Finanztransaktionssteuer nur auf Aktien ist grober Unfug !

Es gibt Dinge, die kann man gar nicht oft genug in einem persönlichen Kommentar aussprechen.

Vor fast exakt einem Jahr, habe ich im Artikel -> Finanztransaktionssteuer - Von Ahnungslosigkeit und Lobbyismus <- eine Wutrede auf den damaligen Vorschlag der EU zur Finanztransaktionssteuer losgelassen, in dem Geschäfte auf den volkswirtschaftlich sinnvollen Aktienhandel 10x so stark besteuert werden sollten, wie Geschäfte auf Derivate. Es macht Sinn diesen Artikel noch einmal zu lesen, denn die Argumentation ist unverändert gültig und ich werde heute diese Argumentation nicht wiederholen.

Wer jetzt aber glaubte, es würde sich etwas zum Besseren ändern, wurde getäuscht. Vielleicht kennen Sie ja den Aphorismus:

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!"
Und ich lächelte und war froh, und es kam schlimmer!

Genau das passiert gerade, denn nun scheinen sich Frankreich und Deutschland in einem typischen, politischen Formelkompromiss darauf verständigen zu wollen, einen -> schrittweisen Start <- der Finanztransaktionssteuer vorzunehmen, bei dem zunächst nur Aktiengeschäfte besteuert werden sollen. Und das was wirklich entschleunigt werden müsste - der Wildwuchs der Derivate - kommt dann irgendwann .... uhmmm ..... ja vielleicht ...... ein bisschen ...... später ...... wenn überhaupt.

Das ist so klar und eindeutig grober Unfug, dass selbst die Mainstream-Presse bei dem Thema sofort richtig reagiert, die Welt hatte gestern den Artikel -> Transaktionssteuer nur auf Aktien ist eine Farce <- online und das Handelsblatt schreibt zu Recht vom -> Ungeheuer von Loch Ness <-.

Statt meine Position also erneut zu begründen und herzuleiten - das habe ich ausführlich vor einem Jahr getan - will ich hier nur in Stichpunkten mal ein paar Fakten zusammen fassen und Konsequenzen aufzeigen.

1. Ich bin persönlich für eine sinnvolle Finanztransaktionssteuer, deren Sinn die Entschleunigung der Finanzmärkte ist und die derivativen Wildwuchs zurück zu schneiden hilft. Bei dieser Steuer darf aber nicht die Einnahmenseite im Vordergrund stehen, sondern es geht darum, die volkswirtschaftlich schädlichen oder unsinnigen - weil Risiken produzierenden - Marktbereiche unwirtschaftlicher und damit unattraktiver zu machen. Nebenbei würde eine richtig gesetzte Finanztransaktionssteuer auch das HFT Unwesen eindämmen und uns allerlei regulatorische und tatsächliche Probleme und Risiken abnehmen.

2. Der Aktienhandel ist volkswirtschaftlich sinnvoll, er dient der Finanzierung der Unternehmen. Ohne Wagniskapital über die Börse, würde es eine Tesla Motors so nicht geben und viele andere erfolgreiche Unternehmen auch nicht. Der klassische Aktienhandel hat Null und Nichts mit den Ursachen der Finanzkrise zu tun. Im Gegenteil, der volkswirtschaftlich sinnvolle Aktienhandel steht unter Attacke. Unter Attacke durch Fehlentwicklungen wie das HFT. Unter Attacke durch die Zerfaserung des Handels auf diverse unregulierte Handelsplätze (Dark Pools). Unter Attacke durch diverse derivate Produkte, mit denen der echte Aktienhandel an echten Börsen umgangen werden kann.

3. Eine Börsenumsatzsteuer nur auf den Aktienhandel, ist ein Boom-Programm für Derivate und fördert die eigenen Transaktionen noch mehr in privaten Handelsplattformen (Dark Pools) zu verstecken. Dieser Formelkompromiss schädigt damit das volkswirtschaftlich Sinnvolle und fördert den Wildwuchs weiter. Das ist für mich grober Unfug ! Ein andere Formulierung fällt mir persönlich dazu einfach nicht ein.

4. Bezahlt wird diese Form von Finanztransaktionssteuer nicht von der Grossfinanz, die ausweichen kann und wird. Bezahlt wird sie vom normalen Bürger, dessen in Zeiten der finanziellen Repression sowieso schon schwieriger Versuch der Geldanlage, weiter verteuert wird. Aber selbst Verträge, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht daran denken würde, wie Fondsparpläne bei Lebensversicherungen, werden negativ belastet werden.

5. Wer dagegen mobil ist oder der Grossfinanz angehört, wird je nach Ausgestaltung der Regeln einfach nicht mehr Aktien handeln und dafür Derivate nutzen. Oder auf Handelsplätze ausserhalb der EU ausweichen. Oder deutsche und französische Firmen am Aktienmarkt ganz meiden, die muss man auch nicht zwingend haben, es reicht sich in den USA und Asien zu tummeln. Geschädigt wird dadurch die Fähigkeit von deutschen oder französischen Unternehmen, an der Börse Kapital aufzunehmen.

Dieser aktuelle Vorschlag, mit einer reinen Finanztransaktionssteuer auf Aktien zu beginnen, ist auf jeden Fall ein Musterbeispiel, wie aus der prinzipiell guten Idee der "Tobin-Tax", durch politische Formelkompromisse ein Monster gemacht wird. Ein Monster, das vorhandene Fehlentwicklungen fördert und die verbleibenden Inseln der volkswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit an den Finanzmärkten mutwillig schädigt.

Ist es wirklich möglich, dass so ein offensichtlicher Blödsinn Gesetz werden wird ? Noch hoffe ich auf die Intelligenz bei den Beteiligten. Hoffentlich nicht zu Unrecht.

Ihr Hari

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Das Bundesverfassungsgericht, die EZB und die Schweiz

Montag 10.02.14 09:50 - EZB & Bundesverfassungsgericht & Schweiz

Ich möchte heute einen persönlichen Kommentar zur Thematik um die EZB, das Bundesverfassungsgericht (BVG) und die Schweiz los werden. In einem Börsenblog darf man auch mal über den Tellerrand in die Finanzpolitik hinein schauen.

Aufhängen möchte ich den Kommentar an einem Artikel der Welt, in dem die Auswirkungen und taktischen Konsequenzen der Vorgehensweise des BVGs auf die EZB aufgezeigt werden: -> Die EZB steht unbewaffnet dar <-

Nach meiner Meinung sieht man an den im Artikel dargestellten Zusammenhängen, auf welch wackeligen Boden sich das Bundesverfassungsgericht begeben hat, in dem es europapolitische Erwägungen in seinen Ratschluss hat einfliessen lassen. Damit ist es zum Mitspieler in einem politischen Poker geworden. Eine Rolle die ihm nach meiner Überzeugung weder zusteht, noch gut tut.

In meinen Augen wäre es sachgerecht gewesen, wenn sich das BVG auf das beschränkt hätte, was seine Aufgabe ist: zur Verfassung der Bundesrepublik Deutschland ein Urteil zu fällen und sich allen Erwartungen der Politik zu verweigern, den grösseren europäischen Kontext dabei einfliessen zu lassen. Denn Massstab des BVG sollte das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sein und sonst nichts.

Hätte das BVG die Verfassungswidrigkeit im Sinne des GG einfach festgestellt - und dazu gibt es ja scheinbar eine klare Mehrheit im Senat - wäre das ja nicht das Ende von Europa gewesen. Im Gegenteil, es hätte die Politik gezwungen, statt an einem Eliten-Projekt Brüssel weiter zu wurschteln und den "dummen Bürger" dabei aussen vor zu lassen, dem Verfassungs-Souverän (den Bürgern) die entscheidende Frage zu stellen: in welchem (europäischen) Staat er in Zukunft leben will. Und wenn dass das Brüsseler Europa sein sollte, dann ist auch alles legitimiert und die Verfassung wird entsprechend geändert.

Im Endeffekt wird in meinen Augen hier das Grundproblem deutlich. Die deutsche Politik hat schon mehr Verantwortung nach Brüssel abgegeben, als im Sinne einer Verfassungsidentität eigentlich zulässig wäre, ohne den Verfassungsstaat defacto auszuhöhlen. Nennen Sie mir mal Institutionen, die noch nicht weitreichende Kompetenzen an eine übergeordnete europäische Behörde oder Institution abgegeben haben. Damit verlieren die Institutionen der Verfassung aber ihre Relevanz, wenn man so will, wird die Verfassung von innen ausgehölt. Dass das BVG seinen Entscheid zum Grundgesetz nun massgeblich vom Urteil europäischer Richter abhängig macht, ist da nur der letzte Baustein in einer Kette, der auch schon Institutionen wie die Bundesbank defacto zum Opfer gefallen sind.

