Bankenregulierung – ein einziges Kasperletheater !

Zum Thema Bankenregulierung muss ich heute mal einen persönlichen und giftigen Kommentar loslassen.

Heute Morgen lesen wir, dass der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht beschlossen hat, den Banken bis 2019, weitere 4 Jahre, Zeit zu geben ihre Liquiditätsreserven gemäß der regulatorischen Anforderungen hoch zu fahren. Lesen Sie zum Thema zum Beispiel im -> Handelsblatt <-.

Begründung war mal wieder das immer wieder benutzte Druckmittel der befürchteten "Kreditklemme", ein Mittel das von den Banken gerne eingesetzt wird. Schon das Wort ist ein Witz, weil es impliziert als ob die Banken kein Eigeninteresse an einer Kreditvergabe hätten und staatliche Organe wären, die gnädig Staatsgeld weitereichen und verteilen. Erinnern wir uns, worauf will die Commerzbank Ihre Zukunft aufbauen ? Und was will die Deutsche Bank nun ausbauen ? Hatte das nichts mit "Mittelstandsbank" zu tun ?

Aber natürlich existiert ein wahrer Kern bei der Angst vor der Kreditklemme, in schwierigen Zeiten von geringer Liquidität erhöhen die Banken die Anforderungen an Kredite, in dem sie diese entweder teurer machen oder gar nicht erst vergeben. Nur schauen wir doch bitte mal mit offenen Augen was gerade wirklich passiert:

Die Notenbanken drucken wie wahnsinnig dreistellige Volumina an Multimilliarden, die defacto primär ins Bankensystem fliessen und gleichzeitig über die Notenbanken indirekt Risiken für die Haushalte der Staaten aufbauen. Und die damit uns und unseren Kindern eine Schuldenlast für Generationen auferlegen ! Dort - im Bankensystem - versickern diese Multimilliarden dann in den aufgeblähten, undurchschaubaren Bilanzen. Und dann gehen diese Grossbanken her und jammern über mangelnde Liquidität für die Kreditversorgung der Realwirtschaft.

Mal ganz dumm gefragt:

Warum lassen wir die Grossbanken nicht alle Pleite gehen und verteilen die gedruckten Multimilliarden der Notenbanken nicht direkt bei Bürgern und Unternehmen ? Dann bekommen wir auch endlich mal die Inflation, die die Staaten sowieso brauchen, um aus ihren Schulden heraus zu wachsen.

Ja, ja ich weiss, so einfach ist das dann doch nicht. Das ist mir auch klar, der bewusst polemische Satz zeigt aber wie im Brennglas den ganzen Irrsinn der aktuellen "Bankenrettung" und "Bankenregulierung". Wofür brauchen wir diese Banken überhaupt ? Wofür kippen wir diese Multimilliarden eigentlich ins existierende Bankensystem hinein, statt damit ein Neues aufzubauen ? Kann mir das einer der "hochkompetenten" Bundestagsabgeordneten, die da immer wieder ganz brav und "alternativlos" im Fraktionszwang die Hand heben, mal erklären ?

Eines ist auf jeden Fall eindeutig. Wir haben einen unabhängigen Schiedsrichter zu diesem Thema und das ist Mr. Market himself. Und nun schauen Sie mal, wie er heute auf die Nachricht reagiert. Der europäische Bankenindex ist heute um rund 3% im Plus. Das ist sein Urteil zu diesem Thema. Und nun sagen Sie mir, wer ist der Profiteur dieser Entscheidung ? Die Grossbanken, oder die ach so gefährdete Kreditversorgung der Realwirtschaft ?

Meine Meinung zum Thema: Die Luft muss aus den Bilanzen der Grossbanken raus und diese gehören zerschlagen und in ein Trennbankensystem überführt. Und zwar so schnell wie möglich. Dann gibt es nach einer Übergangsfrist auch keine Probleme mit zu geringen Puffern mehr, weil die Bilanzrisiken wieder klarer zugeordnet werden können und ein Leverage wie aktuell nicht mehr möglich ist, eben weil ihn keiner mehr finanziert.

Erst dieser Leverage und die aufgeblähten Bilanzen erlauben überhaupt die völlig irrsinnigen Boni für ein paar gelgehaarte Jünglinge in London und anderswo. Und weil den Banken das klar ist, wehren sie sich auch gegen jeden Versuch die Grossbanken zu zerschlagen. Und Angst zu machen ist dabei ein wunderbar funktionierendes Mittel. Aber Moment, ich vergass, ein Problem bei der Lösung gibt es schon: die Aston Martin Niederlassung in London wird Umsatzeinbrüche erleben. Sic !

