Marktupdate – 03.08.12 – Eine perfekte Bärenfalle

17:00 Uhr

Ich denke die aktuelle Price-Action zeigt nun jedem, dass die Bullen die volle Kontrolle haben. Ich will daher noch einmal die in meinen Augen wesentlichen Punkte zusammen fassen:

(1)

Der Absturz gestern war eine klassische Bärenfalle, mit heute folgendem brutalen Squeeze der Bären, der sich gestern im späten Handel schon andeutete. Er resultierte aus völlig überzogenen Erwartungen, dass die EZB "sofort und gleich" loslegen würde. Nun setzt sich wie von mir antizipiert die Erkenntnis durch, dass wir doch eine substantielle Änderung der EZB-Politik haben. Denn ein derart klares Commitment zum Ankauf von Staatsanleihen im grossen Stil hat es bisher nicht gegeben. Voraussetzung ist, dass die Staaten unter den ESM flüchten, dann werden sie von den schweren Kanonen der EZB geschützt. Auf diesen einfachen Nenner kann man die neue Logik bringen.

Und das ist ein signifikanter Schritt in Richtung eines europäischen Quantitative Easing analog zum QE1 der FED und deutlich von der alten Sprachregelung in der Eurozone abweichend. Die EZB wird zum aktiven Spieler am Staatsanleihenmarkt, über sporadische Aktivitäten hinaus. Und das verringert auch das Risiko von Kaskadeneffekten nach einem Grexit erheblich, was den Grexit im September/Oktober nach Installierung des ESM noch wahrscheinlicher, aber auch unbedeutender macht.

(2)

Die extrem bullische Price-Action indiziert, dass die Zeit der richtungslosen Marktphase vielleicht vorbei ist. Ein bullischer Ausbruch nach oben ist nun in Reichweite, der auch Jahreshöchststände wieder in den Bereich der Wahrscheinlichkeit bringen würde. Schauen Sie alleine mal auf den europäischen Bankensektor in Form des ETFs iShares EuroStossBanks (WKN 628930). Gestern 6% im Minus, heute 8% im Plus ! Man sieht daran, dass auch Mr. Market an solchen bedeutenden Wenden Zeit braucht um sich zu sortieren und zu erkennen, was wirklich los ist. An dieser Stelle haben wir Menschen auch wieder einen Vorteil gegenüber den Maschinen, wenn wir in der Lage sind sofort zu durchdringen, was die Muster hinter dem "Nebel des Krieges" sind.

(3)

Jedem dürfte klar sein, dass eine derartige Rally nicht ewig so weiter geht. Wer also jetzt immer noch auf der falschen Seite steht, muss nicht gerade am Freitag Nachmittag noch hinterher hechten. Ich würde mich heute im späten Handel über Gewinnmitnahmen nicht wundern. Auch Anfang der Woche stehen noch Gewinnmitnahmen im Raum.

Klar ist aber auch, dass das grosse Lager der Bären mit der heutigen Wende nun einen massiven, demoralisierenden Schlag erhalten hat. Sorgen muss man sich wohl erst machen, wenn aus den Bären im Sentiment Bullen geworden sind. Davon sind wir aber noch entfernt, denn vielen Bären geht es jetzt wie dem Reh im Scheinwerferlicht - Schockstarre. Und dann setzen erst mal Selbst-Rechtfertigungen ein, bzw die Phase des "Denial" (der Verleugnung) setzt ein, in der man sich selber begründet, warum nicht sein kann, was nicht sein darf. Erst wenn aus diesen Bären "Gläubige" werden, wird es aus Sicht des Sentiments wieder richtig gefährlich.

(4)

Der Weg des geringsten Widerstands ist für den Markt nun also erst einmal hoch, auch wenn nach dieser Rally mit mehreren Tagen der Konsolidierung durchaus zu rechnen ist. Für den August habe ich also weiterhin den "Bullenhut" auf, was danach kommt vermag ich noch nicht zu erahnen.

(5)

Der gestrige Tag hat den Bullen noch ein wunderbares Geschenk gemacht. Er hat für alle Indizes und Aktien nahezu perfekte Stoplevel produziert, nämlich etwas unter den gestrigen Tiefstständen. Denn auch wenn die Bullen nun scheinbar klar die Kontrolle haben, ist das immer noch keine Sicherheit, sondern nur eine hohe Wahrscheinlichkeit. Und auch gegen den Eintritt geringer Wahrscheinlichkeiten sollte man sich besser schützen. Zumal es Mr. Market geradezu liebt uns dann zu erwischen, wenn wir am wenigsten damit rechnen. Solange wir Mr. Market gegenüber stehen, dürfen wir also nie, nie, nie unseren Schild senken !

