Die Ukraine und die Märkte. Haben politische Börsen kurze Beine ?

Ja, das haben sie - in der Regel. Und wir haben nun wieder eine politische Börse, nachdem das Erschrecken über die russische Intervention auf der Krim, nun auch weitere Kreise und wohl auch wirtschaftliche Konsequenzen nach sich zieht.

Und das der DAX heute deutlich korrigiert und Gold fast 1350 USD erreicht, ist selbstverständlich zu einem guten Teil die Folge der Geschehnisse in der Ukraine. Auch andere Faktoren machten eine Korrektur durchaus möglich, die heutigen Reaktionen von Gold und Öl zeigen aber überdeutlich, dass hier kurzfristig vom Markt die Krise gespielt wird und wir es nicht nur mit simplen Gewinnmitnahmen in einem überkauften Markt zu tun haben.

Der Grund warum politische Börsen kurze Beine haben, liegt darin begründet, dass politische Krisen aufflackern und dann wieder vergehen. Die Börse interessiert aber nur, was Auswirkungen auf die Unternehmen und ihre wirtschaftliche Entwicklung hat.

Und da die Ukraine keine relevanten Bodenschätze besitzt und auch ansonsten im weltweiten Handel irrelevant ist, wird der Markt kurz zucken und dann wieder zur Tagesordnung übergehen, solange sich das jetzige Szenario nicht ausweitet und es nicht zu offenem Krieg kommt.

Einzig der Aktienmarkt Russlands dürfte nun dauerhaft einen Schlag bekommen, der RTX ist aktuell folgerichtig auch 10% im Minus. Denn Russland ist auf dem besten Weg damit dauerhaft zum "Paria" zu werden und gerade die von Oligarchen geführten Unternehmen Russlands, werden das sehr schmerzhaft zu spüren bekommen.

Wirtschaftssanktionen wirken auf den ersten Blick nicht so eindrucksvoll wie einmarschierende Soldaten. Sind am Ende aber auch sehr schmerzhaft. Denn wenn den russischen Oligarchen der Zugang zum Westen beschnitten wird, wird der innenpolitische Druck auf Putin schnell stark wachsen, eine kooperative Linie einzuschlagen.

Im russischen Aktienmarkt muss man nun also wirklich nicht sein und da die Gegenreaktion des Westens gerade erst anläuft, könnten auch die 10% Minus heute erst der Anfang sein. Und auch der russische Rubel dürfte nun in Schwierigkeiten geraten. Und natürlich werden auch im Westen Unternehmen leiden, die auf die eine oder andere Art und Weise mit Russland verflochten sind oder von Rohstofflieferungen aus Russland abhängen. Darüber hinaus sind die wirtschaftlichen Folgen des Konflikts um die Ukraine erst einmal gering.

Diese Aussage - und auch die zu den kurzen Beinen politischer Börsen - gilt aber nur für den Fall, dass sich der Konflikt nun nicht ausweitet. Und gilt unter der Annahme, dass die Ukraine - ob mit oder ohne Krim - nun politisch stabilisiert werden kann. Kommt es dagegen nun zu einem offenen Bürgerkrieg, in dem schlimmstenfalls auch noch Russland mit Truppen ohne Hoheitszeichen mitmischt, kann dieses Pulverfass schnell zu einer kompletten Destabilisierung Europas Osten führen und auf andere Randstaaten übergreifen. Und die Nato steht an der polnisch-ukrainischen Grenze und ist dann schnell Teil des Spiels. Übrigens hat Huntington in seinem Buch -> Kampf der Kulturen <- genau solche Szenarien entlang kultureller Bruchlinien - auch in der Ukraine - skizziert.

So ein Szenario würde grosse Risiken für Europa herauf beschwören und würden die Börsen mit hoher Sicherheit mit einer Korrektur beantworten, gegen die das heutige Minus ein kleiner "Fliegenschiss" ist.

Es ist aber völlig unvorhersehbar, ob es dazu kommt oder ob die Krise nun bald wieder abflaut und sich alles mit einer russischen Krim abfindet und die Ukraine sich politisch stabilisieren kann. Denn auch wenn es aufgrund der aktuellen Grenzen natürlich ein Bruch des Völkerrechtes ist, ist eine russische Krim historisch ja nun gar nicht mal so illegitim.

Und weil wir alle nicht wissen, wie sich das nun weiter entwickelt, ist Panik und hektische Aktivität kein guter Ratgeber.

In so einer Lage muss man seine Risiken reduzieren und einen klaren Plan entwickeln, unter welchen Umständen man die Reissleine ziehen wird. Darüber hinaus ist nun aber Ruhe und Abwarten angesagt und keine hektischen Aktivitäten.

Denn in der Mehrzahl der Fälle haben politische Börsen eben kurze Beine und dann ist dieser Dip sogar wieder ein Kaufgelegenheit. Und über die wenigen Fälle in denen das nicht so ist, möchte ich als europäischer Bürger im Moment lieber noch nicht nachdenken. So nahe wollte ich den Krieg eigentlich nicht mehr haben.

Ihr Hari

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S&P500, DAX und Co. – Doppeltop oder kaufbarer Dip ?

Die -> FOMC Minutes <-, also die Sitzungsprotokolle der letzten FED Sitzung, haben den Markt gestern an einem wunden Punkt getroffen.

Denn überraschend war für den Markt zweierlei. Erstens die Differenzen im Gremien über die weitere Richtung. Und zweitens die Tatsache, dass namhafte Mitglieder sogar schon den Zinssatz ins Spiel bringen, was eine bedeutende Entwicklung wäre.

Diese Mitglieder sind zwar noch nicht in der Mehrheit, aber das Mr. Market darauf verstört reagiert und man den Einschlag auch bei Gold sofort merkt, ist gut verständlich. Die schweizer Finanz und Wirtschaft hat den Sachverhalt im Artikel -> Die FED nimmt die Zinsfrage wieder auf die Agenda <- gut auf den Punkt gebracht.

Diese Überraschung trifft auf einen Markt, der sowieso schon technisch überkauft ist und vor der Frage "Doppeltop oder Ausbruch" steht. Insofern sind das nun ganz entscheidende Tage für die mittelfristige weitere Marktrichtung.

