Wo wir am Jahresanfang stehen

Im Premium Bereich ist schon seit einer Woche wieder Betrieb und wir haben schon viel besprochen und Einiges in der sehr bewegten und profitablen KW1 mitnehmen können.

Hier im freien Bereich will ich ihnen - sozusagen aus der Umlaufbahn - einen summarischen Überblick geben wo wir aktuell am Freitag 08.01.21 stehen - mit wenigen, klaren Sätzen.

Erstens, der US-Senat ist marginal wieder in demokratischer Hand, die Vize-Präsidentin kann mit ihrer Stimme nun das Zünglein an der Waage zu Gunsten der Demokraten sein.

Das erleichtert Biden das Regieren ungemein, ohne dass es dem linken Flügel der Demokraten zu viel Einfluß gibt, denn mit nur einer "halben Stimme" Mehrheit bekommt man immer noch keine kontroversen Themen durch.

Für Big Tech wie Facebook (FB) oder Amazon (AMZN) erhöht das Risiken von Regulierung und Zerschlagung, für die breite Ökonomie erhöht es aber die Chancen eines massiven Stimulus, der nun schneller und höher kommen wird, als vorher möglich.

Der Markt nimmt das schon vorweg, seit Mittwoch "feiert" er erneut in den Sektoren, die schon am 09.11.20 mit der Nachricht zum Impfstoff aus der Corona-Baisse erweckt wurden.

Der Russell2000, der Index der kleinren US Aktien, vollzieht eine massive Rally, die Hoffnung auf die Konjunktur ausdrückt:

Zweitens gehe ich davon aus, dass Trump nach dem Geschehen von Mittwoch nun politisch zum "Outlaw" wird und sein Einfluß auf die republikanische Partei damit geringer.

Trump konnte mit seinen Brüchen ziviler Normen bisher durchkommen, weil er in der Regel nur Einzelpersonen so angegriffen hat. Das nahm man zwar mit Abscheu zur Kenntnis, war aber nicht ausreichend selbst betroffen.

Mit diesen Bildern dieser Chaoten im Kapitol, angefeuert vom eigenen Präsidenten, wird er aber auf ewig verbunden bleiben und dabei hat er sich nun nicht mit Einzelpersonen, sondern mit den amerikanischen Mythen, mit der Selbstidentität des Landes angelegt und die ist wirkmächtig.

Viele brave Bürger werden sich abwenden, was ihm dann bleibt ist eine kleinere, aber radikalere Truppe gläubiger Jünger. Das bleibt gefährlich und auch mit Einfluss, aber der Zenit ist überschritten und das Momentum hat einen Knacks. Die heutige halbgare "Concession" zeigt, dass er den Fehler nun bemerkt hat.

Dass er seine Position selbst so geschwächt hat, ist eine schöne Pirouette der Geschichte und im Sinne von Faust "ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft".

Denn Trump hätte aus der Executive heraus diese Wahl locker gewinnen können, der Gegner war schwach und in der Krise schlägt immer die Stunde der Anführer, wenn sie denn welche sind. Aber er hat - getrieben von seinen eigenen Geistern - alles dafür getan, den Gegner stark zu machen, dessen Anhänger zu Einen und selber Angriffspunkte zu bieten. Der größte "Loser" heisst also "Donald", er hat eine Wahl vergeigt, die für ihn wie ein Elfmeter war, den man nur noch eintüten musste.

Aber auch nach der Wahl hätte er noch mit Grandezza abtreten können, sein Ego befriedigen und am Image des "Comeback-Kids" basteln und so ein politischer Faktor bis 2024 bleiben. Das hat er nun wohl alles mit eigener Kraft beschädigt, seine politische Zukunft ist unklar und zweifelhaft.

Für den Markt ist das aber schon lange nicht mehr relevant, der schaut seit der Wahl nach vorne und was er sieht gefällt ihm, weil der dritte Punkt zum Tragen kommt:

Drittens garantiert das "dynamische Duo" von Yellen als Finanzministerin und Powell als FED-Chef weiter einen voll aufgedrehten Liquiditäts-Feuerwehrschlauch der FED.

Mit den Demokraten und dem Wechsel im Senat werden auch "Helicopter-Money" Konzepte im Sinne der MMT wahrscheinlicher, wovon wieder Aktien, aber auch Gold relativ profitieren werden.

Dieser Bullenmarkt ist also keineswegs zwingend vorbei und selbst wenn die jedes Jahr neu schnatternden Crash-Propheten wie eine gesprungene Schallplatte irgendwann mal recht bekommen, kann der Markt in den Jahren bis dahin noch massiv steigen und jeder der das nicht mitnimmt, sich in den Fuß beissen.

Oder anders gesagt, nachdem man 80% Gewinn mitgenommen hat, akzeptiert man dann gerne die 10-20% Verlust vom Hoch, bis man erkennen kann, dass die Party nun vorbei ist. Das ist der Weg. 😉

Falls jemand nicht weiss was los ist, hier ist noch einmal die Geldmenge M1 der USA seit den 90er Jahren. Das Chart ist logarithmisch, linear sähe es noch mehr nach einem Start einer Falcon 9 von SpaceX aus. 😛

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Ein historisches Anlagejahr

Ein historisches Jahr und Anlagejahr liegt in den letzten Zügen.

Wenn sie jetzt hier einen Jahresrückblick erwarten, sind sie schief gewickelt, denn ich finde kaum etwas langweiliger als Jahresrückblicke.

Die Zukunft ist weit spannender, die neuen Dinge die man noch beeinflussen oder zumindest erleben kann. Und auch die echte Vergangenheit ist interessant, weil wir aus ihr lernen können.

Aber das noch einmal durchzunudeln, was man gerade erst erlebt hat und noch im Kopf präsent ist? Eher nicht, es gibt Sinnvolleres mit der begrenzten Zeit zu tun, die einem zur Verfügung steht.

Trotzdem - und das ist etwas ganz anderes, als sich Jahresrückblicke anzuschauen - macht es Sinn aus dem Erlebten des Jahres 2020 zu lernen und insofern zu reflektieren, was das (Anlage-) Jahr so besonders gemacht hat.

Da fällt mir zum Beispiel die Tatsache ein, dass wir in 2020 den *schnellsten und härtesten Rebound der Börsengeschichte* nach einem Crash erlebt haben!

Hier von -> Advisor Perspektives <- sehen wir nur den Zeitraum seit 2009, aber auch darüber hinaus war die Härte des Rebounds historisch ohne Beispiel:

Dieses Jahr war es also sehr "leicht", hohe Gewinne zu erzielen. Man musste "nur" Ende Februar hart reagieren und sein Depot sichern und ab April dann auf die Covid-Gewinner setzen.

Wer dann auch noch am 09.11.20 - dem Tag der Erfolgsmeldung zur Impfung - sofort erkannt hat, dass der Markt nun über Covid hinausschaut und die Zeit der Nachzügler anbricht, wird sich in diesem Jahr über hohe zweistellige Prozentgewinne im Depot freuen können!

Letztlich hat sich die Pandemie aus Sicht der Börsen als Treibsatz der Veränderung herausgestellt, Entwicklungen die schon langsam liefen, wurden beschleunigt und um Jahre vorgezogen. Neben dem historisch einmaligen Stimulus, ist das auch einer der Gründe für die Stärke des Marktes.

Die Börsen sind kein 100%iges Abbild der breiten Wirtschaft, an den Börsen befinden sich überdurchschnittlich viele technologisch starke oder anderweitig resiliente Unternehmen mit Zukunftspotential, die von Covid profitieren konnten.

Was ja auch logisch ist, letztlich ist die Börsennotierung ein positiver Filter für Unternehmen, tendentiell wird an die Börse gebracht, was Chance hat bei Anlegern Geld einzusammeln und das sind eher weniger die sowieso schon lahmen oder fußkranken Unternehmen.

