Wechselspiele

Lage & Szenarien vom 23.07.2023

Die Wechselspiele am Aktienmarkt haben begonnen und das ist ein gutes Zeichen. Die Marktübersicht oben, von Finviz zur Verfügung gestellt, zeigt den Mechanismus. Sie dokumentiert die Kursentwicklung der S+P 500-Aktien von Jahresbeginn bis zum derzeit letzten Handelsfreitag, dem 21.7.2023.

Der S+P 500 ist einer der führenden US-Aktienindices, die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen sind in ihm versammelt. Die Marketmap von Finviz gruppiert die Unternehmen in Sektoren und die Größe der Kacheln spiegelt die Größe der Unternehmen. Die Kacheln sind mit amerikanischen Börsennamenskürzeln der Firmen versehen. MSFT steht zum Beispiel für Microsoft. Unter den Kürzeln sind die prozentualen Kursgewinne bzw. Verluste für den jeweiligen Zeitraum notiert. Je höher der Gewinn, desto grüner die Farbe; bei Verlusten werden die Kästen rot eingefärbt.

Die Marketmap zeigt nun die Performance der Aktien vom Jahresbeginn bis zum 21.7.23. Die Sektoren Technology, Communication, Consumer Cyclical, Financial leuchten grün. Der Rest dümpelt vor sich hin. Es ist die Zeit des KI-Hypes, Tech-Konzerne sind angesagt.

In der letzten Woche wechseln die Favoriten: Die Tech-Konzerne sind weit vorgelaufen und ausgepowert. Nun treiben Anleger Kurse in den Sektoren Healthcare (Gesundheit), Energy nach oben. - Die Beobachtung lässt sich auch bei weiteren Sektoren in der Marketmap machen. Aktien, die bereits nach oben strebten, legen eine Pause ein. Dafür schließen Nachzügler auf. Damit setzt sich der Trend der zunehmenden Marktbreite fort, auf welchen ich bereits vorigen Sonntag hinwies. Anleger werden zuversichtlicher und mutiger und wählen nun Titel, die bisher vermeintlich übersehen worden sind, die traditionellere Geschäftsmodelle verfolgen und (noch) keine der aktuell geliebten KI-Storys erzählen können. Im Lage & Szenarien vom Sonntag, dem 11.6.23, hatte ich mit dem fallenden Schwankungsbreiten-Index VIX analysiert, dass Anleger sorgloser werden und die Kurse damit antreiben.

Jetzt kommen zwei weitere Effekte hinzu.

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Das Wichtigste

Das Wichtigste muss man immer wiederholen. Denn an der Börse wird das Wichtigste immer wieder verdrängt oder erst gar nicht erst verstanden. Denn das Wichtigste ist keineswegs deckungsgleich mit dem, was am leichtesten verständlich ist. Wäre es anders, wäre jeder an der Börse erfolgreich.

Da werden zum Beispiel Stunden um Stunden in vermeintlich "tiefgründigen" Fundamentalanalysen von Aktien gesteckt ("vergründelt"), die man sich gleich sparen und die Zeit besser am Strand verbringen könnte, weil es kurz - und mittelfristig keinen Vorteil gegenüber dem Markt generieren kann und schon gar nicht für Timing geeignet ist.

Oder es werden Mengen an bunten Indikatoren zu Kurs und Volumen hinzugefügt, im irrigen Gedanken, dass man damit neue Informationen hätte und einen Vorteil gegenüber dem Markt erzielen könnte.

Das Wichtigstes wird aber zu oft beiseite geschoben und nicht einmal verstanden. Es ist der Satz:

Der Markt ist ein selbstreferentieller (reflexiver) Diskontierungsmechanismus!

In diesem Artikel will ich noch einmal aufdröseln, was das für uns bedeutet. Fangen wir mit dem Diskontierungsmechanismus an.

Diskontierung bedeutet, dass erwartete Ereignisse der Zukunft in ihrer Bedeutung in die Gegenwart "zurückgerechnet" werden, also "diskontiert" werden. Oder in anderen Worten, der Markt versucht zu bestimmen, welchen wirtschaftlichen Wert eine erwartete, zukünftige Entwicklung in der Gegenwart besitzt.