Wir wissen aber nicht, ob der Markt noch die Kraft zu neuen Hochs hat oder ob wir nun wirklich in eine grössere Korrektur eintreten. Das müssen wir als kompetente Anleger aber auch gar nicht wissen - das Fabulieren wie es weiter geht, überlassen wir denen, die mit "Prognosiritis" ihr Geld verdienen und ihre Klickzahlen generieren.

Was wir dagegen haben müssen, ist einen Plan, wie wir mit den verschiedenen Eventualitäten umgehen. Einen Plan, den wir dann auch konsequent umsetzen. Und wie der für eine mittelfristige Anlage in den Indizes aussehen könnte, will ich Ihnen anhand des Tagescharts des Leitindex S&P500 und dreier möglicher Szenarien zeigen.

S&P500 Tag 20.02.14

Sie sehen drei mögliche Stufen für ein sinnvolles Risikomanagement auf mittelfristiger Zeitebene. Die Zone um 1810 USD (Stop 1) trennt einen bullischen Dip von "mehr". Stop 2 sollte Ihnen noch aus den langen Kämpfen des Marktes vor Weihnachten bekannt sein. Und der Exit ist nun doppelt durch das Tief vom 05.02.14 aber auch durch das Hoch vom 19.09.13 definiert. Und genau dort dürfte in ein paar Tagen dann auch die 200-Tage-Linie liegen. Eine schnelle Rückkehr zu diesem Niveau wäre also eine sehr bärische Entwicklung und würde das Doppeltop wohl zementieren.

Zusätzlich habe ich Ihnen drei mögliche Szenarien eingezeichnet. Welches Szenario sich heraus bildet, steht völlig in den Sternen. Wobei der übergeordnete Trend immer noch aufwärts ist und deswegen hat insbesondere das bullische Szenario unsere Aufmerksamkeit verdient.

Wichtig ist aber, dass wir unser Handeln an den Märkten nach einem Plan von dem tatsächlichen Geschehen ableiten und nicht jetzt aus dem Bauch heraus und getrieben durch Angst oder Gier "irgendwas" machen.

Den DAX können Sie aus diesem Bild des S&P500 natürlich ableiten. Ich selber arbeite lieber mit dem S&P500, weil dort die Signale eindeutiger sind. Und das die Wallstreet den Takt vorgibt, dem der DAX dann folgt, konnte man ja auch wieder gestern Abend versus heute früh feststellen.

Entwickeln Sie nun einen Plan und handeln Sie konsequent danach. Das ist schon die halbe Miete !

Ob wir nun wirklich ein Doppeltop bekommen und damit eine erhebliche Korrektur erst vor uns liegt - oder ob das nur wieder ein kaufbarer Dip ist - das weiss nur der Wind. Gut vorbereitet und mit durchdachten Zügen, können kluge Anleger aber selbst Stürme unbeschadet überstehen !

Und wenn Sie lernen wollen, wie man das macht und mehr Details und Aktualität zur Marktlage erleben wollen, dann stossen Sie zur beständig wachsenden Mr-Market Community dazu !

Ihr Hari

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S&P500 und Gold an der Yellen – Wegscheide

Die schriftliche Fassung der viel beachteten ersten Rede von Janet Yellen als FED Chefin, ist während ich dieses um 14.40 Uhr schreibe, im Markt angekommen und bringt nicht wirklich Überraschendes. Natürlich bestätigt sie, dass Yellen die Politik von Ben Bernanke fortsetzen wird, immerhin hat sie diese ja massgeblich mitgestaltet. Was für eine Überraschung. 😉

Um 16 Uhr heute folgt dann eine Fragestunde mit den Abgeordneten und der Markt wird dort auf überraschende Halbsätze lauschen, aber ich rechne auch da nicht mit inhaltlichen Überraschungen, zu sehr dürfte Yellen darauf achten, bei ihrer bekannten Linie zu bleiben.

So kommt es mehr darauf an, was der Mark daraus macht und der hat mit einer Vorfreuden-Rally heute vor Eröffnung der Wallstreet schon gezeigt, woran er denkt. Nämlich dass Yellen die Politik des leichten Geldes nicht nur fortsetzt, sondern entsprechend dem ihr vorauseilenden Ruf sogar ausdehnt. Insofern setzt nun leichte Enttäuschung ein, nachdem in Yellens Testimonial nichts Neues zu finden ist.

Damit stehen die Märkte nun an einer ganz entscheidenden Wegscheide, nach dem ca. 50% des vorherigen Einbruches wett gemacht wurden. Und es ist beides möglich, neue Höchststände und ein V-förmiges Reversal ala 2013 ebenso, wie ein tieferes Hoch und der Beginn einer grundlegenden Topbilding.

Insofern müssen wir nun ganz genau hinschauen, was die Märkte heute nach 16 Uhr bis zum Handelsschluss der Wallstreet machen. Mit zwei Charts will ich Ihnen kurz zeigen, worum es geht.

Der S&P500 notiert vorbörslich über 1800 und dürfte nun bald die Entscheidung treffen, welches der beiden eingezeichneten Szenarien uns bevor steht. Ich kann nur dazu raten, diese Entscheidung abzuwarten, sie ist - zumindest für mich - nicht antizipierbar.

S&P500 11.02.14

Und Gold hat in Vorfreude auf Yellen nun den Deckel des wichtigen Widerstandes weggehauen und gleichzeitig die fallende Trendlinie gebrochen.

Gold 11.02.14

Gold hat damit gute Chancen bis in die Region von 1350 USD zu laufen, wenn - ja wenn - Gold jetzt nicht sofort heute Nachmittag wieder unter den entscheidenden Widerstand zurück fällt und das Ganze damit zu einem "Fakeout" macht. Dieses Urteil steht noch aus.

Insofern ist heute besondere Aufmerksamkeit geboten. Das Marktverhalten heute und morgen hat das Potential, den Ton und die Trends der kommenden Wochen zu bestimmen.

