R&D-Aktien – Von einem archäologischen Versuch, zukünftige Gewinner auszugraben


Vorwort
Der folgende Artikel stammt als Gastkommentar von unserem Mitglied "Plastik".
Eigentlich war er nur für den internen Bereich gedacht, aber wir haben uns gemeinsam entschlossen, ihn etwas abgespeckt auch im freien Bereich zu veröffentlichen.
Auf meiner Seite schwingt dabei ohne Frage ein wenig Stolz mit, was wir in der Community für tolle Mitglieder haben!
Viel Spass und gute Erkenntnisse beim Lesen wünscht
Ihr Hari!

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Ein Gastartikel von "Plastik"

"Die Zukunft kaufen!"

"Hohe Gewinne garantiert!"

"Die heißesten Börsenrenner!"

Wer kennt sie nicht, die vollmundigen Sprüche, die einem aus zahlreichen Hochglanzmagazinen, aus viel versprechenden aber wenig haltenden Internet-Newslettern und von unzähligen, blinkenden Webseiten immer entgegenspringen. Wissen wir doch alle, dass die Börsen heute schon die Zukunft, das Aufgehen der vielversprechenden Geschichte, das neue Produkt, den technischen Durchbruch feiert und handelt.

Doch so manch eine der wohlklingenden Geschichten wird über kurz oder lang von der Realität eingeholt, und der eine oder andere Börsenüberflieger des Monats Mai wird schon im Juni vom Ausbleiben der Substanz hinter der an der Börse gehandelten Geschichte eingeholt und verschwindet wieder in der Versenkung.

Was aber nun, wenn man tatsächlich eine Methodik finden könnte, die es ermöglichen würde, der realen Substanz der Firmen tatsächlich auf den Grund zu gehen? Ist es möglich zu ermitteln, welche Firmen voraussichtlich in der nahen Zukunft eine Neuentwicklung, ein neues Produkt auf den Markt werfen? Und zwar, bevor dieses Wissen in den Markt einsickert!

Fleiß bei der Entwicklung bedeutet mehr Erfolg an der Börse!

Welche Firmen in den Weiten der Weltwirtschaft könnten das nun sein? Der Grundgedanke ist hier ganz einfach: es sind wohl diejenigen, die sich am meisten anstrengen und den meisten Fleiß bei der (Neu-)Entwicklung aufwenden! Womit wir bei den Aufwendungen für Forschung & Entwicklung (R&D) wären! Tatsächlich geben verschiedene Veröffentlichungen dieser Argumentation recht - insgesamt honoriert die Börse auf längere Sicht diejenigen Unternehmen überdurchschnittlich, die im Branchenvergleich mehr R&D-Aufwand als ihre Konkurrenten betreiben. (1),(2)

In den Kommentaren und Analysen zum Markt kocht dieses Thema eher auf kleiner Flamme, aber es gab bzw. gibt bereits seit mehreren Jahren einen englischsprachigen und kostenpflichtigen Newsletter zu diesem Thema, Moneyweek Research Investments (3), den ich persönlich allerdings nie abonniert habe.

Die Methodik und das R&D Scoreboard

Über Dr. Mike Tubbs, den Initiator dieses Börsenbriefs, bin ich dann auf das R&D Scoreboard (4) gestoßen, eine jährlich veröffentlichte Analyse der forschungsintensivsten 1500 Unternehmen in der EU, durchgeführt von der Europäischen Kommission (EC). Eine tabellarische Auswertung der weltweit forschungsintensivsten 2500 gibt es auch. Meines Wissens war Dr. Tubbs an der Entwicklung dieses R&D Scoreboards beteiligt. Die Daten stammen dabei aus den von den Firmen veröffentlichten Bilanzen. An der Spitze dieser umfangreichen Datenbank findet man bekannte Marktriesen wie z.B. VW, Daimler oder GlaxoSmithKline, aber weiter unten in der Datenbank wird es dann interessant.

Der Gedankengang ist nun: kann man anhand dieser Zahlen und Tabellen kleine bis mittelgroße vielversprechende Unternehmen finden, bevor der Markt es merkt? Zahlenmaterial gibt es mittlerweile mehr als ausreichend - das R&D Scoreboard wurde 2004 das erste Mal veröffentlicht.

Die Filterregeln

Somit habe ich mir in den vergangen Monaten die R&D Scoreboard-Tabellen vorgenommen und ein bisschen mit den Zahlen gespielt, um geeignete Filterregeln herauszufinden. Die genauen Zahlen finden sich im internen Bereich.

Filteregeln2

Portfolio-Methodik und Backtesting

Mithilfe dieser Filterregeln habe ich dann für jedes Jahr etwa 15 Firmen identifiziert (man muss gelegentlich mit den Parametern ein wenig spielen, damit man genug Firmen findet), und das beginnend mit 2008 für jedes veröffentlichte Scoreboard-Tabellenwerk gemacht. Dann habe ich die historischen Kurse rausgesucht und die Marktentwicklung übers kommende Jahr angeschaut.

Die Ergebnisse sind durchaus interessant! Man hat auf jeden Fall eine hohe Chance, echte Kracher zu finden. Pleitekandidaten waren bei der gewählten Unternehmensgröße eigentlich auch keine dabei, aber man muss auch ein bisschen Glück haben, weil es natürlich auch sein kann, dass man eine Firma erwischt, bei der der Kurs dann im kommenden Jahr 30-60% an Wert verliert! Es ergibt sich eine recht breite Auswahl an Firmen aus vielen Branchen und Ländern, man wäre also gegenüber reinen Sektor- oder Länderschwächen durch Diversifizierung halbwegs abgesichert. Weiterhin ist man bei insgesamt 15 Firmen auch breit genug aufgestellt, um die unvermeidlichen Fehlzünder abfedern zu können.

Die Selektionsmethodik beruht auf jährlicher Neuaufstellung des Portfolios zum 30.12. anhand der oben beschriebenen Kriterien. Dieses Selektionsverfahren wurde rückwirkend durchgeführt bis 30.12.2007 und mit DAX und NASDAQ (weil letzterer stark techniklastig ist) verglichen.

Das Ergebnis ist, dass man die ersten beiden Jahre (2008 u. 2009) sehr schlecht gefahren wäre - 2008 hätte das Portfolio signifikant stärker verloren als sowohl DAX als auch NASDAQ, und auch 2009 war die Erholung alles andere als überzeugend.

Bei späterem Einstieg (ab Ende 2009) sieht es aber sehr viel besser aus! Da hätte man den DAX ganz klar outperformt - beim NASDAQ ist es etwas enger, aber über mehrere Jahre durchgezogen betrachtet wäre man auch da immer vorne gelegen. Währungseffekte habe ich nicht berücksichtigt.

Ergebnisse des Backtestings

Die Auswertung ist wie folgt, wobei ich farblich den Gewinner (grün), den Zweiten (orange) und den Dritten (rot) entsprechend gekennzeichnet habe:

Daten

Fazit aus diesem Backtest: in guten Börsenjahren ist die Strategie recht vielversprechend - wenn die Weltwirtschaft allerdings in großem Stil einknickt, werden solche kleineren Firmen leider auch früher abgestoßen, und man braucht lange, um die Verluste wieder aufzuholen!

Das Portfolio im laufenden Jahr

Rückwirkend auf Anfang 2015 (Stichtag 30.12.2014, Schlusskurse) habe ich nun ein Musterdepot angelegt mit 16 Firmen, die ich mittels des Ende 2014 erschienenen R&D Scoreboards 2014 ausgewählt hätte.

Das Musterportfolio für das laufende Jahr findet sich im Premium Bereich und enthält Firmen wie z.B. PRA Health Sciences (PRAH) (+58% in €) und Playtech PLC (PTEC) (+33% in € )

PRAH 18.06.15

PTEC 18.06.15

Die absolute Gesamtperformance kann aus dem folgenden Chart abgelesen werden. Diese entspricht Stand Freitag, 12.6.2015, einer Gesamtperformance von +16,3%. Der DAX steht im gleichen Zeitraum bei +14,0% und der NASDAQ (in € bemessen) bei +12,1%.

Somit schlägt das Portfolio im Moment sowohl DAX als auch NASDAQ, wenn auch knapp! Für eine bessere Vergleichbarkeit, gerade im Hinblick auf die starken Währungseffekte dieses Jahr, empfiehlt es sich, einheitlich die €-Kurse zu betrachten.

Portfolio Performance 2015 06 12

Die Volatilität, bemessen als ATR (14), liegt im Moment bei etwas über 500, was bezogen auf den Gesamtwert des Portfolios (ca €93T) eher im niedrigen Bereich liegt.

Fazit

Der Grundgedanke der Analyse scheint recht vielversprechend zu sein. Man hat definitiv eine Chance, "Hidden Champions" sehr frühzeitig zu identifizieren, wobei das Portfolio- und Risk Management nicht vernachlässigt werden darf. Langfristig erfolgreich scheint die Strategie auch auf jeden Fall zu sein.

Ich beobachte das jetzt mal weiter, und dazu würden mich auch die Kommentare der Community interessieren! Mit Sicherheit kann man die Methodik noch verbessern, Risk Management betreiben, die Charttechnik bemühen, Stopps setzen, für kosteneffektive Umsetzung sorgen (geringer Umsatz, hohe Spreads, tw. exotische Börsen) etc. Natürlich könnte man die besten Aktien auch länger halten, nicht nur ein Jahr.

Da ja im Moment ebenfalls das -> Teamprojekt "Sicherheit durch Wachstum" <- ins Laufen kommt, kann ich die obige Arbeit nur wie folgt umschreiben:

Zwei Seelen, ein Gedanke!

Plastik

(1) "Kapitalmärkte belohnen F&E"; Deutsche Bank Research; 27. April 2011, zu finden -> hier <-

(2) "The impact of firms’ R&D strategy on profit and productivity"; B. Johansson, H. Lööf; Centre of Excellence for Science and Innovation Studies (CESIS), Royal Institute of Technology, Jönköping International Business School (JIBS); zu finden -> hier <-

(3) zu finden -> hier <-

(4) "R&D Scoreboard European Commission, zu finden -> hier <-

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Das Musterdepot der Champions: Sicherheit durch Wachstum!

Geldanlage hat viele Aspekte und es gibt verschiedenste Techniken, mit denen man an den Markt heran treten kann, um sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Hier auf Mr-Market versuchen wir, diesen unterschiedlichen Methoden gleichermassen Raum zu geben und sie zu vertiefen und uns darin zu üben. Gross genug ist die Community dafür mittlerweile und genügend gebildet und börsenaffin sowieso.

Über Sicherheit

Ein typischer Wunsch bei langfristigen Anlagen ist, "Sicherheit" zu finden. Nun ist dieser Wunsch im Angesicht einer sich permanent wandelnden Welt zwar verständlich, aber doch verwegen, denn absolute Sicherheit gibt es bei Geldanlagen sowieso nicht und zwar weder bei Bargeld, noch bei Bundesanleihen, weder bei Immobilien, noch bei Gold und auch nicht bei Aktien. Absolut sicher ist bisher nur, dass unser Leben begrenzt ist und irgend wann endet.

