Yes he can!

Während im Premium-Berech die Marktlage tägliches Thema ist, äussere ich mich im freien Bereich eher selten dazu und konzentriere mich auf grundsätzliche Fragen. Das mache ich, weil zur Marktlage eben auch der konzeptionelle Kontext gehört und den kann man in einem Artikel nicht vermitteln, das würde dann nur als typische, lächerliche "Prognose" interpretiert werden, von denen ich mich fern halte.

Ab und zu würdige ich aber die große Lage auch im freien Bereich, zuletzt war das -> Anfang September in "Drama, Liebe, Wahnsinn" <- und -> Anfang Juli in "Sommer Tango" <- der Fall.

Und schon -> Anfang April in "Hochschmelzen - Melt-Up! <- hatte ich Ihnen das folgende Szenario für den weiteren Jahresverlauf gezeigt:

Aber nach einem notwendigen Luftholen, gibt es derzeit wenig was dagegen spricht, dass der Markt in 2019 so eine Entwicklung wie unten im Chart nimmt und in einem angedeuteten Trendkanal, der seit 2011 Bestand hat, weiter nach oben schmilzt:

Wie man so etwas mitnimmt, aber trotzdem nach unten wachsam bleibt, war zuletzt oft Thema in der Community. Hier im freien Bereich will ich es damit bewenden lassen, Ihnen erneut zu raten, sich von den Perma-Bären nicht in eine negative Stimmung drücken zu lassen. Wenn die Kurse wirklich fallen, ist es früh genug bärisch zu werden.

Erinnern Sie sich, was ich Ihnen zuletzt zum -> Ankereffekt <- geschrieben habe und warum wir solchen starken Charts wie oben instinktiv misstrauen - was aber ein Fehler ist. Erinnern Sie sich, wie ich Ihnen vor einem guten Monat in -> (Zehn) Jahre zurück und die Lehren daraus <- das große Bild gezeigt habe. Oder erinnern Sie sich, wie ich Anfang 2019 dazu aufgerufen habe, -> dem Optimismus eine Chance zu geben <-.

Das war wahrscheinlich der beste Rat, den Ihnen anlagetechnisch jemand hat im Frühjahr geben können, denn die leichte Sommerdelle ist ebenso gekommen, wie die Rally danach. Sie können in der Projektion ja mal einzeichnen, wo wir aktuell 7 Monate später sind und das ist bei 3.100 ziemlich genau auf der lila Linie.

Nun sind wir mitten in der Jahresendrally und ich sage Ihnen auf den Kopf zu, dass viele von Ihnen wieder bärische Gedanken haben wie "das ist doch schon zu weit gelaufen". Natürlich befeuert von diversen Nachfolgern des Nostradamus, die so zwar keinen müden Penny am Markt verdienen können, aber jede Menge Klicks generieren, weil sie die Anleger bei ihren Ängsten abholen.

Jetzt schauen wir mal auf den aktuellen S&P500, das kann doch nicht so weitergehen?

Der Markt ist ein wunderbares, reflexives System, in dem das was jeder denkt, zwangsläufig mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch sein muss.

Sie glauben also, der S&P500 könnte jetzt nicht einfach weiter steigen? Ich sage Ihnen: Yes he can!

Verwechseln Sie das aber nicht mit einer Prognose, das ist keine. Er *kann* heisst nur, dass er kann, nicht dass er muss. Aber starke Trends tendieren dazu länger weiter zu laufen, als man sich vorstellen kann.

Schauen Sie mal was Ende 2017 passiert ist, da war der Index schon das ganze Jahr gestiegen und trotzdem gab es keine Pause zum Jahresende. Erst nach der Aufwärtsbeschleunigung im Januar 2018, kam dann ab Februar die unvermeidliche "Mean Reversion":

Demgegenüber sieht die Lage diesen Herbst 2019 weit solider aus. Der Index steígt gerade erst aus der Sommerkorrektur, das Sentiment ist kurzfristig optimistisch, aber mittelfristig immer noch nicht euphorisch und die Notenbanken drücken auf den Stimulus, als ob es kein Morgen mehr geben würde.

Kann dieser Markt trotzdem bald ein Top bilden und dann zu fallen beginnen? Sicher kann er das, keinen Zweifel! Aber der Fokus darauf ist unsinnig, weil man diesen Satz immer sagen kann.

