Gezeitenwechsel der Weltgeschichte

Alle Blicke sind auf den Krieg in der Ukraine gerichtet und das ist ebenso verständlich wie nötig. Beim Betrachten der Details, beim Hoffen und Bangen, übersehen wir dabei aber gerne die grundlegenden weltgeschichtlichen Trends, die sich in solchen Geschehnissen nur manifestieren.

Denn alles braucht seine Zeit, geschichtliche Ereignisse sind in der Regel in einen Kontext eingebettet, der sie überhaupt erst möglich gemacht hat.

Auch die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts sind erst durch vorangegangene Ereignisse möglich geworden, aus denen sie dann erwachsen sind. So hätte es ohne den Wiener Kongress sicher nicht die Bismarcksche Reichsgründung mit der -> kleindeutschen Lösung <- gegeben. Ohne die Industrialisierung hätte es den 1. Weltkrieg so nicht gegeben, ohne Versailles nicht den Gefreiten aus Braunau und ohne die russische Revolution keinen Stalin und eisernen Vorhang.

Das heisst nicht dass die alternativen Zeitlinien unbedingt besser gewesen wären, aber auf jeden Fall anders, das kann man mit Bestimmtheit festhalten.

Auch heute ist das so, denn ich sehe hinter dem Geschehen der letzten Jahre eine grundlegende Zeitenwende, eine große, letzte Pause der Globalisierung und einen Rückfall in räumlich abgegrenzte Einflußzonen, der das Potential hat für Jahrzehnte anzudauern. Und der Konflikt um Russland und die Ukraine ist dabei nur ein weiterer Baustein dieser Entwicklung.

Wenn wir aufmerksam sind, können wir das derzeit doch überall beobachten. Lokale Lagerhaltung bekommen wieder Bedeutung, weil die Illusion einer dauerhaft flachen Welt sich zerschlagen hat. Wichtige Industrien werden wieder gezielt im eigenen Einflußbereich angesiedelt, die Versorgungsfähigkeit der eigenen Bevölkerung mit Agrargütern wird wieder Thema, die IT-Welt wird in Blöcken gegenseitig abgeschottet und selbst die Zeit des Internets als weltweit "flaches" Informationsmedium ist vorbei, China hat den Weg ja schon längst begangen.

Diese Entwicklung ist auch für uns als Anleger wichtig zu verstehen, weil sie einige Grundannahmen dazu verändert, wie Unternehmen aufgestellt sein müssen, die besonders resilient und daher für langfristige Investments geeignet sein sollen.

Wenn sie jetzt aber glauben, das wären hier bei Mr. Market nun neue Erkenntnisse liegen sie grundlegend falsch. Ja sogar hier im freien Bereich habe ich solche Gedanken schon 2019 mit ihnen geteilt, schauen sie mal in -> Weltgeschichtliche Gezeitenwende <-.

Damals hat der Artikel kaum Aufmerksamkeit bekommen, zu abstrakt schien das wohl vielen, heute werden sie eher merken, dass darin eine Menge Weitsicht steckte.

Weil das so ist, habe ich diesen Artikel hier erneut eingearbeitet und nur das Wording hier und da ein wenig verändert, um ihn gut 2 Jahre später zum Teil dieses neuen Artikels zu machen. Denn die schon damals erkannten Entwicklungen, sind heute erst recht hochaktuell.

Denn wir bewegen uns wahrscheinlich auf eine Welt der gegenseitig vielfältig abgegrenzten Blöcke zu, letztlich der "Wiener Kongreß 1815" von Europa auf die ganze Welt übertragen. Und auch diese Phase wird wohl irgendwann in den kommenden Jahrzehnten mit einer schweren Weltkrise enden.

Mit etwas Glück ist das dann aber die letzte Aufwallung imperialistischer Denkstrukturen auf der Welt und wir können dann als Menschheit endlich dem "großen Filter" des -> Fermi-Paradoxons <- die Zunge herausstrecken und diesen überwinden. Darauf hoffe ich für meinen Sohn, der nun 14 Jahre alt ist, ich werde das wohl nicht mehr erleben.