Ausnahmen bestätigen dabei die Regel, manchmal kommt Schwäche ja auch erst im Laufe des Börsenlebens einer Firma und auch Fälle wie Wirecard beweisen das letztlich. Denn Wirecard ist wohl eher ein Betrugsfall, hat aber gerade bis zu dessen Aufdeckung davon gelebt, den Eindruck technologischer Führerschaft und Wachstums zu erzeugen.

Hinzu kommt dann noch der historisch einmalige Stimulus von Notenbanken und Staaten, schauen sie nur als Beispiel, wie sich die Geldmenge M1 in den US ab März diesen Jahres entwickelt hat - die ist fast explodiert. Und die Inflation, die die Notenbanken in den Warenkörben suchen, ist natürlich längst da - in den Asset-Märkten!

Übrigens, das Chart ist logarithmisch, linear sieht es noch verrückter aus - die Modern Monetary Theory (MMT) wird schon faktisch umgesetzt.

Und dann waren in 2020 solche Charts von Covid-Profiteuren wie hier von Docusign (DOCU) keine Seltenheit und alles was man tun musste, war im Frühjahr das Spiel zu erkennen das gespielt wurde und aufzusatteln.

2020 war also ein verrücktes und denkwürdiges Anlagejahr, aber auch ein extrem Profitables, wenn man dem Spiel auf dem Platz folgte, statt den Markt zu bekämpfen.

Und wie es weitergeht?

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Beständiger Wandel

Am Montag vor fast 2 Wochen, am 09.11.20, hat der Markt etwas getan, was er sonst äusserst selten tut, denn es heisst völlig zurecht "zum Einstieg wird nicht geklingelt".

Aber keine Regel ohne bestätigende Ausnahme und diese Ausnahme war wohl am 09.11. und kam mit der Nachricht von der Covid-Impfung von Biontech (BNTX) / Pfizer (PFE), der ja bald danach auch die Erfolgs-Nachricht von Moderna (MRNA) folgte. Was in Summe sehr wahrscheinlich macht, dass wir im Laufe des Jahres 2021 eine Impfung haben und Covid dann im Laufe des Jahres langsam und stetig weniger wichtig für die Unternehmen wird.

Gleich an diesem Montag 09.11. habe ich die grundlegende Bedeutung erkannt und die Community deutlich darauf hingewiesen, dass dieser Tag wahrscheinlich aus Sicht der Börse den "Anfang vom Ende von Covid" bedeutet. Und dass nun endlich die Zeit gekommen ist, auch wieder einen Blick auf die schwer von der Pandemie getroffenen Sektoren wie Öl, Reise, Vergnügungsparks, Luftfahrt etc zu werfen.

Dass wir da gleich am ersten Tag so sicher waren liegt am Verständnis, wodurch Kurse bewegt werden. Wie ich hier vielfach erklärt haben, werden Kurse eben durch -> Erwartungen <- bewegt, die sich in die Zukunft richten und dabei einen Zeitraum von ca. 6 - 12 Monaten, also bis zu ca. einem Jahr im engen Fokus haben.

Die Kurse von heute zeigen also, was der Markt von einer Aktie in ca. 6-12 Monaten erwartet, nicht was die Realität des Unternehmens heute in der Gegenwart ist. Dieser Unterschied ist zentral und wer den nicht versteht, wird auch nie die Bewegungen des Markes verstehen können.

Natürlich steht den Unternehmen nun objektiv ein anstrengender Covid-Winter bevor und die oben genannten Sektoren werden in den kommenden Monaten weiter schwer getroffen sein. Mit den Kursen bepreist der Markt aber, was er nächsten Sommer/Herbst 2021 erwartet und da hat die berechtigte Aussicht auf Impfungen natürlich einen ganz wesentlichen Effekt.

Seit diesem 09.11. hat eine erneute Sektoren-Rotation an den Märkten stattgefunden, die weit gelaufenen Covid-Gewinner im NASDAQ sind in Korrektur-Bewegungen gewechselt, Sektoren und Aktien dagegen, die schwer unter Covid leiden, sind zum Leben erwacht.

Schauen sie nur als Beispiel mal auf Hexcel (HXL), einen Spezialisten für Verbundwerkstoffe (Composite-Material) im Flugzeugbau, wie die Aktie nun zu fliegen begonnen hat. Das Unternehmen ist natürlich stark von Boeing (BA) und Airbus (AIR) abhängig und natürlich hat sich aktuell in diesen Wochen in den Auftragsbüchern rein gar nichts an der Baisse geändert.

Die Aussicht aber auf ein Ende der Pandemie, der Blick auf 2021 lässt die Kurse schon heute massiv steigen. It´s the expectation stupid!

Umgedreht sieht die Geschichte aber bei den Impfaktien aus, wer glaubt die Nachricht dass die Impfungen kommen, sei nun der Katalysator für weitere Gewinne, hat auch den Mechanismus des Marktes nicht verstanden.

Die Erwartungen waren schon in den Kursen, jetzt wird sich der Fokus darauf richten, dass wahrscheinlich nur die ersten 2-3 Anbíeter im Rennen das große Geld machen können und alle anderen zu großen Teilen auf den Investitionen sitzenbleiben.

Schauen sie im Weekly wie Biontech (BNTX) und Moderna (MRNA) auf die Nachricht reagiert haben und wann die Aktien gestiegen sind - im Vorfeld! Das Thema ist überwiegend "gegessen", "it´s the expectation stupid!

Diese Erkenntnis, dass eine Impfung in 2021 kommt, hat aber natürlich Auswirkungen auf den ganzen Markt. Und deswegen ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ab dem man die zurückgebliebenen Sektoren auch wieder eines Blickes würdigen darf - nicht im April diesen Jahres.

Wer sich im Frühjahr Öl-Aktien wie Shell ins Depot gelegt hat, weil diese ja "so billig" seien, hat sich nur nervige Verluste ins Depot geholt, während mit den "stay at home" Tech-Aktien absehbar viele Verdoppler möglich waren.

Ob Öl-Aktien noch ein langfristiges Investment sind, ist äusserst fraglich - ich halte solche Aktien seit vielen Jahren nicht mehr als Investment - aber zumindest als Trade ist jetzt mit der erneuten Rotation die Zeit gekommen auch mal wieder in die zurück gebliebenen Sektoren zu schauen - aber eben nicht im letzten Frühjahr.

Damit will ich auch hier im freien Bereich schon wieder schliessen. Die Kunst für mittel- und langfristige Anleger ist jetzt, von einer reinen Fokussierung auf die Covid-Gewinner wegzukommen und eine balanciertere Aufstellung zu finden.

Viele der Techaktien werden fraglos weiter zu den langfristigen Gewinnern gehören, weil die dahinterliegenden Trends zwar von Covid beschleunigt wurden, aber viel grundlegender sind. Und nicht jeder der verprügelten Sektoren wird schnell wieder zu alten Tagen zurückkehren, weil Covid auch Dinge dauerhaft verändern wird - so zum Beispiel den Anstieg von verteilter Heimarbeit und von Videokonferenzen.

Niemand sollte nun also seine Depots 180 Grad auf den Kopf stellen, wer Wachstum und dauerhaft steigende Kurse im Depot will, muss weiter vor allem auf den NASDAQ schauen.

Aber nicht jeder Covid-Gewinner wird seine Gewinne in die Zeit danach retten können, die Hersteller von Masken sollten dafür ein sehr einfaches Beispiel sein. Wer jetzt also den erneuten Wandel, die erneute Rotation der Märkte nicht sehen kann und will, wird den gleichen Fehler wie im Frühjahr erneut machen.

Beständig ist am Markt eben nur der Wandel und es sind und bleiben die Erwartungen, die Kurse bestimmen! Die Gegenwart ist dagegen "kalter Kaffee". 😉

Ihr Michael Schulte (Hari)

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Vor und nach der Hochzeit

Die Auszählungen laufen noch, aber seit Mittwoch Mittag wird immer wahrscheinlicher, dass die Waage am Ende zu Gunsten Bidens ausschlagen wird.