Unsicherheit ist integraler Bestandteil des Marktes und immer vorhanden. Alles was wir haben sind Wahrscheinlichkeiten, nicht mehr. Wer damit nicht umgehen kann und nach absoluter Sicherheit sucht, sollte sich besser vom Markt fern halten.

Die besten Momente sind also die, in denen die Wahrscheinlichkeiten für einen Anstieg deutlich höher sind, als für eine Korrektur. Das war Anfang Oktober so und war im Premium-Bereich Thema. Und wie Sie meinen Artikeln oben entnehmen können, war dieser Jahresverlauf das ganze Jahr das präferierte Szenario.

Heute sind wir mitten in der Jahresendrally und die hat so viel Momentum, dass sie mit 70% Wahrscheinlichkeit wohl bis zum Jahresende weiter laufen wird. Die 30% verteilen sich ua auf ein Szenario, in dem das Hoch schon Anfang Dezember erreicht wird und verschiedene andere, recht unwahrscheinliche Szenarien.

Und klar ist auch, dass ein kleiner Dip, eine kleine 2-3% Korrektur, nun jederzeit kommen kann und überfällig ist. Dieser Dip wird aber höchst wahrscheinlich im Sinne BTFD wieder gekauft, weil zu viele genau darauf warten.

Summa Summarum sollten Sie als Anleger sich fragen, ob Sie an diesem hervorragenden Anlagejahr genügend partizipiert haben. Machen Sie sich klar, dass man die Crash-Geschichten, die Sie vom Anlegen abhalten, Anfang diesen Jahres genau so hätte schreiben können. Und 2017 hat man sie schreiben können und 2016 auch.

Das Narrative vieler Crash-Propheten vom von den Notenbanken verbogenen Markt, für den irgendwann der Preis zu zahlen ist, ist ja nicht perse falsch. Das Problem ist das "Irgendwann", das auch erst in 10 Jahren kommen kann. Diese Risiken im Hinterkopf zu haben ist also gut, danach zu handeln, während der Markt mit Macht nach oben rennt, ist aber einfach nur idiotisch.

So ein starker Markt dreht nicht einfach an einem Tag auf dem Fuß, so einen Markt nach unten zu drehen ist ein Prozess, wie die Wende eines großen Tankers. Diesen Prozess kann man sehen, wenn man seine Zeit nicht für Orakel und Propheten verbraucht, sondern einfach genau hinschaut was passiert.

Statt Ihre Ängste am "Welt-Crash" zu befriedigen und heftig zu nicken, wenn Ihr Bias wieder Futter bekommt, wäre also Zuversicht und ein rationaler Blick auf das Marktgeschehen die bessere Wahl gewesen, die Ihre Depots nun 20-30% höher dastehen lassen würde. Dann kann man dem "Crash" beruhigter entgegensehen, wenn er irgendwann mal kommt.

Weniger festgefahrene Meinung, mehr demütige Marktfolge. Weniger Crash-Gurus, mehr Beobachtung der Realität - das hätte in 2019 das Depot erblühen lassen. Innovation und Fortschritt bringt die Welt voran, fraglos immer wieder unterbrochen von sehr schmerzhaften Korrekturen, aber die Richtung ist klar und -> hier ist sie! <-.

Wie wird 2020? Nach so einem Jahr sicher schwieriger, zumal die US Wahl so brutal und giftig werden wird, wie wohl keine Wahlschlacht vorher. Je schneller und stärker wir nun ohne Pause steigen, desto klarer wird in 2020 auch eine unvermeidliche Korrektur kommen, ganz wie Anfang 2018.

Aber damit beschäftigen sich kluge Anleger, wenn es so weit ist. Nun geht es darum, an dieser Stärke des Marktes teilzuhaben und sie nicht zu bekämpfen. Wir leben im Hier & Jetzt, in der Holzkiste landen wir unvermeidlich und noch früh genug. Wir sollten einfach aus Angst vor dem Tod das Leben nicht vergessen - das gilt auch für die Geldanlage.

Und wann diese bullische Phase zu Ende geht, sagen uns keine Prognosen, sondern der Markt selber, in dem er zu fallen beginnt.

Die Wahrheit liegt auf dem Platz.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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