Heute mal etwas früher und mitten im Wallstreet-Handel, weil ich heute Abend etwas weniger Zeit zum Schreiben habe. Auf Kommentare kann ich aber reagieren.
Nachdem der DAX heute gegen die Logik der Oszillatoren bis über 6650 hoch geschoben ist, realisiert sich das Szenario (1) - der "Runaway-Move" - immer mehr. Beeindruckend ist auch, wie sich der Markt über der 6600 gehalten hat und nach einer kleinen Seitwärtskonsolidierung von 24 Stunden schon wieder nach oben läuft. Rein aus der Perspektive des DAX gibt es aus meiner Marktsicht nun keinen ernsthaften Widerstand mehr, der uns daran hindern könnte die 7000 anzusteuern.
So einfach wird das aber wohl nicht, denn die Hausse des DAX wird in hohem Masse von Geldern der Wallstreet angetrieben, die im Herbst 2011 abgezogen wurden und nun zurück fliessen. Und diese Gelder hängen schon davon ab, wie sich auch der Heimat-Markt der Investoren anfühlt. Sollte es da ein Problem geben, werden die Gelder auch schnell wieder repatriiert. In den US Indizes sieht es zwar auch gut aus, aber lange nicht so rosig wie im DAX. Denn da der S&P 500 im letzten Jahr viel besser gelaufen ist, ist nun das Potential nach oben auch nicht so ausgeprägt wie am deutschen Markt. Im S&P 500 gibt es mit 1333 noch die Höchststände vom 26.01.12 zu knacken und je länger der Markt das nicht schafft, desto grösser ist in meinen Augen die Wahrscheinlichkeit, dass es auch mal wieder deutlicher runter geht. Fällig wäre eine Korrektur ja schon lange. Und kurzfristig könnte es sogar sein, dass sich im S&P500 gerade eine kleine Schulter-Kopf-Schulter Formation bildet, Vorsicht ist also geboten und ich finde es nun durchaus wahrscheinlich, dass wir kurzfristig noch etwas abgeben.
Auf den DAX übertragen entsprechen die 1333 im S&P 500 wohl ungefähr 6680-6700, weswegen es nicht weit von den jetzigen Kursen um 6650 entweder zu einer Korrektur oder zu einem Ausbruch mit Beschleunigung des Anstiegsmomentums kommen könnte. Trotz einer nicht ganz so rosigen Markttechnik im S&P500 spricht aber auch in den US Indizes vieles für die Bullen, weswegen ich es nach wie vor für wenig vernünftig finde, sich ohne Anlass schon jetzt massiv gegen den Markt zu stellen. Ich erinnere daran, dass die klassischen Oszillatoren wie RSI, Stochastik etc in einem "Runaway-Move" temporär nutzlos werden und auch nicht mehr geeignet sind den Top zu indizieren, da sie sowieso am Maximum laufen - und das in so einem Szenario eben länger als sich die meisten vorstellen können.
Wer sich aber eng absichern will - was jede Menge Sinn macht, denn so eine Bewegung wie derzeit kann jederzeit ohne Vorwarnung abbrechen - hat jetzt in meinen Augen mit der Zone direkt unter 6600 im DAX einen ganz sinnvollen Bereich für einen Stop. Nicht zu nahe um einen kleinen Abtaucher unter 6600 auszuhalten, aber auch nicht zu weit weg. Das wäre aber nur ein kurzfristiger Stop, und sollte er gezogen werden, würde ich im Falle des Falles trotzdem aufmerksam sein um den Dreher nach oben dann nicht zu verpassen - wenn er dann kommt.
Heute bin ich übrigens wieder Aktionär der Deutschen Börse (WKN 581005) geworden. Ich hatte den Vorteil der Fusion mit der NYSE nie richtig gesehen und denke persönlich, dass der Vorteil vor allem ein "gefühlter" für den Chef der Deutschen Börse Reto Francioni war, der sich dann als "grosser Chairman" hätte sonnen können, während andere die Kärnerarbeit machen. Das dabei der Finanzplatz Frankfurt über kurz oder lang zum Appendix der Wallstreet verkommen wäre, ist für mich ausgemacht. Ein kluger Redakteur des Manager Magazins hat das alles schon vor genau einem Jahr voraus gesehen, weswegen ich -> diesen <- Artikel noch einmal zur Lektüre empfehle. Und wer lesen will, wie seine schweizer Landsleute Francioni sehen, kann mal in -> diesen <- Artikel der Schweizer "Bilanz" hinein schauen.