Aber zumindest relative Sicherheit wollen wir berechtigterweise finden und deswegen erfreuen sich derzeit bei Aktienanlegern alle Strategien grosser Beliebtheit, die sich auf die lange existierenden, super stabilen und cashflow-starken Unternehmen konzentrieren. Die "Nestles dieser Welt" sozusagen.

Diesen Strategien werden verschiedene Namen gegeben und es gibt davon diverse Abarten und oft werden diese mit einer Dividenden-Strategie verknüpft. "Dividenden-Aristokraten" ist ein Name für eine dieser bekannten Varianten dieser Herangehensweise. Diese Strategie funktioniert und ist sinnvoll, ist aber derzeit auch extrem beliebt im Markt. Auch darüber sprechen wir intensiv in der Community und ein Mitglied führt dazu derzeit ein Musterdepot.

Sicherheit kann man aber auch ganz anders definieren, als so defensiv, wie das aus Sätzen wie "gegessen wird immer" spricht. Denn diese Form von "defensiver" Sicherheit, definiert sich dann darüber, dass ein Unternehmen einen Umbruch in jedem Fall überlebt, auch wenn es vorher wie alle anderen stark fällt. Das ist eine sehr sinnvolle Betrachtungsweise, aber es nicht die einzige Art und Weise sich dem Thema "Sicherheit" zu nähern. Und sehr überlaufen sind diese Dividenden-Strategien sowieso und alle dieser Aktien schon luftig bewertet.

Die Champions

Sicherheit kann man alternativ aber auch offensiv definieren, wie das im Sprichwort "Angriff ist die beste Verteidigung" schon vermittelt wird.

Denn relative Sicherheit bei der Geldanlage, kann auch daraus entstehen, dass die idealen Unternehmen auf derart starken Produkten und einer derart grossen Marktmacht sitzen, das auf absehbare Zeit niemand daran vorbei kommt. Die Unternehmen sollten also "Champions" in ihren individuellen Märkten sein.

Nicht jeder muss diese Unternehmen kennen, es dürfen also auch "hidden" Champion sein, aber sie müssen in ihrem Markt auf jeden Fall absolut führend sein und irgend etwas deutlich besser als ihre Mitbewerber können, so dass kein Weg an ihnen vorbei führt.

Und noch besser, die Unternehmen sollten in ihrem Markt auch deutlich wachsen, weil ihre Produkte immer mehr Zuspruch finden. Und dabei tut man sich natürlich leicht, wenn der Markt selber auch deutlich und absehbar auf Jahre wächst, weil er zu einem starken Zukunftstrend gehört, gerne auch Megatrend genannt.

Wer solche Unternehmen selektiert und in seinem Depot versammelt, wird auch eine sehr hohe, relative Investitions-Sicherheit finden und kann diese Unternehmen durchaus mal länger laufen lassen, ohne bei jeder Kurs-Bewegung gleich in Panik zu verfallen. Eine Diversifikation auf 10 Werte unterschiedlicher Branchen und Länder, sollte die Sicherheit am Ende dann weiter erhöhen.

In einer schweren Krise ala 2008, werden diese Unternehmen natürlich auch massiv einknicken, aber das tun die Dividenden-Aristokraten auch, wie wir auch 2008 gesehen haben - erinnert sich noch jemand an GE und einen Kurs von 5 USD? Autsch!

GE 14.06.15

Der valide Punkt beider sinnvollen Herangehensweisen ist, dass die guten Unternehmen sich dann schnell erholen und das gilt eben nicht nur für Dividenden-Aristokraten, sondern auch für solche Wachstums-Champions, die auf Produkten sitzen, nach denen die Welt hungert.

Ich zeige Ihnen hier mit Ecolab mal ein Unternehmen als Appetizer, mit dem ich nicht zu viel verrate. Wenn Sie nicht schon Mitglied sind, werden Sie das Unternehmen recht wahrscheinlich nicht kennen. Eingeführt wurde Ecolab bei uns durch unseren -> Kolumnisten <- "Johann", der Kenner dieser Branche ist.

Das Unternehmen ist ein "Champion" in seinem Markt und es gibt keine Anzeichen, dass sich das absehbar ändern wird. Und ein namhafter Investor scheint das auch so zu sehen. Denn wenn die mir vorliegenden Daten noch stimmen, ist Bill Gates, unter anderem über seine "Bill & Melinda Gates Foundation", mit 25% der grösste Aktionär. Schauen Sie mal, wie sich Ecolab nach 2008 entwickelt hat:

ecolab 15.06.15

Ist das nicht auch "Sicherheit"? Sicherheit durch Wachstum? Und nun stellen Sie sich mal vor, wir würden 10 davon finden und gut diversifiziert zusammen stellen. Wäre das nicht ein interessantes Portfolio, dem man erst einmal Vertrauen schenken darf?

Sicher, dass die Kurse schon weit gelaufen sind ist wahr, gilt aber für fast alle Aktien im derzeitigen Markt. Dass Ecolab aber so gelaufen ist, ist gut begründet, weil sich das Geschäft eben ausgeweitet hat, eine Übernahme erfolgte und das Unternehmen einfach nicht mehr das von 2008 ist. Ecolab macht aktuell 14 Milliarden USD Umsatz, das ist also keine "Bude" mehr.

Das Projekt

Wir haben deshalb hier vor einigen Tagen auf Mr-Market ein Community Projekt begonnen, um gemeinsam die "besten" 10 dieser Wachstums-Champions zu identifizieren und in einem Musterdepot dann länger zu begleiten. Auf dem Weg zu diesem Musterdepot, sammeln wir aber erst einmal mit dem geballten Wissen der Community wesentlich mehr Unternehmen ein, geplant sind um die 50, bevor wir diese dann durch immer schärfere Kriterien auf die "besten" 10 wieder reduzieren, die am Schluss übrig bleiben.

Aber auch die geplanten 50, von denen nun schon über 20 identifiziert wurden, sind hoch interessante und "gute" Unternehmen, darunter ganz viele, von denen Sie wahrscheinlich noch nie gehört haben. Wie gesagt, Champions dürfen durchaus auch "hidden" sein 😉

Die erste Phase des Projektes läuft bis kommenden Sonntag 21.06.15, bis dahin sammeln wir alle Kandidaten. Dann folgen weitere Phasen, in denen wir gemeinsam weiter selektieren und dabei auch eine Menge über so einen Selektionsprozess und sinnvolle Kriterien lernen. Denn wie ich hier schon oft gesagt habe: -> KGV und KBV sind es eher nicht <-.

Teilnehmen kann jedes Mr-Market Premium-Mitglied, das sich im Forum vorgestellt hat. Die erste Phase läuft aber nur bis kommenden Sonntag 21.06. Abends. Nur wer sich bis dahin beteiligt hat, kann hinterher bei dem weiteren Prozess auch Einfluss nehmen. Und Nein, in den freien Bereich wird das Portfolio der Wachstums-Champions später nie gestellt, das bleibt auf jeden Fall alleine dem Premium-Bereich vorbehalten.

Wenn Sie auch Spass an so einem Projekt hätten und als Teil einer kompetenten Community, viele hoch interessante Aktien kennen lernen wollen, dann stossen Sie zu uns, am besten noch vor dem kommenden Sonntag, um noch mitmachen zu können. Und wenn nicht, wünsche ich weiter viel Spass und Erfolg mit Ihren bisherigen Quellen.

In jedem Fall sollten Sie aber darauf achten, dass Sie überhaupt qualitativ hochwertige und unabhängige Quellen besitzen. Ich erinnere an meinen Artikel -> Börsenerfolg, worauf warten Sie noch? <-

Ihr Hari

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S&P500 und DAX und der Turnaround Tuesday

Der DAX hat vorgestern am Dienstag, seinen bisherigen Tiefpunkt erreicht und dann eine markante Rally hingelegt, die erst ab Dienstag aus einer überverkauften Markttechnik und später dann ab Mittwoch Nachmittag aus neuer Hoffnung um eine Lösung des griechischen Dramas entstand. Zumindest scheint es so.

Bei so massiven Bewegungen ist es immer das Gleiche. *Nachdem* diese durchgelaufen sind, haben es immer alle vorher gewusst. 😉 Das ist das beliebte mediale Spiel, das dort besonders intensiv gespielt wird, wo man von hohen Klickzahlen lebt, weil nur so die Werbung auf der Seite genügend Einnahmen bringt.

Nun war es ja aber tatsächlich so, dass einige wenige erfahrene Marktbeobachter, diesen Rebound am Dienstag wirklich antizipieren konnten, weil der Markt dafür halt reif war. Das Problem dabei ist immer, man kann zwar eine Wahrscheinlichkeit im Vorfeld identifizieren, aber der exakte Zeitpunkt liegt im Dunkeln, denn ein überdehnter Markt kann auch temporär noch mehr überdehnt werden. Erst hinterher kennt man dann den exakten Zeitpunkt der Wende.

Ein Aspekt, der in Deutschland dabei aber immer wieder auf erstaunliche Art und Weise unterschlagen wird, ist der massive Einfluss der Wallstreet und der US Investoren. Denn es ist ein Faktum, dass die Mehrheit der deutschen DAX Aktien in der Hand ausländischer Investoren ist und unter denen wiederum die institutionellen US Investoren dominant sind. Und deshalb wird auch das Volumen im DAX nicht von deutschen Anlegern dominiert, sondern eben von US Investoren und die sehen schon alleine aus Währungssicht den DAX ganz anders als wir.

Wer also verstehen will, was beim DAX passiert und dabei den bedeutendsten Faktor unterschlägt - die Sicht der US Investoren - handelt nicht wirklich auf belastbarem Boden. Demgegenüber sind beliebte Spekulationen um Dinge, wie beispielsweise die Positionierung der Stillhalter an der Eurex schon Wochen vor dem Verfallstermin, für mich eher irrelevant. Diese Dinge sind zwar ein Faktor unter vielen, aber im Vergleich zur Positionierung der US Investoren eben nebensächlich.

Die wirklich spannende Frage ist doch also: war dieser Rebound von Dienstag aus Sicht der US Investoren schon im Vorfeld zu sehen? Und die Antwort ist klar und deutlich: Oh Ja!

Ich stellte hier weiter unten meinen Live-Post aus Hari Live von Dienstag 09.06.15 08:40 ein, den ich "Turnaround Tuesday?" genannt hatte. Zu dem Zeitpunkt war der DAX noch vor dem Tiefpunkt und war kurz davor, massiv unter die 11.000er Marke zu tauchen.

Sie sehen daran, der S&P500 hat einfach nur exakt getan, was zu erwarten war, einfach weil es seit Jahren den dominanten "Buy the Dip" Trade darstellt. Und wir hier im Premium-Bereich haben es tatsächlich vorher antizipiert.

Und vor allem, das "US Big Money" hat es sich schon am Tag vorher für kundige Augen sichtbar zurecht gelegt. Wer wissen will, was es mit dem "Buying on Weakness" und "Selling on Strength" Konzept auf sich hat, muss Mitglied werden. 😉

Und nun frage ich Sie: Warum hat der DAX am Dienstag tatsächlich gedreht? Ist der DAX nun der Hund oder nicht doch eher nur der Schwanz des Hundes, der immer etwas wackelig mit seiner Rute wedelt?

Die Antwort ist:

Der DAX ist der Schwanz des Hundes. Und es gibt keine simplen zweidimensionalen Kausalbeziehungen! Die Märkte sind miteinander verwoben und das gilt ganz besonders für DAX und S&P500.