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Hari´s Märkte am Abend – 06.02.14 – Marktlage DAX in drei Charts

Ein kurzer Blick auf die Marktlage im DAX nach Handelsschluss an der Wallstreet. Sozusagen als einmalige, kleine Reminiszenz an die "Märkte am Abend", die es hier in den Anfängen mal jeden Abend gab. 🙂

Sie sehen drei Charts, die hoffentlich ausdruckstark und in Beschränkung auf das Wesentliche, für Sie die Lage auf den Punkt bringen.

Erstens erinnern Sie sich ja sicher an das Chart des S&P500 Volatility Index, den ich Ihnen gestern gezeigt habe und an dem ich die Wahrscheinlichkeit festgemacht hatte, dass eine Gegenbewegung ansteht.

Hier ist der VIX heute erneut. Der VIX ist genau an der antizipierten Stelle wieder um 11% eingebrochen und die Aktienmärkte steigen im Gegenzug.

VIX 06.02.14

Zweitens sehen Sie hier den DAX Future in seiner Abwärtsbewegung seit Mitte Januar. Heute ist der erste Tag seit dem 22.01., an dem der DAX Future die Abwärtstrendlinie hinter sich lassen konnte. Das erste belastbare Indiz, dass die Korrektur zum Ende kommen könnte. Könnte, nicht muss. Erst neue Verlaufshochs, würden dieses erste klare Indiz belastbarer machen. Einziger dicker Wehrmutstropfen heute, ist dieser Flash Crash im blauen Kreis.

DAX Future 06.02.14 3

Drittens haben wir es im langfristigen Bild des DAX seit 2011 mit Wochenkerzen, immer noch nur mit einer ganz normalen Korrektur im Aufwärtstrend zu tun. Die wichtigsten Unterstützungszonen sind eingezeichnet, die eine normale Korrektur von "mehr" trennen würden.

DAX Woche 06.02.14

Wie geht es weiter ?

Die Reaktion des Marktes auf die Morgen um 14.30 Uhr veröffentlichten US Arbeitsmarktdaten, dürfte die Entscheidung darüber bringen, ob diese Korrektur nun abgeschlossen ist und es weiter hoch geht, oder ob wir gerade nur eine Gegenbewegung im neuen Abwärtstrend sehen und es nächste Woche weiter runter geht. Und aus der bisher normalen Korrektur vielleicht etwas Grösseres wird.

Beides ist möglich, ich wage keine Prognosen. Lassen wir einfach den Markt entscheiden. Solange aber der übergeordnete Aufwärtstrend weiter so überzeugend da ist, wie im dritten Chart klar zu sehen, hat er auf der langfristigen Anlageebene auch unser Vertrauen verdient !

Viel Erfolg und gute Nacht !

Ihr Hari

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DAX Future Flash Crash

06.02.14 15:15 Uhr

Wenige Minuten nach dem Ereignis, heute um 13.50 Uhr, habe ich meinen Lesern im Premium-Bereich das folgende Chart gepostet:

Flash Crash 06.02.14

Lange war ich im Zweifel, ob der DAX Future wirklich einen Flash-Crash hatte, oder nur meine Datenversorgung einer Anomalie unterlag.

Nun endlich, kommt nach über einer Stunde über einen Artikel des Wall Street Journals die Bestätigung:
-> Flash Crash am deutschen Aktienmarkt <-.
Meine Datenversorgung war also intakt und der Flash Crash real.

Das bei so einer Bewegung der Computerhandel eine zentrale Rolle spielt, ist nach meiner Ansicht ziemlich sicher. Der beliebte "Fat Finger" als Begründung genügt mir dabei nicht.

Wie mir überhaupt die im obigen Artikel zitierte Reaktion der Deutschen Börse zu nonchalant am wirklichen Problem vorbei geht. Unzählige Anleger, egal ob privat oder institutionell, sitzen nun auf ungerechtfertigten Verlusten, weil Stops und Barrieren gezogen wurden. Gleichzeitig sehe ich aber an den diversen Derivaten, das die Volatilität nicht nach oben angepasst wurde. So, als ob nichts gewesen wäre.

Das eine passt aber nach meiner Ansicht nicht zum anderen. Entweder war das ein normaler Marktverlauf, dann müsste sich so ein Swing auf die Volatilität auswirken. Oder es war eben eine Anomalie und danach sieht es für mich aus. Dann hat mir die Deutsche Börse aber mehr zu erklären, als ich bisher lesen kann.

Klar ist auf jeden Fall, dass ohne den Computerhandel so etwas nicht möglich wäre. Einem Computerhandel, von dem auch die Deutsche Börse profitiert. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an meinen fast 1,5 Jahre alten Artikel zur -> Co-Location <-

Eine Stopkaskade, wie in dem Artikel des WSJ gemutmasst wird, ist immer möglich und ist auch völlig normales Marktverhalten. Nur kommt dann der Kurs nicht sofort wieder wie ein Strich auf das Ausgangsniveau zurück. Das passt als Begründung nach meiner Ansicht eher nicht zusammen und die Deutsche Börse schuldet uns in meinen Augen eine bessere Erklärung, als diese paar dürren Worte, die ich bisher finden kann.

Laut -> Reuters <- wird schon eingeräumt, dass Anträge auf "Misstrades" vorliegen. Insofern ist das Thema ganz bestimmt noch nicht abgeschlossen.

Insofern hoffe ich, dass Deutsche Börse und die Börsenaufsicht, hier bald mehr Licht ins Dunkel bringen. Und vor allem auch Konsequenzen daraus ziehen !

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Volatilität am Beispiel des VIX – Ein Chart zur Lage am Markt

Die Sorge um einen einbrechenden Markt hat nun auch den Mainstream erreicht, der zunächst mit klassischem -> Recency Bias <- dem "Buy the Dip" huldigte und nun schmerzhaft erlebt hat, wie alle neu eingegangenen Positionen tiefrot im Depot stehen. Eine Erfahrung, die die Markteilnehmer zuletzt 2012 gemacht und daher wohl vergessen haben.

Dummerweise läuft der Markt der Wahrnehmung des Mainstreams immer voraus, weswegen Anleger, die sich nach den medialen Stimmungen richten, immer wieder feststellen, dass sie im genau falschen Zeitpunkt handeln und der Markt kurz danach dreht. Man könnte fast meinen, der "fiese Mr. Market" würde einem über die Schulter schauen und dann genau das Gegenteil machen. Und das ist auch tatsächlich so, wenn man den medialen Stimmungen nachläuft, denn genau die machen die Kurse und die Kurse sind genau da, wo sie sind, weil die Stimmung ist, wie sie ist.