Jetzt ist das nichts Geheimnisvolles, jeder von uns funktioniert instinktiv genau so. Auch "der Markt" ist nichts Geheimnisvolles, das sind Sie und ich und jeder andere Marktteilnehmer.

Stellen wir uns vor, wir bekommen die Nachricht, dass bei einer Aktie in einem Jahr wahrscheinlich ein bestimmtes Ereignis eintritt. Zum Beispiel könnten wir die Erwartung haben, dass bei einem Biotech-Wert in einem Jahr eine Freigabe als Medikament erfolgt und dann die Umsätze hochgehen.

Sofort stellt sich dann jeder von uns ganz intensiv die Frage, ob diese Erwartung eines Geschehens in einem Jahr, nicht schon heute einen Kauf sinnvoll macht. Und wenn ja, *wieviel* man dafür bezahlen darf, denn es bleibt ja ein Unsicherheitsfaktor und es macht daher keinen Sinn, den erwarteten, positiven Effekt schon heute zu 100% zu bezahlen.

Genau das ist die *Diskontierung* von zukünftigen, erwarteten Ereignissen. Jeder Markteilnehmer macht das instinktiv, sie, ich und jeder "Guru" auch.

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Der neue Tech-Bullenmarkt und was wir von den 90er Jahren lernen können

Die Mitglieder wissen es von mir schon länger. Während die fundamentalen Auguren der Neuzeit noch mediale Rezessionssorgen verbreiten, die der Markt schon weitgehend eingepreist hat und während das politische Kasperletheater um das US Debt Limit noch Unsicherheit verbreitet, spricht einiges dafür, dass im Tech-Sektor schon ein neuer Bullenmarkt im Gange ist.

Ja, ein neuer Bullenmarkt, ich meine was ich sage. Der Bärenmarkt in Tech hat auch nicht erst Anfang 2022 begonnen, sondern schon im Frühjahr 2021, wo viele der kleineren Hype-Aktien schon ihre Abwärtsfahrt begannen, während die Schwergewichte bis Ende 2022 die Indizes noch zusammengehalten haben.

Technisch gesehen, hatte dieser Bärenmarkt seinen Tiefpunkt wohl am 13.10.22, einem Datum das wir schon kurz danach in seiner Bedeutung erkannt haben. Aber nur weil ein Bärenmarkt endet, ist kein neuer Bullenmarkt da, sondern nur ein Interregnum, eine Übergangsphase.

Aber das "Spiel auf dem Platz" sendet eindeutige Signale, weswegen ein derartiger, weiterer Verlauf in 2023 prinzipiell gute Chancen besitzt.

Keine Sicherheit, Sicherheit gibt es am Markt nie und vielleicht haben wir Pech und morgen bricht irgendwo ein Atomkrieg aus und alles ist anders. Aber auf Basis des heute vorhandenen Wissens hat das gute Chancen, die Price-Action deutet klar in diese Richtung:

Ein neuer Bullenmarkt, der Jahre tragen soll, ist aber mehr als ein Rebound und braucht immer einen Katalysator, ein Thema, an dem man erhebliche Produktivitätssteigerungen festmachen kann.

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Strategisch Anlegen

Lage & Szenarien vom 28.5.2023

Für die einen sind die gezackten Linien im obigen Chart belanglos. Für andere sind sie ein Vermögen wert. Was sie auf jeden Fall sind: Zu Kursen gewordene Urteile von Anlegern. Solche geldgehärteten Urteile kann ich mir zunutze machen.

Der Chart beginnt links mit dem Jahr 2022 und endet rechts in der gerade zu Ende gegangenen Handelswoche. Die aneinander gereihten Stäbchen verfolgen die Tagesnotierungen des SOX. Der SOX-Index konzentriert sich auf die US-Halbleiterwerte, er ist auch unter dem Namen Philadelphia Semiconductor Index bekannt.