Und noch etwas ist eine Wahrheit, die leider zu oft einfach ignoriert wird:

Wer sich nicht ausführlich mit der Sicht der US Investoren beschäftigt, kann die Bewegungen des DAX nicht vollständig verstehen.

Ihr Hari

Und hier nun mein Post in Hari Live von Dienstag 09.06.15 08:40 MEZ

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Guten Morgen!

Der DAX ist durch fühlbaren Käuferstreik langsam bis zur 11.000er Marke gebröselt, dazu zeige ich Ihnen nachher noch ein interessantes Chart.

"Käuferstreik" heisst, dass es nicht wirklich massiven Abwärtsdruck gab. Aber das Fehlen von Käufern und der steigende Euro, haben den DAX langsam abwärts bröseln lassen.

Heute kommt aber vielleicht der Tag der Markttechnik. Denn nach Tagen - wenn nicht Wochen - der Indifferenz, sehe ich im S&P500 für den heutigen Tag mal wieder ein interessantes taktisches Setup. Und das ist der alt bekannte "Turnaround Tuesday".

Der grosse Vorteil des heutigen Tages ist, dass es kaum Wirtschaftsdaten gibt und auch aus der Richtung Griechenland erst einmal keine grundlegende Veränderung zu erwarten ist. Der Markt kann heute also in sich schwingen.

Und der S&P500 hat nun wieder einen überverkauften Zustand erreicht und ist an der unteren Begrenzung der Range angekommen:

S&P500 09.06.15

Man kann solche Strukturen vielfältig zeichnen, zwei Varianten habe ich oben eingezeichnet. Aber die Kernaussage bleibt gleich: Es hat sich in den letzten Jahren immer gelohnt, die untere Begrenzung des Trends zu kaufen. Und deshalb macht es Sinn, auch jetzt eher auf eine Fortsetzung dieser Struktur zu setzen, als auf einen Bruch dieser Übung, die so lange so erfolgreich war.

Sollte aber hier nun *keine* Gegenbewegung kommen und der S&P500 einfach weiter fallen, hätte auch das grosse Bedeutung. Denn es würde uns signalisieren, dass dieser Markt nun ein Anderer geworden ist. Was bedeutet, dass man mit einer echten, grossen Topbildung und dem Ende des jahreslangen Aufwärtstrends im S&P500 rechnen müsste.

Das ist nun also ein wichtiger Moment. Und dass das grosse Geld die Wahrscheinlichkeiten ganz genau so sieht wie ich, können wir daran erkennen, dass wir gestern - mitten im negativen Closing - mal wieder einen markanten Buying on Weakness Print (BoW) im SPY hatten. Was für eine Überraschung.... 😉

Der typische Ablauf des heutigen Tages wäre dann also, dass sich ab 15:30 Uhr erst einmal frühe Schwäche anschliesst, die den S&P500 noch etwas drückt - im Maximum sollten vielleicht 206x nach unten noch drin sein. Dann aber - eine Stunde nach Handelsschluss, gegen 16.30 Uhr MEZ - steigen die Kaufprogramme ein, die sich schon gestern Abend sichtbar im BoW auf die Lauer gelegt haben. Und erzeugen in dem Szenario dann ein markantes Reversal - den "Turnaround Tuesday" eben.

Es ist dieser Ablauf, der seit 2012 so oft und so profitabel, immer wieder funktioniert hat. Für den heutigen Dienstag, hat sich der Markt dieses Setup wieder wunderbar zurecht gelegt.

Und wenn uns heute keine geopolitische Nachricht herein spuckt, die das Spiel völlig verändert, haben wir heute die Chance anhand des Verhaltens des US Marktes zu studieren, ob dieser Bulle immer noch intakt ist und noch nach den bewährten Mustern tickt.

Oder ob er in der Transition in einen neuen, negativeren Zustand ist, was uns zwingend wesentlich skeptischer und vorsichtiger machen sollte.

Ihr Hari

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DAX Ausblick – Mein persönlicher Doppelbeschluss

Der folgende Artikel erschien schon Montag 08.06.15 14:20 in Hari Live

Die Vorsicht und der Zweifel ist nun überall im Markt zu spüren und ich bin sicher, dass auch das deutsche Marktsentiment am kommenden Mittwoch eine deutliche Eintrübung der zuvor deutlich zu bullischen Haltung zeigen wird.

In diesem Moment möchte ich mal einen Gedankengang mit Ihnen durchgehen, für den Sie mich wahrscheinlich für verrückt erklären werden. Denn ich weiss ganz genau, wie gerne der Markt genau den Weg geht, mit dem niemand rechnet - den Weg des maximalen Schmerzes.

Und ich weiss, welche langfristige Wirkung ein massives Quantitative Easing der Notenbank auslöst. Wir haben das doch gemeinsam erlebt, nur vergessen wir Menschen solche Erfahrungen zu gerne zu schnell.

Setzen wir uns also in die Zeitmaschine und kehren zurück in den Herbst 2012, als Ben Bernanke in Jackson Hole im September ein neues QE3 angekündigt hatte, nur dass dann am Markt erst einmal nichts so richtig passiert ist.

Am 11.11.12 - der Markt bröselte seit Wochen negativ vor sich hin - habe ich den folgenden Artikel geschrieben. Bitte lesen Sie den unbedingt noch einmal, es lohnt sich auch im Nachhinein: -> Warum QE3 erst ab 14.11.12 seine Wirkung entfaltet <-.

Zitat: "Bitte denken Sie daran: Liquidity Rules ! Das ist eine der Grundregeln, die immer gültig ist. Dewegen vermute ich auch, dass die Bären nun noch ein paar Tage ihre "feuchten Träume" geniessen können, bevor ihnen bald eine böse Überraschung bevor steht."

Dieser Artikel markierte auf den Tag zum 14.11.12 das Ende des Bröseln und den Beginn einer Aufwärtsbewegung, die bis heute getragen hat:

S&P500 08.06.15 2

Und ich habe schon in das Chart eingezeichnet, was der Gedankengang ist, für den Sie mich nun heute für verrückt erklären werden. 😉

Und klar, Sie müssen mir jetzt nicht schreiben, was heute alles anders ist als damals. Und dass die FED eben heute eher am Ende der QEs angekommen ist. Das weiss ich auch. Und Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich aber.

Und der Reim ist, dass wenn von Seiten der Notenbank ein massives Quantitative Easing in den Markt geschmissen wird, die erste Korrektur nicht das Ende der Bewegung darstellt. Draghi hat sich doch klar und deutlich zur Dauer und den Absichten bis Herbst 2016 geäussert, nur der Markt will es im Moment nicht glauben, genau so wie er im Herbst 2012 schon das Vertrauen in das QE3 verloren hatte und scheinbar übersehen hatte, dass es noch gar nicht wirksam war.

Jetzt besteht bei so einem Artikel, der ein Gedankenszenario skizziert, immer die Gefahr, dass Anleger nun zu ihrem Konto rennen und zu kaufen beginnen, weil sie ein Szenario unter vielen zur sicheren Zukunft machen.

FALSCH! Wir sind hoffentlich klüger. Wir rennen dann zu unseren Kauforders, wenn der Markt wieder zu steigen beginnt und im Moment ist die Lage wackelig und ich selber bin trotz solcher Gedankengänge wie oben weitgehend aus dem Markt und habe viel Cash.

Aber ..... es ist wichtig, dass wir einen klaren Blick für die Möglichkeiten behalten. Und dass wir uns klar machen, dass wir eine Notenbank mit einem frischen QE im europäischen Markt haben. Und ja, vielleicht ist dieses Mal hier alles anders, aber auf diesen Satz zu wetten, lohnt sich selten.

Was sich aber lohnt, ist sich an den Normalfall zu erinnern. Und der Normalfall ist, dass die erste Korrektur nach einem initialen QE Schub eben in der Regel *nicht* das Ende der Aufwärtsbewegung darstellt.

Und weil das so ist, werde ich bei aller berechtigen Vorsicht und aktuellen Abstinenz vom Markt, nun nicht zu negativ werden und werde mich den Schallmeienklägen des Crash-Geredes weiter konsequent verweigern.

Lesen Sie unbedingt im alten Artikel mal die letzten beiden Kommentare. Den Kommentar eines damaligen Mitglieds zu einem "Günter Hannich" und meine Antwort dazu. Nun, über 2 Jahre später, erst recht lesenswert. 😉

Nein, die Chancen sind nicht schlecht, dass dieser Markt erneut zu einer Rally ansetzt, sobald die Themen die ihn aktuell belasten - wie Griechenland, der starke Renditenanstieg bei Anleihen, der steigende Euro und die Angst vor einem frühzeitigem Ende des Notenbank-Stimulus - sich mal erschöpft haben.

Man könnte auch sagen, bisher passt alles zu dem prinzipiellen Ablauf, den ich im Artikel -> Sell in May und der Supervulkan <- bei damals noch DAX 11.980 am 14.04.15 dargestellt hatte.

Was wir aber nicht wissen ist, ob dieser Tiefpunkt heute erreicht wird oder vielleicht erst Ende des Sommers bei vielleicht sogar unter 10.000. Insofern ist Vorsicht nun kurzfristig die Mutter der Porzellan-Kiste. Aber für zu grossen Negativismus, ist mir persönlich das Environment immer noch deutlich zu bullisch für Aktien.

Das nur zur weiteren Erklärung meines persönlichen "Doppelbeschlusses", mit dem ich einerseits aktuell vorsichtig und weitgehend aus dem Markt bin, mittelfristig aber weiter chancenorientiert denke.

Und eine Änderung dieser Haltung ergibt sich dann, wenn mir der Markt klare Signale sendet, dass sich das für Aktien positive Environment grundlegened. Aber nicht im untauglichen Versuch, herum zu raten und eine Zukunft vorher sagen zu wollen, die sowieso keiner kennt, auch wenn viele so tun, als wäre es anders. Und viele Anleger sind leider immer noch auf der sinnlosen Suche nach dem "einen" Guru, der ihnen für 4€ 95 Cent - oder noch besser gleich kostenlos - die Zukunft weissagt. Wer hier Sarkasmus findet, liegt richtig. 😉

Der von mir geschätzte Josh Brown hatte dazu vor kurzem ein kurzes, brilliantes Essay. Wenn Sie des Englischen mächtig sind, sollten Sie da bitte unbedingt lesen und schmunzeln: -> On Rates, Jobs, Stocks and the Economy <-

Ihr Hari

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Sind Derivate für Kleinanleger Fluch oder Segen?

Derivate haben keinen guten Ruf. Manchmal werden sie auch verteufelt. Mit diesem Beitrag, der auf einer ausführlichen Antwort im Forum des Premium-Bereiches beruht, will ich versuchen, mich dem Thema etwas differenzierter zu nähern.

Denn ich selber nutze Derivate, wie Zertifikate und Optionsscheine, nur sehr selten und höchst wählerisch.

Und das liegt daran, dass Derivate ja in der Regel auf einem Basiswert (dem Underlying) beruhen, also einem Index, einer Aktie oder einem Sektor. Und auf diesem Underlying, baut sich dann das Konstrukt des Derivats auf.