Wer also noch keine objektiven Indikatoren hat und nun über die Zukunft rätselt, dem will ich heute mal einen der vielen möglichen Indikatoren zeigen.

Es ist der VIX, der die Schwankungsbreite des Leitindex S&P500 darstellt, hier in einer kontinuierlichen Darstellung des Futures:

VIX 05.02.14

Was wir sehen, sticht sofort ins Auge. Der Markt ist schon auf den Zehenspitzen. Die Volatilität ist stark gestiegen. Und sie ist nun genau in den Bereich gestiegen, der zuletzt immer wieder für eine Beruhigung und Gegenbewegung gut war.

Wird es dieses mal anders sein ? Vielleicht, es ist nicht ausgeschlossen, dass der Markt nun crash-artig zusammen bricht und dann wird der VIX noch weit höher steigen. Und es spricht nichts dagegen, dass der VIX auch wieder in die Regionen der Eurokrise 2011 steigt. Aber es ist nicht das wahrscheinlichste Szenario und mehr als Wahrscheinlichkeiten haben wir nicht am Markt.

Wahrscheinlich ist eher, das schon bald eine Beruhigung ansteht, die den VIX wieder fallen lässt und typischerweise wieder mit steigenden Kurse korreliert. Auf jeden Fall ist das im Moment nicht der optimale Zeitpunkt, um als Letzter auch noch in Panik zu verfallen.

Und gegen die zwar geringe, aber fraglos vorhandene Wahrscheinlichkeit eines nun bevor stehenden massiven Einbruches an den Märkten, haben wir Stops. Diese schützen uns zuverlässig, wenn wir sie mit Überlegung unter die wichtigen Unterstützungen legen.

Ich möchte betonen, dass sich aus diesem Chart des VIX keine Aussagen über die mittelfristige Kursentwicklung ableiten lassen. Es kann sehr wohl sein, dass der Markt sich nun in einem Prozess einer langfristigen Topbildung befindet. Und dann wird der VIX irgendwann weit höher stehen.

Dieses Chart sagt uns nur, dass in der nahen Zukunft der kommenden Tage in den Märkten sehr wohl die Chance auf eine Überraschung nach oben existiert. Die Stimmung und Nervosität ist dafür nun gross genug geworden. Über diese wenigen Tage hinaus, hat dieses Chart des VIX keine weitere Botschaft.

Aber so ein objektiver Indikator ist alle mal aussagekräftiger und besser, als nur den medialen Stimmungen hinterher zu laufen und damit zwangsläufig immer zu spät auf die Party zu kommen.

Ihr Hari

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Eine willkommene Normalisierung bei DAX und Co.

Für die Geldanlage ist der Zeithorizont von grosser Bedeutung, in dem man sich mit seinen Anlagen bewegt.

Auf der kurzfristigen Zeitebene, konnte man zuletzt endlich mal wieder mit Shorts gutes Geld verdienen. Auf der mittelfristigen Zeitebene gab es in den letzten Wochen so viele Warnsignale, die wir im Premium-Bereich ausführlich besprochen haben, dass man mit Ruhe und Gelassenheit seine Risiken herunter fahren und sinnvolle Stops definieren konnte. Und dadurch nun weitgehend entspannt an der Seitenlinie das Treiben des Marktes beobachten kann.

Auf der langfristigen Zeitebene aber, ist das aktuelle Korrektur-Geschehen nichts weiter als eine willkommene Normalisierung. Und es braucht dafür auch keine Meldungen und Crash-Szenarien rund um die Emerging Markets. Auch ohne diese, war der Markt einfach mal reif für eine Korrektur. Und wenn das so ist, wird sich schon irgendwann eine Nachricht finden, die diese dann auslöst.

Gestern waren es dann schlechte US Wirtschaftsdaten, die den Dammbruch durch eine wichtige Unterstützung im S&P500 herbei führten. Wie schlecht die waren, zeigt uns Bespoke -> hier <-. Das letzte Mal, als ein Report so weit nach unten von der Erwartung abwich, war im September 2008 (hört, hört !).

Aber die gestrigen Daten sind definitiv auch durch temporär sehr schlechtes und kaltes Wetter im Berichtszeitraum in den US beeinflusst. Nur weiss keiner, wie stark und ob nicht doch auch ein konjunkturelles Strukturproblem existiert. Und die Börse mag keine Unsicherheit, wie gestern wieder zu beobachten war. Von einer höheren Warte aus, ist diese Entwicklung aber zu begrüssen, denn endlich werden schlechte Daten an der Börse auch wieder schlecht gewertet - in 2013 war das anders.

Das Chart des DAX mit Wochenkerzen, zeigt uns auf der langfristigen Zeitebene aber eindeutig, wie normal diese Korrektur bisher ist.

DAX 04.02.14

Knapp unter 9.000 wartet im DAX nun eine wichtige Unterstützung, die normalerweise für einen Bounce gut sein sollte, zumal in den US nun zwei Tage mit sehr grossen Kauf-Operationen der FED anstehen und am Donnerstag Mario Draghi in seiner Pressekonferenz die Märkte bestimmt nicht weiter runter reden wird.

Aber selbst wenn der DAX danach bis in eine wichtige Unterstützungszone um 8500 herum fallen sollte, ist der langfristige Aufwärtstrend immer noch intakt. Erst darunter, muss man sich auch auf der langfristigen Ebene ernsthafte Sorgen machen.

Jetzt sind viele normale Anleger durch eine gewisse Form von "Börsenpornographie" leider so verseucht, dass sie das Chart oben schnell beiseite schieben und statt dessen sofort die innere Frage haben, wo der DAX denn morgen steht. Weil sie glauben, das Erraten der Zukunft hätte was mit Börsenerfolg zu tun.

Und das ist ja kein Wunder, weil die "Prognosiritis" einfach eine Krankheit ist, von der eine grosse Zahl der medialen Börsen-Berichte befallen ist. Bedenken Sie aber bitte, dass das "Business", in dem sich diese Medien bewegen, nicht die optimale Geldanlage ist, sondern das Erzeugen von medialer Aufmerksamkeit. Hier werden Klickzahlen optimiert und nicht Ihr Börsenerfolg !

