Der Finger des Oberlehrers

Ich weiss, Blicke zurück mit dem erhobenen Zeigefinger des Oberlehrers und der Intonation des "ich habe es doch gesagt", sind nicht sehr beliebt. 🙂

Schon als Kinder haben wir darauf ablehnend reagiert, wenn von unseren Eltern solche Worte kamen. Aber wenn wir ehrlich sind, genagt hat es doch an uns, wir haben uns über uns selber geärgert und manchmal hat es genau deswegen etwas bewirkt.

Der erhobene Zeigefinger des Oberlehrers, hat also einen Wert, weil er uns zwingt uns den eigenen Handlungen oder Unterlassungen zu stellen.

Und deshalb erhebe ich heute mal wieder den Zeigefinger, den mein Anspruch hier ist ja nicht, sie mit lustigen Prognosen zu penetrieren, sondern Sie bei Ihrem Erkenntnisprozess zu unterstützen, wie Börse funktioniert.

Von der Kategorie der Börsen-"Experten", die Ihnen heute erklären, wie morgen ganz sicher die (Anlage-)Welt aussehen wird und Ihnen - natürlich völlig kostenlos und uneigennützig, schon klar 😉 - die allergeheimsten und heissesten Börsentips mitteilen wollen, gibt es ja in den Medien genug. Wenn Sie das suchen, sind Sie hier sowieso auf der falschen Plattform.

Mein erhobener Zeigefinger, will heute meinen Artikel -> Jahresendrally oder davon die Wirklichkeit anzunehmen <- in Erinnerung rufen, denn der liegt nun schon fast einen Monat zurück und wurde kurz nach Trumps Wahl geschrieben - mein Gott, wie die Zeit vergeht!

Darin sagte ich:

Aber trotzdem, sich in Angst, Ablehnung und dem eigenen Bias zu suhlen, ist etwas für Verlierer. Wer am Markt zu den Gewinnern gehören will, muss immer wieder die Wirklichkeit so annehmen, wie sie ist. Was wir denken, wollen oder wünschen, ist dem Markt völlig egal. Im Gegenteil, es weist eher in die falsche Richtung, denn da auch wir Teil der "Herde" sind, ist es recht wahrscheinlich, dass andere die gleichen Ängste und Zweifel haben und das schon längst in den Kursen steckt.

Gewinner am Markt haben eine kalten, klaren Blick auf diese Wirklichkeit und richten ihr Handeln an dem aus, was ist und nicht an dem, was sie gerne hätten oder befürchten.

Und weiter:

Alle vier Punkte deuten für den Markt eher nach oben zum Jahresende. Wobei man sehr selektiv sein muss, denn es sind in der neuen "World of Donald" eben andere Sektoren und Themen als bisher, die den Markt treiben.

Im nächsten Artikel im freien Bereich: -> Trump, das Offensichtliche und die Weisheit <- nahm ich mir dann das diffuse Gerede einiger Marktkommentatoren vor, die nach der sichtbaren Gezeitenwende durch Trump, nicht in der Lage waren, den massiven Gezeitenwechsel zu erkennen, der vor unseren Augen klar und deutlich im Gange war.

Darin sagte ich mit deutlichen Worten:

Aber ist es deswegen auch "weiser" Rat, nun erst einmal abzuwarten, bis sich dann nach der Amtseinführung gezeigt hat, wie Trumps Politik wirklich aussieht?

Blödsinn, das ist das Offensichtliche mit gewichtiger Miene gesagt und völlig wertlos für uns Anleger. Denn wenn völlig klar ist, wie Trumps Politik nun wirklich aussieht, ist auch die Anpassungsreaktion des Marktes am Ende und einige Sektoren notieren 20% höher und andere niedriger.

...

Ist es denn dann vielleicht "weiser" Rat, der aktuellen Bewegung des Marktes raunend zu misstrauen, dagegen anzukämpfen und eine Gegenposition einzunehmen?

Auch Blödsinn. Wer ist denn "der Markt"? Das ist eben Ray Dahlio und viele andere kluge Köpfe. Und auch Sie und ich. Und die kommen derzeit in grosser Mehrheit zum Schluss, dass hier eine bedeutende Wende eingeleitet wurde, die Kurse zeugen von dieser Sicht. Wer also sind wir, dass wir das besser wissen? Wer glaubt "Max Mustermann" zu sein, dass er sich aus seinem "unermesslichen Ratschluss" heraus dagegen stellen will?

...

Wer nun nicht handelt, handelt auch. Denn die Welt dreht sich weiter und davon ist nur der unbeeinflusst, der diese Welt verlassen kann. Ich kann das nicht.

Nehmen wir die Änderung also besser im positiven Sinne an und machen etwas daraus.

