Warum man die Porsche Aktie nun nicht mehr haben muss

09:00 Uhr

Heute gehen die Nachrichten durch die Presse, dass Volkswagen nun doch zum 01. August diesen Jahres Porsche ganz übernehmen will. Lesen Sie dazu unter anderem -> hier <- die Pressemitteilung der Porsche SE.

Wichtig für Anleger ist zu verstehen, dass Volkswagen das gesamte operative Geschäft von Porsche übernimmt, die Dachgesellschaft - der Aktienmantel Porsche SE an dem Aktionäre unter der WKN PAH003 Anteile halten - bleibt dann scheinbar entkernt und ohne operatives Geschäfts zurück. Dafür erhält die Porsche SE und damit die Aktionäre laut Pressemitteilung Barmittel in Höhe von rund 4,46 Milliarden.

Insofern in meinen Augen ein zunächst wohl fairer Deal für die Aktionäre, Geld gegen Geschäft. Die Porsche Aktie wird sich heute diesem Barwert anpassen und als Folge davon wohl steigen, bis Barwert und Marktwert - unter Berücksichtigung von Klagerisiken, Schulden etc - im Gleichgewicht sind. Da der Vorgang kompliziert ist, kann es sein, dass der Markt ein bis zwei Tage braucht, bis er die Neubewertung der Porsche SE zuverlässig vorgenommen hat.

Ab Morgen wird es dann aber aus meiner Sicht keinen Grund mehr geben, die Porsche Aktie zu halten. Denn wo dann "Porsche" drauf steht, ist dann bald eine Finanzholding ohne operatives Geschäft drin, die laut Pressemitteilung den "überwiegende(n) Teil der danach verbleibenden Liquidität .. für den Erwerb strategischer Beteiligungen mit Schwerpunkt entlang der automobilen Wertschöpfungskette verwende(n)" soll.

Die einzige für mich sichtbare Variabilität des Porsche-Kurses, dürfte dann die Bewertung der Klage-Risiken sein. Ich kann aber nicht sehen, wie man hier als Privatanleger ohne tiefere Einsicht in die Materie eine Bewertung vornehmen will, die besser ist als das, was der Markt in den Kurs einpreist.

Auf gut Deutsch, wer ab 01. August noch Porsche Aktionär ist, hält eine Finanzholding mit vielen unbestimmten Absichten, einer Beteiligung an Volkswagen, grossen Klagerisiken und wenig konkretem Geschäft. Ich persönlich habe daran keinerlei Interesse und ich bin sicher, vielen wird es ebenso gehen.

Wer also weiter das Autogeschäft von Porsche im Depot haben will, muss nun Aktionär bei Volkswagen sein - in meinen Augen eine interessante Aktie mit Substanz und Potential. Als bisheriger Porsche-Aktionär würde ich persönlich den Anstieg nach dieser Nachricht nun aber mitnehmen und den Titel für die Zukunft vergessen. Sobald klar wird, was die Porsche SE mit den Milliarden alles machen will, kann man dann ja neu über die Aktie nachdenken. Warum man einen Container für Barmittel im Depot haben sollte, kann ich persönlich aber nicht sehen, zumal die Klagerisiken ja nicht verschwunden sind.

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16 Gedanken zu „Warum man die Porsche Aktie nun nicht mehr haben muss“

  1. Ich gebe dir zu 100% Recht Hari. Ich hole mir nach der nächsten Konsolidierung auch noch Anteile von VW und BMW. Habe mir gerade zufällig den Chart von Linde angesehen, da könnte sich ein Trend abzeichnen, wenn der Kurs vor 118 wieder dreht. Viel Luft nach oben ist da aber wohl nicht.

  2. die Börse indiziert mit der Kursentwicklung heute ja auch ganz klar, wer der Gewinner dieser Transaktion ist.

  3. Hallo queenmom, erst einmal willkommen im Blog.

    Porsche hat keine Mehrheit an VW sondern 32% (siehe Pressemitteilung von Porsche) und selbst wenn sie die Mehrheit hätten, macht das keinen Unterschied. Denn die normalen privaten Aktionäre bei Porsche haben sogenannte „Vorzugs“aktien (ohne Stimmrecht), die entscheidenden Stammaktien halten genau die Personen (Piech, Porsche etc) die auch VW kontrollieren. Von einer unabhängigen Porsche SE kann keine Rede sein und die Versuchung wird gross sein, die Risiken der Klagen nun in der Porsche SE zu konzentrieren und die VW freizuhalten. Dem ist man als Porsche Aktionär ausgeliefert, weil die entscheidenden Strippenzieher die HV Beschlüsse auf beiden Seiten frei bestimmen können.