Nun weiche ich von der reinen Lehre ab und vergleiche etwas, was man kaum miteinander vergleichen sollte, es ist statistisch unsauber; ich vergleiche einen US-Index mit drei deutschen Unternehmen, die börsennotiert sind. BMW (obere Linie), Mercedes (Mitte), VW (unten) habe ich im Chart eingeblendet. Solches Vorgehen hielte wohl keiner Überprüfung durch Finanzexperten stand. — Das kann mir aber egal sein als Privatanleger. Mir geht es darum, für meine Aktienanlage gewinnbringende Erkenntnisse zu erzielen und wenn ich mir erhoffe, es könne auf diesem Weg gelingen, dann darf ich es probieren. Zunächst macht die gewählte Vier-Linien-Aufstellung einen unspektakulären Eindruck. Obwohl, genauer hingeschaut, kann ich bereits einige Erkenntnisse herausziehen.

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Ebbe, Flut und der Trend

Heute habe ich ein paar Zeilen für sie, die ich vor vielen Jahren so ähnlich schon einmal geschrieben habe. Aber da die Prinzipien des Marktes sich nicht wirklich ändern, macht es Sinn, diese wieder in Erinnerung zu rufen.

Ein bischen ist es mein "Wort zum Sonntag", meine "Predigt", was wirklich wichtig ist, wenn man sich langfristig erfolgreich dem Marktgeschehen aussetzen will.

Ich weiss nicht, ob Sie schon einmal in Ruhe am Strand waren und lange die Wellen beobachtet haben. Und versucht haben, dabei ein Muster und eine Entwicklung zu erkennen.

Wenn ja, wissen Sie, dass die einzelne Welle nichts bedeutet. Gar nichts! Die kann hoch oder niedrig sein, aber schon eine Minute später kann sich das als Ausreisser und damit irrelevant heraus stellen.

Was aber Bedeutung hat, ist der Rhythmus, also die Abfolge von Höhen und Tälern. Werden die Täler höher und die Schaumkronen langsam grösser? Dann ist das eine relevante Beobachtung, aus der man Schlussfolgerungen zu Ebbe und Flut ziehen kann.

Und in den Phasen Ebbe und Flut stellt dieses Hin- und Her der Wellen eben einen Trend dar, die Wellen werden langsam entweder höher oder tiefer und es lohnt sich diesen Trend zu kennen, denn am Ende setzt er sich durch, egal wie hoch oder niedrig ein einzelner Ausreisser mal sein kann.

Genau so ist auch der Markt. Der Markt ist ein Meer von Bewegungen und Gegenbewegungen, Ebbe und Flut, Schub und Retracement. Ich nenne das in Trends immer auch das Prinzip von "Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück" und letztlich beschreibt das die gleiche Sache.

Wer versucht, den Markt aus der singulären Warte der nächsten Welle zu betrachten, darf das als Trader tun, wird damit aber als Investor zwangsläufig scheitern. Und wer nach einer großen einzelnen Welle nicht inhärent davon ausgeht, dass sich diese auch wieder zurückziehen muss, darauf aber die nächste Monsterwelle kommen wird, hat das Prinzip von Trends nicht verstanden und wird im falschen Moment das Falsche tun.

Dummerweise denkt so die Mehrheit, weil das systemische, reflexive Wesen des Marktes einfach nicht in den Köpfen ist, selbst wenn zu solchen Weisheiten wohlgefällig genickt wird. Aber hören/lesen und wirklich verinnerlichen, sind eben noch zwei verschiedene Dinge für das Affenhirn.

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Das Buchhalter-Problem bei der Marktbetrachtung

Ich hoffe, der Berufsstand der Buchhalter wird mir verzeihen, ich hätte es auch das "Ingenieurs-Problem" nennen können, denn ich will zu den Gedankenstrukturen schreiben, die die Welt - und die Börsen - gerne in "Wahr" und "Falsch", in "Korrekt" und "Inkorrekt" aufteilen wollen, die aber für den Umgang mit den Märkten leider völlig ungeeignet sind.

Wir nennen diesen Typus im Forum immer wieder den "Gründler", oder hier eben "Buchhalter". Denn in diesen Denkstrukturen muss eine Sache eindeutig die eine *oder* die andere sein, ein Saldo muss aufgehen, eine Frage muss eine eindeutige Antwort haben und der Meßwert einer Maschine kann präzise ermittelt werden.