Aber auf mich hört da sowieso keiner. Demokratisch legitimierte Entscheidungen sind zu diesen entscheidenden Themen defacto ausser Kraft gesetzt. Trotzdem geht mir dieses ungehörige Spiel richtig auf die Nerven, weil die Gegenpositionen der Multimilliarden in Form von Staatsgarantien in die persönlichen Bilanzen unserer Söhne und Töchter geschrieben werden ! Nur gut, dass mein kleiner Sohn noch keine Ahnung hat, wofür er bürgt. Womit er damit gar nicht viel unwissender ist, als die Mehrheit der Bevölkerung und Abgeordneten. Schöne "Demokratie" das !

Zerschlagt endlich die Grossbanken !

*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***

17 Gedanken zu „Bankenregulierung – ein einziges Kasperletheater !“

  1. Angeblich bad bank fuer muehlpapiere der Südländer bessere Lösung als zerschlagen, Kontinenta
    Banken von Europa sind sowieso nicht in besseren Konditionen vor der Krise gewesen, gegen anglosaechsischen und amerikanischen.Die letzen haben ihre back Office Sparten schon längst nach Asia outgesourset. Mit Zerschlagen wird kontinentalbankgewerbe fatal für Jahrzehnten abgeschwächt.

  2. Dein Sohn könnte auch die russische Staatsbürgerschaft annehmen. Das ist er von den Schulden erlöst.
    Ich bringe meinen beiden Kinder bereits kyrillische Buchstaben bei. 🙂 🙂

  3. Reiner Lobbyismus! Effektiv ist doch heute die Verdienstspanne der Großbanken an jedem Kredit größer als vor der Krise, da die Banken ihr Geld für lau bei den Zentralbanken bekommen. In dem Zusammenhang möchte ich auch noch mal an die jahrelange Libor-Manipulation erinnern: auch eine Möglichkeit, seine Verdienste über die Kreditspanne zu erhöhen!

    Gibt es überhaupt eine Kreditklemme? Dieser Artikel deutet zumindest darauf hin, dass im Bereich Private Equity wieder genug Geld zur Verfügung steht.
    -> Heuschrecken kaufen wieder <-

    Noch dazu als Anekdote: zwei Freunde von mir haben letztes Jahr ein kleines Haus gekauft. Quasi Null Eigenkapital. Zinssatz 3,5% für 10 Jahre festgeschrieben. Geliehene Summe etwa das doppelte des Kaufpreises (es besteht erheblicher Modernisierungsbedarf). Hätte es das vor fünf, zehn oder zwanzig Jahren schon gegeben? Eine Kreditklemme sieht für mich anders aus. Für mich riecht das eher nach Hauskreditblase Marke GB/USA Prä-2008.

  4. @plastik

    das wäre schön, ich bin schon seit längerem auf der suche nach leistbarem wohneigentum, nur find ich seit gut 2 jahren nichts, was meinen ansprüchen genügt & ein gutes investment wäre (mietersparnis, als rendite gerechnet)
    und sein wir uns mal ehrlich, es wäre ne win-win-win situation: es gäbe endlich wieder leistbares wohnen / leute, die schlecht in mathe sind bekommen ne lektion erteilt* – dazu gehörn auch die banken / (und um den kreis zu dem arktikel zu schließen) regierungsmitglider und politiker überlegen sichs vlt. doch noch mal mit der schonfrist für die bänker

    @all
    nebenbei, wetterbericht für rheinmetall im 4H chart: neues hoch, aufwärtstrend intakt, sonnige aussichten 😉

    *übrigens nicht zynisch gemeint, jeder könnte aus (anlage-)fehlern lernen, dass es die wenigsten auch tun, ist eine andere geschichte

  5. Ich sehe das so wie meine Vorredner. Was für mich im heutigen Wirtschaftssystem fehlt ist so ein stückweit das familiäre. Das heißt die Besinnung der Bank nach ihrer eigentlichen Funktion im System, nämlich dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen.
    Was meine ich mit familiär in diesem Zusammenhang?
    Den Zusammenhalt unter einander und ein Vertrauensverhältnis, welches es aber leider in unsere globalisierten Welt nicht mehr gibt?

