Die Baumel-Börse

Lage & Szenarien vom 05.06.2022 von Frank Sauerland

Wir sind Menschen, wir lassen uns von Gefühlen leiten. Die Börse hat es geschafft, auch Gefühle in Kurse zu packen und in einem Chart auf einem Zeitstrahl sichtbar zu machen. Oben ist der Volatility S+P 500 Index zu sehen. Das ist der Kursschwankungsbreiten-Index auf den S+P 500, den führenden US-amerikanischen Aktienindex. Die Schwankungsbreite der Kurse, auch Volatilität genannt, gilt als Anzeiger für die Unsicherheit der Anleger.

Aktuelle Nachrichten beeinflussen Kurse und Schwankungsbreite. Die Situation zum Beginn der neuen Woche im führenden Industrie- und Aktienland der westlichen Welt, den USA: Der gerade veröffentlichte Arbeitsmarktbericht zeigt einen weiterhin starken Beschäftigungszuwachs. Er ist aber nicht mehr so stark wie in den Monaten zuvor. Die Löhne steigen auf Jahressicht um 5,2 Prozent. Der Vergleichswert im April lag bei 5,5 Prozent. Auch hier ist also eine Abschwächung zu verzeichnen.

Die Führung der amerikanischen Zentralbank Fed beachtet solche Zahlen genau. Die Inflation ist zu hoch, Fed-Vorsitzender Jerome Powell will sie durch Zinserhöhungen einhegen, zugleich durch die Zinserhöhungen keine Rezession verursachen: Ein fast unmögliches Unterfangen, das dennoch versucht werden muss; in der Vergangenheit hat es leider noch nie funktioniert.

Aber die Vergangenheit ist vergangen und die Zukunft ist offen.

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Absturz — aber nicht überall

Lage & Szenarien vom 29.05.2022 von Frank Sauerland

Stärke steckt in der Ruhe. Nun werden Rekorde herumgereicht: Am 3. Januar diesen Jahres erklimmt der führende US-Aktienindex S+P 500 sein Allzeithoch. Seitdem geht es bergab, rund 18 Prozent bisher. Je nach Definition, Ansicht und Quelle ist das der größte Absturz seit der Finanzkrise, seit der Dot-com-Blase, seit Wann-auch-immer. Jedenfalls ist jetzt ein Bärenmarkt ausgerufen, und auch die Kryptojaner sind schweigsam geworden. Kenner klöppeln Crash-Szenarien. — Es ist hohe Zeit, die Nachrichten abzuschalten und sich die Fakten anzusehen, um ein eigenes Bild zu bekommen.

Das Chartbild oben ist einfach, und es bringt Erkenntnisse. Die Stäbchen zeigen den Kursverlauf des Consumer Staples Select Sector Index’. Jedes Stäbchen steht für eine Woche. Rote Stäbchen bedeuten, die Woche schloss mit Verlust, grüne Stäbchen bedeuten, die Woche schloss mit Gewinn.

Die zusätzlich eingeblendete blaue Linie zeichnet den Kursverlauf des `Consumer Discretionary Select Sector Index´. Der Chart beginnt im Februar 2019, er endet mit dem derzeit letzten Handelstag, Freitag, dem 27.5.2022. Der Staples-Sektor wird als Sektor angesehen, in welchem Aktienunternehmen versammelt sind, welche Produkte für den täglichen Bedarf von Konsumenten herstellen. Demgegenüber steht der Discretionary-Sektor, in ihm werden Waren für den gehobenen Bedarf produziert, welche man als Verbraucher durchaus liegenlassen kann, falls das Geld gerade knapp ist.

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Die Brösel-Börse

Lage & Szenarien vom 08.05.2022 von Frank Sauerland

Der Aktienmarkt macht Fortschritte. Leider in die falsche Richtung. — Letzten Sonntag schrieb ich: „Die Lage ist einfach. Einfach katastrophal.” Heute, einen Tag vor Beginn der neuen Börsenwoche, sind wir weiter: Die Lage ist katastrophaler. Damit allerdings noch einfacher.

In den USA ist der marktbreite Index S+P 500 mit Handelsschluss Freitag fünf Wochen hintereinander gefallen. Das kommt selten vor, und ist für Anleger, welche in Börsenboomzeiten nach der Pandemie hinzugekommen sind, eine neue Erfahrung.

Der altehrwürdige Dow Jones Industrial-Index nahm sechs Wochen in Folge Kursverluste hin. Der technologie-fokussierte Nasdaq Composite-Index verlor fünf Wochen nacheinander mindestens ein Prozent.