Und der in den 90er Jahren eingeführte Artikel 23 GG (der Europa Artikel) definiert auch nicht den Übergang in einen europäischen Superstaat, sondern nur die Möglichkeit, dass die Bundesrepublik auf die Wahrnehmung ihrer Rechte temporär verzichtet und diese temporär an Europa übertragen kann. Zwischen einer Selbstauflösung und der temporären Abgabe wichtiger Rechte bei Erhalt der Verfassungsidentität, besteht eben ein gewaltiger Unterschied.

So wird aber nach meinem Eindruck der Weg weiter beschritten, in dem die Politik weiter Fakten schafft, die defacto den Verfassungsstaat aushöhlen und entkernen, weil entscheidende Rechte an eine übergeordnete Einheit abgegeben werden. Die Ermächtigung des §23 GG ist nach meiner Wahrnehmung schon längst überdehnt.

Es bleibt mir weiter ein Rätsel, warum den Verfassungsrichtern scheinbar der Mumm fehlte, diesen notwendigen Strich am konkreten Fall mal scharf zu ziehen. Den Grenzstrich zwischen legitimer Abgabe bestimmter Rechte an eine übergeordnete Institution und einer illegitimen Aushöhlung der Verfassung ohne Mandat des Souveräns. Der EUGH hat dazu nichts beizutragen, das ist alleine eine Frage der deutschen Verfassung.

Denn am Ende würde das BVG damit Europa retten, weil eine belastbare demokratische Grundlage erzwungen würde. Zerstören wird Europa das "weiter so" auf einem Weg der Ausdehnung, der schon jetzt vielleicht nicht mehr wirklich von der Bevölkerung getragen wird.

Insofern passt auch das aktuelle Geschehen in der Schweiz um die "Masseneinwanderungs-Initiative" ins Bild. Ich bin sicher, es wird dem Wohlstand der Schweiz schaden, was jetzt als Folge des Entscheids passieren wird. Insofern hat sich die kleine Schweiz, deren Wohlstand sehr stark von der wirtschaftlichen Verpflechtung mit der sie komplett umgebenden EU abhängt, ein massives Ei ins Nest gelegt.

Und gleichzeitig empfinde ich aber den Unmut der Bevölkerung als verständlich und kann das Ergebnis nachvollziehen. Genau das passiert, wenn "Eliten" zu lange auf einem Weg gehen, ohne den Mann auf der Strasse mitzunmehmen. Und das ist auch das, was in Deutschland und Europa beim Projekt "Brüssel" passiert. Würde man in Deutschland eine ähnliche Volksabstimmung zulassen, bin ich nicht sicher, ob wir nicht auch das gleiche Ergebnis bekommen würden, wie in der Schweiz.

In meinen Augen hat das BVG aus Angst vor der Courage eine grosse Chance vertan, Europa wieder eine belastbare Grundlage zu verschaffen. Der Preis wäre dafür eine kurze Phase der Unsicherheit und Turbulenzen an den Märkten gewesen. Aber die kommen so oder so, man kann nicht ewig zusammen pressen, was gar nicht so zusammen gehören will.

So weit mein persönlicher Kommentar zum Thema.

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Prokon, die Bundesregierung und warum Risiko gut ist !

Heute muss ich in der Frühe mal wieder einen persönlichen Kommentar zu einem finanzpolitischen Thema los werden. Denn was ich heute in den Medien lese und laut Medien wohl vom neuerdings SPD geführten Justizministerium ausgehen soll, lässt meine Zornesader schwellen:
-> Bundesregierung will riskante Finanzprodukte verbieten <-

Jetzt riecht das natürlich auch wieder nach so einer typisch politischen Reaktion, wie sie nach medialer Aufmerksamkeit heischend, auch oft nach publikumswirksamen Gewalttaten kommt. Dann wird gerne von erhöhten Strafen schwadroniert und sobald das Thema von den Schlagzeilen verschwunden ist, kümmert sich keiner mehr so richtig darum.

Hier lese ich persönlich aber aus der politischen Absicht auch eine Geisteshaltung heraus, die ungefähr so lautet: Risiko ist schlecht und muss verboten werden ! Der Bürger muss vor sich selber geschützt werden ! Der liebe Staat weiss schon, was gut für Dich Bürger ist !

Die Gängelung und Bevormundung des Bürgers, tritt für mich damit in eine völlig neue Dimension. Eine Dimension, die wir mündige Bürger nach meiner Ansicht zum Wohle unseres Gemeinwesens nicht mehr so einfach hinnehmen dürfen.

Denn die Wahrheit ist: Risiko ist gut ! Unser Fortschritt, unsere Wirtschaft und damit auch die von Steuereinnahmen finanzierten Gehälter, die diese Damen und Herren in den Ministerien jeden Monat auf ihrem Konto haben, sind das Resultat davon, dass Menschen in der Vergangenheit ins Risiko gegangen sind und geforscht, gegründet und investiert haben !

Alle grossen Erfindungen, jedes neues Medikament, jeder Fortschritt, musste erst einmal finanziert werden. Denn vorher ist es ja noch nicht da. Und um etwas zu finanzieren, braucht es Geldgeber, die ins Risiko gehen. Und die dann - wenn es ein Erfolg wird - zu Recht grosse Gewinne einstreichen können. Und wenn es scheitert, ihre Investition abschreiben müssen. Das nennt man Wirtschaft und Fortschritt !

Wenn Elon Musk vor dem Börsengang von Tesla Motors, im Rahmen einer Beteiligungsgesellschaft mit "Genussrechten" um private Geldgeber geworben hätte, wäre das ohne jede Frage ein hoch riskantes Investment gewesen, das auch hätte schief gehen können. Denn erst hinterher ist man klüger !

Nach der Logik, nach der riskante Finanzprodukte für private Anleger zu verbieten sind, hätte dann aber keine deutsche Privatperson bei Tesla Motors investieren dürfen. Weil das liebe Justizministerium und/oder die Bafin "weiss" ja, dass das riskant ist. Ich lache mich tot ! Mit Verlaub, der ganze Gedankengang ist absurd. Und wenn er wirklich ernst gemeint sein sollte und nicht nur von der Süddeutschen verdreht oder übertrieben dargestellt wurde, müsste man sich ernsthaft die Frage stellen, ob man im Angesicht solcher Verantwortlichen, nicht schnellstens aus diesem Land auswandern sollte.

Richtig ist am Finanzmarkt etwas ganz anderes. Die Verbraucher sind nicht vor Risiko zu schützen, sie sind vor Betrug zu schützen ! Denn Risiko hat seinen Preis und das ist gut so. Wer ein sehr riskantes Investment anbietet, muss für den Erfolgsfall eine viel höhere Rendite anbieten, als jemand mit einer vergleichsweise sicheren Anlageform.

Andernfalls wird er keine Geldgeber finden, ausser die "Dummen", denen man sowieso alles andrehen kann, wenn man es nur lecker genug mit einer Schleife verpackt. Will das Justizministerium jetzt auch Dummheit und mangelnde Bildung verbieten ? Ich meine, ich fände es ja toll, wenn beides vom Erdboden verschwinden würde, aber mit einem Verbot erreicht man das nicht, sondern nur mit dem, worin der Staat aktuell versagt: den jungen Bürgern schon in der Schule wirtschaftliche und finanzielle Grundbildung zu vermitteln !

Die entscheidende Frage ist also nicht, wie riskant eine Anlage ist, sondern ob diese Risiken angemessen und vollständig dargestellt wurden. Und wenn das mit Vorsatz nicht passiert, dann darf man das Wort "Betrug" in den Mund nehmen und davor ist der Bürger tatsächlich zu schützen, nicht aber vor Risiko !

Nur blöderweise gibt es die Gesetze alle schon, die Betrug bei Finanzanlagen unter Strafe stellen und es gibt mehr als genügend Formulare und Regularien, daran mangelt es Deutschland nicht. Darauf zu verweisen, würde aber natürlich keine schöne Schlagzeile in der Süddeutschen generieren. Sicher gibt es in Details Verbesserungsbedarf bei den regulatorischen Anforderungen an solche Beteiligungen, das ist aber immer so und keine Schlagzeile wert.