Der Kauf eines Derivates macht also ganz grundsätzlich nur dann Sinn, wenn das Derivat etwas bietet, was man im Underlying selber nicht bekommen kann. Das könnte die Möglichkeit Short zu gehen sein, oder vielleicht ein Währungshedge, der im Konstrukt des Derivates eingebaut ist. Ich kann aber wenig Sinn darin erkennen, eine Allianz per Derivat zu kaufen, wenn man die gleiche Handlung direkt auf Xetra durchführen kann.

Ausnahme sind dabei CFDs, die ich selber sehr oft nutze. Das liegt daran, dass CFDs zwar formal auch Derivate sind, das Underlying aber in der Regel 1zu1 abbilden und sich damit vom Kursverlauf her genau wie das Underlying verhalten. Einige der weiter unten diskutierten Nachteile von klassischen Derivaten wie Zertifikaten oder Optionsscheinen, existieren für CFDs daher nicht.

Aber selbst für CFDs gilt: ich sehe keinen sinnvollen Grund, beispielsweise eine Allianz Aktie via CFD zu kaufen, wenn ich die "echte" Allianz auch als Aktie an Xetra kaufen kann. Dafür gibt es dann aber gute Gründe einen CFD zu benutzen, wenn man die Allianz shorten will, denn das kann man mit dem Underlying nicht so einfach gestalten.

In Summe gibt es in meinen Augen also keinen Grund, Derivate pauschal zu verteufeln. Denn manchmal decken sie auch sinnvolle Nischen ab, die man anderes gar nicht adressieren könnte.

Trotzdem haben sie in meinen Augen drei strukturelle Nachteile gebenüber den Assets selber, die sie derivativ abbilden. Keiner dieser Nachteile ist so massiv, dass er einen "Showstopper" darstellt und man deswegen sagen müsste, man "darf" keine Derivate nutzen. Aber in Summe macht es diese nach meiner Ansicht etwas unattraktiver, weswegen man - wenn man die Wahl hat - in meinen Augen besser das "Original" nutzt. Und weswegen ich selber Derivate (mit Ausnahme von CFDs) nur sehr selten nutze.

1) Sie sind (oft) weniger ausfallsicher

Und damit meine ich nicht den Ausfall (die Pleite) des Emittenten, das wäre sowieso der Gau und wenn grosse Emittenten wie Deutsche Bank und Commerzbank ausfallen sollten, haben wir alle ganz andere Probleme. Und zwar auch die unter uns, die keine Derivate nutzen.

Dieses Hauptargument, das immer in der öffentlichen Meinung gegen Derivate ins Feld geführt wird, ist also eigentlich keines.

Nein, ich meine damit die kleineren Probleme, wie den Ausfall beim Handelssystem, fehlende Kurse, falsche Kurse und ähnliches. Also die "kleinen" Ärgernisse, die auftreten können und Anlegern das Leben schwer machen.

Der Grund ist ganz einfach und leicht einzusehen. Wenn man eine Aktie kauft oder am Devisenmarkt direkt EURUSD handelt, dann kann bei jedem von uns, theoretisch der Broker nicht erreichbar sein und keine Kurse mehr stellen. Dieses Grundrisiko der IT-Strukturen haben wir immer - wir alle.

Mit einem Derivat kommt aber noch eine zweite Ebene des Risikos hinzu: neben dem Broker, kann auch der Emittent IT-Probleme haben und keine Kurse mehr stellen. Und das gilt auch für den Fall, dass man das Derivat von der gleichen Bank kauft, bei der man sein Depot hat, denn in der Regel stehen unterschiedliche Computersysteme hinter Depotführung, Handelssystem und dem Market Making der Derivate.

Nun ist dieses Ausfallrisiko nicht hoch, es verdoppelt aber die Problem-Wahrscheinlichkeit. Und Sie werden erstaunt sein, wie oft ich - der ich rund um die Uhr am Markt unterwegs bin - kurze Ausfälle bei den Market Makern der Derivate beobachte. Ich erinnere mich noch lebhaft an den August 2011, als sich die Eurokrise in Gang setzte, da war es teilweise ganz schlimm und wer da bei bestimmten Brokern war, konnte teilweise tagelang nicht agieren. Und auch die Emittenten haben teilweise die Kursstellung einfach eingestellt.

Insofern ist ein gerne gebrachtes Argument, das man selber "noch nie ein Problem hatte" auch nicht wirklich stichhaltig. Denn wenn das Risiko eines Ausfalls gering ist, merken die meisten nichts davon. Wenn das Problem dann aber mal auftritt - und meistens natürlich mitten im schönsten Absturz - ist der Ärger gross.

Ein Anstieg eines Risikos von 0,02 auf 0,04 ist halt einfach eine Verdoppelung, auch wenn es in beiden Fällen so gering ist, dass man es meistens nicht bemerkt. Das ist ein wenig wie beim Truthahn vor "Thanksgiving" oder dem Weihnachtskarpfen, dem geht es auch immer gut, bis es ihm nicht mehr gut geht. 😉

Deswegen muss man nichts verteufeln, aber wenn man ein kleines Risiko noch einmal halbieren kann, macht es Sinn das zu tun. Also warum ein Derivat nutzen, wenn man das Gleiche auch direkt machen kann?

2) Sie sind (oft) komplexer

Das gilt nicht immer, aber oft und vor allem für Zertifikate und Optionsscheine. Und klar, wenn man sich an die Strukturen eines Derivates mal gewöhnt hat, stellt das kein Argument mehr dar, man weiss halt, wie das funktioniert.

Für Anleger, die das tagtäglich machen, ist das alles transparent und einfach, weil sie die Funktionsweise des Derivats rauf und runter kennen. Ein Neueinsteiger, steht aber oft erst einmal vor Fallstricken. Nehmen wir den Devisenmarkt und EURUSD als Beispiel:

In der Zeitung steht das Währungspaar EURUSD sei auf 1,08 gestiegen. Fein. Wenn man nun am Devisenmarkt EURUSD Long gehen will, dann kauft man EURUSD genau zu 1,08. Und verkaufe das Währungspaar ein paar Tage später zu 1,10. Damit ist der Gewinn und die Kursstellung völlig transparent, es gehen die Gebühren ab und fertig.

Mit einem Derivat aber, das auf EURUSD aufsetzt, hat man in der Regel "irgend einen" Kurs, bei dem man auch nicht wirklich nachvollziehen kann, ob er fair gestellt wurde, weil es keinen Referenzmarkt gibt. Dann hat man "Knock-Out-Barrieren", Volatilität was auch immer - eben viele Spezial-Parameter, die von der Konstruktion des Derivats abhängig sind.

Erneut, das muss kein Problem sein und wenn man sich im Detail in die Funktionsweise hinein denkt, kann man auch das gut verstehen. Nur ist es erst einmal weniger transparent und selbsterklärend, als EURUSD einfach zu genau dem Kurs zu kaufen, zu dem er auch in der Zeitung steht.

Und ich habe selber in der Vergangenheit auch Fälle erlebt - auch bei grossen Emittenten - bei denen Unschärfen und Gestaltungsspielräume bei der Konstruktion des Derivates, nach meiner subjektiven Interpretation vom Market Maker genutzt wurden, um die Kursstellung zu "optimieren"- böse Zungen würden sagen "um die Anleger abzuzocken". 😉 Gerade die Frage, wann und wie die Volatilität im Derivat herauf oder herab gesetzt wird, ist dafür ein beliebtes Spielfeld.

3) Sie sind (oft) teurer

Auch das ist nicht immer richtig, es gibt Ausnahmen die von den individuellen Umständen abhängen. Aber im Kern ist es doch ganz einfach, bei einem Derivat ist ein weiterer "Mitesser" an Bord, der das Derivat anbietet, weil er Gewinn machen will.

So wird sich ein Bank, die ein Derivat auf EURUSD anbietet, sich dafür auch am Devisenmarkt refinanzieren. Einem Devisenmarkt, an dem wir auch direkt handeln könnten. Und dann baut die Bank rund um EURUSD noch eine derivative Konstruktion und natürlich kostet diese und die Kosten werden ins Produkt eingepreist - wo auch immer, das hängt vom Produkt ab.

Abgesehen davon, werden solche Derivate auf die Underlyings ja nicht deshalb kreiert, weil die Banken "gute Menschen" sind. Sondern weil diese damit zusätzlichen Gewinn machen wollen. Da aber der Preis des Underlyings, sich objektiv an der Börse oder am Devisenmarkt ergibt, muss der zusätzliche Gewinn der Bank, der das Geschäft mit Derivaten überhaupt erst legitimiert, im Derivat selber versteckt sein.

Deswegen darf man bei den Derivaten auch nicht immer nur die reinen Gebühren betrachten, denn auch in der Konstruktion selber können Kosten versteckt sein. Und die kann man eben schwer sehen, weil es eben keine Vergleichskurse gibt. Um das zu analysieren. muss man sich aber intensiv mit der individuellen, derivativen Konstruktion befassen.

Wenn man den Verlauf der Kurse von Derivaten direkt mit dem Underlying vergleicht, stellt man auf jeden Fall oft mal Abweichungen fest, die über die Zeit grösser werden. Grund sind dann fast immer "innere" Kosten in der Konstruktion des Derivats. Und diese sind nicht per Zufall da, sondern weil der Emittent dieses Geschäft ja macht, weil er damit verdienen will.

Es mag Einzelfälle und Anwendungsfälle geben, bei denen die derivative Lösung dann für den einzelnen Anleger doch günstiger ist. Gerade bei Anlegern mit kleinen Depots kann das sein, wenn mal wieder Sonderaktionen laufen um Derivate zu promoten. Denn durch die vergleichsweise hohen Grundgebühren für Kleinanleger beim Kauf- und Verkauf an der echten Börse, haben Derivate die Chance bei Sonderaktionen hier Gebühren-Vorteil zu generieren.

Im grossen Bild ist aber klar, dass ein weiterer gewinnorientierter Mitesser in der Nahrungs-Kette des Finanzproduktes, eher zu höheren Kosten beim Anleger führen muss.

Fazit:

Derivate sind auch für Kleinanleger keine Teufelei und kann man gut einsetzen, wenn man sich der Funktionsweise und Nachteile bewusst ist.

Das Problem ist eher, dass der Umgang mit Derivaten vom Anleger in der Regel höhere Kenntnisse erfordert, als der Kauf des Underlying selber. Umgedreht sind es aber eher die "kleinen Anleger", die diese Derivate nutzen, während die grossen, eher erfahrenen Anleger an Xetra, Eurex und Co. unterwegs sind oder derivative Konstruktionen nutzen, die sie sich selber "gebaut" haben. Aus dieser Diskrepanz entstehen oft Probleme mit Derivaten.

In Fällen wo Derivate Situationen abbilden, die man ansonsten nicht direkt handeln könnte, kann man sie aber nutzen, wenn man die Funktionsweise wirklich versteht. In Fällen aber, wo sie letztlich nur bieten, was man im Underlying auch selber tun könnte, ist aus den obigen Gründen in meinen Augen das Underlying vorzuziehen.

