Stärke gebiert Stärke!

Naturgemäß bin ich in meinen Artikeln im Premium-Bereich auf starke Aktien, aussichtsreiche Investments und interessante Trading-Setups fokussiert. Das ist ja auch richtig so, weil wir sind ja hier um Geld zu verdienen und nicht um es zu verlieren.

Was bei den positiven Botschaften aber manchmal untergeht, sind die Botschaften was man *nicht* machen sollte, wo man seine Finger besser *rauslassen* sollte.

Ab und zu erinnere ich daran, so 2015 in -> Tiefer geht immer und erst bei Null ist Schluss! <- auch im freien Bereich. Danach ist Peabody übrigens komplett Pleite gegangen, nun ist die Aktie als "Zombie" im neuen Firmenmantel wieder an der Börse, die alten Anleger haben trotzdem alles verloren.

Nun wird es 2022 Zeit auch im freien Bereich erneut daran zu erinnern und das will ich heute mit 3 Aktien machen, die durchaus Qualität haben, bei denen aber seit Jahren der Wurm drin ist und die man seit Jahren eigentlich nicht anfassen sollte.

Denn das Grundproblem ist, dass gerade vermeintlich "sichere" Aktien, die anfangen zu fallen, besonders viel Interesse der Anleger auf sich ziehen die unterschätzen, wie lange und tief oft grundlegende Strukturprobleme andauern können und die dem Irrglauben unterliegen, dass alles immer nur eine Delle ist.

Auf Ebene breiter Indizes oder ETFs ist das richtig, alles ist am Ende nur eine "Delle", langfristig steigt der Aktienmarkt. Auf Ebene einzelner Unternehmen ist das aber grundfalsch, einzelne Unternehmen - egal wie stark und stabil sie erscheinen - können auch langsam wimmernd im Nirwana verschwinden. Und das passiert immer wieder, die Straßen der Börsen sind mit solchen "Investmentleichen" gepflastert.

Beim ersten Beispiel verwende ich daher ganz bewusst eines, das ich im Premium Bereich in den letzten Jahren immer wieder kritisch besprochen habe:

Kraft Heinz (KHC)

Denn ist es unbedingt wert noch einmal zu lesen, was ich 2019 im Premium Bereich zum Grundproblem solcher Aktien erklärt habe:

Fragen Sie aktuell einen börseninteressierten Privatanleger und Sie bekommen zuverlässig eine Argumentation entlang der Linie: Ketchup braucht man immer, die kommen schon wieder. Und immerhin ist Buffett ja drin.

Dann haben wir noch 5% Dividende und ein KBV von 0,72, echter "Value" also und klar, die anderen die das nicht sehen, sind Idioten. 😛 Und dann kauft man, weil das ist doch eine geniale Chance und man ist der wiedergeborene Benjamin Graham, der "wahre Werte" erkennen kann - im Gegensatz zur Mehrheit des Marktes. Diese Argumentation ist übrigens umso sicherer, je "meinungsstärker" der Anleger ist.

.... "Papperlapapp Buffett!" sage ich dazu! ....

Mein Punkt ist also nicht, hier eine Pleite herbei zu reden, mein Punkt ist klarzumachen, dass wir es nicht wissen und nicht klüger als die instítutionellen Anleger im Markt sind, die den Kurs von KHC immer noch so nach unten treiben und KHC bewerten, wie sie KHC bewerten.

Und jetzt schauen wir mal, was seit 2019 bei KHC passiert ist und das ist nicht viel.

Positiv gesehen, könnte das langsam eine Bodenbildung sein, trotzdem waren es als Investor verlorene Jahre, während die Indizes massiv gestiegen sind, der SPX von 2.952 im Juli 2019 auf 4.818 im Maximum - fast 2.000 Punkte!

Und es waren verlorene Jahre, *obwohl* die Aktie schon zwei volle Jahre davor, seit 2017 nämlich massiv gefallen war. Trotz dieses langen Zeitraums war kein echter Rebound möglich, weil das Problem von KHC keine Delle, sondern ein grundlegendes Problem des Geschäftsmodells war.