Keiner weiss was morgen bringt und deshalb macht es für Sie als Anleger auch keinen Sinn, Ihre wertvolle Lebenszeit mit Hoffen, Bangen und Raten zu vergeuden. Um so schlimmer, Sie laufen sogar Gefahr, darüber das zu vergessen, was Sie wirklich tun sollten. Den tun sollten wir das, was wir selber beeinflussen können - darauf müssen wir unsere Energie richten.

Und auf der langfristigen Anlageebene sagt uns der Markt, dass der Aufwärtstrend noch intakt ist. Er sagt uns aber auch, dass wir klare Stops dort brauchen, wo der Trend brechen könnte. Und er sagt uns, dass wir unsere Risiken im Moment etwas verringern sollten.

Mehr wissen wir auf der langfristigen Ebene im Moment nicht. Aber das ist doch schon eine ganze Menge. Und ich garantiere Ihnen, es gibt unzählige Anleger, die selbst diese grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen nicht ergreifen, weil sie sich lieber am fröhlichen Ratespiel beteiligen.

Auf den kurz- und mittelfristigen Zeitebenen dagegen, erlaubt die aktuelle Korrektur profitable Trades in beide Richtungen. Endlich schwingt der Markt mal wieder parallel zu aktuellen Wirtschaftsnachrichten. In 2013 hatte man schon fast den Glauben verloren, dass wir das noch einmal erleben würden. Diese kurz- und mittelfristigen Zeitebenen sollen aber hier im Artikel nicht Thema sein.

Langfristig achten Sie nun bitte auf Ihr Risikomanagement und wenn Sie keines haben, sollten Sie sich schnellstens eines zulegen. Mit einer Position massiv ins Minus zu rauschen und dann Jahre darin zu hängen, ohne diese loslassen zu können, überlassen Sie bitte den Anlegern, die der "Prognosiritis" huldigen. Sie als Leser dieses Blogs, sollten es eigentlich besser wissen. 😉

Ihr Hari

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Der DAX, die Emerging Markets und der Recency Effekt

Die FED hat gestern ihre ruhige Hand beibehalten und erneut den Stimulus von 75 auf 65 Milliarden USD pro Monat reduziert. Wir haben das hier im Blog bis in die Nacht hinein Live verfolgt.

In meinen Augen die psychologisch richtige Entscheidung, denn damit wird Gelassenheit und Selbstbewusstsein hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in den USA ausgedrückt. Hätte die FED wegen der Währungskrise in den Emerging Markets sofort wieder kalte Füsse bekommen, wären nach anfänglicher Freude der Märkte, wohl noch viel grössere Fragezeichen in den Köpfen der Marktteilnehmer entstanden.

Insofern war die Reaktion des Marktes nach der FED zwar latent negativ, aber doch alles in allem erstaunlich ruhig. Und damit besteht heute eine gewisse Chance für eine Stabilisierung. Über eine kurzfristige Stabilisierung hinaus, sind Prognosen aber nicht möglich und auch sinnlos, wie ich hier ja oft predige. Wir haben ja erst gestern wieder gesehen, wie schnell der Markt auf der Ferse kehrt machen kann, als der DAX nach den Interventionen der türkischen und südafrikanischen Notenbanken erst über 9500 hoch schoss, um gleich darauf wieder einzuknicken.

Im grossen Bild muss man einfach festhalten, dass wir im Moment deutlich erhöhte Risiken an den Märkten haben und daraus sollten wir klugerweise in unseren Depots Konsequenzen ziehen.

Schaue ich auf Kommentare und Meinungen, die ich aktuell im grossen weiten Meer des deutschen Internets lese, erscheint es mir aber nötig, an zwei wichtige Sachverhalte zu erinnen, die man gerade in der jetzigen Phase nicht vergessen sollte.

(1) Der Recency-Effekt

Unsere Gehirne sind so konditioniert, dass sie die Erfahrungen der nahen Vergangenheit bei der Entscheidungsfindung höher werten, als altes, grundsätzliches Wissen. Wenn man so will, haben unsere Gehirne eine Art eingebaute Trendfolge. Was zuletzt ein paar mal funktioniert hat, wird von uns auch bei der kommenden Entscheidung als richtiger Weg bevorzugt.

Im Kern ist das evolutionär ein sehr sinnvolles Muster und sogar an den Börsen kann das hilfreich sein, wenn man lange, stabile Trends hat. An den wichtigen Wendepunkten wirkt sich diese Konditionierung aber verheerend für das Anleger-Depot aus.

Verheerend deshalb, weil man viel zu lange an den alten Mustern festhält und so schnell einen grossen Teil der Gewinne wieder abgibt, die man sich vorher mühsam erarbeitet hat.

Nun haben wir aktuell einen massiven "Recency-Effekt" und das ist die Konditionierung, dass jeder Rückgang (Dip) sofort wieder eine Kaufgelegenheit an den Aktienmärkten sei. Das sensationelle Jahr 2013 hat uns diese Wahrnehmung nachhaltig eingebläut. Und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass dieser Reflex auch nun wieder die richtige Strategie ist und die Märkte doch wieder zu neuen Höchstständen ziehen.

Trotzdem, wenn ich im aktuellen Report von -> Cognitrend <- dann lese, wie die institutionellen Anleger sofort wieder ins bullische Lager wechseln, weil sie darauf konditioniert sind den Dip sofort zu kaufen, lässt mich das eine Augenbraue hochziehen. Denn an dem Tag, an dem der Dip mal keine Gelegenheit zum Kauf war, wird dieser Reflex ein Blutbad auslösen.

Prüfen Sie sich also selber, wie stark sie von der Angst vermeintlich etwas zu verpassen beeinflusst sind. Solche Reflexe sind selten gute Ratgeber. Wenn der Markt wirklich nach oben will, wird er uns das zeigen. Und bis dahin ist Geduld ein besserer Ratgeber, als die Angst etwas zu verpassen.

(2) Der Markt spinnt in der Regel nicht - uns fehlt zu oft Wissen !