Woran es aber im Lande in Finanzdingen wirklich strukturell mangelt, ist finanzielle Eigenverantwortung und finanzielle Bildung ! Da steht der Staat in einer Verantwortung in Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Denn wer glaubt, man bekäme im aktuellen Finanzumfeld irgendwo ohne jedes Risiko 6, 7 oder sogar 8% Rendite, die sich dann auch noch "gut" und "nachhaltig" anfühlt, ist mit Verlaub ziemlich naiv. Aber das ist ja kein Problem - unser liebes, uns an seine erstickende Mutterbrust drückende Justizministerium - verbietet dann auch Naivität. Wer hier Sarkasmus findet, ist auf dem richtigen Dampfer !

Spannend würde auf jeden Fall zu beobachten sein, welche Finanzprodukte, die in dem Fall nicht zu beneidende Bafin, dann als "zu riskant" für normale Bürger vom Markt nehmen müsste. Fangen wir - mit leichtem Augenzwinkern - doch mal mit drei Kandidaten an:

- Aktien der Commerzbank ? Ich meine "riskant" waren sie, oder ? 😉

- Oder vielleicht eine Beteiligung an Solarworld. Auch die war offensichtlich riskant, oder ? 😉

- Staatsanleihen ? Insbesondere für Mittelmeer-Anrainerstaaten der Eurozone ? Nein, das kann nicht sein, die sind ja total sicher. Oder doch nicht ? Nach welchem Kriterium eigentlich ? 😉

Soll ich weitermachen ? Was glauben Sie, was bei der Prüfung der obigen Anlagen vor Jahren heraus gekommen wäre, wenn die arme Bafin hier hätte prüfen müssen, ob das Finanzprodukt zu riskant ist ?

Ich denke, ich habe meinen Punkt gemacht. Erstaunlich ist nur, dass man so etwas überhaupt schreiben muss und das nicht selbstverständlich ist.

Abschliessen will ich meine Wutrede daher versöhnlich. Denn glücklicherweise gibt es da draussen auch noch Verantwortliche mit Verstand. Und deshalb zitiere ich hier aus dem oben verlinkten Artikel der Süddeutschen, stellvertretend die Präsidentin der Bafin Elke König:

"Jeder Anleger müsse bedenken, dass es einen Zusammenhang zwischen der versprochenen Rendite und dem Ausfallrisiko eines Wertpapiers gebe und dass die Anbieter auf den Finanzmärkten keine Wohltäter seien. Man sollte nur in Produkte investieren, die man versteht, und eine gesunde Skepsis an den Tag legen"

Danke ! Da habe ich überhaupt keinen Widerspruch. So ist es.

Risiko ist gut ! Es muss nur gegenüber dem Anleger angemessen, vollständig und wahrheitsgerecht dargestellt werden, damit dieser eine mündige Entscheidung treffen kann.

Das war aber schon immer so und ist nichts Neues und schon lange gesetzlich verankert.

Und um zum konkreten Fall Prokon zu kommen, hat es an Warnungen und kritischen Kommentaren zum Geschäftsmodell ja nun wirklich nicht gemangelt. Wer sich über diese hinweg gesetzt hat, hat eine eigenverantwortliche Entscheidung getroffen und ist ins Risiko gegangen. Nun muss dieser Anleger die Konsequenzen tragen. Hätte die Anlage zu riesigen Gewinnen geführt, hätte der Anleger diese ja auch alleine vereinnahmen wollen.

Ihr Hari

PS: Sehr passend zum dem Themenkomplex, will ich auch an meinen älteren Artikel -> Die Legende von der bösen Spekulation <- erinnern.

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Wie Sie 2014 zu Ihrem besten Börsenjahr machen

Hier in Südbayern ist heute noch Feiertag, was aber weder die deutschen, noch die weltweiten Börsen interessiert. Und deshalb interessiert es mich auch weniger und hier auf Mr-Market.de, beginnt mit der ersten vollen Börsenwoche im neuen Jahr auch wieder der Normalbetrieb.

Schon letzte Woche haben wir ein paar bemerkenswerte Bewegungen im Markt gesehen, die in ihrem Richtungswechsel, für einen Jahreswechsel nach starken Trends gar nicht mal ungewöhnlich sind.

Die Indizes korrigierten leicht, Gold zog an, der ganze Minen und Rohstoffsektor (Metals & Mining) war vergleichsweise stark und auch der Dollar neigte zur Stärke.

All das sind Gegenbewegungen zu den dominanten Trends des Jahres 2013 und insofern nicht überraschend. Ob diese aber in 2014 dauerhaft tragen, muss sich erst zeigen. Es ist völlig verfehlt, in diese ersten Bewegungen im volumenarmen Handel der ersten Tage zu viel hinein zu interpretieren. Erst diese Woche werden die "A-Teams" wieder an den Handelsplätzen der Wallstreet sitzen und Ende dieser Woche sind wir sicher klüger, mit welcher Grundstimmung das Jahr 2014 aus dem Bett steigt.

Typisch für ein neues Jahr sind ja auch gute Vorsätze und insofern freue ich mich, dass über den Jahreswechsel hinweg eine Reihe neuer Leser zum Premium-Bereich dazu gestossen sind. Und gerade Anleger, die in 2013 mit ihrer Performance nicht zufrieden waren, haben sich für 2014 bestimmt vorgenommen, das nun alles besser wird.

Der Vorsatz ist lobenswert, kann aber nur Realität werden, wenn man auch ehrlich den Fehlern des Jahres 2013 ins Auge schaut. Wir haben das hier im Forum über den Jahreswechsel in den Threads der "grössten Erfolge und Misserfolge 2013" getan.

Allen anderen dagegen möchte ich nahelegen, 2014 zu dem Jahr zu machen, in dem Sie sich endlich von alle den Prognosen und Weissagungen frei machen, mit denen Sie so gerne in den Finanzmedien überschwemmt werden. Glauben Sie mir, diese ganzen "Prognostiker" wissen es auch alle nicht und haben genauso wenig eine Glaskugel wie ich. Dieses permanente Prognostizieren bewirkt aber im negativen Sinne, dass sich die Anleger nicht ausreichend mit dem "Hier und Jetzt" beschäftigen, weil ihnen statt dessen ja die glorreiche Zukunft geweissagt wird. Das macht zwar kurzfristig die Seele glücklich, füllt aber nicht das Depot.

Aber nur im "Hier und Jetzt", in der Gegenwart, werden die Gewinne gemacht, die ihren Depotstand heben. Ein guter Vorsatz für das Jahr 2014 wäre also, sich mehr mit dem zu beschäftigen, was an den Märkten ist und weniger mit dem, was man sich wünscht oder andere weissagen, die der ansteckenden Krankheit der "Prognosiritis" unterliegen.

Und einen weiteren guten Vorsätz gäbe es: bei einem Anlagehorizont von Monaten oder einem Jahr endlich damit aufzuhören, sich über "Bewertungsfragen" Gedanken zu machen. Denn diese sind auf dieser Zeitebene völlig bedeutungslos. Nur mit einem Anlagehorizont von Jahren bekommen Bewertungsfragen eine gewisse Relevanz, nur haben die wenigsten Anleger die Geduld und die dafür zwingend notwendige intime Kenntnis der Unternehmen, um über Jahre geduldig darauf warten zu können, dass der Markt erkennt, was man schon lange vorher selber zu sehen glaubt.

Gerade das Jahr 2013 sollte das überdeutlich gemacht haben. Denn die sensationelle Rally des Jahres 2013 beruhte eben nicht auf wesentlich steigenden Gewinnen der Unternehmen. Es war vielmehr eine Ausweitung der Multiples, die der Markt den Unternehmen zubilligt. Auf gut Deutsch, der Markt hielt in 2013 eine höhere Bewertung von Aktien für gerechtfertigt.

Und das ist auch höchst rational, denn die Bewertungen von Aktien befinden sich eben nicht im luftleeren Raum und es gibt deswegen auch gar keine "absolut" zu hohen oder zu niedrigen Bewertungen. Bewertungen von Unternehmensgewinnen befinden sich immer in einem gesamtwirtschaftlichen Kontext.

Sicher kann man für Bewertungsmultiples so etwas wie langfristige historische Mittel bilden und einen gewissen Sinn hat der Vergleich damit. Aber erstens generieren diese eben keine Aussagekraft für die nächste Monate, bestenfalls für viele Jahre kann man daraus einen gewissen Honig ziehen. Und zweitens basieren alle diese Bewertungen immer auch auf dem grundlegenden Wirtschaftssystem. Wenn das nicht mehr vergleichbar ist, weil sich zum Beispiel eine neue Abart des Korporatismus und Staatsinterventionismus durchsetzt, werden auch die Bewertungen auf Jahre nicht mehr mit denen vergleichbar sein, die zu anderen Zeiten vom Markt gewährt wurden.