Zeit auch im freien Bereich mal ein paar Gedanken zum Markt und der Wahl zu teilen, in der Community besprechen wir das natürlich täglich in Tiefe und Breite.

Da wir es beim Geschehen aber immer noch mit einem "Moving Target" zu tun haben, also einer Situation die sich dynamisch entwickelt, will ich mich hier im freien Bereich vor allem auf das Verständnis konzentrieren, warum der Markt überhaupt bestimmte, markante Bewegungen zeigt. Dazu wird medial nämlich viel Unsinn verbreitet und die Frage wer Präsident wird, war dafür in den letzten Tagen nur indirekt entscheidend.

Zunächst einmal haben wir letzte Woche die "Angst in der Nacht vor der Hochzeit" erlebt. Es ist ganz oft so, dass der Markt vor wichtigen Wegscheiden etwas zu stark in die Gegenrichtung ausschlägt. Auch vor 4 Jahren gab es zunächst einen Ausverkauf als Trumps überraschender Sieg bekannt wurde, dann aber begannen die Käufe die dann 15 Monate lange bis in den Januar 2018 hinein praktisch nicht aufgehört haben.

Auch bei technischen Konsolidierungs-Formationen - zum Beispiel sogenannten "bullischen Flaggen" - sieht man am Ende gerne einen Fakeout nach unten, bevor die Kurse dann mit Macht doch nach oben drehen.

Etwas Ähnliches haben wir letzte Woche gesehen und die Schärfe der Abgaben war letzte Woche auch für mich überraschend. Denn ich bin schon vor 2 Wochen mit Präferenz von einer Erleichterungs-Rally nach der Wahl ausgegangen, die scharfen Abgaben letzte Woche waren da irritierend, haben mich aber von der bullischen Erwartung nicht abgebracht, weil diese das Setup für Stärke danach nur verbessert haben:

Jetzt sehen wir, dass es letzte Woche wirklich nur ein "Fakeout" war, die bekannte "Angst vor der Hochzeit", also vor einem wichtigen Ereignis. Und wenn wir nun in bestimmten Sektoren eine massive Rally erleben, dann hat das genau auch damit zu tun, dass die schon eingepreiste Angst sich nun auflösen kann - eine klassische Erleichterungsreaktion.

Denn es war klar zu sehen und wurde im Rahmen meiner Artikel im Premium-Bereich ausführlich thematisiert, dass der Markt schon längst viele Sorgen in die Preise eingebacken hatte. Wenn sie meinen Artikel -> Der Markt und die Erwartungen <- im freien Bereich gelesen haben dann wissen sie, dass die Kurse sich aufgrund veränderter Erwartungen bewegen und nicht aufgrund des Inhalts von Nachrichten!

Nachrichten verändern zwar die Erwartungen, wenn aber die Erwartung vorher katastrophal schlecht war, wird eine marginal schlechte Nachricht dann trotzdem zu einer positiven Anpassungsreaktion führen.

Wenn also alle eine "Blaue Welle", einen durchschlagenden Erfolg der Demokraten erwarten, mit dem beide Häuser - auch der Senat - in die Hände der Demokraten fallen und die dann "durchregieren" könnten, dann stellen sich die Marktteilnehmer auch auf die damit verbundene und zu erwartende Regulierung zum Beispiel für Big Tech ein, die auch auf Zerschlagungen herauslaufen kann. Und so wurden diese Aktien in der Vorwoche ebenso abverkauft, wie alle Aktien die besonders unter wieder erhöhten Steuersätzen leiden würden.

Wenn diese Erwartung sich dann aber durch die ersten Ergebnisse nicht bestätigt und widerlegt wird, wenn klar wird, dass die US weiter ein "Split Government", einen "Gridlock" haben, dann können diese Sorgen ausgepreist werden und führen zu massiv steigenden Kursen - neben anderen Faktoren natürlich, der Markt ist immer die Überlagerung vieler Einflussfaktoren.

So zum Beispiel bei den Schwergewichten des NASDAQ wie hier bei Facebook (FB):

So auch zum Beispiel bei "Big Pharma", die bei einer demokratischen "blauen Welle" auch dem Risiko scharfer Regulierung bei den Medikamentenpreisen ausgesetzt waren. Und so kommen dann Charts wie bei Abbvie (ABBV) zustande.

Der Markt hatte seit dem Sommer mit steigenden Umfragen für Biden regulatorische Risiken eingepreist und von dieser Sorge wurde er nun mit einem Schlag befreit:

Wenn sie genau hinhören dann bemerken sie auch, dass es dabei gar nicht primär um die Frage Biden oder Trump geht. Der Markt hat kein Problem mit der Person Biden, er hatte ein Problem mit grundlegenden Eingriffen in Steuergesetze und in die Preisfindung im Gesundheitssektor.

Unabhängig vom Wahlausgang gab es ja aber auch große Sorgen vor gesellschaftlichen Unruhen nach der Wahl, auch das war in den Kursen, zum Beispiel der kleineren Unternehmen, die darunter leiden würden.

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Bidens Aktien richtig verstanden

Die US Wahl rückt näher, eine gute Woche, dann wird es ernst.

Zum Wahlausgang will ich mich nicht an der Raterei beteiligen, nur darauf hinweisen, dass die Erfahrung von 2016 den Wählern und Demoskopen noch in den Knochen steckt. Wenn sie wieder einen Fehler machen, dann wahrscheinlich eher einen Neuen, als den gleichen Fehler noch einmal. Überraschend sind eben eher die Dinge mit denen niemand rechnet und nicht, was man nach einer Vorerfahrung schon auf dem Radar hat.

Zeitgleich mit der näher kommenden Wahl, schwellen nun aber auch die Artikel zu Bidens möglicher Wahl deutlich an, die im Sinne "diese Aktien müssen sie kaufen wenn Biden Präsident wird", die Favoriten der möglichen neuen Präsidentschaft thematisieren.

Das macht ja auch Sinn, nur kommt es teilweise zu spät und vor allem verkennen diese Artikel gerne, dass der Markt das ja auch alles schon längst weiss.

Mal konkret, am 15. Juli habe ich der Comunity mit dem Artikel -> Bidens Aktien <- einen ersten Überblick gegeben.

Selbstverständlich hat der Artikel unter anderem auch die absehbare Präferenz der Demokraten für "Clean Energy" und damit für Aktien wie NextEra Energy (NEE), Enphase Energy (ENPH) oder die Solarwerte generell thematisiert.

Und selbstverständlich war da auch klar, dass die Ölwerte eher "Trump Werte" sind, das zu wissen erfordert wirklich keine Raketenwissenschaft, sondern war und ist offensichtlich.

Diese Erkenntnis im Juli, hat uns ermöglicht zum Beispiel im Clean Energy Sektor an solchen Bewegungen teilzuhaben, wie híer bei den Sektor-ETFs iShares Clean Energy (ICLN) und Invesco Solar (TAN).

Ich habe mir erlaubt, den 15.07. mal zu markieren:

Sie sehen, was danach passiert ist und sie sehen, wie massiv das Volumen angeschwollen ist. Große Adressen haben sich also danach in den Sektor eingekauft.

Und damit kommen wir zum Kern dessen, was ich ihnen hier und heute vermitteln will. Denn warum ist das wohl so? Warum haben sich die großen Adressen dann eingekauft?

Eben weil die nicht dümmer als wir sind. Weil der Markt auch weiss, was wir wissen. Weil die Erkenntnis, dass Clean Energy ein Biden Sektor ist, auch im Juli jeder haben konnte.

Und jetzt frage ich sie noch einmal: Was glauben sie welchen Wert es hat, wenn jetzt ein paar Tage vor der Wahl Artikel auf die "grandiose" Idee kommen, ihren Lesern diesen Sektor als Biden-Sektor zu empfehlen?