Dass ein Sachverhalt aber Mehreres gleichzeitig und Nichts ganz eindeutig ist, ist für solche Denkstrukturen ein Horror. 😉

Und nun schauen wir mal auf den Leitindex S&P500 im Weekly am Mittwoch 19.04.23, können wir hier eine eindeutige Antwort finden, wohin diese Chartstrukturen weisen?

Natürlich nicht, es ist ein "entweder-oder", ein "sowohl-als-auch" aber eben nicht ohne Tendenzen. Nur sind Tendenzen eben keine Gewissheiten.

Die Reaktion von Otto Normalanleger bei solcher Indifferenz lautet dann: "Alles Kaffeesatzleserei. Man kann in der Charttechnik mit der gleichen Struktur das Eine, wie das Andere argumentieren."

Stimmt! Das ist tatsächlich wahr! Aber das Eine und das Andere haben *nicht* die gleiche Eintrittswahrscheinlichkeit, das ist der Punkt solcher Strukturen und ihrer Analyse! Es geht immer um *Wahrscheinlichkeiten*, etwas was den "Buchhalter" wahnsinnig macht, weil der Saldo muss unbedingt eindeutig aufgehen. 😛

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Vor 5 Jahren und in 5 Jahren

Mr-Market gibt es seit nun 12 Jahren und im freien Bereich und selbst in der Grundlagensektion haben sich Massen an Content angesammelt, der teilweise hochaktuell, weil universell gültig ist.

Schauen sie doch einfach nur mal in -> diese Liste <- der Grundlagenartikel des freien Bereiches.

Gerade jetzt, kurz vor den Osterferien, sind wir wieder in einer typischen Situation, über die ich vor 5 Jahren in folgendem Artikel geschrieben habe:

-> Vom Dabeibleiben und der Angst in uns <-

Denn der Markt hat alle Einschläge der letzten Wochen ganz wunderbar abgeschüttelt und scheint hoch zu wollen, gleichzeitig ergiesst sich aber (mal wieder) ein mediales Crescendo an "Warnungen" und bärischen Weissagungen über uns und verunsichert die armen Anlegerseelen.

Als arme Anlegerseele kann man da schon Sorgen bekommen, wenn Aktienstrategen wie Marko Kolanovic von JP Morgan oder Mike Wilson von Morgan Stanley vor einer schweren Rezession warnen und behaupten, dass das erste Quartal den Hochpunkt des Marktes in 2023 markiert oder die Gewinnerwartungen der Unternehmen viel zu hoch seien.

Da kann man sich als arme Anlegerseele vor unglaublich viel sorgen, bärische Weissagungen hören sich auch immer besonders "intelligent" an, der Verweis darauf, dass die Märke im Mittel steigen, hat dagegen eher einen naiven Klang.

Sorgen machen, kann man sich aktuell zum Beispiel wie folgt:

  • Was wenn jetzt doch eine scharfe Rezesson kommt und die Gewinnerwartungen viel zu hoch sind?
  • Was wenn die Inflation wieder steigt und das Narrative der fallenden Inflation sich als falsch herausstellt?
  • Was wenn die Bankenkrise weiter eskaliert und in ein paar Wochen eine weitere US-Bank aus den Top-20 kippt?
  • Was wenn sich der Krieg in der Ukraine doch ausweitet und die NATO direkt involviert wird?
  • Was wenn die FED doch überzieht und hilflos einer Stagflation gegenüber steht?

Und jetzt komme ich daher, wische das alles weg und sage: Schmarrn! Damit meine ich nicht, dass der bärische Pfad unmöglich ist, sondern nur, dass es nichts bringt, sich von einzelnen Risiken verrückt machen zu lassen, der Markt ist immer die Synthese unterschiedlichster Strömungen und nie das Ergebnis nur eines Faktors!

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Vertrauen – die Grundlage unseres Geld- und Bankensystems

Mit dem Einschlag, der am Donnerstag 09.03.23 vor einer Woche den Finanzmarkt traf, war die Anlagewelt plötzlich eine Andere.