Schauen wir auf die Gegenwart, sollten wir daher mit klarem Verstand erkennen, dass Aktien im langjährigen Massstab zwar nicht mehr billig, aber auch nicht deutlich überteuert sind. Und im Vergleich zu vielen anderen Anlageklassen, wie Festgeld, Anleihen, Immobilien, Kunst oder Oldtimer, sind Aktien sogar vergleichsweise günstig. Dafür sorgt die finanzielle Repression, die von den Notenbanken ausgeht.

Und deshalb wäre es keineswegs überraschend, wenn auch 2014 ein gutes Jahr für Aktien würde. Sicher nicht so gleichbleibend positiv wie 2013, auf eine starke Korrektur mittendrin sollte man sich schon gedanklich einrichten, aber am Ende dominieren derzeit immer noch die gleichen Kräfte, die schon 2013 die Aktienmärkte befeuerten. Auf jeden Fall ist es völlig sinnlos, aus der Tatsache, dass die Indizes auf historischen Höchstständen schweben, zwingend abzuleiten, dass diese deshalb nun fallen müssten. Der reine Indexstand sagt gar nichts aus.

Solange Aktien bei der Geldanlage die Einäugigen unter den Blinden sind, kann diese Rally also durchaus noch weitergehen. Denn wie gesagt, die absoluten Bewertungsmultiples haben für den Zeithorizont von Monaten keinerlei Prognosekraft ! Viel wichtiger ist dagegen, in welchem Umfeld sich die Aktienanlage bewegt. Und das ist nach wie vor positiv und es gibt keinen Indikator - auch nicht von den dominanten Notenbanken - der darauf hinweist, dass sich das kurzfristig ändert.

Werden Sie also für 2014 im positiven Sinne opportunistisch, machen Sie sich frei von all den Prognostikern, Crash-Propheten und Perma-Bullen und folgen Sie einfach dem, was der Markt tatsächlich macht. Und wenn der Markt ernsthaft zu fallen beginnt und die Käufer ausbleiben, dann wird man das als aufmerksamer Beobachter merken. Und auf die Seitenlinie treten. Solange das aber nicht passiert, haben die Bullen nach wie vor unser Vertrauen verdient. "The trend is your friend .... until it ends".

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gutes Händchen im Börsenjahr 2014. Und wenn Sie sich nicht sicher fühlen, wie und mit welchen Techniken Sie dem Markt folgen können und wie Sie eine Trendwende erkennen können, dann stossen Sie zur Mr-Market Community hinzu !

Ihr Hari

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Die beste aller Welten für Aktien ? FED Chef Bernanke mit elegantem Abtritt.

FED Chef Ben Bernanke hatte gestern Abend die letzte Pressekonferenz seiner Amtszeit und diese hat er mit Bravour gemeistert. Im Premium-Bereich sind wir den Ereignissen intensiv mit diversen Kommentaren und Hinweisen bis in die Nacht hinein gefolgt.

Denn der Schritt der FED, die gestern ein kleines "Tapering" in Höhe von 10 Milliarden USD beschlossen hat, schafft nun für die Märkte potentiell die beste aller Welten. Und ich ziehe meinen Hut vor einer wirklich klugen Entscheidung.

Warum das so positiv für die Märkte ist, scheint auf den ersten Blick widersinnig. Hat sich dieser Markt nicht die ganze Zeit so massiv vor dem Rückfahren des Stimulus gesorgt ?

Ja das hat er und das zurecht. Es reicht aber nicht einfach zu sagen: Tapering ist gut oder schlecht. Das ist intellektuell zu schlicht, der Kontext ist wichtig !

Denn im Kern will der Markt nach wie vor einfach nur eine starke Wirtschaft mit hohen Unternehmensgewinnen. Darum dreht es sich an der Börse, auch wenn wir in diesem Jahr scheinbar nur noch über Notenbanken geredet haben.

Nun war die wirtschaftliche Lage in den US aber anämisch und die FED hat massiv ihren Stimulus hoch gefahren und damit das ganze Jahr die Aktienmärkte angeschoben, während sich gleichzeitig die Gewinnsituation der Unternehmen gar nicht in dem Masse verbesserte. So wurde die Rally dieses Jahr primär von einer Ausweitung der Gewinn-Multiples getragen, was heisst, dass der Markt den Firmen ein höheres Vertrauen entgegen bringt, dass diese in Zukunft ihre Gewinne steigern können. Der Markt hat also einen Vorschuss auf die Auswirkungen der FED Politik vergeben. Einen Vorschuss, für den die Firmen nun erst einmal liefern müssen.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn der Markt extrem nervös auf den Gedanken reagiert, dass diese "Stützräder" der Konjunktur plötzlich weg genommen werden könnten. Denn dann würde das kleine wackelige Fahrrad einfach umkippen und der Markt wäre klar überbewertet und müsste stark korrigieren.

Die Kernfrage für den Markt ist also, ob die wirtschaftliche Entwicklung in 2014 tatsächlich diesen Vorschuss rechtfertigen kann, der teilweise schon gegeben wurde. Und hier ist die Nahtstelle der Marktpsychologie, an die die FED nun in sehr intelligenter Art und Weise angesetzt hat.

Denn eine Fortführung des Stimulus ist bei dieser Sicht des Marktes ja auch ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sichert die Existenz der Stützräder die aktuelle Bewertung. Andererseits müssen diese Stützräder ja irgendwann mal weg und dann muss das Fahrrad ohne fahren können. Und je länger die FED sich nicht traut, diese Stützräder wegzunehmen, desto stärker signalisiert sie, dass die Konjunktur nicht auf die Beine kommt und der Markt vielleicht zu viel Vorschuss vergeben hat.

Wenn Sie sich diese gedankliche Gemengelage mal vor Augen führen, wird schnell klar, dass die FED und Bernanke gestern eine kommunikativ brilliante Entscheidung getroffen haben.

Einerseits wurde der Einstieg in den Ausstieg erklärt. Damit wurde auch die Glaubwürdigkeit zurück gewonnen, die im September verloren ging, als alle schon mit einem Tapering rechneten und sich die FED dann doch nicht traute.

Anderseits ist der Einstieg aber mit 10 Milliarden USD so klein - es verbleiben ja weiterhin 75 Milliarden USD additiver Stimulus jeden Monat - und gleichzeitig wurde diese Entscheidung von derart weichen Aussagen zur Dauer der Niedrigzinsphase begleitet, dass damit das feste Signal gegeben wurde, die Stützräder noch auf lange Zeit für die Konjunktur weiter zu führen.

So hat die FED einerseits an ihrer Unterstützung für die Märkte nichts wirklich Negatives geändert, 10 Milliarden mehr oder weniger sind eher nebensächlich. Andererseits hat sie aber glaubwürdig kommuniziert, dass die Konjunktur sich tatsächlich verbessert und damit die Befürchtungen, dass die aktuellen Bewertungen ein zu grosser Vorschuss wären, eher unbegründet sind.

Natürlich reagiert der Markt darauf begeistert - das ist völlig logisch und rational. Wenn diese Situation anhält, ist das wirklich die beste aller Welten für Aktien, zumal es ja im Niedrigzinsumfeld keine wirklich ernst zu nehmende Alternative zur Beteiligung am Produktivkapital gibt.

Wenn heute also kein Reversal aus dem Nichts kommt - und dazu gibt es heute Morgen zum Handelsstart keinerlei Indikator - hat die FED damit mit guter Wahrscheinlichkeit den Weg für eine erneute Rally zum Jahreswechsel frei gemacht.

Was danach in 2014 kommt, ist eine andere Geschichte. Denn natürlich ist vieles von dem, was nun gefeiert wird, nichts Neues und die Märkte sind für eine Korrektur offensichtlich überreif. Im ersten Quartal 2014 werden die Karten also neu gemischt, aber diese Brücke überqueren wir, wenn wir vor ihr stehen. Nun - am heutigen Donnerstag in der früh, kurz vor Handelsstart - ist erst einmal festzuhalten, dass die Ampeln für einen guten Jahresabschluss an der Börse auf Grün stehen.

Ihr Hari

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Die Märkte und der „Junk“ Indikator

Auf unzählige Art und Weise und mit hunderten von Indikatoren, versuchen Anleger dem Markt auf den Puls zu fühlen und so dem Schicksal einen Tag voraus zu sein. Ich mag dabei vor allem die Indikatoren, die direkt den Puls des Marktes fühlen, statt nur indirekt über kompliziert herzuleitende Daten, überhaupt eine Schlussfolgerung zu ziehen, die dann wiederum interpretierbar und damit angreifbar ist.