(6)

In diesem Sinne lautet meine Strategie weiter, freudig auf dieser Party zu tanzen solange die Musik spielt. Und die Stoplevel sind nun präzise definiert.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und ein schönes Wochenende !
Ihr Hari

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11 Gedanken zu „Marktupdate – 03.08.12 – Eine perfekte Bärenfalle“

  1. Pfleiderer hat ja nun heute mit seinem Insolvenzplan die Katze aus dem Sack gelassen.
    -> Pfleiderer <-
    Da erscheint die Rally von vor 10 Tagen in einem ganz komischen Licht….
    Zum Glück hatte ich die verpasst, wer weiß ob ich sonst aufgesprungen wäre 🙁

    Grüße

    Dirk

  2. Naja, im Pennystock-Bereich sind „Rallys“ ja keine Seltenheit … mutig, auf so einen Zug aufzuspringen, finde ich!

  3. Update on the „hot summer stocks“

    inspiriert von der Frage wann und ob man statistisch gehen einen sinnvollen Zeitpunkt für den Kauf/Verkauf von Aktien finden kann, begann ich letzte Woche abends in der Sonne an ein Programm zu schreiben, welches mir Charts widerspiegelt. Somit kann man alle Indikatoren selber programmieren, testen, technische Tradingstrategien überlegen und via einer Analyse von verschiedenen Zeitfenstern die Robustheit von Indikatoren überprüfen. Die Rohdaten kann man einfach per http runterladen (ich benutze Matlab) und in einer Datenbank speichern. Interessant ist zum Beispiel in wie weit „buy and hold“ überhaupt schlechter ist als aktives Depotmanagement (unter Berücksichtigung von Tradingkosten). Durch die Datenbank kann ich mir nun sehr leicht eine one-click Auswertung der „hot summer stocks“ anschauen – siehe Haris Beitrag vom 13.Juli 2012.

    Im folgenden gezeigt: Gewinn / Verlustentwicklung, Schlusskurs 13.07.2012 vs 03.08.2012

    1. 3D Systems (WKN 888346): 33.02 USD -> 38.5 USD; gain: 16.6%
    2. Sanofi (WKN 920657): 60.56 € -> 67.32 €; gain: 11.2%
    3. Daimler (WKN 710000): 36.4 € -> 40.44 €; gain: 11.1%
    4. Elringklinger (WKN 785602): 20.8 € -> 22.66 €; gain: 8.9%
    5. Andritz (WKN 632305): 41.6 € -> 45.2 €; gain: 8.7%
    6. Total (WKN 850727): 36.03 € -> 38.92 €; gain: 8%
    7. Deutsche Post (WKN 555200): 14.34 € -> 15.48 €; gain: 7.9%
    8. SAP (WKN 716460): 48.9 € -> 52.59 €; gain: 7.5%
    9. Aareal Bank (WKN 540811): 13.25 € -> 14.15 €; gain: 6.8%
    10. BASF (WKN BASF11): 55.96 € -> 59.71 €; gain: 6.7%
    11. Pfizer (WKN 852009): 22.81 USD -> 24.28 USD; gain: 6.4%
    12. Coca-Cola (WKN 850663): 77.28 USD -> 80.83 USD; gain: 4.6%
    13. Volkswagen VZ. (WKN 766403): 137.1 € -> 141.7 €; gain: 3.4%
    14. Qiagen (WKN 901626): 13.74 € -> 14.18 €; gain: 3.2%
    15. Commerzbank (WKN 803200): 1.24 € -> 1.27 €; gain: 2.4%
    16. Kraft Foods (WKN 655910): 39.71 USD -> 40.51 USD; gain: 2%
    17. Apple (WKN 865985): 604.97 USD -> 615.7 USD; gain: 1.8%
    18. Merck & Co. (WKN A0YD8Q): 43.47 USD -> 44.15 USD; gain: 1.6%
    19. Dialog Semiconductor (WKN 927200): 15.57 € -> 15.79 €; gain: 1.4%
    20. Berkshire Hathaway B (WKN A0YJQ2): 84.48 USD -> 85.58 USD; gain: 1.3%
    21. Wells Fargo (WKN 857949): 33.91 USD -> 34.34 USD; gain: 1.3%
    22. Royal Dutch Shell (WKN A0D94M): 28.05 € -> 28.4 €; gain: 1.2%
    23. Altria Group (WKN 200417): 35.62 USD -> 35.92 USD; gain: 0.8%
    24. BMW (WKN 519000): 57.77 € -> 58.12 €; gain: 0.6%
    25. Biogen Idec (WKN 789617): 144.61 € -> 145.06 €; gain: 0.3%
    26. Gesco (WKN A1K020): 64.97 € -> 64.99 €; gain: 0%
    27. Sandridge Energy (WKN A0M1JP): 6.41 USD -> 6.37 USD; gain: -0.6%
    28. SGL Carbon (WKN 723520): 32.69 € -> 32.38 €; gain: -0.9%
    29. Boeing (WKN 850471): 73.51 USD -> 72.81 USD; gain: -1%
    30. Deutsche Bank (WKN 514000): 25.6 € -> 25.23 €; gain: -1.4%
    31. McDonald’s (WKN 856958): 92.29 USD -> 89.59 USD; gain: -2.9%
    32. Salzgitter (WKN 620200): 30.17 € -> 28.56 €; gain: -5.3%
    33. Peabody Energy (WKN 675266): 22.51 USD -> 21.29 USD; gain: -5.4%
    34. Barrick Gold (WKN 870450): 34.84 USD -> 32.75 USD; gain: -6%
    35. Tesla Motors (WKN A1CX3T): 34.25 USD -> 27.27 USD; gain: -20.4%