    Ich würde gern noch einen kleinen Vergleich zur Luftfahrt ziehen. Hier gab es zu Beginn und gibt es bis heute sogenannte Flagcarrier (Deutsche Lufthansa, Air France, …). Ich will gar nicht so sehr auf die Entwicklung eingehen, die kann man an geeigneter Stelle nachlesen. Sicherlich waren dies zu Beginn Staatsunternehmen, aber diesen wird bis heute teilweise eine gesetzlich Pflicht abverlangt im Krisenfall den Staat zu unterstützen.

    Leider ist das bei Banken nicht so, auch wenn es hier „Flagcarrier“ gibt, wie die Deutsche Bank, Bank of America,… die den Titel aber nur verdiehnen, nachdem der Staat im Namen vorkommt. Im einzigen derzeitig im öffentlichen Bild verbreiteten „Flagcarrier“ in Deutschland steckt leider das Wort das Wort Commerz.

    Ob das wohl eine Nachricht an die Gesellschaft darstellen soll ;).

  6. @Wastl,

    die Grossbanken und Grossversicherungen (allgemein der Finanzsektor genannt) unterstützen den Staat massiv. Das sind nicht die Gegner der Staaten, sondern deren Komplizen.

    Beide Seiten sind einen faustischen Pakt eingegangen und auf die Rhetorik der Politik muss man da nicht viel geben, das sind die Fensterreden fürs Wahlvolk. Was wirklich los ist, siehst Du beim realen Handeln wenn es darauf ankommt, wie heute wieder bei der 4 Jahre Verlängerung.

    Der Pakt läuft so: Die Politik macht um gewählt zu werden den Wählern immer wieder Versprechungen die nicht finanzierbar sind – auch Deutschland ist übrigens massiv Pleite und kann seine Verpflichtungen keinesfalls je in harter Währung einhalten, wenn man wirklich Bilanz ziehen und zb die Pensionslasten einbeziehen würde.

    Um diese Versprechungen zu finanzieren, gibt der Staat Anleihen aus. Und die muss aber jemand kaufen. Die paar Privatleute reichen nicht für diese Volumina. Die Käufer sind Grossbanken und Versicherungen, die diese dann leicht umverpackt weiter im System verteilen.

    Wenn deren Bilanzen dann ins Kippen geraten, „rettet“ der Staat. Er rettet womit ? Genau, mit dem Geld, dass er vom Finanzsektor hat, weil der ihm die Anleihen abgekauft hat. Denn eigentlich hat der Staat kein Vermögen mit dem er retten könnte, er hat nur Schulden.

    Bemerkst Du den Ringschluss ? Absurd oder ? Der überschuldete Staat „rettet“ die überschuldete Bank mit dem Geld, das die Bank dem Staat vorher für seine Anleihen gegeben hat. Und die Banken geraten deshalb an den Abgrund, weil Staaten ihre Anleihen nicht mehr bedienen können. Worauf die Staaten an den Abgrund geraten, weil sie nun die Banken retten müssen. Der Kreis schliesst sich, Henne und Ei verschwimmen zu einem Brei.

    Staat und Finanzsektor sind also zwei Ertrinkende, die sich gegenseitig versuchen über Wasser zu halten, in dem sie den selben Geldschein immer wieder hin und her schieben – der faustische Pakt.

    Und warum funktioniert es überhaupt noch ? Weil die Notenbank druckt und immer mehr Geld in diesen Kreislauf kippt. Ohne diese Nachschüsse, wäre das System schon kollabiert. Staat und Finanzsystem sind auf Droge.

    Deshalb werden die Staaten die Banken nicht Pleite gehen lassen. Aus purem Eigeninteresse. Deshalb darf Griechenland nicht Pleite gehen und wird „gerettet“, wohl wissend das die Profiteure der Rettung nicht die Bürger, sondern wiederum Banken, Versicherungen und Hedgefonds sind, das Finanzsystem eben. Deshalb haben die Grossbanken immer noch so viel Drohpotential.

    Stellen wir uns doch mal vor, die Staaten würden den Banken und Versicherungen signalisieren, dass Pleiten von Staaten eine reale Möglichkeit sind – die wahre Realität eben. Dann würde das Finanzsystem aufhören die Anleihen zu diesen absurden Minirenditen zu kaufen, die das inherente Risiko in keiner Weise mehr einpreisen und das gesamte System der Staatsfinanzierung würde kollabieren. Einen freien Markt der das Risiko richtig bepreist gibt es im Anleihenmarkt schon lange nicht mehr.