Ganz grundsätzlich gilt natürlich, dass die Solidität des Emittenten ein zentraler Risikofaktor ist, den man im Auge behalten sollte. Solange man bei grossen Adressen wie der Deutschen Bank oder Commerzbank bleibt, braucht man das Risiko aber auch nicht über zu bewerten. Denn wenn die kippen sollten, haben wir alle ganz andere Probleme. Und zwar auch die Anleger, die keine Derivate nutzen. Dann sitzen wir alle mehr oder weniger im gleichen Boot.

Insofern spricht erst einmal null und nichts dagegen, bestimmte Sondersituationen mit Derivaten zu handeln. Man muss sich halt nur genau mit der individuellen Funktionsweise beschäftigen. Und man sollte immer erst einmal schauen, ob man das Gleiche nicht mit dem Asset selber oder mit einem sehr transparenten CFD abwickeln kann, der den Kursverlauf des Underlying 1zu1 abbildet.

Ihr Hari

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US Transportation Index, Dow Theorie und US Konjunktur

Der folgende Beitrag erschien schon Freitag 22.05.15 14:40 in Hari Live

Einer der Indikatoren, der gerne benutzt wird, um den Zustand der US Konjunktur einzuschätzen, ist der US Transportation Index.

Ich habe darüber zuletzt im Mai letzten Jahres im Artikel -> US Transportation Index als Wirtschaftsindikator <- geschrieben und damals signalisierte der Index eine stabile Konjunktur, was sich ja im Nachhinein auch nicht als falsch heraus gestellt hat.

Die Grundidee hinter diesem Indikator ist ebenso einfach wie logisch, denn wirtschaftliche Aktivität zeigt sich in Form von mehr Lieferungen und Rohgütern, die zur Produktion angeliefert werden. Und insofern besteht ein Zusammenhang zur generellen Konjunkturlage und bis zu einem gewissen Grad, kann der Transportation Index auch ein Vorlaufindikator sein.

Auch im Rahmen der -> Dow Theorie <- ist die "Non-Confirmation" des Transport-Sektors ein zentraler Faktor. Kurz gesagt, darf der Transportsektor nicht hinter dem Dow hinterher hinken und wenn der Dow neue Hochs erreicht, sollte es der Transportation Sektor auch, sonst haben wie ein Warnsignal in Form einer "Non-Confirmation". So weit die Theorie.

Das Dumme ist, wir haben aktuell dieses Warnsignal und das schon seit einigen Monaten, schon im Februar und März wurde es herum gereicht und es ist immer noch aktiv und die Divergenz ist seit dem noch weiter aufgegangen: -> Dow Theory Non-Confirmation <-

Müssen wir uns nun also Sorgen machen?

Meine kurze aber klare Antwort darauf ist: Keine Panik auf der Titanic! 😉

Zumindest nicht alleine aufgrund dieses Indikators. Eine Topbildung in den US Indizes ist derzeit durchaus vorstellbar, aber eben nicht schwarz/weiss nur, weil der Transportation Index eine Divergenz zeigt.

Denn es ist so eine Sache mit so uralten Korrelationen, man sollte schon ein bisschen verstehen, worauf diese beruhen und dann unter die Haube schauen und überprüfen, ob die Grundannahmen noch identisch und noch gültig sind.

Ich hatte es schon im Artikel von letztem Mai erwähnt, dass der Transportation Index eine Sonderkonjunktur durch den Aufstieg des Online-Versands zeigt, der die Aktien von FedEx, UPS und Co. pusht, ohne damit zwangsläufig eine Aussage über die industrielle Produktion zu machen.

Als die Dow Theory kreiert wurde, gab es aber kein Internet und auch keinen relevanten Warenversand an Privatpersonen. Dafür ging man in Läden. Damals bestand also eine glasklare Korrelation zwischen Transportaktivität und Konjunktur, die heute nicht mehr so simpel ist.

Weiterhin gibt es aktuell wieder Sonderthemen bei den US Luftfahrtunternehmen, die auch alle Probleme haben - das kennen wir ja von der Lufthansa. Diese Probleme haben aber auch nichts mit dem Warenaufkommen zu tun, sondern viel mehr mit massivem Wettbewerbsdruck durch Globalisierung und andere (subventionierte) Airlines.

Und drittens gibt es bei der Eisenbahn eine Sonderthematik zur Ablösung von Kohle als Schmiermittel für die Energieerzeugung. Kohle war immer sehr "transportintensiv", während Gas im Land selber durch eine Pipeline gepumpt wird und deshalb in der Regel am Transportation Index vorbei geht, solange es nicht als Flüssiggas verschifft wird. Und Solarenergie und andere dezentrale Energieformen, müssen überhaupt nicht in Autos, Bahnen und Flugzeugen transportiert werden.

Der Punkt ist, die Welt hat sich gewandelt, seit die Dow Theorie kreiert wurde. Ich würde den Zusammenhang trotzdem nicht völlig vom Tisch wischen, er ist ohne Frage immer noch da und auch der Indikator hat immer noch seine Berechtigung. Aber man kann solche Parameter nicht wie ein Roboter über 100 Jahre fortschreiben, stur anwenden und dabei sein Hirn ausschalten.

Schauen wir doch mal selber auf den -> iShare Transportation Index ETF IYT <-, der den Dow Transportation Index abbildet:

IYT 22.05.15

Was wir sehen, ist ohne Frage schwach und hängt seit Jahresanfang 2015 hinter Dow und S&P500 und Co. hinterher. Aber es ist auch keine klare Topbildung und auch nicht so schwach, dass es unbedingt mehr als einfach eine Konsolidierung nach einer davorliegenden Überperformance sein muss.

Und auch im sehr langfristigen Bild mit Monatskerzen, sieht man bisher nicht mehr als eine notwendige Konsolidierung, nach dem der IYT gegen Ende 2014 stark nach oben überdehnt war:

IYT 22.05.15 2

Aus einer anderen Richtung, aber mit ähnlichem Ergebnis, argumentiert -> Chris Ciovacco <- in seinem letzten Blogeintrag. Auch den sollten sie mal lesen.

Das Fazit lautet also für mich: Keine Panik auf der Titanic.

Die Schwäche im Transportation Index *könnte* sehr wohl der Beginn eines echten Konjunkturproblems in den US sein und ist es deshalb wert, beobachtet zu werden. So weit sind wir aber noch nicht und ein Indikator ist immer noch nur ein Indikator und erst in der Summe vieler Indikatoren, entsteht ein belastbares Bild.

Es ist es also wert, immer mal wieder kritisch auf den Transportation Index zu schauen, aber die Abweichung ist nicht so gross, dass sie nicht problemlos durch die genannten Sondereffekte und Änderungen der Wirtschaftswelt erklärt werden könnte.

Wenn man Indikatoren betrachtet, muss man halt sein Hirn einschalten. Einen vor über hundert Jahren, unter ganz anderen Rahmenbedingungen kreierten Indikator, einfach blind und 1zu1 zum heiligen Gral im Jahr 2015 hoch zu jubeln, ist schlicht: Geschwätz.

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Börsenerfolg: Worauf warten Sie noch?

Pfingsten rückt näher und die Börsen notieren nahe der Höchststände. Das ist doch ein guter Zeitpunkt für uns alle, um uns einmal zurück zu lehnen und die Frage zu stellen, ob wir mit unserem Börsenerfolg zufrieden sind?

Ich bin sicher, bei einigen von Ihnen ist das nicht der Fall. Aber wie kann das sein, Sie sind doch intelligent, gebildet und die Märkte steigen und steigen seit Jahren, als ob es kein Morgen mehr geben würde. Wie kann das also bei diesen Voraussetzungen sein?

Die harte, aber trotzdem wohl wahre Antwort ist: das liegt wohl an Ihnen. Ja, an Ihnen! Das Problem starrt sie sozusagen im Spiegel an. 😉

Es bleibt ja auch niemand anderes übrig. Ich weiss, das ist nichts, was man gerne liest und ich mache mir damit nicht notwendigerweise Freunde. Aber es ist trotzdem wahr. Denn die Märkte sind objektiv jahrelang gestiegen und auch ein Affe hätte durch den Kauf ein paar zufälliger ETFs seit 2012 mit Sicherheit ein paar sehr gute Gewinne produziert!

Aber vielleicht sind ja die "Tips" schuld, denen Sie gefolgt sind? Sagen wir es mal so, das kann insofern schon sein, als viel geschrieben wird, wenn der Tag lang ist. Und nicht alles hat wirklich Qualität und Substanz.

Aber auch diesen Schuh, müssen Sie sich irgendwie wieder selber anziehen, ich kann Ihnen das nicht ersparen. Denn Sie haben sich Ihre Quellen ja ausgesucht.

Damit sind wir schon beim ersten grossen Irrtum. Klar, das Internet ist voller vordergründig kostenloser Informationen, auch zum Finanzmarkt und man kann sich endlos verklicken und kein Ende finden. Aber von ein paar lobenswerten Altruisten abgesehen, haben diese Informationen einen Zweck. Und meistens einen Wirtschaftlichen! Und deshalb mag das Herumklicken unterhaltsam sein, profitabel ist es nicht.

So verdienen einige Seiten Geld mit den Klicks, die Sie auf die Artikel machen. Glauben Sie ernsthaft dann tief schürfende Artikel zu bekommen? Nein, dann kommt es für den Betreiber eher darauf an, die Schlagzeilen möglichst "knackig" zu machen, damit der "Klick" ausgelöst wird. Auf den Inhalt kommt es dann weniger an. Wie überall gibt es lobenswerte Ausnahmen, aber man findet es oft, dass zwischen dem reisserischen Titel und dem dünnen Inhalt, eine massive Diskrepanz existiert.

Andere verdienen Geld mit -> Auftragsartikeln <-, die aber nicht als solche gekennzeichnet sind. Früher nannte man das "Schleichwerbung". Sie glauben doch nicht ernsthaft, sich an der Börse einen Vorsprung zu erarbeiten, in dem sie so etwas lesen?

Ich könnte lange so weiter machen. Und damit sind wir bei dem ersten von zwei Themen, die Sie nun mal endlich angehen sollten, wenn Sie nicht zu der Minderheit gehören, die das schon getan hat. Weil diese beiden Themen einfach unerlässlich für den Börsenerfolg sind. Das erste ist:

Achten Sie auf die richtigen Informationsquellen, aus denen Sie Ihre Kenntnisse beziehen!

Machen Sie sich bitte unbedingt klar, dass der Finanzmarkt der wettbewerbsintensivste der ganzen Welt ist! Es gibt nach meiner Überzeugung kein Spiel, keinen Sport und keinen Wirtschaftsbereich, in dem der Wettbewerb noch intensiver und aggressiver ist, als beim Versuch, sich am Finanzmarkt einen Vorteil zu verschaffen.

Und denken Sie daran, dass Sie wenn Sie eine Aktie kaufen oder verkaufen, diese ja nicht "von der Börse" kaufen, sondern von einem anderen Marktteilnehmer, der genau die Gegenposition einnimmt. Der Ihnen also verkauft, was Sie kaufen, und kauft, was Sie verkaufen.

Jede Ihrer Handlungen am Markt ist also sozusagen ein intellektueller Wettbewerb mit dem "auf der anderen Seite", der aber für Sie unsichtbar bleibt.

Und dabei treten Sie gegen einige der intelligentesten Köpfe des Planeten, gegen die schnellsten Computer und besten Algorithmen an, die man programmieren kann. Denn hier geht es um mehr als um eine Medaille oder Ruhm, hier geht es um hartes Geld im Milliardenvolumen!

