Wenn Sie hier schon länger mitlesen, dann wissen Sie, was ich von Börsen-Prognosen halte, mit denen selbsternannte Glaskugelbesitzer einen bestimmten Endstand des DAX Ende 2017 oder einen Crash vorher sagen.
Schlicht Nichts. Nada. Niente. Das ist einfach nur -> Prognosiritis, eine das Ego pflegende, ansteckende Krankheit <-.
Das Besondere der Prognose, ist ja die Tatsache, dass sich der Autor mit seiner Kompetenz dahinter stellt und sagt: so wird es werden! Zum Thema Crash-Propheten, steht dieses Fussballmatch seit 2011 ungefähr 73:0 für die Bullen, aber irgendwann werden die Crash-Propheten bestimmt auch mal ein Tor schiessen. 😉
Eine Prognose zur Konjunktur, zumindest nennen sie es so, ist auch im volkswirtschaftlichen Gutachten der "5 Weisen" im Sachverständigenrat, die dann ein Wachstum für das Folgejahr vorhersagen, dass man vielleicht genau so gut treffen könnte, wenn man eine Kommazahl zwischen 0 und 2 mit Dartpfeil auf ein Blatt Papier "erwürfeln" würde. Hat eigentlich mal jemand die Trefferquote über die letzten 50 Jahre ausgewertet?
Es gibt aber etwas, das Sinn macht. Jede Menge Sinn, weil es die Sinne schärft. Es sieht auf den ersten Blick wie eine Prognose aus, ist aber keine. Es ist ein Szenario.
Der Unterschied mag sich gering anhören und nur in einem Wort liegen, er ist aber ganz erheblich.
Das Szenario hat nämlich keinen Wahrheitsanspruch. Es beschreibt eine Variante zukünftiger Entwicklungen unter vielen und nennt die Voraussetzungen dafür, dass diese eintreten können. Es ist also eine Wenn->Dann Beziehung und das ist eine ernst zu nehmende Sache.
Szenarien für die Zukunft gibt es daher viele, die Zukunft ist ja auch vielschichtig. Wer hat sich denn vor einem Jahr vorgestellt, dass der Brexit real wird, "The Donald" US Präsident wird und der S&P500 danach auf Allzeithoch steht?
Ich sage es Ihnen: Keiner. 🙂 Welchen Wert haben also pseudo-exakte Prognosen? Sie ahnen es: Auch keinen. Einfach weil die Zukunft noch nicht geschrieben ist. Und auch 2017 ist noch nicht geschrieben.
Trotzdem müssen wir uns ja auf die Zukunft vorbereiten und da kommen Szenarien ins Spiel. Wir können und sollten durchdenken, was passiert wenn. Auch das wird dann oft anders kommen, weil ein unerkannter Faktor einwirkt und die Gleichung verändert, aber selbst dann hat das Szenario noch Wert, weil wir die Abweichung erkennen können und auch daraus einordnende Schlüsse ziehen können.
Verschiedene Szenarien für die Zukunft zu haben, macht also Sinn. Auch für Anleger an der Börse. Nur sich mit einem Szenario gedanklich verheiraten, es lieben lernen und sich darin verbeissen, das sollten wir besser nicht. Wenn die Realität anders kommt, schmeissen wir das Szenario in den Müll und wechseln auf ein anderes Modell des Geschehens, dass der Wirklichkeit näher kommt. So einfach ist das.
Da Szenarien Sinn machen, kann man auch mal für 2017 durchdenken, was in 2017 im Extremfall möglich wäre. Und zu Szenarien gehört die Bedingung. Die Bedingung ist hier, einfach als Massstab zu nehmen, was uns die ganz langfristigen Charts für Signale geben, wohin sie also auf dem heutigen Wissenstand eher hindeuten.
Da haben wir im Premium-Bereich vor drei Tagen getan und nun zeige ich Ihnen hier daraus mal drei Charts für 2017:
Zunächst das EURUSD Währungspaar seit der Jahrtausendwende, also die Entwicklung des Euro zum Dollar:
Die Struktur deutet also eher nach unten und über die Parität hinaus auf einen Euro, der weniger Wert ist, als der Dollar.
Erneut, es geht hier *nur* darum, welche Botschaft die Strukturen des Marktes senden, in welche Richtung sie also tendentiell eher deuten. Der Markt kennt auch nur die Gegenwart und weiss auch nichts über die Zukunft, wenn neue Ereignisse auf ihn treffen, wird er seine Struktur ändern.
