen Menschen sollte man auch nicht auf den Leim gehen (als Bsp., vor wenigen Monaten (April, Sender „daf“) empfahl er u.a. die Aktie der Commerzbank bei ca. 1,70€ als „ganz heißen Tipp“, (die Bank würde nie pleite gehen können) wo der Wert heute steht weiß ein Jeder). Für solche Fälle bemühe ich mich der Charttechnik (nur als Beispiel ein ganz simpler Indikator (einer von mehreren) wäre der MACD (12/26/9, expon.) in der Monatsdarstellung (gelegentlich Wocheneinstellung) und dieser zeigt seit 31.03.2011 den „Verkaufsmodus“ an (bereits bei 4,40€) und dieser ist immer noch gültig (sowie auch die fallenden Hochs) ! Ich finde solche Aussagen für die Anlegerkultur unverantwortlich, jedoch (zu seiner Ehrenrettung) räumt er ein, dass man Stopps setzen sollte, aber welcher Neuling achtet immer darauf, meistens werden die Verluste laufen gelassen oder noch schlimmer in einem Abwärtstrend verbilligt, ohne das eine Bodenbildung erfolgt ist.
Um evtl. aufkommende „Irritationen“ auszuräumen bin ich mir bewusst, dass die Börse nur mit den einen hier von mir genannten Indikator nicht immer fehlerfrei funktioniert, es erweitert allerhöchstens die Wahrscheinlichkeit etwas besser in den Wert/Markt ein- bzw. auszusteigen, oder auch einen Risiko auf- oder -abbau zu tätigen – trotzdem ist dieser Weg auch nicht immer risikofrei.
Noch ein Wort zum „Bär“ Jonjuah – würde er mit seinen Prognosen immer richtig liegen wäre er sicherlich schon längst von der Konkurrenz abgeworben worden, oder er würde auf eigene Rechnung handeln :-> – trotzdem fand ich den Artikel durchaus lesenswert.
Fazit: @Hans, @Z88, @Hari – ich denke wir sind uns in der Sache absolut einig – ich fand Eure Beiträge jedenfalls große Klasse.