Der Punkt ist, das hat der Markt schon zu guten Teilen verarbeitet, der Kuchen ist also schon zumindest teilweise aufgegessen.

Ich sage bewusst *teilweise*, weil ja noch erhebliche Unsicherheit über der Wahl liegt und der Markt also auch noch nicht voll auf diese Aktien setzen kann.

Wenn Biden also klar gewinnen sollte, kann es gut sein, dass dieser Sektor dann noch einmal einen deutlichen Freudensprung macht, weil die letzten Nachzügler die das erkennen, die Aktien dann als Letzte in der Nahrungskette auch noch kaufen.

Dann spätestens aber dürfte der Sektor erst einmal reif zumindest für eine Konsolidierung sein, weil eben jeder der sich einkaufen will, das schon getan hat - die Mehrheit schon vorher, wie die Charts klar sagen.

Kurse steigen eben, wenn -> die Nachfrage überwiegt <- und wenn alle schon gekauft haben, die kaufen wollten, geht die Nachfrage zurück.

Das bedeutet nicht, dass der Sektor dann wieder ernsthaft fallen muss. Viele Faktoren wirken auf die Kurse und eine allgemeine Rally nach der Wahl hebt alle Boote, auch diese Sektoren. Es heisst nur, dass ein guter Teil der Chancen schon verfrühstückt wurde.

Man muss jetzt auch unbedingt den Zeithorizont auseinanderhalten. Denn es spricht viel dafür, dass der Clean Energy Sektor auch langfristig eine gute Performance hinlegen wird, egal wer die Wahl gewinnt. Und wenn später die richtige Gesetzgebung von der neuen Administration kommt, dann kann der Sektor durchaus nach einer Pause weiter steigen, weil diese Gesetzgebung ist dann ja wieder eine Neuigkeit. Das ist eben eine mittel- und langfristige Zukunft, die noch nicht geschrieben ist.

Ich speche hier aber über das kurzfristige Geschehen um die Wahl und da hat der Sektor nun kein besonders gutes Chance/Risiko-Verhältnis mehr. Denn die Erwartung eines Biden-Sieges ist vermutlich zu guten Teilen in den Kursen und reicht vielleicht noch für einen finalen Freudenschub vor einer Konsolidierungsphase. Ein Trump-Sieg dagegen würde wohl einigen Druck auf den Sektor machen.

Der Markt weiss eben mehr als wir oder zumindest genau so viel - auf keinen Fall aber weniger! Wer 7 Tage vor der Wahl glaubt mit der Erkenntnis dass Solar ein "Biden-Sektor" ist noch einen Vorteil gegenüber den anderen Marktteilnehmern zu haben, glaubt auch ernsthaft dass der Rest des Marktes nur aus Dummbeuteln besteht, die 2 und 2 nicht zusammenzählen können.

Merke:

Die richtige Erkenntnis zu spät zu haben, ist am reflexiven Markt leider oft nur eine andere Formulierung für "falsch". Der Markt als die gebündelte Erwartung aller Marktteilnehmer, weiss in der Regel mehr als wir und wir tun als Anleger gut daran, das nie zu vergessen.

Kurse werden auch nicht von Nachrichten gemacht, Kurse werden durch das Delta der Erwartungen gemacht, Erwartungen die durch Nachrichten beeinflusst werden.

Wie ich ihnen erst diesen Mai in -> Der Markt und die Erwartungen <- ausführlich geschrieben habe gilt:

Was schon erwartet wurde, kann die Kurse kaum mehr bewegen.

Starke Kursbewegungen entstehen dagegen bei echten Überraschungen, bei denen die Erwartungen schnell und hart angepasst werden müssen, wie 2016 nach Trumps Wahl. Erinnert sich noch jemand, wie Carl Icahn schnell von der Wahlparty verschwand um Kaufaufträge zu platzieren? 😉

Was wir oben in den Charts sehen, ist teilweise die Anpassung von Erwartungen, als Bidens Sieg in den Umfragen wahrscheinlicher wurde. Nicht nur, viele Faktoren wirken auf die Kurse, aber auch!

Ihr Michael Schulte (Hari)

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Was ist eine Wall of Worry?

Ich weiss nicht ob sie den folgenden Witz kennen:

Sohn fragt aus der Schule kommend: "Papa, Papa, was ist ein Vakuum?"
Papa sagt: "Moment mal Sohn, ich habs im Kopf, aber ich komm nicht drauf!"

😀

In diesem Sinne könnte ich sie nun fragen: "Was ist eine Wall of Worry?"
Und die Antwort wäre konkret vor ihrer Nase, nicht im Vakuum der üblichen Ratereien und Spekulationen. 😛

Hier ist das vor ihrer Nase:

Denn eine "Wall of Worry", ist im Deutschen die "Wand der Angst" oder auch eine "Mauer der Sorgen".

Und wissen sie was, wenn so eine Wall of Worry im Markt exitiert, dann steigen die Kurse gerade weil so viele Sorgen da sind.

Für Anfänger, oder Anleger die immer welche bleiben, hört sich das merkwürdig an, wenn große Risiken existieren, dann muss man doch von fallenden Kursen ausgehen. Oder etwa nicht?

Eben *nicht*. Wenn sie zum Beispiel meinen Artikel -> Der Markt und die Erwartungen <- gelesen haben, dann ist ihnen klar, dass immer das Delta der Erwartungen entscheidend ist.

Wenn also im Markt schon große Sorgen sind und alle die diese Sorgen haben schon verkauft oder abgesichert haben, dann müssen gar nicht die Sorgen verschwinden damit die Kurse steigen, dann reicht es dass die Sorgen ein klein wenig geringer werden und der Markt steigt.

Und genau das passiert gerade im US-Markt, der Sorgen sind viele, das Virus, die Präsidenten-Wahl, die Sorgen vor Unruhen danach und so weiter und so fort.

Diese Sorgen wurden aber in der Korrektur des September verarbeitet und nur wenn diese Sorgen nun neue Aspekte bekommen, die diese verschärfen, wäre das wieder kursrelevant.

Tja und dann haben wir da noch den zweiten entscheidenden Faktor eines Marktes, den ich ihnen im April in -> Warum steigen (und fallen) Kurse eigentlich? <- nahegebracht habe.

Und das ist der Liquiditäts- und damit Anlage-Druck, der in hohem Maße von der Geldpolitik der Notenbanken und den diversen Stimuluspaketen befeuert wird. Und wo die Nachfrage groß und das Angebot knapp ist, da steigen die Preise, etwas was man auch im Immobilienmarkt schon lange sehen kann.

Weswegen es immer so lustig ist, wenn über den Warenkorb gesagt wird, er würde keine Inflation anzeigen. Doch die ist da, aber nicht im Warenkorb, sondern in den Assetmärkten und das hat mit den Notenbanken zu tun. Wenn also ein junger Familienvater keine bezahlbaren Häuser für seine kleine Familie mehr findet, darf er sich neben anderen Faktoren wie Regulierung (Dämmung, fehlende Grundstücke etc) und Bevölkerungswachstum durch Migration vor allem bei den Notenbanken bedanken.

Statt dessen glaubt dieser Familienvater aber wahrscheinlich das kenntnisfreie -> Enteignungs-Gebrabbel <- linker Ideologen. Für die Notenbanken und die Unterstützer dieser Geldpolitik ist das aber ein Segen, die freut der ablenkende "Haltet den Dieb Effekt" natürlich.

Aber zurück zur Börse, denn Immobilien sind ein anderes Thema. Der Punkt ist, zwei Faktoren treiben aktuell die Märkte, die Liquidität und die "Wall of Worry".

Und deshalb hat die September-Korrektur nur den erwarteten flachen Verlauf genommen und wir im Premium-Bereich haben den Umschwung Ende September auch erkannt.

Und nun läuft der Markt die "Wall of Worry" hoch, frei nach dem ewigen Motto des Marktes:

Zwei Schritte vor, einer zurück.