    So läuft der faustische Pakt. Staaten und Finanzsektor hängen gegenseitig voneinander ab, keiner kann mehr ohne den anderen überleben. Und klar, würde man jetzt einen brutalen „Reset“ erzwingen, würde es danach auch wieder Staaten geben, einfach weil es Menschen gibt, die sich organisieren müssen. Insofern werden Staaten überleben. Aber eben andere Staaten mit anderen Eliten als die heutigen. Wenn ich hier von Staaten rede die ums Überleben kämpfen, rede ich also defacto von den aktuellen Eliten in Berlin, Paris, Brüssel, Washington & Co. Dieses System kann die Banken nicht Pleite gehen lassen, dann wäre es selber vernichtet und die Pensionszusagen wertlos.

    Tja, und da es das Perpetuum Mobile nicht gibt, muss es da wo Profiteure sind auch Verlierer geben. Die Verlierer sind wir, die Realwirtschaft und die Bürger. Wir zahlen die Zeche, damit sich dieser faustische Pakt weiter drehen kann. Bis zum bitteren Ende. Und ein bischen sind wir Bürger auch selber Schuld. Wir wählen doch immer diese Politiker, die Wohlstand verteilen, der noch gar nicht erwirtschaftet wurde. Wir können halt auch nur die Grundrechenarten und durchschauen das Spiel nicht.

    Ich weiss, das ist eine traurige Geschichte, die man ungern hören möchte. Die Geschichte von den bösen Banken und den guten Staaten ist aber wie „Peter und der Wolf“ eher Unterhaltung und dem Prinzip „Panem et Circenses“ Neudeutsch „Volksbelustigung“ geschuldet.

  7. Hallo Hari,

    danke für die ausführlich Antwort.
    Ich glaube ich hätte nicht mal Regelungstechnik im Studium gebraucht um zu sehen, dass sich das System immer extremer aufschwingt, bis es sich selbst zerstört bzw. einen Zustand geringerer Energie bringt.

    Wie du schreibst sind der große Teil der Finanzindustrie und Politik auf „Droge“. Deshalb stellt sich mir die Frage, r gibt es noch Wege die Lage zu stabilisieren oder wurde der Point of no Return überschritten und wir stehen vor dem goldenen Schuss?

  8. @Hari,

    du schreibst in deinem Artikel genau das, was ich mit meinem Posting „Don’t fight the FED“ meinte.
    Natürlich viel viel ausführlicher! Auch dein Kommentar ist absolut lesenswert.
    Mir kommt das System/Institution „Bank“ als Fehler im System vor. Natürlich kann das auf „Profis“ kindisch und niedlich wirken,
    da ich weder Fachmann im Bereich Bankenwesen bin, noch den Kapitalismus über das üblich Allgemeinwissen hinaus durchdringe.
    Rein aus meiner persönlichen Sicht der Dinge sieht es für mich wie ein Kartenhaus aus.

    Wenn ich irgend wann mal die Zeit finde, würde ich gerne die Bilanzen der Zentralbanken in Relation zu den Kursbewegungen an den Märkten und vor allem dem BIP und anderen Kennziffern der jeweiligen Staaten setzen. Über welchen Zeitraum müsste z.B. die FED die Zinsen auf -sagen wir- 3% anheben um die aufgeblähte Bilanz zu kürzen? 3% klingt nicht viel, entspricht aber ungefähr einer Verzehnfachung des aktuellen Leitzins, wenn ich mich nicht täusche. Wie stark müsste die wirtschaftliche Leistung pro Jahr steigen, dass sich die FED „traut“ die Zinsen anzuheben? Bzw die FED -noch bevor sie irgend welche Zinsen erhöht, ihr QE3 nicht fortführt, also Geld in den Markt pumpt und aufkauft. Ich könnte noch hunderte weitere Fragen stellen, allerdings sind sie fast schon rhetorisch, da die Antwort für mich klar ist -> es kann doch gar nicht klappen?!