Was hat ihnen also geholfen dass Buffett drin war? Papperlapapp! Und was ist von der Argumentation zu halten, dass KHC ja "Value" sei? Papperlapapp!

Denn selbst wenn KHC ab heute nun wirklich "Value" wäre, hätten sie ja auch zwischen 2017 und 2022 ihr Depot mit attraktiven Anlagen verdoppeln können, statt es mit KHC zu halbieren, nur weil sie sich einreden, dass die ja irgendwann zurückkommen werden.

Was ist denn "zurückkommen" überhaupt wert? Anleger die so argumentieren, unterschlagen einfach die massiven Kollateralverluste *nicht* in besseren Anlagen gewesen zu sein, zurückkommen auf die Niveaus von 2017 reicht halt nicht und rechtfertigt im Nachinein gar nichts, wenn sich die Märkte in der Zeit verdoppeln und verdreifachen!

Und wie kann man solche Fallen wie KHC vermeiden? Nicht mit "Meinung", meinungsstarke Anleger sind selbstverliebte Anfänger, denn Meinung zählt nicht am Markt. Auch nicht mit "Value-Romantik", die hilft auch nicht.

Was hilft sind ein paar wenige, harte Grundregeln von Trends und Markttechnik. Ich will die Topbildung bei KHC jetzt nicht tiefgehend analysieren, ich will nur einen zentralen Punkt unter vielen zeigen, an dem jeder mit Verstand sehen *musste*, dass man hier besser vorsichtig wird. Und das war der Absturz in anschwellendes Volumen nach einem gescheiterten Rebound in 2018, siehe oben der Lila Pfeil.

Henkel (HEN)

Nun aber zu einem ähnlichen, wenn auch weniger extremen Fall. Auch Henkel erreichte nach langer Rally sein Hoch in 2017, ein Jahr nachdem Kasper Rorsted als CEO abgetreten und zu Adidas gewechselt war.

Jetzt kann man lange fundamental argumentieren und kann sich fragen, ob Rorsted so "unersetzlich" war oder nur das Unternehmen ausgehöhlt und ausgepresst hatte - ein wenig von Beidem wahrscheinlich.

Man kann auch über die -> "Visionärin" Bagel-Trah <- sprechen, die ich schon immer mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachte, nachdem sie praktisch durch jedes Hochglanz-Magazin als "Vorbild" für weibliche Unternehmer herumgereicht wurde. Das war und ist viel zu viel Vorschußlorbeeren für jemanden, der erst eine Menge zu lernen hat und vermutlich durch Familienbande in die Position der Aufsichtsrats-Chefin kam. Und mit ihr ist mir persönlich auch zu viel "Nachhaltigkeits-Romantik"gekommen, um als Investor mit meinem Geld darauf zu setzen.

Man kann bei Henkel über Vieles sprechen, darüber dass das Unternehmen vielleicht seinen "Biss" verloren hat und was das mit den Personen zu tun hat. Und über ein größeres Problem in der Unternehmensstrategie.

All das ist zwar interessant aber nicht zwingend nötig, weil wir einen unbestechlichen Richter haben der uns sagte, dass 2017 und spätestens 2018 ein seit 2011 bestehender Aufwärtstrend gebrochen wurde.

Und seitdem ist bei Henkel nichts zu holen, immer mal wieder kamen Chancen auf, so als 2019 der nächste CEO-Wechsel kam, aber letztlich hat sich das alles zerschlagen und Henkel ist seit nun 5 Jahren eigentlich "Dead Money" im Depot.

Ich will mit dem Beispiel einfach zeigen, wie lange es dauern kann, wenn bei einem Unternehmen mal so richtig der Wurm drin ist.

Man kann trotzdem durchaus immer mal wieder mit einem Zeh im Wasser auf Gegenbewegungen setzen, wenn die Charts das indizieren wie 2019. Aber man muss halt wissen was man da macht, der Kurs hat einem etwas zu beweisen und wenn er das nicht kann, ist man auch wieder raus.