Projektionen waren ungültig, Erwartungen änderten sich, Aktien drehten nach unten und Anleihenrenditen drehten 180 Grad auf dem Fuss. Und die FED dürfte dadurch gezwungen werden, ihren aggressiven Zinsteigerungspfad zu verlassen, zumindest aber deutlich abzuflachen, das kann man als sicher betrachten. Der Markt nimmt es bei den Renditen schon vorweg:

Was war passiert? Die Silicon Valley Bank (SVIB) rutschte in die Pleite. Eine Pleite, die vermutlich vermeidbar war und erheblichen Kollateralschaden beim Vertrauen in das Bankensystem ausgelöst hat.

An vielen Stellen wurden dann dieser Tage reflexartig wieder die Argumentationen der Nach-Lehman-Zeit aufgewärmt, dass da "verantwortungslos gezockt" wurde und dass es an Regulierung fehlte und so weiter und so fort.

Was ich ihnen in diesem Artikel zeigen will ist, dass das zwar nicht ganz falsch ist, aber am Kern vorbeigeht, denn es geht hier vor allem um *Vertrauen* und nicht um Regulierung.

Und was ich ihnen in diesem Artikel zeigen will ist genau genommen ein "Geheimnis", das die Mehrheit der Bürger besser gar nicht verstehen sollte. Denn die müssen weiter an die Zuverlässigkeit von Regulierung und Kernkapitalquoten und dergleichen glauben und dass die Aufsicht schon dafür sorgen wird, dass immer alles gut wird. Denn es ist wichtig für das Finanzsystem, dass dieses Vertrauen vorhanden ist!

Aber es ist auch kein Problem das "Geheimnis" hier mit ihnen zu teilen, weil das hier sowieso nur vergleichsweise Wenige lesen werden, dieser Text ist sozusagen "nicht systemrelevant". 😛

Kommen wir zunächst zur SVIB

Wenn Laien von einer Pleite hören, denken sie zunächst an Zahlungsfähigkeit (Solvency) und potentielles Missmanagement. Das ist auch nicht falsch, aber nicht die ganze Wahrheit und auch im Falle SVIB nicht die wahre Geschichte.

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An der Börse nichts Neues

Wenn man - wie ich - sich schon über 30 Jahre mit der Börse befasst und über 10 Jahre aktiv darüber schreibt, erlebt man immer wieder fasziniert, wie jeden Tag jemand Neues aufsteht, der sich wieder auf die Suche nach dem "Heiligen Gral" der Geldanlage macht und nach relativ kurzer Zeit glaubt, diesen gefunden zu haben.

Dann wird laut dafür bei Twitter geklappert, immerhin wurde da ja wahlweise ein Jesse Livermore, Benjamin Graham, Peter Lynch oder André Kostolany wiedergeboren, die Follower steigen, der Glaube nun die "Wahrheit" und den "heiligen Gral der Geldanlage" gefunden zu haben steigt, aber Jahre später wird es ganz still, weil die vermeintliche Wundermethode sich in der Realität nicht bewährt. Natürlich nicht.

Der Grund für diesen ermüdenden, immer gleichen Zyklus ist, dass es erstens diesen "heiligen Gral der Geldanlage" nicht gibt, es gibt keine "sichere Methode" für große Gewinne und zweitens dass es zum Thema Börse auch nichts prinzipiell Neues mehr gibt, denn wie der Markt funktioniert hat schon seit 100 Jahren eine große Zahl echter Börsengurus von Richard Wyckoff bis William O'Neil erkannt. Jede neue Generation packt diesen alten Wein der Börsenweisheit dann nur in neue Schläuche mit neuen Namen, die vielleicht auch erlauben sollen, einen eigenen Claim daran zu kleben.

Die wirklich zentralen Wahrheiten sind aber universell, sind alt und dazu gehört eben auch, dass es Abseits von Insiderwissen keinen "heiligen Gral", keine garantierte Gewinnmethode an den Märkten gibt.

