Das Dilemma des Bundesverfassungsgerichts und warum es die Politik verschuldet hat.

Am morgigen Dienstag verhandelt das BVG über diverse Eingaben gegen den Fiskalpakt und den ESM. Dieses ist aber noch nicht die Verhandlung in der Hauptsache, hier geht es nur um die Frage, ob eine Ausfertigung des Gesetzes bis zur Verhandlung in der Hauptsache ausgesetzt werden muss. Eine Entscheidung wird basierend auf der Verhandlung dann wohl in den kommenden Tagen folgen, ein genauer Termin ist nicht bekannt.

Diese Entscheidung hat gewaltige Implikationen, denn letztlich entscheidet das BVG damit über sich selber, über seine zukünftige Relevanz und die Zukunft unseres Verfassungsstaates.

Dabei steckt das BVG nun in einem gewaltigen Dilemma, aus dem ich persönlich keinen einfachen Ausweg sehe.

Auf der einen Seite ist selbst Laien klar, dass der ESM und der Fiskalpakt in der beschlossenen Form nicht so einfach schulterzuckend durchgewunken werden kann. Zu eindeutig ist es, dass für den deutschen Souverän entscheidende Fragen - wie zb das Budgetrecht - im Umfang von hunderten Milliarden an eine internationale Organisation abgetreten würden, ohne Mitspracherecht des deutschen Souveräns. Das dieser Sachverhalt für unsere bestehende Verfassung zumindest grenzwertig ist, ist völlig klar. Wobei die Verfassung gegen solche Änderungen ja prinzipiell nichts hat, sie müsste dann aber geändert werden und das ist bisher nicht passiert.

Auf der anderen Seite dürften dem BVG die Konsequenzen eines vorläufigen Stops von Fiskalpakt und ESM auch klar sein. Nach einem Stop dürfte das Chaos an den Märkten ausbrechen. Der Markt würde sofort den Zerfall der Eurozone einpreisen. Die Anleihenrenditen der Peripherie würden wohl durch die Decke gehen und Geld würde massiv nach Deutschland fliessen, um sich für den Wechsel in eine zukünftige D-Mark zu positionieren. Das, was man bisher als Horrorszenarien zum ungeordneten Zusammenbruch des Euros formuliert hat, dürfte sich teilweise nach so einer Entscheidung schon in Bewegung setzen. Und Deutschland stünde weltweit als Sündenbock da, mit dramatischen politischen Konsequenzen, die uns erheblich schaden könnten.

Dieses Dilemma ist richtig übel und die morgige Entscheidung daher von historischer Bedeutung ! Und da Teile der Politik das begreifen, versuchen sie auf das BVG Druck auszuüben. Dass das BVG in der Falle steckt, entnehme ich auch den Gerüchten, dass schon Szenarien in die Richtung "Zustimmung unter Vorbehalt" diskutiert worden sein sollen. Das BVG kann nach meiner Einschätzung in der Sache eigentlich nicht ohne Einschränkungen zustimmen, kann aber aus Sicht des Gemeinwohls auch nicht einfach ablehnen.

Wenn man so will, wird das BVG durch die normative Kraft des Faktischen gerade in seiner Entscheidungsfreiheit beschnitten.

Und so wird das BVG nach meiner Erwartung mit hoher Wahrscheinlichkeit nach einer Lösung suchen, die einerseits ESM und Fiskalpakt sofort handlungsfähig macht und wird gleichzeitig an Stellen seinen "mahnenden Finger" erheben, wo die Konsequenzen nicht so dramatisch sind.

Damit dürften die Märkte dann leben können und die europäische Politik auch. Ich selber wäre aber enttäuscht, denn ich wünsche mir jetzt die Zäsur - auch um den Preis von Chaos an den Märkten. Denn ich bin überzeugt, wenn wir auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen, wird das Chaos am Ende nur viel grösser. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung und die ist völlig konträr zu der Sicht unserer Polit-"Elite" in Berlin.

Wrklich schuldig an diesem fatalen Dilemma ist aber für mich unsere Politik, und zwar parteiübergreifend von Kohl über Schröder bis Merkel. Unser Bundespräsident hat vor kurzem angemahnt, Frau Merkel möge Ihre Politik besser erklären. So recht er in der Sache hat, so geht es in diesem Fall für mich doch am Kern des Problems vorbei. Denn entscheidend zu erklären ist nicht nur die technokratische Politik ala ESM und Fiskalpakt, das interessiert sowieso nur eine Minderheit.

Zu erklären wäre vor allem das strategische Ziel, das die Politik verfolgt !

Und das unausgesprochene Ziel, dass unsere Politik in meinen Augen seit Kohl verfolgt, ist Deutschland in einem europäischen Staatenbund/Bundesstaat aufgehen zu lassen. Wenn ich damit richtig liege, wäre das Ziel unserer Polit-Elite von CDU bis SPD also letztlich, die bestehende Verfassung irgendwann zu ersetzen. Stimmen, die das einen "kalten Staatsstreich" nennen, sind also vielleicht nicht völlig überdreht, sondern haben in meinen Augen durchaus einen wahren Kern, auch wenn sie übertrieben sind, weil die Politik tatsächlich nur in "guter Absicht" agiert und sich die Politik auf diesem Wege bisher auf einen zumindest vermuteten Grundkonsens der Bevölkerung stützen konnte.

Jetzt habe ich persönlich ja gar nichts gegen das Ziel und grosse Teile der Bevölkerung wahrscheinlich auch nicht. Trotzdem ist es für mich ein Skandal, dass diese entscheidende Frage unseres Staatswesens der Bevölkerung noch nie ernsthaft zur Entscheidung vorgelegt wurde ! Die Vermutung liegt nahe, dass die Politik nicht zu unrecht davon ausgeht, das eine derart klar gestellte Frage negativ beantwortet würde.

Wenn sich aber eine "Polit-Elite" anmasst, selber besser zu wissen was für das Volk gut ist, kann man einen solchen Staat nach meinem Verständnis nicht mehr uneingeschränkt Demokratie nennen !

Und es ist im übrigen für mich auch nicht "demokratisch", den Weg solange zu beschreiten, bis er nicht mehr umkehrbar ist und dann am Ende, wenn das Kind unumkehrbar längst im Brunnen liegt, eine Volksabstimmung als Fassade durchzuführen. Demokratisch wäre es, dem Volk die Entscheidung im Vorfeld zu überlassen, in welchem Staat es in Zukunft leben will !