Um diese Gezeitenwende zu verstehen, müssen wir uns daran erinnern, dass die Welt in den letzten Jahrzehnten, eigentlich seit dem Fall des eisernen Vorhangs vor gut 30 Jahren, nur eine Richtung gekannt hat, das Zusammenwachsen. Gerade auch im Handel hat man das gemerkt, neue Absatzmärkte wurden erschlossen, für die Firmen wurden große, neue Umsatzpotentiale erschlossen. Und der Aufstieg Chinas, wäre ohne freien Handel gar nicht denkbar gewesen, denn nur so konnte China erst zur Werkbank der Welt aufsteigen und sich dann gezielt Technologien aneignen, deren Eigenentwicklung ansonsten eher Jahrzehnte gedauert hätte.

Der Welthandel war also eine Win-Win-Situation für alle und gerade China hat davon am meisten profitiert, weil es Jahrzehnte des technologischen Aufholens einfach überspringen konnte und ihm der Westen dafür in einer Mischung aus Wohlwollen und Naivität, noch den roten Teppich ausgelegt hat.

Ich habe schon 2019 vermutet, dass wir nach knapp 30 Jahren gerade das Ende dieser weltgeschichtlichen Phase erleben und in eine neue Phase eintreten. Und der damals zur Zeit Trumps laufende Handelskonflikt, war nur ein Symptom einer weit generellen Entwicklung, das Pendel schwang sozusagen schon damals zurück.

Der Grund ist, dass das Zusammenwachsen der Welt überdreht hat, es ist zu schnell, zu übertrieben abgelaufen und die Gegenbewegung hat schon begonnen.

Auf der gesellschaftlichen bzw politischen Ebene, erleben wir das mit dem Aufstieg von Identität stiftenden Bewegungen in allen politischen Lagern, die offensichtlich das Herz der Menschen erreichen.

Auf der "rechten" Seite nennen sich diese "Identitär" und vertreten einen "Ethnopluralismus", der den alten Rassenbegriff durch eine kulturelle Identität ersetzt, diese aber wie beim alten Rassebegriff auch gegen "Verfremdung" beschützen und zu anderen Kulturen deutlich abgrenzen will. Es ist diese Ähnlichkeit der Abgrenzung zu anderen, die der Denkschule den Vorwurf des "Rassismus" einbringt.

Wenn man so will, ist der "Ethnopluralismus" die politische Entsprechung zum allgemein akzeptierten Bild einer multipolaren Welt, die aus wenigen, mächtigen Blöcken besteht. Und diese Blöcke haben eine hohe kulturelle Identität, wie eben "der Westen" gegenüber China und seinen Satelliten. Das zu erkennen, heisst ja aber noch nicht, die Kulturen gegen andere abzuschotten, insofern gibt es bei dieser Denkschule viele Facetten, von denen einige harmlos und andere nahe an alter Rassenlogik sind.

Auf der "linken" Seite, wird in extremer Form eine entgrenzte Welt im Sinne "Niemand ist illegal Nirgendwo" vertreten, gleichzeitig entfaltet die Linke aber auch massiv Identität stiftende Aktivitäten, die sich in immer feiner ziselierten Minderheiten zeigen, zu denen man sich zugehörig fühlen und durchaus aggressiv zu anderen abgrenzen kann.

Wenn man so will ist das ein Widerspruch in sich, denn in einer entgrenzten, "flachen" Welt, sollte die Betonung des "Anderssein" gar nicht mehr nötig sein. Das wärmt aber nicht das Herz der Menschen, die sich als soziale Wesen zu einer (idealerweise herausgehobenen) Gruppe zugehörig fühlen wollen, weswegen auf der Linken die "Minderheiten" spriessen, zu denen sich jeder irgendwie zugehörig fühlt.

Dieses irreale Menschenbild, war schon einer der Widersprüche des Sozialismus. Die Menschen wollen aber gar nicht alle "gleich" sein, sondern legen großen Wert darauf "besonders" und "anders" zu sein. Sie wollen nur nicht, dass es anderen besser geht als ihnen. In einer gemässigten Form ist das eine positive Triebfeder sich zu engagieren, in einer übersteigerten Form, nennt man das auch Neid. 😉

Beide Denkschulen, die Identitären wie die Identitätsströmungen, fussen aber imho auf einem Grundbedürfnis der Menschen, dem Zugehörigkeitsgefühl zu einer halbwegs homogenen Gruppe. Gerade auch in der Abgrenzung zu anderen, definieren wir soziale Wesen ja unser Selbst, denn wer wir sind, wird auch dadurch definiert, zu welcher Gruppe wir gehören.

Nebenbei gesagt, ist der neue Aufstieg religiösen Denkens nach meinem Eindruck auch Folge dieser Suche nach Identität, denn Religionen stiften sozialen Zusammenhalt und erlauben sich gegen "die Anderen" abzugrenzen und zu "erheben".