Und das ist der entscheidende Punkt, es lohnt sich selten seine Energie und sein Kapital bei so Aktien mit dem Warten auf eine Wende zu verbrauchen. In der Zeit hätte man in den unten gezeigten Microsoft (MSFT), Thermo Fisher Scientific (TMO) und Deere (DE) ein *Vielfaches* verdient, gerade als Investor. Solche Aktien wie Henkel sind "Dead Money", bis sie ernsthaft das Gegenteil beweisen können und sich ein neuer Aufwärtstrend etabliert hat. Und das kann man dann deutlich sehen.

3M (MMM)

Womit wir auch beim dritten Beispiel sind, eigentlich eine starke Aktie der Kategorie "beständiges Wachstum" und etwas, was ich im Gegensatz zu KHC und HEN selber lange im Investmentdepot hatte.

MMM hat aber auch strukturelle Probleme die Anfang 2018 begannen und auch hier dauert es nun Jahre und am Ende kommt die Aktie seitdem nicht mehr so richtig auf die Füße, der Aufwärtstrend bleibt gebrochen.

MMM ist bestimmt auch heute keine schlechte Aktie, aber auch hier sei die Frage erlaubt, warum man sich das im Depot antun sollte, nur weil man meint, dass die Aktie ja irgendwann wiederkommt?

Fazit:

Wir haben hier keine echten "Gurken", sondern drei eigentlich qualitativ hochwertige Aktien gesehen, die nach langen Anstiegen seit Jahren nicht mehr richtig ans Laufen kamen.

Im Gegensatz zu Beispielen wie 2015 Peabody sind das keine "erst bei Null ist Schluß" Kandidaten und es kann durchaus sein, dass die Aktien irgendwann wieder einen 10-jährigen Aufwärtstrend begründen. Gerade könnte sich bei KHC sogar so eine Chance entwickeln.

Der Punkt ist, dass das Problem gut in den Kursen zu erkennen war und es keinen Grund gab, sein Kapital und seine Zeit in solchen Aktien zu binden.

Der von Anleger instinktiv gemachte Vergleich zu den alten Hochs im Sinne "die kommen wieder" ist dabei völlig irreführend, weil er unterschlägt was das eigene Depot mit starken Aktien im Aufwärtstrend gemacht hätte.

Und das will ich ihnen daher jetzt visualieren. Ich stelle KHC, HEN und MMM den drei Investment-Werten von MSFT, TMO und DE gegenüber. Bei HEN existiert das Problem der falschen Währung, ich habe das über einen OTC Kurs aus den US gelöst:

Führen sie sich das Vergleichs-Chart mal wirklich zu Gemüte. Sechs Aktien die alle Qualität haben, keine echte "Gurke" dabei. Aber drei sind seit 2017 in Aufwärtstrends und drei nicht. So einfach ist das!

Sie hätten dazu "Bücher" an fundamentalen Erwägungen schreiben können und wären am Ende wahrscheinlich doch in die Falle gegangen MSFT, TMO und DE zuwenig zuzutrauen und KHC, HEN und MMM zu viel.

Der Unterschied in Depots über 5 Jahre ist aber brutal, geradezu lebensverändernd wenn sie schauen, dass sich die besseren Drei im Mittel verdreifacht haben, wären die schlechteren Drei im Mittel vielleicht 40% verloren haben.

Dass die schlechteren Drei mal irgendwann "wiederkommen" und ihre 2017er Niveaus wieder erreichen, ist demgegenüber nebensächlich. Es ändert nichts an dem was man verpasst hat, denn wer hindert sie die drei Aktien jetzt wieder zu kaufen, falls sie jetzt wieder zu laufen beginnen?

Die kommen wieder? Papperlapapp!

Und es gab einen unbestechlichen Richter der uns das immer mitgeteilt hat: Der Markt mit seinem Spiel auf dem Platz, mit seinen Trends.

Kaufen wir also konsequent Stärke, denn Stärke gebiert neue Stärke..

Wenn KHC, HEN und MMM wieder echte Stärke zeigen und neue Aufwärtstrends etablieren, können sie für uns wieder interessant werden. Wenn->Dann!

Amen. 😉

Ihr Michael Schulte (Hari)

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