Denn wenn man nur direkt auf die Kurse geht, ist Manipulation und Fehlinterpretation weit schwieriger, denn die Wahrheit liegt auf dem Platz und da wo echtes Geld in Bewegung gesetzt wird, ist mehr Wahrheit dahinter, als bei dem, was so am lieben langen Tag daher geredet wird.

Um zu spüren, ob der Markt gesund ist oder angeschlagen, verwende ich dabei gerne meinen persönlichen "Junk"-Indikator. Das Wort "Junk" steht dabei für die deutschen Worte Abfall, Ausschuss, Plunder, Müll und wird typischerweise als "Junk-Bonds" im Zusammenhang mit Anleihen zweifelhafter Emittenten benutzt.

Solche Junk-Bonds sind hoch gefährdet und kippen in einer echten Kreditkrise typischerweise als Erstes um. Das weiss der Markt natürlich, weswegen der Kursverlauf von "Junk-Bonds" höchst sensibel auf Stress im Finanzsystem reagiert. Wenn sich also eine neue Kreditkrise zusammen braut, werden die Junk-Bonds diese mit als erster Indikator anzeigen.

Um mir die Junk-Bonds anzuschauen, benutze ich dafür gerne den US ETF "JNK" (-> SPDR Barcleys High Yield Bond ETF <-). Und auf dessen Chart mit Wochenkerzen, das bis 2008 zurück geht, schauen wir nun einmal gemeinsam:

Junk 09.12.13

Sie sehen die grossen Kreditkrisen, sie sehen auch, dass Ereignisse wie Fukujima keine Auswirkungen hatten. Das ist auch logisch, Fukujima hat zwar die japanische Wirtschaft und damit auch weltweit Aktien betroffen, die Stabilität der Anleihen stand dadurch aber nie in Frage. Der "Junk-Indikator" hat also zum Beispiel zum Thema Fukujima angezeigt, dass es sich um eine temporäre Wachstumsdelle, nicht aber um einen fundamentalen Grund zur Sorge für die Kreditmärkte handelt.

Umgedreht sehen Sie, wie sorgenvoll der Markt auf die überraschenden Tapering Gedanken von Bernanke im Juni diesen Jahres reagiert hat. Ich habe das ja damals hier ausführlich thematisiert. Einige haben zu dem Zeitpunkt ja geschrieben, der Markt hätte da was missverstanden. Was nach meiner Ansicht völlig falsch und noch dazu von unangemessenem Selbstbewusstsein geprägt ist, denn darin steckt ja die Behauptung, dass man selber mehr als der Markt verstanden hätte. Und das ist in der Regel eine grosse Illusion. Nein, der Markt in Form all der institutionellen Anleger, hat damals sehr genau verstanden und die Implikationen schnell begriffen. Und genau deshalb hat Bernanke ja dann auch im Juli die völlige Kehrtwende vollzogen, der FED ist es wohl kalt den Rücken runter gelaufen, als sie die Reaktion der Kreditmärkte sah. Der "Junk-Indikator" hat also im Juni laut "Gefahr" gerufen und die FED ist sofort über das Stöckchen gesprungen.

Und was sagt der "Junk-Indikator" jetzt ? Völlige Sorgenfreiheit. Stress im Kreditsystem scheint derzeit nicht vorhanden zu sein. Und deswegen sind Sorgen vor dem grossen Einbruch gleich morgen oder übermorgen auch eher unbegründet.

Bitte bedenken Sie, dass der Indikator aber nur anzeigt, wie viel Stress im Kreditsystem derzeit vom Markt wahrgenommen wird. Es bedeutet nicht, dass der Markt die mittelfristige Lage richtig einschätzt. Es ist also sehr wohl theoretisch möglich, dass der Markt sich schon morgen, plötzlich und unerwartet, wichtiger Risiken bewusst wird und der JNK sich schnell nach unten bewegt.

Dieser Indikator zeigt also den subjektiv empfundenen Stress im Finanzsystem. Er zeigt nicht, ob das Finanzsystem objektiv gesund ist ! Diesen Unterschied darf man nicht übersehen. Trotzdem ist der subjektiv empfundene Stress für uns der entscheidende Faktor. Denn der macht die Kurse in der Gegenwart, im "Hier und Jetzt". Die Zukunft kommt von ganz alleine. Und wenn Sorgen um die Stabilität des Finanzsystems auftauchen, wird der "Junk-Indikator" schnell "Alarm" schreien, davon können Sie ausgehen. 😉

Ihr Hari

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Korrektur im DAX: Die kognitive Dysfunktion des deutschen Michels

Gestern haben wir ja die in ihrer Dynamik schärfste Korrektur im DAX seit August diesen Jahres gesehen. Das war auch überfällig und wenn sich diese nicht ausweitet, ist das eher positiv zu werten. Jeder Markt muss mal Luft schnappen, selbst einer auf Steroiden !

Auffällig war aber gestern erneut, wie viel stärker die europäischen Märkte und insbesondere der DAX zerlegt wurden, während der US Leitindex S&P500 am Ende gerade einmal 0,3% abgegeben hatte.

Die Ursache dafür müssen wir wohl auch in der tragisch niedrigen Aktienquote und der völlig fehlenden Aktienkultur in Deutschland suchen. Denn wenn wir bei SAP, Daimler und Co. von "deutschen" Unternehmen reden, ist das nicht mehr wirklich zutreffend. Es gibt viele Indikatoren, an denen man ein Unternehmen einer Nation oder einem Kulturkreis zuordnen könnte. Die Frage wo die Labore und Produktionsstätten sind, ist die eine. Und was das angeht, sind diese Unternehmen schon lange nicht mehr "deutsch", sondern international.

Die Frage wer die Inhaber des Unternehmens sind, ist aber die andere. Denn die Inhaber üben Einfluss auf das Management aus und das beeinflusst letztlich wo investiert und wo geforscht wird. Und die Inhaber "deutscher" Unternehmen im DAX sind in Mehrheit eben keine Deutschen, sondern kommen aus dem Ausland. Und davon vor allem von der Wallstreet.

Es ist schon an Absurdität kaum zu überbieten, wie der "deutsche Michel" einerseits stolz auf diese "deutschen" Unternehmen ist und aus Überzeugung mit Stern, Ringen und Co. über die Strassen fährt. Andererseits aber der Gedanke sich am Produktiv-Vermögen genau dieser Unternehmen zu beteiligen, eher ein "Igitt" auslöst und man statt dessen lieber sein Geld auf dem Tagesgeldkonto mit 100% Sicherheit entwerten lässt. "Selbstmord aus Angst vor dem Tod" ist die einzig richtige Beschreibung für dieses absurde Verhalten.

Da muss man dem "deutschen Michel" schon eine kognitive Dysfunktion bescheinigen, umgangsprachlich kann man das auch eine "geistige Fehlfunktion" nennen. Wobei ich denke, dass es auch nach 10 Jahren vor allem immer noch eher eine "posttraumatische Belastungsstörung" ist. 😉

Und wenn ich sehe, wie jetzt langsam wieder erstes Interesse bei Anleger aufkommt, die dem Aktienmarkt seit 10 Jahren fern geblieben sind, besteht die ebenso grosse, wie tragische Gefahr, dass es bald wieder Grund für ein erneutes Trauma gibt. Denn in den Aktienmarkt neu einzusteigen, war sicher in 2009 und 2010 aussichtsreicher als heute. Um das aber damals zu können, musste man sich mit dem Thema beschäftigen und nicht erst dann, wenn von jeder Titelseite von neuen Höchstständen geredet wird.

Aber wie auch immer, der Effekt ist, dass der DAX in der Hand institutioneller US Investoren ist. Und die haben eine klare Tendenz:

Sobald eine Korrektur einsetzt, sobald also der Markt in den "Risk Off" Modus geht, werden die Gelder in die US "repatriiert". Als erstes werden also "ausländische" Positionen in DAX und Co. abgestossen und dieses Geld in heimische Bluechips investiert. Was zu dem auch gestern zu beobachtenden Effekt führt, dass es in der Korrektur den DAX zerlegt, während Apple, Microsoft und Co. kaum betroffen waren oder sogar im Plus notierten.

Verstärkt wird der Effekt dann noch durch die mittlerweile dominierenden passiven ETFs. Denn vieler dieser US Investoren kaufen nicht einzelne Aktien aus dem deutschen Universum, sondern kaufen den ganzen Markt via ETF. Und aus diesem Grund konnten wir auch gestern wieder in der Korrektur beobachten, wie praktisch alles in ähnlicher Dynamik zerlegt wurde, egal ob Telekom, Bayer oder Daimler. Unterschiede wurden da nicht gemacht, weil die ETFs ihre Positionen über den ganzen Index verringerten.

