Eigentlich ist erfolgreiches Investieren ziemlich einfach und dann ist es auch wieder verflucht schwierig. Wobei wir uns die Schwierigkeiten vor allem selber machen, mit Verhaltensweisen wie Zappeligkeit, fehlender Gelassenheit und fehlender Konsequenz.
Und die "kostenlosen" Medien zum Thema Börse tun ja auch alles dafür, dass die Leser permanent zappelig bleiben, weil nur so für sie Klicks zu generieren sind, von denen sie primär leben. Also müssen Parallelen zu diversen Vergangenheits-Krisen aufgebauscht werden, Themen hochgejubelt und dann wieder in den Boden gestampft werden und allerlei "Narratives" in die Welt gesetzt werden, nachdem ja dieser oder jener Indikator ganz unzweifelhaft Schlimmes ankündigt.
Erinnern Sie sich zum Beispiel an die "Inverted Yield Curve" und die damit verbundenen Rezessions-Weissagungen? Schon vor einem halben Jahr wurde diese Sau durchs Dorf getrieben und hat unbedarfte Anleger davon abgehalten, an den Anstiegen des Jahres 2019 teilzuhaben. Anfang September habe ich dazu hier in -> Drama - Liebe - Wahnsinn <- mit deutlichen Worten wie folgt geschrieben:
(2) Das ganze Gerede um "Inverted Yield Curve" und mögliche Rezessionen ist nun auch irrelevant, selbst wenn in den US in 2020 eine kommt, können die Kurse trotzdem zum Jahresende steigen. Oder mit anderen Worten "zu früh ist nur ein anderes Wort für falsch".
(5) Medial wurden alle bärischen "Säue" endlos durch das Dorf getrieben. Eine kommende Rezession wurde aus allen Blickwinkeln immer und immer wieder beleuchtet. Starke Kursbewegungen beruhen aber auf Überraschungen, weil anderes schon teilweise in den Kursen ist.
Diese medialen Spekulationen dienen nun einmal primär dazu Klicks zu generieren, wer gerade am Finanzmarkt das nicht auseinander halten kann, wird immer wieder wie die Sau zur Tränke geführt, nur um dann abgeschlachtet zu werden.
Und wo sind wir nun? Wieder auf Allzeithochs. Was wohl doch nicht so falsch, lieber das Spiel auf dem Platz zu beobachten, statt den Schallmeienklängen der "Prognostiker" zu lauschen. 😛
Wie einfach Investieren ist und wie schwierig gleichzeitig - und warum für Sie die richtigen Informationsquellen absolut entscheidend sind - will ich Ihnen nun an einem Beispiel zeigen.
Vor einem guten Jahr, am 21.10.2018, habe ich Ihnen im Artikel -> Die Fördertürme des 21. Jahrhunderts und die Illusion der Sicherheit <- den Semiconductor-Sektor als die neuen "Fördertürme" - also den unverzichtbaren Sektor - nahegebracht und dabei besonders auf die "Schaufelhersteller" abgehoben, die nicht von einzelnen Produkten abhängen, sondern die Chipindustrie mit Produktionsanlagen ausstatten.
Bitte lesen Sie den Artikel noch einmal, um die Logik nachzuvollziehen, es schadet sicher nicht und hält sie vielleicht auch davon ab, Plattheiten wie "gegessen wird immer" hinterher zu laufen, denn Kleidung braucht es auch immer und trotzdem gehen Ladenketten gerade Pleite, weil ein Geschäftsmodell eben auch damit zu tun, *wie* Waren zum Kunden gebracht werden.
In dem Artikel sagte ich zur Chipindustrie Folgendes:
Aber egal ob Daten nun das Öl des 21. Jahrhunderts sind oder nicht, es gibt "Fördertürme", die auch für Daten benötigt werden, die aber auch alles andere fördern können, was das 21. Jahrhundert braucht. Und diese "Fördertürme" sind Chips!
Beachten Sie also, dass wir den Wendepunkt nicht kennen. Der kann erst in einem Jahr kommen, aber auch schon diese Woche, denn der Sektor zeigt kurzfristig aktuell erste Anzeichen einer Bodenbildung.