Insofern ist der politische Aufstieg dieser Denkschulen auf beiden Seiten Ausdruck einer zu weit und zu schnell gegangenen Entgrenzung der Welt in den letzten Jahrzehnten, für die auf der Linken der "weltweite Kapitalismus" und auf der Rechten die "Entgrenzungs-Ideologie" verantwortlich gemacht wird.

Ich denke beide Seiten haben da nicht ganz Unrecht, die Welt hat sich einfach zu schnell aufeinander zu bewegt und da wir als Menschen noch keine globale Identität besitzen - die bräuchte wohl die Herausforderung bzw Gefahr von außen, die "Aliens" sozusagen - werden menschliche Urbedürfnisse der Zugehörigkeit derzeit nicht ausreichend befriedigt und brechen sich Bahn. Die unterschiedlichen politischen Label sind aber nur Ausprägungen, des gleichen Grundproblems, auch wenn das beide Seiten vehement abstreiten werden.

Ein etablierter, saturierter Bürger in einem homogenen, kulturellen Umfeld, braucht diese Denkschulen auf beiden Seiten nicht, weil er sich eingebettet in einer Identität stiftenden Kultur wohl fühlt, die ihn umgibt. Er kann Fremden daher aufgeschlossen und interessiert gegenüber treten und braucht sich auch nicht über Kleingruppen oder die Zugehörigkeit zu einer konstruierten Minderheit definieren.

Das war zum Beispiel eher die Welt der Bundesrepublik vor dem Fall des eisernen Vorhangs, sie hatte zwar auch etwas Spiessiges, es gab aber genügend bürgerliche Stabilität um einen herum, so dass nicht Zugehörigkeit und Abgrenzung, sondern die Neugier und das persönliche Erobern der Welt, erstrebenswert erschienen.

Auch auf der Linken gab es diese Identitätspolitik damals nicht so stark, dabei waren doch spezifische Gruppen wie beispielsweise LGBT, damals unter weit stärkerem Druck als heute und damals noch wirklich gesellschaftlich geächtet.

Wenn man so will, steigt das Ausmaß der lautstark deklamierten Identität, mit der sinkenden Diskriminierung dieser Gruppen. Ein Widerspruch in sich, der eben nur wie oben als die Befriedigung eines menschlichen Grundbedürfnisses erklärt werden kann.

Denn in einer flachen Welt würde es genügen, dass alle genügend Toleranz haben, um jedem seine Vorlieben zu lassen und niemanden deswegen zu diskriminieren. Die neuzeitliche Obsession, sich über immer kleinere Spezialgruppen zu definieren, die wir ja auch bei den mittlerweile bis zu 60 phantasierten "Geschlechtern" finden, ist für mich nur vor dem Hintergrund der Lust an der eigenen Identität, der Abgrenzung zu anderen also, zu erklären.

Zusammenfassend kann man in meinen Augen sagen, dass viele Menschen die "Entgrenzung" der Welt der letzten Jahrzehnte als einen unguten Stressfaktor empfinden. Die einen suchen kulturelle Identität, die anderen Zugehörigkeit zu einer Subgruppe (Minderheit), beide versuchen aber nach meinem Eindruck ein unbewusstes Unbehagen aufzulösen, das uns fast alle befallen hat, weil es eben menschlich ist. Jemand der gelassen und selbstbewusst in sich ruht, muss sich weder schnell vor Fremden fürchten, noch seine Identität über die Zugehörigkeit zu immer kleineren Minderheiten definieren.

Diese Parallelität einer Identitätssuche in beiden politischen Lagern, würde natürlich vehement bestritten werden, weil jeweils immer nur die anderen "bekloppt" sein können. Auch das ist ja Identität, wie bei verfeindeten Fussballvereinen. Ich bin aber sicher, wenn man mal unvoreingenommen darüber nachdenkt, wird man ähnliche, höchst menschliche Instinkte hinter diesen Mechanismen finden.

Die Auswirkungen dieser Bedürfnisse, können wir auf jeden Fall überall im weltweiten Politbetrieb wiederfinden. Auch Trump war selbstverständlich Produkt dieser Entwicklung, er war eine Reaktion auf Entgrenzung und mangelnden Halt. Und Putins historisch zusammengeschusterte Rückbesinnung auf die imperiale Tradition des zaristischen Russlands ist auch nichts Anderes, Identität und Halt für ein Land, das nie einen anderen Halt kennengelernt hat.