    Nur; wie will man sich absichern? Da bleibt mir nur ein rheinisches Sprichwort: „et is noch immer jot jejange“
    obwohl ich da meine Zweifel habe…

  9. @ Wastl
    Zitat: „die Besinnung der Bank nach ihrer eigentlichen Funktion im System, nämlich dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen.“
    Banken haben nicht die Aufgabe „dem Wohle der Allgemeinheit“ zu dienen. Banken sind Unternehmen, wie Maschinenbauer, Autohersteller oder Transportdienstleister – und sie müssen mit ihrem Geschäft Gewinne machen, sonst gehen sie über kurz oder lang pleite oder werden übernommen.

    Die Forderung „dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen“ erheben nur die Gutmenschen, die statt einer marktwirtschaftlichen Verfassheit lieber einen sozialistischen Kuschelstaat haben wollen, wo die Unternehmen reguliert sind, damit sie keinem wehe tun, und obendrein die Gewinne am besten der „Allgemeinheit“ (oder Staat ?) zur Verfügung stellen.

    Dient etwa Henkel „dem Wohle der Allgemeinheit“, weil es Wasch- & Kosmetikprodukte herstellt? Was macht aber die BASF in Hinblick auf das „Allgemeinwohl“? Oder Rheinmetall mit seinen bösen Waffen?

    Grundsätzlich:
    Gewiss, Banken müssen gesetzlichen Regelungen unterworfen werden, genauso wie ein Produktionsbetrieb Arbeitsschutz- und Umweltschutzauflagen einzuhalten hat.
    Und die Regelungen für Banken müssen sicherlich schärfer gestaltet sein als die, die zur Zeit existieren, kontrolliert von einer mit den nötigen Befugnissen ausgestatteten unabhängigen (!) Aufsicht.

    Ob aber die Zerschlagung von Großbanken gerade dem internationalen Zahlungsverkehr und transnationalen Investitionen dient, bezweifle ich. (Ab wann ist eine Großbank eine Großbank?)

    Und schließlich möchte ich daran erinnern, dass der Auslöser der Finanzkrise 2008, nämlich der Zusammenbruch von Lehman, nicht von einer Universal- sondern von einer reinen Investitionsbank ausging. Gewiss, wenn Lehman gerettet worden wäre, vielleicht wäre als nächste eine systemrelevante Universalbank zusammengekracht. Und schließlich, die Bedrohung des internationalen Finanzsystems Ende der 90er Jahre ging von LTCM, einem Hedgefonds (!), aus.
    M.a.W.: Zerschlagung von Großbanken und das Trennbankensystem sind m.E. keineswegs die alleinseligmachende Lösung.

  10. @DerZyniker, die Ursache für 2008 waren keineswegs Investmentbanken. Bear Stearns war nur die erste Eiterbeule der Krankheit die platzte, Lehman dann die zweite. Beide waren aber Symptome der Krise und nicht Ursache.

    Ursache war auch hier der faustische Pakt der Politik mit dem Finanzsektor. Und auch hier ging alles wieder von einem Staat aus, der seinen Bürgern /Wählern unfinanzierbare Versprechungen machte. Hier war es das Versprechen, das jeder – egal mit welchem Kapital – ein Eigenheim haben könne. Von diesem Pakt haben Politik wie Finanzsektor lange Jahre profitiert, bis dann der Zahltag kam.

    Übrigens, was eine Zerschlagung der Grossbanken mit dem internationalen Zahlungsverkehr zu tun hat, erschliesst sich mir nicht. Niemand will die Banken doch vertikal zerschlagen. Es gibt dann nach wie vor grosse, international agierende Geschäftsbanken. Nur dürfen diese keinen Eigenhandel und kein Investmentbanking mehr machen. Das sind reine „dienende“, defensiv agierende Geschäfts- und Transaktions-Banken mit hohem Eigenkapital.

    Umgedreht haben die Investmentbanken dann den Leverage nicht mehr, weil sie alleine dastehen. Dieser Hebel wurde doch durch Aufhebung des Glass-Steagall Aktes von Bill Clinton Ende der 90er erst ermöglicht. Bis dahin war der Leverage in diesem Umfang nicht im System und die Bankbilanzen nicht so aufgebläht. Von da an konnten die Banken aber die Einlagen der normalen Kunden nehmen und damit das grosse Rad drehen.

    Das war die Ursünde und das muss zurück gedreht werden. Darum geht es im Trennbankensystem, einer Widerherstellung eines klaren Zustands wer Risiko finanziert und dafür haftet.