Wir müssen den Wendepunkt aber auch nicht kennen, den exakten Boden trifft man sowieso nie. Wir müssen einfach akzeptieren, dass wir die ersten paar Prozent einer Wende verpassen - unsere Aufgabe ist nicht im Vorfeld herumzuraten, sondern dann beherzt zuzupacken, wenn die Wende real da ist! Und dann ist noch mehr als genug Potential vorhanden, in der nächsten Aufwärtsphase kann sich der Sektor kurstechnisch problemlos wieder verdoppeln.
Klar ist also, dass dieser aktuelle Abwärtszyklus massive Chancen generiert, denn eines ist so klar, wie etwas in einer sich immer schneller wandelnden Welt nur klar sein kann:
Den Chips gehört die Zukunft und die wenigen Ausrüster, die der Chipindustrie ihre "Schaufeln" zur Verfügung stellen, werden noch lange, lange stark wachsen, auch wenn dieses Wachstum - wie in den letzten 30 Jahren von Lam Research (LRCX) zu sehen - immer in großen Aufwärtswellen vonstatten geht.
Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück, der Charakter jedes aufwärts strebenden Marktes. Die Chipausrüster machen gerade einen Schritt zurück, danach dürften hier erhebliche Chancen liegen.
Und nun schauen wir mal, was aus diesen drei Chipausrüstern im letzten Jahr geworden ist. Hier sind sie, der Tag des Artikels ist markiert:
Gewinne von 60-100% innerhalb eines Jahres sind das Ergebnis und das mit großen, bei Kennern des Sektors bekannten Aktien, die vergleichsweise "sicher" sind, weil sie in Breite Technologien anbieten und keine "One-Product-Firms" sind. Wow!
Eigentlich ganz einfach, oder?
Damit kommen wir zum schwierigen Teil, denn ich sage Ihnen nun auf den Kopf zu, dass die große Mehrheit von Ihnen an dieser Bewegung *nicht* partizipiert hat.
Warum?
Zum Beispiel, weil Sie die Story eines "Marktschreiers" mit der ach so "unterbewerteten" Aktie XYZ irgendwie besser, weil lautstärker fanden. Ich habe ja auch noch argumentiert, dass ich den Tiefpunkt nicht kenne und es durchaus noch tiefer gehen kann, bevor die Wende kommt. Da hat so jemand doch einfachere "Lösungen" im Angebot. Außerdem habe ich zu Bewertungsfragen kein Wort verloren, wie kann das sein? Sind Bewertungen etwa für Timing irrelevant? 😛 (Service-Hinweis: Ja, sind sie!)
Zum Beispiel, weil Sie zu früh kalte Füsse bekommen haben und das Tief im Dezember Sie wieder abgeworfen hat, nur um dann wegzuschauen und sich nicht mehr in den Markt zu trauen.
Zum Beispiel, weil Sie im Frühjahr viel zu früh wieder ausgestiegen sind, nachdem ihre Positionen ein kleines Plus hatten und Sie Angst bekamen, das wieder zu verlieren.
Zum Beispiel, weil Sie permanent mit anderen Themen abgelenkt wurden und nicht dabei geblieben sind, weil wie bei einer summenden Biene, immer die nächste Blüte noch schöner zu sein schien.
Zum Beispiel. weil Sie ein medialer Nachkomme von Nostradamus mit gewichtiger Miene in einem emotional wackeligen Moment dazu veranlasst hat, alles wieder zu verkaufen, weil die Risiken ja auch so schlimm sind - MiMiMiMiMi.
Und so weiter und so fort. Deshalb - oder aus anderen Gründen - haben Sie diese grosse Chance direkt vor Ihnen auf dem Silbertablett weder am Tag des Artikels 21. Oktober 2018, noch am echten Tiefpunkt dem 26. Dezember 2018, noch später im Januar oder Februar 2019 ergreifen können, als die Wende klar an die Wand geschrieben war und der beste Zeitpunkt zum Zupacken eindeutig gegeben war. Und selbst wenn Sie in den Aktien drin waren, haben Sie diese nicht über das Jahr 2019 halten können. Wenn doch, sind Sie die große Ausnahme und dürfen sich wirklich beglückwünschen!