Passend dazu ist übrigens auch die Aggressivität der "Schneeflöckchen" gegen alles, was die eigene Weltsicht in Frage stellen könnte, auch ein Symptom dieser Haltlosigkeit und der Identitätssuche. Denn man kann nur dann offen und aufgeschlossen anderen Gedankenwelten begegnen, wenn man selber auf stabilem, psychologischem Grunde steht.

So unmittelbar ist der Zusammenhang zwischen diesem unter der Oberfläche schwärenden Zeitgeist und den Handlungen der Mächtigen nicht zu sehen, er ist aber da, denn der Zeitgeist bringt bestimmte Mehrheiten und mit ihnen auch eine Politikertypologie, die auf der einen Seite die Rückkehr in die überschaubaren Verhältnisse der "Nation" propagiert und sich auf der anderen Seite durch moralische Überhöhung und Abgrenzung Identität verschafft.

Zeitgleich mit diesen Entwicklungen, hat nun aber auch der Vorteil des entgrenzten Welthandels seinen Zenit überschritten. Wenn man so will, hat der Welthandel die leichten Früchte vom Baum herunter geholt, nun geht es zunehmend auch um Konflikte. Mit China erhebt sich nun auch ein Widersacher des "Westens", der die Größe, Bevölkerung und kulturelle Kapazität besitzt, die Vorherrschaft der westlichen Kultur in Frage zu stellen.

An China sieht man auch sehr schön, welchen massiven und immer wieder unterschätzten Einfluss Kultur hat, der weit über das hinausgeht, was uns Eltern vermitteln. Chinas Jahrtausende alte Kultur funktioniert auch wie eine Identitätsklammer, die den erneuten Aufstieg befördert, während andere Teile der Welt wie zum Beispiel in Afrika, die keine stabile kulturelle Identität besitzen und noch im Stammesdenken verharren, dazu verdammt sind, gegenüber China immer weiter zurückzufallen.

Mit dem Aufstieg Chinas ist die multipolare Welt auf jeden Fall da, die Gezeitenwende ist schon im vollen Gange. Und der Zeitgeist der Identitätsbedürfnisse, wird diese Abgrenzung weiter treiben, weil er politische Mehrheiten befördert, die diese Abgrenzung symbolisieren. Aus den alten Nationen, werden nach meinem Eindruck also kulturell ähnliche "Blöcke" hervorgehen, nicht die Einigkeit der Welt ohne Grenzen - dafür ist es noch zu früh.

Wenn man sieht, wie Chinas Xi innenpolitisch den "langen Marsch" als Bild benutzt hat, um Unruhe im Handelskonflikt zu beruhigen, dann spricht daraus die Überzeugung, dass ein langfristiges, kulturelles Ringen schon in Gang gekommen ist.

Die Einigkeit der Welt ohne Grenzen, kommt dann wohl erst in einem nächsten Schritt, den vielleicht unsere Kinder oder Enkelkinder gehen werden, vielleicht wie gesagt getriggert durch die Erkenntnis, dass wir nicht alleine im Universum sind. Denn gerade Theisten müsste klar sein, dass es ja wirklich absurd wäre, wenn dieses gigantische Universum nur "für uns" auf diesem unbedeutenden Planeten, eines unbedeutenden Sonnensystems, in einem unbedeutenden Arm, einer unbedeutenden Galaxis, in einem unbedeutenden Superhaufen, "geschaffen" worde wäre. Auf gut Deutsch, das wäre dann auch ein paar Nummern kleiner gegangen. 😉

Was aber vor uns liegt, ist eher keine Rückkehr zur Nation, auch keine grenzenlose Welt, sondern eine Vertiefung einer Blockbildung einer multipolaren Welt und damit sind wir bei der Wirtschaft und Börse angekommen.

Denn in den Bereichen, die für den Ausbau und Erhalt der Macht entscheidend sind, wird sich die Welt handelstechnisch entlang dieser Blöcke in teilweise abgeschottete Lager aufspalten. Im Bereich Aerospace&Defense ist das aus naheliegenden Gründen ja schon heute so. Was nicht heisst, dass der Handel völlig zum Erliegen kommt, aber bedeutet, dass stärker zwischen strategischen Technologien und Assets unterschieden wird und solchen, die man frei handeln kann.

In der zentralen Mitte dieser Entwicklung wird die IT-Technik stehen, also Chips, aber auch Software. Denn in der Welt auf die wir zusteuern, werden Kriege ebenso mit elektronischen Mitteln geführt, wie auch alle Prozesse eines Staatswesen dieser zwingend bedürfen.