In vielen der Einzelwerte des Nadaq-Index’ sind überdurchschnittlich börseninteressierte Privatanleger exponiert. Sie spüren die Schmerzen, welche Verluste verursachen. Das ist an einschlägigen Stimmungsbarometern abzulesen. Wir Privatanleger sind aber nicht die einzigen, bei denen die Stimmung schlecht ist. Auch die Zuversicht institutioneller Anleger ist am Boden. Was in der Gesamtsicht ein Argument dafür zu sein scheint, dass der Ausverkauf an einem Ende angekommen ist.

So ist es jedoch nicht.

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Die Gewinn-Automatik

Lage & Szenarien vom 15.05.2022 von Frank Sauerland

Abermals sind die Kurse an der Wallstreet in der abgelaufenen Woche gefallen. Donnerstag und stärker noch am Freitag kam es zu einer Gegenbewegung und nun fragen sich alle Marktbeobachter: Ist der Tiefpunkt erreicht und geht es ab jetzt aufwärts — oder sind wir nur auf einem Etappenrastplatz auf dem Weg nach unten, und kommende Woche folgt der nächste Abwärtsrutsch?

Für eine schnelle Amateuranalyse dazu ist es in Ordnung, wenn ich mich auf die Fed und ihren Leiter Jerome Powell konzentriere. Denn die Fed, die US-amerikanische Zentralbank, ist der stärkste Spieler auf dem Platz.

Über Jahre hinweg war es das richtige Vorgehen, bei Kursrückgängen nachzukaufen, und die unerschrockensten Investoren erreichten die höchsten Renditen, und wenn die Kurse doch nicht wieder hochkommen wollten, dann half die Fed. So war es zum Jahreswechsel 2018/19, die Fed erhöhte damals die Zinsen, im Kursgebälk knirschte es daraufhin hörbar (20 Prozent Rückgang im S+P 500), Powell griff eilig zur Fed-Frischgeldspritze und alles wurde wieder gut, die Notierungen kamen hoch. Nach der Covid-Börsenpanik im Februar 2020 beließ Powell es nicht bei einer Spritze, er legte eine Infusion für die Dauermedikation, und die Märkte mochten es.

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Das rote Meer

Lage & Szenarien vom 01.05.2022 von Frank Sauerland

Die Lage ist einfach. Einfach katastrophal. Solch eine Marktkarte wie oben ist selten zu sehen. Sie zeigt ein Meer von Rot.

In der Karte zusammengefasst sind die Aktienwerte des führenden US-Index’ S+P 500, notiert sind die Ergebnisse vom Handelsschluss am Freitag, 29.4.2022. Die Größe der Vierecke symbolisiert die Größe der Unternehmen. Amazon (erste Reihe, Mitte rechts im Bild) hat im gerade beendeten April mit minus 14 Prozent die schlechteste Monatsentwicklung seit 2006 hingelegt.

Vormalige Börsenlieblinge werden geschlachtet. Netflix verliert im April 49 Prozent, Nvidia 32 Prozent, PayPal 24 Prozent. Tech-, FANG-, Halbleiterwerte, die Gewinner der Nach-Pandemie-Ära, werden von Anlegern in großem Stil abgestoßen. Der technologieorientierte Nasdaq-Composite erlebt mit einem Verlust von 13 Prozent den verlustreichsten Monat seit 2008.

Das ist historisch und es gilt, Schlussfolgerungen zu ziehen. Dazu nehme ich den Wochenchart des S+P 500, hier zu sehen:

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Überwintern im Sommer

Lage & Szenarien vom 24.04.2022 von Frank Sauerland

„Macht behält am zuverlässigsten, wer sie nur zu ihrer Erhaltung nutzt.”

Johannes Gross, der große Kleine, notierte den kurzen Satz.
Erkannte Wahrheit ist bündig und klar. Ähnlich kann es bei Charts sein, die klarer werden, je weniger Linien sie haben. Wenn sie Wahrheit enthalten.
Hier zu sehen ist ein Chart, der den Kampf um die größte Machtposition, die auf Erden zu vergeben ist, in Beziehung setzt zu den Aktienkursen. Der Chart hat eine Linie und eine Botschaft.

Als Aktionäre sitzen wir auf den Zuschauerrängen der Politikarena. Wir können klatschen, wir können wählen und beobachten. Gesellschaftlichen Gewinn bringt das Wählen, pekuniären das Beobachten. Der Chart Dow Jones Index 4 Year Election Cycle fasst die Beobachtung von 120 Jahren Dow Jones-Index in einem Bild zusammen.