Genau deswegen habe ich jetzt aber wieder Hoffnung. Endlich kann sich das Management wieder auf das operative Geschäft konzentrieren und da sieht die Ausgangslage für Frankfurt doch ausgezeichnet aus. Die Deutsche Börse ist hoch profitabel, hat dank Francionis Vorgänger Werner Seifert ein tragfähiges Geschäftsmodell und könnte sich deshalb mit ein wenig Innovationskraft gut als *der* zentrale Finanzplatz für den Euro-Raum etablieren, zumal der Sitz der EZB in Frankfurt den Finanzplatz sowieso aufwertet. Man muss halt nur wollen und bereit sein, hart daran zu arbeiten. Aber während Werner Seifert der Deutschen Börse seinen Stempel aufgedrückt hatte, sehe ich persönlich die Deutsche Börse nun seit Jahren ohne für mich erkennbares strategisches Konzept vor sich hin treiben. Insofern hoffe ich nun auf Herrn Francionis Ablösung, der Markt würde das wohl goutieren und um die Zukunft des Finanzplatzes Frankfurt müsste einem dann nicht Bange sein.
Aber selbst wenn man alle diese Überlegungen beiseite lässt, hat man hier in meinen Augen eine cash-starke Aktie mit einer Dividendenrendite von über 5% und einen Chart, der jede Menge Potential nach oben bietet.
Klöckner (WKN KC0100) sendet heute mit über 4% Plus erstaunliche Lebenszeichen, einen direkten Grund dafür kann ich nicht erkennen. Ich denke, dass nun schlicht der negative Effekt aus den kürzlichen Aussagen von Gisbert Rühl ausläuft und sich der Gedanke wieder durchsetzt, dass die Aktie selbst bei weiter schwacher Stahlkonjunktur deutlich unter Buchwert notiert. Ich habe diesen Montag Klöckner bei 10,8€ nachgekauft wie -> hier <- ja dargestellt und sehe den Tag heute daher mit Wohlgefallen. Bei Salzgitter (WKN 620200) habe ich heute - wie gestern angekündigt - die erste Hälfte der Position bei 48€ abgebaut. Die zweite Hälfte lasse ich bis über die 50€ laufen oder bei 45€ ausstoppen.
Auch die US Gas und Kohle Aktien steigen heute massiv, es kann also sein, dass da ein Zusammenhang zu Klöckner existiert, gefunden habe ich ihn in der Kürze bisher nicht. Ein Auslöser könnte vielleicht Patriot Coal (WKN A0M5QB) sein, die heute Zahlen geliefert haben die zwar schlecht, aber offensichtlich nicht so schlecht wie vom Markt befürchtet waren. Patriot steigt aktuell fast 10%.
Auch Stada (WKN 725180) und Nordex (WKN A0D655) bestätigen die vor kurzem gegebenen Signale und laufen weiter mit 4% bzw 5% hoch. Bei beiden Titeln könnte es sein, dass noch Luft nach oben existiert. Bei Stada kann man in meinen Augen im Bereich nahe 25€ aber durchaus auch mal über Gewinnmitnahmen nachdenken.
Nach langer Durststrecke durch den warmen Winter und schlechten Zahlen von Mitbewerbern, sendet auch der Kurs von K+S (WKN KSAG88) mit über 3% Plus heute endlich wieder Lebenszeichen. Hier würde ich nun genau hinschauen, denn grundsätzlich ist das für mich ein in mehrfacher Hinsicht aussichtsreicher Titel mit einer aktuell attraktiven Börsenbewertung. Wenn die Bewegung sich bestätigt, sollte der Bereich um 45€ schnell erreichbar sein. Ich bin schon seit Dezember letzten Jahres Long K+S und habe nicht vor, das kurzfristig zu ändern.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !
Danke sehr, dir auch einen schönen Abend!
Deutsche Börse habe ich auch auf dem Kurszettel, noch bin ich aber nicht investiert.