Was morgen passiert wissen wir immer noch nicht. Auch nicht was nach der US Wahl passiert. Wir wissen aber dass die Geldpolitik so aggressiv bleibt und eine faktische MMT (Modern Monetary Theory) etabliert wird und wir wissen, dass es immer genügend Grund gibt sich Sorgen zu machen - von Euphorie keine Spur.

Und das ist doch schon mal was. Wer ein Investor sein will und in einem "2x vor 1x zurück" Markt immer permanent zögert, wird eben nie auf einen grünen Zweig kommen.

Sorgen gibt es immer, die Märkte können trotzdem die "Wall of Worry" steigen. Das wollte ich heute noch einmal wiederholen.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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Erwartet und überraschend

Was letzten Donnerstag mit dem Einbruch der weit gelaufenen Techwerte am Markt geschehen ist und sich schon am Tag vorher mit starken Abgaben bei AAPL, TSLA und CRM ankündigte, dürfte wohl mal wieder die besterwartete Entladung seit langer Zeit gewesen sein.

Denn es war offensichtlich, dass die Techwerte bei aller berechtigten Begeisterung über deren Zukunftsaussichten, etwas zu weit vorausgelaufen waren. Eine spekulative Komponente war also vorhanden, auch wenn die Bewegungen im Kern Substanz haben.

Ich habe das letzte Woche auch hier im freien Bereich mit den Worten beschrieben:

Nur ob da nun etwas zu viel übertriebene Spekulations-Sahne oben auf den Kursen ist, das ist eine sehr berechtigte Frage, ich gehe auch eher davon aus, eine Korrektur erscheint fällig.

Es war aber auch immer klar, dass der genau Zeitpunkt der Entladung nicht im Vorfeld zu antizipieren sein würde, so eine Entladung kommt schnell, hart und plötzlich und ohne echten Auslöser - wie ein Blitz aus einem gewittrigen Himmel.

Man kann den genauen Zeitpunkt des Blitzes nicht vorhersehen, man kann ab den Marktzustand erkennen, der Blitze wahrscheinlich macht, so wie eine schwül-drückende Wetterlage im Sommer.

Und genau das war im Vorfeld zu sehen und insofern ist rein gar nichts an dieser Entladung bisher überraschend.

Ein Markt wird dann gefährlich, wenn er nicht tut, was er eigentlich sollte. Dieser Markt hat aber gerade genau das gemacht was er sollte, weswegen man diese Entladung bisher gelassen sehen kann und auf Basis der bisher vorhandenen Signale davon ausgehen, dass es nach dem Gewitter weiter im Bullenmarkt geht.

Hier sehen wir das Geschehen beispielhaft bei Apple, das schon am Mittwoch startete und am Freitag schon einen markanten "Hammer" generiert hat, die Aktie wurde wieder aggressiv gekauft:

Und im S&P500 wurde nun gerade das langfristige Ausbruchsniveau über die Februar-Hochs von oben getestet, auch das bisher ein normaler Vorgang:

Trotz dieser völlig erwartbaren, absehbaren Situation, die ich im Premium-Bereich seit 2 Wochen mehrfach und deutlich beschrieben habe, werden aber immer wieder Anleger davon auf dem falschen Fuß erwischt. So ungefähr wie jedes Jahr auch die ersten Schneeflocken immer "ganz überraschend" kommen. 😉

Das hat viel mit unserer eigenen Psyche zu tun, mit dem was wir hier im Blog liebevoll-sarkastisch "Affenhirn" nennen und die Folge davon sind dann Ärger, Reue, Unruhe etc.

Wer sich so vom Markt treiben lässt, dem nützt es dann auch nichts vorher x-mal gelesen zu haben, dass eine 10% Korrektur nun wahrscheinlich und gesund sei, wenn die geliebte Apple oder was auch immer um 10% korrigiert, schalten sich in den Hirnen die Angst & Flucht-Reflexe ein, die wenn nicht kontrolliert, garantiert zu Fehlentscheidungen führen.

Damit komme ich zu einer Erhöhung der Einstiegshürde bei Mr-Market und zu dem, was ihnen im Premium-Bereich geboten wird. Denn dort erhalten sie unter anderem eine tägliche Begleitung und Einordnung des Marktgeschehens, wenn sie so wollen, wird das "Affenhirn" von mir "an die Leine genommen" und ihm Ruhe und Gelassenheit zugesprochen. Viele profitieren sehr davon und die Community wächst zunehmend schneller.

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Gnadenlos

Die Sommerferien im Blog sind vorbei, der Normalmodus ist soeben mit einem umfangreichen Wochenausblick im Premium-Bereich wieder losgegangen.

Ich habe mich gefreut, dass einige Neueinsteiger mein Angebot angenommen haben, den August zum Einlesen zu nutzen, damit sie nun "bereit" für ein hoch spannendes und profitables Jahresende sind.

Denn die kommenden 4 Monate werden extrem bewegt und anstrengend werden, das normale Jahresende, kombiniert mit einer richtungsweisen US-Wahl und den Besonderheiten der Pandemie, werden für jede Menge Bewegung und Spannung an den Märkten und darüber hinaus sorgen.

Es wird in Zukunft auch ein paar Änderungen geben, die die Einstiegshürde für Neueinsteiger in den Premium-Bereich bewusst erhöhen, da ich gar kein Interesse an einer zu schnell steigenden Mitgliederzahl habe, um die Qualität der Community weiter hoch zu halten. Darüber schreibe ich dann voraussichtlich in einer Woche. Wer den August jetzt schon genutzt hat, hat es also richtig gemacht.

Der US Markt war im August gnadenlos und schmolz wie ein Strich langsam nach oben:

Das ist ein Umstand, den man für einen August nicht unbedingt erwarten kann, der aber in Wahljahren nicht völlig untypisch ist. In solchen Jahren gibt es öfter einen starken August, dafür aber einen temporären Einbruch im September/Oktober vor der Wahl.

-> Hier bei Equity.Clock <- können Sie den typischen statistischen Verlauf von Wahljahren im Vergleich sehen:

Nun ist 2020 fraglos kein normales Wahljahr, die Effekte des Virus und der beispiellose Stimulus überlagern alles, aber zumindest ist ein starker August in Wahljahren eben nicht ungewöhnlich.

Mit dieser besonderen Lage, mit diesem gnadenlosen Strich nach oben, kann man auf drei Arten versuchen umzugehen.

Erstens könnte man sich auf "Bewertungsfragen" stürzen und leicht argumentieren, dass viele Aktien in diesem Markt ja "überbewertet" seien.

Sie wissen was ich davon halte, da bleibt nur Augenverdrehen und wer so versuchen will den Markt zu timen, kann das gerne tun, aber ohne meinen Segen.

Denn eine "Bewertung" ist immer etwas Relatives und was bei einem Leitzins von 5% vielleicht im Vergleich zu Anleihen hoch bewertet ist, ist es bei absehbar 5 Jahren mit Nullzins eben nicht. Das zu vergleichen sind Äpfel und Birnen.

Ich habe das in unzähligen Artikeln thematisiert, so zuletzt auch in -> Warum steigen und fallen Kurse eigentlich <-. Die Bewertung von Aktien ist Ausdruck der *Zukunfts-Erwartungen* des Marktes und die können zu jedem Zeitpunkt zu optimistisch, aber auch zu pessimistisch sein - auch heute. Und erst hinterher ist man klüger.

Zweitens kann man taktisch an den Markt herangehen und dann sieht man die lange, pausenlose Aufwärtsbewegung, sieht aber auch Saisonalitäten wie im Chart oben und erkennt den Bullenmarkt, erwartet aber auch bald eine Konsolidierung.

Das ist eine legitime Herangehensweise, die durchaus Sinn macht. Man bleibt also dabei, wird nun aber ein wenig vorsichtiger und erwartet kurzfristig auch mal eine Konsolidierung oder Entladung.