    Das ist übrigens auch der Grund, warum VW unter Wert gehandelt wird. Die grossen Investoren schätzen so ein Szenario gar nicht und wollen sich mit ihrem Kapital nicht ohne Einflussmöglichkeit den Entscheidungen eines Herrn Piech ausliefern. VW hat an der Börse einen Kursabschlag aufgrund seines geringen Freefloat.

    Die Reaktion der grossen Anleger, die man in den Kursentwicklungen beider Unternehmen sehen kann, spricht heute auf jeden Fall Bände. Und wenn man gerne am Geschäft der Volkswagen beteiligt sein will – was ich gut verstehen kann – sehe ich keinen Grund das über das Vehikel einer Finanzholding zu machen, die wieder von den gleichen Personen kontrolliert wird wie VW. Dann kauft man einfach direkt VW.

    Ich kann einfach nicht verstehen, warum Privatanleger sich einbilden in dieser Konstruktion – die von den besten vorhandenen Juristen, Steuerberatern und Unternehmensberatern zum Wohl der Auftraggeber (indirekt letztlich Piech/Porsche Klan) ausgearbeitet wurde – irgend ein „Geheimnis“ pro Porsche finden zu können. Abgesehen davon werden die Kurse von den ganzen Profis gemacht, die die Klagen genau kennen und einschätzen können. Beide Unternehmen werden letztlich vom Piech-System kontrolliert und man hat als Aktionär absolut nichts zu melden. Wenn diese Personen morgen beschliessen würden, dass VW seine bei Porsche SE liegenden Aktien zum Marktwert zurückkauft, würde das einfach passieren und HV Beschlüsse auf beiden Seiten einfach gefällt. Und Porsche SE hätte noch mehr Geld mit dem sie nicht wissen was sie damit sollen. Eine entkernte Holding mit jeder Menge Cash auf der Bank.

    Wäre Porsche SE eine echte Aktiengesellschaft mit einem grossen free Float bei den Stammaktien, dann hätten die 32% an VW Bedeutung. DANN wäre der Kurs von Porsche auch viel höher, weil genau dieser Einfluss auf VW natürlich Mitbewerber und Hedgefonds anziehen würde, sich bei Porsche einzukaufen. Aber das ist nicht der Fall und deshalb sind die 32% strategisch völlig irrelevant. Sie zementieren eher die Beherrschung von VW durch die genannten Personen des Piech/Porsche Clans.

    Just my 2 cents worth

    PS: abgesehen davon kann ich sowieso nicht verstehen, warum jemand „Vorzugs“aktien kauft – die eigentlich „Nachteil“aktien heissen müssten – und sich das entscheidende Stimmrecht für ein Zehntelprozentbrösel bei der Dividende abkaufen lässt. Die institutionellen Anleger machen das deshalb in der Regel auch nicht, wenn man schon Millionen in ein Unternehmen investiert, will man als Aktionär auch Einfluss. Vorzugsaktien sind primär eine reine Konstruktion für die kleinen privaten Anleger.

  4. Hallo zusammen, wenn ich mir die heutigen Ereignisse ansehe, dann halte ich den DAX für neutral. Wenn man Konjunkturfördernden Maßnahmen sieht (allgemein die Leitzinssenkungen), auch die Euro- Schwäche, dann kann das der deutschen Exportnation auch Auftrieb geben. In der Gesamtsicht würde ich sagen, dass der DAX noch konsolidiert, weil der vorherige aufschwung zu schnell ging, ohne dass wirklich etwas passiert ist. Alle ziehen an einem Strang, um die Konjunktur anzuheben. Kurzfristig kann das gut sein, aber wenn weitere negative Nachrichten von der Eurofront kommen (vielleicht aus Karlsruhe), dann können wir aber auch schnell wieder in Richtung 6000 gehen, weil eine Pro- Euro- Volksabstimmung momentan wohl nicht gewonnen werden kann… Vielleicht schreibt Hari ja auch noch etwas zum Markt, die Amis sehen momentan ganz gut aus. Das könnte aber auch dafür sorgen, dass wegen der dortigen guten Wirtschafttsdaten wieder Kapital vom Euro abfließt (sieht ja momentan auch wieder so aus).

  5. @Dan

    Bin zwar nicht Hari aber zur Marktsicht kann ich meine 2 Ct beitragen.

    Wir sehen nun die Korrektur, die sich in den letzten beiden Tagen bereits ankündigte. Der FDAX hatte sich noch für eine weitere Welle aufwärts entschieden, die aber nicht den Charakter einer „Erschöpfungswelle“ hatte. Vielmehr wurde in moderatem Masse (am Volumen zu verfolgen) vorher Distribution betrieben, wie es vor größeren Korrekturen regelmässig stattfindet. In dieser Phase gibt das „Smart Money“ bei hohen Preisständen Teilpositionen an das „Dumb Money“ab. Das sind i.d.R. kleine Anleger und Trader die befürchten, den Anschluss zu verpassen und bei Top-Kursen kaufen. Daher auch mein Hinweis vorgestern, mit dem Aufbau von Positionen höchstens gestaffelt vorzugehen oder das Ende der Korrektur abzuwarten.