Und nur durch dieses Versäumnis steht das BVG nun vor einem schwer lösbaren Dilemma. Wäre diese Frage schon vom Souverän beantwortet worden, hätte es die Klagen gegen ESM und Fiskalpakt wohl nie gegeben. Die Politik hat in den letzten 20 Jahren letztlich an der Ablösung unserer Verfassung durch einen übergeordneten europäischen Staatenbund/Bundesstaat gearbeitet. Und da solche Entwicklungen nie nur an einem Beschluss hängen, hat sie den Zeitpunkt verpasst, an dem der Souverän schon längst hätte gefragt werden müssen, ob er diesen Weg überhaupt beschreiten will und wie weit er gehen will. Dieses Versäumnis hat nach meiner Einschätzung letztlich eine Verfassungskrise herbeigeführt und das BVG nun in ein kaum lösbares Dilemma gebracht.

Was wir daher nun zwingend brauchen sind keine Diskussionen um technokratische Lösungsszenarien, sondern eine Volksabstimmung über den weiteren Weg des deutschen Staatswesens in einem Europa der Zukunft !

Erst diese Volksabstimmung, würde technokratische Lösungen in die beschlossene Richtung wieder demokratisch legitimieren und damit denen überlassen, die es dann angeht: den Fachleuten und dem kleinen Kreis der interessierten Öffentlichkeit.

So weit meine Meinung zum Thema. Wie wird jetzt der Markt darüber denken ?

Ich halte die Situation am morgigen Dienstag und den folgenden Tagen bis zur Bekanntgabe der Entscheidung für höchst riskant. Denn was ich aus der Kommunikation an der Wallstreet entnehme, ist die Bedeutung und die potentiellen Konsequenzen dieser Entscheidung noch nicht wirklich durchgedrungen. Was auch kein Wunder ist, ein Verfassungsgericht mit derartiger Macht einfach der Regierung in den Arm fallen zu können, ist in der angelsächsischen Welt eher unbekannt. Und was man selber nicht kennt, schätzt man halt oft auch falsch ein. Bei uns ist es auch nur entstanden, weil die Verfassungsväter um jeden Preis einen neuen Hitler verhindern wollten.

Zwar wird es am morgigen Dienstag wohl voraussichtlich noch keine Entscheidung geben, aber schon der Verlauf der Verhandlung dürfte sehr kritisch verfolgt werden. Und irgenwann, an einem der Tage danach, wird dann das Urteil über uns und den Markt kommen.

Auch wenn ich wie oben geschrieben mit höherer Wahrscheinlichkeit von einem "Kompromiss-Entscheid" ausgehe, mit dem der Markt gut leben kann, dürfte ein harter Stop, oder sogar eine Forderung wie ich sie oben aufstelle - die Legitimierung der Politik überhaupt erst herzustellen - zu erheblichen Marktturbulenzen führen.

Ein Stop des Fiskalpaktes und des ESM ist auf jeden Fall nicht eingepreist, darüber sollte sich keiner einer Illusion hingeben. Insofern warne ich vor zu grosser Gelassenheit vor den kommenden Tagen. Wie gesagt, ich rechne nicht mit so einer Entscheidung, wahrscheinlich ist etwas anderes. Wenn Sie aber kommt, hat sie das Potential für erhebliche Verwerfungen an den Märkten zu sorgen, stellen Sie sich also besser entsprechend auf !

Ich wünsche uns allen gute Entscheidungen in diesem historischen Moment !

Ihr Hari

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Zum Schmunzeln: Früh übt sich, wer später mal was werden will ;-)

Nach all den Schreckensnachrichten und fürchterlichen Prognosen zu Europas Zukunft, denke ich, es kann auch mal was zum Schmunzeln nicht schaden. 😉

Heute ist mir ein echter Schnappschuss meines 4-jährigen Sohnes gelungen. Die Szene ist in keinster Weise gestellt oder geplant, sondern nachdem ich in unseren Garten zurück kam, sah ich ihn in einem alten, offensichtlich herumliegenden Manager Magazin "lesen" und habe so schnell ich konnte die Kamera mit Teleobjektiv heraus geholt. Das ist das Ergebnis, das Ihnen hoffentlich ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubert. 🙂

>>>> Sie sind wohl zu spät gekommen. 🙁 Hier war mal ein süsses Bild unseres Sohnes. Da wir diese Bilder nicht ewig Online haben wollen, wurde es nun Offline genommen <<<<

Was bleibt ? Kurze Gedanken zum Euro-Drama

Ein paar Gedanken meinerseits zum Euro-Drama

Der ehemalige Regierungssprecher Ulrich Wilhelm hat eine in meinen Augen treffende Analyse zum Euro-Dilemma geschrieben, die viele wichtige Aspekte trifft. Ich empfehle den Artikel sehr zur Lektüre.

-> Gebt Souveränität ab <-

So sehr ich persönlich mir ein wirklich vereintes, demokratisches Euro mit dem urdemokratischen Prinzip "Ein Bürger eine Stimme" wünschen würde, so sicher bin ich aber auch, dass diese echte politische Union in der weit überwiegenden Mehrheit der Euro-Länder nicht gewollt und derzeit nicht durchsetzbar ist.

Schon gar nicht nach dem obigen urdemokratischen Prinzip, das Deutschland 80 Millionen Stimmen geben und kleinere Länder marginalisieren würde. Aber so ist echte Demokratie nun mal, es hätte nichts mit Demokratie zu tun, wenn Ihre und meine Stimme bei den entscheidenden Fragen der Union weiterhin weniger wert wäre, als die eines Luxemburgers zum Beispiel.

Ulrich Wilhelm sieht diesen Mangel an Bereitschaft ebenso. Und er sieht auch, dass eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit nicht vorhanden ist, die zwingende Grundvoraussetzung eines gemeinsamen Staatswesens ist. Es hat in all den Jahrzehnten keine wirkliche Integration über die Ländergrenzen hinweg gegeben. Was wissen wir ausser Urlaubszielen denn wirklich über Portugal, Irland, Polen oder Finnland ? Nicht viel ! Interessiert es uns was in den Ländern passiert ? In der Regel Nein !

Dabei wäre, wenn überhaupt, in Deutschland wohl noch mit am leichtesten eine Mehrheit für eine politische Union zu erzielen. Denn hier in Deutschland ist die Zustimmung zum Gedanken der echten Union am höchsten. Aber auch diese Zustimmung sinkt nun mit jedem Monat, den das Drama fortschreitet.