Das ist der Wettbewerb, in dem Sie mitspielen wollen, machen Sie sich das klar! Und das ist der Wettbewerb, in dem wir mitspielen müssen, da es kaum mehr andere Wege gibt, für sein Kapital eine sinnvolle Rendite zu erzielen. Und das Tolle ist, wir können in diesem Wettbewerb tatsächlich mithalten, zeigen Sie mir einen Sport, in dem Sie mit den Weltbesten ihre Kräfte messen können?

Aber jetzt schauen Sie sich doch bitte mal im Spiegel an und fragen sich, ob es in Anbetracht dieser Gegner Sinn macht, in diesen Wettbewerb ohne hervorragende Informationsquellen zu gehen und Ihr Kapital zu riskieren?

Wohl kaum. Es ist eher die Bereitschaft, sich freiwillig zur Schlachtbank zu begeben und nicht ohne Grund scheitern so viele, sich selbst überschätzende Privatanleger an der Börse, die im sonstigen Leben durchaus erfolgreich sind.

Es ist also völlig illusorisch von Börsenerfolg zu träumen, wenn man ziellos und immer nur wenn man Lust und Laune hat, herum klickt. Auf der sinnlosen Suche nach dem "heissen Tip".

Selektieren Sie statt dessen wenige, aber kompetente Quellen, die Sie regelmässig verfolgen. Quellen, bei denen Sie wissen, wie die sich finanzieren und die damit auch offen umgehen. Quellen, die konsistent und über einen längeren Zeitraum wertvolle Informationen bereit stellen und bei denen Sie auch Kontextinformationen erhalten und nicht nur das irrelevante "Kauf mich jetzt" der Marktschreier.

Und klar, natürlich halte ich neben anderen, auch Mr-Market.de für so eine Quelle. Und ich will Sie natürlich mit diesem Beitrag motivieren, nun mal endlich flapsig gesagt "ihren Hintern hoch zu bekommen" und ihren Börsenerfolg strukturiert und diszipliniert anzugehen. Und dafür hier Mitglied zu werden, denn viele Angebote dieser Art, gibt es im deutschen Sprachraum nach meinem Eindruck wirklich nicht.

Ich merke ja auch, dass es viele Leser da draussen gibt, die sozusagen Hin- und Her überlegen, ob sie denn Mitglied werden sollen. Und den im Vergleich zur gebotenen Leistung wirklich sehr geringen Jahresbeitrag als Hürde empfinden, obwohl sie etwas provokant gesagt, problemlos das Zehnfache für farblich abgestimmte Lack- oder Holzintarsien im neuen Auto ausgeben würden. Beziehungsweise Jüngere schnell den gleichen Betrag für "Ingame-Schwerter und Rüstungen" in Online-Rollenspielen, also für digitale Pixel ausgeben. 😉

Was ich Ihnen hier aber eindringlich vermitteln will ist: Wenn Sie Ihre Informationsquellen nicht professionalisieren, haben sie sowieso keine Chance am Markt. Und es fragt sich, warum Sie so Ihr wertvolles Kapital riskieren.

Denn die entscheidende Ware am Finanzmarkt ist *Information*.

Erfolg beruht immer auf einem Informationsvorsprung gegenüber der "Herde" und den muss man sich hart erarbeiten, der wird einem nicht geschenkt. Zugriff auf gute Quellen, die einem dabei helfen und Informationen geeignet aufbereiten, sind die zwingend notwendige Grundlage, ohne die es nicht geht.

Warum wohl investieren Hedgefonds Millionen für kleine Informationsschnipsel, die sie minimal schneller, besser, intelligenter als anderen machen? Eben weil Information die entscheidende Ware am Finanzmarkt ist! Und Sie wollen mit Ihrem sauer verdienten Vermögen, gegen diese Gegner antreten, während Sie zögern, überhaupt mal minimal etwas in gute Information zu investieren? Da kann ich nur sarkastisch und ironisch "viel Erfolg" wünschen. 😉

Eine einzige falsche Entscheidung, ein einziger dieser sinnlosen, aber kostenlosen "heissen Tips", der Sie mal wieder "in die Grütze" reitet und schon ist mehr verloren, als der Zugang zu seriösen Informationen kostet. Seien Sie doch froh, dass Sie seriöse und werthaltige Informationen daran erkennen können, dass diese eben nicht marktschreierisch feil geboten werden! Also, wählen Sie Ihre Informationsquellen in Börsenfragen sorgfältig. Das ist sozusagen die halbe Miete beim Börsenerfolg.

Gute Informationen alleine sind aber umgedreht keine Garantie für Erfolg, das gehört noch eine Menge mehr dazu und viel davon hat mit Psychologie und Selbsterkenntnis zu tun. Aber gute Informationen verhindern wenigstens, dass Sie von vorne herein einen so massiven Nachteil gegenüber den anderen haben, dass Sie sowieso keine Chance hätten! Und das ist ja auch schon ein Fortschritt!

Die andere Hälfte die zwingend nötig ist, hat mit einem Thema zu tun, das Ihnen vielleicht auch bekannt vorkommt: Disziplin!

Denn es gibt keine einfachen und anstrengungslosen Weg, der zu Erfolg an der Börse führt - dafür ist der Wettbewerb viel zu stark. Gäbe es ihn, würden die anderen den ja auch kennen und der Kurs des Assets wäre schon viel höher und der Weg könnte deshalb nicht mehr funktionieren. Denn wir sind nicht klüger als der Markt - kein bisschen. Und wenn wir unsere Informationen per Zufall von irgendwelchen Seiten beziehen, deren wirtschaftliche Absichten im Dunkel liegen, müssen wir uns über gar nichts wundern.

Was einfach nötig ist, ist Disziplin, Fleiss und Standfestigkeit. Sie müssen das Thema Börsenerfolg wie ein Projekt angehen: überlegt, mit Strategie, konsequent und jeden Tag diszipliniert.

Viele sagen jetzt, ihnen fehlt dafür die Zeit neben der Arbeit. Das mag sein und ist auch in Ordnung. Dann sollten Sie aber auch nicht in Selbstüberschätzung glauben, mit eigenen, unkoordinierten und zufälligen Anlageentscheidungen, etwas Positives für Ihr Depot zu erreichen! Dann sollten Sie Ihr Geld besser in -> kompetente Hände <- geben.

Ich sage hier ganz eindeutig: Erfolg am Finanzmarkt ist möglich, auch für uns. Eine ebenso gute und kluge Entscheidung ist aber zu erkennen, dass man diesen Weg selber nicht gehen kann und will und sein Kapital daher in kompetente Hände zu geben. Was dagegen irrational ist, ist sich mit untauglichen Mitteln und ohne Strategie in die wettbewerbintensivste Löwengrube dieses Planeten zu begeben!

Abgesehen davon, stimmt das mit der fehlenden Zeit für die meisten Menschen ja nicht, es ist vielmehr in der Regel einfach eine Frage von Prioritäten. Auch wenn man viel arbeitet, kann man oft eine knappe Stunde am späten Abend oder wenigstens eine Stunde jedes Wochenende für die Börse reservieren. Es kommt dann eben entscheidend darauf an, dass man die Informationsquellen und die eigene Strategie auch an den zeitlichen Möglichkeiten ausrichtet.

Wer nur eine Stunde am Tag am späten Abend hat, muss halt zum Beispiel eine Technik wählen, wie ich sie im Artikel -> Tradingsystem für Berufstätige <- beispielhaft skizziert habe. Und sollte die Finger von allen Anlagen lassen, die mit dem Zeitaufwand nicht sinnvoll zu handeln sind - womit wir wieder beim Thema "Disziplin" sind.

Und dann brauchen Sie unbedingt auch noch die Möglichkeit, sich in einem vertrauenswürdigen Umfeld mit kompetenten Gleichgesinnten auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen und auf Ideen zu bringen. Denn alleine bekommt man das nicht hin, man beginnt sich dann im Kopf im Kreis zu drehen. Wir sind soziale Wesen und brauchen Input von aussen. Wichtig ist halt darauf zu achten, dass der Input von Menschen kommt, die kompetent sind und etwas zu sagen haben. Womit wir wieder bei der bewussten Auswahl unserer Börsenmedien sind.

All das bietet Ihnen Mr-Market.de. Und dieser Blog ist nicht die einzige derartige Quelle, aber es sind nach meinem eigenen Eindruck nicht viele im deutschsprachigen Raum, die alle Kriterien erfüllen, in den US ist die Börsenkultur eine andere.

Also frage ich Sie erneut: Worauf warten Sie noch?

Dass der Reichtum durch Ihr "goldenes Händchen", anstrengungslos in Ihr Depot hinein rollt? Ernsthaft? Hat es denn bisher geklappt? 😉

Was Sie als Grundlage brauchen, sind die richtigen Informationsquellen und dann Fleiss, Disziplin und die Bereitschaft an sich zu arbeiten!

Das ist keine Garantie für Erfolg, aber es eröffnet eine echte Chance. Und selbst wenn nicht alle Träume in Erfüllung gehen, ermöglicht es sich weiter zu entwickeln und es macht ja auch schlicht Spass, sich diesem intellektuellen Wettbewerb der Marktteilnehmer zu stellen, der jeden Tag immer wieder am Finanzmarkt ausgetragen wird.

Klar ist auf jeden Fall, hier bei Mr-Market ist ein Ort, der Ihnen eine kompetente und verlässliche Informationsgrundlage geben will. Hier gibt es keine Werbung, keine Rabatte, keinen Abschlussdruck und keine Vertriebsaktionen. Denn wenn Sie sich von solchen Methoden treiben lassen würden, würde ihnen sowieso die Grundlage fehlen, um gegen Mr. Market bestehen zu können.

Denn der zieht psychologisch alle Register und nur wer sich der eigenen Psyche und den eigenen, fehlgeleiteten Reflexen stellt, hat dauerhaft eine Chance. Das ist ohne Frage schwierig, aber es lohnt sich. Und genau auf diesem Weg soll Ihnen hier geholfen werden.

Also: Worauf warten Sie noch?

Wenn Sie nicht zu Mr-Market.de wollen, ist das doch in Ordnung. Dann suchen Sie sich andere, seriöse Quellen. Die gibt es.

Aber vor allem: Tun Sie es endlich! Strukturieren und professionalisieren Sie Ihre Informationsquellen! Zu Ihrem eigenen Wohl!

Ihr Hari

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Kohle – Tiefer geht immer und erst bei Null ist Schluss!

Heute möchte ich ein grundsätzliches Thema adressieren, das man schon aus vielen Börsenregeln wie "greife nie in ein fallendes Messer" kennt. Auch ich habe das Thema immer wieder adressiert, zuletzt auch im Artikel -> Der gefährliche Ankereffekt bei der Geldanlage <-. Was aber so richtig und wichtig ist, kann und muss man immer und immer wiederholen.

Und trotzdem, trotz all der Börsenregeln und Wiederholungen, wird dieser Fehler immer wieder und immer wieder begangen - einfach weil sich Menschen für klüger als der Markt halten. Und weil etwas, das sehr tief gefallen ist, auf den ersten Blick "billig" erscheint und bei unbedarften Anlegern laut "kauf mich" schreit.