In Anbetracht der starken Bewegungen, weil sozusagen in China ein Fahrrad umfällt, liest man bei Laien auch immer wieder Unverständnis, gewürzt mit Sätzen wie: "die spinnen die Börsianer".

Dabei ist die Wahrheit eher, dass dabei nicht verstanden wird, was die Märkte wirklich antreibt. Es sind die Erwartungen an zukünftige Entwicklungen, die in der Gegenwart zu Kursbewegungen führen. Deswegen sind auch die 10 Milliarden USD als Wert nicht so wichtig, die die FED gestern objektiv den Stimulus zurück gefahren hat. Wichtig ist viel mehr die daraus abzuleitende Erwartung, dass der Stimulus nun Zug um Zug auf Null gefahren wird. Und daraus ergeben sich massive Konsequenzen.

Auch könnte man sich als Laie ja fragen, was hat denn der DAX mit der türkischen Lira oder anderen Währungen der Emerging Markets zu tun ? Die Antwort ist, in der Erwartung der Zukunft jede Menge.

Denn was wir derzeit erleben, ist eine Währungskrise der Emerging Markets, die gegenüber Dollar und Euro massiv abgeben. Das verteuert dort die Importe und bringt sogar den Gedanken an den "Gottseibeiuns" der Märkte - Kapitalverkehrskontrollen - auf den Plan.

Was bedeutet es aber, wenn in Brasilien, Türkei, Südafrika und Co. die Einfuhren viel teurer werden ? Eben - weniger Einfuhren. Und wer liefert hochwertige Güter in diese Länder ? Genau, der Exportweltmeister Deutschland.

Die Schwäche des DAX, wenn die Währungen der Emerging Markets einknicken, ist also völlig logisch und das ist nur ein Aspekt in der komplexen Gleichung. An den Märkten werden eben Zukunftserwartungen gehandelt und nicht die Gegenwart !

Sicher übertreibt der Markt manchmal und kann auch Situationen am Ende falsch einschätzen. Aber wenn wir mal wieder nicht verstehen, warum der Markt macht was er macht, schliessen nur Laien daraus, dass der Markt "spinnt". Der erfolgreiche Anleger dagegen geht davon aus, das ihm selber ein wichtiges Puzzleteil an Information fehlt und versucht diese Lücke so schnell wie möglich zu schliessen. Denn das ist die Regel, dass der Markt wirklich "spinnt", die seltene Ausnahme.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag !

Ihr Hari

PS: Übrigens ist heute bei Mr-Market der vorletzte Tag des alten Preismodells.
Aber 01.02.14 gilt auf Mr-Market.de eine -> veränderte Preisstruktur für Neumitglieder <- !

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Markt am Scheideweg – Rebound oder Einbruch ? Fragen sie den Wahrsager !

Wissen Sie, warum gute Wahrsager so erfolgreich sind ? Weil diese zwei Regeln verinnerlicht haben:

Erstens sind gute Wahrsager sehr emphatisch und können schnell aufnehmen, wo ihre Kunden der Schuh drückt und wie diese "ticken". Und dann liefern Wahrsager punktgenau die Zukunftsprognosen, von denen sie wissen, dass ihre Kunden diese gerne hören werden.

Damit ist erst einmal die Zufriedenheit des Kunden gesichert, denn dieser fühlt sich gut und in seinen Ansichten bestätigt. Und da der Kunde mag, was der Wahrsager sagt, wird er diesen auch verteidigen, wenn andere die Weissagungen in Frage stellen.

Da dem Wahrsager aber bewusst ist, dass er die Zukunft ebenso gut vorhersagen kann, wie eine Kuh die Quantenphysik erklären, liefert er klugerweise auch gleich eine böse Macht, die Schuld ist, wenn es dann doch nicht so kommt. Es war dann nämlich nicht die eigene inhaltsleere Prophezeiung, sondern ein "böser" exogener Einfluss, auf den der weise Wahrsager ja keinen Einfluss hat. Sonst wäre es aber garantiert so gekommen ! Ganz bestimmt ! 😉

Je stärker der Kunde aber glauben will, desto stärker wird er auch diese Ausrede annehmen und wenn es nicht so kommt, in dem Fall den Wahrsager sogar verteidigen. Und wenn es zufällig so kommt, hatte der Wahrsager natürlich recht und ist ein Held. Ein Win-Win also für den Wahrsager, aber nur, weil der Kunde nicht merkt, wie er sich seine eigene Wirklichkeit erschafft.

Zweitens wissen Wahrsager um die Vergesslichkeit der Menschen. Und sie wissen, dass alleine schon der Zufall dafür sorgen wird, dass sie irgendwann mal Recht behalten werden. Es kommt nur darauf an dafür zu sorgen, dass die falschen Prophezeiungen vergessen oder (siehe oben) entschuldigt werden, dafür aber die zufällig richtigen Weissagungen, um so stärker als eigene Weisheit ausgeschlachtet werden können und den eigenen Ruhm mehren.

Was das mit Börse zu tun hat, werden Sie fragen ? Das ist doch leicht zu erkennen. Die Märkte setzen zur ersten scharfen Korrektur seit langer, langer Zeit an und schon sind sie überall wieder da - die Crash-Propheten und sonstigen Börsenwahrsager, die natürlich alle ganz genau wissen, wie es mit dieser Korrektur weiter gehen wird. 😉

Ich kann Ihnen nur über mich klar und deutlich sagen: ich habe keine Ahnung, was die Zukunft bringt. Und ich kann Ihnen nicht sagen, ob die Korrektur schon vorbei ist, oder sich nun erst so richtig auswächst. Beides ist möglich. Da die Mehrzahl der Marktteilnehmer nun aber so darauf konditioniert ist, jeden Dip zu kaufen, könnte es sich lohnen, sich mal mit der gegenteiligen Wirklichkeit auseinander zu setzen.

Dafür kann ich Ihnen aber Wahrscheinlichkeiten und Muster nennen, auf die wir im Markt achten müssen. So dass wir *falls* eine Bewegung einsetzt, deren Bedeutung und wahrscheinliches Ziel antizipieren können. Das tue ich im Premium-Bereich. Und so wissen wir immer noch nicht, was die Zukunft bringt, wissen aber wenigstens, wie wir auf die Realitäten im "Hier und Jetzt" zu reagieren haben. Und das ist doch eine ganze Menge.