Aber dieses Chart weist nach unten und wissen Sie was?
*Upps*. Nach der FED am Mittwoch ist der Euro unten rausgefallen und setzt sich wie im Chart Richtung Parität in Bewegung.
Kommen wir nun zu Gold
Da haben wir einen fallenden Trendkanal und der spricht eher dafür, dass es bis zur unteren Begrenzung runter geht und die liegt unter 1.000 USD. Wer braucht auch Gold, wenn der Dollar und die Zinsen steigen und die Konjunktur boomt? Niemand, da braucht auch niemand zu "manipulieren" dafür, das ist einfach die logische Folge der Entwicklung beim Dollar und den Zinsen.
Und wissen Sie was? *Upps* Nach der FED, macht sich Gold genau dahin auf den Weg.
Und nun zum DAX. Was zeigt der im ganz langfristigen Chart seit 2004?
Mein lieber Herr Megarally, das ist ja DAX 15.000! Da ist ja ein Trendkanal und wenn der DAX die obere Begrenzung anläuft, dann sind wir schon da!
Stimmt und wissen Sie was? Nein, das sage ich jetzt besser nicht. 😉
So ...
Nun merken Sie an meiner Art darüber zu reden hoffentlich, dass ich das ein wenig selber auf die Schippe nehme. Nein, ganz so einfach wird es bestimmt nicht in 2017.
Und ganz ehrlich, das Szenario, das ich persönlich in Würdigung der Gesamtlage derzeit für am Wahrscheinlichsten halte ist, dass wir nach einer massiven Rally, die im ersten Halbjahr höher führt, als wir uns heute vorstellen können, dann in 2017 ein bedeutendes Top ausbilden und in die erste echte Korrektur seit Beginn des Bullenmarktes laufen.
Mit anderen Worten, ich präferiere derzeit eher, dass wir mitten im letzten, ganz grossen Hurrah des Bullenmarktes sind, der in 2009 begann.
Aber missverstehen Sie das nicht als Crash-Prognose. Dieses Hurrah wird uns noch viel höher führen, als wir heute ahnen und heute ist nicht der Tag, sich dagegen zu stellen. Vielleicht nicht gerade auf 15.000 im DAX, aber doch zu neuen Höchstständen. Und dann wars das irgendwann in 2017. Das ist das Szenario, das in meinen Augen im Moment am ehesten zur Realität passt. Aber es ist auch nur eines unter vielen ohne Wahrheitsanspruch.
Zurück zu den obigen Szenarien. Es sind eben nur Szenarien. Sie haben aber Wert. Denn sie öffnen uns die Augen für die Möglichkeiten, die im Markt stecken.
Sie zeigen uns, dass derzeit nicht der Zeitpunkt für kleingeistiges Gefrickel ist, sondern dass dieser Markt gerade eine massive Bewegung vollzieht, die mehr Potential hat, als wir vielleicht ahnen.
Und wenn uns solche Szenarien offen für die Möglichkeiten machen, dann haben sie grossen Wert für uns. Nur geistig damit verheiraten und sich darauf festlegen, sollten wir nicht. Dann würden wir zum Prognostiker und ich kenne keinen, der je an der Börse konsistent Geld mit Prognosen verdient hätte.
Nur Leser und Klicks, das kann man mit Prognosiritis bekommen, das stimmt. Die Verheissung, Ihnen die Zukunft weiszusagen, zieht Anleger an, wie die Honigfalle die Bienen. Leider. Ich kann damit nicht dienen.
Wir aber folgen dem Markt mit offenen Augen und nutzen die Chancen, die er uns vor unserer Nase bietet. Und weiten den Blick auf die Möglichkeiten, durch verschiedene Szenarien. So soll es sein. So kann man Geld verdienen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen 4. Advent und hoffentlich nur mässig hektische Vorweihnachtstage.
Ihr Hari
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Sehr interessante Theorien. Mal schauen was kommt.
@Hari: was denkst du von der Theorie, dass Bitcoin und nicht Gold zur „Fluchtwährung“ wird?
Seit Jahren schaut es danach aus, dass die ganze Welt diese Rolle immer Gold zuweist. Aber wie wir wissen „wiederholt sich Geschichte nicht, sondern sie reimt sich“.
http://www.tichyseinblick.de/kolumnen/mr-market/das-wort-fuer-gold-ist-geld/