    Durchschnittsgewinn: 2.3%

    Referenzindizes
    Dax: 6557.1 points -> 6865.66 points; gain: 4.7%
    S&P500: 1356.78 points -> 1390.99 points; gain: 2.5%

    Ein schönes Wochenende wünscht,
    Jacky

  4. @Hari,

    danke für das Willkommen! Den Artikel über Pennystocks kannte ich schon.
    Bei Pfleiderer war/bin ich grundsätzlich positiv gestimmt was die Zukunftsfähigkeit des Unternehmen betrifft.
    Bis auf die Sache mit dem Börsenabgang scheint es ja auch „gut“ auszugehen.

  5. @ Jacky, Super ! Vielen Dank, erspart mit einem Menge Arbeit !

    Wäre toll wenn Du diese Statistik am 01.09. und 01.10. auch erstellen und hier einstellen könntest. Ich werde mir dann am 01.10. erlauben das in einen Artikel zu kopieren, weil ich dann ja ein erstes Fazit mit Euch diskutieren will, was ich dann auf Basis dieses Ergebnisses machen will.

    Danke nochmals !

  6. PS: Übrigens ein erstes Fazit kann man zu den Aktien schon jetzt ziehen:

    Sieht man von bekanntermassen volatilen Ausnahmen wie Tesla ab, finden sich unten viele der Aktien die schon vor 4 Wochen mies gelaufen waren, Stichwort Salzgitter oder Peabody.

    Das zeigt uns erneut, das Trends immer länger dauern als man denkt und das Bottomfishing ohne das der Kurs schon klare Signale einer Wende zeigt meistens in die Hose geht.

    Oder wie ein Bekannter in einer Grossbank immer sagt: „Sch…. Aktien bleiben sch…. Aktien ! 😉

  7. Klar, mach ich gerne! Habe festgestellt, dass es enorm viel Spass macht historische Daten selber zu analysieren. Bin gerade noch am entwickeln, wenn es dann mal ein paar nette Graphen gibt, könnte ich ja mal versuchen die historische Performance von einigen Indikatoren zeigen und dir nen Draft für einen Beitrag schicken. Wie du zum Beispiel angedeutet hast: immer nur den Index/Aktien kaufen, wenn ein Aufwärtstrend vorhanden ist …

    Mein persönliches Fazit ist übrigens: sofern kein ausgeprägter Aufwärtstrend erkennbar ist, fällt es mir enorm schwer Aktien zu kaufen und einfach zu halten. Und die volatilen Aktien haben augenscheinlich stärkere Trends als die Defensiven Aktien. Ich werde also wohl weiterhin auf Tages/Wochenbasis Teilkäufe und Teilverkäufe machen (Teilausführungen sind ein toller Tipp von euch, dadurch sind mir in der letzten Woche nicht alle Gewinne entgangen, obwohl ich normalerweise alle gleich verkauft hätte)

  8. Mich würde noch interessieren, ob die Dividenden auch mit kalkuliert sind. Denn nur reinen Aktienperformance offenbart nicht den ganzen Performance.

  9. @deathproof
    Ist ist schwierig automatisch die Dividenden der letzten Jahren bei verschiedenen Aktien herauszufinden, da sie ja abhängig vom Unternehmen und ihrer Situation sind. Man könnte versuchen, den Tag der Hauptversammlung zu suchen und dann die Aktiendifferenz vom Schluss und Eröffnungskurses des nächsten Tages als Näherung berechnen (Ex Dividende).

    Meiner persönlichen Meinung sind Dividen aber sowieso in der Aktie eingepreist, und auf lange der eigene Gewinn ist nicht mehr dadurch. Man könnte es auch so sehen: Ich verkaufe immer am Handelsschluss ein Tag vor dem Hauptversammlungsdatums und kaufe am Eröffnungsdatum nach der Hauptversammlung mit dem verkauften Geld wieder neu, d.h. ich habe keine Dividende mitgenommen, mein Depot würde aber nach vielen Jahren (abgesehen von den Kauf/Verkaufsgebühren) sehr ähnlich aussehen (Sofern ich dies richtig interpretiert habe).

  10. @ Jacky, das ist schon richtig, ob Du die Dividende „kassierst“ oder den „Vorteil“ des geringeren Kurses nach Dividendenzahlung „kassierst“, weil Du kurz vor Zahlung verkaufst, macht im Saldo wenig Unterschied.

    Nur für den konkreten Vergleich der „Community-Aktien“ verzerrt es das Bild. Wir halten die ja 3 Monate und da fehlen einigen Aktien die Dividenden und machen das Bild negativer.

    Trotzdem ist es nicht so schlimm, weil nur der Vergleich zum DAX verzerrt wird, der einer der wenigen „Performance-Indizes“ ist, die die Dividenden enthalten. Der S&P500 und die meisten anderen sind Kursindizes, werden also ohne Dividenden berechnet.

    Und insofern ist der Vergleich unserer Liste ohne Dividenden mit der Performance des S&P500 dann wieder fair.

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