Die Kontrolle der IT ist damit mit der Kontrolle über die Macht-Blöcke gleichzusetzen, denn ohne IT ist alles nichts im 21. Jahrhundert.

Und das ist schon heute viel weiter fortgeschritten als wir uns klar machen. Was wäre zum Beispiel, wenn nun per Dekret der Vertrieb von Intel-Prozessoren nach Europa verboten und das Windows-Betriebssystem durch einen Patch eingefroren wird und nicht mehr arbeitsfähig ist, so man nicht zu einer definierten Positiv-Liste von Nutzern gehört, die dafür weiter von der US Regierung freigeschaltet sind?

Panzer und Armeen braucht man dann nicht mehr, das Leben bricht hier auch so zusammen und wenn das nicht reicht, wird ein Trojaner in die Rechner der Energieversorgung eingeschleust und das wars dann.

Das sollen nur Beispiele sein um zu zeigen, welche Macht in der Kontrolle der IT liegt und die steigt ja im Zuge der Digitalisierung weiter und sinkt nicht.

In der Mr-Market Community wurde das Thema der Blockbildung im Chip-Bereich schon vor Jahren angeschnitten, dieser Artikel will erneut klar machen, wie zentral das ist und gleichzeitig den Blick auf grundlegende Entwicklungen weiten.

Damit möchte ich zum Abschluß kommen, denn Sinn dieses Artikels ist primär, ein Bewusstsein zu schaffen, in welche Form von Welt wir nun nach meiner Erwartung hinein wandern. Denn das Thema ist eigentlich das Thema aller Themen, es geht um die zukünftige Entwicklung der Welt in den kommenden Jahrzehnten. Was da gerade in der Ukraine passiert und mit russisch-orthodoxem Imperialismus unterlegt ist, der auch nichts Anderes als Identitätsstiftung darstellt, ist nur eine Schaumkrone dieses neuen Grundrauschens, dem auch der Westen schon erliegt, wenn er nun alles Russische gnadenlos ausgrenzt und damit teilweise das Kind mit dem Bade ausschüttet.

Und obwohl die grundlegende Richtung klar zu sein scheint, ist trotzdem die konkrete Ausgestaltung der Zukunft unbestimmt, denn ein China, das doch an den inneren Widersprüchen zugrunde geht, würde beispielsweise zu einem anderen Weltverlauf führen, als ein China, das zu dem großen Koloss wird, den wir nun alle erwarten. Und ein Rußland das zum Satelliten Chinas wird, würde zu einem anderen Weltverlauf führen, als ein Rußland das verspätet doch noch seinen imperialen Phantomschmerz ablegen kann und gleichberechtigt ohne imperiale Attitüde in Europa ankommt.

Für die Börsen bedeutet das aber so oder so erneuten Wandel. Es wird Firmen und Sektoren geben, die davon profitieren und ebenso Firmen und Sektoren, die mit dieser Gezeitenwende ihre "Friedensdividende" wieder verlieren und vor einem Jahrzehnt unerfreulicher Kursentwicklung stehen. Ereignisse wie der aktuelle Krieg in der Ukraine beschleunigen das nur, basieren aber auch auf diesen Grundströmungen.

Beständig ist eben nur der Wandel und ich glaube, dass die Welt auf dem Weg hin zu einer multipolaren Welt großer, kulturell ähnlicher Machtblöcke ist, die durch gemeinsame IT-Struktur verknüpft sind.

Und das wird an den Märkten nicht ohne Folgen bleiben. Denn was die eigene Macht zementiert, kann und darf man den konkurrierenden Blöcken nicht zur Verfügung stellen. Die Globalisierung wird in diesen kritischen Bereichen teilweise rückabgewickelt werden, das Geschehen rund um Russland und die Sanktionen beweisen, dass wir schon mittendrin in dieser neuen Welt sind, weswegen wir den Wunschtraum von der flachen, geeinten Welt in Vielfalt erst einmal beiseite legen müssen.

Dieser Wunschtraum ist wert weiter geträumt zu werden, aber seine Zeit kommt für die Menschheit wohl erst in Jahrzehnten, wenn wir diese Phase der großen Blöcke endgültig überwunden haben. Etwas wozu es wohl einen dramatischen Katalysator braucht, der endgültig die Perspektiven verändert.

Aber dieser Tag ist nicht Heute.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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