Dahinter steht eine ebenso menschlich instinktive, wie grottenfalsche Interpretation von dem, was Kurse sind. Bei breiten Indizes kann man sehr wohl davon ausgehen, dass diese im Sinne "Mean Reversion" irgendwann von einem Extrem wieder auf einen Mittelwert zurück schwingen. Zumindest solange die Welt nicht untergeht. Aber auch bei Indizes kann das Jahre und manchmal ein Jahrzehnt dauern und insofern ist es auch da riskant, darauf blind zu wetten.

Bei einzelnen Aktien und selbst ganzen Sektoren, kann man aber selbst davon nicht ausgehen und es verschwinden weit mehr Unternehmen und auch Sektoren im Vergessen und fallen ins Bodenlose, als wir in der oberflächlichen Wahrnehmung glauben. Ich könnte endlose Beispiele dafür anführen und mit dem Thema Kohle bringe ich gleich auch noch einen prägnanten Fall.

Achten Sie übrigens mal darauf, was in den Medien, die die privaten Anleger bedienen, immer die beliebtesten Spekulationen sind. Es sind ganz oft die "gefallenen Engel" des letzten Börsen-Zyklus, die so vermeintlich "billig" erscheinen. Dummerweise ist es erstaunlich selten so, dass die Favoriten des letzten Zyklus sich dann im folgenden Zyklus komplett erholen. Viel erfolgsträchtiger ist es dagegen, in einem neuen, typischerweise mehrjährigen Börsenzyklus, die neuen Favoriten zu identifizieren und auf die zu setzen, statt mit den alten Favoriten am Boden herum zu "gründeln" und auf den nie so richtig kommenden Rebound zu warten.

Dieses Verhalten beruht auf dem schon oben im genannten Artikel besprochenen "Referenzeffekt" in unseren Hirnen. Wir empfinden einen Kurs mit einer weit höheren Referenz in der Vergangenheit, instinktiv als "sicherer" und "chancenreicher", als einen Kurs, der auf Höchstständen notiert, weil er Teil eines starken Aufwärtstrends ist. Dabei ist das eine völlige Fehlinterpretation von dem was Kurse sind und es ist zu oft in der Realtität genau anders herum!

Aber das nur am Rande, ich will Ihnen heute mit dem Thema Kohle einen besonders einprägsamen Fall mitbringen. Und dabei auch mal zeigen, was ich dazu im Juni letzten Jahres geschrieben habe.

Denn Kohle und die dazu gehörigen Aktien, waren vor Jahren auch für mich mal ein interessantes Thema, in dem ich mit Kandidaten wie Peabody Energy (675266, BTU) oder Arch Coal (908011, ACI) unterwegs war. Nur habe ich mich dann eben von der Entwicklung eines Besseren belehren lassen und haben eben *nicht* gegen einen fallenden Markt gewettet. Und den endgültigen Schlusspunkt setzte für mich dann vor einem knappen Jahr Obama mit seiner Klima-Politik.

Lesen Sie, was ich vor einem knappen Jahr am Montag 02.06. 17:00 dazu in Hari Live geschrieben habe:

US Kohle ist damit als Anlageform wohl endgültig tot: -> Obamas Anti Kohle Plan <-

Diese durchsichernden Pläne waren auch der Grund, warum Marktführer Peabody Energy (675266, BTU) und der ganze Sektor, nach einer eigentlich positiven Entwicklung und einer iSKS im Chart, plötzlich so brutal abverkauft wurden:

BTU 02.06.14

Brutal das Chart, oder ? Es zeigt die gnadenlosen Auswirkungen, von plötzlichem politischen Einfluss ab Mitte Mai.

Ich habe mit dem Thema Kohle seit Monaten abgeschlossen, seit BTU damals unter 18 USD fiel und den Anstieg seit Mitte 2013 nicht halten konnte. Mit diesen Nachrichten ist das Thema aber in meinen Augen endgültig durch - zumindest solange die Obama Administration im Amt ist. Denn gegen diese politischen Gegenwinde, können die Unternehmen nicht ankommen.

Und klar, BTU, ACI und Co. versuchen ausserhalb der US ihre Kohle an den Mann zu bringen und BTU ist mit seinen Firmen in Asien da gar nicht mal schlecht aufgestellt. Trotzdem ist es ja nicht so, dass nicht auch in Australien und China direkt Kohle gefördert würde und der Transportweg aus den US ist da ein unüberwindbarer Kostennachteil gegenüber den lokalen Mitbewerbern. Auch wenn diese Offshore-Operationen den Unternehmen vielleicht das Überleben sichern, als Aktionär scheint da während der Zeit der Obama Administration nichts mehr zu holen sein.

Fazit: Ich habe das Thema abgehakt und besitze seit Monaten nichts mehr im Segment. Vielleicht sollten auch Sie das Thema abhaken, falls Sie da noch gedanklich oder monetär involviert sind.

Das war klar und deutlich. Wie erinnern uns, Peabody Energy sah damals auch "billig" aus und war bei 16 USD. Und nun zeige ich Ihnen, wo die Aktie - eigentlich der "Blue Chip" im Sektor - heute im langfristigen Chart steht: unter 5 USD! Der Sektor-Führer hat sich also noch einmal mehr als gedrittelt! Ich habe den Zeitpunkt meines Artikels letzten Juni markiert:

BTU 23.04.15

In dem Zeitraum zwischen Juni letzten Jahres und heute habe ich dann endlose Artikel in den US gesehen, nach denen Kohle jetzt "tief genug gefallen sei" und der Rebound unmittelbar bevor stehen würde. Wenn Aktien, an deren Substanz man glaubt, so "billig" aussehen, macht das auf uns Menschen geradezu emotionalen Druck dort zuzugreifen. Und genau das ist diese Form von sich selbst überschätzendem Raten im Sinne der "Prognosiritis", vor dem ich immer hier warne.

Aber dieses Raten und blinde Wetten auf einen Rebound war auch hier Blödsinn. Wir sind eben nicht klüger als der Markt und wenn Aktien so stark fallen, dann fallen sie aus gutem Grund und wir sollten lernen, das zu respektieren.

Und das funktioniert auch in die Gegenrichtung. Wie oft werden starke Aktien mit Zukunftspotential sinnlos geshortet, weil sich Anleger einbilden, besser als der Markt einschätzen zu können, dass die Aktie ja "überbewertet" sein. Es gibt ja sogar Anleger, die diese ganzen Bullenmarkt mehr oder weniger seit 2009 bekämpfen und immer darauf setzen, dass "nun aber" das grosse Top kommen wird. Wobei so viele können das nicht mehr sein, denn auf die Dauer schrottet man mit dieser Selbstüberschätzung zuverlässig sein Depot. 😉

Und deswegen folgen wir Trends. Die können zwar auch mal drehen, aber weit überwiegend laufen sie weiter, immer weiter und weiter als man sich vorher vorstellen kann. Und deswegen lohnt es sich, denen zu folgen.

Nehmen wir also die Regel ernst: Tiefer geht immer und erst bei Null ist Schluss!

Denn Erfolg entsteht mit dem Markt und nicht gegen ihn!

Ihr Hari

PS:

Übrigens, falls Sie es nicht schon bemerkt haben. Mr-Market wächst als Plattform des ruhigen und kompetenten Austausches zur Börse und Geldanlage weiter. Und wächst weiter auch als Ort der Orientierung in einem Meer der chaotischen Informationsflut. Schauen Sie mal rein!

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Morbus Ursachus

Der folgende Artikel basiert auf Beiträgen, die ich in Hari Live am Donnerstag 16.04.15 14:50 und Freitag 17.04.15 19:05 veröffentlicht habe, wurde aber für die Lesbarkeit im freien Bereich angepasst und neu strukturiert.

Heute habe ich habe etwas zum Schmunzeln für Sie. Es geht um den medialen Reflex, unbedingt immer einen einzelnen, singulären Grund für eine Marktbewegung finden zu wollen.

Wir haben ja alle den scharfen Einbruch Ende letzter Woche im DAX erlebt. Dass ein Korrektur überfällig war, war ja offensichtlich. Dass diese aber direkt nach dem Ausbruch bis 12.400 kam und vor allem in welcher Schärfe sie in 2 Tagen bis fast 11.600 herab gelaufen ist, war vom exakten Zeitpunkt und von der Intensität her, nicht präzise vorher zu sehen - auch nicht für mich.

Wer die Medien und diversen Kommentatoren letzte Woche verfolg hat, wurde dann Zeuge eines Schwalls an vermeintlichen "Ursachen", mit denen sich die Artikel beschäftigt haben - sozusagen reziprok zur gefühlten Unsicherheit.

Die einen liebten das Offensichtliche und stellten "Griechenland" oder "China" in den Vordergrund. Die anderen raunten vom kleinen Verfallstag, der ja wie der "schwarze Mann" immer gerne dazu genutzt wird, bei Laien Eindruck zu machen. Dabei hat es schon lange keinen Verfallstag mehr gegeben, der so völlig an den grossen Positionen an der Eurex vorbei gelaufen ist, wie letzten Freitag.

Ich habe mal versucht zu sammeln und nach den von mir gelesenen Medien, hatten wir als "Gründe":

1) Technische Überdehnung
2) Verfallstag (OpEx)
3) China
4) Draghi
5) Griechenland
6) Schäuble

Ich bitte um Nachsicht, falls ich etwas vergessen habe. 🙂

Dann kam am Freitag noch ein vermeintlicher siebter "Grund" dazu. Lesen Sie hier auf Reuters zum Bloomberg-Desaster:
-> Bloomberg Ausfall sorgt für Aufregung an den Märkten <-.

Ich zitiere:

Händlern zufolge war die Panne einer der Gründe für einen rasanten Rutsch an den europäischen Börsen

Aha! Ich weiss zwar nicht so recht, warum Kurse von Geisterhand fallen, wenn Händler nicht mehr an ihre Terminals kommen und dann auch nur in Europa fallen, nicht aber in den US - aber "you never know". 😉 Folgerichtig hatten wir dann also als weitere "Ursache":

7) Bloomberg

Ich finde diese Liste vermeintlicher "Gründe" ebenso lustig wie bezeichnend. Denn wissen Sie, was die Wahrheit ist?

Es wird um so stärker und hektischer nach einer "Ursache" gesucht, je überraschender und unerklärlicher für die Menschen eine Bewegung ist. Und der -> reflexive <- Markt funktioniert gerade *nicht*, nach trivialen, zweidimensionalen Ursache-Wirkung Mustern.

Insofern können wir fest davon ausgehen, dass ganz viele Marktteilnehmer von der Bewegung Ende letzten Woche überrascht wurden. Nur warum kann man das nicht offen zugeben?

Es gibt im reflexiven Markt nicht nur keinen simplen "Grund", es braucht auch keinen, denn alleine die Tatsache, dass nach dem Schub auf 12.400 die Anschlusskäufe ausblieben, reichte bei der aktuellen Flughöhe des DAX aus, um eine gewisse Vorsicht ins System zu indizieren, die dann zu Bröseln führt und am Ende des Bröselns auch zu einem Einbruch, wenn alle das Gleiche denken.