Die traurige Realität - die uns gestern wieder vor Augen geführt wurde - ist also, dass wir uns für den DAX herzlich wenig Gedanken darum machen müssen, was deutsche Anleger denken. Entscheidend ist, was das "Big Money" der Wallstreet denkt. Und wenn das aus irgend welchen Gründen seine Investments "repatriieren" will, dann nützt das Grübeln und Analysieren über individuelle Geschäftsmodelle und Aktien im DAX herzlich wenig. Dann gilt einfach: mitgefangen - mitgehangen.

Der einzige Weg das zu ändern, ist die Aktienkultur in Deutschland zu heben und damit überhaupt wieder wirtschaftliche Hoheit über unser Produktivkapital zu bekommen. Einige Blogs wie dieser und ein paar wenige lobenswerte Medien arbeiten daran. Aber ohne ein Mitwirken der Politik, wird sich daran nichts ändern. Und die Politik unterliegt ganz eindeutig der gleichen kognitiven Dysfunktion, wie der "deutsche Michel".

Das ist tragisch und für unsere Volkswirtschaft schädlich, als Anleger müssen wir uns aber damit arrangieren.

Ihr Hari

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Wirtschaftlicher Analphabetismus, die Koalitionsvereinbarung und die Mietpreisbremse

Ein bissiger Kommentar zu einem aktuellen finanzpolitischen Thema und dem Koalitionsvertrag in einem Börsenblog ?

Nun es sollte die Ausnahme bleiben, aber manchmal muss es sein - auch um sich den Frust von der Seele zu schreiben. Insofern verzeihen Sie mir meine folgende Philippika gegen den wirtschaftlichen Analphabetismus in der Politik.

Denn schon in den letzten Jahrzehnten, ist eine sinnvolle Ordnungspolitik bei uns in Deutschland immer mehr zugunsten eines dirigistischen Populismus unter die Räder gekommen. Aber nun stellen die Einigungspunkte der grossen Koalition, für mich einen ebenso unrühmlichen, wie ärgerlichen Höhepunkt dar. Und ich muss meinem Unmut einfach irgendwo Luft verschaffen. Besonders tragisch ist dabei, dass der letzte Koalitionsvertrag der alten schwarz-gelben Koalition, bei mir die identischen Abstoßungsreaktionen hervor gerufen hat. Indiz dafür, dass wir es hier mit einem grundlegenden Mangel wirtschaftlichen Grundwissens in der Politik zu tun haben.

Ich könnte nun über vieles schreiben, zum Beispiel auch erneut über die Finanztransaktionssteuer, alle diese Themen hören sich ja oberflächlich gut gemeint und ehrenwert an, sind aber in der Umsetzung unter der Oberfläche eher durch wirtschaftlichen Analphabetismus gekennzeichnet. Der Unterschied zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“, scheint bei vielen Politikern nicht bekannt zu sein. Die wirklich grundlegenden, strukturellen Fragen unseres Landes aber, werden nicht betrachtet und unter den Teppich gekehrt.

Unserer zukünftiger Platz in Europa - in welchem Europa eigentlich ? - geschenkt, kein Thema. Die zwingenden Notwendigkeiten um eine fehl konstruierte Währungsunion zum Erfolg zu führen - geschenkt, kein Thema. Die Folgen der Vermögensvernichtung bei den Bürgern durch die finanzielle Repression - geschenkt, kein Thema. Die absehbaren harten Konsequenzen für unsere Alterssicherungssysteme durch demographische Falle und Niedrigzinspolitik - geschenkt, kein Thema. Ich könnte endlos weiter machen. Alles kein Thema. Man hat ja genügend Placebo- und Orchideen-Themen, um dem Volk Aktionismus vorzuführen.

Ich möchte daher nur ein Muster-Beispiel für den grassierenden, wirtschaftlichen Analphabetismus heraus greifen, und wähle dafür das leidige Thema "Mietpreisbremse". Die "Mietpreisbremse" - das prophezeie ich hier - wird zu einer "Wohnraumbremse" werden und stellt für mich eine absurde "Wünsch-Dir-Was-Politik" von Menschen dar, deren Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen nach meinem Eindruck irgendwo zwischen Kindergarten und Grundschule stehen geblieben ist. Denn schon in der Grundschule wird ja mit "Panini Bildern" und ähnlichem auf dem Schulhof "gehandelt". Und Kinder die das machen, haben schon mehr von Preisfindung in Märkten und wirtschaftlicher Logik begriffen, als manch unsere Polit- oder Verbands-Funktionäre.

Das die Mieten in den grossen Ballungsräumen zu schnell steigen, ist offensichtlich und auch ein offensichtliches Problem. Wer aber ein Grundverständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge hat, wird zunächst mal die berechtigte Frage stellen, warum die Mieten das tun. Und dann bei den Ursachen ansetzen. Und wird dabei auf viele Ursachen stossen, für die der Staat die unmittelbare Verantwortung trägt - wie die exorbitant steigenden Baukosten im Neubestand durch immer höher gedrehte Dämmvorschriften. Oder eben die finanzielle Repression zwecks "Rettung" Südeuropas, die die Menschen in Immobilien flüchten lässt und so das allgemeine Preisniveau massiv treibt. Oder auch die mangelnde Bereitschaft der Städte und Gemeinden, günstiges Bauland für den Mietwohnungsbau auszuweisen.

[---> Anmerkung : Ich habe hier ein Beispiel heraus genommen, in dem ich den Fall eines Vermieters dargestellt hatte, der seine hohe Miete nun senken musste. Im Koalitionsvertrag ist aber noch ein Satz aufgetaucht, nach dem hohe Mieten Bestandsschutz haben. Damit gilt das alte Beispiel nicht mehr, dafür wird aber umgedreht ein Schuh daraus und das Ergebnis bleibt das gleiche. Denn das wird nun umgedreht dazu führen, dass Mieten noch schnell vor Einführung der "Bremse" erhöht werden, da man es danach nicht mehr so einfach machen kann. Jeder Eingriff in die freie wirtschaftliche Entscheidung, führt sofort zu einer Gegenreaktion, die das Ergebnis verzerrt und teilweise ad absurdum führt.]

Wer vermietet, will damit einen wirtschaftlichen Ertrag erzielen und daran ist zunächst nichts Unzüchtiges. Und wenn er das nicht mehr kann, wird er die Vermietung einstellen oder - noch besser - die Mietwohnung als Eigentumswohnung verkaufen. Denn der direkte Wettbewerber des Mietmarktes sind die Preise am Wohnungsmarkt. Und wenn der Vermieter beim Verkauf einer Wohnung einen schnellen Gewinn erzielen kann, den er über gedeckelte Mieten in 20 Jahren nicht herein bekommen wird, wird die Mietwohnung bei nächster Gelegenheit vom Markt verschwinden.

Die langfristigen Folgen der "Mietpreisbremse" ?

Erstens werden die Mieten in den Ballungsräumen nun kurzfristig einen richtigen Schub nach oben machen, weil die Vermieter durch den Bestandsschutz der Altmieten ein Interesse daran haben, die Mieten vor Einführung der "Bremse" so hoch wie möglich zu drücken.

Zweitens werden Wohnungen, die sich mit "Bremse" nicht mehr ausreichend profitabel vermieten lassen, vermehrt zu Eigentumswohnungen umgewidmet und verschwinden ganz vom Markt.

Drittens wird wegen der "Bremse", keine einzige Familie eine Wohnung finden, die schon jetzt im Wettbewerb um den knappen Mietraum die schlechtesten Karten hatte. Diese Familie hat auch nach der "Bremse" immer noch die schlechtesten Karten.

Viertens führen die herab gesetzten Gewinnaussichten und staatliche Gängelung nicht zu vermehrten Investitionen in den Mietwohnungsbau, sondern werden diese weiter drücken.

Fünftens werden sich die grossen Wohnungsgesellschaften die verringerten Renditen zurück holen, in dem sie bei Instandhaltung und Aufwertung noch weniger tun als jetzt schon. Die Qualität des Bestands wird weiter sinken.

Am Ende wird es in Folge der "Mietpreisbremse" also weniger Mietwohnungen geben, diese werden in der Bestandsqualität sinken und es bleiben noch stärker die Randgruppen ohne Wohnung, die bisher auch schon die schlechtesten Karten im Wettbewerb um Wohnraum hatten.

Um das als logische Folge zu erkennen, muss man kein Nobelpreisträger sein. Es reicht der gesunde Menschenverstand, der noch weiss, wie damals der Markt der Panini-Bilder auf dem Schulhof funktioniert hat. Aber selbst das zu erkennen, überfordert scheinbar viele unserer Politiker und Funktionäre.