Und ich kann Sie darüber hinaus an drei grundlegende Wahrheiten erinnern. Und das will ich hier nun tun:

(1)

Kein Bullenmarkt stirbt mal "einfach so". Er stirbt eher in langen, aufreibenden Kämpfen zwischen Bullen und Bären. Kämpfe, die sich typischerweise in Form einer ausgedehnten Topbildung mit immer neuen gescheiterten Anläufen zeigen und die man auch "Distribution" nennt.

Insofern ist es nach dem Einbruch von letzter Woche eher wahrscheinlich, dass nun bald eine Gegenbewegung nach oben kommt. Irgend einen Anlass wird der Markt dafür schon finden, wenn er will. 😉 Zum Beispiel bietet die FED Sitzung vom Mittwoch doch eine schöne Gelegenheit, vorher einen "Buy the Rumor" Trade zu starten. Die Frage ist also eher, wie weit geht diese Gegenbewegung. Denn wenn die Kraft des Marktes nicht mehr ausreicht um zu neuen Hochs zu laufen, ist das ein Warnsignal. Natürlich erst recht, wenn diese Gegenbewegung ganz ausbleibt.

(2)

Wir hatten das ganze Jahr 2013 keine ernst zu nehmende Korrektur von 10 oder 20% in den grossen Indizes. Das ist ungewöhnlich und unwirklich. Die Indizes haben sich weit von ihren 200-Tage-Durchschnitten entfernt, beim DAX liegt dieser zum Beispiel aktuell bei ca. 8600.

Völlig normal wäre es daher, wenn so eine Korrektur nun mal käme. Es gibt keinen Grund, daraus gleich Horror-Szenarien zu konstruieren, sondern das wäre das Normalste von der Welt. Irreal und anormal ist eher, dass wir diese Korrektur so lange nicht hatten.

(3)

Das grundlegende Environment bleibt weiter positiv für Aktien. Alle grossen Notenbanken drücken mehr oder weniger auf das monetäre Gaspedal und das bleibt nicht ohne Wirkung, denn "Liquidity rules"! Jetzt kann man ohne Frage diskutieren, ob hier nicht das Rad überdreht wird, mit potentiell katastrophalen Konsequenzen in der Zukunft für unser Währungssystem. Faktum ist aber auch, dass der Patient immer noch auf die Droge "leichtes Geld" reagiert und solange diese "Medizin" die Kurse treibt, sind wir noch nicht am Ende der monetären Expansion angekommen.

So weit drei ganz einfache, grundlegende Überlegungen, die es nach meiner Ansicht wert sind, nicht vergessen zu werden.

Bleiben Sie also ruhig. Es gibt aktuell Grund zur Vorsicht und niemand sollte in so einer wackeligen Marktlage alles - und dann noch ohne Absicherung - auf eine Richtung setzen. Ganz besonders dann nicht, wenn man zu spät zur Party dazu gekommen ist.

Aber umgedreht gibt es auch keinen Grund für Panik und vorschnellen Aktivismus. Ich hoffe Sie haben eine Strategie bei dem, was sie an den Börsen tun. Wenn ja, bleiben Sie dabei und folgen dem Markt. Wenn nein, schaffen Sie sich schleunigst eine Systematik und Strategie für Ihre Geldanlage an !

Ihr Hari

PS:

Ich möchte die freien Leser bei dieser Gelegenheit noch einmal an die Änderungen bei der Preisstruktur für Neuanmeldungen zum 01.02.14 erinnern:
-> Veränderte Preisstruktur für Neumitglieder <- !

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Prokon, die Bundesregierung und warum Risiko gut ist !

Heute muss ich in der Frühe mal wieder einen persönlichen Kommentar zu einem finanzpolitischen Thema los werden. Denn was ich heute in den Medien lese und laut Medien wohl vom neuerdings SPD geführten Justizministerium ausgehen soll, lässt meine Zornesader schwellen:
-> Bundesregierung will riskante Finanzprodukte verbieten <-

Jetzt riecht das natürlich auch wieder nach so einer typisch politischen Reaktion, wie sie nach medialer Aufmerksamkeit heischend, auch oft nach publikumswirksamen Gewalttaten kommt. Dann wird gerne von erhöhten Strafen schwadroniert und sobald das Thema von den Schlagzeilen verschwunden ist, kümmert sich keiner mehr so richtig darum.

Hier lese ich persönlich aber aus der politischen Absicht auch eine Geisteshaltung heraus, die ungefähr so lautet: Risiko ist schlecht und muss verboten werden ! Der Bürger muss vor sich selber geschützt werden ! Der liebe Staat weiss schon, was gut für Dich Bürger ist !

Die Gängelung und Bevormundung des Bürgers, tritt für mich damit in eine völlig neue Dimension. Eine Dimension, die wir mündige Bürger nach meiner Ansicht zum Wohle unseres Gemeinwesens nicht mehr so einfach hinnehmen dürfen.

Denn die Wahrheit ist: Risiko ist gut ! Unser Fortschritt, unsere Wirtschaft und damit auch die von Steuereinnahmen finanzierten Gehälter, die diese Damen und Herren in den Ministerien jeden Monat auf ihrem Konto haben, sind das Resultat davon, dass Menschen in der Vergangenheit ins Risiko gegangen sind und geforscht, gegründet und investiert haben !

Alle grossen Erfindungen, jedes neues Medikament, jeder Fortschritt, musste erst einmal finanziert werden. Denn vorher ist es ja noch nicht da. Und um etwas zu finanzieren, braucht es Geldgeber, die ins Risiko gehen. Und die dann - wenn es ein Erfolg wird - zu Recht grosse Gewinne einstreichen können. Und wenn es scheitert, ihre Investition abschreiben müssen. Das nennt man Wirtschaft und Fortschritt !

Wenn Elon Musk vor dem Börsengang von Tesla Motors, im Rahmen einer Beteiligungsgesellschaft mit "Genussrechten" um private Geldgeber geworben hätte, wäre das ohne jede Frage ein hoch riskantes Investment gewesen, das auch hätte schief gehen können. Denn erst hinterher ist man klüger !