    Meine Einschätzung bleibt derzeit bestehen, dass nach einer Korrektur ein weiterer Anlauf in Richtung höherer Indexstände recht wahrscheinlich ist. Der Plural ergibt sich einfach aus der Tatsache, dass FDAX und US-Märkte im Detail unterschiedlich laufen aber grundsätzlich kaum gegenläufige Richtungen einschlagen.

    Die Korrektur heute im FDAX (und dem korrellierenden DAX) begann mit hoher Dynamik und hohem Volumen. Das Tief der letzten Teilwelle im Stundenchart wurde unterboten. Das deutet auf die Korrektur der Gesamtbewegung seit rd. 6.100 hin. Der Beginn der Bewegung lässt darauf schließen, dass die Korrektur bis ca. 6.350 – 6.300 laufen könnte. Wichtig dafür ist ein Stunden-Schlusskurs im FDAX unter 6.435. Sollte der Kurs vorher drehen und die 6.600 wieder dynamisch durchstossen (unwahrscheinlich), wurde die Korrektur vorzeitig beendet und neue Hochs werden wahrscheinlich.

    Ich hoffe, diese Darstellung hilft bei der Orientierung im Markt und bei der Entwicklung der Sicht auf die Preisstrukturen.

  6. Price Action by Z88 ist immer wieder gut, danke!

    Ich moechte nachhaken: Wie erkennst du den Unterschied zwischen einer Erschoepfungswelle und einer Distribution. Ok, du sagtest, am Volumen. Aber wie? Worauf achtest du beim Volumen? Welche weitere Unterscheidungsmerkmale finden sich noch direkt im Preis wieder?

    Ich frage mich immer wieder, wie Big Money es schafft, gleichzeitig steigende Preise und Distribution unter einen Hut bringt. Das soll mir auch irgendwann mal gelingen 🙂

  7. Hallo an alle,

    da ich nun schon seit einiger Zeit hier still mitlese und seit Tagen vorhabe mich zu registrieren, hat mich meine Schlaflosigkeit und der vorliegende Artikel jetzt dazu animmiert dies auch zu tun.

    Ich habe in meinem „längerfristigen Depot“ seit ca. 10 Monaten die PAH. Ich habe damals in 3 Tranchen gekauft.
    Nun beschäftigt mich natürlich die Frage ob ich diese Position nun glattstellen soll oder nicht.
    Grundsätzlich muß ich mich hierbei fragen, warum ich damals gekauft habe. Meiner Meinung nach war die Porscheaktie damals stark unterbewertet (Rekordverkaufszahlen, neue Fahrzeuge kurz vor Produktionsstart, riesiges Potential in noch unterbesetzeten Märkten wie China und Co., etc.). Mein Kursziel war irgendwo bei 65 Euro.

    Was schon damals als negativ gewertet werden konnte, waren die für mich undefinierbaren Riskiken der Klagen bzgl. der Derivatesache. Die Klagen von amerikanischen Kunden wegen Produkthaftungen und auch die Kosten der Rückrufaktion bei diversen Modellen, konnte ich zwar ebenfalls nicht eindeutig einschätzen, ich bin aber damals zu dem Schluß gekommen, dass diese durchaus schon im Kurs eingepreist sind und am Ende eher positiv überraschen als andersrum.

    Fakt ist aber nun,

    wie Hari und einige andere Vorredner schon schrieben, dass die Porscheaktie nun eigentlich gar nichts mehr mit dem operativen Geschäft zu tun hat!

    Ich unterhalte mich auch regelmäßig mit einem Studienkollegen, welcher in Zuffenhausen in der Entwicklung arbeitet. Er ist selbst Aktionär (über den Sinn oder Unsinn einer Beschäftigung und einer Unternehmensbeteiligung bei dem gleichen Unternehmen kann man sicherlich streiten) und berichtet mir ständig von der „guten Firma Porsche“ und wie toll alles läuft.
    Genau hier ist dann auch immer mein Hauptkritikpunkt. Denkt man an Porsche, denkt man an die Produkte. Das die derzeit sehr gefragt sind steht außer Frage. Auch gibt es ja in der Presse immer den Hinweis „profitabelster Autobauer der Welt“. Alles schön und gut, wenn man sich nun aber anschaut, dass durch die Übernahme von VW klar wird dass man mit der Porscheaktie jetzt lediglich nur noch eine Finanzholding hält, dann ist der Hauptgrund meines damaligen Erwerbes nun einfach nicht mehr gegeben.