Zu allem Überfluss fehlt uns auch noch Zeit, denn die Fehlkonstruktion des Euros lässt die Schere der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Ländern immer weiter aufgehen. Ohne das Mittel des Wechselkurses, werden die wettbewerbsschwachen Länder immer weiter zurück fallen. Und selbst wenn Deutschland nun alles vorhandene Geld dorthin kippen würde, würde das nichts ändern. Denn die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit liegen auch in kulturellen und strukturellen Ursachen begründet, die man nicht einfach so mit einem Fingerschnippen ändern kann, in Demokratien schon gar nicht. Solche Änderungen dauern eher eine Generation.

So erstrebenswert das Ziel einer tieferen Union also ist, so unrealistisch erscheint mir seine Durchsetzung mit Blick auf die nächsten Jahre. Insofern haben Ulrich Wilhelms im Ziel richtigen Worte schon etwas von Romantik. Wenn überhaupt wäre es realistisch nur in einem kleinen Kerneuropa vorstellbar, dass dann offen für die Nachzügler bleiben müsste. Aber selbst wenn nun in einer Handvoll Ländern in den nächsten 12 Monaten Volksabstimmungen über eine neue gemeinsame Verfassung erfolgreich wären - was schon eine äusserst optimistische Vorstellung ist - wäre es immer noch das Ende des Euro. Denn das Dilemma der Wettbewerbsfähigkeit der Peripherie bleibt bestehen, es würde durch so ein Kerneuropa sogar noch evidenter.

So haben wir also eine Alternative die wir nicht können (Die Union) und eine andere die wir nicht wollen (Das Ende des Euro).

Hat irgend jemand noch eine ernstzunehmende Alternative ? Wenn nein, warum machen wir uns dann weiter etwas vor ?

Was bleibt ....

... ist nur Schadensbegrenzung: den Euro so schnell wie möglich geordnet auflösen, solange wir das noch in Freundschaft mit unseren Nachbarn können. Oder im schlimmsten Fall als Deutschland austreten und damit das Ende herbeiführen, wobei das der mit Abstand schlechtere Weg gegenüber einer gemeinschaftlichen Auflösung im Konsens wäre.

All das Gerede um die schlimmen Folgen eines Endes des Euros ist völlig irrelevant und trübt nur den Blick für das Wesentliche, denn die Folgen kommen so oder so. Wir haben nur die Wahl, ob wir diesen schwierigen Schritt in einem geplanten, geordneten und koordinierten Prozess durchstehen, oder ob es zu einem ungeordneten Chaos kommt, weil uns die Realitäten überrollen. Letzteres würde tatsächlich in die Katastrophe führen.

Der Euro in der heutigen Form ist aber für mich schon Geschichte, die Politik will es nur noch nicht wahrhaben. Je schneller sie es merkt, desto erträglicher wird der Schaden und der Schmerz sein. Und deswegen streite ich dafür, dass die Politik endlich merkt, dass der Euro so nicht zu halten ist. Nicht weil ich gegen Europa oder eine gemeinsame Währung bin, sondern weil ich wenigstens Freundschaft, offene Grenzen und den gemeinsamen Wirtschaftsraum erhalten will.

Ich wünschte wirklich, ich könnte hier mehr Optimismus verbreiten. Aber so klar und hart sehe ich die Lage.

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Marktupdate – 06.07.12 – Erwartete Korrektur

17:45 Uhr

Ich mache es heute mal kurz.

Denn erstens habe ich zuletzt sehr viel geschrieben und muss auch mal was anderes machen.

Und zweitens ist der heutige Tag bisher einfach nur die erwartete Korrektur. Ich weiss, unter der Decke der Indizes bei den Einzeltiteln fühlt sich so etwas immer schmerzhaft an, aber ich sehe bisher nichts, was das Bild einer rein technischen Korrektur in Frage stellen würde.

Wie hier in Kommentaren besprochen, ist daher im DAX nach wie vor die Zone 6300-6360 ein wahrscheinlicher Zielbereich für die Korrektur, den wir entweder heute noch im Future oder am Montag Morgen erreichen könnten.

Was aber keineswegs ausschliesst, das wir schon vorher drehen oder dann doch noch tiefer fallen. Es ist einfach nur das wahrscheinlichste Szenario aus meiner Sicht und mehr als Wahrscheinlichkeiten haben wir nicht.

Und nach erreichen dieser Zone, ist es das wahrscheinlichste Szenario, dass wir danach zu neuen Höchstständen in der Aufwärtsbewegung aufbrechen, also DAX > 6700 und S&P500 > 1400. Die grösste Gefahr der nächsten Woche für diesen Ablauf, geht nach meiner Erwartung vom Bundesverfassungsgericht am Dienstag aus, auch das haben wir ja schon besprochen. Und was für die Märkte eine Gefahr ist, ist für mich aus anderer, politischer Perspektive eine Hoffnung.

Wenn Sie jetzt also nicht ein paar Shorts geniessen, würde ich mir jetzt genau die Aktien und Sektoren anschauen, die in einem Aufwärtstrend sind. Einige haben wir besprochen. Und mir genau überlegen, bei welcher Marke ich meine Kauforders einlegen will. Und wenn es von den Gebühren her nicht zu teuer wird, ist es in jedem Fall eine gute Idee, nicht "all or nothing" einzusteigen, sondern zunächst mit einer Teilposition. Denn ich wiederhole mich, auch wenn eine Wende in der Zone 6300-6360 wahrscheinlich ist, ist das nicht sicher !

So, jetzt wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende, weitere Artikel gibt es heute nicht, ausser es passiert etwas Aussergewöhnliches. In der Kommentarsektion werden wir uns ja heute sicher noch sprechen und da bin ich auch noch präsent.

Ihr Hari

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Marktupdate – 06.07.12 – Vor den US Arbeitsmarktdaten

14:12 Uhr

In 15 Minuten kommen in den US die Arbeitsmarktdaten heraus.

Ich rechne mit Wahrscheinlichkeit mit einem kurzfristigen Ausschlag, aber am Ende nicht mit grosser Bewegung.

Denn wenn die Daten sehr schlecht sind, wird der Markt nach einem negativen Erstausschlag zu dem Ergebnis kommen, dass Ben ja nun sicher drucken wird. Ergo wird der Ausschlag wieder wettgemacht.

Und wenn die Daten sehr gut sind, wird der Markt nach einem positiven Erstausschlag zu dem Ergebnis kommen, dass Ben nicht mehr drucken wird. Ergo wird der Ausschlag wieder wettgemacht.

Nur eine richtige Überraschung, etwas womit niemand gerechnet hat, hat das Potential einen echten Trend zu etablieren.

