S&P500, das Debt Limit und Janet Yellen – Bollinger Band Crash Trade

Gestern endlich, hat der Markt begonnen, im Angesicht des nahenden Debt Limit Debakels in den USA nervös zu werden.

Zu offensichtlich wurde insbesondere durch Obamas Pressekonferenz um 20 Uhr MEZ, dass beide Seiten immer noch tief in ihren Schützengräben eingegraben sind und eine Lösung wohl erst kommt, wenn der Markt noch mehr Druck auf die Politik macht - sprich deutlicher abgibt.

Gestern hatten wir dann auch einen Bollinger Band Crash - ein Durchschlagen des Bollinger Bandes nach unten - das in der Vergangenheit eine hervorragende Indikation für eine zumindest temporäre Wende nach oben war.

Schauen Sie mit mir auf das Chart des weltweiten Leitindex S&P500 mit Tageskerzen, hier des Futures:

S&P500 BB Crash 09.10.13

Das Chart zeigt die gesamte Aufwärtsbewegung seit November 2012. Und ich habe alle Bollinger Band Crashs markiert, also die Momente, wo das Bollinger Band nach unten touchiert oder durchschlagen wurde.

Sie sehen eine wirklich beeindruckende Prognosekraft dieses Indikators. Jedes mal und ohne jede Ausnahme, hätte eine Long-Wette zu diesem Zeitpunkt ein zumindest kurzfristig positives Ergebnis gebracht !

Und nun haben wir wieder so einen Bollinger Band Crash und heute Nacht kam auch noch die Nachricht, dass es nun wahrscheinlich doch Janet Yellen als neue FED Chefin wird. Eine Entscheidung, die der Wallstreet sehr gefallen sollte, da man Yellen nachsagt noch aggressiver zum Gelddrucken zu neigen, als schon Bernanke. Die Zeit des grossen Stimulus wird mit Yellen also nicht so schnell vorbei gehen.

In Kombination dieser beiden Parameter, haben wir kurzfristig also gute Chancen auf einen leicht positiven Tag an der Wallstreet.

Allerdings hat der S&P500 nun auch die Trendlinie durchschlagen und gleichzeitig die 50-Tage-Linie verloren. Beide sitzen aktuell bei ca. 1677 USD im S&P500 Future. Eine Bewegung bis dahin wäre also typisch. Dann wird es aber spannend.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Markt gestern begriffen hat, dass eine Lösung im Debt Limit Streit wohl erst noch mehr Schmerzen erfordert, kann es also gut sein, dass es dieses mal anders ist und der Markt unter der 50-Tage-Linie wieder abwärts rollt.

Dann würde sich massive Schwäche anschliessen, die letztlich dann dem verwirrten Washington den Arm umdreht und eine Lösung erzwingt.

Behalten Sie dieses Szenario also im Auge, wenn der Markt heute hoch läuft. In Anbetracht der politischen Unwägbarkeiten sollte jeder mit erhöhter Volatilität und einigen wilden Swings rechnen.

Und klar, eine Lösung wird gefunden werden, das ist offensichtlich und weiss jeder. Die wirklich wichtige Frage ist, wie lange es dauert, welcher Schaden vorher angerichtet wird und ob dieser Vertrauensschaden schnell wieder zu beheben ist. Und dabei wage ich keine Prognosen und wer das doch tut, ist nicht ernst zu nehmen - ausser er kommentiert direkt aus dem "Weissen Haus" heraus und hat ein Mikro im Oval Office versteckt. 😉

Klar ist aber zumindest, dass der Markt bisher fest an eine Lösung glaubt und ebenso an die Rally danach glaubt. Und woran alle glauben, tritt am Markt aufgrund seiner Reflexivität selten ein. Erst gestern hat der Markt begonnen, auch einen weit negativeren Ausgang einzupreisen. Und erst wenn sich diese Schwäche fortsetzt, schafft das den Raum, dass wir wirklich eine Rally bei der Lösung des Debt Limits erleben, die dann länger als für ein paar Stunden hält.