Natürlich ist es wahr, dass viele der oben genannten Gründe, in irgend einer Form eine Rolle bei den Anpassungen der Erwartungen der Markteilnehmer spielten und damit das Marktverhalten veränderten. Dass zum Beispiel die sich Griechenland nähernde Wand, an die der Markt Ende letzter Woche durch Schäuble und den IMF erinnert wurde, hier eine Rolle gespielt hat, ist nicht von der Hand zu weisen, weil die Effekte nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch in anderen Assets zu erkennen waren. Und der Markt neigt durchaus dazu, Dinge die er prinzipiell kennt, doch aus dem Radar zu verlieren, um dann irgendwann wieder erschreckt aufzuwachen.

Aber selbst das Thema alleine und schon gar nicht die anderen, eher weiter hergeholten Erklärungen, reichen als singulärer "Grund" aus. So erleben wir hier wieder, womit sich die Anlegercommunity gerne beschäftigt. Aber bringt das irgend etwas für den Erfolg? Eher nein.

Wichtig ist etwas ganz Anderes. Die aktuelle Price-Action erzeugt ein Fragezeichen. Ein Fragezeichen, dass wir einfach akzeptieren sollten und nicht versuchen, krampfhaft mit etwas auszufüllen, das wir von weit her holen.

Das Fragezeichen bedeutet, dass wir eine gewisse Vorsicht an den Tag legen. Und es bedeutet, dass wir beobachten und den Zustand der "aufmerksamen Gelassenheit" erreichen sollten, der die Wirklichkeit ergeben und demütig so nimmt, wie sie kommt.

Warum ist es so schwer, diese Offenheit und Ehrlichkeit an den Tag zu legen? Warum werden Seiten über Seiten mit Behauptungen gefüllt, die nur dazu dienen, eine Kontrollillusion aufrecht zu erhalten? Fragen über Fragen.

Aber wer auf diese Fragen eine Antwort hat, nähert sich damit auch der Wahrheit, warum am Aktienmarkt so viele scheitern und gleichzeitig aber so viele glauben, den Markt kontrollieren zu können.

Auf jeden Fall muss ich wohl neben der Prognosiritis, noch die Existenz einer neuen, ansteckenden Krankheit konstatieren:
Morbus Ursachus ! 😀

Ihr Hari

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Prognosiritis – eine das Ego pflegende, ansteckende Krankheit

An einem langen Wochenende wie nun über Ostern, haben wir ja Gelegenheit, uns mal ein paar grundsätzliche Gedanken zu machen. Auch zu unserem Verhalten als Marktteilnehmer und zu den Gründen, warum sich der Börsenerfolg bei einigen von uns vielleicht nicht so einstellt, wie diese sich das wünschen.

Dabei gibt es doch ein paar Standardfallen, in die unsere Gehirne besonders gerne gehen. Und eine davon ist die von mir etwas hämisch so genannte "Prognosiritis", eine ansteckende Krankheit, die mit Selbstüberschätzung einher geht und in der wir uns einbilden, die Zukunft vorher sehen zu können. Typischerweise sogar noch besser als der Markt, hinter dem letztlich die geballte Intelligenz vieler anderer Marktteilnehmer steht.

Die Krankheit ist deshalb so ansteckend, weil sie unser Ego pflegt. Es fühlt sich einfach gut an, sich selber zu den "Wissenden" zu zählen, weil man alle anderen damit herab setzen kann. Man muss nur in die Foren der grossen Medien schauen, da findet man sie alle, diese von "Prognosiritis" heimgesuchten Selbstdarsteller, die alle ganz genau wissen, warum die Zukunft so oder so sein "muss" und diesen Glauben mit entsprechender Bugwelle vor sich her tragen.

Dummerweise "muss" die Zukunft gar nichts und unser Hirn hat einen so massiven -> Referenzeffekt <-, dass wir uns die Zukunft letztlich immer nur als Fortschreibung schon bekannter Entwicklungen vorstellen können. Das ist ja auch kein Wunder, wie soll man sich denn etwas vorstellen, was man sich noch nicht vorstellen kann?

Und deshalb machen diese ganzen Zukunfts-Prognosen selbst ernannter "Experten" eher blind für die Realität, denn wenn wir uns einmal gedanklich mit einer Prognose identifiziert haben, suchen wir nur noch selektiv nach Nachrichten, die diesen unseren Bias bestätigen.

Genau das ist der Grund, warum es Marktteilnehmer gibt, die 2009 angefangen haben gegen den Markt zu wetten, weil sie dem Anstieg nicht trauen und damit bis heute nur dann aufgehört haben, wenn sie ihr Depot endgültig geschrottet haben.

Futter für das Ego sind dabei die diversen "Crash-Gurus", die immer dann dem Bias wieder neue Nahrung geben, wenn der Anleger endlich mal angefangen hat, sich mit der Realität der steigenden Märkte zu befassen.

Auch die Community der Anhänger des gelben Gottes (auch "Gold-Bugs" genannt) unterliegt diesem Mechanismus. Praktisch jeden Monat seit Jahren, kann man in den diversen Quellen lesen, dass Gold ja nun "bald" zum "grossen Anstieg" ansetzen wird und man den auf keinen Fall verpassen darf.

Irgendwann wird das auch mal eintreffen, nur hat man dummerweise vorher jahrelang die wahren Gewinne verpasst. Und das nur, weil das Ego es nicht zulassen wollte, von dem einmal gefassten Glauben abzuweichen.

Die Wahrheit ist aber, Prognosiritis ist eine Krankheit und schädlich für das Depot. Und niemand kennt die Zukunft, die sogenannten "Experten" schon gar nicht. Es gibt für diese Wahrheit auch einen wissenschaftlichen Unterbau, man darf die Welt nur nicht mehr als Menge simpler Kausalbeziehungen begreifen.

Leider sind unsere Gehirne aber evolutionär auf solche Kausalbeziehungen trainiert, das Verständnis für einen reflexiven Markt und für komplexe, selbstreferenzielle Systeme, müssen wir uns dagegen erst mühsam und gegen unsere eigenen Instinkte erarbeiten. Genau deshalb ist Börsenerfolg auch für uns so schwierig.

Ich habe den Hintergrund im grundlegenden Artikel -> Reflexivität - die wichtigste abstrakte Börsenerkenntnis überhaupt <- dargestellt und ich kann Ihnen nur *dringend* empfehlen, diese Artikel intensiv zu lesen.

Denn wenn Sie begriffen haben, was die Reflexivität bedeutet und warum der Markt sich unter der Beobachtung von uns allen zwangsläufig selbstreferenziell verändert, können Sie über einfache Ursache->Wirkung Prognosen zum Markt nur noch herzlich lachen.

Und Erfolg am Markt hat entgegen der landläufigen Meinung absolut *nichts* damit zu tun, über die Zukunft das grosse Ratespiel zu betreiben. Erfolg hat viel mehr mit Beobachtung der Realität zu tun und damit ernst zu nehmen und intensiv zu verfolgen, was real ist.

Ich schreibe meinen Lesern daher die folgenden Zeilen immer und immer wieder und das bringt es auf den Punkt:

Wir sollen handeln, was wir real im Marktgeschehen sehen und nicht das, was wir gerne sehen würden.

Nun wollte ich zum Thema heute eigentlich gar keinen langen Artikel schreiben, auch wenn es schon wieder einige Worte geworden sind. Ich wollte vielmehr zumindest teilweise auf Texte zurück greifen, die ich schon in Hari Live mit den Mitgliedern geteilt habe. Und wurde unter anderem bei einem Artikel vom Mittwoch 09.07.14 09:40 fündig, den ich damals einen Tag nach dem sensationellen 7:1 Sieg der deutschen Fussball Nationalmannschaft gegen Brasilien geschrieben habe.

Lesen Sie also vom Tag nach dem 7:1 Sieg und von Zukunftsprognosen, die vor 25 Jahren erstellt wurden:

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Das was gestern in Belo Horizonte passiert ist, war so etwas wie ein "schwarzer Schwan". Ein Ereignis, das sich schlicht niemand vorstellen kann. Mich würde mal interessieren, ob irgendein Spassvogel dieses Ergebnis bei den Londoner Buchmachern konkret getippt hat. Wobei das 7:1 dem Ereignis ja gar nicht gerecht wird, 5:0 nach 30 Minuten gegen den Rekordweltmeister trifft den "schwarzen Schwan" weit präziser. Und hätte die deutsche Mannschaft da nicht aufgehört und in der zweiten Hälfte nicht nur noch locker gekickt, hätte es auch zweistellig werden können.

Gerade gestern habe ich auch einen weiteren Artikel gefunden, der wunderbar zum Thema Prognosen passt. Sie wissen vielleicht, dass ich mich schon in der Vergangenheit über die vergangenen Prognosen sogenannter "Zukunftsforscher" lustig gemacht habe. Und selbst echte Fachleute, die wissen worüber sie reden, sollten besser keine konkreten Zukunftsprognosen machen. Denn wie sagte der IBM Chef Thomas Watson 1943 so schön : "I think there is a world market for maybe five computers." 😉

Nun haben Sie es hier im Artikel -> Was das WSJ 1989 von der Welt in 25 Jahren erwartete <- noch einmal schwarz auf weiss.

Lesen Sie das unbedingt mal, es ist lustig und interessant. Und der wichtigste Punkt wird am Ende erwähnt: "Damit verfolgten sie die in den 1980er Jahren etablierten Denkmuster weiter."

Genau das ist das Problem. Mit Zukunftsprognosen, können wir Menschen die etablierten Denkmuster und Weisheiten in die Zukunft linear fortschreiben. So wurde aus der erfolgten Mondlandung halt die zwangsläufige Marslandung und ähnliches. Wir sind aber völlig blind, was die grossen Umbrüche, Überraschungen und neuen Entwicklungen angeht. Die aber bestimmen letztlich die Zukunft. So wäre die Welt ohne den Fall des eisernen Vorhangs ohne Frage heute eine andere. Und wer wollte den vorhersagen ?

Wenn Sie also mal wieder von jemandem lesen, wo der DAX 2015 oder 2018 stehen wird, blättern sie weiter. Und fühlen Sie sich auch bei den vermeintlich sicheren Anlagen, nie völlig sicher. Die Solarthematik ist bei mir aktuell so ein Thema. Ich bin völlig von der guten Zukunft des Sektors überzeugt und trotzdem macht mich gerade das aufmerksam und ich werde nicht nachlässig werden, diese Weltsicht immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.

Es schadet überhaupt nicht, über die Zukunft nachzudenken. Im Gegenteil, sich verschiedene Szenarien zurecht zu legen, ist sinnvoll und macht das Leben später leichter. Der Fehler liegt aber im Unterschied zwischen einem Szenario und einer Prognose. Im ersten Fall ist es eine Möglichkeit unter vielen. Man hat sie im Auge, mehr aber auch nicht. Und wenn es anders kommt, dann ist es auch ok. Im anderen Fall ist es aber eine Festlegung, hinter die man typischerweise sein Ego und manchmal sogar seine Reputation stellt. Eine Festlegung, die einen daher dann auf fatale psychologische Art und Weise bindet.

Bleiben Sie also locker opportunistisch im besten Sinne des Wortes und akzeptieren Sie die Überraschungen des Marktes gelassen als eine Selbstverständlichkeit und als Chance. Dann wird es Ihnen leichter fallen, dem Markt profitabel zu folgen.

Ihr Hari

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