Marktupdate – Vorwärts immer, Rückwärts nimmer !

13:00 Uhr

Was wir heute bis zum Mittag am Markt erleben, ist so typisch, dass es mir ein Marktupdate wert ist. Und wie unsere Politik in der Illusion der "Alternativlosigkeit" gefangen ist, lässt mich so verzweifeln, dass ich einfach meine Stimme erheben muss !

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Kaufe nie die Euphorie zum Handelsstart !

Diese Regel hat sich im DAX heute mal wieder bewahrheitet. Das institutionelle Geld (gerne auch "Smart Money" genannt) wartet erst einmal ab, während sich im frühen Handel die privaten Anleger (gerne auch wenig schmeichelhaft "Dumb Money" genannt) euphorisiert oder frustriert (je nach Nachrichtenlage vom Vortag) exponieren. Dabei spielt die Angst etwas zu verpassen eine grosse Rolle. Fragen Sie sich liebe Leser heute mal selber: wer von Ihnen hat heute früh, bei DAX über 6300, die Angst verspürt etwas zu verpassen und musste deshalb in den Markt springen ? Hmmm ? 😉

Merken Sie sich deshalb die Regel, erst ab ca. 10 Uhr in den Markt zu gehen und warten Sie einfach ab was vorher passiert. Ausnahmen sind möglich, dann sollte man aber genau wissen, warum es an dem Tag anders als sonst sein soll.

Übrigens gilt die Regel auch an der Wallstreet, erst ab ca. 17 Uhr kann man halbwegs sicher sein, dass der wirkliche Trend des Tages sich offenbart. Deswegen werden wir auch erst heute Abend wissen, wie Mr. Market wirklich über die "Spanien-Rettung" denkt.

Ich persönlich rechne für diese Woche nach wie vor mit einem Potential im DAX von ca. 6400. Nach unten könnte die 200 Tage Linie bei ca. DAX 6210 nun Unterstützung darstellen. Zum Positiven verändert würde meine Erwartung, wenn Umfragen schon diese Woche einen klaren Sieg der bürgerlichen Parteien in Griechenland prognostizieren sollten. Dann wäre das Potential da, auch die 6400 hinter sich zu lassen.

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Nach der Rettung ist vor der Rettung !

Auch ganz typisch für Mr. Market ist, das er in der Sekunde in der ihm eine Sorge genommen wurde, sich sofort um den nächsten Stolperstein Sorgen macht. Die vermeintlichen Gründe warum unsere Politik glaubte, sie sei "alternativlos" gezwungen Spanien unter den Rettungsschirm zu zwingen, sind nämlich gar keine. Unsere Politik lässt sich von der angelsächsischen Finanzwelt vor sich her treiben, der es natürlich gefällt, wenn Geld in die Banken gepumpt wird. Lesen Sie dazu -> diesen <- treffenden Artikel der Wirtschaftswoche oder -> hier <- einen Kommentar im Handelsblatt.

Was wäre denn so schlimm, wenn mal ein paar spanischen Regionalbanken Pleite gehen ? Und wäre es so schlimm, wenn der DAX mal wieder auf 4000 fällt ? Wenn sich dann endlich mal ein wirklicher, tragfähiger Boden bildet, weil der Moral Hazard der permanenten "Rettungsaktionen" aus dem Markt verschwindet, wäre ich unbedingt sehr dafür ! Denn nur so können wir wieder einen funktionierenden Markt und eine stabile, sich selbst tragende Wirtschaft bekommen.

Und wir "dummer" deutscher Michel zahlen fröhlich und übernehmen Risiken, weil wir einen historischen Schuldkomplex haben, der uns dazu zwingt immer die Muster-Europäer sein zu wollen, selbst wenn es unseren Interessen entgegen läuft. Viel schlimmer, wir verstehen unsere eigenen Interesse gar nicht mehr und glauben wirklich daran, dass die "Rettung" dieses fehlkonstruierten Euros in unserem eigenen Interesse läge. Vom Ausland wird das fröhlich gefördert, in dem Deutschland die Schuld am weltwirtschaftlichen Ungemach zugeschoben wird. "Haltet den Dieb" kann ich da nur sagen und bin wirklich entsetzt, wie blind unsere politische Kaste ist.

Und so kommt es wie es kommen muss, Mr. Market fängt sofort damit an, sich über den nächsten Kandidaten Sorgen zu machen. Und der lautet nicht Griechenland, sondern Italien ! Lesen Sie -> hier <- und weinen Sie mit mir. Wir lassen uns wie die Schweine durch Elektroschocks zur Schlachtbank treiben und merken es noch nicht einmal.

Dabei gäbe es einen einzigen Satz, der das ganze Spiel mit einem Schlag verändern würde. Und der müsste gar nicht mal öffentlich gesagt werden, sondern nur im Kreis der Regierungschefs der Eurozone. Und der lautet: Deutschland prüft die D-Mark wieder einzuführen.

