Siehste – vom *Müssen* des Marktes



Ich weiss, ich weiss. "Siehste" Beiträge mit dem langen, oberlehrerhaften Finger des Lehrer Lämpel sind nicht sehr beliebt. 😉

Aber ich versuche hier ja auch nicht Leser um jeden Preis mit Versprechungen des schnellen Geldes an Land zu ziehen, sondern wünsche mir Mitglieder, die aus eigenem Entschluss erkennen, dass sie ihre Herangehensweise an den Markt ändern müssen. Denn nur so kann sich nachhaltiger Erfolg einstellen.

Und das heutige "Siehste" ist sehr wichtig, denn es zeigt Ihnen einen Kardinalfehler, der von sehr vielen Anlegern immer wieder gemacht wird. Immer wieder!

Denn wenn ein Markt steigt und steigt und neue Höchststände erklimmt, stellt man sich gerne emotional dagegen, ist skeptisch und bekommt warme Gefühle beim Lesen all der Crash-Propheten, die einem erzählen, dass dieser Markt ja "irrational" sei.

Warme Gefühle bekommt man wegen des eigenen Egos, denn wenn man nicht dabei ist und der Markt immer neue Gewinne generiert, setzt einen das ja unter Druck. Mit dem Bild des "irrationalen Marktes" kann man sich der wirklich wichtigen aber auch schmerzhaften Frage entziehen, ob man nicht vielleicht einen grossen Fehler gemacht hat. Auf die Argumente der Marktskeptiker zu hören, ist dann also nur eine fortgeschrittene Variante des beliebten "Wegschauens" und "Verdrängens", wenn einem die Wirklichkeit nicht gefällt.

Wer also in einem stark steigenden Markt nicht dabei ist, sucht gerne "Erleichterung" bei allen, die ihm Argumente liefern, warum die im Markt ja "Idioten" und "Lemminge" seien. Und wenn es viele von dieser Kategorie gibt - und das ist aktuell immer noch der Fall - muss ein Markt deshalb weiter steigen.

Genau deshalb habe ich Ihnen vor knapp 2 Wochen in -> Stärke gebiert Stärke <- geschrieben, dass ein starker Markt nicht einfach auf dem Fusse dreht, sondern eher weiter nach oben läuft.

Ich sage Ihnen auf den Kopf zu, die Akzeptanz dieser Wahrheit ist bei Ihnen im freien Bereich nur sehr gering ausgeprägt. 😉 Und nun sind zwei Wochen vergangen und der Markt ist weiter hoch gelaufen und ist immer noch überkauft. Aber jetzt *muss* er korrigieren, jetzt *muss* der Markt doch endlich mal drehen, so sagt Ihnen Ihr Ego heute.

*Muss* er? Die Wahrheit ist, der Markt *muss* gar nichts und in einem so starken Markt, ist eine Fortsetzung des Trends gut möglich.

Die gleichen Anleger aber, die so einen Markt für "irrational" halten und schon lange nicht mehr dabei sind, würden dann, wenn der Markt 20-30% korrigiert hat, zugreifen wollen. Weil dann sind viele gute Aktien ja "billig".

Sind Sie das? Schauen wir mal auf diese beiden Charts des DAX im Jahre 2011 und des S&P500 im Jahre 2008:

Da, wo ich in den Charts zum Zwecke der Erklärung den notwendigen Exit mit blauen Pfeilen markiert habe, dort wäre der Markt für diesen Typus Anleger - der sich klüger als der Markt wähnt - "billig" gewesen und Anleger hätten mit dem gleichen Argument zugegriffen, mit dem sie heute an der Seite stehen.

Nun gut, wenn ich Sie nicht überzeugen kann, dann machen Sie einfach weiter so. Pflegen Sie Ihr Ego, suhlen Sie sich im Gefühl zu den "Querdenkern" zu gehören, die die Irrationalität des Marktes als Einzige erkennen können. Glauben Sie einfach weiter klüger als der Markt zu sein. "Be my guest", ein Markt braucht diesen Typus Marktteilnehmer. 😉

Wenn Sie sich aber darüber erheben können, wenn Sie erkennen können, wie Ihr Ego auf Ihr Handeln einwirkt, dann wiederhole ich für Sie sechs Grundregeln:

(1) Stärke gebiert Stärke

(2) Schwäche gebiert Schwäche

(3) Ein Markt der neue Hochs generiert, dreht nicht auf dem Fuss, sondern braucht in der Regel Zeit und Hin und Her, um eine Topbildung zu entwickeln.

(4) Ein Markt der neue Tiefs generiert, dreht nicht auf dem Fuss, sondern braucht in der Regel Zeit und Hin und Her, um eine Bodenbildung zu entwickeln.

(5) Ein Markt der neue Hochs generiert, ist wenig anfällig für einen Crash

(6) Ein Markt der schon 20% verloren hat und weiter abwärts bröselt, ist sehr anfällig für einen Crash.

Und natürlich gibt es keine Regel ohne Ausnahme und irgendwann, wird es auch mal einen Crash direkt folgend auf neue Hochs geben. Falls heute Nacht ein Atomkrieg in Ostasien ausbrechen würde, würde das wohl so sein. Aber nach diesen Ausnahmen zu handeln macht keinen Sinn, das ist das unkontrollierbare Restrisiko des Lebens. Wir müssen am Markt nach dem handeln, was wahrscheinlich ist.

Nun alles klar? Wenn nein, kann ich Ihnen nicht helfen. Wenn ja, ist Ihre Aufgabe als Anleger, nach diesen Prinzipien zu handeln. Ihrem Depot wird es langfristig gut tun.

Ihr Hari

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