Und dann gibt es Drittens noch eine ganz andere, langfristige Sichtweise, die sich mit den Liquiditätsströmen und dem historisch einmaligen Vorgehen der Notenbanken befasst.

Denn was wir hier erleben, wird zunehmend zu einer verdeckten Implementierung einer Form von "Modern Monetary Theory (MMT)", kurz gesagt alle Schleusen wurden geöffnet, werden auf Jahre - wenn überhaupt je wieder - nicht geschlossen und treiben die Preise aller Anlagegüter massiv.

Wenn das so ist, dann sind wir noch lange nicht in der Phase angekommen, in der jeder versteht, dass der einzige Schutz gegen Entwertung die Flucht in echte, fungible Sachwerte ist. Dann steigen Aktien oder Gold noch lange weiter, weil der Druck unter dem Kessel immer höher wird und wenn der nur einen engen Ausgang hat, dann pfeift der Kessel eben!

Und Vergleichsbewertungen zu den Zeiten einer normalen Geldpolitik sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind!

Sie erkennen leicht an meinen Worten, dass ich kurzfristig auf ein paar Wochen durchaus mit Zweitens sympathisieren kann, langfristig aber von einer sich beschleunigenden "Katastrophen-Hausse" wie in Drittens ausgehe.

Sicher kommt dann irgendwann das dicke Ende, aber vorher steigt der Druck im Kessel massiv und mit ihm die Kurse. Und wer aus Angst vor dem dicken Ende dann nicht dabei ist, wird einen doppelten, fatalen Fehler machen. Denn irgendwann wird auch der Letzte verstehen, dass die Orte zum Schutz von Vermögen immer begrenzter werden, bis dann der Kipppunkt erreicht ist, hinter dem es sowieso keinerlei Sicherheiten mehr gibt, auch nicht Gold, weil auch das konfisziert und verboten werden kann.

Lange Rede kurzer Sinn, dieser starke Markt spricht für weitere Stärke, auch wenn kurzfristig eine Verschnaufpause/Entladung kein Wunder wäre. Bewertungsfragen sind aber in einer Katastrophenhausse völlig irrelevant und nach dem *großen Reset* - wann immer der kommt, aber sicher nicht heute oder morgen - gehen sowieso alle Bewertungsfragen auf "LOS" zurück.

Ich will ihnen das was passiert anhand eines reinen US ETFs zeigen, dem Kursverlauf des ARK Innovation ETF (ARKK), dessen -> Holdings sie hier finden <-.

DIe Covid-Krise hat viele Entwicklungen, die noch Jahre langsam gelaufen wären, nun immens vorgezogen und beschleunigt. Und der Markt spiegelt das wieder, für den Sicherheit mit Zukunftspotential gleichbedeutend geworden ist.

Innovation geht immer, Zukunft gibt Sicherheit im Umbruch, nicht vergangene Meriten vergehender Industrien.

Natürlich ist bei diesem Chart auch ein Stück spekulative Übertreibung dabei, aber eben nicht nur, der wahre Kern ist vorhanden:

Machen Sie sich klar, dass diese hier fraglos vorhandene Spekulation und Übertreibung eher das Sahnehäubchen ist und nicht der Kern der Sache.

Denn wenn sie durch die Holdings des ARKK gehen, dann finden sie viele richtig starke, zukunftsträchtige Geschäftsmodelle, die *völlig zurecht* nun stark hochgekauft werden und rein gar nichts mit den Luftblasen des Jahres 2000 zu tun haben. Nur ob da nun etwas zu viel übertriebene Spekulations-Sahne oben auf den Kursen ist, das ist eine sehr berechtigte Frage, ich gehe auch eher davon aus, eine Korrektur erscheint fällig.

Der Markt preist also eine neue Wirklichkeit ein, eine Zukunft nach Covid mit Notenbanken, die nie mehr vom Gaspedal gehen.

Die FED hat nun sogar einen Nullzins für 5 Jahre angekündigt:
-> Fed Seen Holding Rates at Zero for Five Years in New Policy <-

Der Zins kehrt also nicht mehr wieder, wie ich schon vor Jahren angekündigt habe und ohne ihn bleibt nur ein Weg für Anlagekapital, die Flucht in fungibles Produktivvermögen. Genau das passiert gerade und es gibt keine Indikation dafür, dass es gerade jetzt enden muss.

Ich wünsche einen guten Start in den September!

Ihr Michael Schulte (Hari)

*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***

Sommerferien

Dieser Blog ist im August im Ferienmodus, im freien Bereich wird es in dieser Zeit keine neuen Artikel geben. Im Premium-Bereich schreibe ich ca. 1x pro Woche und bin locker im Forum aktiv, aber auch da sind die Aktivitäten deutlich heruntergefahren. Administrativ läuft der Blog im August normal weiter, weil ja auch die Server laufen und ich bin administrativ normal erreichbar. Ab 31.08. geht der Blog dann wieder mit Vollgas los.

Hudson River bei Poughkeepsie ca 1989 mit Catskill-Mountains, 2 Stunden N von NY

Der August ist auch der ideale Monat zum temporären Abschalten, auch die Politik und die Wallstreet ist in dieser Zeit in den Ferien, wer nicht "wegjettet" weilt als Händler auf seinem Landsitz in den "Hamptons" oder zu Hause auf der Veranda im "Mid-Hudson-Valley" oder den anderen schönen Regionen rund um New York.

Das erste Bild habe ich mal in den 80ern im Spätwinter auf einer Dienstreise vom noch eisbedeckten -> Hudson-River <- gemacht, der Nähe Poughkeepsie (Mid-Hudson-Valley) nach Süden Richtung New York fliesst und am Ende die Wall Street erreicht. Dahinter sieht man die landschaftlich wunderschönen Berge der "Catskill Mountains", in denen sich auch Natty Bumppo (Lederstrumpf) herumgetrieben haben soll.

Das zweite Bild zeigt Anfang der 90er die damals noch stehenden Twin-Tower vom Hudson Highway Richtung Süden.

Hudson Parkway Richtung Wallstreet ca. 1991 - ja, da standen die Twin-Tower noch ;

Falls Sie mit dem Gedanken spielen zu Mr-Market dazu zu stossen, ist der August auch die ideale Zeit, sich in Ruhe einzulesen, denn hier erwarten sie im Premium-Bereich derzeit 4.000 Artikel die in den letzten 8 Jahren entstanden sind - davon viele grundsätzlicher Natur und auch heute noch interessant. Hinzu kommen alleine im seit 2015 eröffneten neuen Forum rund 70.000 Beiträge, davon 12.000 von mir.

Sie sehen, man muss sich erst einmal einlesen und wenn neue Mitglieder dann den Premium-Bereich sehen, ist die erste Reaktion bei vielen auch eher das Gefühl von der Menge des Contents "erschlagen" zu werden und sich zurecht finden zu müssen. Weswegen ein paar ruhige Wochen der Vorbereitung eine feine Sache sind, bevor es dann im September in Richtung US Wahl und Jahresende so richtig los geht. Ein August ist eben in jedem Jahr dabei, am Anfang macht er mehr Sinn für Neueinsteiger.

Was den Markt angeht, hat der aktuell noch vor allem die laufende Quartalssaison im Blick, auch wenn nun der US-China Konflikt etwas hereinspukt. Im August, nach dem Höhepunkt der Quartalssaison in der kommenden Woche, in der dann auch die FED hinzu kommt, wird sich der Fokus des Marktes dann langsam auf die US Wahl verschieben und spätestens ab September wohl das Hauptthema sein, das den Markt umtreibt.

Wenn man historische Daten nimmt, ist der August statistisch ein richtungsloser Börsenmonat, in dem man wirklich mal Pause machen kann. In US-Wahljahren dagegen wie diesem, gibt es statistisch gerne noch einen starken August und im September/Oktober dann Vorsicht vor den Wahlen und Markt-Schwäche, die sich dann ab November nach der Wahl, in der Regel positiv zum Jahresende auflöst.