Mit einem Schlag wäre das Machtgefüge ein anderes. Und wir wären nicht mehr erpressbar. Aber dieser historische Satz wird wohl nie gesagt werden, zu sehr ist unsere Politik in dem Netz der Propaganda gefangen, die uns einredet, dass ein derartiger Schritt nur mit Nachteilen und unkalkulierbaren Kosten verbunden sei. Deshalb wird dieser Satz nicht gesagt. Und deshalb kommt auch niemand auf die richtige Idee, die D-Mark zunächst parallel zum Euro als reine Referenzwährung und zur deutschen Staatsschuldfinanzierung einzuführen. Eine Rückkehr muss nämlich keineswegs auf einen Schlag erfolgen, man kann im Euro bleiben und trotzdem Schritt für Schritt die Alternative vorbereiten.

Selbst unser Bundesbankpräsident Weidmann redet den "unkalkulierbaren Risiken und Kosten" einer Rückkehr zu D-Mark ja nun das Wort und blendet dabei völlig all die massiven Vorteile und Vermögensgewinne für Deutschland und seine Bürger aus, die eine Rückkehr zu D-Mark mit sich bringen würde. Lesen Sie -> hier <-. Weidmann war wohl doch zu lange an der Seite von Merkel, wie kann man da eine abweichende Weltsicht erwarten....

Herr Weidmann, beantworten Sie dem deutschen Bürger doch mal eine Frage: Wenn die neue D-Mark sofort um 30% gegenüber dem Rest-Euro aufwerten würde - was auch ich für realistisch halte - ist das dann ja wohl das korrekte Abbild der in den letzten 10 Jahren erarbeiteten Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Was bedeutet 30% Aufwertung für die Zahlungkraft eines deutschen Bürgers mit D-Mark in der Brieftasche ? Wie würden sich unsere Importpreise entwickeln ? Wie stark würden unsere alten Schulden in Euro entwertet und wir damit entlastet, wenn wir neue Schulden nur noch in D-Mark aufnehmen ? Hmmm ?

Besonders absurd und peinlich ist für mich die Argumentation: "Ein Zerfall der Währungsunion wäre mit extrem hohen Kosten und Risiken verbunden, die niemand wirklich vorhersehen kann". Was im Umkehrschluss dann ja wohl bedeuten soll, dass der nun von der Politik eingeschlagene Weg der Dauerrettung sicher vorhersehbar und ohne Kosten und Risiken ist, oder ? Besser kann man in meinen Augen nicht offenbaren, wie hoffnungslos man gedanklich in dem vermeintlichen Automatismus der "Alternativlosigkeit" gefangen ist. Schlimm so etwas vom Chef der Bundesbank hören zu müssen !

Herr Weidmann, die Welt ist nicht schwarz/weiss und man hat immer die Wahl ! Richtig ist, dass beide Wege mit erheblichen Risiken, aber auch erheblichen Chancen verbunden sind. Es gibt keine einfache Antwort und auch die Rückkehr zur D-Mark ist ohne Frage mit Risiken und Nachteilen verbunden. Aber: WIR HABEN SEHR WOHL DIE WAHL ! Das mal argumentativ gegenüber zu stellen, wäre für mich ein Zeichen intellektueller Redlichkeit !

Wir durchleben wahrhaft historische Zeiten und die Mehrheit der Bevölkerung merkt es nicht. Mit jedem Monat sinken unsere Chancen, den fatalen Weg noch stoppen zu können, der nun eingeschlagen wurde. Es kann gut sein, dass uns unsere Kinder später mal fragen werden: Papa, warum hast Du damals geschwiegen, wenn sie in den Geschichtsbüchern über die Geschehnisse der Jahre 2010-2015 lesen. Meine Grosseltern kennen diese Frage auch noch.

Mir bleibt daher leider nur, traurig mit dem bekannten Motto zu schliessen, mit dem unsere politische Führung uns in eine Zukunft zwingt, die Deutschlands Bevölkerung mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht will und die wirklich voller "extrem hoher Kosten und Risiken" steckt :

Vorwärts immer, Rückwärts nimmer !

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1 Gedanke zu „Marktupdate – Vorwärts immer, Rückwärts nimmer !“

  1. Wie gestern bereits in einem Kommentar gesagt, halte ich auch die authentisch geführte Diskussion über die Einführung einer Parallelwährung in Deutschland als einzig verbliebene Option zur Zurückgewinnung von Handlungsspielraum.

    Aber daran ist wohl kaum zu denken angesichts des dilettantischen und willfährigen Agierens. Ich fühle mich jedenfalls teilweise regelrecht peinlich berührt wenn ich sehe, wie sich die größte europäische Volkswirtschaft am Ring durch die Nase vorführen lässt. Und damit beende ich auch meine Schelte. Nichts für ungut.

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