Insofern werde ich auf keinen Fall der initialen Bewegung um 14.30 Uhr hinterher laufen, sondern erst abwarten was danach passiert !

Wenn überhaupt sollte es im EURUSD eine saubere Reaktion geben. Eine schwache Zahl sorgt für einen schwachen Dollar, eine starke Zahl umgedreht.

Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen !

Ihr Hari

Nachtrag 14:30 Uhr

Zahlen leicht negativ aber nichts Weltbewegendes. Nonfarm 80k vs 90k Prognose.

Gold sprang nach den schwachen Zahlen in der gleichen Sekunde wieder über 1600 USD. LOL. Schwache Zahlen = Ben druckt. So sind die Algos halt in Mehrheit programmiert. Menschen kommen dann erst nach 30 Sekunden richtig ins Spiel

Mr. Market ist und bleibt halt ein zutiefst perverser Geselle ! 😉

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Zum Thema Merkel und Sinn – Von getroffenen Hunden und Weltökonomen

Die Reaktion Frau Merkels auf den Brandbrief der 170 Ökonomen zur Euro-Krise ist so bemerkenswert, dass ich dazu am späten Abend noch einen Kommentar los werden muss.

Zunächst lesen Sie vielleicht noch einmal -> hier <- in der FAZ oder -> hier <- in der Süddeutschen, was Frau Merkel und ein gewisser Herr Rösler dazu zu sagen hatten.

Mir gehen dazu sofort mehrere Gedanken durch den Kopf:

(1)
Dass Frau Merkel das Thema nicht totschweigt, sondern sofort und hart reagiert, zeigt mir, dass Sie erhebliche Gefahr wittert. Das erste Mal wurde zum Thema ein richtiger Treffer gelandet, denn "getroffene Hunde bellen" wie das Sprichwort sagt.

(2)
Ihre in der FAZ zitierte Reaktion, die für mich mehr oder weniger unverhohlen als "Ihr habt keine Ahnung - lest und versteht doch erst einmal" zu interpretieren ist, ist in Anbetracht der langen Liste namhafter Personen die sich dem Aufruf angeschlossen haben, für mich an Arroganz kaum zu überbieten. Auch ich fühle mich angesprochen, da ich die Lage im wesentlichen wie die 170 Unterzeichner sehe und empfinde diese Worte unserer Bundeskanzlerin als Beleidigung meiner Intelligenz. Übrigens auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat den Gipfel kritisiert, der hat halt auch nicht richtig gelesen. 😉

Und Frau Merkel ist klug genug zu wissen, wie diese Worte wirken. Also muss Sie ein wichtigeres Ziel verfolgen, wenn Sie sich bewusst grosse Teile der Intelligenz des Landes zum Feinde macht. Man kann die Wirkung in den Leserforen der FAZ schon jetzt merken, wenn ich da durch die Kommentare scanne, fühle ich mich in der Vehemenz der Empörung an die Reaktionen auf Guttenberg erinnert. So macht man sich Feinde. In meinen Augen ist der Kampf um die breite, schweigende Masse der Wähler nun eröffnet und die Verachtung von Teilen der Intelligenz ist ein Preis den Frau Merkel vielleicht zu zahlen bereit ist, wenn man bei Otto Normalverbraucher den Eindruck des "Mutti hat alles im Griff" aufrecht erhalten will. So weit meine Therorie. Sicher ist aber, dass hier schon jetzt mit grossem Einsatz gespielt wird.

(3)
Die inhaltliche Argumentation von Merkel, dass beim Gipfel ja gar nichts beschlossen wurde was die Haftung ausweitet, ist für mich persönlich so offensichtliche Verschleierung des wahren Konflikts, dass ich das nur wieder in dem Kontext von (2) erklären kann. Selbstverständlich wurden Dinge wie die direkte Finanzierung der spanischen Banken durch den ESM nur in Aussicht gestellt und von Bedingungen abhängig gemacht. Das ist selbst für Klein-Fritzchen zu erkennen. Aber das damit gerade im politischen Raum eine Kette von Verpflichtungen und Erwartungen ausgelöst wird, ist ja wohl offensichtlich. Oder worüber haben sich Italien und Spanien eigentlich gefreut und worüber sind die Märkte eigentlich nach oben gelaufen und die Anleihen-Renditen der Länder nach unten ? Alles Idioten halt, sollen mal lesen was beschlossen wurde. 😉 Das glaubt die intelligente Frau Merkel doch selber nicht, solche Sätze dienen nach meiner Ansicht anderen Adressaten, siehe (2).

(4)
Unser Herr Rösler war wie erwartet dabei besonders lustig. Der in der FAZ zitierte Satz "Die Ökonomen kritisieren mit der Bankenunion etwas, das es noch gar nicht gibt" ist für mich so verquer, dass er schon wieder lustig ist. Warum o grosser "Weltökonom" Philipp Rösler, regt sich die Bundesregierung dann eigentlich über das iranische Atomprogramm auf, es gibt doch noch gar keine Atombombe ? Der Mann ist nach meiner Ansicht in jeder Hinsicht völlig überfordert. Und sich über etwas zu sorgen, bevor es eintritt, weil man die Folgen absehen kann, zeichnet intelligente Menschen aus.

(5)
Achja und einen weiteren "Weltökonomen" haben wir neben Rösler: der finanzpolitische Sprecher der Grünen Gerhard Schick wird im -> Spiegel <- mit den ebenso arroganten wie bezeichnenden Worten zitiert: "Ich hoffe, dass sich die Deutschen nicht von diesen Stammtisch-Ökonomen kirre machen lassen, die jetzt Politik machen wollen". Aha, diese 170 sind also Stammtisch-Ökonomen, das ist das Niveau der Argumente. Interessant.

Soweit die Reaktion der Politik, die ich sehr bemerkenswert finde. Ich betone ausdrücklich, dass man selbstverständlich ganz seriös die Lage anders sehen kann als diese 170 Ökonomen. Und einige seriöse Personen tun das auch. Das ist zu respektieren, aber um die inhaltliche Frage wer hier richtig liegt, geht es mir hier doch gar nicht.

Ich seziere hier nur die Reaktionen der Politik und die zeigen mir : Massiver Wirkungstreffer , wie man im Boxen sagt !

Und die Reaktionen zeigen mir noch etwas. Es wird extrem spannend bei uns. Ich glaube wir bekommen die spannendste politische Zeit seit der Gründung der Bundesrepublik, mit unabsehbaren Konsequenzen für uns und unsere Kinder und Enkelkinder. Schnallen Sie sich lieber an !