Nun ist dieses Jahr stark vom Corona-Virus überlagert, weswegen man statistische Tendenzen nicht einfach für bare Münze nehmen und 1zu1 übertragen sollte, das wissen um diese typische Herbst-Delle vor US-Wahlen, kann aber im Hinterkopf nicht schaden.

Vor Biden selber hat der Markt keine große Angst, wenn dann eher davor, dass dieser vom linken Flügel der Demokraten abhängig wird und damit Abgaben, Steuererhöhungen und Regulierung drohen. Weswegen die Wahl des/der Vizepräsident/in dieses Jahr besondere Bedeutung haben wird, Biden hat den Namen für Anfang August angekündigt.

Diese Wahl ist also ein abstraktes Risiko für die Märkte, die mit einem knappen Sieg Bidens eher kein großes Problem haben, mit einem Erdrutschsieg der Demokraten dann aber doch, der auch den Senat für die Demokraten erobern würde. Denn dann würde der linke Flügel der Demokraten in seinen Forderungen gestärkt und es wären keine Kompromisse mit den Republikaner mehr nötig, was in keinem Fall börsenfreundlich sein wird.

Der Markt liebt es, wenn die Steuern gesenkt werden und er ansonsten von Politik in Frieden gelassen wird, denn der Markt ist unpolitisch und bewertet zukünftige Firmengewinne und nicht gesellschaftliche Entwicklungen. Die Steuern sind in den US schon markant gesenkt und eine gegenseitige Blockade beider Kammern bei der Gesetzgebung wäre nun das, was der Markt bei einem Sieg Biden bevorzugen würde.

Auf jeden Fall gibt es je nach Sieger bestimmte Sektoren, die klar vom Einen oder Anderen profitieren, wie beispielsweise Clean Energy von Biden. Eine genauere Analyse der "Biden-Aktien" haben wir schon im Premium-Bereich besprochen, das ist ein Thema, das jeder Anleger im Herbst im Hinterkopf haben muss. An der Entwicklung bestimmter Sektoren wird man teilweise indirekt die Umfragewerte ablesen können bzw die Umfragewerte beeinflussen die Sektoren - das ist vor jeder US Wahl so.

Der übergeordnete Trend des Marktes ist aber bisher weiter bullisch, was zentral mit den Billionen zu tun hat, die via Notenbanken und Staaten auf den Markt geschmissen werden. In einem -> Tweet von Tom McClellan <- den ich schon verlinkt hatte, hat dieser dazu die richtigen Worte gesagt:

There are only 2 fundamentals that matter to the overall stock market:
1. How much money is there?
2. How much does that money want to be invested?

Und im Grundlagen-Artikel -> Warum steigen (und fallen) Kurse eigentlich? <- habe ich das vor Wochen hier auch ausführlich thematisiert:

Machen Sie sich das unbedingt klar, der entscheidende Treiber der Märkte ist Angebot und Nachfrage! Und die Nachfrage hängt wiederum mit der freien Liquidität zusammen, die Anlagenotstand hat.

Solange also freie Liquidität dringend eine Anlagemöglichkeit braucht, entsteht ein Nachfrage-Überhang und die Kurse werden mittelfristig weiter steigen, egal was irgendwelche Fundamentaldaten sagen. Und Politik und Notenbanken tun derzeit alles dafür, dass das so bleibt.

Auch für den Rest des Jahres, sollten wir diesen Mechanismus nicht vergessen. Es ist nicht der alleinige Faktor der den Markt bestimmt, aber der langfristig Bestimmende. Das größte Risiko ist nun fraglos die Politik, denn ein Erdrutschsieg der Demokraten würde sich natürlich auch auf die FED auswirken.

Auch wenn wir die Politik nun im Auge haben müssen, sollten wir trotzdem die FED nicht bekämpfen, denn ob uns deren aktuelle, leise und scheibchenweise Implementierung einer faktischen -> Modern Monetary Theorie (MMT) <- behagt oder nicht, hat für die Konsequenzen in unseren Depots keine Relevanz.

Wir dürfen das als Bürger sehr wohl sehr kritisch sehen, dürfen diese Sicht aber nicht mit unseren Anlageentscheidungen vermischen, denn als Anleger gilt es mit dem Trend zu gehen und die Vorteile aus etwas zu ziehen, was man als Bürger nicht verhindern kann. Die Wahrheit liegt auf dem Platz und wer intelligent dem Markt folgt erzielt bessere und nachhaltigere Resultate, als der Wahrsager mit Ego, der sich gerne auch Prognostiker oder Crash-Guru nennt.

Nutzen wir also den August um durchzuatmen, den Kopf frei zu bekommen, mal Dinge zu lesen für die sonst keine Zeit ist und uns auf das Jahresende an den Börsen gedanklich vorzubereiten. Denn das wird extrem spannend und bewegt, wenigstens das kann ich garantieren.

Ich werde jetzt genau das tun und wünsche Ihnen auch einen schönen August!

Ihr Michael Schulte (Hari)

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Vom Fischen und dem Zeitpunkt der Jagd



Es gibt Investoren und es gibt Trader. Die Grenze verläuft fliessend und viele wollen gerne Investoren sein, verhalten sich dann aber in der ersten Krise wie schlechte Trader, man könnte auch sagen wie aufgescheuchte Hühner. Aber das soll heute nicht Thema sein.

Die gängige Logik für Investoren ist bekannt, man muss primär *im* Markt sein und nicht draussen, um an seinen langjährigen Gewinnen teilhaben zu können. Für viele unerfahrene Anleger ohne echtes Marktverständnis, ist sowieso Kaufen und Liegenlassen im Zweifel die bessere Strategie, als etwas timen zu wollen, obwohl Erfahrung und Mittel dafür völlig fehlen und die Psyche mit diesen Anlegern Rodeo tanzt.

Allerdings auch nur, wenn man eine belastbare Strategie für das Risikomanagement, den "Check" besitzt, denn wer will schon bei General Electric oder noch schlimmer Enron einfach liegenlassen? Dieser Tage könnte man dann noch Wirecard zur Liste hinzufügen. 😉

Aber selbst wenn sie statt Einzelaktien einen ganz breiten ETF zB auf den MSCI World gewählt haben, habe ich schon dargestellt, dass Anleger bei schweren Krisen mit 70% Minus das dann mit großen Depots auch nicht durchhalten können. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis eben, egal ob mit Einzelaktie oder ETF. Weswegen völlig unbedarfte Anleger ihr Geld lieber in kompetente, dritte Hände geben sollten, auch wenn diese Hände natürlich auch nur mit Wasser kochen und selber Fehler machen.

Das soll heute aber alles nicht Thema sein, heute geht es um den aktiven Anleger, umgangssprachlich auch Trader genannt, denn auch jemand der eine Aktie oder einen ETF ein Jahr hält und dabei langfristige Trendbewegungen spielt ist letztlich ein Trader, wenn auch mit langfristigem Zeithorizont.

Ein Grundproblem das viele unerfahrene Trader und allgemein Anleger dabei haben, ist das sogenannte "Overtrading", der Versuch aus dem Markt etwas oder mehr herauszupressen, als da in Realität vorhanden ist. Und das soll heute Thema sein.

Es ist ja auch so verlockend, wir kennen es doch von "normaler" Arbeit, dass wenn wir mehr Energie hereinstecken, da in der Regel auch bessere Ergebnisse herauskommen. Wenn man sich also im normalen Leben um 19 Uhr Abends hinsetzt um etwas zu arbeiten, dann kann man da auch produktiv sein, weil man nun Zeit investiert.

Was den Markt angeht, ist das aber grundfalsch!

Der Markt muss gar nichts und wir können nur dann etwas aus dem Markt holen, wenn er bereit ist uns etwas zu geben! Dem Markt gegenüber ist Demut gefragt und die Erkenntnis dass wir kleine Nußschalen sind, die nur aufheben können, was der Markt für uns fallen lässt.