Insofern muss man aus kurzfristiger Perspektive für die nächsten Tage also temporäre Stärke des S&P500 wohl eher verkaufen, als den erneuten Beginn eines grossen Schubs hinein zu interpretieren.

Ihr Hari

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3 Gedanken zu „S&P500, das Debt Limit und Janet Yellen – Bollinger Band Crash Trade“

  1. Hallo Hari,

    Wenn man abgesehen vom chart auch andere Faktoren sich näher anschaut, dann könnte ich mir vorstellen, dass der Markt sich im Moment an einem Wendepunkt des bisherigen Trends befindet, d.h. Eigentlich sollten wir fallende Kurse sehen und nun in die andere Richtung fahren (Süden, mit Zwischenstopp Richtung Norden).

    2011 dachte die Masse, dass Griechenland pleite geht, aus dem Euro fliegt, der Euro platzt und der Euroraum auseinandergeht. (Was nicht heißen soll, dass so etwas nicht passieren kann). Die Kurse lagen in den Südländern alle am Boden, die Stimmung war miserabel, keiner wollte die Aktien haben.
    Jetzt 2013 betrachtet, war es der beste Zeitpunkt in den Markt reinzugehen. Die Kurse der griechischen Firmen haben sich mindestens verdoppelt, viele italienische,spanische,portugiesische und französische Small Caps haben einen riesen Lauf hinter sich.

    2013 kann sich die Masse nicht vorstellen, dass die USA zahlungsunfähig sein könnte. Die Kurse sind auf All Time High , es gibt zur Zeit sehr viele „Buch“ Gewinnern mit ordentlichen Renditen mit dem eigenen Depot. Viel Cash steht an der Seitenlinie und FED macht doch kein Tapering.
    Wie an der Börse bekannt, gewinnt immer die Minderheit, d.h. Die Masse muss verlieren und somit müssen auch die Kurse wieder runter. Das Problem hierbei ist, wie man sich auf einen möglichen Zahlungsausfall positionieren sollte.
    Sollte es zu einem Zahlungsausfall kommen, dann könnte es zu massiven Verwerfungen kommen. D.h. Wenn ich mich mit einem Put Schein auf fallenden Kurse absichern möchte , müsste ich Bedenken haben, ob die emittierende Bank das Chaos überlebt .

    Ich denke, das einzige was mir hier einfällt ist der Juristenspruch „vor Gericht und auf höher See sind wir nur in Gottes Hand“ 🙂

    Ist nur mal so ein Gedankengang von mir , was ich gerne mit euch tauschen möchte .

  2. Achso übrigens , der Markt nimmt auch die „positiven“ News nicht mehr wirklich an ( frühe Bekanntgabe Nachfolger FED, alco gute Zahlen usw.)

  3. @Musti: Sehe ich noch nicht so. Wir stehen kaum am Anfang der Berichtssaison und da wollen wir schon sagen können, wo demnächst die Reise hin geht? So etwas ist in meinen Augen, Entschuldigung, Kaffeesatzleserei. Es wäre ausserdem sehr ungewöhnlich, würden die Weltbörsen ausgerechnet zu Beginn des günstigeren Börsenhalbjahres in den Keller rauschen. Das würde dann schon auf größere Verwerfungen hindeuten. Aber darauf deutet momentan wenig hin. Wie gesagt, gegen Ende vom Q3 wird man mehr wissen. Zu Alcoa noch, die sind in der jüngeren Vergangenheit konträr zum S&P 500 gelaufen, sagt also nicht so sehr viel.

    Wesentlich mehr sagt da ein Blick auf das Balance Sheet vom Fed. Tendenz: Steigend. Klar sind die Indizes hoch gelaufen, doch dieser Anstieg war unterfüttert. Keine Überhitzung – noch nicht. Deine Vorsicht ist allerdings grundsätzlich berechtigt. Ab 2014 könnte es von der Tendenz her etwas ungemütlicher werden. Jede Party endet irgendwann. But: It’s not over till it’s over….

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