Der Dow Jones ist der große alte US-amerikanische Aktienindex. Im Chart oben werden Vier-Jahresperioden des Dow Jones betrachtet, 120 Jahre lang: das US-Präsidentenwahljahr („Election”), das Jahr nach der Wahl („Post-Elect.”), das zweite Jahr („Midterm”) nach der Wahl, in welchem wir uns augenblicklich befinden und in welchem die Zwischenwahlen stattfinden. Das letzte Jahr im betrachteten Vierjahresrhythmus ist das Vorwahljahr („Pre-Election”).

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Gesunde Gewinne

Lage & Szenarien vom 10.04.2022 von Frank Sauerland

Machen wir uns nichts vor, die Zinsen steigen und die einfachen Zeiten für Aktien-Investoren sind vorbei.

Drehe ich mir die Einhand-Mischbatterie auf heiß und reiße den Hahn hoch, läuft die Wanne voll und ich vergnüge mich im Schaumbad. Zieht allerdings jemand den Stöpsel, verschwinden Schaum und Vergnügen schneller, als sie gekommen sind und mit einem höhnischen Schmatzgurgelgeräusch im Abgang.

Gerade zieht die Fed den Stöpsel.

Bademeister Jerome Powell hat entschieden, dass die Schaumbadezeit für Börsianer zu Ende ist.

Fed-Chef Powell ist bekennender Fan von Paul Volcker, seinem legendären Amtsvorgänger in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Damals raste die Inflation durch die USA und Volcker fing sie ein, indem er die Zinsen erhöhte, bis den Aktienanlegern die Tränen kamen und die Wirtschaft in die Knie ging (um, natürlich, danach glorreich wieder aufzuerstehen).

Heutige Lage: Seit dem März 2020 fluteten die Notenbanken die Wanne ... also den Markt mit Geld, um die Wirtschaft nach dem Pandemie-Schock am Laufen zu halten. Kurse und Inflation schossen in die Höhe. Börsianer hielten sich daraufhin für Anlage-Genies. Autofahrer bekommen mittlerweile schmale Lippen beim Auflegen der Kreditkarte auf das Bezahldingsbums an der Tankstelle und Hauskäufern fehlen schlicht die Worte ob der Preissteigerungen.

Nun ist die Schaumparty an den Aktienmärkten vorbei; Börsianer rechnen mit einem Anstieg der US-Notenbankzinsen auf 2,5 Prozent bis zum Ende diesen Jahres und nächstes Jahr sollen sogar 3 Prozent erreicht werden, um die höchste Inflationsrate zu bekämpfen, welche die Nordamerikaner (und wir wohl ebenso) seit 40 Jahren erlebt haben.

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In Sicherheit investieren

Lage & Szenarien vom 03.04.2022 von Frank Sauerland

Plötzlich wird uns bewusst, wie wichtig Sicherheit ist. — Der gerade niedergeschrieben Satz enthält drei Gewinnwortsignale.

PLÖTZLICH. - Plötzlich ist gut. Eine Dringlichkeit wird sichtbar. Eine Handlungsänderung ist erforderlich. Ein Bedarf entsteht. Um den Bedarf zu decken, wird auf einen vorrätigen Bestand zurückgegriffen. Zwangsläufig wird der Bestand abschmelzen und knapp werden. Der aufgeklärte Anleger versucht, einigermaßen rechtzeitig auf der Seite des nachgefragten Bestands zu stehen.

UNS. - Es betrifft uns; das plötzlich bewusst gewordene Problem ist dicht an uns dran. Das erhöht den Druck, eine Lösung zu finden.

SICHERHEIT. - Das ist das Thema der Anlageidee. Sicherheit ist ein starkes Thema. Denn Sicherheit ist eines der wichtigsten Anliegen menschlichen Lebens überhaupt.

Wir wollen Sicherheit für uns, für unsere Liebsten, für die Strukturen, in denen wir unser Leben verbringen. Einen großen Teil der Sicherheitsaufgaben haben wir in arbeitsteiligen, rechtsstaatlichen Gesellschaften delegiert an übergeordnete Institutionen. Wenn wir im Auto auf der Straße fahren, haben wir keine Machete auf dem Rücksitz liegen, um uns an der Raststätte gegen wahrscheinlich auflauernde Räuber zu verteidigen. Wir erwarten, dass die Abschreckung durch Polizei und staatliche Strafandrohung funktioniert, wir schätzen die Wahrscheinlichkeit als gering ein, dass Räuber auftauchen werden. Auch auf höherer Ebene, zwischen Staaten und Blöcken, sollte die Abschreckung funktionieren, das erwarten wir. Das glaubten wir.