    Ich muß meinen Vorredner auch besonders in einem Punkt zustimmen. Das die Familien Piech und Porsche, sowie die ganzen WP, Anwälte und Vorstände einen Informationsvorsprung haben bzw. generell ganz andere Interessen als ich als kleiner Aktionär verfolgen, gibt der ganzen Sache noch ein besonderes Gschmäckle.!

    Ich werde deshalb meine Aktien mit entsprechendem Limit in den Markt legen und wie Hari schon schrieb, erst dann wieder zugreifen, wenn ich der Meinung bin, dass die dann begannenen Beteiligungen lukrativ sein sollten.

    P.S.: Wenn ich mir so den Kursverlauf heute und die letzten Tage anschaue, scheine ich mit meiner Meinung nicht alleine zu sein und es sieht so aus, dass vor allem größere Investoren ebenfalls den o.g. Personen nicht drauen und sich deren Raffinessen nicht aussetzen wollen.

  8. @ Hallo SD, willkommen im Blog, Danke für den ausführlichen Einstieg, aber jetzt muss ich ins Bett. 😉 Gute Nacht !

  9. @Hans

    Um Distribution zu erkennen muss man versuchen, sich in das Verhalten der Marktteilnehmer hinter den Preisbewegungen hineinzudenken. Grundsätzlich gibt es an der Börse nur 2 Aktionen: Kaufen und Verkaufen. Analog dazu kennt der Chart nur 2 Bewegungen: Steigen oder Fallen. Selbst scheinbar bewegungslose Zustände in einer Zeiteinheit lassen auf niederen Zeitebenen diese beiden Bewegungen erkennen.

    Was nun wie Trivialität pur klingt, ist für das Erkennen von Distribution von Bedeutung. Vor einigen Tagen haben wir zunächst nachlassenden Kaufdruck gesehen. Zu erkennen an kleiner werdenden Handelsspannen und abnehmendem Volumen. Nachlassender Kaufdruck heißt aber noch nicht Verkaufsdruck sondern lediglich, dass die großen Marktteilnehmer weniger Kapital in den Markt geben. Dennoch sind immer noch (kleinere) Käufer da.

    Wenn man sich nun die Bewegungen in den kleineren Zeiteinheiten anschaut wird man erkennen, dass sich die Struktur gegenüber der „Kaufdruckzeit“ verändert hat. Es finden schon etwas größere Korrekturen im Aufwärtstrend statt. In diesen Phasen trennt sich „Smart Money“ schon dosiert von Positionen. Alleine das Stoppen von Verkäufen sorgt dann schon wieder dafür, dass der Markt weiter steigt (weil es nur diese beiden Aktionen und zugehörigen Bewegungen gibt). Das zugehörige Volumen ist dann aber schwächer. Dieses Spiel wiederholt sich nun mehrfach, bis irgendwann auch größere Verkäufe einsetzen und sich der bisherige Trend dreht.

    Dies ist natürlich nur eine etwas gröbere Darstellung des Sachverhalts. Das „Smart Money“ hat eine Reihe von Optionen zur Verfügung, um das Verhalten der kleineren Marktteilnehmer (Angst und Gier) zum eigenen Vorteil auszunutzen. Das Erkennen der eigenen Emotionen und das Interpretieren von Preisbewegungen hilft aber schon einmal dabei, dem Treiben nicht hoffnungslos ausgeliefert zu sein. 😉

  10. Danke fuer deine Antwort!
    Wenn ich mir den Stundenchart ansehe, dann sehe ich am Freitag den 29.06. das Aufwaertsgap. Danach 3h Konsolidierung und dann geht es stramm nach oben. Am Montag den 02.07. setzt dann mit der zweiten Stundenkerze die Distribution ein, welche sich gut drei Tage lang hinzieht, bevor dann die EZB dazwischenhaut. Ist das soweit einigermassen sinnvoll zusammengefasst, oder reicht die Stundeneinstellung im Chartbild nicht um die Price Action mit Bezug auf Distribution zu verfolgen? Lieber eine niedrigere Zeitebene?

  11. @Hans

    Das hängt von dem betrachteten Zeitrahmen und der Größe der Gesamtbewegung ab. Wenn ich große Bewegungen über mehrere Monate beurteilen möchte, kann man das Verhalten auch gut am Stundenchart, teilweise sogar im Mehrstundenchart verfolgen.

    In unserem konkreten Fall sprechen wir von einem rel. kleinen Bewegungsmuster. Dafür muss man auf Zeitebenen von 5 bis 15 Minuten gehen.

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