Nun steht der S&P500 auf Allzeithoch, der DAX bricht heute durch einen "Buy the Rumor" Trade - in Erwartung der EZB morgen - durch den Deckel bei 10.800 und eine massive Sektorrotation hat stattgefunden, die massivste Gewinne erlaubte, wenn man konsequent in den "World of Donald" Sektoren war.

Bin ich nun ein "toller Hecht" und will das bei Ihnen los werden? Quatsch, diese Sicht die ich direkt nach Trumps Sieg hatte, hatten viele Markt-Profis, denn irgend jemand muss ja die Multi-Milliarden in Gang gesetzt haben, die dann diese massive Rotation ausgelöst haben.

Von Carl Icahn wird berichtet, er hätte Trumps Wahlparty vorzeitig verlassen um "Aktien zu kaufen". Meine hier deutlich kommunizierte Erkenntnis, war also weder originär, noch orginell, sie war das Ergebnis von vielen Signalen des Marktes, die andere auch gesehen haben.

Ich hebe hier den Finger des Oberlehrers so deutlich, um bei Ihnen vielleicht die Erkenntnis reifen zu lassen, dass Sie vielleicht die falschen Einflüsterer haben, wenn Sie diese Chance nicht genutzt haben. Denn je präziser Ihnen jemand die börsentechnische Zukunft weisssagen will, desto weniger ist er ernst zu nehmen, denn die Zukunft ist und bleibt unbestimmt und niemand von uns hat eine Glaskugel.

Erfolg am Markt entsteht, in dem man die Signale, die der Markt real im Hier und Jetzt hergibt, konsequent für sich nutzt. In dem man also die Chancen ergreift, die das Schicksal bietet und Trumps Wahl war und ist eine sehr grosse Chance, wie man sie nicht so oft erlebt.

Das Fabulieren über den Indexstand des DAX Ende 2017 aber, kann man denen überlassen, die ihr Geld mit Klickzahlen und Aufmerksamkeit verdienen, nicht aber mit Erfolg im Depot.

"Fortune favors the bold", heisst es dazu in der angelsächsischen Welt im Militär und das gilt auch für die Börse. Wobei Mut nicht mit Übermut zu übersetzen ist, wir agieren am Markt immer mit klarem Risikomanagement und kontrolliert, aber wenn der Mantel des Schicksals an uns vorbei kommt, dann greifen wir zu und lassen uns nicht einlullen.

Wie geht es jetzt weiter? Auch das habe ich schon in obigen Artikeln indiziert. Die optimale Phase einer Rally ist immer die "Buy the Rumor" Phase. Diese dauert bei Trump vielleicht bis Mitte Januar, bis zu Amtseinführung, dann kommen die Mühen der Ebene und die werden auch einige Hoffnungen enttäuschen, die der Markt nun schon feiert.

Die europäischen Märkte haben aber auf jeden Fall einiges an Nachholpotential, weswegen der Ausbruch über 10.800, den der DAX heute vollzieht, bedeutend sein könnte. Nur muss Draghi morgen liefern, denn die Rally gerade bei den europäischen Finanzwerten, beruht auf klaren Erwartungen an Draghi im Sinne "Buy the Rumor".

Gleichzeitig ist der US Markt nun aber deutlichst korrekturreif und EZB und FED bieten in den kommenden Tagen dafür Gelegenheit. Mit einem Dip in den kommenden Tagen, ist also zu rechnen und der wäre nur gesund.

Insofern ist ein Ablauf gut denkbar, nachdem es nun in den kommenden Tagen etwas "rumpelig" wird, bevor der Markt dann zum Jahresende und ins neue Jahr hinein, neue Hochs erklimmt. Nach Trumps Amtseinführung, muss man dann schauen, das Risiko einer "Sell the News" Enttäuschung ist dann da, wenn aus Gerede echte Politik werden muss.

Der weitere Ablauf am Markt, soll hier in diesem Artikel aber gar nicht das primäre Thema sein. Diese permanente Aktualität ist sowieso dem Premium-Bereich vorbehalten.

Hier wollte ich mich einfach mal wieder mit dem erhobenen Oberlehrer-Finger unbeliebt machen. 😉

Falls Sie zu denen gehören sollten, die sich jetzt über mich "Oberlehrer" ärgern, gehen Sie jetzt also ein bischen "Grummeln" und dann sollten Sie sich fragen, was Ihnen wichtiger ist: Ihr Ego oder der Stand Ihres Depots.

Nur wer die zweite Alternative wählt, kann langfristig am Markt erfolgreich sein. Das muss man nicht mögen, das ist aber so. 😀

Ihr Hari

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2 Gedanken zu „Der Finger des Oberlehrers“

  1. Mein Gott, ich habe tatsächlich „Soros“ geschrieben, dabei weiss ich selber gut genug dass es Icahn war – Soros ist ein Trump-Gegner durch und durch und garantiert nicht auf seiner Wahlparty. Habe das sofort geändert, faszinierend wie einem manchmal Fehlleistungen unterlaufen.

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