  11. Stimme völlig mit Hari überein, sowohl über die Ursachen der Krise als auch die Rolle von Banken und Staaten in der jetzigen Krise. Ich bin auch dafür, dass das Bankensystem wieder getrennt wird, so wie es vor Glass-Steagall war.

    Zum teuflischen Zusammenspiel von Banken und Staaten ist von meiner Seite noch zu sagen, dass in der gültigen Bankenregulierung den Staatsanleihen eine immense Bedeutung zukommt. Die EU-Banken können nämlich EU-Staatsanleihen ohne Eigenkapitalreserven in ihre Bücher aufnehmen. Kein Eigenkapital notwendig, null, nix, nada! Das heißt, das Geld, mit denen die Großbanken den Staaten ihre Anleihen abkaufen, kann zu 100% aus dem Nichts geschöpft werden! Siehe dazu auch den Bericht vom DIW (insbesondere S.7):
    -> DIW <-

    Gleichzeitig dienen Staatsanleihen als Besicherungen für die kurzfristigen Refinanzierungen von Banken. Das heißt, da der Steuerzahler für alles grade steht, können die Banken auch ihre kurzfristigen Bedürfnisse mit Staatsanleihen abdecken.

    Damit sind Staat und Banken symbiotisch und in meinen Augen untrennbar verknüpft. Ohne Banken kein frisches Geld für die Staaten, d.h. indirekt für uns alle, ohne Staaten und deren Anleihen kein Leih- und Verleihgeschäft der Banken.

  12. @Wastl, zur Frage des „Point of no Return“. Es gibt nur einen Weg, auf dem das heutige System ohne revolutionären „Reset“ überleben kann. Und das ist ein hohe, aber geordnete Inflation (keine Hyperinflation).

    Würden es Staaten und Notenbanken schaffen wie in den 90ern eine mittlere Inflation von 4-6% über Jahre herbei zu führen, wäre es möglich das „deleveraging“ des Staatssektors durchzuführen und die Schulden nominal abzuschmelzen. Natürlich nur auf dem Rücken der Bevölkerung, die unter einer Inflation am meisten leidet.

    Aber das wäre der einzige mir sichtbare Weg, das Problem Zug um Zug OHNE grundlegende Veränderungen in den Griff zu bekommen. Alles andere läuft früher oder später auf eine Art „Reset“ hinaus, sprich Währungsreform etc.

    Ehrlich gesagt bin ich aber an einem Punkt, wo mir das Ende mit Schrecken lieber wäre, als dieser Schrecken ohne Ende. Denn wenn wir es nicht schaffen, Risiko und Haftung wieder richtig zuzuordnen, wird jede vermeintliche „Lösung“ nur ein Zwischenschritt zur nächsten (schlimmeren) Krise sein.

    Und eine Universalbank ist perse ein Schlag in das Gesicht einer fairen Haftung. Denn dieses Prinzip erlaubt die ersparten Sichteinlagen von Oma Büllerbeck als nominelles Eigenkapital zu benutzen, um im Investmentbanking das grosse Rad zu bewegen. Und das obwohl Oma Büllerbeck natürlich eine sichere und konservative Anlage für ihr Geld wollte.

  13. @hari

    in deinen 2 letzten posts stehen über die aktuelle „krise“ so viele fakten aggregiert, dass ich mir 10 bücher drüber beinahe sparen hätte können 🙂

    da eine medaille immer zwei seiten hat, sieht es nun wohl so aus, dass (ganz laienhaft gedacht) im geldkreislauf innerhalb eines trennbankensystems tatsächlich weniger geld (als jetzt) zur verfügung stehen würde – auch für die realwirtschaft somit
    (könnte man in diesem zusammenhang ein trennbankensystem mit gewissen eigenschaften einer „hartwährung“, der alten d-mark z.B. vergleichen? ->) mit dem „weniger“ an geld würde dann besser umgegangen oder anders ausgedrückt: weniger hebel -> weniger blasen -> mehr investitionssicherheit
    andererseits warst du – wie auch ich – gegen den goldstandard, richtig?

    lässt sich zusammenfassen: jetzt haben wir ein system der überliquidität MIT narrenfreiheit – das trennbankensystem wäre eins mit tendenzen zur überliquidität aber OHNE narrenfreiheit – und den goldstandard kann man wohl im wirtschaftlichen sinne als „goldene zwangsjacke“ bezeichnen

    ich war mir bis jetzt nie sicher, ob die bücher, die ich zu den themen gelesen habe qualität besitzen oder nur reißerisch an oberflächlichkeiten kratzen

    danke hari für die bestätigung

  14. @CDO. Das ist zwar sehr grob aber von der Tendenz richtig. Der Goldstandard alleine funktioniert nicht und führt zu brutalen Deflationen, die niemand ernsthaft haben will. Das jetzige System führt zu massiven Liquiditätsblasen die zwangsläufig die Papierwährungen immer mehr entwerten, es ist ein zyklisches Boom&Bust System, in dem die Währungsreform irgendwann zwangsläufig ist.