Die wirkliche Leistung, die langfristige Gewinner am Aktienmarkt von Verlierern unterscheidet, ist sowieso nicht eine bestimmte Technik, sondern die Entwicklung der eigenen Denkstrukturen, den richtigen "Mindset" zu finden, um es neudeutsch in "Denglisch" auszudrücken. 😛

Mindestens 50%, nach meiner festen Überzeugung eher 70% des Erfolges, haben nicht mit selektiven Anlagetechniken, sondern mit unseren Denkstrukturen zu tun, denn da stehen wir uns regelmässig im Wege, was ganz besonders für die gilt, die sich dieser Erkenntnis verweigern und fest davon überzeugt sind, dass sie nur genügend graben und "backfitten" müssen, um dann in ihrer unermesslichen Weisheit doch den Anlage-Gral und die Idealmethode zu finden, die hohe Gewinne ohne Stress und Arbeit garantiert. Hach wäre das nicht schön? 😛

Dieser Weg in die Selbsterkenntnis, ist die entscheidende Reise die jeder erfolgreiche Anleger am Ende antreten muss und mit der Selbsterkenntnis findet sich dann auch eine Anlagetechnik, die zur eigenen Psychologie passt und den Weg zum Erfolg weist, weil man genau diese Technik dann auch diszipliniert durchziehen wird. Denn die Straßen der Börsen sind gepflastert mit Anlegerleichen, die zwar einen guten Ansatz hatten, aber am eigenen "Affenhirn" und seinen Disziplinlosigkeiten gescheitert sind.

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Munger, Minervini und die Anlagehelden

Vor nun bald 9 Jahren habe ich ihnen im freien Bereich einen Artikel geschrieben, an den ich heute anknüpfen will:

-> Warum Sie „Gurus“ nicht hinterher laufen sollten und Ihre eigene Strategie brauchen <-

Denn hinter -> diesem Twitter-Link <- findet sich ein kurzes, aktuelles Statement von Charlie Munger, in dem er folgende Sätze sagt:

“I regard Alibaba as one of the biggest mistakes I ever made.

“In thinking about Alibaba, I got charmed by their position in the Chinese internet and didn’t stop to realize, ‘they’re still a gawd-damned retailer.’”

Zunächst einmal, der Mann ist 99 Jahre, sitzt da und gibt Anlage-Interviews im Fernsehen. Ich kann gar nicht sagen, wie groß mein Respekt davor ist. Extrem beeindruckend, Applaus!

Dann habe ich natürlich auch allergrößten Respekt vor seiner Lebensleistung und es ist auch Zeichen von Reife und Seriosität, einen Fehler so öffentlich zu bekennen. Applaus!

Aber, darin steckt auch eine Botschaft an uns, die ich schon oft geschrieben habe und die lautet, dass Buffett und Munger in der heutigen Zeit nach meinem Eindruck auch nur mit Wasser kochen.

Ihr großer Erfolg beruhte auf einem erarbeiteten Informations-Edge, der seit 10-20 Jahren durch den Aufstieg der elektronischen Informationssysteme vermutlich immer kleiner geworden ist. Gleichzeitig sind ihre Anlagevolumina immer größer geworden, was es für sie zunehmend unmöglicht macht, sich bei den kleineren, unbekannten Unternehmen einen Informations-Edge zu erarbeiten und genau das hat eigentlich ihren Aufstieg begleitet.

So müssen die beiden heute Kolosse wie Alibaba, Apple und TSM kaufen, weil ihre Volumina viel zu riesig sind. Und eigentlich gibt es bei Alibaba kein Informationsdefizit für niemanden, zumindest sollte es das für Leute mit Munger mit seinen Beziehungen nicht geben.

Also, hier ist bei mir Null Häme, nur großer Respekt, auch wie damit nun von Munger umgegangen wird. Aber trotzdem ist für uns Anleger wichtig, diese typischen Meldungen dass Buffett und Munger dies oder das gekauft haben, einfach wegzuklicken. Es hat für uns keine Relevanz und garantiert auch kein erfolgreiches Investment, siehe auch Kraft Heinz (KHC) und andere.

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