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Marktupdate – 05.07.12 – Dinge die man nicht übersehen sollte

17:00 Uhr

Hier ein paar Themen und Aktien, die mir am heutigen Tag auffallen und die man nicht übersehen sollte:

(1) Apple (WKN 865985)

Apple ist erneut sehr stark und liegt aktuell 1,7% im Plus, während der breite Markt im Minus steht. Der Chart von Apple spricht eine deutliche Sprache. Derartige Konsolidierungsformationen haben eine deutliche höhere Wahrscheinlichkeit nach oben auszubrechen, als nach unten.

(2) Leoni (WKN 540888)

Leoni testet gerade die 200-Tage-Linie von oben. Sollte dieser Test erfolgreich sein, sind 34,6€ das nächste Kursziel.

(3) Veolia (WKN 501451)

Bei Veolia trübt sich das Sentiment nach derartigen Analystenkommentaren wie -> hier <- von der UBS nun ein. Politischer Einfluss von Seiten der Sozialisten scheint eine Rolle zu spielen. Vorsicht ist geboten und ein erneuter Taucher unter 9€ möglich. Die Analysten schlagen gerade auf den ganzen Sektor ein, auch Kursziele von Suez Environment (WKN A0Q418) wurden gesenkt.

(4) Goldminen ETF GDX

Die Konsolidierung im GDX sieht für mich sehr konstruktiv aus und hat das Potential eines Tests der 200-Tage-Line bei ca. 50 USD.

(5) US Natural Gas ETF UNG

US Gas hat das Hoch vom Mai überwunden und steuert nun scheinbar auf die 200-Tage-Linie zu.

(6) Europäische Banken

Wir haben nach der EZB Zinssenkung gerade deutliche Schwäche im europäischen Bankensektor, der ETF iShares Eurostoxx Banks (WKN 628930) ist 3% im Minus, während der breite Markt schon wieder nach oben dreht. Eine Entwicklung die ich nicht so richtig einordnen kann, aber die man im Auge behalten muss. Möglicherweise wird die Euro-Schwäche von der chinesischen Zinssenkung überlagert, die ein positives Signal für die Exportfirmen war.

(7) iRobot (WKN A0F5CC)

iRobot (unter anderem Staubsauger-Roboter "Roomba", aber auch zb Minenräumroboter) scheint nach dem gigantischen Gap aufgrund Verzögerungen bei Aufträgen durch das US Government nun wieder Fahrt aufzunehmen. Das operative Geschäft läuft nach den mir vorliegenden Informationen unverändert gut. Eine Aktie die in meinen Augen einen Blick wert ist !

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Warum man die Porsche Aktie nun nicht mehr haben muss

09:00 Uhr

Heute gehen die Nachrichten durch die Presse, dass Volkswagen nun doch zum 01. August diesen Jahres Porsche ganz übernehmen will. Lesen Sie dazu unter anderem -> hier <- die Pressemitteilung der Porsche SE.

Wichtig für Anleger ist zu verstehen, dass Volkswagen das gesamte operative Geschäft von Porsche übernimmt, die Dachgesellschaft - der Aktienmantel Porsche SE an dem Aktionäre unter der WKN PAH003 Anteile halten - bleibt dann scheinbar entkernt und ohne operatives Geschäfts zurück. Dafür erhält die Porsche SE und damit die Aktionäre laut Pressemitteilung Barmittel in Höhe von rund 4,46 Milliarden.

Insofern in meinen Augen ein zunächst wohl fairer Deal für die Aktionäre, Geld gegen Geschäft. Die Porsche Aktie wird sich heute diesem Barwert anpassen und als Folge davon wohl steigen, bis Barwert und Marktwert - unter Berücksichtigung von Klagerisiken, Schulden etc - im Gleichgewicht sind. Da der Vorgang kompliziert ist, kann es sein, dass der Markt ein bis zwei Tage braucht, bis er die Neubewertung der Porsche SE zuverlässig vorgenommen hat.

Ab Morgen wird es dann aber aus meiner Sicht keinen Grund mehr geben, die Porsche Aktie zu halten. Denn wo dann "Porsche" drauf steht, ist dann bald eine Finanzholding ohne operatives Geschäft drin, die laut Pressemitteilung den "überwiegende(n) Teil der danach verbleibenden Liquidität .. für den Erwerb strategischer Beteiligungen mit Schwerpunkt entlang der automobilen Wertschöpfungskette verwende(n)" soll.

Die einzige für mich sichtbare Variabilität des Porsche-Kurses, dürfte dann die Bewertung der Klage-Risiken sein. Ich kann aber nicht sehen, wie man hier als Privatanleger ohne tiefere Einsicht in die Materie eine Bewertung vornehmen will, die besser ist als das, was der Markt in den Kurs einpreist.

Auf gut Deutsch, wer ab 01. August noch Porsche Aktionär ist, hält eine Finanzholding mit vielen unbestimmten Absichten, einer Beteiligung an Volkswagen, grossen Klagerisiken und wenig konkretem Geschäft. Ich persönlich habe daran keinerlei Interesse und ich bin sicher, vielen wird es ebenso gehen.

Wer also weiter das Autogeschäft von Porsche im Depot haben will, muss nun Aktionär bei Volkswagen sein - in meinen Augen eine interessante Aktie mit Substanz und Potential. Als bisheriger Porsche-Aktionär würde ich persönlich den Anstieg nach dieser Nachricht nun aber mitnehmen und den Titel für die Zukunft vergessen. Sobald klar wird, was die Porsche SE mit den Milliarden alles machen will, kann man dann ja neu über die Aktie nachdenken. Warum man einen Container für Barmittel im Depot haben sollte, kann ich persönlich aber nicht sehen, zumal die Klagerisiken ja nicht verschwunden sind.

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Marktupdate – 04.07.12 – Die Ruhe vor dem Sturm

15:00 Uhr

Den heutigen ruhigen Handelstag - mit der Wallstreet im "Independence Day" - möchte ich zum Anlass nehmen, den Blick ein bisschen nach vorne zur richten. Denn die heutige Ruhe dürfte eher eine "Ruhe vor dem Sturm" sein, denn mehrere wichtige Termine stehen an. Aber eins nach dem anderen:

Donnerstag 05.07.12 EZB Zinsentscheidung

Morgen um 13.45 Uhr, wird die EZB ihre Zinsentscheidung bekannt geben. Um 14.30 Uhr folgt dann eine Pressekonferenz. Aus Reihen der EZB kamen in den vergangenen Tagen klare Signale, dass eine Zinssenkung bevor steht. Unklar ist nur der Umfang und ob weitere Massnahmen beschlossen werden.