    Ein „neues“ Weltfinanzsystem kann daher in meinen Augen nur auf einer intelligenteren „Basiswährung“ beruhen. Diese „Basiswährung“ muss eine Kombination verschiedener Faktoren beinhalten, von denen Gold ein Teil sein kann, aber eben nur ein Teil. Und es muss eine Logik geben, nach der Geldschöpfung nur in bestimmten Parametern rund um die reale wirtschaftliche Entwicklung möglich ist.

    Damit sind wir genau genommen beim alten – sich an den Geldmengen orientierenden – Modell der alten Bundesbank. Nicht exakt, auch das hat seine Macken, aber vom Grundgedanken her sehr nahe. Dieses System erlaubt dauerhaft stabile Papierwährungen.

    Dieses System wurde aber nun geschliffen. Und die Profiteure davon sitzen wieder in den Staaten und im Finanzsystem. Staaten (Politik) die irrsinnige Versprechungen finanzieren können und Banken, die riesige Bilanzen verwalten und deshalb hohe Renditen aufs Eigenkapital und damit riesige Gewinne und Boni zu verteilen haben.

    All das läuft aber auf dem Rücken der Realwirtschaft und des einfachen Bürgers ab. Und das der noch nicht mit Mistgabeln vor dem Bundeskanzleramt und dem Bundestag steht – denn das ist der richtige Adressat der Kritik und nicht die Bankentürme in Frankfurt – liegt nur daran, dass Otto Normalbürger schlicht nicht versteht was hier abgeht und sich statt dessen in Soap Operas verblödet. Und das die Politik mit ihrer „Haltet den Dieb“ Rhetorik in Richtung der Banken erfolgreich ablenken kann. Panem et Circenses halt !

    Die Komplexität des Themas ist dabei der grösste Schutz der Profiteure, denn sie verhindert die Erkenntnis der Massen. Gäbe es eine politisch begabte Persönlichkeit, die griffige Beispiele und Metaphern wie meine öffentlich erzählen könnte und das System trotzdem intellektuell durchdringt, würde diese den im Untergrund brummelnden Unmut des Bürgertums bündeln und diese Republik wäre ganz schnell eine Andere !

  15. Zitat@Hari: „Gäbe es eine politisch begabte Persönlichkeit, die griffige Beispiele und Metaphern wie meine öffentlich erzählen könnte und das System trotzdem intellektuell durchdringt, würde diese den im Untergrund brummelnden Unmut des Bürgertums bündeln und diese Republik wäre ganz schnell eine Andere !“

    Wenn Steinbrück so weitermacht (siehe auch Dein Live-Tip re ThyssenKrupp heute Morgen), bündelt sich der Unmut ganz schnell – allerdings eher GEGEN ihn selbst 😉

    Spass beiseite, es ist wahrlich ein Jammer, was diesbezüglich auf der politischen Ebene rumspringt! Ich hatte diesbezüglich etwas Hoffnung auf die Occupy-Bewegung. Diese hatten den m.E. großen intellektuellen Schritt gemacht, die Geldschöpfungs- und Kreditmechanismen als mit der Krise ursächlich verknüpft zu begreifen. Leider hat die Gruppe weder eine klare Linie noch charismatische Persönlichkeiten in ihrer Bewegung durchzusetzen verstanden.

  16. Zu dem Pakt von oben:
    Bank hat Anleihen von Staat.
    Staat geht pleite und kann Bank nicht mehr Geld zurückzahlen.
    Bank geht pleite.
    EZB gibt Bank Geld.
    Bank kann wieder Geschäfte machen.
    Wieso sollte die Bank jetzt Staatsanleihen maroder Staaten kaufen?
    Wieso muss sie jetzt von einem Staat gerettet werden, sie hat ja Geld von der EZB?

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