Der Ukraine-Krieg ist Auslöser, das derzeitige Abschreckungs­versprechen zu überprüfen.

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Ein DAX zum Davonlaufen – und ein Überflieger

Lage & Szenarien vom 27.03.2022 von Frank Sauerland

Der Chart oben vergleicht zwei bekannte Indices miteinander. Der Vergleich zeigt, wo Anleger eine erhöhte Wahrscheinlichkeit haben, Gewinne zu erzielen — und wo es ihnen schwerer fallen dürfte.

Die Zeitleiste des Charts beginnt im März des vorletzten Jahres, und sogleich geht es kräftig herunter: Die Corona-Panik lässt die Aktiennotierungen abstürzen. Die Zeitleiste endet mit dem derzeit letzten Handelstag, dem Freitag, 25.3.2022.

In Stäbchenform sind die wöchentlichen Indexnotierungen des Select Sector Fund Technology (XLK) notiert. Der ETF dient mir als Anzeiger für den Zustand der Technologie-Branche. Die zehn größten Positionen im XLK sind Apple, Microsoft, Nvidia, Visa, Paypal, Mastercard, Adobe, Intel, Salesforce, Cisco.

Als Linie ist der deutsche Vorzeigeindex DAX im Chart eingezeichnet und zwar in seiner Ausformung als Kurs-DAX, um ihn international vergleichbar zu machen. Kurs-DAX bedeutet, es wird nur der Kurs der im DAX enthaltenen Unternehmen berücksichtigt, und die Dividenden werden nicht immer wieder (= kumulierend) zum Indexkurs dazu gezählt.

Unmittelbar zu sehen ist, dass ich bei einer Investition im XLK in einer langgezogenen Gewinnerkurve bis heute 55 Prozent plus gemacht hätte, im DAX null Prozent. Der Gewinn wäre sogar höher ausgefallen, wenn ich nicht unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Krise in den Markt gegangen wäre, sondern einige Zeit später. Aber das sind Feinheiten, mir geht es um die Richtung: Wo Investitionen mit Wahrscheinlichkeit und ohne übetriebenen Gehirnschmalzeinsatz funktionieren, und wo das Geschick des Anlegers besonders gefordert ist, wenn er trotz widriger Umstände einen Gewinn erzielen will.

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Flugreise oder Atomschlag

Lage & Szenarien vom 20.03.2022 von Frank Sauerland

Die Null oder die Eins. 0 oder 1. Wir leben in digitalen Zeiten. Aber anders als gedacht. — Wir erfreuen uns an Netflix-Streams und dem neuen iPhone, wir wollen die Verwaltung digitalisieren. Die eigentliche digitale Entscheidung jedoch für unsere westliche Wohlstandswelt wird aktuell in Moskau und in Washington getroffen. Wenige Männer in fortgeschrittenem Alter und mit durchschnittlicher Intelligenz entscheiden dort darüber, ob wir uns weiterhin über die nächste Urlaubsflugreise, ihren Verkaufspreis oder ihren CO2-Abdruck Gedanken machen dürfen, oder ob wir in einem Atomkrieg versinken und danach nichts mehr ist wie zuvor.

Was mit dem gerade niedergeschriebenen Absatz als sonntäglicher Erschreckbesinnungsaufsatz zu beginnen scheint, ist in Wirklichkeit eine wichtige, ziemlich konkrete Überlegung für eigene Aktieninvestitionen.

Zunächst: Der Atomkrieg ist aktuell so wahrscheinlich geworden wie zuletzt während der Kubakrise 1962. Dennoch: Die neue Lage, die kaum jemand noch vor einem Monat für möglich gehalten hätte, darf mich als Anleger, der nach rationalen Kriterien entscheidet, nicht auf angstbeschilderte Abwege führen, an deren Ende falsche Anlageentscheidungen stehen.

Als Investor habe ich davon auszugehen, dass das Leben weitergeht, ohne dass die Katastrophe stattgefunden hat — und sofort rückt das andere Extrem ins Blickfeld, wenn ich den Atomkrieg als in die Handelswelt der Börse nicht einbeziehbar begreife. Das andere Extrem ist die Flugreise.

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