Ich gehe mal davon aus, dass die EZB sich dessen bewusst ist und klug genug, die öffentliche Wahrnehmung im Vorfeld so einer Entscheidung in die richtige Richtung zu lenken. Insofern ist eine Zinssenkung tatsächlich höchst wahrscheinlich. Keine Zinssenkung müsste man nun als Debakel der Kommunikationspolitik der EZB werten.

Eine Senkung um 0,25% auf 0,75% ist aber allgemeiner Konsens und mit der Bewegung der letzten Tage nach oben auch eingepreist. Deutliche Marktreaktionen dürften also nur durch Abweichungen von dieser Erwartung ausgelöst werden.

Freitag 06.07.12 US Arbeitsmarktdaten

Übermorgen um 14.30 Uhr stehen wieder die sehr marktbewegenden US Arbeitsmarktdaten an. Hier ist Mr. Market derzeit wieder in der ebenso perversen wie schizoiden Logik, dass schlechte Daten gute Daten sind, weil das den guten Ben zum eingreifen zwingt.

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie verdreht und ermüdend ich diese immer gleiche Logik finde, das ist aber genau das was derzeit wieder an der Wallstreet passiert. Insofern brauchen sich die Bullen vor latent schlechten Zahlen wohl nicht besonders zu fürchten. Nur extreme Überraschungen sollten hier unangenehm werden.

Dienstag 10.07.12 Bundesverfassungsgericht zum ESM

In meinen Augen ist das der kritischste der drei Termine. Ich hatte ja schon mehrfach anklingen lassen, dass ich den "Ruf wie Donnerhall" den das BVG bei der breiten Bevölkerung noch hat, nicht mehr uneingeschränkt teilen kann. Zu stark hat hier auch eine Vermischung mit politischen Interessen und eine Besetzung nach Parteibuch stattgefunden, dass ich der Unabhängigkeit noch uneingeschränkt trauen könnte.

Aber trotzdem ist das Ergebnis vom Dienstag offen, denn zu klar und offensichtlich sind die verfassungsrechtlichen Probleme die vom ESM ausgehen. Sicher teilt die Mehrheit der Richter wohl die Pro-Euro Strategie der Regierung und hat keine Motivation dort hinein zu grätschen, der Vorsitzende Vosskuhle hat in dieser Richtung ja schon in einem -> Zeit Interview <- den Satz geäussert: "Ich persönlich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich den Weg zu einem europäischen Bundesstaat für den richtigen halte" - was ich auch bemerkenswert finde. Aber das BVG weiss auch, dass es nun an der entscheidenden Klippe steht, an der es letztlich über die eigene Relevanz in den kommenden Jahren befindet.

Unsere Verfassungsväter hatten so ein Szenario wie aktuell auf jeden Fall nicht im Blick, der Blick der Verfassungsväter war darauf gerichtet, einen neuen Hitler unmöglich zu machen, weswegen das Grundgesetz von massiven "Checks and Balances" durchsetzt ist. Nach dem reinen Wortlaut der Verfassung kann das BVG also gar kein Urteil fällen, es muss das Grundgesetz auslegen im Sinne, was die Verfassungsväter für eine Situation wie aktuell gewollt hätten. Damit ist man aber eigentlich schon ausserhalb des rein juristischen Rahmens und im Bereich politischer Entscheidungen. Und das macht das Ergebnis des Dienstags so unberechenbar.

Übrigens hat Altkanzler Schmidt in meinen Augen zu diesem Thema ein äusserst fragwürdiges Verständnis der Gewaltenteilung offenbart, als er dem BVG riet "Man muss sein Herz über die Hürde werfen". Lesen Sie -> hier <- im Handelsblatt einen interessanten Artikel, der die Konfliktlinien gut darstellt.

Insofern rechne ich mit Wahrscheinlichkeit nicht damit, dass das BVG am Dienstag die Unterschrift unter den ESM aufhält, bis in der Hauptsache entschieden ist. Es gibt aber eine relevante Wahrscheinlichkeit von geschätzt 20-30%, das es doch passiert. Und das würde nach meiner Erwartung an den Märkten zu deutlichen Verwerfungen führen ! Ich kann jedem nur raten, sich über dieses Szenario Gedanken zu machen !

Schlussfolgerungen zum Marktgeschehen

Schaue ich auf das Momentum und die innere, bullische "Price-Action" im Markt, legt mir das aktuell mit guter Wahrscheinlichkeit nahe, dass wir nach einer Konsolidierung noch einen weiteren Schub nach oben bekommen, Ziel 1400 im S&P500 und 6700 im DAX.

Spätestens dann bin ich aber nicht mehr davon überzeugt, das wir in den breiten Indizes noch ein besonders attraktives Chance-Risiko-Verhältnis haben. Denn wir sind nun zu schnell zu weit gelaufen und haben in Tagen verfrühstückt, was für ein ruhiges Hochschieben den ganzen Juli hätte reichen können. Spätestens bei DAX 6700-6800 kommen dann auch wieder die bekannten Verdächtigen aus den Löchern und werden dem Privatanleger erklären, wie "saubillig" der DAX doch sei.

Ein paar Prozent nach oben in den breiten Indizes sehe ich in diesem Sommer also durchaus noch als realistisch an, die Fallhöhe nach unten (nicht die Wahrscheinlichkeit), ist aber nach meiner Ansicht weit höher.

Diese Skepsis bezieht sich aber nur auf die breiten Indizes, denn die Sektoren sind teilweise extrem auseinander gelaufen. Und in bestimmten Sektoren und Aktien haben wir tatsächlich attraktive Long-Setups, die auch für viel mehr als ein paar Prozent im Sommer gut sind.

Es wird also entscheidend darauf ankommen, diese Sektoren und Aktien zu identifizieren. Ein paar Hinweise habe ich Ihnen schon gegeben. Ansonsten kann in meinen Augen eine gesunde Prise Skepsis nicht schaden. Zu viele in Regierungen und Notenbanken wollen diesen Markt aus eigensüchtigen Motiven hochbeten. Das wird auch eine Zeit lang gelingen, bis es irgendwann auf dann katastrophale Art und Weise nicht mehr gelingt. Und es kann auch nicht schaden Aktien und Sektoren auszuwählen, die möglichst wenig von weiterem Wirrwarr rund um den Euro betroffen sein werden.

Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen !

Ihr Hari

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In eigener Sache – zum Ergebnis der Umfrage

Den heutigen ruhigen Tag möchte ich nutzen, um erste Schlussfolgerungen aus der -> Umfrage <- zu ziehen.

Zunächst einmal empfinde ich die Teilnahmequote als enttäuschend. Nur ca. 45% der registrierten Leser haben daran teilgenommen. Da sicher noch ein paar nachtropfen, werden es am Ende wohl 50% sein. Wenn man nun noch bedenkt, dass nur ca. ein Drittel der regelmässigen Leser überhaupt registriert sind, kommen wir also auf eine Teilnahmequote von 15%. Das ist nicht berauschend, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Wenn es jetzt mit grossem Aufwand verbunden wäre an der Umfrage teilzunehmen, könnten ich das ja verstehen. Aber es sind nur ein paar Klicks, die vielleicht eine Minute dauern. Zumindest von den sowieso schon registrierten Lesern hätte ich eine höhere Quote erwartet.

In meinen Augen ist das Ausdruck eines allgemeinen Phlegmas, Desinteresses und der sogenannten "Gratis(un)kultur" im Web. Nur eine Minderheit ist in der Lage zu erkennen, das man für guten, unabhängigen und vor allem kostenlosen Inhalt im Web selber etwas tun muss.

Mich bestärkt dieses Desinteresse an Interaktion - während gleichzeitig die Klickzahlen und Hits des Blogs steigen und steigen - in meiner Absicht, hier im Blog Zug um Zug die "Spreu vom Weizen" zu trennen - so wie ich es aktuell in einem Kommentar skizziert habe. Ich will mehr und intensiver für die da sein, die wirklich an dem Blog und den Inhalten interessiert sind. Und ich werde gleichzeitig allen anderen zeigen, was sie verpassen.

Die Alternative dazu wäre, einfach eine recht hohe finanzielle Schranke aufzubauen. Dann habe ich wenigstens etwas vom massiven Zeitaufwand den ich hier verschenke und die reinen "Vorbeiklicker" gehen dann von alleine zu den Leimködern der "heissen Aktientips", mit denen die Finanzindustrie das "Dumb Money" an sich bindet oder tragen auf die monetäre Art und Weise etwas zum Blog bei.

Allen die an der Umfrage teilgenommen haben, danke ich aber herzlich für das Feedback und will daher mit Ihnen teilen, welche Schlussfolgerungen ich aus Ihrem Feedback ziehe:

1.
Die Entscheidung für die aktuellere Variante - statt fester "Märkte am Abend" um 22 Uhr - ist eindeutig. Ich bin darüber froh. Denn einerseits glaube ich, dass die Märkte am Abend eine höhere journalistische Qualität der Artikel erlauben, weil man eine Gesamtsicht des Tages ziehen kann. Deswegen habe ich diese rein sachlich bisher präferiert. Nur hat sich herausgestellt, dass es in meinen Tagesablauf nicht hinein passt. Die "Märkte am Abend" haben mich sozial komplett blockiert, Familie, Freunde etc waren Abends nicht mehr möglich, weil ich ab spätestens 21 Uhr - eher früher - jeden Tag schreiben musste. Das funktioniert als Einzelkämpfer halt nicht. Die jetztige Methode gibt mir da viel mehr zeitliche Flexibilität.

2.
"Hari´s Live Tips" werden allgemein geschätzt, dieses Prinzip wird also weitergeführt und ausgebaut.

3.
Ein spannendes und überraschendes Ergebnis gab es zum finanz- und wirtschaftspolitischen Inhalt des Blogs. Ich habe diese Frage mit Spannung eingebaut, da ich in meinen Kommentaren ja sehr deutliche Meinungen durchscheinen lasse und das ist nicht jedermanns Sache, zumal wenn man völlig legitimer Weise anderer Meinung ist. Ich bin erstaunt und extrem positiv überrascht, dass es eine massiv dominierende Mehrheit für diese Art Content gibt.

Positiv überrascht deshalb, weil ich
a) überzeugt bin, dass Meinung zwingend in einen Blog hinein gehört - rein sachliche Darstellungen kann man in der Tagesschau hören.
b) denke, dass man meine Meinung zu diesen Sachverhalten verstehen muss, um auch meine Schlussfolgerungen hinsichtlich der Märkte zu verstehen.
c) es für die Entwicklung einer Community wichtig ist, dass man sich ein Bild von den anderen machen kann. Und dafür darf ich nicht eine abstrakte Person bleiben, sondern muss für die Leser ein "Profil" bekommen, mein "Zungenschlag" sollte also bekannt sein.

Insofern wird es auch in dem Bereich weiter gehen wie bisher. Ich will diese Gelegenheit aber auch nutzen um abzugrenzen, was ich hier im Blog weiter NICHT will:

Ich will hier im Blog weiterhin keine parteipolitische oder politische Diskussion um ihrer selbst willen. Politische Themen sollten hier nur dann eine Rolle spielen, wenn sie einen direkten Zusammenhang zu den Märkten haben und sich ein Anleger also damit zwingend auseinander setzen muss. Bei den Themen der Euro-Krise ist das wohl eindeutig der Fall. Und auch dann sollten solche Themen nicht aus einer parteipolitischen oder ideologischen Brille diskutiert werden, sondern sachorientiert um die eigenen Schlussfolgerungen zu begründen. Es darf also nie darum gehen wer "Recht hat". Niemand hat bei politischen Themen immer "Recht". Interesssant ist nur, wie Sie persönlich individuelle Entwicklungen werten und welche Schlüsse für die Anlagestrategie Sie daraus ziehen.

Übrigens möchte ich den aktiven Lesern des Blogs hier ein grosses Kompliment aussprechen. Wir schaffen es bisher unterschiedliche politische Wertungen auf sachliche Art und Weise kontrovers zu diskutieren. Das ist toll und ein grosser Wert, den man nicht unterschätzen sollte !

4.

Auch sehr spannend ist das Ergebnis der letzten Frage und das Einzige, mit dem ich nicht ganz glücklich bin bzw bei dem ich von Ihnen weiteres Feedback brauche um es richtig zu werten.

Ich habe bewusst 7 Punkte genommen, von denen ich weiss, das eigentlich alle für den Blog wichtig sind und habe Sie bewusst durch die 3 Stimmen gezwungen eine Präferenz zu wählen. Wohl wissend, dass für die meisten alle 7 Punkte Bedeutung haben. Ich wollte aber wissen, welche "mehr".