Alles in allem ist das Thema für mich Ausdruck von grassierendem, wirtschaftlichem Analphabetismus in unseren politischen „Eliten“, den wir auch an vielen anderen Stellen bewundern dürfen. Eine fatale Mischung, die uns alle noch teuer zu stehen kommen wird.

Und ich bin unglaublich froh, dass ich nie in Mietwohnungen investiert habe. Genau aus Sorge vor derartigen Eingriffen in die wirtschaftliche Freiheit. Und nach der "Mietpreisbremse", werde ich es erst recht nicht tun. Menschen zu Investitionen in den Mietwohnungsbau zu motivieren, sieht auf jeden Fall ganz anders aus.

Wie kann man es besser machen ?

Auf vielfältige Art und Weise. Ich will ja hier nicht nur schimpfen. Ich bin bestimmt dafür, dass sich der Staat bezahlbaren Wohnraum auf die Agenda scheibt. Das ist tatsächlich ein Grundrecht und hier hat der Staat für seine Bürger sinnvollen Einfluss zu nehmen. Aber eben nicht nach so dirigistischen Logiken auf Kindergartenniveau.

Der Staat könnte mit Ordnungspolitik vieles tun.

(1)
Er könnte (über die Gemeinden) massiv billiges Bauland exklusiv für den Mietwohnungsbau ausweisen und damit die stark anziehende Grundstücksspekulation eindämmen und so das Preisniveau senken. Aber das ist aktuell ja nicht gewollt, weil da gibt es ja – ganz politisch korrekt – die "böse" Zersiedlung der Landschaft. Ob die dadurch schlimmer wird, das diverse Gülle-Äcker direkt am Ortsrand nun als billiges Bauland ausgewiesen werden, wage ich aber zu bezweifeln. Niemand wünscht sich neue Siedlungen mitten in Naturschutzgebieten und den wenigen weitläufigen Naturzonen, die uns überhaupt geblieben sind. Aber in direkter Nähe der Städte und Dörfer gibt es mehr als genug Brachland, dessen Verschwinden im Gegengeschäft gegen billigen Wohnraum zu verschmerzen wäre. Lieber Neubau als Schweine-Gülle sozusagen. Vielleicht dämmt das ja auch den Fleisch-Konsum, wäre doch auch politisch korrekt. 😉

(2)
Er könnte das Bauen und damit die Preise von Wohnraum viel billiger machen, in dem völlig überzogene Vorschriften – insbesondere im Bereich -> Dämmung <- – fallen gelassen werden. Aber auch das ist ja politisch korrekt, wir "retten" ja mit viel Styropor das Weltklima. Retten ist momentan en Vogue. Wir "retten" damit zwar auch den krank machenden Hausschimmel und schaffen Sondermüll, aber das ignorieren wir mal. 😉 Faktum ist auf jeden Fall, durch überzogene Bauvorschriften, wird Bauen über das sinnvolle Mass hinaus teurer gemacht. Unsere Eltern und Grosseltern haben in Ihren Häusern Baujahr 1890, 1930 oder 1960 auch glücklich leben können. Und besser als keine bezahlbare, ist eine grosse, billige 1930er Wohnung allemal. Und genau diese Wohnungen sterben langsam aus und daran hat der Staat erhebliche Mitschuld.

(3)
Der Staat könnte aufhören, Wohnraum auch noch durch eine gierige Steuerpolitik weiter zu verteuern. Die Grunderwerbsteuer wird erhöht und erhöht, obwohl dem keine staatliche Leistung gegenüber steht. Die gemeindliche Infrastruktur wird mit der Grundsteuer finanziert und alle Leistungen von Behörden und Ämtern, werden sowieso separat mit Gebühren belastet. Die Grunderwerbsteuer ist aber der Umsatzsteuer ähmlich und dient nur der Füllung des Steuersäckels. Und macht neuen Wohnraum so signifikant teurer. Und teurere Grundstücks- und Bau-Kosten ziehen logischerweise auch höhere Mieten nach sich. Dieser Zusammenhang ist so trivial und offensichtlich, dass man schon heulen könnte, weil er im Koalitionsvertrag kein Thema ist.

(4)
Statt Vermieter zu gängeln und zu Ausweichreaktionen zu ermuntern, könnte der Staat Vermieter mit Förderung dazu motivieren, bestimmten gesellschaftlichen Gruppen Wohnraum anzubieten. Oder er könnte anders herum bedürftige Personengruppen mit Wohngeld-Zuschüssen fördern. Eine staatlich garantierte Mietzahlung, sieht ein Vermieter dann nämlich wieder genau so gerne, wie das sichere Einkommen des kinderlosen Doppelverdiener-Paares.

(5)
Oder der Staat könnte die gute alte Eigenheimförderung wieder einführen und so genau den Familien mit Kindern zu eigenem Wohnraum verhelfen. Statt dessen werden aber über die finanzielle Repression deren Ersparnisse zwangsweise entwertet.

(6)
Und zu guter Letzt könnte der Staat auch wieder in den "sozialen Wohnungsbau" einsteigen und selber als Vermieter aktiv am Markt agieren. So schlecht war der Gedanke damals nicht und hat durchaus auch positive Effekte gehabt. Vielleicht begreift der Staat dann auch, dass viele Bauvorschriften nur Preistreiber und völlig übertrieben sind.

Das nur als Beispiele, die mir mal eben zwischen "Tür und Angel" einfallen. Ich bin bestimmt kein Fachmann für den Wohnungsmarkt und will es auch nicht werden. Und es gibt bestimmt noch viele andere sinnvolle Ideen und es kann auch gut sein, das einige der obigen Ideen auch nicht funktionieren. Aber selbst die Schlechteste der obigen Ideen, ist immer noch besser, als diese "Mietpreisbremse". Und um den Aberwitz der "Mietpreisbremse" zu erkennen, die am Ende zur "Wohnraumbremse" werden wird, muss man auch kein Fachmann sein. Es reicht schon, kein wirtschaftlicher Analphabet zu sein. Offensichtlich gibt es aber genug von dieser Spezies, sonst würde so ein Unfug nicht zur Regierungspolitik erhoben.

Wobei, ein paar letzte Mohikaner mit Verständnis für die wirtschaftlichen Grundrechenarten gibt es schon: -> Unions Wirtschaftsflügel zerreisst Koalitionsvertrag <-. Aber die haben nicht genug Macht. Unter anderem auch, weil unser Wahlrecht 10% der abgegebenen Stimmen der Bevölkerung einfach unter den Teppich gekehrt hat, die von der Tendenz her am ehesten Interesse und Sinn für wirtschaftliche Fragen hatten.

Und damit schliesse ich frustriert. Denn was wird dieser Beitrag bewirken ?

Nichts. Gegen Ahnungslosigkeit, gepaart mit überdimensioniertem Sendungsbewusstsein, kommt man halt nicht an. Die schafft sich ihre eigene Wirklichkeit. Wäre es möglich, wirtschaftliches Grundwissen staatlich zu verordnen, wäre selbst ich für staatlichen Dirigismus. 😉

So, jetzt geht es mir wenigstens ein klein wenig besser. Das musste mal raus.

Ihr Hari

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Manipulation im Goldmarkt ? Legende oder Wirklichkeit ?

Derzeit gehen wieder Nachrichten über den Ticker, nach denen nach Libor & Co., nun auch das Fixing des Goldpreises in London auf die Agenda der Aufsichtsbehörden kommt. Lesen Sie zum Beispiel hier: -> Verdacht auf Goldpreismanipulation <-

Ich möchte das zum Anlass nehmen, die Gerüchte um eine "Manipulation" des Goldpreises mal in einem persönlichen Kommentar in den Kontext zu stellen.

Denn ehrlich gesagt, schaue ich auf die Mechanismen des Londoner Fixing, wäre ich persönlich eher erstaunt, wenn da nicht auch ein wenig "geschoben" würde. Bei Libor & Co. haben wir diese Mechanismen ja schon erlebt. Wenn eine kleine Menge von Menschen so viel wirtschaftliche Macht hat, korrumpiert das halt schnell, die Versuchung ist zu gross. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand. Beweisen kann ich dergleichen natürlich nicht, das können bestenfalls die Aufsichtsbehörden. Zutiefst menschlich - und damit wahrscheinlich - ist es für mich aber schon.

Allerdings handelt es sich *wenn* etwas dran ist, dabei nach meiner Einschätzung wohl eher um die kleinteilige Manipulation auf der kurzen Zeitebene, mit der der Goldpreis mal schnell so fixiert wird, dass eigene Optionspositionen ideal profitabel aufgelöst werden können.