Nach der Logik, nach der riskante Finanzprodukte für private Anleger zu verbieten sind, hätte dann aber keine deutsche Privatperson bei Tesla Motors investieren dürfen. Weil das liebe Justizministerium und/oder die Bafin "weiss" ja, dass das riskant ist. Ich lache mich tot ! Mit Verlaub, der ganze Gedankengang ist absurd. Und wenn er wirklich ernst gemeint sein sollte und nicht nur von der Süddeutschen verdreht oder übertrieben dargestellt wurde, müsste man sich ernsthaft die Frage stellen, ob man im Angesicht solcher Verantwortlichen, nicht schnellstens aus diesem Land auswandern sollte.

Richtig ist am Finanzmarkt etwas ganz anderes. Die Verbraucher sind nicht vor Risiko zu schützen, sie sind vor Betrug zu schützen ! Denn Risiko hat seinen Preis und das ist gut so. Wer ein sehr riskantes Investment anbietet, muss für den Erfolgsfall eine viel höhere Rendite anbieten, als jemand mit einer vergleichsweise sicheren Anlageform.

Andernfalls wird er keine Geldgeber finden, ausser die "Dummen", denen man sowieso alles andrehen kann, wenn man es nur lecker genug mit einer Schleife verpackt. Will das Justizministerium jetzt auch Dummheit und mangelnde Bildung verbieten ? Ich meine, ich fände es ja toll, wenn beides vom Erdboden verschwinden würde, aber mit einem Verbot erreicht man das nicht, sondern nur mit dem, worin der Staat aktuell versagt: den jungen Bürgern schon in der Schule wirtschaftliche und finanzielle Grundbildung zu vermitteln !

Die entscheidende Frage ist also nicht, wie riskant eine Anlage ist, sondern ob diese Risiken angemessen und vollständig dargestellt wurden. Und wenn das mit Vorsatz nicht passiert, dann darf man das Wort "Betrug" in den Mund nehmen und davor ist der Bürger tatsächlich zu schützen, nicht aber vor Risiko !

Nur blöderweise gibt es die Gesetze alle schon, die Betrug bei Finanzanlagen unter Strafe stellen und es gibt mehr als genügend Formulare und Regularien, daran mangelt es Deutschland nicht. Darauf zu verweisen, würde aber natürlich keine schöne Schlagzeile in der Süddeutschen generieren. Sicher gibt es in Details Verbesserungsbedarf bei den regulatorischen Anforderungen an solche Beteiligungen, das ist aber immer so und keine Schlagzeile wert.

Woran es aber im Lande in Finanzdingen wirklich strukturell mangelt, ist finanzielle Eigenverantwortung und finanzielle Bildung ! Da steht der Staat in einer Verantwortung in Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Denn wer glaubt, man bekäme im aktuellen Finanzumfeld irgendwo ohne jedes Risiko 6, 7 oder sogar 8% Rendite, die sich dann auch noch "gut" und "nachhaltig" anfühlt, ist mit Verlaub ziemlich naiv. Aber das ist ja kein Problem - unser liebes, uns an seine erstickende Mutterbrust drückende Justizministerium - verbietet dann auch Naivität. Wer hier Sarkasmus findet, ist auf dem richtigen Dampfer !

Spannend würde auf jeden Fall zu beobachten sein, welche Finanzprodukte, die in dem Fall nicht zu beneidende Bafin, dann als "zu riskant" für normale Bürger vom Markt nehmen müsste. Fangen wir - mit leichtem Augenzwinkern - doch mal mit drei Kandidaten an:

- Aktien der Commerzbank ? Ich meine "riskant" waren sie, oder ? 😉

- Oder vielleicht eine Beteiligung an Solarworld. Auch die war offensichtlich riskant, oder ? 😉

- Staatsanleihen ? Insbesondere für Mittelmeer-Anrainerstaaten der Eurozone ? Nein, das kann nicht sein, die sind ja total sicher. Oder doch nicht ? Nach welchem Kriterium eigentlich ? 😉

Soll ich weitermachen ? Was glauben Sie, was bei der Prüfung der obigen Anlagen vor Jahren heraus gekommen wäre, wenn die arme Bafin hier hätte prüfen müssen, ob das Finanzprodukt zu riskant ist ?

Ich denke, ich habe meinen Punkt gemacht. Erstaunlich ist nur, dass man so etwas überhaupt schreiben muss und das nicht selbstverständlich ist.

Abschliessen will ich meine Wutrede daher versöhnlich. Denn glücklicherweise gibt es da draussen auch noch Verantwortliche mit Verstand. Und deshalb zitiere ich hier aus dem oben verlinkten Artikel der Süddeutschen, stellvertretend die Präsidentin der Bafin Elke König:

"Jeder Anleger müsse bedenken, dass es einen Zusammenhang zwischen der versprochenen Rendite und dem Ausfallrisiko eines Wertpapiers gebe und dass die Anbieter auf den Finanzmärkten keine Wohltäter seien. Man sollte nur in Produkte investieren, die man versteht, und eine gesunde Skepsis an den Tag legen"

Danke ! Da habe ich überhaupt keinen Widerspruch. So ist es.

Risiko ist gut ! Es muss nur gegenüber dem Anleger angemessen, vollständig und wahrheitsgerecht dargestellt werden, damit dieser eine mündige Entscheidung treffen kann.

Das war aber schon immer so und ist nichts Neues und schon lange gesetzlich verankert.

Und um zum konkreten Fall Prokon zu kommen, hat es an Warnungen und kritischen Kommentaren zum Geschäftsmodell ja nun wirklich nicht gemangelt. Wer sich über diese hinweg gesetzt hat, hat eine eigenverantwortliche Entscheidung getroffen und ist ins Risiko gegangen. Nun muss dieser Anleger die Konsequenzen tragen. Hätte die Anlage zu riesigen Gewinnen geführt, hätte der Anleger diese ja auch alleine vereinnahmen wollen.

Ihr Hari

PS: Sehr passend zum dem Themenkomplex, will ich auch an meinen älteren Artikel -> Die Legende von der bösen Spekulation <- erinnern.

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