Wie können Sie das ändern? Nicht in dem Sie weiter "heissen Tipps" hinterher jagen, denn da war der perfekte Tip vor Ihnen, der Ihnen 100% Gewinne mit vergleichsweise begrenzten Risiken hätte verschaffen können. Ihr Problem ist also nicht ein Mangel an Ideen, sondern etwas daraus zu machen!
Ändern können Sie es aber, in dem Sie Ihre Informationsquellen und Ihr Verhalten ändern. In dem Sie erkennen, dass Ihr Problem Sie im Spiegel anschaut. In dem Sie sich klar machen, wie stark Sie sich hinter der Einbildung des eigenverantwortlichen Handelns doch von Kräften treiben lassen, die nicht mit dem Wohlergehen Ihres Depots im Gleichklang schwingen.
Denn Investieren ist in dem Sinne wirklich einfach. Die Story der Chipaktien war und ist doch klar und deutlich zu sehen und es gibt keinen Zweifel, dass Chips in immer mehr Bereiche des Lebens sickern.
Wenn man dann beim Investment einen Bogen um volatilere und kleinere Chipspezialisten macht, sondern sich auf die "Schaufelunternehmen" konzentriert, die wie im kalifornischen Goldrausch auch dann Geschäfte machen, wenn die Digger (hier Chipspezialisten) kein Gold finden können, dann bekommt man ein relativ gesehen ziemlich *sicheres* Investment. Auch ohne den Boden vorab zu kennen und im vollen Wissen, dass es vorher noch tiefer gehen kann. Den Boden wartet man gelassen ab und schlägt dann zu.
Man braucht also "nur" die Ruhe und Konsequenz, dann zuzuschlagen wenn die Wende da ist und dann bei diesen Positionen dabei zu bleiben. Kein blindes Buy&Hold, das ist eine Lüge, aber die Ruhe dabei zu bleiben, solange sich an der grundlegend bullischen Story nichts ändert. Und die Konsequenz, dann hart abzuschneiden und die Risiken zu begrenzen, wenn die Grundannahmen des Investments nicht mehr zutreffend sein sollten. Buy & Hold & Check eben - zumindest für ein Jahr, vielleicht für länger, das wird sich zeigen.
Genau das kann man lernen und man kann auch die ruhige Hand lernen. Dafür muss man aber auch lernen, die große Mehrheit des medialen Rauschens auszublenden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mr-Market und seine Community ist unter anderem ein Angebot, Ihnen genau das besser zu vermitteln - eine ruhige, aufmerksame Hand, die dem Markt folgt, kein blindes und starres Festhalten gegen den Markt und auch kein zappeliges Hin- und Her.
Falls es Ihnen hilft, auch diesen Dezember werden wir in der Community wieder Mitgliederdepots gestalten und dann per Mitglieder-Abstimmung auswählen, die wir dann das ganze Jahr 2020 verfolgen werden. Die drei Mitgliederdepots des Jahres 2019 liegen in Euro gerechnet aktuell (Stand Ende Oktober) rund 30% im Plus und damit ca. 10% *vor dem Markt* und das ohne eine einzige Änderung in 2019 vorgenommen zu haben. Nicht so schlecht für eine einmalige Auswahl von Qualität - nicht "unterbewertete Gurken", wir sind nicht klüger als der Markt, sondern *Qualität*.
Und Qualität hat ihren Preis, auch bei den Bewertungen und wird einem auch nicht marktschreierisch aufgedrängt. Das gilt überall im Leben und nicht nur, aber auch, am Markt.
Es geht also, Investing is simple, but not easy, um auch hier mal einen Sinnspruch von Buffett zu verwenden. 😀
Es konsequent, beständig und aufmerksam zu tun, das ist die Herausforderung, an der so viele scheitern!
Ihr Michael Schulte (Hari)
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