Mit dem grossen Trend bei Gold - der derzeit abwärts zeigt - hat das aber eher wenig bis nichts zu tun und sollte auch nicht in einen Topf geworfen werden. Auch wenn der Verweis auf "Manipulation", gerne von denen als Rechtfertigung missbraucht wird, die nun schon seit 2 Jahren auf der falschen Seite der Entwicklung beim Goldpreis stehen.

Aber auch bei dem grossen Abwärtstrend bei Gold, gibt es ja immer wieder Indizien, die dafür sprechen, dass sich grosse Marktteilnehmer da den Markt nach ihrem Gusto zurecht legen. Die wirtschaftlich eigentlich unsinnigen, riesigen Verkaufspositionen sprechen da für mich eine deutliche Sprache. Ich hatte ja zuletzt hier auf einen der vielen -> Trading Halt an der Comex <- hingewiesen. Solche grossen Verkaufspositionen machen keinen Sinn, wenn man einen guten Preis beim Verkauf erzielen will. Dann würde jeder vernünftige Mensch stückeln. Solche grossen Verkaufspositionen machen aber Sinn, wenn man den Kurs in eine bestimmte Richtung drücken will.

Ich mag dafür den Begriff „Manipulation“ aber gar nicht, der zu gerne als Entschuldigung missbraucht wird, wenn man permanent neben dem Markt liegt. Denn so kann man eigenes Versagen auf "dunkle Mächte" abschieben. Wenn derzeit grosse Marktteilnehmer so viel Feuerkraft haben, dass sie den Markt nach ihrem Gusto hin und her bewegen können, ist das erst einmal keine „Manipulation“, sondern legales Marktgebahren um Profite zu generieren. Und weil sie es können, werden sie es auch tun.

Die Kernfrage ist eher: warum ist das legal ? Denn das hat mit dem „too big to fail“ der Grossbanken zu tun. Und die gehören in meinen Augen zerschlagen, darüber habe ich ja oft genug geschrieben, zuletzt hier: -> Währungsmanipulation - Zerschlagt endlich Deutsche Bank & Co. <-

Es wäre zwingende Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass sich keine derartigen oligopolartigen Strukturen im Markt bilden können. Und dabei versagt die Politik.

Insofern sind die Aktivitäten des „Big Money“ im Goldmarkt nach meinem Eindruck keine „Manipulation“, "Big Money" schöpft vielmehr einfach seine Marktmacht aus - eine Marktmacht, die ihm die Politik gewährt. Und da liegt das Problem !

Im übrigen ist es auch etwas billig „Manipulation“ zu schreien, wenn die Kurse gegen einen abwärts laufen, aber von einem "fundamentalen Goldbullen" zu reden, wenn es nach oben geht. Denn diese Mechanismen wirken in beide Richtungen. Wenn es „Big Money“ opportun erscheint, wieder auf steigende Goldpreise zu setzen, werden wir die gleichen Einschläge grosser Orders an der Comex in die Gegenrichtung, also nach oben, erleben. Und die sind dann genau so „Manipulation“, wie das, was wir aktuell erleben.

Es stimmt also mit hoher Wahrscheinlichkeit, der Goldmarkt ist sozusagen „manipuliert“, wenn man den Begriff im Sinne "in der Hand grosser Marktteilnehmer" einsetzen will. Aber nach meinem Eindruck nicht im Sinne „böser Mächte“, die den „lieben Gold-Bullen“ töten wollen. Die „Big Boys“ wollen einfach Kohle machen und sind da ganz opportunistisch. Das wahre Problem ist, dass man Marktmacht überhaupt zulässt, die durch ihr schieres Gewicht die Bildung freier Marktpreise ausser Kraft setzen kann. Und wenn man so will, kann man das „Manipulation“ nennen, obwohl mir der Begriff dafür nicht gefällt.

Zum Abschluss noch ein Wort zu den immer wieder aufflackernden Gerüchten, die Notenbanken hätten am Goldmarkt ihre Hände im Spiel.

Sicher sind die Notenbanken am Goldmarkt auch Marktteilnehmer, sie kaufen und verkaufen ja Goldbestände im grossen Stil. Und sicher hätten die Staaten und Notenbanken am Ende auch ein Problem damit, wenn der Goldpreis so hoch schiessen würde, dass ihr Papiergeld in seiner Wertlosigkeit für jeden offenbar wird. Und wenn das so weit kommt, wird da garantiert auch gegengesteuert, zum Beispiel mit Handelsbeschränkungen beim Goldhandel oder dem generellen Verbot des privaten Besitzes. Das gab es ja alles schon und wird - wenn nötig - auch wieder kommen. Aber von dem Punkt sind wir noch deutlich entfernt und ob der Goldkurs nun derzeit 1500 oder 1300 USD ist, interessiert FED & Co. nach meiner Einschätzung eher wenig. Für die „Big Boys“ generiert so eine Bewegung aber riesige Gewinne. Und deshalb werden diese Bewegungen ausgeschöpft.

Solange also die Politik "Big Money" gewähren lässt - in den US wurde ja gerade die -> Volcker Rule <- erneut verschoben, die da deutliche Einschränkungen bewirken würde - solange müssen wir damit leben, dass die Marktpreise vor allem bei wenigen grossen Markt-Elefanten "gemacht" werden. Und je kleiner ein Markt ist, desto stärker ist deren Einfluss. Und der Goldhandel an der Comex ist im Vergleich zu den Aktien-, Renten- oder Devisen-Märkten vergleichsweise klein und damit anfällig.

Wenn wir uns auf dieses Spiel nicht einlassen wollen, sollten wir konsequent solchen Märkten wie dem Goldmarkt fern bleiben und Gold bestenfalls physisch halten. Wenn wir das Spiel aber spielen wollen, müssen wir vor allem darauf schauen, was das "Big Money" tatsächlich tut und diesem folgen. Eine andere Wahl haben wir nicht.

Und um einen Bezug zur Aktualität herzustellen, finde ich es deshalb hoch interessant, dass wir gestern im grossen Gold ETF "GLD" den grössten "Buying on Weakness" Print seit langer, langer Zeit hatten. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und "the trend is your friend - until it ends". Aber übersehen sollten wir solche Fussstapfen des "Big Money" auch nicht, denn diesem aufmerksam zu folgen, macht an den Märkten den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg.

Ihr Hari

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IBEX35 vor dem nächsten Schub ? – Update zur Bullenflagge

Der spanische Aktienmarkt in Form des IBEX35 hat uns 2013 hier auf Mr-Market sehr, sehr viel Freude gemacht.

Oft habe ich darüber geschrieben, so zuletzt am 24.09.13 unter dem Titel -> IBEX35 oder Viva España ! <- oder am 23.10.13 die aktuelle Korrektur bis ca. 9500 unter dem Titel -> IBEX35 - Der Dip der erfrischt <- angekündigt.

Nun ist es mal wieder Zeit, auch im freien Bereich auf den IBEX35 zu schauen, denn der hat in seiner Korrektur eine wunderschöne Bullenflagge gebildet, die möglicherweise letzten Donnerstag am 21.11.13 bei 9.457 ihren Tiefpunkt gesehen hat:

IBEX35 26.11.13

Noch hat der Kurs die Bullenflagge nicht verlassen, insofern steht der Ausbruch noch aus und das Tief vom 21.11. ist noch nicht endgültig bestätigt. Aber es fehlt nicht mehr viel und nächste Woche könnte dieser Ausbruch auf der Agenda stehen.

Schauen wir auf das längerfristige Chart mit Wochenkerzen seit 2009, in dem man die wunderschöne Umkehrformation des IBEX35 erkennen kann, sehen wir auch, wo das Potential liegt:

IBEX35 26.11.13 Wochen

Sollte der Ausbruch kommen, hat der IBEX35 Potential um schnell bis zur 11.000er Marke zu laufen. Das könnte im Idealfall schon bis Ende des Jahres bzw Anfang Januar 2014 erreicht sein.

Jetzt ist so eine Entwicklung natürlich nicht sicher - nichts ist sicher an den Märkten. Aber mit einer Absicherung unter dem Tief vom 21.11.13, generiert der IBEX35 aktuell ein potentiell attraktives Long-Setup, mit begrenztem Risiko nach unten.

Eine ähnliche Struktur mit nahezu identischen Implikationen, sehen wir übrigens auch im italienischen MIB40 Index. Ich ziehe aber im Zweifel den IBEX35 vor, da Spanien politisch stabiler und mit seinen Reformen auf dem richtigen Weg ist, während in Italien ausser dem bekannten politischen "Ringelpietz mit Anfassen", eher wenig an strukturellen Reformen passiert ist.

Ihr Hari

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