Das ist nicht unähnlich der echten Jagd, der echte Jäger kann auch nicht erzwingen, dass Wild genau dann aus dem Gebüsch kommt wenn er auf Lauer liegt, er braucht die Demut den richtigen Moment abzuwarten.

Aus den Märkten kann mal also nichts herausholen, nur weil man beschliesst sich jetzt hinzusetzen und traden zu wollen und diese Weisheit kannte schon der berühmte Jesse Livermoore:

Play the market only when all factors are in your favor. No person can play the market all the time and win. There are times when you should be completely out of the market, for emotional as well as economic reasons.

Denn Faktum ist, dass im Markt oft lange Zeit nicht viel zu holen ist, es sind wenige Phasen im Jahr von maximal wenigen Monaten, in denen man bei starken direktionalen Bewegungen dabei sein muss. Im Rest könnte man mit den Gewinnen sozusagen am Strand liegen und Cohiba rauchen - wir wollen doch den Klischees der Anleger zum Thema Börsianer entsprechen, oder? 😉

Diese Aussage gilt durchaus auch für echte Investoren, nur agieren die nicht in einem Zeithorizont, der mehrfaches, taktisches Rein- und Raus innerhalb eines Jahres wirklich sinnvoll macht. Die halten in so volatilen Seitwärtsphasen ihr Positionen einfach, hedgen sie vielleicht. Der Trader aber spielt mit dem Markt.

Wir haben doch zwei so potentiell profitable Phasen gerade erlebt. Ènde Februar ging es an den Märkten massiv herunter und kluge Investoren haben diesen Absturz mit diversen Methoden des Risikomanagements gedämpft, während Trader davon sogar profitiert haben.

Dann drehte der Markt Ende März und nun konnte die Jagd nach oben bald losgehen. Kluge Investoren haben in den folgenden Wochen selektiv akkumuliert und Trader haben Aktien geritten, die sich seitdem teilweise verdreifacht haben. Mit -> Thor (THO) <- habe ich ihnen erst vor Kurzem einen derartigen Fall gezeigt.

Klar war aber bald eindeutig, das war eine kritische Phase des Jahres, eine Phase in der massiv zu gewinnen und zu verlieren war, eine Phase in der man als Anleger hellwach sein musste.

Es wird aber auch wieder Phasen geben, in denen die Märkte weitgehend seitwärts eiern und wenig zu holen ist und in diesen Phasen macht es keinen Sinn durch "Overtrading" etwas erzwingen zu wollen, was gar nicht da ist.

Dann sollte man im übertragenen Sinne einfach "Fischen" gehen, etwas was auch Jesse Livermore mit diesem berühmten Satz schon wusste:

Dann präsent sein, wenn etwas zu holen ist und gelassen das Leben geniessen, wenn nicht. Das wäre doch kein schlechtes Leben für einen Trader, der diese Phasen brauchbar erkennen kann, oder? 😉

Das Problem dabei ist natürlich, woran erkennt man, dass man in der einen oder anderen Phase ist?

Ich sage aus Überzeugung, das kann man! Ich mache es den Mitglieder doch seit Jahren vor! Das ist aber keine Frage eines einzelnen Indikators, sondern das Ergebnis eines gewachsenen Marktverständnis und um den Mitgliedern das zu vermitteln, bin ich im Premium-Bereich da.

Man kann den Markt aber *nicht* vorher erraten, woher genau wollten sie denn im Vorfeld wissen, dass der Markt genau am 21./24.02. massiv zu fallen beginnt? Darin, in diesem Hang die Zukunft erraten zu wollen, líegt ein weiterer, grundsätzlicher Fehler der meisten Anleger. Aber auch das ist ein anderes Thema, das ich schon mehrfach adressiert habe.

Lösen sie sich vom Raten und konzentrieren sie sich auf das Beobachten des Spiels auf dem Platz!

Dann erkennen sie kurz *nach* dem Beginn, nicht vorher, dass nun eine kritische, volatile Phase begonnen hat. Danach, nicht davor und das genügt völlig! Man konnte das schon kurz nach dem 21./24.02 sehen, es war recht eindeutig.

Dann erkennen sie einen starken Trend wenn sie mittendrin sind und sich eine Folge von höheren Tiefs und Hochs ergibt, so wie das aktuell noch der Fall ist. Wenn man statt zu raten einfach nur auf das Chart schaut, ist das Signal of deutlich.

Und sie erkennen auch eine Phase der Richtungslosigkeit, wie sie oft mal über den Sommer eintritt und dann gehen sie eben Fischen.

Sie gehen aber nicht für einen festen Zeitraum Fischen, den sie schon vorher festgelegt haben - das wäre wieder Raten und morgen kann ja theoretisch eine Bombe platzen - sie gehen fischen so lange wie es ruhig bleibt Und wenn sich das ändert, werden sie wieder aktiv.

Auch bei ihren Pausen und beim "Fischen" machen sie sich also demütig vom Markt abhängig, der meldet sich schon lautstark durch stark steigende Volatilität wenn er in Bewegung gerät und ihre Aufmerksamkeit unbedingt erforderlich ist.

Man kann gute Phasen auch antizipieren, was aber nicht mit "sicher wissen" gleichzusetzen ist. Aber es gibt sinnvolle Kriterien die helfen, solche attraktiven Phasen besser zu erkennen.

Gute, profitable Momente aus Sicht des Gesamtmarktes finden sich zum Beispiel oft, wenn diese vier Dinge zusammen kommen:

  • Der Markt hat schon korrigiert und dreht nach oben oder er bricht aus einer Seitwärtsbewegung aus. Heisst, der Markt *beginnt* eine potentiell grössere Aufwärtsbewegung.
  • Das Sentiment ist skeptisch und zögerlich, die Anleger sind unterinvestiert, viele Absicherungen sind im Markt.
  • Die "Powers that be" - also zB die Notenbanken - haben gleichgerichtete Interessen und werden den Markt absehbar treiben bzw absichern.
  • Die Statistik (zB Saisonalität) bläst als Rückenwind in die Segel.

Genau das war mehr oder weniger Ende März der Fall. Wer da kein flatterndes Huhn war, hatte die Chance sichtbar vor sich. Und es war auch im Oktober 2019 der Fall und hat die Rally des 4. Quartals eingeläutet.

Sicher kann man auch andere Kriterien anlegen, ein spezialisierter Trader - zum Beispiel auf Volatilität - wird ganz andere Kriterien dafür haben, wann der Markt für ihn interessant ist. Das oben sind nur Beispiele. Und am Ende muss immer der Beweis vom Markt selber kommen, das Wild muss auch wirklich aus dem Gebüsch kommen, sonst war das "Rascheln" der Indikatoren ein Fehlsignal.

Das Fazit für Trader ist:

Sie sollten *nicht* permanent im Markt sein. Sie sollten *nicht* traden, nur weil sie sich vor den Schirm gesetzt haben, um etwas zu finden. Weder Langeweile, noch die Suche nach "Rache", sind sinnvolle Motivatoren für neue Positionen.

Man nennt das wie gesagt auch "Overtrading", wenn zu viele Setups gemacht werden, nur damit man überhaupt etwas macht.

Sie tun als Trader gut daran, sich Kriterien dafür zurecht zu legen, wann sie überhaupt im Markt sind.

Und es spricht nichts dagegen, dass Sie 6 Monate im Jahr dann *gar nichts* machen. Im Gegenteil, solche Auszeiten deuten darauf hin, dass Sie Ihre Kräfte bündeln können.

Legen Sie sich nicht nur Watchlisten und Einstiege zurecht, sondern auch eine Logik, *wann überhaupt* Sie im Markt unterwegs sind und wann Sie alle Positionen schliessen und abseits stehen.

Gehen sie auch öfter mal "Fischen", gute Trader erkennt man auch daran, dass sie wissen wann es Zeit dafür ist

Ihr Michael Schulte (Hari)

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