Wenn man dem folgt, was ich mit dem Blog eigentlich erreichen will, hätten die Punkte "Vermittlung von abstraktem Grundlagenwissen", "Austausch mit anderen" und "die Vertrauenswürdigkeit des Blogs" nicht am Ende der Auswahl, sondern zu den meist gewählten Punkten gehören müssen.

Was aber am meisten gewählt wurde, waren eher Punkte mit dem Wörtchen "Konkret" darin. Konkrete Ratschläge, Tips, Meinungen halt. Man könnte also sagen, obwohl die die abgestimmt haben schon zur "Creme dela Creme" der aktiven Leser zählen, präferieren sie immer noch konkrete Hilfen, statt abstrakteres Grundlagenwissen, das Ihnen ja gerade ermöglichen würde, keine Hilfen mehr zu benötigen.

Kann man das so interpretieren ? Ich bin nicht sicher, helfen Sie mir dabei und diskutieren Sie Ihre Abstimmung mit mir !

Es gibt ein zweites mögliches Erklärungsmodell, man könnte es den Faktor der menschlichen Selbstüberschätzung nennen:

Wenn wir 14 sind, glauben wir die Welt verstanden zu haben und keine Erklärungen mehr zu brauchen. Wenn wir 19 sind, lachen wir über uns mit 14, sind uns aber sicher nun definitiv keine Erklärungen mehr zu brauchen. Wenn wir 30 sind, lachen wir über uns mit 19 und denken wie naiv wir doch waren. Mit 30 haben wir vielleicht auch schon eine Ahnung, dass da noch etwas zu lernen kommen könnte. Und mit 50 schmunzeln wir über uns mit 30, wie wenig wir doch über das Leben, die Welt und ihre Zusammenhänge wussten. Kennen Sie das auch ? Egal wie alt wir sind, wir denken immer "jetzt wissen wir alles". Erst im nachhinein sehen wir, wie ahnungslos wir waren.

Übertragen auf das Trading kann ich Ihnen versichern, dass ich mir trotz meiner ganzen Erfahrung und meines breiten Wissens voll bewusst bin, wieviel ich alles nicht weiss. Und auch ich lerne jeden Tag und bin an Grundlagenwissen und Zusammenhängen weit mehr interessiert, als an einfachen Tips, denen man nur folgen muss. Sehen Sie das wirklich anders ? Erklären Sie mir bitte Ihre Auswahl.

Man könnte das Dilemma auch anders formulieren. Es gibt doch einen ganz einfachen und naheliegenden Weg für diesen Blog. Ich verspreche Ihnen konkrete Tips, konkrete Anlageempfehlungen, einen konkreten Blick in mein Tradingdepot usw. usw. Also genau das, was Sie präferiert haben. Sie müssen dann also sozusagen nur mir folgen um "reich" zu werden. Das ist das "implizite Versprechen", sozusagen das Marketing dieses Produktes dann. Und weil mein Wissen so wertvoll ist und ich so ein "Guru" bin, kostet eine derartige "Premium-Leistung" 59€ im Monat, das Jahr gibt es mit Rabatt für 499€ - natürlich nur, solange der Vorrat reicht ... lol. Ist ja auch nichts im Vergleich zu den Vorteilen die Sie daraus ziehen können. Soweit klassisches Marketing solcher Angebote.

Ich bin 100% sicher, das würde wirtschaftlich wunderbar laufen. Ich würde Geld mit dem Blog verdienen und zumindest einen fairen Gegenwert für mein zeitliches Engagement bekommen und Sie würden all die konkreten Vorlagen bekommen, die sie sich wünschen. Und sie werden lachen, ich bin sicher, viele der jetzt stillen Mitleser, würden dieses Abo auch zeichnen, weil sie ja genau auf der Suche nach dem tollen Guru und den perfekten Empfehlungen sind, die sie dann ohne Anstrengung reich machen.

Natürlich würden Sie irgendwann merken, dass auch bei mir nicht jede Empfehlung sitzt und auch ich nur mit Wasser koche wie jeder, vielleicht ist mein Wasser etwas heisser und sauberer als beim Durchschnitt, das ist ja auch schon viel wert. Anstrengungslosen Reichtum für 59€ im Monat kann ich Ihnen aber auch nicht versprechen. Aber wenn Sie das nach einem Jahr merken, kündigen Sie halt, für mich kein Problem, weil es rücken immer Neue nach, die den Schallmeienklängen des schnellen Reichtums erliegen.

Damit wäre Mr-Market eine Pay-Site/Börsenbrief wie andere auch, die von der Versprechung von Erfolg leben. Und damit es keine Missverständnisse gibt, das muss ja auch nichts Schlechtes sein ! Ich würde Sie ja immer noch nicht "bescheissen" und Ihnen ehrlich und nach bestem Wissen und Gewissen meine besten Meinungen und Trading-Tips geben. Insofern ist das ja ein durchaus real vorstellbares Szenario und als Angebot ganz fair. Sie wären wahrscheinlich immer noch besser bei mir, als bei manch dubiosem Angebot aufgehoben.

Die Frage an Sie ist aber nun: wollen Sie das wirklich ? Wie darf ich Ihre Abstimmung zu Punkt 4 interpretieren ? Ich bin unsicher, was ich daraus ableiten soll.

Helfen Sie mir, Ihre Wünsche und Bedürfnisse in Sachen Börse zu verstehen.

Ihr Hari

NACHTRAG:

Ganz herzlichen Dank für die bisherige, umfangreiche Kommentierung. Das hat mir sehr geholfen, weitere Kommentare sind aber ausdrücklich weiterhin hoch willkommen !

Eine entscheidende Schlussfolgerung habe ich aber schon gezogen, deswegen dieser Nachtrag:

Ich habe aufgrund Ihrer Kommentare verstanden, dass ich in die Ergebnisse von Frage 4 nichts hinein interpretieren sollte. Denn zu unterschiedlich und teilweise für mich überraschend, sind die Motivationen warum mal das eine nicht angekreuzt wurde und dafür das andere.

So bin ich zum Beispiel nicht auf den hier von mehreren genannten Gedanken gekommen, dass als sehr wichtig erachtete Punkte nicht angekreuzt werden, weil sie als selbstverständlich oder implizit sowieso verhanden betrachtet werden.

Die einzige Schlussfolgerung der Frage 4 ist also, dass ich mir beim nächsten Mal mehr Gedanken darüber machen muss, wie ich eine Frage so formuliere, dass ich dann auch belastbare Präferenzen daraus ableiten kann.

Vielen Dank nochmals für die Erklärungen !

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